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Toxicas

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2018
Der Horror der frühen Medizin
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Medizin


sehr gut

Kurz-Rezension:

Auf dieses Buch, mehr eine Biografie, habe ich mich schon sehr gefreut.

Es geht um die Mediziner des 19. Jahrhunderts und wie sie praktizierten. Ganz explizit um die damaligen Chirurgen. Es war für viele Patienten ein wahrer Albtraum, da es oft nicht mit rechten Dingen zuging. Zu viele Krankheiten, die hätten verhindert werden können. Zu viele ungeklärte Todesfälle, um die sich niemand zu kümmern schien. Bis Joseph Lister, zu der Zeit noch Medizin-Student, sich traute, diese Dinge öffentlich zu benennen und gegen sie anzukämpfen.

In mehreren kurzen Kapiteln werden unterschiedliche Desaströsitäten erläutert, die mich häufig sprachlos machen. Es wird auf die fallbezogenen Charaktere eingegangen und dargelegt, wie es zu dem jeweiligen Umstand kam. Dabei greift die Autorin auf eine präzise und leicht verständliche Sprache zurück, was ich ob der Themen sehr begrüße.

Ich bin sehr gefesselt von den Erzählungen der Entdeckungen Listers.

Bewertung vom 13.06.2018
Die Bestie in dir
Öhrlund, Dag;Buthler, Dan

Die Bestie in dir


sehr gut

Dieses Buch umfasst 800 Seiten. Für mich ein ganz schöner Klotz! Dadurch leider etwas unhandlich. Normalerweise schreckt mich so eine Seitenzahl schnell ab, hier allerdings haben Klappentext und Leseprobe mich sehr überzeugt, sodass ich das Buch lesen musste.
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Ermittler Jacob Colt hat alle Hände voll zu tun. Ein neuer Fall, der aus mehreren Puzzle-Teilen zu bestehen scheint und verschiedene Verbrechen ohne erkennbares Muster beinhaltet, bringt ihn und sein Team an ihre Grenzen. Er bekommt es mit einem Täter zu tun, der scheinbar aus Langeweile ein perfides Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern betreibt und vor allem in ihm einen reizvollen Gegner sieht.

Christopher Silfverbielke erweckt zunächst den Eindruck als handele es sich bei ihm um einen charismatischen, tüchtigen und erfolgreichen Frauenschwarm, dem die Herzen nur so zufliegen und der niemandem etwas Böses möchte. Dass man es tatsächlich mit einem ziemlich abartigen, sozio- sowie psychopathischen Sadisten zu tun hat, der sein Umfeld gekonnt und zielstrebig manipuliert, fasziniert ungemein und stößt zugleich ab. Das Autoren-Duo läßt hinter die schaurige Fassade blicken und zieht den Leser fesselnd in die Abgründe der menschlichen Seele.

Spätestens seit Francis Ackerman Jr. weiß man, dass auch Psychopathen eine unwiderstehliche Wirkung auf die Leser haben können und diese sogar mit den Tätern sympathisieren und eine gewisse Empathie entwickeln. Ist es die Faszination am Bösen, das Verbotene, das uns ködert und dann gefangen hält? Ein für mich sehr interessantes Thema.
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Der Schreibstil liest sich nach einigen Startschwierigkeiten ob der zahlreichen Perspektivenwechsel flüssig und angenehm, die Sprache ist leicht verständlich. Die Autoren schaffen es im Verlauf des Buches eine sogartige Spannung zu erzeugen und an Tempo zuzulegen. Das Ende wirkt leicht konstruiert und vorhersehbar, läßt jedoch nichts an Logik vermissen.
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Das Cover zeigt ein verzerrtes Gesicht eines jungen Mannes und gibt, denke ich, den Inhalt recht gut wieder. "Persönlichkeitsspaltung" war das erste, was mir einfiel als ich das Cover sah. Mir gefällt zudem, dass der Mann offenbar zu schreien scheint, denn sein Mund steht weit offen und der Blick wirkt eher böse. "Die Bestie in dir" eben.
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Fazit: Ein detaillierter Thriller mit kleineren Schwächen, der fesselt und einem einiges abverlangt, wenn man zu zart besaitet ist. Also eher ein Buch für alle, die den härteren Thrill brauchen und sich gern mit psychologischen Aspekten auseinandersetzen.
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Bewertung vom 05.06.2018
Tears of Tess - Buch 1
Winters, Pepper

Tears of Tess - Buch 1


ausgezeichnet

* * * REZENSION - "Tears of Tess" * * *
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Vorab möchte ich erst einmal die Aufmachung des Buches loben. Ein Paperback mit einem Umschlag in für Festa typischer Lederoptik. Fühlt sich super an und sieht hochwertig aus.

Ich lasse mich leider öfter mal von der Seitenanzahl abschrecken. Hier sind es 528. Normalerweise würde ich jetzt "Puh!" schreiben, aber tatsächlich fällt mir nur ein "leider ..." ein. 528 Seiten, die man gar nicht merkt. Man liest, fiebert und leidet mit und schwupps ist man am Ende angelangt.

"Tears of Tess" ist mein erstes Buch vom Festa Verlag und ein Versuch, ein neues Genre kennenzulernen: Dark Romance. Bücher, die erotische Szenen enthalten, jedoch - anders als bei einem pornografischen Roman - mit einer gut ausgearbeiteten Story punkten. Der Verlag selbst schreibt, dass zwar viele und heftige Sexszenen vorkommen, diese jedoch bewusst zur Entwicklung der Charaktere beitragen. Damit konfrontiert der Verlag mutig und konsequent die Branche und Medien, bricht Mauern ein, greift Tabu-Themen auf und zeigt beispielhaft, dass Kultur auch anders sein kann.

Dass fast nur Frauen dieses Genre schriftstellerisch bedienen, kann ich nachvollziehen, finde ich allerdings schade. Los, Männer, traut euch! Ich würde gern lesen, wie sich Dark Romance anfühlt, wenn es aus der Feder eines (männlichen) Autors stammt.
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Dieses Buch beginnt mit einem dramatischen, noch ruhigen Prolog. Tess und Brax sind ein glückliches Paar aus Australien und möchten ihre Zweisamkeit bei einer romantischen Reise nach Mexiko auskosten. Tess möchte die Gunst der Stunde nutzen, um Brax von ihren geheimen, sexuellen Fantasien und Neigungen zu erzählen. Was zunächst wie ein Liebes-Trip klingt, entpuppt sich bald zu einer Geschichte, aus der keiner mehr unverändert herauskommt. Tess wird von einem Frauenhändler entführt und verkauft. Der Albtraum beginnt ...

Ich lerne Tess als eine sehr sympathische, mutige und starke Frau kennen, die auch in den schlimmsten Momenten versucht, ihren Lebenswillen aufrecht zu erhalten. Sie beeindruckt mich mit ihrer Robustheit und Tapferkeit.

Q, ein weiterer Charakter in diesem Buch, verkörpert zunächst den reichen Bad Boy. Er ist sexy, sehr attraktiv, hat aber auch seine düsteren Seiten und wirkt oftmals recht besitzergreifend. Bei ihm weiß ich nicht, woran ich genau bin. Er bleibt ein aufregendes Rätsel. Bei den Sexszenen mit ihm bin ich einige Male rot angelaufen :D Später erzählt die Autorin mehr über seine Vergangenheit und gibt einen guten Blick hinter die Kulissen frei. Dadurch wird mir vieles, was er tut und sagt, verständlicher.

Als beide Protagonisten aufeinander treffen, fühlt sich das an wie ein unruhiger Vulkan. Man hat etwas Angst davor, dass er ausbricht, findet die Vorstellung dennoch faszinierend und kann den Ausbruch kaum erwarten.
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Der Schreibstil ist frisch, modern und liest sich flüssig. Die Sprache ist leicht verständlich, facettenreich und ziemlich explizit.

Die Kapitel sind mit Schwalben verziert, die mir gut gefallen. Im Laufe des Buches wird inhaltlich auf sie eingegangen.
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Fazit: Ein beeindruckendes Buch, welches mich fassungslos und emotional völlig durchgenommen (passt ja zum Genre) zurücklässt. Puh! Nichts für Zartbesaitete, aber für Leser mit Mut zu etwas Neuem.

Das Cover wirkt schlicht und harmlos. Das täuscht, meine Lieben! Oh! Ja!
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https://recensio-online.blogspot.com/2018/06/pepper-winters-tears-of-tess.html

Bewertung vom 20.04.2018
Dann schlaf auch du
Slimani, Leïla

Dann schlaf auch du


ausgezeichnet

Dieses soziologisch angelegte Buch beginnt schonungslos und ohne jegliche Vorwarnung mit einer schrecklichen Tat. Eine Babysitterin ermordet brutal die beiden Kinder, auf die sie eigentlich Acht geben sollte. Im weiteren Verlauf erfahren wir rückblickend und mit fast chirurgischer Präzision, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte. Dass man als Leser bereits weiß, wie das Ganze endet, tut der Spannung absolut keinen Abbruch.
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Leila Slimani erzählt die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven. So kommen die Eltern, die Babysitterin und Personen aus deren Vergangenheit zu Wort. Die psychologischen Hintergründe werden dabei ebenso gut und intensiv beleuchtet wie die gesellschaftskritischen Aspekte.
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Die Autorin füttert uns mit Details zu den einzelnen Figuren, und zwar so punktgenau, dass man sich mühelos in deren Denkweise und Handlungen hineinversetzen kann. Dadurch entsteht eine Verbindung zu den Protagonisten, die es uns ermöglicht, einen Blick hinter die Fassade zu werfen. Wenngleich ich mir etwas mehr charakteristische Tiefe gewünscht hätte.
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Man spürt beispielsweise förmlich die Labilität und Einsamkeit, die die Babysitterin seit Langem umgeben. Auch wenn man selbstverständlich nicht gutheißt, wie sie die Situation letztendlich eskalieren ließ, so kann man es doch ansatzweise nachvollziehen. Das typische Muster einer völligen Desozialisation, deren früh erkennbare Anzeichen von der Gesellschaft ignoriert wurden. Und das Bild einer Welt mit deutlich erkennbaren Unterschieden in den gesellschaftlichen Gegebenheiten und deren Schichten. Die trennende Kluft zwischen "oben" und "unten" wird stetig größer.
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Mit der Mutter der beiden Kinder zu sympathisieren, fiel mir mal leicht, mal schwer. Natürlich empfinde ich Mitgefühl auf Grund ihres schmerzlichen Verlustes. Andererseits frage ich mich, ob sie es nicht hätte erkennen müssen, welch tragisches Szenario sich da anbahnt. Mütterlicher Instinkt. Gern würde ich sie packen, durchrütteln und ihr zurufen: "Schau doch endlich mal hin!"
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Der Schreibstil ist äußerst flüssig und angenehm, die Sprache unkompliziert und daher leicht verständlich. Die ohnehin schon wenigen Seiten lesen sich weg wie nichts. Ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist und erschreckend realistisch daherkommt.
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Das Cover ist wirklich nett anzusehen. Es zeigt ein zum Buch passendes Schwarzweiß-Foto von Kindern auf einem Karussell. Der Titelhintergrund ist in einem dezenten Roséton gehalten. Ein insgesamt recht auffälliges Cover.
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Fazit: Ein beeindruckendes Buch über ein sensibles und schockierendes Thema, das nachhaltig in Erinnerung bleibt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass mich ein Buch nach wenigen Seiten so sehr einnimmt. Leila Slimani gewann meiner Meinung nach zu Recht für dieses Buch den Prix Goncourt, den französischen Literaturpreis.

Bewertung vom 03.03.2018
Unter pechschwarzen Sternen
Krantz, Gereon

Unter pechschwarzen Sternen


ausgezeichnet

Gereon Krantz hat hier ein unglaubliches Debüt vorgelegt, das zu recht für den Friedrich-Glauser-Preis 2018 nominiert wurde.

Um was geht es? Berlin: Die Leiche einer jungen Frau wird in einer Unterführung aufgefunden. Sie ist nackt, lediglich in einen Umhang gehüllt und mit zahlreichen Messerstichen übersät. Ähnlich wie bei einem Hybrid- oder sogenannten Mischwesen (Chimära), befindet sich auf dem menschlichen enthaupteten Körper ein Tierkopf (in diesem Fall der eines Widders). Ein grausames und zugleich bizarres Szenenbild, welches auf einen Mord mit rituellem Hintergrund schließen lässt. Okkultismus? Schnell wird klar, dass man es offenbar mit einem Serientäter zu tun hat.

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Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Zuerst lernen wir Thomas Harder kennen. Einen alkoholabhängigen Polizisten mit suizidalen Gedanken, der wenig willensstark (labil), aber mit trockenem Humor ausgestattet ist und dabei äußerst sympathisch daherkommt. Gesetze und Regeln nimmt er nicht sehr genau. Er bewegt sich gern in einer selbstdefinierten Grauzone und bedient sich dabei recht unkonventionellen Maßnahmen. Verbissen auf die Lösung des Falles fokussiert, schlittert er von einem Malheur zum nächsten. Dass er infolgedessen überall aneckt, ist somit keine Überraschung und für ihn offenbar völlig in Ordnung. Vogt gegenüber zeigt er sich meistens renitent. Vor allem sein angeknackster Charakter fasziniert mich. Es ist interessant zu erfahren, was ihm noch wichtig erscheint und für was er sich aufrappeln kann. Ich habe mich sofort in ihn und seinen unverblümten (manchmal zynischen) Sarkasmus verliebt :)

Claudia Vogt verkörpert im Grunde vieles, was Harder nicht ist. Sie ist sich ihrer Position durchaus bewusst und strahlt eine leichte autoritäre Präsenz aus. Ihren Beruf nimmt sie sehr ernst. Auf mich wirkt sie idealistisch, pflichtbewusst, ehrgeizig und äußerst zielorientiert. Einerseits ist sie in bestimmten Momenten zurückhaltend, andererseits auch ziemlich selbstbewusst. Ihr Charakter ist regelrecht ambivalent. Dennoch kann sie mich für sich gewinnen. Ich mag ungeschliffene Rohdiamanten und bin gespannt, wie sie sich in den kommenden Teilen weiterentwicklen wird.

Beide Protagonisten bringen mich oft zum Schmunzeln. Ihre Dialoge dringen in die düstere Story ein wie Blitze in den Nachthimmel (sehr poetisch, ich weiß). Mir gefällt die psychologisch abgründige und zugleich humoristische Erzählweise.

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Der Schreibstil ist lebendig, flüssig und schonungslos. Hier wird nicht unnötig mit Ausschweifungen herumhantiert, sondern auf den Tisch gepackt, was unbedingt erzählt werden möchte. Der Autor liefert eine bildhafte, prägnante Sprache, die es schafft, den Lesefluss konstant voranzutreiben.

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Das Cover ist verkaufsentscheidend, sagt man. Zumindest in meinem Fall lässt sich diese Aussage bestätigen. Wenn mich ein Cover anspricht, sehe ich mir das Buch genauer an. Wäre mir dieses in der Buchhandlung aufgefallen? Definitv! Es besticht durch kontraststarke Akzente. In diesem Fall heben sich der Widderkopf und der Titel deutlich vom schwarzen Hintergrund ab und bringen somit den nötigen Wiedererkennungswert dar.

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Fazit: Fulminanter Auftakt einer neuen Lieblingsreihe!

Oder anders formuliert: Es gibt abgepackten Kuchen, den man sich fix und fertig im Discounter kaufen kann. Dann gibt es selbstgemachten Kuchen, mit viel Liebe und Zeit zubereitet. Und dann gibt es Kuchen vom Pâtissier, mit einem Boden aus Grillagemasse und einem Belag aus Nougatcreme, gerösteten Mandeln und Trüffel. Letzteres ist "Unter pechschwarzen Sternen" für mich.