Die Avantgarde der Angst

ausgezeichnet

Das Buch ist keine Lektüre. Das Buch ist vielmehr ein Fernglas mit dem man weit entfernte Dinge am Horizont viel genauer sehen kann. Es ist erfrischend anders. Kritisch aber nicht polemisch. Es stellt die aktuelle gesellschaftliche und mediale Entwicklungen auf den Prüfstand und nimmt einer TÜV-Untersuchung gleich eine Sichtung vor. Wie ist der Zustand der Gesellschaft, was trägt und was ist brüchig geworden? Ist die Verantwortungsethik angesichts einer ungewissen Zukunft und nicht erprobten Lösungsansätzen überhaupt noch der richtige Weg? Wäre der aktive Gebrach des Verstandes ein Heilmittel gegen den stets aufheulenden Alarmismus? Die Mängelliste ist lang und nicht zu allen Beanstandungen kann der Autor eine sichere Lösung präsentieren. Dennoch ist es heilsam, wenn er einer neurotischen Nation die Wege zu mehr Gelassenheit und Sinn aufzeigt. Dazu muss der Autor Finger in die Wunde einer rastlosen Epoche des übertriebenen hippen Idealismus legen. Herausgekommen ist dabei diese unterhaltsame aber mit Zitaten belegte Schau der neurotischen Paranoia unserer Tage. An der letzten Seite angekommen, ist man sich sicher: nicht ich bin verrückt, sondern die Welt. Eine sehr beruhigende Erkenntnis.