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Benutzername: 
serafine242
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2020
Long Bright River
Moore, Liz

Long Bright River


sehr gut

Long Bright River von Liz Moore ist ihr viertes Buch und das erste, welches in Deutsch übersetzt wurde, erschienen am 27. Januar 2020.

Dieses Buch ist eine gekonnte Mischung aus Thriller, Milieustudie und Familiendrama. Meiner Meinung nach ist es eher eine Familiengeschichte, welche auch anschaulich das heutige Kensington, das Problemviertel Philadelphias mit Drogen, Prostitution und Kriminalität widerspiegelt.

Mickey und Kacey sind zwei Schwestern mit drogenabhängigen Eltern. Die Mutter stirbt früh, der Vater verschwindet unauffindbar. Die beiden Mädchen wachsen bei ihrer gefühlskalten Oma auf, Mickey ist die ältere, schüchtern und still, Kacey die jüngere, offen und lebensfroh. Beide hängen in der Kindheit sehr aneinander und teilen sich ein Zimmer, schlafen sogar im selben Bett.

Als Jugendliche entwickeln sie sich allerdings in entgegengesetzte Richtungen, Mickey ist gut in der Schule und will lernen, Kacey treibt sich rum und Mickey findet sie zum ersten Mal mit einer Überdosis.

Später wird Mickey Polizistin und ihre Schwester lebt ein Leben als Drogenabhängige und Prostituierte auf der Straße. Die beiden haben seit 5 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Mickey schaut aber immer heimlich nach ihr, wenn sie auf den berüchtigten Straßen Streife fährt.

Das Buch beginnt mit dem Auffinden der ersten von 4 Frauenleichen, alles junge abhängige Frauen. Und Mickey bangt um ihre Schwester, die sie schon 4 Wochen nicht mehr auf der Straße gesehen hat.

Liz Moore versteht es in ruhigen, fast sachlichen Worten die Geschichte der beiden Schwestern, deren Familie, die eine typische Familie dieses Viertels von Philadelphia ist mit z.T. drogenabhängigen und kleinkriminellen Familienmitgliedern zu schildern, die eindringlich und berührend daherkommt.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Mickey. Ihre Verletzlichkeit, Einsamkeit und ihr schwerer Alltag als Streifenpolizistin, als Alleinerziehende mit dem 4j. Soh Thomas, sowie die abgebrochene Beziehung zu dessen Vater. Hilfe hat sie von niemandem. Durch ihren Job als Polizistin ist sie bei ihrer großen Familie nicht gern gesehen und die Polizei, und damit auch ihre Kollegen sind zum großen Teil korrupt.

Es gibt 2 Erzählstränge in dem Buch, einmal: Jetzt und einmal: Damals. So wird nach und nach die Vergangenheit, die Kindheit der beiden Schwestern erzählt, die so manche Entscheidungen und Lebensläufe der beiden verständlich macht, sowie die heutige Situation, wie Mickey versucht, den Serienmörder zu finden und was sie auf den Straßen dabei erlebt.

Das Buch hat so manche Wendung zu bieten, die einzelnen Schicksale sind sehr berührend, eindringlich und tiefgründig beschrieben, nichts und niemand ist nur gut oder schlecht. Die schlimmen Zustände in Kensington sind authentisch dargestellt, die ruhige Schreibweise, die mich aber wie einen Sog am Buch festhielten, haben mir eine angenehme Lesewoche beschert. Ich kann dieses Buch auf jeden Fall weiter empfehlen.