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Bewertungen

Insgesamt 1560 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2025
Dubai-Schokolade
Watermann, Antje;Debus, Volker

Dubai-Schokolade


sehr gut

Hüftgold pur!

Es kommt ja immer wieder ein Hype auf, den man entweder komplett nicht versteht, oder auf den man aufspringt. Dass plötzlich alle so verrückt auf Dubai-Schokolade sind und dafür horrende Preise bezahlen, erstaunt mich allerdings wirklich. Die Zutaten dafür kennt man, die Kombination kann man sich vorstellen. Das ist mir den aufgerufenen Preis dann doch nicht wert. Aber ein Rezeptbuch dazu, ja, das muss ich haben!

Antje Watermann und Volker Debus haben hier eine schöne Sammlung an Rezepten rund um die Dubai-Schokolade zusammengestellt. Damit ist nicht nur die Tafelschokolade gemeint, sondern auch Kuchen & Gebäck und Desserts. Dazu kommen die Kapitel Dubais traditionelle Süßspeisen und Impressionen & Short Facts. Hier gibt es leider keine Rezepte, obwohl ich gerne Baklava, Basbousa und die anderen Leckereien gemacht hätte. Für die Tafelschokolade gibt es die Grundrezepte für Pistaziencreme, Sesammus und Kadayif-Teigfäden, wenn man diese Zutaten nicht bekommt oder nicht kaufen möchte. Die Rezepte zu den anderen Kapiteln lehnen sich an die Dubai-Schokolade an. Da gibt es solche Köstlichkeiten wie Dubai-Schokoladen-Torte, Kekse á la Dubai-Schokolade, Dubai-Schokoladeneis und Dubai-Pralinen. Eins köstlicher als das andere!

Zu jedem Rezept gibt es ein äußerst appetitanregendes Foto. Auf Nährwertangaben wurde verzichtet. Man sieht sofort die Zubereitungszeit und für welche Menge (Portionen, Glas, Gramm usw.) das Rezept ausgelegt ist. Die Zutaten sind fein säuberlich gelistet. Falls erforderlich, wird auch benötigtes Zubehör, wie z.B. eine Eismaschine, eine Springform, Holzspieße, aufgeführt. Die Zubereitungsschritte sind knapp, aber sehr gut erklärt. Die meisten Rezepte sind ohne große Schwierigkeiten umzusetzen. Auf alle Fälle machen die Ergebnisse Eindruck bei den Gästen!

Mir gefällt das kleine Buch sehr und es wird mir auch in vielen Jahren noch Erinnerungen an diesen Hype hochholen. Auch als Geschenk für alle, die gerne Süßes herstellen oder einfach nur Schokoholic sind, eignet es sich wunderbar. Ein Stern Abzug, da mir echt die Rezepte beim Kapitel Dubais traditionelle Süßspeisen fehlen!

Bewertung vom 31.01.2025
Udo Lindenberg Posterbuch
Bartsch, Frank

Udo Lindenberg Posterbuch


ausgezeichnet

Gigantisch!

Eigentlich muss man zu diesem wundervollen Posterbuch gar nicht mehr viel sagen, denn die Buchbeschreibung trifft komplett ins Schwarze!

Der Einband selbst ist schon mal ein Poster, das man aufhängen kann, wenn man möchte. Da ist es echt schade, dass dieser riesige grüne Sticker aufgeklebt wurde. Dafür entschädigt dann das beiliegende Plakat.

Man ist versucht, seine Lieblingsposter oder Lieblingsplakate herauszutrennen und gerahmt aufzuhängen. Ich schwelge in Erinnerungen an meine Teenagerzeit, in der ich mir eine ganze Menge Tourneeplakate von Udo Lindenberg besorgte und fast jedes Poster aus den LPs aufgehängt habe. Auch heute noch trifft dieser vielseitige Künstler den Zeitgeist, doch in meiner Teenagerzeit war das prägend und für mich enorm wichtig.

Nicht nur seine Musik wird hier in Plakaten und Postern festgehalten, auch seine anderen künstlerischen Aktionen kommen zu Ehren. Hier hat man ein Buch mit fast 200 Seiten voller Udo-Power, von seinen Konzerten über seine Malerei bis zu Filmen und Musicals aus den Jahren 1969 – 2022. Da kommt einiges zusammen!

Für Udo-Fans vielleicht nicht zwingend ein Must-Have, aber definitiv ein tolles Buch, ein prima Geschenk, ein ganz besonderes Stück. Ich find’s klasse! Fünf Sterne!

Bewertung vom 30.01.2025
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


sehr gut

Schöne Adaption eines Klassikers

Der Titel erinnert nicht ohne Grund an David Copperfield von Charles Dickens. Barbara Kingsolver hat diesen Klassiker in die moderne Zeit transportiert, aber den dunklen, depressiven, aber fast schon emotionslosen Stil beibehalten, zu dem auch gehört, dass man Sinn und Zweck der Erzählung aus der Ich-Perspektive bis zum Ende nicht zwingend erkennt. Selbst die Namen der restlichen Figuren lehnen sich sehr stark an die des Originals an. Es hat fast den Anschein, als würde Demon Copperhead, der eigentlich Damon Fields heißt, einfach grundlos seine komplette Lebensgeschichte erzählen. Das allein ist schon ein Grund, warum es sicher nicht für jeden geeignet ist. Man muss sich darauf einlassen und der Story die Führung überlassen. Das kann nicht jeder. Wer das Original kennt, weiß aber, wohin die Reise geht.

Erstaunlich, aber kaum erschreckend, ist, dass in einem völlig anderen Zeitalter die Geschichte so gut funktioniert. Man entwickelt nicht gerade eine enge Beziehung zu Demon, dennoch erkennt man die Ungerechtigkeit, die ihm immer und immer wieder widerfährt und findet diese mitnichten tragbar. Mitgefühl habe ich für ihn, aber dennoch ist da eine Distanz, die mich erstaunt. Ich vermute, sein Leben hat ihn so abgestumpft, dass er zwar mit einem ironischen, teils auch sarkastischen Unterton erzählt, aber dabei dennoch ziemlich gefühlslos bleibt. Noch dazu ist die Geschichte in einer Gegend der USA angesiedelt, die rau und etwas hinterwäldlerisch ist. In Virginias Wäldern, in Appalachia, auf Tabakfarmen und bei Schwarzbrennern, den Hillbillys eben. Die Zeit, in der die Story angesiedelt ist, muss man schätzen. Zumindest erfährt man, dass Demon gerade elf Jahre alt wurde, als die Zigarettenwerbung verboten wurde und auch 9/11 wird erwähnt. An solchen Eckpfeilern kann man sich orientieren.

Die Sprachmelodie ist bemerkenswert. Sie ist sehr am Original angelehnt und dennoch auch für die Gegenwart passend und stimmig. Die Erwähnung von Charles Dickens fand ich sehr humorvoll und sie hat mir sehr gefallen. Es fallen unzählige Sätze, die bemerkenswert sind, fast schon philosophisch. Mit der Zeit merkt man, dass es nicht nur um Demon geht, sondern auch um seine Zeitgenossen, seine Freunde und seine Gegner. Eine ganze Reihe schwerer Schicksale werden dem Leser vor den Latz geknallt. So entsteht eine hochaktuelle Sozialstudie und eine Geschichte über das Pech, zur falschen Zeit und bei den falschen Menschen geboren zu werden und das Glück, sich gegen das Schicksal zu stemmen und nie aufzugeben. Dass dazu nicht nur ein eiserner Wille und eine gute Portion Glück gehört, sondern auch die Unterstützung anderer, kommt ebenfalls nicht zu kurz. Da hier nahezu alle Abgründe der Menschheit zur Sprache kommen, ist es keine leichte Kost. Allein der rote Faden der Abhängigkeiten, von Beziehungen über Alkohol bis zu harten Drogen, ist nichts für zarte Gemüter.

Für mich ist es eine fordernde Story, nicht uninteressant, aber ein wenig zu langatmig, dafür mit einem für das Vorangegangene sehr abruptem Ende. Daher gebe ich sehr gute vier Sterne.

Bewertung vom 29.01.2025
Alles vom Gemüse
Gordon, Sophie

Alles vom Gemüse


gut

Ein bisschen schwierig für mich

Nach der ausführlichen Einführung und ein paar Seiten Tipps und Tricks zur Organisation geht es los mit den Kapiteln Willkommen, Frühling; Endlich Frühsommer; Hochsommer-Genüsse; Herbstliebe; Winteranfang; Im tiefsten Winter; Grundrezepte.

Vor dem eigentlichen Rezept steht immer ein einführender Text. Die Angabe, für wie viele Personen das Rezept ausgelegt ist, findet sich ebenfalls. Auf Nährwertangaben wurde verzichtet. Es folgen Arbeitsanweisungen und Zutatenliste, beides steht nebeneinander. Die Arbeitsschritte sind ausführlich und gut verständlich beschrieben. Tipps und Fotos runden das Ganze ab. Besonders die Fotos erfreuen mich sehr, da ich dazu neige, Rezepte ohne Bilder hintenüber fallen zu lassen. Hier hat es nur wenige Rezepte ohne Foto.

Sophie Gordon zeigt, dass man fast alles vom Gemüse verwerten kann, und sei es nur für Gemüsebrühe. Sie probiert neue Gerichte mit den Blättern aus und vermeidet Abfall, auch durch Resteverwertung und gut geplante Einkäufe. Ihre Gerichte sind allesamt vegan. Ich bin Flexitarier, verzichte aber gern auf Fleisch, koche viel vegetarisch und lehne Austauschprodukte ab. Aber ich finde immer wieder neue und sehr wohlschmeckende Anregungen bei veganen Gerichten. So auch hier. Zudem ist es toll, wenn man Gästen, die sich vegan ernähren, ein wirklich schönes Gericht servieren kann. Ich werde kein Fan von Radieschengrün auf dem Teller, tut mir leid. Tofu mag ich auch nicht. Dafür kann die Autorin ja nichts. Mich stören aber einige Gewürze, die mir für regionale Küche dann doch zu exotisch sind. Hin und wieder sind die Zutaten auch irgendwie aus der zugeordneten Jahreszeit herausgefallen, denke ich.

So schön gemacht das Buch doch ist, finde ich trotz der 130 vorgestellten Rezepte nur ganz wenig, das mir neu ist und mich anspricht. Das ist sehr schade. Für mich ist es ein Drei-Sterne-Buch.

Bewertung vom 20.01.2025
Suppenkult - Deutscher Kochbuchpreis Gold in der Kategorie Foodfotografie
Pflug, Katharina;Kohler, Manuel

Suppenkult - Deutscher Kochbuchpreis Gold in der Kategorie Foodfotografie


gut

Suppen, Brühen, Eintöpfe

Suppen sind einfach tatsächlich immer lecker. Wenn man gar nix essen mag, Suppe geht. Wenn man traurig ist, Suppe tröstet. Wenn man eine Feier hat, Suppe ist eine tolle Vorspeise. Wenn man friert, Suppe wärmt. Suppe ist eben Soulfood! Ein reines Suppenbuch ist deshalb etwas, das in meinem Kochbuchschrank ein Highlight wäre.

Nach dem Vorwort folgen die Kapitel Brühen; Frühling; Sommer; Herbst; Winter; Toppings. Mit den Brühen hat man die Grundlage für die Suppen und mit den Toppings das besondere Extra.

Der Aufbau der Rezepte ist immer gleich. Nach dem Titel kommt ein kleiner Text, dann die Zutaten für die angegebenen Personen und die gut erklärten Zubereitungsschritte. An der einen oder anderen Stelle scheint mir jedoch die Reihenfolge etwas durcheinander geraten zu sein. Leider gibt es nicht zu jedem Rezept auch ein Foto. Für mich ist das ein no-go, denn diese Rezepte fallen bei mir dann automatisch hintenüber. Muss doch nicht sein! Ein kleines Foto, es muss ja keine ganze Seite sein, müsste einfach machbar sein! Dafür hätte ich problemlos auf die Fotos vor den Kapiteln verzichten können. Ein geschlachtetes Huhn oder ein Glas Wein auf einem Tisch sind Füllmaterial, das keiner braucht. Schon gar nicht ganzseitig!

Die Rezepte sind oft erstaunlich. Dabei werden gar nicht mal so exotische Zutaten benötigt. Nur ab und an gibt es einen kleinen Ausreißer, wie beispielsweise Gundermann. Und viele der Suppen sind dann auch mal eher Eintöpfe oder Süßspeisen. Kalte Suppen werden auch vorgestellt. Natürlich kommen die Klassiker auch nicht zu kurz. Dennoch finden sich viele außergewöhnliche Suppen und Neuinterpretationen. Aber ob ich tatsächlich gebackene Apfelringe zur Zucchinisuppe möchte? Eher nicht, sorry. Am besten gefällt mir das Kapitel mit den Einlagen und Toppings.

Man mag sagen, ich bin eine Generation zu alt und finde das Buch deshalb nicht so toll. Allerdings liebe ich so viele andere Kochbücher der Generation der Autoren, auch noch jüngeren Autoren. Daran dürfte es also nicht liegen. Ich finde die Idee zwar toll, die Umsetzung aber weniger. Meinen Geschmack treffen leider zudem nur sehr wenige der vorgestellten Rezepte. Für die Grundrezepte für die Brühen und die Toppings aber Daumen hoch. Daher gebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 19.01.2025
Im Schnee (MP3-Download)
Goerz, Tommie

Im Schnee (MP3-Download)


ausgezeichnet

Gemeinschaft auf dem Dorf

Max ist über 80 und hat alle Zeit der Welt. Es ist Winter, der Schnee fällt, alles ist still, da läutet das Totenglöckchen. Es läutet für seinen lebenslangen Freund, den Schorsch. Die Alten im Dorf folgen der Tradition der Totenwacht. Sie kommen zusammen, tauschen Erinnerungen an den Verstorbenen aus und freuen sich an den gemeinsam verbrachten Zeiten noch einmal. Jeder erzählt etwas über ihn, das die anderen nicht oder nicht mehr wussten. Und sie reflektieren automatisch ihr Verhalten dabei.

Dieses Buch ist so still, wie eine Schneenacht. Und doch ist es so laut, wie eine Autobahn zu Stoßzeiten. Es sagt so wahnsinnig viel, gerade und auch zwischen den Zeilen. Ich habe einige der Dinge, die erzählt wurden, als Kind noch selbst erlebt und weiß, dass die Kinder heute darüber mit offenen Mündern staunen würden und nicht fassen könnten, dass es Zeiten gab, in denen es im Ort nur zwei, drei Telefone gab und die die ganze Bevölkerung mitnutzte. Ich erkannte so vieles wieder, das ich als Kind erlebt hatte. Schmunzeln musste ich besonders über die Neubürger, die bei uns Zugezogene heißen. Die Schilderungen über die stillen Übereinstimmungen, die wortlosen Aktionen, treffen direkt ins Schwarze. Eigentlich traurig, aber irgendwie hatte das damals alles so schon für das Dorf gepasst, sogar die ganz schlimmen Dinge, die es eben auch gab. Die Totenwacht hat mich selbst ebenso dazu gebracht, über mich und das Leben nachzudenken, wie die Figuren im Buch beim Erzählen das ebenso tun.

Thomas Loibl setzt den Text von Tommie Goerz perfekt um. Er legt eine Wärme in seine Stimme, die sowohl Liebe, als auch Trauer so schön ausdrückt, dass man die Story im Herzen spürt, während man sie hört. Die Sprachmelodie ist wunderschön und macht auch ein wenig melancholisch. Eigentlich möchte man, auch wenn man relativ jung ist und mit dieser Tradition der Totenwacht nur über die Großeltern oder noch weiter zurück zu tun hatte, den Brauch aufleben lassen. Schöner kann man eigentlich von niemandem Abschied nehmen. Das Ende ist bittersüß, aber trotz aller Traurigkeit absolut in sich stimmig und dürfte eigentlich auch kein bisschen anders sein. Kurze Geschichte, lange Wirkung.

Mich hat dieser Roman sehr bewegt und zugleich glücklich und traurig gemacht, vor allem aber hat er mich zum Nachdenken gebracht und in mir hallt dieses Gefühl noch immer an. Ich lausche sozusagen einem weit entfernten Totenglöckchen. Fünf Sterne.

Bewertung vom 15.01.2025
Der Tod, der am Dienstag kommt / Das Mörderarchiv Bd.2
Perrin, Kristen

Der Tod, der am Dienstag kommt / Das Mörderarchiv Bd.2


sehr gut

Die Wahrheit

Kaum gewöhnt sich Annie langsam daran, dass sie das Landgut von Tante Francis geerbt hat, taucht die Wahrsagerin Peony Lane bei ihr auf und überbringt ihr ein paar Neuigkeiten, die Annie lieber nicht gehört hätte. Und doch ist ihre Neugier geweckt. Immerhin hat Tante Francis ja auch ein gut gepflegtes Mörder-Archiv hinterlassen. Als die Wahrsagerin dann mit einem alten Dolch, den Annie kurz zuvor gefunden hatte, ermordet in Annies Orangerie liegt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als herauszufinden, wer der Mörder ist und warum der Mord ihr angehängt werden soll.

Auch ohne den ersten Teil zu kennen, ist dieser zweite sehr unterhaltsam. Ein klein wenig britischer Humor, schön schwarz und trocken, klingt in fast jeder Zeile mit, aber auch eine Menge Gefühl. Diese Mischung ist sehr angenehm und kein bisschen kitschig. Man begleitet Annie sehr gern bei ihren Ermittlungen. Sie ist sehr sympathisch, sodass man mit ihr fiebert und fühlt. Auch die anderen Figuren sind sehr ansprechend angelegt. Selbst die unsympathischen gefallen mir. Man sieht ihre Schwächen, die zu ihrer unangenehmen Art führen. Das Leben hat sie alle irgendwie geprägt.

Die Geschehnisse sind spannend und rätselhaft. Es gibt immer mehr Puzzleteilchen und das Archiv sowie die Vorhersagen von Peony Lane spielen eine immer größere Rolle. Dass die Vergangenheit von Peony erzählt wird, ist berührend. Die Erzählstränge von Annie und Peony und damit Francis wechseln sich immer ab. Seltsamer Weise hatte ich öfter die beiden Frauen und Zeiten verwechselt, obwohl immer klar von der entsprechenden Figur und natürlich ihren Zeitgenossen gesprochen wird. Das hat mich ein bisschen abgelenkt und irritiert. Dennoch hatte ich vorzügliche Cozy-Crime-Zeit und gebe daher vier Sterne.

Bewertung vom 14.01.2025
Meersalz
Lea-Wilson Familie

Meersalz


ausgezeichnet

Ein ganz besonderes Kochbuch für engagierte Hobbyköche

Viele sagen, dass Salz eben Salz ist und es keine Unterschiede gibt. Das mag chemisch per Formel zutreffen, doch spielen so viele weitere Faktoren mit, die zum Geschmack beitragen, dass ich in meiner Küche tatsächlich eine ganze Reihe unterschiedlicher Salzsorten habe und nutze. Klar, dass mich dieses Buch geradezu magisch angezogen hat.

Die Texte zum und über Salz sind informativ und sogar unterhaltsam. Dagegen habe ich mit den eigentlichen Rezepten dann ein kleines bis mittleres Problem. Sie sind schlicht zu ausgefallen, es werden zu exotische Produkte verwendet und selbst die vermeintlich einfachen Gerichte bzw. Rezepte kommen nicht ohne eine Zutat aus, die eher ausgefallen ist und die man nicht unbedingt in der Vorratskammer hat. Und natürlich wird mit dem Salz der Familie Lea-Wilson gewürzt.

Die Rezepte sind aus allen Ecken der Welt zusammengestellt. Vegan ist hier nichts, vegetarisch nur weniges. Wie auch die Kapitel sind die Rezepte neben den deutschsprachigen Titeln auch auf Walisisch angegeben. Das hat natürlich einen besonderen Charme, auch wenn oft nur grob übersetzt wurde.

Unterteilt ist das Buch in die Kapitel Rohkost + co.; Aus Topf und Ofen; Mit Salzlake verfeinern; Einmachen + Fermentieren; Trockenbeizen; Der Geschmack des Meeres; Süßes + Getränke. Es finden sich Angaben zu Portionsanzahl und Zeitbedarf, ein kleiner Einführungstext, die Zutatenlisten und gut verständliche und ausführliche Arbeitsanweisungen bei jedem Rezept. Auf Nährwertangaben wurde verzichtet, was mich nicht stört. Auch ist bei jedem Rezept mindestens ein tolles Foto dabei.

Das Buch ist ein echter Augenschmaus und die Speisen sprechen sehr an. Für Anfänger halte ich das Buch aus mehreren Gründen für ungeeignet, vorweg eben aufgrund des Bedarfs an weniger geläufigen Zutaten, aber auch wegen der für Anfänger in meinen Augen anspruchsvollen Vorgänge. Für engagierte Hobbyköche und Fans ausgefallenen Salzes ist dieses Buch aber ein tolles Geschenk. Auch wenn man eher darin liest, als die Rezepte oft nachzukochen, ist es ein Highlight im Kochbuch-Regal. Als Kochbuch für alle Tage ist es nichts, aber für die besonderen Highlights. Daher gebe ich trotz Kritik die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 13.01.2025
In einem Zug (MP3-Download)
Glattauer, Daniel

In einem Zug (MP3-Download)


ausgezeichnet

Herrlich!

Eduard Brünhofer ist Schriftsteller, hat schon länger nichts mehr veröffentlicht und hat eine längere Zugfahrt vor sich, nämlich von Wien nach München. In seinem Abteil sitzt eine Frau, die ihn zögerlich anspricht. Brünhofer ist ein wenig enttäuscht, dass sie dachte, er sei ihr alter Englischlehrer. Seine Gedanken und wie er den Verlauf ihrer nun folgenden Dialoge schildert, machen Brünhofer mal sympathisch, mal unsympathisch. Menschlich eben.

Die Beobachtungen, die Glattauer seinen Protagonisten machen lässt, sind einfach köstlich. Auch wie sich das Verhältnis der beiden Passagiere entwickelt ist spannend und interessant. Catrin Meyr bringt Eduard Brünhofer dazu, mehr zu reden, als dieser es auf der Zugfahrt wollte. Die Entwicklung ist amüsant und man hört quasi gerne zu, so unentdeckt als Leser oder Hörer. Etwa bei der Hälfte der Story hatte ich einen Verdacht, worauf es hinauslaufen wird.

Da Brünhofer Liebesromane schreibt, ist nicht verwunderlich, dass die beiden viel über die Liebe reden. Dabei entstehen fast schon philosophische Gedanken. Glattauer spielt wunderbar mit Worten und seinen Protagonisten. Auch Bahnhöfe, Züge, örtliche Besonderheiten, menschliche Besonderheiten und das Weltgeschehen allgemein werden hier und da eingeflochten und auf die eine oder andere Weise abgewatscht. Bissig, aber mit ganz viel Herz, hält Glattauer allen, seinen Figuren und auch uns, den Spiegel vor. Es ist einfach nur großartig!

So wurde ein Buch über die Liebe daraus, das völlig ohne Gefühlsduselei auskommt, ohne Geschnulze. Und dennoch macht es glücklich und regt dazu an, über die eigene Beziehung nachzudenken und festzustellen, wie schön es ist, wenn man so viele Jahre gemeinsam verbracht und das genossen hat.

Ich freue mich sehr, dass ich dieses Juwel entdeckt habe und lege es allen mit den wärmsten Worten ans Herz! Ganz klare fünf Sterne.

Bewertung vom 12.01.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


sehr gut

War es ein Fehlurteil?

Danny Pine wurde vor sieben Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er angeblich seine Highschool-Freundin ermordet hat. Er beteuert, er ist unschuldig. Seine Familie sammelt Beweise, um Danny freizubekommen. Jetzt sind seine Eltern, sein kleiner Bruder und seine jüngere Schwester ums Leben gekommen. Ausgerechnet in Mexiko und bei einem Unfall. Weder Danny noch Matt, Dannys jüngerer Bruder, können das glauben. Eine True Crime Doku bringt den vermeintlichen Unfall mit Dannys Fall in Verbindung. Damit wird eine Reihe Ereignisse ausgelöst, die mit Matts Reise nach Mexiko, um seine Familie überführen lassen zu können, den Anfang findet.

Bei diesem Thriller ist mal wieder der deutsche Titel völlig neben dem Original. Every last fear, also jede letzte Angst, ist sehr viel zutreffender. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, dass der Thriller facettenreich aufgebaut ist und im Grunde jeden menschlichen Abgrund nutzt. Es treffen so viele Unsäglichkeiten zusammen, dass man nur so staunt. Spannend ist das alles auf alle Fälle, aber auch etwas überladen und daher auch ein wenig anstrengend. Wenn man weiß, dass Alex Finlay das Synonym eines prominenten Anwalts in Washington DC ist, der mehr als 40 Klienten vor dem Obersten Gerichtshof der USA vertreten hat, wundert das nicht mehr.

Die einzelnen Figuren sind authentisch gezeichnet und lassen sich sehr gut unterscheiden. Sie haben gut ausgeprägte Charaktereigenschaften und Eigenheiten. Das mag ich sehr. Die Zusammenhänge sind anfangs nicht mal zu erahnen, doch mit der Zeit spürt man mehr, als dass man es logisch folgert, wohin der Hase läuft. Viele extreme, ausgefallene Situationen ergeben ein dramatisches Puzzle. Die unterschiedlichen Perspektiven und damit verbundenen Erzählstränge sind jedoch zum Teil auch ein wenig ermüdend und auch verwirrend. Insgesamt finde ich zu wenig Tiefe in der Darstellung. Es bleibt alles recht oberflächlich und selbst bei Aufregern regt sich niemand auf. Das befremdet mich dann schon etwas. Erst am Ende, am großen Showdown, kommt endlich Leben in die Figuren, Wut wird herausgelassen und die Figuren handeln so, wie ich es nachvollziehen kann.

Der Stil ist insgesamt gesehen angenehm, nicht zu simpel, mit den True-Crime-Einlagen auch hochmodern. Fast haben wir hier ein Familiendrama, keinen Thriller. Mir ist die Story vier Sterne wert.