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jam

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Insgesamt 444 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2025
Meergeflunker - Fast 'ne griechische Tragödie (MP3-Download)
Erhard, Franziska

Meergeflunker - Fast 'ne griechische Tragödie (MP3-Download)


ausgezeichnet

"Du hast heute bei Radio Sonnenland eine Reise gewonnen. Sieben Tage Griechenland in einer traumhaften Villa am Meer! Natürlich All Inklusive - in einer Woche geht dein Flug! Ist das nicht toll?"
Nellie weiß gar nicht, wie ihr geschieht! Eine Woche auf der Insel Skopelos, der Mamma-Mia-Insel?! Ihre beste Freundin hat sich für sie beworben und schon muss sie ihre Koffer packen, um zusammen mit zwei weiteren Gewinnern für eine Woche in eine bezaubernde Villa zu ziehen. Mit dabei ist Wally, eine ältere aber lebhafte Dame, die Nellie sofort ins Herz geschlossen hat. Am Flughafen stößt der dritte Reisende zu ihnen. Nick - auch genannt Büschi -, Nellies große Jugendliebe, der ihr das Herz gebrochen hat.
Und es schon wieder tut, denn er kann sich nicht an sie erinnern. Na, das kann ja heiter werden!
Und wird es auch, soviel kann ich euch schon verraten. Mit im Gewinn sind viele optionale Ausflüge zu den Drehorten von Mamma Mia, und auch wenn ich den Film vor einigen Jahren gesehen habe, hatte auch ich sofort wieder die Bilder vor Augen und vor allem die Musik im Ohr.
Wally hat mich sofort begeistert. Liebenswert und lebenslustig mit dem Herz am richtigen Fleck spürt sie sofort, dass etwas zwischen Nellie und Nick köchelt. Bei Nellie kocht vor allem eines - die Wut! Wie kann Nick es wagen, sich nicht an sie zu erinnern? Verletzt und nach ihrer Scheidung mit lädiertem Selbstbewusstsein erzählt sie ihm nicht, dass sie sich eigentlich von früher kennen, sondern lässt ihn erst Mal ordentlich auflaufen.
Doch Nick lässt nicht locker, er will sie kennenlernen und ist aufmerksam und charmant und so bröckelt Nellies Mauer langsam. Auch er ist frisch getrennt und durch ihn bekommt Nellie eine andere Perspektive und betrachtet auch ihren Ex-Mann mit anderen Augen. Der muss sich nun zu Hause mit ihrem Teenager-Sohn herumschlagen.
Zu Beginn fällt es Nellie sehr schwer, loszulassen und nicht auch noch im Urlaub für die Belange ihres Sohnes da zu sein. Doch nach und nach lässt sie los und sich auf den fantastischen Ort und die wunderbaren Besichtigungen ein.
Ich konnte sie sehr gut verstehen, jede Mutter weiß wohl, wie schwer es ist, dem Kind und (Ex-)Partner auch mal die Zügel in die Hand zu geben. Ihre Verwandlung fand ich glaubhaft und sympathisch.
Die Insel, der sehr bemühte Nick und die unglaubliche Wally tun ihr übriges, um "Meergeflunker" so unterhaltsam zu machen! Klare Leseempfehlung!
Fazit: Eine charmante Liebesgeschichte vor der Kulisse der Mamma-Mia-Insel. Ohrwurm garantiert!

Bewertung vom 19.03.2025
Neues Glück auf dem kleinen Bücherschiff
Hansen, Tessa

Neues Glück auf dem kleinen Bücherschiff


ausgezeichnet

"Fünf Minuten später stand Lilly am Fuße der Gangway und ließ den Blick über die restaurierte Hafenbarkasse schweifen. Das Messingschild mit der Aufschrift "Das kleine Bücherschiff" glänzte, die bunten Wimpel (...) flatterten im Wind."
Ja, Lilly ist nach dem ersten Blick auf das kleine Bücherschiff begeistert. Aber der Reihe nach! Lilly kehrt nach Hamburg zurück, nachdem sie einige Jahre in südlichen Ländern gearbeitet hat, um sich um ihre herzliche, aber betagte Großtante Floriane zu kümmern.
Nur für kurze Zeit, denn lange hält es Lilly nie am gleichen Fleck. Doch Floriane geht es schlechter als gedacht. So bleibt Lilly länger, findet auf dem kleinen Bücherschiff eine Anstellung und versucht, Floriane zu helfen, wo es geht.
Und dann ist da auch noch Pablo, der neue Mitinhaber des Bücherschiffs, der es Lilly sofort angetan hat. Doch ihre unglückliche Kindheit hat ihr vor allem eines gelehrt: Verlass dich niemals auf andere! Und so möchte sie nur eine Freundschaft mit Benefits, denn feste Beziehungen kann und will sie nicht eingehen. Wozu auch, bald wird sie wieder zum Arbeiten ins Ausland gehen und dann bleiben nur noch Tränen!
Ich mochte Lilly, und vor allem ihre entzückende Großtante Floriane, eine wohlerzogene Hamburger Kaufmannstochter, die dennoch unverheiratet geblieben ist und es weiß, das Leben zu genießen. Floriane ist Stammkundin auf dem kleinen Bücherschiff und liebt das bunte Treiben dort. Denn die Inhaber Miri, Katja und Pablo sind herzlich und humorvoll - und auch die Nachbarschaftsclique, die oft dort ist, ist ein bunter, liebenswerter Haufen.
So kommen die flotten Sprüche nicht zu kurz und für mich als Hamburg-Fan gibt es viel Hafenflair als Sahnehäubchen.
Das Bücherschiff selbst ist wohl für jeden, der gerne liest, ein Sehnsuchtsort. Viele Bücher, gute Beratung, nette Sitzgelegenheiten, auch ich wäre Stammkundin! Die eingewobenen Buchtipps von real existierenden Autor:innen fand ich toll!
Die Geschichte zwischen Lilly und Pablo entwickelt sich. Mir tat Lilly manchmal leid, wie sehr sie sich selber im Weg stand mit ihrer Vergangenheit. Doch die Umstände, Katja und Floriane zwingen sie dazu, darüber nachzudenken und alte Verhaltensmuster hinter sich zu lassen.
So ist "Neues Glück auf dem kleinen Bücherschiff" eine stimmige und stimmungsvolle Liebesgeschichte mit viel Flair, auch wenn mir das Ende einige Tränen in die Augen steigen ließ!
Ich kenne die Vorgängerbände nicht, konnte aber problemlos in die Geschichte einsteigen - und hab jetzt richtig Lust, auch die ersten beiden Romane zu lesen!
Fazit: Eine stimmige und stimmungsvolle Liebesgeschichte mit viel Hamburg-Flair.

Bewertung vom 12.03.2025
Unbedingt lesen, wenn ...
Smith, Julie

Unbedingt lesen, wenn ...


ausgezeichnet

"Trotz all der Risiken, die wir eingehen, wenn wir uns auf Beziehungen einlassen, hat sich gezeigt, dass ein Leben ohne sie viel schwerer wäre."
Seite 141
"Unbedingt lesen, wenn ..." ist ein Ratgeber der Psychologin Dr. Julie Smith, der verständliche Hilfestellung bietet bei gängigen Problemen. Dabei hat sie ihren Ratgeber in drei große Bereiche unterteilt: "Wenn dir das Zusammensein mit anderen Menschen schwerfällt", "Wenn du dich selbst schwer erträgst", und "Wenn es dir schwerfällt, deine Gefühle auszuhalten".
Jedes der Unterkapitel beginnt mit einem Brief an den Leser/die Leserin, liebe- und verständnisvoll wendet sich die Autorin direkt an dich, zeigt, dass sie deine Herausforderungen kennt und versteht und du nicht allein damit bist. Gerade diese persönlichen Worte fand ich sehr hilfreich und heilsam. Danach folgt ein Toolkit, einfache Werkzeuge, die dir helfen können, besser mit deinem Problem umzugehen, wenn du dich darauf einlässt. Danach folgen einige Unterpunkte zur Fragestellung und am Ende immer eine kurze Zusammenfassung, die nochmal die wichtigsten Lektionen des Kapitels verständlich auf den Punkt bringt.
Dabei nimmt sie dich in die Pflicht, denn die einzigen, die wir wirklich ändern können, sind nun mal wir selber. Und gerade das zieht oft viele positive Nachwirkungen hinter sich, denn was du in die Welt trägst, wird dir zurückschallen. Verdeutlicht wird das durch kurze Zitate aus dem Kapitel, die sie als Leitsatz nochmal hintendran stellt, wie z. B. auf Seite 65 "Warte nicht darauf, dass andere auf dich zugehen. Sei du die Person, die auf andere zugeht."
Dies ist das zweite Buch von Dr. Julie Smith, dass ich gelesen habe, und mir hat es noch besser gefallen als das erste. Ich fand ihre einleitenden Worte so verständnisvoll und sie haben mich gut abgeholt, sodass ich mich auf das darauffolgende Thema leichter einlassen konnte. Ihre Hilfestellungen sind einfach und verständlich, und die Zusammenfassung am Ende kurz und einprägsam.
"Unbedingt lesen, wenn ..." ist kein Buch, das man rasch durchliest und dann zur Seite legt. Ich werde es auf jeden Fall in Griffweite bewahren und mir, wenn mich ein Thema beschäftigt, die Zeit nehmen, das dazugehörige Kapitel erneut zu lesen und zu überlegen, was ich dazu beitragen kann, die Situation zu verbessern!
Fazit: Ein verständnisvoller und hilfreicher Ratgeber, der viele Alltagsthemen aufgreift!

Bewertung vom 12.03.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


ausgezeichnet

"All das würde in einer sanften Woge der Stille versinken, wenn sie gleich aus der Schule trat, sich die Staubwolke der davongaloppierenden Heranwachsenden gesenkt hatte und die Sommerferien ihre wundersame Heilkraft entfalteten."

Ja, sie liegen vor der alleinerziehenden Musiklehrerin Lisa, die Sommerferien. Ihr sechsjähriger Sohn Paul verbringt einen Teil davon mit seinem Vater und Lisa ist zum ersten Mal seit langem allein. Das bringt viel Zeit, Zeit zum Nachdenken... Um sich abzulenken, möchte sie nach Jahren wieder auf ihrer alten, ungeliebten Geige spielen. Doch diese weist ein paar Schäden auf, und so bringt Lisa sie zum Geigenbauer Hans, der mit seiner Tochter Ute auf einem Kirschhof lebt.

Durch ihn bekommt Lisa den Anstoß, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, ihrer und der ihrer Familie, über die ihre Mutter beharrlich schweigt.

Ich gebe zu, "Wenn die Tage länger werden" war anders, als ich erwartet habe. Sie führt uns weit zurück in eine Zeit, über die viele nicht reden wollen, über die Schrecken und Verbrechen des zweiten Weltkrieges. Gerade die Passagen der Wortlosigkeit zwischen Lisa und ihrer Mutter Barbara waren bedrückend und zeigen, wie viel Schaden man anrichtet, wenn man nichts sagt, um den anderen zu schützen.

Sanft und leicht erzählt Anne Stern eine schwere Geschichte, über Schuld und Wiedergutmachung, über alte Dämonen und neue Freundschaften. Ich finde, sie hat die Gefühle der Protagonisten gut auf den Punkt gebracht und ein schwieriges Thema geschickt und gefühlvoll in einen wunderbaren Roman gepackt.

Ich konnte Lisa gut verstehen, die befreit von ihren drückenden Verpflichtungen erst nicht weiß, womit sie ihre Tage füllen soll. Aber auch die kranke Obstbäuerin Ute, aus deren und Lisas Sicht die Geschichte abwechselnd erzählt wird, fand ich sehr authentisch und sympathisch. Sie entstammt einer anderen Generation, möchte gesund sein, um ihre Arbeit zu verrichten und ihre Ruhe. Die Annäherung der beiden fand ich besonders bewegend.

Ein zusätzlicher Pluspunkt: Der Roman enthält zwar auch eine kleine Liebesgeschichte, diese wird aber sehr zurückhaltend erzählt und überlagert dadurch nicht die großen Themen.

Fazit: Ein berührender Roman über leichte Sommer, eine schwere Zeit, alte Schuld und neue Freundschaften.

Bewertung vom 12.03.2025
Note to myself: Liebe ist keine Option
Mohn, Kira

Note to myself: Liebe ist keine Option


ausgezeichnet

"Ich lächle, obwohl es gar nichts zu lächeln gibt, und tue Dinge, weil ich andere Menschen nicht vor den Kopf stoßen will. Aber nicht in meinen Listen. Diese letzte Liste allerdings ist in ihrer Ehrlichkeit auf einer völlig neuen Stufe."
Ja, Alice liebt ihre Listen, geschrieben in ein Notizbuch von ihrer geliebten verstorbenen Oma. Und momentan sind ihre Listen alles, woran sie sich festklammern kann. Sie hat ihren Freund beim Fremdgehen erwischt. Zornig wirft sie die Matratze aus dem Fenster - und erwischt damit prompt Lennon.
Obwohl sie keine Lust hat, fühlt sie sich verpflichtet, ihn als Entschuldigung auf einen Drink einzuladen. Und Lennon ist nett, sehr nett. Zwischen den beiden entwickelt sich rasch eine enge Freundschaft. Mehr nicht, denn Alice ist noch mit ihrer Liste "Alles, was ohne Männer mehr Spaß macht" beschäftigt.
Ich mochte Alice von der ersten Seite weg! Ihre lustigen und aufrichtigen Listen, ihr toller Arbeitsplatz in der Buchhandlung "Unicorns, Starships & Bugs" und ihre liebenswerten Kollegen machen diese Geschichte so interessant. Durch Lennon lernt Alice dessen Nachbarsmädchen Kayla kennen. Sie hat eine schwere Krankheit und ihre Eltern benötigen dringend Geld für Kaylas Operation. Kurzerhand greift Alice mit ihrem Kollegen Tobey und ihrer Chefin Zara ein und sammelt Spenden und Stimmen für den großen Wettbewerb "Your Favourite Happy Store". Denn das Preisgeld ist hoch und könnte Kayla helfen!
Kira Mohn schreibt locker und unterhaltsam, gerade die Listen haben die Handlung oft auf den Punkt gebracht und manchmal eine kleine Vorschau geboten darauf, was uns im nächsten Kapitel erwartet. Das Knistern und die Verbundenheit zwischen Lennon und Alice war spürbar und so angenehm, ohne große explizite Szenen.
Der zusätzliche Handlungsstrang mit der außergewöhnlichen Buchhandlung waren für mich das Sahnehäubchen! Wer wünscht sich nicht Kollegen, die wie Familie sind, wo man sich gegenseitig und auch anderen hilft, ohne lange darüber nachzudenken?
Und dann gibt es da auch noch den Ex, der auf einmal ein letztes Treffen will und alles gehörig durcheinanderwirbelt.
Das hat, zusammen mit dem großen Wettbewerb, noch mal Extraspannung geliefert. Und auch, wenn ich das Ende schon erahnt habe, fand ich das Buch bis zur letzten Szene überraschend, herzlich und interessant.
Dazu noch New York mit wunderbaren Schauplätzen drumherum - perfekt!
Fazit: Eine zauberhafte Liebes-/Freundschaftsgeschichte in einem tollen Setting.

Bewertung vom 06.03.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

"Sollen die doch alle denken, was sie wollen. Glück lässt sich von Pi... im Treppenhaus nicht abschrecken, Glück findet von Zeit zu Zeit sogar in den achtzehnten Stock."

Wanda träumt im achtzehnten Stock des Plattenbaus - von ihrem Durchbruch als Schauspielerin, einem echten Leben und vom Glück. Doch die Realität sieht anders aus. Die Schauspielschule hat sie abgebrochen und lebt arbeitslos mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie von der Hand im Mund. Als Karlie krank wird, wird sie nirgends ernst genommen und weitergeschickt. Herrscht doch Pandemie, wen interessiert ein kleines Kind, das nicht mal ordentlich Fieber hat?!

Doch schon auf der anderen Seite der Straße wartet das richtige Leben, wo Ärzte auf Abruf stehen und Geld keine Rolle spielt. Als Wanda eine Chance erhält, greift sie mit beiden Händen zu - doch das Leben und ihre Vergangenheit kommen ihr in die Quere.

Puh, was für ein Buch! Wer eine lockere, hoffnungsvolle Geschichte erwartet, ist hier fehl am Platz. Aber lass dich davon bitte nicht abschrecken! Auf den, der sich darauf einlässt, wartet ein Buch, das seinesgleichen sucht!

Sara Gmuer schreibt ungefiltert, echt, hart, brutal. Ihr Stil ist eigenwillig, keine schönen Worte sondern ehrliche. Und damit hatte sie mich ab der ersten Seite!

Gerade die saloppe Sprache hat es so eindrücklich gemacht, authentisch.

Auch wenn das Lesen manchmal weh tat, die Trostlosigkeit, die Armut, die Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, so erzählt sie auch von Zusammenhalt und Freundschaft. Wenn niemand etwas hat, hat jeder alles und man hilft sich mit dem bisschen, was da ist.

Mit ihrer großen Rolle erwartet Wanda ein anderes Leben, voller harter Arbeit, stundenlangem Drehbuchlernen, Neid unter den Schauspielern und falsche Blicken. Aber auch Essen in wollen Restaurants, Drinks in Bars, Ansehen.

Aber das Pech scheint an ihr zu kleben wie ihre Herkunft. Auch wenn Wanda aus der Platte raus ist, die Platte ist nie ganz aus ihr. Die Menschen dort sind wie Familie, und der kann man nicht den Rücken kehren.

Ich kenne Plattenbauten nur vom Wegschalten des Reality-Formats, doch durch Sara Gmuer habe ich sie ein Stück weit kennengelernt und mich in dem Setting gut zurecht gefunden. Keine leichte Nebenbei-Geschichte, dafür umso lesenswerter!

Fazit: Eine harte, brutale Geschichte über das Leben und Hoffen in der Platte - absolut lesenswert.

Bewertung vom 24.02.2025
Herzklopfen inklusive - Kaffee von Jake (MP3-Download)
Lindberg, Karin

Herzklopfen inklusive - Kaffee von Jake (MP3-Download)


gut

Nach einem schweren Schicksalsschlag hat Viktoria Deutschland den Rücken gekehrt und steckt ihre ganze Energie in die Karriere. Jetzt hat sie das Ziel ihrer harten Arbeit vor Augen: Die Leitung der Werbeagentur Langham. Doch kurz vor der ersehnten Beförderung wird ihr Jake vor die Nase gesetzt. Ein reicher Erbe, der jetzt zeigen will, dass er auch was drauf hat. Wer das bessere Konzept für ein neues Produkt präsentiert, bekommt die Leitung!

Rasch stoßen die beiden aneinander

Ich habe mich auf das (Hör-)Buch gefreut, ein unterhaltsamer Enemy-to-Lover-Roman! Doch ich habe mich durch den Einstieg gequält, bei ca. einem Fünftel war ich kurz davor, abzubrechen. Jake, dessen "Erfolg" darauf beruht, in eine reiche Familie geboren worden zu sein, bezeichnet sie und andere Frauen ständig als karriereg Fl, das die B b macht, etc. (Ich kann die genauen Bezeichnungen nicht wiedergeben, weil dann die Rezi vermutlich gesperrt wird.)

Da Viktoria eine Frau als Vorgesetzte hat, sind diese Bezeichnungen nicht nur völlig daneben, sondern auch haltlos. Viktorias Art ist kalt, damit will sie sich schützen, und ihre Position hat sie einzig und allein durch Arbeit, und das Tag und Nacht, erreicht. Dass sie ihre Trauer unter Bergen von Arbeit vergräbt, ist sicher nicht richtig und gesund, aber dennoch hat sie das, was sie hat, genau dadurch erreicht - und durch nichts anderes.

Viktoria konnte ich zu großen Teilen verstehen und dadurch ihre ruppige Art akzeptieren, Jakes Bemerkungen über erfolgreiche Frauen jedoch haben ihn mir sehr unsympathisch gemacht.

Als ihre Chefin beschließt, sie als Team zusammenarbeiten zu lassen und zu einem Coaching zu schicken, bekommt die Geschichte eine unterhaltsame Wendung. Eine öffentliche Toilette putzen, Burger braten, in ein fernes Land reisen und dort mit einem Coach zu arbeiten, das hat Potential. Leider wurde auch das nicht ganz ausgeschöpft. Ich habe die Eindrücke von Island sehr genossen, aber die Annäherung der beiden dort ist rein körperlich. Auch das tolle Konzept, das sie erarbeiten, wird nicht näher beleuchtet. Mich hätte interessiert, wie ihre Erlebnisse dort auf die Präsentation Einfluss genommen haben.

Was folgt, sind einige pikante und detaillierte Szenen, auf die ich gut verzichten hätte können. Wie sich Jake und Viktoria dadurch auch emotional annähern, blieb mir verborgen.

Zurück in London wird Viktoria von ihrer Vergangenheit eingeholt, wie immer verliert sie kein Wort darüber und dadurch eskaliert die Situation.

So spannend und interessant ich manche Passagen fand, ganz warm wurde ich mit der Geschichte nicht. Das und der zähe Einstieg kosten einige Sternchen, auch wenn der Stil locker ist und sich die Geschichte leicht liest/anhört.

Fazit: Eine Enemy-to-Lover-Story mit zähem Einstieg, deren Potential nicht ausgeschöpft wurde.

Spoiler- und vor allem Triggerwarnung:

Viktoria wurde schwanger und ihre Tochter ist kurz nach deren ersten Geburtstag gestorben. Die Passagen, in denen darüber berichtet wird, ihre Trauer und Verzweiflung sind sehr intensiv. Wenn du Erfahrungen mit dem Thema hast, überlege dir gut, ob du diese Geschichte lesen/hören willst!

Bewertung vom 19.02.2025
Ein Ohrensessel, zwölf Fragen und eine Reise zu dir selbst
Köhler, Tanja

Ein Ohrensessel, zwölf Fragen und eine Reise zu dir selbst


ausgezeichnet

"Damals lag vor ihr der tief verschneite Weg, den noch keine Menschenseele betreten hatte. Magisch. Verlockend. Bereit. Bereit für sie und die Fußstapfen, die sie hinterlassen würde."

Seite 82

Ein paar Tage dürfen wir die Autorin begleiten, durch Alltagssituationen und wunderschöne Momente. Es begann mit einem Ohrensessel: Gekauft, um der Mittelpunkt und Ruhepol in ihrem Arbeitszimmer zu sein, versinkt er unter Alltagsgegenstände und kommt nicht zur Wirkung. Beherzt greift Tanja zu, sortiert, entrümpelt, und findet so den richtigen Platz. Eine wunderschöne Metapher für all das, was schon in uns darauf wartet, zu strahlen, aber unter dem Trott der täglichen Erledigungen nicht zum Vorschein kommt.

Eingeflochten in ihre Erzählung stellt die Autorin zwölf Fragen, die zum Nachdenken anregen. Worauf lege ich meinen Fokus, wovor habe ich Angst. Was passiert, wenn ich das, was ich will, trotz meiner Angst tue?

Das Büchlein ist klein gehalten, wenige Seiten, und steckt doch voller Inspiration und Magie!

Die Seiten lesen sich leicht dahin, ruhig und sanft erzählt sie von schönen Ausblicken, Wanderungen, ... Doch die Fragen begleiten einen noch lange nach dem Lesen.

Wer sich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu einem besseren Leben erwartet, ist hier fehl am Platz. Viel mehr regt die Autorin dazu an, sich sein Ziel selber zu setzen und den eigenen Weg mit den eigenen Zwischenstopps selbst zu definieren und zu gehen. Denn es gibt nicht den EINEN Weg, sondern DEINEN Weg!

Gerne ließ ich mich von Tanja Köhler zum Innehalten bewegen und werde sicher noch öfter an den Ohrensessel denken - und an die zwölf Fragen!

Fazit: Eine kurze aber intensive, inspirierende Geschichte mit hilfreichen Fragen!

Bewertung vom 17.02.2025
Mut beginnt im Herzen
Randau, Tessa

Mut beginnt im Herzen


gut

"Es geht nicht darum, keine Angst mehr zu haben. Es geht darum, die Dinge trotz Angst zu tun."
Vorab eine audrückliche Triggerwarnung: Es geht in diesem (Hör-)Buch um die Erlebnisse einer Frau, die plötzlich mit heftigen Panikattacken zu kämpfen hat und sich nur langsam ihrer Angststörung stellt. Ich persönlich habe keine Erfahrung mit Attacken dieser Art, aber selbst mich haben die hautnahen Schilderungen der körperlichen und psychischen Auswirkungen mitgenommen. Deshalb: Achtet auf euch, brecht ab, wenn es zu viel wird, sucht euch Hilfe, wenn es euch belastet!
Zum Inhalt: Wie es scheint aus heiterem Himmel wird die namenlose Protagonistin von einem Tag auf den anderen von einer schweren Panikattacke überrollt, der Zeitpunkt könnte schlechter nicht sein: Im Zug, mit ihren kleinen Kindern, auf der Heimreise von einem Kurzurlaub bei einer Freundin, der eigentlich Entspannung hätte bringen sollen.
Ich habe mir dem Titel und der Beschreibung nach etwas mehr Mut und etwas weniger Angst vorgestellt. Von daher hat mich die Autorin überrascht. Sie lässt uns daran teilhaben, wie die Protagonistin das erste Mal von Panik heimgesucht wird, wie scheinbar Alltagstätigkeiten auf einmal eine unüberwindbare Hürde werden. Lange hält sie es vor ihrer Familie geheim, nur langsam sucht sie sich Hilfe. Gerade damit tue ich mir sehr schwer, so etwas vor dem Partner und den Kindern zu verheimlichen schafft tiefe Risse und Verletzungen, die oft nie oder nur langsam heilen. Zu spüren und eigentlich zu wissen, dass es dem Anderen nicht gut geht und ausgeschlossen zu bleiben, das schmerzt.
Sie berichtet auch über die Schwierigkeiten, einen Termin zu bekommen, wie Wochen vergehen auf der Suche nach Hilfe auf Kasse. Diese Abläufe fand ich erschreckend realistisch. Wie jemand, der dringend Hilfe benötigt, vom System vor große Hindernisse gestellt wird. Ein Kassenplatz scheint utopisch - bis sich die Protagonistin öffnet und auch anderen von ihren Problemen erzählt und so in Kontakt mit einer wirklich hilfreichen Therapeutin kommt.
Nur langsam geht es aufwärts, manche Dinge scheinen wie ein nicht zu gewinnender Kampf. Doch sie findet Hilfe und Kraft, bei ihren Freundinnen, ihrer Familie, und nicht zuletzt in ihrem Garten. Viel zu lange hat sie vergessen, wie sehr sie die Gartenarbeit erdet, wie sie zur Ruhe kommt, wenn sie der Natur beim wachsen zusehen und helfen kann.
Ich war vom Aufbau des Buches doch überrascht, ich hatte mir eher ein Sachbuch im Romanformat erwartet. Greifbar nimmt uns die Erzählerin mit auf ihre große Reise zu einem mutigeren Leben, bei der jeder Schritt, sei er auch noch so klein, zum Ziel führt.
Etwas unrealistisch fand ich den raschen Heilungsprozess und vor allem die sich reibungslos entwickelnden positiven Änderungen im Umfeld, durch die sich viele Herausforderungen viel zu rasch in Luft aufgelöst haben.
Bei der Bewertung tue ich mir echt schwer. Es ist ein Roman in Ich-Perspektive. Wer wirklich Hilfestellung bei Angststörungen erwartet, der wird hier nur wenig Anregung finden. Für einen mutmachenden Unterhaltungsroman fand ich die Passagen der Panikattacken zu lang und belastend.
Fazit: Chronologie einer Angststörung, von der ich mir etwas mehr Mut und etwas weniger Angst erwartet habe.

Bewertung vom 15.02.2025
FREI - Bester Sommer (FREI 1)
Welk, Sarah

FREI - Bester Sommer (FREI 1)


ausgezeichnet

"Ich habe einfach keine Lust mehr, mir ständig neue Freunde zu suchen. In Neapel und Wien war das noch anders, aber da war ich auch noch klein. Da habe ich gar nicht kapiert, dass wir nicht lange bleiben werden, und zwar einfach deshalb, weil Mama und Sally nie irgendwo lange bleiben."
Denn Joshuas Mutter ist die angesagte Künstlerin Pola Berlin, ihre Installationen sind berühmt. Und sie fühlt sich überall zu Hause, überall, wo sie Inspiration findet. Wenn die sie verlässt, tja, dann wird halt umgezogen. Und ihre Lebensgefährtin Sally und ihr vierzehnjähriger Sohn Joshua müssen mitziehen. Dieses Mal ausgerechnet nach Rottloch, ein Kuhdorf am Ende der Welt. Joshua ist sauer und hat keine Lust, dort jemanden kennenzulernen.
Doch Rottloch ist ganz anders, als er erwartet hat! Die Schule ist unglaublich, mit Rutschen nach unten, Hängematten im Café, großem Mitspracherecht der Schüler:innen. Jetzt steht die Projektwoche an, fünf Tage alleine im Wald, in Kleingruppen, ohne Erwachsene. Gemeinsam mit Nina, Nasrin, Nico und Koray zieht Joshua los - ins Abenteuer seines Lebens!
Ich habe mich ab der ersten Seite fabelhaft unterhalten! Auch wenn ich altersmäßig nicht mehr ganz in die Zielgruppe dieses Jugendromans passe, so hat mich die Autorin doch sofort Seite gepackt! Joshua ist ein gewöhnlicher Junge mit ungewöhnlichen Eltern und einem ungewöhnlichen Leben. So sehr in der neue Ort nervt, Mitschülerin Nina hat es ihm ab dem ersten Aufeinandertreffen angetan. Obwohl Nico sich ihm aufdrängt, so entwickelt sich doch rasch so etwas wie Freundschaft. Und Koray? Der scheint ein Geheimnis zu haben, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nasrin ist die Vernünftige in der Runde, die alles zusammenhält.
Auch der Ausflug in den Wald gestaltet sich ganz anders als erwartet: Lange Märsche, mysteriöse Funde, eine eigenwillige Gruppendynamik. Spannend und unterhaltsam! Gerne wäre ich mit den 5 in den See gesprungen!
Joshua erzählt aus der Ich-Perspektive, ich fand seine Sprache gut getroffen, auch die stilistisch gut gesetzten Wiederholungen!
Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil dieser Jugendreihe!
Fazit: Spannender Auftakt einer Jugendbuchreihe!"Ich habe einfach keine Lust mehr, mir ständig neue Freunde zu suchen. In Neapel und Wien war das noch anders, aber da war ich auch noch klein. Da habe ich gar nicht kapiert, dass wir nicht lange bleiben werden, und zwar einfach deshalb, weil Mama und Sally nie irgendwo lange bleiben."
Denn Joshuas Mutter ist die angesagte Künstlerin Pola Berlin, ihre Installationen sind berühmt. Und sie fühlt sich überall zu Hause, überall, wo sie Inspiration findet. Wenn die sie verlässt, tja, dann wird halt umgezogen. Und ihre Lebensgefährtin Sally und ihr vierzehnjähriger Sohn Joshua müssen mitziehen. Dieses Mal ausgerechnet nach Rottloch, ein Kuhdorf am Ende der Welt. Joshua ist sauer und hat keine Lust, dort jemanden kennenzulernen.
Doch Rottloch ist ganz anders, als er erwartet hat! Die Schule ist unglaublich, mit Rutschen nach unten, Hängematten im Café, großem Mitspracherecht der Schüler:innen. Jetzt steht die Projektwoche an, fünf Tage alleine im Wald, in Kleingruppen, ohne Erwachsene. Gemeinsam mit Nina, Nasrin, Nico und Koray zieht Joshua los - ins Abenteuer seines Lebens!
Ich habe mich ab der ersten Seite fabelhaft unterhalten! Auch wenn ich altersmäßig nicht mehr ganz in die Zielgruppe dieses Jugendromans passe, so hat mich die Autorin doch sofort Seite gepackt! Joshua ist ein gewöhnlicher Junge mit ungewöhnlichen Eltern und einem ungewöhnlichen Leben. So sehr in der neue Ort nervt, Mitschülerin Nina hat es ihm ab dem ersten Aufeinandertreffen angetan. Obwohl Nico sich ihm aufdrängt, so entwickelt sich doch rasch so etwas wie Freundschaft. Und Koray? Der scheint ein Geheimnis zu haben, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nasrin ist die Vernünftige in der Runde, die alles zusammenhält.
Auch der Ausflug in den Wald gestaltet sich ganz anders als erwartet: Lange Märsche, mysteriöse Funde, eine eigenwillige Gruppendynamik. Spannend und unterhaltsam! Gerne wäre ich mit den 5 in den See gesprungen!
Joshua erzählt aus der Ich-Perspektive, ich fand seine Sprache gut getroffen, auch die stilistisch gut gesetzten Wiederholungen!
Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil dieser Reihe!
Fazit: Spannender Auftakt einer Jugendbuchreihe!