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Hoelzchen

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 17.07.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Nach einem Schicksalsschlag kehrt Evan seiner Familie den Rücken. Er braucht Abstand und möchte eine Woche in der Abgeschiedenheit der nordirischen Küste verbringen. Doch aus wenigen Tagen werden mehr. Ein Virus hält die Welt in Atem und ein Lockdown wird verhängt. Kontakte zu den Dorfbewohnern entstehen, auch zu Grace, seiner Vermieterin. Sie hat einen ganz speziellen Charakter. Evan wird klar, dass er sein Leben ändern muss und unerwartet bringt seine Frau den gemeinsamen Sohn zu ihm. Luca ist acht Jahr und taub. Vater und Sohn haben sich entfremdet und müssen sich wieder aneinander gewöhnen. Grace ist nicht ganz untätig daran, dass es ihnen gelingen wird.
Ein wunderschöner, leiser Roman von Roisin Maguire. Sofort taucht man ein, in die raue Küstenlandschaft Irlands. Landschaftsbilder entstehen im Kopf, dazu die natürlichen Charaktere der Protagonisten. Ein gelungenes Setting. Allen voran Grace, die Mitternachtsschwimmerin. Unerschrocken und verwurzelt mit diesem Ort, willensstark und kämpferisch. Im Gegensatz dazu Evan, der jedoch im Verlauf der Geschichte eine lebensbejahende Veränderung durchmacht.
Beide sind mir am Ende zu guten Freunden geworden und ich bin ein bisschen traurig, dass ich sie nun verlassen muss. Der Roman hat mich komplett abgeholt und der moderne und klare Schreibstil hat mich durchs Buch getragen.
Ein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr.

Bewertung vom 14.07.2024
Der Buchladen von Bloomsbury (eBook, ePUB)
Jenner, Natalie

Der Buchladen von Bloomsbury (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vivien, Grace und Evie sind drei junge Frauen, die zusammen in einer Buchhandlung arbeiten. Wie alle Angestellten, haben auch sie sich an 51 Regeln zu halten, die der Geschäftsführer aufgestellt hat. Es ist 1950 und die männlichen Kollegen dominieren in ihrer Arbeitswelt. Vivien wäre eine gute Abteilungsleiterin, doch für sie ist der Job an der Kasse vorgesehen. Grace arbeitet in der Buchhaltung. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und ihre Ehe steht unter keinem guten Stern. Für sie ist die Arbeit wichtig, denn ihr Gehalt ernährt die Familie. Evie hat gerade ihr Studium in Cambridge abgeschlossen. Sie wurde zum Katalogisieren von Büchern eingestellt. Auch wenn sie für diese Arbeit völlig überqualifiziert ist, so verfolgt sie einen Plan, der am Ende allen zugutekommt.
Natalie Jenner hat mit diesem Roman eine wundervolle Hommage an Schriftstellerinnen geschrieben. Mit jeder Zeile merkt man ihre Liebe zu Büchern. Viel Zeit und Recherche wurde von ihr investiert, um uns dieses hervorragende Buch zu schenken. Die Handlung und auch der Ort des Geschehens sind fiktiv, wenn auch eine Kombination diverser Buchläden als Vorlage gedient haben soll. Auch die Protagonistinnen entstammen der Fantasie von Natalie Jenner, jedoch ist der Roman gespickt mit vielen bekannten Autorinnen und Autoren. Ich habe so viele neue Fakten erworben, dass ich während des Lesens immer neugieriger wurde und mir über Wikipedia viele Informationen über die genannten Schriftstellerinnen und Schriftsteller geholt habe. Die Idee, die 51 aufgestellten Regeln als Kapitelüberschriften zu wählen ist genial und somit ziehen sich diese Regeln wie ein roter Faden durch den gesamten Roman. Ein geschmeidiger Lesefluss entsteht und der moderne Schreibstil gefällt mir sehr gut. Auch die Botschaft die Natalie Jenner uns übermitteln will kommt an: Frauen schaffen alles, wenn sie nur wollen und sie helfen einander, egal wie sie zueinanderstehen und welchen Lebenshintergrund sie haben. Abgerundet wird dieser Roman mit einigen Liebesgeschichten, die nicht im Vordergrund stehen und sich hervorragend einbinden.
Ein Roman, der unbedingt gelesen werden sollte. Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 10.07.2024
Vergiss den Ami
Jones, Florence;Stadler, Marion

Vergiss den Ami


ausgezeichnet

Anna wohnt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder auf einem Bauernhof in der bayrischen Provinz. Der zweite Weltkrieg ist seit einem Jahr beendet und Annas Heimat steht unter amerikanischer Besatzung. Ihr Bruder mischt beim Schwarzhandel mit und pflegt rege Kontakte zu den amerikanischen Soldaten. So lernt die 20jährige Anna den fünf Jahre älteren Amerikaner Tommy kennen und kurze Zeit später auch lieben. Die beiden sind wie füreinander gemacht, doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Annas Mutter ist strikt gegen diese Freundschaft und sie möchte Anna am liebsten sofort mit einer guten Partie aus dem Dorf verheiraten. Dann kehrt Annas älterer Bruder aus russischer Gefangenschaft nach Hause und das Leben ändert sich, aber auch er ist den Amerikanern gegenüber nicht wohlgesonnen. Anna kämpft weiter, so leicht lässt sie sich nicht unterkriegen und sie pfeift auf alle Konventionen. Ihr Verhältnis zur Mutter wird immer schlechter, aber das war noch nie gut, was an der Mutter liegt, die noch nie ein gutes Haar an Anna finden konnte und sie immer ungerecht behandelt hat. Plötzlich ist Tommy von der Bildfläche verschwunden und Anna steht alleine da, denn auch ihre Familie lässt sie fallen. Zum Glück gibt es Menschen in ihrem Umfeld, die es gut mit ihr meinen und sie setzt alles aufs Spiel um Tommy zu finden und bei ihm zu sein.
„Vergiss den Ami“ von Florence Jones (ein Pseudonym der deutschen Schriftstellerin Marion Stadler) ist ein berührender, historischer Unterhaltungsroman. Der Einstieg in die Handlung gelingt leicht und der moderne, flüssige Schreibstil gefällt mir sehr gut. Obwohl das Setting in Bayern spielt, verzichtet die Autorin dankenswerter Weise auf Dialekte, was den Lesefluss einfach gestaltet. Anna und Tommy sind beide sehr sympathische Protagonisten, die man einfach mögen muss. Ich habe fortwährend die Daumen gedrückt und ihnen jegliches Glück gewünscht, doch ich will hier nicht spoilern. Das Romanende finde ich sehr gelungen und authentisch und genau richtig gewählt, es gibt eben nicht nur Sonnenschein. Florence Jones hat den Zeitgeist der frühen Nachkriegszeit sehr gut eingefangen und sehr viele Wahrheiten beschrieben. Wie man im Autorennachwort erfährt, ging sie schon viele Jahre mit dieser Geschichte schwanger, bis sie diese endlich niederschrieb. Herausgekommen ist ein toller Roman, der von mir unbedingt innerhalb kürzester Zeit gelesen werden musste. Ich habe ihn sehr geherzt und freue mich heute schon auf die Fortsetzung.
Ich vergebe 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für die Leserschaft dieses Genres.

Bewertung vom 04.07.2024
Bittersüße Mandeln (MP3-Download)
Feilitzsch, Hanna von

Bittersüße Mandeln (MP3-Download)


ausgezeichnet

Stella eilt von München aus an das Krankenbett ihre Mutter Sophia. Diese hat während eines Familienbesuchs in Athen einen Schlaganfall erlitten. Während Stella auf die Erlaubnis für einen Krankentransport nach München wartet, treffen ihre drei Onkel und ihre Tante in der Klinik ein und stehen ihr zur Seite. Sie müssen viele Stunden warten, bis der Transport genehmigt ist und diese Zeit nutzen ihre Onkel, um sie mit der Familiengeschichte vertraut zu machen:
Stellas Großmutter Anna ist während des Krieges in den 1940er Jahren mit ihren kleinen Kindern zu Fuß von der Halbinsel der Peleponnes nach Athen geflohen. Ihr Mann Manolis war jahrelang verschwunden. In Athen hat sich Anna, trotz fehlender Schulbildung, ein berufliches Standbein aufgebaut und somit ihren fünf Kindern ein gutes Leben bieten können. Auch wenn das Leben nicht immer einfach war, mit ihrer Stärke hat Anna vieles erreichen können. Mit Manolis Rückkehr ändert sich alles, die alten Traditionen leben wieder auf und Anna verliert alles, was sie sich aufgebaut hat. Doch Anna gibt nie auf. Auch als es ihre Kinder im Erwachsenenalter in die USA und nach Deutschland zieht, ist sie immer für sie da.
Der Roman „Bittersüße Mandeln“ von Hanna von Feilitzsch, basiert auf die Lebensgeschichte ihrer Großeltern. Die Protagonisten und Protagonistinnen und die Handlung sind fiktiv, doch die geschichtlichen Ereignisse Griechenlands entsprechen der Wahrheit. Geschickt versteht es die Autorin also wahre Geschehnisse mit ihrem Familienroman zu verknüpfen. Das ist ihr perfekt gelungen. Die Leserschaft erfährt so viele Dinge über die politische Situation Griechenlands in dieser Zeit. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. Wir begleiten die Familie von den 1940er Jahren bis hin zu den 1970er Jahren. Soviel passiert in dieser Zeit, das meiste davon war mir nicht bekannt. So tragen auch Unterhaltungsromane zur geschichtlichen Weiterbildung bei. Die perfekte Mischung also, um auf angenehme Art und Weise etwas hinzuzulernen. Die unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten und Protagonistinnen beleben den Roman und die wechselnden Zeitebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart (wobei die Vergangenheit überwiegt) sorgen für Spannung. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, man kann der Handlung gut folgen, es gibt keine Längen und sie schreibt flüssig und modern. Ich habe den Roman als E-Book gelesen und ich habe eine Landkarte vermisst. Ich weiß nicht, ob diese in der Printausgabe beigefügt ist, sie wäre jedoch wünschenswert, um zu verdeutlichen, welche Strapazen und Wege Anna mit ihrer Flucht nach Athen auf sich genommen hat. Ansonsten ist das Buch ein wahrer pageturner. Die 464 Seiten wurden von mir an einem Wochenende gelesen. Ein größeres Kompliment kann man der Autorin nicht machen. Ein perfekter Roman, der unbedingt gelesen werden sollte. Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 04.07.2024
Die Blütenfreundinnen
Martin, Ellen

Die Blütenfreundinnen


sehr gut

Kristin, Lena und Nicole sind vom Bahnstreik betroffen. Die Frauen kennen sich nicht, doch auf der gemeinsamen Fahrt, im Mietwagen von München nach Hamburg, springt der Funke sofort über. Die drei sind sich sympathisch und sie bleiben in Kontakt und planen ein Treffen. Mit Nicoles Schwägerin Antonia, die gerade von ihrem Partner verlassen wurde, ist das Kleeblatt dann komplett. Trotz unterschiedlicher Lebenshintergründe werden die Frauen innerhalb kürzester Zeit Freundinnen und sind füreinander da.
„Die Blütenfreundinnen“ wurde von Ellen Martin geschrieben. Dies ist ein Pseudonym einer bekannten Autorin. Ich habe bereits andere Romane unter anderen Pseudonymen von ihr gelesen und ihr Schreibstil gefällt mir einfach gut. Immer wieder entlockt sie mir ein Lächeln, denn ihre Bücher zeigen das ungeschminkte Leben. „Die Blütenfreundinnen“ ist ein Wohlfühlroman für einen gemütlichen Tag oder Abend auf dem Sofa. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Der Einstieg in den Roman gelingt leicht, sofort hatte ich ein Bild vor Augen und sah die drei Frauen am Bahnhof und im Mietwagen förmlich vor mich. Ganz ehrlich, so ticken wir Frauen. Männer würden nie ihnen unbekannte Männer ansprechen und eine Fahrgemeinschaft bilden. Frauen sind, so wie es hier uns die drei zeigen, einfach unkomplizierter. Im selben Alter wie die Protagonistinnen, hat mich dieser Roman sofort abgeholt und ich hatte eine amüsante Lesezeit. Die kurzen Kapitel, die abwechselnd einer Protagonistin gewidmet sind, ermöglichen ein kurzweiliges Leseerlebnis. Lediglich das Ende hat mich enttäuscht, es war zu abrupt und wirkt nicht rund. Das farbenfrohe Buchcover ist ein Hingucker.
Ich vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 04.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Der zweite Weltkrieg ist endlich zu Ende, Deutschland hat verloren und in Bad Oeynhausen stehen die britischen Alliierten in den Startlöchern. Die Engländer beanspruchen die Stadtmitte für sich und die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt müssen umziehen. Die 21jäjrige Rosalie hat keine Familie mehr und sie findet Unterschlupf auf einem Bauernhof. Nebenbei arbeitet sie als Kellnerin in einem englischen Club. Rosalie träumt von einem besseren Leben und hofft, von einem englischen Soldaten geheiratet zu werden. Ihre gleichaltrige Freundin Anne ist nicht gut auf die Engländer zu sprechen. Denn das Familienhotel wurde beschlagnahmt und nun wohnt die Familie in einer Baracke am Stadtrand.
Mit „Don´t kiss Tommy“ reiht sich der neue Roman von Theresia Graw in die vielen Bücher ein, die momentan auf den Markt erscheinen und das Thema junge Frau der Nachkriegszeit trifft auf Soldaten der Alliierten aufgreifen. Und doch ist es ein besonderer Roman und unbedingt lesenswert, denn Theresia Graw hat umfangreich recherchiert, wie sie uns in ihrem Nachwort detailliert verrät. Somit ist dieser Roman eine Mischung zwischen wahren Ereignissen und fiktiver Handlung und das macht diesen Roman empfehlenswert. Für mich ist es das erste Buch der Autorin und hat mir sehr gut gefallen. Ich mag ihren flüssigen und modernen Schreibstil und die abwechselnden Kapitel zwischen Rosalie und Anne bieten ein spannendes Leseerlebnis. Die beiden Protagonistinnen entwickeln sich im Verlauf der Geschichte weiter und strahlen Glaubwürdigkeit aus. Das gefällt mir. Längen konnte ich nicht erkennen, ich finde das Tempo genau richtig, zumal die Geschichte auch mehrere Jahre umfasst. Natürlich geht es hier auch um die Liebe, aber die Autorin versteht es, auch die damaligen Lebensumstände gut zu vermitteln und ich habe einiges an Wissen hinzu gewonnen. Vom Buchcover bin ich nicht ganz überzeugt, aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
Für mich hat ansonsten alles sehr gut gepasst und ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus: 5 Sterne.

Bewertung vom 30.06.2024
Zeit zu verzeihen
Lind, Hera

Zeit zu verzeihen


ausgezeichnet

Von hoelzchen
Seit einigen Jahren hat sich die Autorin Hera Lind es sich zur Aufgabe gemacht, wahre Geschichten in Romanform niederzuschreiben. In „Zeit zu verzeihen“ werden vier Geschichten miteinander verknüpft. Die Protagonisten und Protagonistinnen sind fiktiv, doch einzelne Begebenheiten entsprechen der Wahrheit und stammen aus Einsendungen, sie immer wieder an Hera Lind gerichtet werden, mit der Hoffnung, diese in einem Tatsachenroman aufzunehmen. Auch hier ist es Hera Lind wieder hervorragend gelungen, aus diesen vier einzelnen Geschichten, einen zusammenhängenden Roman zu schreiben. Erzählt wird die Geschichte von Viktor. Nach Ende des 2. Weltkrieges lebt er mit seiner Mutter weiterhin in seinem Heimatort, welcher nun zu Polen gehört. Als Deutsche unter Polen ist es ein hartes Leben. Anfang der 60er Jahre, gelangen sie als Spätaussiedler nach Westdeutschland. Durch Zufall lernt Viktor Clara kennen und lieben. Doch Clara lebt in der DDR. Ein gemeinsames Leben scheint unmöglich. Doch Clara verbindet nicht nur Viktor mit dem Westen. Nichts wünscht sie sich sinnlicher, als ihre leibliche Mutter im Westen kennenlernen zu dürfen. Während der Kriegswirren wurden sie voneinander getrennt und ihre Mutter nach Kasachstan verschleppt, bis auch sie ihren Weg zurück nach Deutschland schaffte.
Ich kann wirklich nicht sagen, welche dieser einzelnen Geschichten mich am meisten berührt hat. Sie sind alle so unfassbar traurig. Die 450 Seiten habe ich an einem Wochenende geradezu verschlungen. Von Beginn an ist man dieser Geschichte verfallen und man mag kaum glauben, welche Schicksale diese Menschen erleiden müssen. Auch die Nachworte haben mich sehr beeindruckt und geben dem Roman die Glaubwürdigkeit, die er verdient. Spannend fand ich auch zu lesen, aus welchen einzelnen Einsendungen die jeweiligen Handlungsstränge stammen und was Hera Lind daraus gemacht hat.
Von mir ganz klar eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 30.06.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


sehr gut

Drei Frauen unterschiedlichen Alters leben in einem kleinen Dorf in der Bretagne. Helene steht kurz vor ihrem Schulabschluss. Sie wird von ihrer engagierten Lehrerin Marguerite stark gefördert. Odette ist in ihrem letzten Lebensabschnitt angekommen, sie ist verbittert und steht allem neuen kritisch gegenüber. Die Pariserin Marguerite mag sie gar nicht, doch Marguerite ist auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter, die sie nie kennengelernt hat und lässt sich nicht beirren.
Der Einstieg gelingt leicht, da zum Glück gleich zu Beginn Erläuterungen zu den Protagonistinnen gegeben werden. So konnte ich der Handlung gut folgen. Der Roman ist ein „leises Buch“, man darf keine temporeiche oder spannungsvolle Geschichte erwarten. Die Geschehnisse steuern langsam auf das Ende hinzu, welches schon zu Anfang vorweggenommen wird. Ich mag die kurzen Kapitel, aus unterschiedlicher Sicht der Protagonistinnen. Immer wieder gibt es zeitliche Rückblenden, die den Roman beleben. Ich hatte Freude an diesem Buch. Vor allen Dingen der zum Teil poetische Schreibstil, hat es mir angetan. Die Stimmung in der Bretagne wurde sehr gut eingefangen und die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, ließen Bilder in meinem Kopf entstehen. Für meinen Geschmack hätte dem Roman etwas mehr Tiefe gutgetan. Das Ende ist rund, aber ein bisschen unbefriedigt blieb ich zurück. Deshalb von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 30.06.2024
Bonjour Agneta
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta


sehr gut

Agneta ist Ende 40 und unzufrieden mit ihrem Leben. Die Kinder sind aus dem Haus und melden sich nur wenn sie Geld brauchen und ihr Mann Magnus ist dem Fitnesswahn verfallen. Agneta hingegen mag es lieber gemütlich auf dem Sofa mit Käse und Wein. Sie entfremden sich mehr und mehr und Agneta empfindet sich als unsichtbar. Spontan meldet sie sich auf eine Annonce, die eine Au-pair Stelle in der Provence verspricht. Magnus ist entsetzt, zumal Agneta kein Französisch spricht und er prophezeit, dass sie nach einer Woche reumütig nach Schweden zurückkehren wird. In Frankreich stellt sie fest, dass es keine Au-pair Stelle gibt, dafür aber einen alten, schwedischen, dementen Mann. Agneta ist kurz vorm Abbruch, doch diese Blöße will sie sich vor Magnus nicht geben und sie beschließt zu bleiben. Mehr und mehr kommt sie in Frankreich an, findet Freunde und stellt fest, dass das Leben für sie noch mehr bereithält und nun die Zeit gekommen ist, sichtbar zu werden.
„Bonjour Agneta“ von Emma Hamberg hat mich sofort begeistert. Ich wage zu behaupten, dass Agneta uns in vielen Dingen aus der Seele spricht, gerade wenn man im ähnlichen Alter dieser sympathischen Protagonistin ist. Mit diesem Roman trifft Emma Hamberg den Zeitgeist und beschreibt auf herrlich charmante Art die Gefühlswelt von Frauen in dieser Lebensphase. Besser geht es nicht. Gerade im ersten Drittel musste ich häufiger schmunzeln und einige Sprüche möchte ich mir unbedingt merken, weil sie einfach treffend sind. Agnetas Traum nach einem anderen Leben kann man nachvollziehen, da sie bislang das Leben gelebt hat, was andere für sie vorgesehen haben. Sie ist nun an dem Punkt, dies zu erkennen. Leider sind einige Geschehnisse etwas überzeichnet und auch unglaubwürdig dargestellt. Ich denke, niemand würde sich heutzutage ohne Mobiltelefon auf Reisen begeben. Der mittlere Romanteil war etwas langatmig und ich habe das Tempo und die Spritzigkeit vom Beginn vermisst. Der letzte Teil wurde dann wieder ereignisreicher und lebendiger. Ich bin noch hin und her gerissen, ob mir das Ende gefällt oder es mir zu konstruiert erscheint. Aber da eine Fortsetzung geplant ist, denke ich, kann ich damit meinen Frieden machen. Alles in allem habe ich mich wirklich sehr gut unterhalten gefühlt und der moderne und unkonventionelle Schreibstil der Autorin gefällt mir außerordentlich gut. Lediglich beim Buchcover ist noch Luft nach oben. Da hätte ich mir mehr Lavendel gewünscht, denn Agneta ist doch die Lavendelfrau.

Bewertung vom 30.06.2024
Die Blumentöchter Bd.1 (eBook, ePUB)
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine neue Familiensaga der Autorin Tessa Collins (ein Pseudonym der deutschen Schriftstellerin Silke Ziegler). „Die Blumentöchter“ ist der Auftakt dieser neuen Reihe. Im Mittelpunkt steht die 28jährige Dalia. Sie ist bei ihren Großeltern in England aufgewachsen. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt. Ihren Vater kennt sie nicht. Nun sind auch ihre Großeltern verstorben, doch sie ist nicht allein. Weiß sie doch ihre vier Cousinen und Tanten und Onkel an ihrer Seite. Durch Zufall entdeckt Dalia in den Unterlagen ihrer Großmutter einen alten Brief ihres Vaters. Nun hat sie zumindest einen Vornamen und weiß, dass er in Mexiko gelebt hat. Auch Dalias Mutter war vor Dalias Geburt in Mexiko. Sie hatte ein Stipendium um die Kultur der Mayas zu erforschen. Dalia macht sich auf den Weg nach Mexiko. Kurze Zeit nach ihrer Ankunft trifft sie den gleichaltrigen Pablo, der sich fortan auf der Suche nach ihrem Vater begleiten wird. Eine wunderschöne Reise durchs Land beginnt.
Was für ein toller Roman. Ich habe jede Zeile geliebt und die einzigartigen Beschreibungen Mexikos genossen. Leider habe ich dieses Land selbst noch nicht bereist, aber Tessa Collins hat es wirklich geschafft, mir das Gefühl zu geben, Dalia auf der Reise zu begleiten. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Der Roman ist modern geschrieben, die Protagonisten bedienen sich einer altersgerechten Sprache, nichts wirkt überzeichnet. Alle Protagonisten sind mir megasympathisch und ich habe Dalia fortwährend die Daumen gedrückt, dass ihre Suche gut ausgehen wird. Auch die Beziehung zu Pablo ist überhaupt nicht kitschig dargestellt und ich finde, der Autorin ist eine gute Mischung von allem gelungen. Das Buch hat alles, was ein guter Unterhaltungsroman bieten sollte. Mehr geht wirklich nicht. Innerhalb von zwei Nachmittagen habe ich den Roman durchgelesen, ich wollte einfach wissen, wie es Dalia ergeht. Wie immer, wenn mich ein Roman wirklich berührt und gepackt hat, gibt es für mich nur ein schnelles Weiterlesen, mit dem Ergebnis, dass ich dann traurig bin, weil ich ihn so schnell ausgelesen habe, denn das bedeutet gleichzeitig, dass der Lesespaß schon zu Ende ist. Aber in diesem Fall kann ich mich auf die weiteren Teile freuen, denn auch Dalias Cousinen werden Familiengeheimnisse lüften, die mich gedanklich auf andere Kontinente bringen werden. All die wunderschön gestalteten Buchcover machen neugierig auf neue Abenteuer.
Diesen ersten Band habe ich wirklich geherzt und ich muss 5 Sterne vergeben.

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