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Benutzername: 
Kirsi
Wohnort: 
Kiel

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


gut

Alma Täuber arbeitet als Fräulein vom Amt in Baden-Baden in den 1920er Jahren. Eines Tages bekommt sie einen Anruf mit, der ihr Schauer über den Rücken jagen lässt. Kurz darauf wird ein Mord an einer Frau bekannt. Alma zählt eins und eins zusammen und meldet sich als Zeugin der Polizei. Doch die Polizei ist nicht an ihrer Aussage interessiert. Dort trifft sie auf den jungen Ludwig Schiller und gemeinsam mit ihm und ihren Freunden Emmi und Walter versuchen sie alles, um den Mord aufzuklären.

Alma zeichnet sich durch ihre große Hartnäckigkeit aus. Sie will Gerechtigkeit für die ermordete Frau und dies und ihre Hartnäckigkeit treiben sie zu den Ermittlungen an. Auch wenn sie, ihre Familie und ihr Umfeld ausführlich vorgestellt werden, so bleibt die Zeichnung der Charaktere etwas blass. Ja, Alma ist nicht immer nur die mutige und starke Heldin, aber ihre inneren Motive für ihr Handeln bleiben teilweise auf der Strecke und lassen den Leser ratlos zurück. Auch die Nebencharaktere bleiben eindimensional gezeichnet. Es scheint ein wenig der Tiefgang in der Zeichnung der Charaktere zu fehlen - mir zumindest.

Auch der Spannungsbogen ist nicht immer konstant vorhanden - in der Mitte des Buches lässt die Spannung deutlich nach, wenn sich die Handlung an irgendwelchen Nebenschauplätzen verliert. Umso mehr kommt die Spannung gegen Ende des Buches in Fahrt, allerdings hilft der Kommissar Zufall immer wieder ordentlich mit. Das Ende kommt zwar einerseits überraschend und doch wieder ein bisschen einfach daher.

Das Buch gehört daher für mich nicht zu den überragenden Kriminalromanen - es ist keine kriminalistische Meisterleistung. Es ist eher ein solider Krimi mit einigen überraschenden Wendungen, der aber in eine überaus faszinierende Zeit entführt. Man versinkt förmlich in dieser anderen Welt. Gut recherchierte Hintergründe lassen das Baden-Baden der 20er Jahre wieder auferstehen. Man muss nicht in Gedanken nach Berlin reisen, um den Zauber dieser Zeit zu erleben - Baden-Baden, der Kurort der Reichen und Schönen, schlägt einen shcon in seinen Bann.

Das Buch punktet daher mit seiner Atmosphäre, den detailreichen Schilderungen einer goldenen Ära und einer Sprache, die dieser Zeit mehr als angemessen ist - moderne Ausdrücke findet man selten, hingegen habe ich mir eher für manche Begriffe ein Glossar gewünscht.

Alles in allem ist dieses Buch ein solider Krimi, der mich gut unterhalten hat. Ich werde den nächsten Band auf jeden Fall ebenfalls lesen.

Bewertung vom 01.04.2022
Der Sommer danach
Büchle, Elisabeth

Der Sommer danach


ausgezeichnet

Die junge Karla ist gerade dabei, ihr Leben nach dem Krieg neu zu organisieren, als sie auf Joan und Ray trifft. Beide gehören zu den Briten - Joan ist mit der Organisation der Potsdamer Konferenz unter anderem betraut und Ray arbeitet als Techniker. Joan und Karla werden Freundinnen, während Ray Karla gegenüber abwehrend gegenüber steht. Er kann die schrecklichen Bilder aus Bergen-Belsen nicht vergessen - die Brutalität der Deutschen in den KZs erschreckt ihn zutiefst. Durch Joan bekommt Karla viele Einblicke hinter die Kulissen der Potsdamer Konferenz und Stück für Stück gerät sie immer mehr zwischen die Fronten der Engländer und Russen, aber auch zwischen Allierte und Deutsche, denn nicht jeder ist von ihrer Freundschaft mit den Briten begeistert...

Der neue Roman von Elisabeth Büchle gehört für mich zu den Besten, die ich bisher von der Autorin gelesen habe. Der flüssige Schreibstil, die interessanten Charaktere und die spannende Handlung zogen mich in ihren Bann. Besonders gut gefielen mir die historischen Hintergründe. Man erlebt die politischen Überlegungen der Alliierten hautnah mit - fast meint man schon, bei der Potsdamer Konferenz vor Ort zu sein. Soll man die Deutschen mit hohen Auflagen bestrafen? Soll man Russland freie Hand lassen? Oder wäre es doch besser, die Deutschen beim Aufbau zu unterstützen und die Aufarbeitung zu fördern? Und wie kann eine Aufarbeitung geschehen, sodass Einsicht erfolgt und aus der Geschichte gelernt werden kann?

Neu war für mich auch der Begriff "Geisterkinder" und die Hintergründe zu dem Umgang mit den Familienangehörigen der Attentäter, die an den Komplotten gegen Hitler beteiligt waren. Mir war neu, dass ganze Familien in Sippenhaft genommen wurden.

Auch die Darstellung der Charaktere gefiel mir sehr gut. Die Zerrissenheit und auch das erlittene Trauma treten deutlich zutage. Nein, es ist keine unbefangene Begegnung zwischen Deutschen und Briten und doch schimmert die Hoffnung auf Versöhnung und ein gutes Miteinander mit. Gerade diese Hoffnung macht das Lesen des Buches leicht. Trotz aller Schwere des Themas, schwingt die Zuversicht mit, dass es eines Tages Vergebung und Versöhnung geben kann.

Ich kann das Buch wärmstens weiterempfehlen. Das Buch hat mich mit seinen historischen Hintergründen, den vielseitigen Charakteren und seinem großen Tiefgang restlos überzeugt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2021
Liv - Neuanfang mit Hindernissen
Büchle, Elisabeth

Liv - Neuanfang mit Hindernissen


ausgezeichnet

Wir befinden uns in Vierbrücken, einem kleinen Dorf im Schwarzwald, im Jahr 1959. Liv Benediktsdottir hat sich hierher zurück gezogen. Sie will für sich herausfinden, was sie in Zukunft machen möchte. In Vierbrücken ist sie völlig unbekannt, wird aber für die Dorfbewohner schnell von einer normalen Touristin zu einer Person, die für so manches Aufsehen sorgt. Anstatt Ruhe und Frieden zu finden, stolpert Liv von einem kleinen Abenteuer ins Nächste. Mit dabei ist auch immer der junge Tierarzt Ben Schuster, der sie ziemlich verwirrt... Und dann gibt es da noch ein Geheimnis, das Liv begleitet und von dem keiner der Dorfbewohner etwas ahnt...

Elisabeth Büchle gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Ihre Bücher zeichnen sich immer durch eine große Portion Humor und eine gewisse Leichtigkeit aus. Das vorliegende Buch "Liv - Neuanfang mit Hindernissen" ist ein absoluter Wohlfühlroman mit einer großen Portion Humor.

Die Charaktere sind alle liebevoll gezeichnet - selbst die Nebencharaktere sind mit ihren Stärken und Schwächen einfach zum Verlieben: sei es Fräulein Ansgar (ein ganz besonderes Fräulein), sei es Dr. Schuster oder die Binokel-Herren oder Marianne etc.. Die Dorfgemeinschaft wirkt wie eine große Familie und man wird als Leser*in sofort in diese Gemeinschaft mit hineingenommen. Man sieht beim Lesen die einzelnen Charaktere direkt vor Augen - so gut sind sie gezeichnet.

Auch wenn das Buch nicht besonders viel Action beinhaltet, so wurde mir doch beim Lesen nicht langweilig, weil dennoch ein Ereignis das andere jagt. Die Sprache ist sehr flüssig und ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.

Insbesondere der Humor kam nicht zu kurz. Einerseits sorgen die zum Teil recht schrulligen Charaktere für so manche komische Situation, zum Teil sorgen auch die schlagfertigen Dialoge mit den diversen Spitzen für so manchen Lacher.

Ich habe dieses Buch jedenfalls mit größtem Genuss gelesen und kann es nur wärmstens weiterempfehlen. Es gehört auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights und ich vergebe daher dem Buch fünf Sterne.

Bewertung vom 26.08.2020
Winterleuchten am Liliensee
Büchle, Elisabeth

Winterleuchten am Liliensee


sehr gut

Schwarzwald, 1965: Lisa schneit eines Tages aufgrund einer Verwechslung bei der Försterfamilie Vogel herein und wird liebevoll von fast allen Familienmitgliedern – bis auf den ältesten Sohn Robert – aufgenommen. Er bleibt Lisa gegenüber misstrauisch. Eines Tages unternimmt Robert eine Bergtour mit Lisa. Doch da werden sie von einem Sturm überrascht und müssen in einer Hütte Zuflucht suchen…

Das Cover sticht sofort ins Auge. Die wunderschöne Naturlandschaft mit dem See, dem Wald und den Bergen ringsum kombiniert mit den Sonnenstrahlen, stehen in wunderbarer Harmonie mit dem Buchtitel. Der winterliche Bergsee leuchtet einem regelrecht entgegen.

Mit seinen 224 Seiten ist das Buch zwar recht kurz, lässt sich gut lesen und eignet sich auch perfekt als Lektüre zwischendurch – und doch überzeugt es mit einer großen Portion Tiefgang durch seine Charaktere und ihre Geschichte. Die beiden Protagonisten – Lisa und Robert – haben keine leichte Vergangenheit. Lisa ist eine unsichere junge Frau, die sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt und Robert hat Mühe wieder jemandem zu vertrauen. Diese Konstellation macht es den Beiden nicht leicht. Die gute Zeichnung der Charaktere hat bei mir dazu geführt, dass ich beide Figuren gut vor meinem geistigen Auge beim Lesen sehen und ihr Handeln verstehen konnte.

Auch wenn Lisa und Robert jeweils eine schwierige Vergangenheit haben, so versinkt dieses Buch nicht in Melancholie. Die Warmherzigkeit und Lockerheit der Familie Vogel - und damit der Nebencharaktere - sorgt immer wieder für Auflockerung und auch Lisa und Robert überzeugen immer wieder mit Schlagfertigkeit und Witz. Allerdings habe ich bei anderen Büchern der Autorin schon mehr von diesem Witz erlebt. Das hat mir ein bisschen gefehlt.

Ebenso hat mir auch ein zeitgeschichtlicher Bezug zu den 60er Jahren gefehlt. Es ist zwar verständlich, dass die Geschichte auf diese Weise nicht im Hier und Jetzt spielen kann, aber so ein wirklicher Bezug zum Leben im Schwarzwald im Jahr 1965 oder zu irgendwelchen Ereignissen in diesem Jahr waren leider nicht vorhanden. Da hätte ich mir mehr gewünscht.

Was mir aber an dem Buch besonders gut gefallen hat, ist die folgende Aussage: „„...Dort oben auf dem Berg habe ich verstanden, dass Gott mit weißer Farbe über ein verunstaltetes Bild malen kann. Und auch wenn ein paar dunkle Flecken durchschimmern, so sind sie doch nicht mehr als ein Mahnmal, das Schwere nicht zu vergessen, sondern es fortan besser zu machen und für das Gute dankbar zu sein...“

Da ich selber male und weiß wie man gerade auch mit Acrylfarben immer wieder Dinge übermalen und somit verändern kann, finde ich den gezogenen Vergleich zum Leben sehr gelungen. Es gibt immer Hoffnung. Auch wenn etwas misslungen ist, so soll man sich davon nicht unterkriegen lassen. Das eigene Lebensbild ist immer noch zu retten.

Ich hoffe ja, dass es ein Wiedersehen mit der wunderbaren Familie Vogel geben wird. Ich habe sie jedenfalls sehr ins Herz geschlossen. Das Buch hat mir gut gefallen und ich empfehle es unbedingt weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2020
Das Bild der Vergangenheit
Walker, Noa C.

Das Bild der Vergangenheit


ausgezeichnet

Keiner von uns lebt im luftleeren Raum. „...Was wir sagen und was wir tun, hat oft nachhaltige Auswirkungen auf unsere Umgebung. So wie die Wellen sich ausbreiten, wenn man einen Stein ins Wasser wirft...“ Lana hat genau das erlebt: Als sie neun Jahre alt ist, verschwindet ihre beste Freundin spurlos und kehrt nicht wieder zurück. Dieses Erlebnis hat Lana verändert. 20 Jahre später wird sie selbst zum Opfer einer versuchten Entführung und auf einmal sind die Erinnerungen an damals wieder da. Und dann taucht da auch noch Connor auf, der sie beschuldigt, Gemälde gestohlen zu haben…
Mit dem vorliegenden Buch erzählt Elisabeth Büchle eine Geschichte rund um die Themen Schuld, Vergangenheitsbewältigung und Neuanfänge. Spannende, actionreiche Szenen wechseln sich mit ruhigen und nachdenklichen Momenten ab und eine feine Prise Humor rundet das Ganze geschmackvoll ab. Die Spannung nimmt besonders gegen Ende des Buches zu. Die Sprache ist lebendig und gut zu lesen. Ich habe das Buch kaum zur Seite legen können.
Die Erzählperspektive wechselt zwischen den einzelnen Charakteren hin und her und gibt so Einblicke in das Innere der Figuren. Die Wechsel empfand ich als gut und stimmig. Einzig von den Antagonisten hätte ich mir vielleicht noch ein paar mehr Einblicke erwünscht, um so noch für etwas mehr an Spannung zwischendurch zu sorgen.
Die Zeichnung der Charaktere – insbesondere von Lana – ist gut gelungen. Mir haben insbesondere Lanas Geschwister gefallen. Ihre Herzlichkeit und ihr Humor sind einfach ansteckend und ich musste immer wieder beim Lesen über die flapsigen Sprüche und Neckereien lachen. Ich konnte diese großartige Familie fast schon vor meinen Augen sehen – so lebendig waren sie gezeichnet. Besonders berührend finde ich die Entwicklung, die Lana mitmacht. Eine Vergangenheitsbewältigung ist niemals einfach und doch macht die Autorin durch ihre Protagonistin Mut, das Bild der Vergangenheit von der Wand zu nehmen und ein neues Bild zu malen.
Für mich war das Buch ein absolutes Lesehighlight in diesem Sommer. Es ist Teil einer Reihe über die Familie Wieland, aber in sich abgeschlossen. Ich kannte bisher die beiden Vorgängerbände nicht und hatte trotzdem beim Lesen nicht das Gefühl, dass mir zum Verständnis noch etwas fehlt. „Das Bild der Vergangenheit“ hat mich so sehr begeistert und ich habe die Familie Wieland schon so sehr in mein Herz geschlossen, dass ich nun auch die anderen beiden Bände lesen möchte. Aus diesem Grund vergebe ich dem Buch 5 von 5 Sternen.