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jam

Bewertungen

Insgesamt 437 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2025
Ein Ohrensessel, zwölf Fragen und eine Reise zu dir selbst
Köhler, Tanja

Ein Ohrensessel, zwölf Fragen und eine Reise zu dir selbst


ausgezeichnet

"Damals lag vor ihr der tief verschneite Weg, den noch keine Menschenseele betreten hatte. Magisch. Verlockend. Bereit. Bereit für sie und die Fußstapfen, die sie hinterlassen würde."

Seite 82

Ein paar Tage dürfen wir die Autorin begleiten, durch Alltagssituationen und wunderschöne Momente. Es begann mit einem Ohrensessel: Gekauft, um der Mittelpunkt und Ruhepol in ihrem Arbeitszimmer zu sein, versinkt er unter Alltagsgegenstände und kommt nicht zur Wirkung. Beherzt greift Tanja zu, sortiert, entrümpelt, und findet so den richtigen Platz. Eine wunderschöne Metapher für all das, was schon in uns darauf wartet, zu strahlen, aber unter dem Trott der täglichen Erledigungen nicht zum Vorschein kommt.

Eingeflochten in ihre Erzählung stellt die Autorin zwölf Fragen, die zum Nachdenken anregen. Worauf lege ich meinen Fokus, wovor habe ich Angst. Was passiert, wenn ich das, was ich will, trotz meiner Angst tue?

Das Büchlein ist klein gehalten, wenige Seiten, und steckt doch voller Inspiration und Magie!

Die Seiten lesen sich leicht dahin, ruhig und sanft erzählt sie von schönen Ausblicken, Wanderungen, ... Doch die Fragen begleiten einen noch lange nach dem Lesen.

Wer sich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu einem besseren Leben erwartet, ist hier fehl am Platz. Viel mehr regt die Autorin dazu an, sich sein Ziel selber zu setzen und den eigenen Weg mit den eigenen Zwischenstopps selbst zu definieren und zu gehen. Denn es gibt nicht den EINEN Weg, sondern DEINEN Weg!

Gerne ließ ich mich von Tanja Köhler zum Innehalten bewegen und werde sicher noch öfter an den Ohrensessel denken - und an die zwölf Fragen!

Fazit: Eine kurze aber intensive, inspirierende Geschichte mit hilfreichen Fragen!

Bewertung vom 17.02.2025
Mut beginnt im Herzen
Randau, Tessa

Mut beginnt im Herzen


gut

"Es geht nicht darum, keine Angst mehr zu haben. Es geht darum, die Dinge trotz Angst zu tun."
Vorab eine audrückliche Triggerwarnung: Es geht in diesem (Hör-)Buch um die Erlebnisse einer Frau, die plötzlich mit heftigen Panikattacken zu kämpfen hat und sich nur langsam ihrer Angststörung stellt. Ich persönlich habe keine Erfahrung mit Attacken dieser Art, aber selbst mich haben die hautnahen Schilderungen der körperlichen und psychischen Auswirkungen mitgenommen. Deshalb: Achtet auf euch, brecht ab, wenn es zu viel wird, sucht euch Hilfe, wenn es euch belastet!
Zum Inhalt: Wie es scheint aus heiterem Himmel wird die namenlose Protagonistin von einem Tag auf den anderen von einer schweren Panikattacke überrollt, der Zeitpunkt könnte schlechter nicht sein: Im Zug, mit ihren kleinen Kindern, auf der Heimreise von einem Kurzurlaub bei einer Freundin, der eigentlich Entspannung hätte bringen sollen.
Ich habe mir dem Titel und der Beschreibung nach etwas mehr Mut und etwas weniger Angst vorgestellt. Von daher hat mich die Autorin überrascht. Sie lässt uns daran teilhaben, wie die Protagonistin das erste Mal von Panik heimgesucht wird, wie scheinbar Alltagstätigkeiten auf einmal eine unüberwindbare Hürde werden. Lange hält sie es vor ihrer Familie geheim, nur langsam sucht sie sich Hilfe. Gerade damit tue ich mir sehr schwer, so etwas vor dem Partner und den Kindern zu verheimlichen schafft tiefe Risse und Verletzungen, die oft nie oder nur langsam heilen. Zu spüren und eigentlich zu wissen, dass es dem Anderen nicht gut geht und ausgeschlossen zu bleiben, das schmerzt.
Sie berichtet auch über die Schwierigkeiten, einen Termin zu bekommen, wie Wochen vergehen auf der Suche nach Hilfe auf Kasse. Diese Abläufe fand ich erschreckend realistisch. Wie jemand, der dringend Hilfe benötigt, vom System vor große Hindernisse gestellt wird. Ein Kassenplatz scheint utopisch - bis sich die Protagonistin öffnet und auch anderen von ihren Problemen erzählt und so in Kontakt mit einer wirklich hilfreichen Therapeutin kommt.
Nur langsam geht es aufwärts, manche Dinge scheinen wie ein nicht zu gewinnender Kampf. Doch sie findet Hilfe und Kraft, bei ihren Freundinnen, ihrer Familie, und nicht zuletzt in ihrem Garten. Viel zu lange hat sie vergessen, wie sehr sie die Gartenarbeit erdet, wie sie zur Ruhe kommt, wenn sie der Natur beim wachsen zusehen und helfen kann.
Ich war vom Aufbau des Buches doch überrascht, ich hatte mir eher ein Sachbuch im Romanformat erwartet. Greifbar nimmt uns die Erzählerin mit auf ihre große Reise zu einem mutigeren Leben, bei der jeder Schritt, sei er auch noch so klein, zum Ziel führt.
Etwas unrealistisch fand ich den raschen Heilungsprozess und vor allem die sich reibungslos entwickelnden positiven Änderungen im Umfeld, durch die sich viele Herausforderungen viel zu rasch in Luft aufgelöst haben.
Bei der Bewertung tue ich mir echt schwer. Es ist ein Roman in Ich-Perspektive. Wer wirklich Hilfestellung bei Angststörungen erwartet, der wird hier nur wenig Anregung finden. Für einen mutmachenden Unterhaltungsroman fand ich die Passagen der Panikattacken zu lang und belastend.
Fazit: Chronologie einer Angststörung, von der ich mir etwas mehr Mut und etwas weniger Angst erwartet habe.

Bewertung vom 15.02.2025
FREI - Bester Sommer (FREI 1)
Welk, Sarah

FREI - Bester Sommer (FREI 1)


ausgezeichnet

"Ich habe einfach keine Lust mehr, mir ständig neue Freunde zu suchen. In Neapel und Wien war das noch anders, aber da war ich auch noch klein. Da habe ich gar nicht kapiert, dass wir nicht lange bleiben werden, und zwar einfach deshalb, weil Mama und Sally nie irgendwo lange bleiben."
Denn Joshuas Mutter ist die angesagte Künstlerin Pola Berlin, ihre Installationen sind berühmt. Und sie fühlt sich überall zu Hause, überall, wo sie Inspiration findet. Wenn die sie verlässt, tja, dann wird halt umgezogen. Und ihre Lebensgefährtin Sally und ihr vierzehnjähriger Sohn Joshua müssen mitziehen. Dieses Mal ausgerechnet nach Rottloch, ein Kuhdorf am Ende der Welt. Joshua ist sauer und hat keine Lust, dort jemanden kennenzulernen.
Doch Rottloch ist ganz anders, als er erwartet hat! Die Schule ist unglaublich, mit Rutschen nach unten, Hängematten im Café, großem Mitspracherecht der Schüler:innen. Jetzt steht die Projektwoche an, fünf Tage alleine im Wald, in Kleingruppen, ohne Erwachsene. Gemeinsam mit Nina, Nasrin, Nico und Koray zieht Joshua los - ins Abenteuer seines Lebens!
Ich habe mich ab der ersten Seite fabelhaft unterhalten! Auch wenn ich altersmäßig nicht mehr ganz in die Zielgruppe dieses Jugendromans passe, so hat mich die Autorin doch sofort Seite gepackt! Joshua ist ein gewöhnlicher Junge mit ungewöhnlichen Eltern und einem ungewöhnlichen Leben. So sehr in der neue Ort nervt, Mitschülerin Nina hat es ihm ab dem ersten Aufeinandertreffen angetan. Obwohl Nico sich ihm aufdrängt, so entwickelt sich doch rasch so etwas wie Freundschaft. Und Koray? Der scheint ein Geheimnis zu haben, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nasrin ist die Vernünftige in der Runde, die alles zusammenhält.
Auch der Ausflug in den Wald gestaltet sich ganz anders als erwartet: Lange Märsche, mysteriöse Funde, eine eigenwillige Gruppendynamik. Spannend und unterhaltsam! Gerne wäre ich mit den 5 in den See gesprungen!
Joshua erzählt aus der Ich-Perspektive, ich fand seine Sprache gut getroffen, auch die stilistisch gut gesetzten Wiederholungen!
Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil dieser Jugendreihe!
Fazit: Spannender Auftakt einer Jugendbuchreihe!"Ich habe einfach keine Lust mehr, mir ständig neue Freunde zu suchen. In Neapel und Wien war das noch anders, aber da war ich auch noch klein. Da habe ich gar nicht kapiert, dass wir nicht lange bleiben werden, und zwar einfach deshalb, weil Mama und Sally nie irgendwo lange bleiben."
Denn Joshuas Mutter ist die angesagte Künstlerin Pola Berlin, ihre Installationen sind berühmt. Und sie fühlt sich überall zu Hause, überall, wo sie Inspiration findet. Wenn die sie verlässt, tja, dann wird halt umgezogen. Und ihre Lebensgefährtin Sally und ihr vierzehnjähriger Sohn Joshua müssen mitziehen. Dieses Mal ausgerechnet nach Rottloch, ein Kuhdorf am Ende der Welt. Joshua ist sauer und hat keine Lust, dort jemanden kennenzulernen.
Doch Rottloch ist ganz anders, als er erwartet hat! Die Schule ist unglaublich, mit Rutschen nach unten, Hängematten im Café, großem Mitspracherecht der Schüler:innen. Jetzt steht die Projektwoche an, fünf Tage alleine im Wald, in Kleingruppen, ohne Erwachsene. Gemeinsam mit Nina, Nasrin, Nico und Koray zieht Joshua los - ins Abenteuer seines Lebens!
Ich habe mich ab der ersten Seite fabelhaft unterhalten! Auch wenn ich altersmäßig nicht mehr ganz in die Zielgruppe dieses Jugendromans passe, so hat mich die Autorin doch sofort Seite gepackt! Joshua ist ein gewöhnlicher Junge mit ungewöhnlichen Eltern und einem ungewöhnlichen Leben. So sehr in der neue Ort nervt, Mitschülerin Nina hat es ihm ab dem ersten Aufeinandertreffen angetan. Obwohl Nico sich ihm aufdrängt, so entwickelt sich doch rasch so etwas wie Freundschaft. Und Koray? Der scheint ein Geheimnis zu haben, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nasrin ist die Vernünftige in der Runde, die alles zusammenhält.
Auch der Ausflug in den Wald gestaltet sich ganz anders als erwartet: Lange Märsche, mysteriöse Funde, eine eigenwillige Gruppendynamik. Spannend und unterhaltsam! Gerne wäre ich mit den 5 in den See gesprungen!
Joshua erzählt aus der Ich-Perspektive, ich fand seine Sprache gut getroffen, auch die stilistisch gut gesetzten Wiederholungen!
Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil dieser Reihe!
Fazit: Spannender Auftakt einer Jugendbuchreihe!

Bewertung vom 10.02.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


sehr gut

"Immer auf das erste Gefühl hören", trällerte es wie in solchen Momenten häufig in meinem Kopf. (...) "Denkst du über das zweite Gefühl nach, ist es für das erste zu spät."
Aber gerade damit tut sich der 15jährige Chris schwer. Zu groß seine Unsicherheit, sein Wunsch, endlich cool zu sein. Er träumt von dem, was wohl alle 15jährigen träumen: Fußballprofi werden und die Liebe!
Drei Tage begleiten wir Chris durch den Sommer 2006. Ein Rekordsommer, was die Hitze anbelangt - und ein alles veränderter Sommer für ihn. Aus seinem Fußballteam geflogen, gibt er dennoch nicht auf und will weiter Profi werden. Und vor allem will er Debbie, von ihr wahrgenommen werden. Gemeinsam mit seinen Freunden erschleicht er sich eine Einladung zu einer Party, bei der er ihr tatsächlich nahe kommt. Doch das ist noch nicht alles, was er erlebt. Der erste Kuss, ein Roadtrip in einem "geliehenen" Auto, der erste Besuch in einer Großdisco...
Ich gebe es offen und ehrlich zu: Mir als bekennender Nicht-Fußball-Fan war der Autor kein Begriff. Mich sprachen der Titel und die Klappe an, und ich habe das bekommen, was ich erwartet habe: Nostalgie, die Sommer der Jugend, die gefühlt aus einem einzigen durchgehenden Tag im Freibad bestehen, Freundschaft, Unsicherheiten, die ersten Schmetterlinge im Bauch, die ersten Enttäuschungen. All das liefert dieser Roman, auch wenns für mich etwas mehr hätte sein können. Dafür war mir der Roadtrip fast etwas zu viel des Guten.
Fußballfans werden sich wohl etwas mehr oder anderes erwarten von einem, der auszog und Weltmeister wurden, für mich hat es gut gepasst.
Mir hat die Offenheit gefallen, mit der Christoph Kramer von seinen Ängsten und Unsicherheiten erzählt, die wohl jeder Teenager nur zu gut kennt.
Fazit: Drei Tage Jugenderinnerung, Schwimmbad und erste Liebe.

Bewertung vom 10.02.2025
In einem Zug (MP3-Download)
Glattauer, Daniel

In einem Zug (MP3-Download)


ausgezeichnet

"Ich schreibe, was ich schreiben will. Und das deckt sich zum Glück mit dem, was andere gerne lesen." Kurze Verschnaufpause. (...) "Ja, genau, ich habe das verdammte Glück, dass es genug Menschen gibt, die gerne lesen, was ich gerne schreibe. Und ich glaube, exakt das macht meinen Erfolg aus. Weil sie mich nämlich gefragt haben, wie man ein erfolgreicher Schriftsteller wird."
Daniel Glattauer ist ein sehr erfolgreicher Schriftsteller. Er ist Gut gegen Nordwind, schrieb wunderbare Liebesromane mit Heulgarantie. In den letzten Jahren ist es still um ihn geworden...
Genauso wie um den Protagonisten seines aktuellen Buches. Eduard Brünhofer, ebenfalls Autor von Liebesromanen, ist gerade auf dem Weg nach München, dort soll er bei seinem Verlag seinen aktuellen Roman vorstellen. Abgabetermin - eigentlich schon längst überschritten.
Ihm gegenüber Catrin Meyr, die zwar keines seiner Bücher kennt, aber doch viele Fragen hat. Fragen, auf die Norbert eigentlich gar nicht antworten will. Aber Catrin bleibt hartnäckig und so entspinnt sich ein unterhaltsames, lustiges aber auch tiefgründiges Gespräch. Über die Liebe, Langzeitbeziehungen, das Leben. Und auch darüber, warum Norbert keine Liebesromane schreiben will. Autobiografisch? Wer weiß!
Generell genieße ich persönlich Zugfahrten immer. Zeit zu lesen, den Blick schweifen zu lassen, zufällige Gespräche. Und diese Zugfahrt habe ich besonders genossen! Catrin, die Norbert immer wieder in die Enge treibt, ihn nötigt, auch intimste Fragen zu beantworten. Seine Gedanken und die daraus resultierenden Erwiderungen sind spannend und verraten viel.
Das Überraschungsmoment am Ende des Romans hat mich eiskalt erwischt und laut auflachen lassen.
Ja, "In einem Zug" ist ganz anders als die Romane, die man bisher von Norbert Glattauer kennt. Nichtsdestotrotz unterhält seine Art zu schreiben und ich habe es beinahe in einem Zug durchgehört.
Fazit: Eine unterhaltsame Zugfahrt mit tollen Gesprächen.

Bewertung vom 28.01.2025
Hollywell Hearts - Der Strickladen am Meer (eBook, ePUB)
Wellen, Jennifer

Hollywell Hearts - Der Strickladen am Meer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Ja, das Leben war wie ein Zug. (...) Einige Leute saßen von Anfang an mit drin, einige stiegen zu, andere wieder aus. Und manchmal, wenn man viel Glück hatte, verstellte das Schicksal eine Weiche, wodurch der Zug die Richtung änderte und vielleicht nach Cornwall fuhr, nach Hollywell ..."

Mich hat mein Lesezug nun bereits das dritte Mal nach Hollywell geführt, und ich habe es wieder sehr genossen! Die Geschichten rund um die kleine Ziegenfarm und ihre Bewohner berühren und unterhalten auf ganz besondere Weise.

In diesem Teil lernen wir Grace näher kennen. An ihrem Schicksal hatten wir zum Teil schon aus den vorigen Bänden Anteil. Ihr Mann ist nach einer Krebserkrankung letztendlich bei einer Operation verstorben, durch ärztliches Fehlverhalten. Seither hat sie mit Weißkitteln abgeschlossen. In London kommt sie nicht zur Ruhe, ihre kleine Tochter Charly ist ständig krank. Da kommt ihr die Einladung ihrer Freundinnen Ava und Tamy aus Hollywell Heaven gerade recht. Dennoch verlässt sie schweren Herzens das Haus, das sie mit Joe bewohnt hat, und besucht ihre Freundinnen. Dort lässt sie auch ihre Leidenschaft, das Stricken und Häkeln, wieder aufleben. Zu ihrem Leidwesen gibt es weit und breit keinen anständigen Laden, in dem man hochwertige Wolle bekommt.

Zur selben Zeit sucht auch Elliott etwas Erholung. Als Arzt ist er im Dauereinsatz, Doppelschichten, schwierige Fälle und Operationen, er möchte etwas runterkommen. Die Überraschung ist groß, als er ausgerechnet in Cornwall, so weit weg von London, wieder auf Grace trifft, die er zufällig bei einer Hochzeit kennengelernt hat. Von Anfang an ist da eine Anziehung zwischen den beiden. Doch eine alleinerziehende Mutter kommt für den wenig beziehungsfähigen Elliott doch nicht in Frage! Und auch Grace steckt in ihrer Trauer. Ein neuer Mann käme ihr wie ein Verrat an ihrem geliebten Joe vor.

Jennifer Wellen versteht es, Stimmung aufkommen zu lassen, ländliches Flair, Romantik. Aber auch ihr wichtige Themen wie Nachhaltigkeit und Tierschutz kommen immer wieder zum Vorschein und machen für mich den Unterschied zu anderen locker-leichten Liebesromanen.

Da ich ja schon zwei Kurzurlaube auf der Ziegenfarm Hollywell Heaven verbracht habe, sind mir auch die anderen Protagonisten ein Begriff und ich habe mich sehr über deren Entwicklung gefreut. Aber auch Quereinsteiger:innen können der Handlung problemlos folgen.

Doch nicht alles ist rosig in Cornwall. Grace bringt die kleine Charly in eine Spielgruppe, wo diese prompt immer wieder mit einem kleinen Mädchen aneinandergerät. Ausgerechnet deren Mutter ist auch schon mit Grace zusammengeprallt und der Konflikt der Mädchen spitzt sich dramatisch zu.

Doch nicht nur die Farm, auch deren Frauen sind etwas ganz besonderes. Sie beweisen einmal mehr, dass aus Feinden Freunde werden können und dass man mit Zusammenhalt alles meistern kann!

Die Geschichte ist abwechselnd aus der Perspektive von Elliott und Grace erzählt, etwas, was ich besonders gerne mag, da man dadurch besonders tief eintauchen kann.

Grace ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen! Verletzlich und doch so stark kümmert sie sich um ihre kleine Tochter, hat nur ihr Bestes im Auge. Und auch Elliott, der gestresste Arzt, der in Cornwall Abstand gewinnt und wiederentdeckt, dass sein Beruf auch schöne Zeiten hat, ist durchwegs sympathisch.

Leider ist dies der Abschluss der Cornwall-Reihe - ich hätte gerne noch mehr davon gelesen!

Fazit: Wunderbarer Abschluss der Reihe rund um eine kleine Ziegenfarm in Cornwall und besondere Freundinnen!

Bewertung vom 24.01.2025
Heimweh nach mir
Mayr, Elena Anna

Heimweh nach mir


ausgezeichnet

"An alle da draußen, die schon so lange im Stillen kämpfen und dadurch ihr Leuchten verloren haben: Ich sehe euch, und ihr werdet es wiederfinden. Versprochen."
Seite 6
"33 heilsame Fragen für dein Leben", so verspricht es der Untertitel. Und genau das bekommt man auf die beste Art! Jede Zeile, jede Seite fühlt sich an wie eine liebevolle Umarmung. Jede Frage ist ein Angebot, an der Hand genommen zu werden und gemeinsam ein paar Schritte zu machen - weg von dem, was andere wollen, hin zu dem, was in einem selbst schlummert. Ein Angebot, keine Aufforderung, kein Muss, kein klassischer RatSCHLAG. Ich glaube, ich habe noch keinen Ratgeber gelesen, der so liebevoll und wertschätzend mit dem Leser umgeht!
Elena Anna Mayr schaffte es von der ersten Seite weg, mich gefangen zu nehmen, angenommen und geschätzt zu fühlen! Sie erzählt von ihrer schweren Zeit, ohne ins Detail zu gehen, und was ihr geholfen hat, die Sonne wieder zu sehen.
"Du willst nicht nicht mehr leben, du willst nicht mehr so leben." ist ihr Credo, und sie schafft es, mit ihren Fragen Klarheit zu bringen. Den Lesern zu helfen, sich genau das bewusst zu machen: Was will ich überhaupt - und was nicht mehr!
Mit ihren Fragen macht sie auch klar, dass jede - auf den ersten Blick - negative Eigenschaft auch ihre positiven Seiten hat und hilfreich ist, und dich zu dem macht, der du bist. Sie beschäftigt sich ebenso mit ihrer Vergänglichkeit, und damit, was am Ende des Lebens bleibt. Erzählt man sich in 50 Jahren wirklich, dass deine Wohnung nicht steril war? Willst du an deinem Grabe hören, wie perfekt du in allem warst, aber dass das mit so viel Aufwand verbunden war, dass dabei deine Eigenschaften, deine Lebendigkeit unsichtbar blieben?
Das Buch ist durchzogen mit bunten Seiten, auf denen Glaubenssätze stehen, von denen einem wohl viele bekannt vorkommen, weil man sie so oder so ähnlich bereits gehört hat. In Verbindung mit den Seiten davor und danach wird einem erst klar, wie falsch diese sind!
So gut sie mir gefallen haben, ich hätte mir ein paar weniger davon gewünscht, wenn dadurch die Schrift etwas größer ausgefallen wäre. Sie ist wirklich sehr klein - was dem großartigen Inhalt und meiner Bewertung keinen Abbruch tut.
Fazit: Sehr wertschätzender und hilfreicher Ratgeber - Jede Seite wie eine liebevolle Umarmung!

Bewertung vom 13.01.2025
You Are My Hurricane
Aves, Emily

You Are My Hurricane


ausgezeichnet

"Er war wie ein Wirbelwind in mich hineingekracht und hatte meine ganze Welt aus den Angeln gehoben ..."
Ja, Carter McCoy hat Maeves Leben gehörig auf den Kopf gestellt. Bis jetzt war sie es gewohnt, hinter der Kamera zu verschwinden und die Football-Spieler der Fairview Hurricanes abzulichten. Als Carter sie am Spielfeldrand umreißt, geht ihre Kamera zu Bruch - und ein Video davon viral. Carter ist auf gute Fotos angewiesen, damit die NFL auf ihn aufmerksam wird und sein Traum in Erfüllung gehen kann, Football-Profi zu werden. Er beschließt, die Aufmerksamkeit des Videos zu nutzen und Spenden für eine neue Kamera für Maeve zu sammeln. Doch wenn Maeve eines nicht will, dann Blicke auf sich ziehen, doch Fotografie ist ihr Leben.
Um ihre Ziele zu erreichen, müssen sie sich zusammentun. Und kommen sich dabei näher als erwartet.
Ein lockerer College-Liebesroman, mit dieser Erwartungshaltung habe ich dieses Buch zur Hand genommen. Und wurde in mehrfacher Hinsicht überrascht! Maeve hat schmerzhafte Erfahrungen in der Vergangenheit erleben müssen (Trigger- und Spoilerwarnung: digitale Gewalt) und obwohl ich mit ihren Erlebnissen zum Glück keine Erfahrung habe, hat mich ihre Geschichte wirklich mitgenommen.
Carter wirkt auf den ersten Blick wie der strahlende Footballspieler, dem alles zufliegt. Doch auch er hat mit einem schweren Schicksal zu kämpfen, darüber erfahren wir erst spät im Buch.
Damit genug Spenden für eine neue Kamera generiert werden können, muss Maeve aus ihrem Schneckenhaus kommen und sie merkt, wie sehr ihr die selbst gewählte Einsiedelei geschadet hat. Carter unterstützt sie und steht zu ihr, doch er weiß, dass es für sie keine Zukunft gibt. Wenn er wirklich in die NFL kommt, ist kein Platz für eine Beziehung. Dennoch können die beiden nicht voneinander lassen. Vor allem, weil sie sich wirklich gut verstehen und ergänzen, das spürte man den ganzen Roman hindurch.
Obwohl ich aus dem Collegealter raus bin und kaum Ahnung von Football habe, hat mich die Geschichte von Carter und Maeve mitgerissen wie ein Hurricane! Sie zeigen beide Stärke, setzen sich für den anderen ein und sind bereit, die eigenen Bedürfnisse hintanzustellen, um den anderen zu unterstützen. Das zu lesen war einfach wunderschön!
Fazit: Mitreißende College-Football-Liebesgeschichte mit viel mehr Tiefgang als erwartet! Touchdown!

Bewertung vom 11.01.2025
Zwischen Ende und Anfang
Moyes, Jojo

Zwischen Ende und Anfang


ausgezeichnet

"Du wirst dein Cabrio-Leben haben, ehe du dichs versiehst, Leila. Du schaffst das schon." Beschämenderweise und ohne offensichtlichen Grund fangen ihre Augen an zu prickeln. Sie versucht, die Tränen wegzulachen.
Doch momentan fühlt es sich nach allem anderen an für Leila. Sie hat einen sehr erfolgreichen Beziehungsratgeber geschrieben und soll nun am nächsten Buch arbeiten. Doch all ihre Tipps kommen ihr nur noch lächerlich vor. Denn ihr Mann hat sie für eine andere Frau verlassen. Maja, die nun auch noch von ihm schwanger ist und die Leila jeden Tag im Schulhof sieht, wenn sie ihre Kinder abholen. Dieser tägliche Gang ist fast unerträglich für sie. Seit dem überraschenden Tod von Leilas Mutter wohnt ihr Stiefvater Bill bei ihr und unterstützt sie. Bis ihr leiblicher Vater Gene auftaucht, mit seinen unpassenden Shirts und all seinem Chaos.
Leila ist so echt und dadurch so liebenswert, in ihrer Verzweiflung, in ihrer Hilflosigkeit. Ihre Kinder entgleiten ihr, so wie gefühlt ihr ganzes Leben. Als der Verlag prickelnde Geschichten einer frisch Geschiedenen von ihr will, versucht sie, sich wieder ins Dating-Leben zu stürzen. Ehe sie es sich versieht, sind da zwei neue Männer in ihrem Leben. Das neben all dem familiären Chaos ist fast zu viel für sie!
Jojo Moyes erzählt so echt, so lebensnah, welche Gefühle in Leila hochkochen, wie ihr die Scherben ihres Lebens in die Füße schneiden. Und zwischen all der Unordnung, der Trauer, der Wut, erkennt Leila langsam, dass sie aus all diesen Splittern etwas völlig Neuem zusammenfügen kann. Anders, ja, ungewöhnlich, auf jeden Fall, aber dennoch Familie und lebenswert!
Gerade diese Hoffnungsschimmer, diese Momente, wenn all diese unterschiedlichen Charaktere doch an einem Strang ziehen, haben mich lächeln lassen!
Neben Leila ist Gene mein Lieblingsprotagonist. Ein gealterter Schauspieler, unstet, lebensfroh, unkonventionell und immer ein wenig unpassend. In Leilas Kindheit war er kaum da. Jetzt sieht es so aus, als, wäre er auch nur bei ihr untergeschlüpft, weil er nicht weiß, wo er sonst hinsoll. Neben all den Rivalitäten mit Bill aber tut er nebenbei, kaum bemerkt, soviel für Leilas Familie. Bill hilft seiner Enkelin aus einer schwierigen Situation, von der Leila gar nichts mitbekommt.
Der Titel trifft den Inhalt des Buches auf den Punkt. Wie geht es einem nach einem vernichtenden Ende, wie kann daraus ein neuer Anfang werden und was passiert dazwischen? Erst spät erkennt Leila, dass es vor allem Verzeihen ist, das den Grundstock für ein neues, gutes Leben legen kann und muss.
Auch wenn viele Teile des Buches traurig, schwer, wütend sind, so ist es doch eine Geschichte von Hoffnung, Liebe und Verständnis, das mich mit einem Lächeln im Gesicht zurückgelassen hat.
Fazit: Ein bewegendes Buch über die Zeit zwischen einem furchtbaren Ende und einem Neuanfang, toll erzählt!

Bewertung vom 01.01.2025
So findest du innere Stabilität
Günther, Maja;Dr. Diegelmann, Christa;Dr. Wolf, Doris

So findest du innere Stabilität


sehr gut

"Wie es dir gelingt, mentale Widerstandskraft aufzubauen und nie mehr zu verlieren."
So das Versprechen dieses Buches und ich habe mich sehr auf die Lektüre gefreut.
Das Buch vergleicht in vielen Teilen das Leben mit einem Tanz, und so sind auch die Kapitel teilweise diesbezüglich benannt. Wir finden hier: Der Tanz des Lebens, Finde deine Stabilität, Dein eigener Rhythmus, Zeige, wer du bist, Höre auf die Musik und Im Takt bleiben.
Mir hat diese Assoziation sehr gut gefallen, auch wenn sie nicht konsequent durchgezogen wurde.
Gerade vom ersten Teil ist mir die Ressourcencheckliste gut in Erinnerung geblieben. Die B.E.R.L.I.N.-Methode kannte ich noch nicht. Deshalb war ich etwas traurig, dass sie doch sehr zügig abgearbeitet wurde, hier hätte ich noch etwas mehr Input vertragen. Generell hätte ich gerne etwas mehr Seiten gelesen, wenn dafür bei den Unterpunkten mehr in die Tiefe gegangen worden wäre.
Viele Aspekte sind nicht neu, kannte ich so oder ähnlich schon aus anderen Ratgeber. Klar, Achtsamkeit und Dankbarkeit sind ja altbekannte Helfer. Hier haben mir die kleinen, praktischen Übungen und Checklisten gut gefallen. Ein paar habe ich mir markiert, um sie in der nächsten Zeit öfter zu wiederholen.
Wer wirklich aus dem Gleichgewicht gekommen ist, wird wohl etwas mehr Anleitung brauchen. Für zwischendurch ganz nette Kapitel und Kurzübungen.
Fazit: Netter Ratgeber, der viele Themen anschneidet, etwas mehr Tiefe hätte mich gefreut.