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Benutzername: 
Jazznrhythm
Wohnort: 
Heidelberg

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2009
Alle sieben Wellen
Glattauer, Daniel

Alle sieben Wellen


ausgezeichnet

Ohne Frage kann Daniel Glattauer schreiben. Und ganz sicher ist er einer der wenig begnadeten Menschen, die es schaffen authentisch und nachvollziehbar eine Beziehung zu schildern, selbst wenn er dieses nur über den reinen Mailverkehr macht (und schafft). So hat dieses Buch sicherlich alle Punkte verdient, schon weil Daniel Glattauer wie kein zweiter mit Sprache und Emotionen umzugehen weiß und sich damit als Ausnahmetalent präsentiert.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch: Während das erste Buch eine faszinierende und überzeugend Alleinstellung hat, und als solche auch bestehen kann, ist der zweite Teil bei all seiner Kunstfertigkeit doch nur ein zweiter Teil, der nicht gegen den Überraschungseffekt und die Gefangennahme durch den Ersten bestehen kann. Das liegt nicht zuletzt daran, weil die Spielregel, die im ersten Band erst gelernt wurden,im Zweiten nun eine Begrenzung der Möglichkeiten darstellen und nicht gebrochen werden dürfen. Auch wenn das Leben weiter schreitet und durchaus noch Überraschungen in sich birgt, so war das wilde Mitfiebern im Grunde nicht mehr ganz so stark.

Aber gerade weil Daniel Glattauer virtuos mit den Worten spielen kann, weil seine Sätze sich so schön und verständlich lesen und als Projektionsfläche für alle Menschen dienen mögen (und können) hat es dieses Buch selbstverständlich verdient vorrangig gelesen und ans Herz gelegt zu werden. Denn es ist trotz allem ein schönes, wertvolles Buch.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2009
Gut gegen Nordwind
Glattauer, Daniel

Gut gegen Nordwind


ausgezeichnet

Die Thematik, das Genre machte mich mißtrauisch. Zugegeben, ich stand diesem Buch mit Skepsis gegenüber. Email-Romane, noch dazu im Dialog stellen eine Variante da, die sich in meinen Vorstellungen an einem eher begrenzten Sprachschatz orientiert. Dieses Buch zog mich so gar nicht an, zumal ich die ersten drei Seiten sehr gewöhnlich fand und nichts entdecken konnte, was den Erfolg des Buches rechtfertigt. Der Gedanke, das in diesem Stil und Genre in erster Linie selbst-erlebtes verarbeitet wird, ist nahe liegend und so bedrängend, das ich eine ganze Zeit brauchte, mich mit diesem Buch tatsächlich zu beschäftigen. Was mir dann begegnete, das war ein Werk, das ausgesprochen intelligent und beeindruckend begabt ein Thema angeht, das sich immer mehr in den normalen Alltag schleicht.

Eine Beziehung per Mail, noch dazu mit all ihren Höhen und Tiefen, dem Anbahnen, den sensiblen Gefühlsausdrücken zwischen sich unbekannten Personen, sowie die Sehnsucht, die darin stecken kann - all das kann David Glattauer authentisch und nachvollziehbar entwickeln und vermitteln. Man sieht sich innerhalb kurzer Zeit staunend mit diesem Buch verbunden, in den Bann gezogen und ergriffen, wenn man die Wenndungen, die es nimmt, miterlebt. Es liest sich schnell, hinterlässt aber einen so bleibenden Eindruck, das man es immer wieder als Geschenkbuch in die Hand nimmt und jedem ans Herz legt, der oder die das eigene Herz erobert hat.

Im Jahresüberblick gehört es dann schließlich zu den Büchern, die man nicht missen will, weil sie sich einfach so eines Abends reinschlichen und im Gedächtnis blieben.

Bewertung vom 15.11.2009
Monde
Simmons, Dan

Monde


sehr gut

Im Gegensatz zu vielen anderen Rezensionen, die ich bisher über dieses Buch las, faszinierte mich an diesem Roadmovie die ruhige, zurückgehaltene Handlung, die scheinbar unaufgeregt die Persönlichkeit des Astronauten auf seinem Weg zu sich selbst beschreibt. Ich bin kein Kenner anderer Romane von Dan Simmons, und das mag sich bei diesem Buch als Vorteil erwiesen haben. Denn im Gegensatz zu einer Erwartungshaltung war ich hier eher überrascht von der handwerklich sehr ausgeklügelten Schreibweise des Autors, der sehr genau wußte, wie er Cliffhanger positioniert, und die Geschichte rund und interessant macht. Wie alle Bücher, die eine Reise beschreiben, lernt auch hier die Hauptperson mehr über sich selbst kennen, erfährt viel über sein bisheriges Leben, seine Freunde, seinen Sohn und vor allem über zwischenmenschliche Beziehungen. Dan Simmons kann sehr akkurat und detailversessen, sowie mit viel Kenntnis über Technik schreiben, vor allem und unbedingt, wenn es um Flugzeuge oder eben die komplette Ausstattung der NASA geht. Er weiß aber auch damit umzugehen, das seine Leser nicht immer seine Kenntnisse teilen und dieses nur dazu dienen kann die Handlung realistisch voran zu treiben. Die Protagonisten seines Romans sind ebenso farbig, wie seine Erzählweise, und besonders hervor zu heben ist die feine und kluge Gestaltung der Dialoge, die die Menschlichkeit und Nähe aller Beteiligten dem Leser vermitteln. Es mag nicht viel passieren, aber das was passiert ist clever, akzentuiert und vortrefflich erzählt. Dieses Buch ist ein unterschätztes Kleinod eines Autors, der sich sonst wohl in anderen Gefilden bewegt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.