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Raumzeitreisender
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Ahaus
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 750 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2025
Happy Family
Safier, David

Happy Family


gut

Familie Wünschmann, bestehend aus Vater Frank, Mutter Emma, Tochter Fee und Sohn Frank, mangelt es an Harmonie. Sie sind mit sich und der Welt unzufrieden und zerstritten. Eines Tages werden sie von einer Hexe, mit der sie in Streit geraten sind, in Monster verwandelt. Ihre Odyssee beginnt.

Auf der Suche nach der Hexe, die sie zurückverwandeln soll, begegnen sie anderen abenteuerlichen Gestalten und erleben einige Abenteuer. Die widrigen Umstände führen dazu, dass die Familienmitglieder sich gegenseitig helfen und sich wieder annähern. Diese Suche nach Harmonie und Glück dürfte auch der Kern des Buches sein.

David Safier schreibt fantasievolle Geschichten, die stets mit einer Prise Humor gewürzt sind. Diesmal geht es nicht um Reinkarnation wie in "Mieses Karma", sondern die Protagonisten werden verhext und in Monster verwandelt. In einer solchen Geschichte ist alles erlaubt und Safier nutzt die Möglichkeiten, die ein solcher Plot bietet.

Bewertung vom 07.01.2025
Alien Earths
Kaltenegger, Lisa

Alien Earths


sehr gut

"Sind wir allein im Universum? Und wie finden wir andere Lebensformen? Für mich sind das zwei der faszinierendsten Fragen der Wissenschaft." (220) Damit ist die Motivation der Astronomin und Astrophysikerin Lisa Kaltenegger deutlich geworden.

Mit dem Thema haben sich in der Vergangenheit viele Autoren beschäftigt, z.B. Carl Sagan, Heinz Haber, John Gribbin oder Hoimar von Ditfurth, aber nicht auf der aktuellen Datengrundlage, die Lisa Kaltenegger zur Verfügung steht.

1995 wurde der erste extrasolare Planet entdeckt, inzwischen sind es mehr als 5000. Die Autorin beschäftigt sich mit der Frage, wie man Planeten in fernen Sonnensystemen finden kann und ob dort geeignete Rahmenbedingungen für Leben vorhanden sind.

Wir können nur Vergleiche mit den Verhältnissen auf der Erde vornehmen. Die Lichtspektren von Vegetationen und Organismen und ihren Vorstufen werden ermittelt und mit den Spektren interstellarer Planeten verglichen, um habitable Zonen zu identifizieren.

Wo liegen die Grenzen der Forschung? Selbst wenn geeignete Planeten gefunden werden, setzen Raum und Zeit Grenzen. Wir können die Entfernungen nicht überbrücken und unser Zeitfenster muss nicht dem Zeitfenster einer fremden Zivilisation entsprechen.

Der Blick in den Raum ist ein Blick in die Vergangenheit und sollten wir jemals Signale aus den weiten des Weltraums empfangen, die auf einen intelligenten Absender schließen lassen, handelt es sich um Signale einer längst vergangenen Zivilisation.

Die Autorin beschreibt auch einige kosmologische Kuriositäten. Zudem äußert sie sich in diesem lesenswerten Buch zur Rolle der Frau in der Wissenschaft und macht deutlich, dass der Weg zur Normalität mit Hindernissen gepflastert ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2025
Eine unberührte Welt
Eschbach, Andreas

Eine unberührte Welt


sehr gut

Das Buch enthält siebenundzwanzig Kurzgeschichten aus den 1990er und 2000er Jahren. Andreas Eschbach deckt, wie auch in seinen bekannten Romanen erkennbar, eine große Bandbreite unterschiedlicher Themen ab. Dieser Erzählungsband passt in keine Schublade.

"Quantenmüll" und "Humanic Park" sind intelligente und lehrreiche Sciencefiction-Geschichten, in denen Eschbach unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält. In die Kategorie Satire gehört auch "Die grässliche Geschichte vom Goethe-Pfennig". Hier nimmt der Autor den Regelungswahn unserer Politiker aufs Korn.

Autor Eschbach kann auch anders. "Well done" ist nicht nur vom Titel her doppeldeutig, sondern auch makaber und kurios. Kurios und gruselig geht es in "Halloween" zu, wenn Hexen beschworen werden. "Man könnte meinen, du glaubst den ganzen Quatsch wirklich" ist eine zentrale Aussage aus dieser Geschichte.

In der preisgekrönten Geschichte "Die Wunder des Universums" manövriert sich Protagonistin Joan Ridgewater mit ihrem Raumschiff in eine ausweglose Situation. Auch eine fortschrittliche Technik kommt an ihre Grenzen, wenn Dummheit im Spiel ist. Die Erzählung ist einfühlsam und melancholisch.

In "Garten Eden" geht es um Abenteuerlust in einer modernen Zeit. Dabei ist der Garten Eden so nah. Protagonist Tonak liest viel über Abenteuer vergangener Zeiten und möchte endlich selbst etwas erleben. Die Geschichte endet überraschend und ist lustig. Die Fänge der Zivilisation lauern überall.

Eschbach präsentiert sich als kreativer Autor, dem es gelingt, seine Ideen auf eine ansprechende Art und Weise umzusetzen. Besonders begrüßt habe ich (wie bereits in "Eponentialdrift") die Metainformationen zu den Erzählungen. Die Leser werden in die Entstehung und Hintergründe der Geschichten einbezogen.

Bewertung vom 03.01.2025
Das Foucaultsche Pendel
Eco, Umberto

Das Foucaultsche Pendel


gut

Protagonist Casaubon hat sich in seiner Dissertation mit der Geschichte der Tempelritter, einem Ritterorden, der im 12. Jahrhundert gegründet und im 14. Jahrhundert in einem dramatischen Prozess zerschlagen wurde, beschäftigt. Er nimmt Kontakt mit dem Verlag Garamond in Mailand auf, um sein Manuskript begutachten zu lassen. Dabei lernt er die Verlagslektoren Belbo und Diotallevi kennen.

Trotz Ablehnung nimmt die Geschichte Fahrt auf, als ein gewisser Oberst Ardenti ein Buchprojekt vorstellt, in dem er über ein codiertes Dokument berichtet, welches einen Plan der Templer enthält, die angeblich Hüter einer geheimen Energiequelle seien und die Weltherrschaft erringen wollen. Alle 120 Jahre gäbe es konspirative Treffen kleiner Gruppen. Nach diesen Offenbarungen verschwindet der Oberst spurlos.

Casaubon, Belbo und Diotallevi verstricken sich immer tiefer in die Geschichten früherer Geheimbünde und Geheimgesellschaften und bringen alles und jeden mit allem und jedem in Verbindung. "Ich glaube, ab einem bestimmten Punkt macht es keinen Unterschied mehr, ob man sich daran gewöhnt, so zu tun, als ob man glaubte, oder ob man sich daran gewöhnt, wirklich zu glauben." (548)

Die Protagonisten beschäftigen sich mit den Verschwörungstheorien vergangener Jahrhunderte und versuchen das gigantische Puzzle zu lösen. Sie legen eine falsche Fährte und müssen erkennen, dass die geheimen Machenschaften bis in die Gegenwart wirken und sie sich großer Gefahren aussetzen. So wird aus einer anfänglichen Spinnerei blutiger Ernst.

Die Geschichte beginnt im Musée des Arts et Métiers, dem Pariser Technikmuseum, in dem das Foucaultsche Pendel aufgehängt ist und sie hat dort auch ihren Höhepunkt. Auf über siebenhundert Seiten liefert Eco zahlreiche geschichtliche Rückblicke, Ausführungen zu Geheimbünden und deren Verstrickungen sowie dubiose Pläne, die keiner genau kennt, aber alle suchen.

Umberto Eco präsentiert ein enormes geschichtliches Fachwissen. Er macht deutlich, wie sich Geschichten auch in unserer Zeit verselbstständigen können. Da die Leser kaum zwischen Fakten und Fiktionen unterscheiden können, wirkt das Buch als Roman überladen und als Sachbuch ungeeignet. Zudem mangelt es – im Gegensatz zu Büchern von Dan Brown, der sich mit ähnlichen Themen beschäftigt - an Spannung.

Bewertung vom 24.12.2024
Mettendchen aus dem Homeoffice
Menne, Peter

Mettendchen aus dem Homeoffice


sehr gut

Das Buch ist eine Antwort auf den Lockdown der Kulturschaffenden während der Coronakrise. Karikaturist Peter Menne schuf, unterstützt durch Aphorismen bekannter Autoren wie Fritz Eckenga, Erwin Grosche, die Bullemänner, Andreas Scheffler, Johann König u.a.m, passende satirische Zeichnungen.

Bereits der Titel deutet darauf hin, dass wir uns hier in Westfalen befinden. "Wir Westfalen haben uns schon immer voneinander ferngehalten", insistieren die Bullemänner, bekannt für ihre westfälische Komik. Und so konnte die Pandemie gelassen und mit einer Portion trockenem Humor bewältigt werden.

Nur wenn es ums Klopapier geht, kennen die Westfalen kein Pardon. "Die Regale leer", stellt Fritz Eckenga resigniert fest und Peter Menne kreiert dazu die passende Grafik. Aber das rüttelt nicht am Regionalstolz der Westfalen. "Wir haben mal gesiegt", sinniert Andreas Scheffler in Anspielung auf das Hermannsdenkmal.

Makaber wird es bei Johann König in seinem kleinen Gedicht über ein einschneidendes Erlebnis eines Laubfrosches, wenn das Gras mit der Sense bearbeitet wird. Die Weisheiten nehmen gegen Ende des Buches zu und so erkennt Erwin Grosche "Alt werden ist was für Kinder".

Die Grafiken von Peter Menne sind ausdrucksstark und passen wie Faust aufs Auge zu den Aphorismen. Man sieht, Künstler verstehen es, die durch Corona bedingte Flaute zu überbrücken. Und sie brauchen ihr Publikum und den Applaus und so reagieren sie bereits, wenn der Regen gegen die Fenster klatscht, erkennt Mia Mittelkötter.

Bewertung vom 03.12.2024
Der ultimative Ratgeber für alles
Nuhr, Dieter

Der ultimative Ratgeber für alles


gut

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Nonsens- Ratgeber über Gott und die Welt. Nach dreihundert Seiten voller satirisch aufgearbeiteter Weisheiten ist der Leser so schlau wie zuvor. Dieter Nuhr reißt Themen an, wie man es schon von der Bühne her kennt und führt sie ins Absurde. Das Buch ist unterhaltsam, dennoch fragt man sich, wie er es schafft, mit dieser Verquickung von Weisheit und Unsinn ein ganzes Buch zu füllen. Aber auch hier gilt, was auch auf Bücher anderer Comedians zutrifft: Das geschriebene Wort ist nicht gleichzusetzen mit der Bühnenpräsenz. Es fehlen die visuellen und akustischen Elemente, wie Mimik, Betonung, ja die besondere Art der Aufführung.

Bewertung vom 24.11.2024
Mathe mal einfach
Sauvageot, François

Mathe mal einfach


weniger gut

François Sauvageot stellt in diesem populärwissenschaftlichem Buch die Themen Wahrscheinlichkeitsrechnung, Algebra, Analysis und Entscheidungshilfen anhand von Beispielen vor. Die Leser lernen das paradox wirkende Rätsel mit den 3 Türen kennen, erfahren, wie die alten Griechen quadratische Gleichungen gelöst haben, lernen, wie Summenformeln in der Algebra entwickelt werden und welche Probleme beim gerechten Teilen auftreten können.

Die Beispiele sind nicht immer so verständlich, wie der Titel suggeriert. Auch irritieren Aussagen wie "Eine Zahl muss eine Handlung darstellen." (37) Aufschlussreich ist dagegen das Thema Entscheidungshilfen. Hier wird deutlich, dass die Mathematik natürlich nicht irrt, aber der Nutzer die für seine Aufgabe passende Methode wählen muss. Der interessierte Leser bekommt einen Eindruck von manchen Themen, wird aber andere Quellen nutzen, wenn er es genauer wissen will.

Bewertung vom 20.11.2024
Ansichten eines Clowns
Böll, Heinrich

Ansichten eines Clowns


gut

Der Roman, entstanden 1963, spielt in der Nachkriegszeit und handelt von Hans Schnier, Sohn aus reichem Elternhaus, der sich gegen eine Karriere entscheidet, sich von seiner Familie abwendet und seinen eigenen Weg geht. Er arbeitet mäßig erfolgreich als Clown.

Die Geschichte beginnt damit, dass der Protagonist in seiner Heimatstadt Bonn ankommt. Er hat sich das Knie verletzt, kann vorübergehend nicht auftreten, hat kein Geld mehr und denkt über sein bisheriges Leben nach. Sie endet wenige Stunden später.

In der Zwischenzeit führt er einige Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern, Kirchenvertretern und Bekannten. Deutlich wird, er ist zutiefst verbittert über die Trennung von seiner Lebensgefährtin Marie und über seine derzeitige Situation.

Hans Schnier, selbst Atheist, lebte 6 Jahre mit der streng katholischen Marie Derkum zusammen. Als das Thema Heirat im Raume steht, kommt es zur Krise. Marie trennt sich von ihm und heiratet Heribert Züpfner, einen Mann aus ihrem Kirchenkreis.

"Ansichten eines Clowns" ist eine Liebesgeschichte, aber nicht nur. Es ist ein Roman über eine gescheiterte Existenz. Zudem eine Abrechnung mit gesellschaftlichen Konventionen, dem Einfluss der katholischen Kirche und der Verlogenheit der Nachkriegszeit.

Bewertung vom 07.11.2024
Teufelsgold
Eschbach, Andreas

Teufelsgold


sehr gut

Der Roman Teufelsgold handelt von der Gier der Menschen, von der Gier nach Reichtum, nach Vollkommenheit und nach Unsterblichkeit. Um solche Ziele zu erreichen, ist kein Preis zu hoch. Mit der Herstellung von Gold haben sich seit dem Mittelalter Alchemisten beschäftigt, die Vorgänger der heutigen Chemiker. Von dieser Geheimwissenschaft und ihrer Bedeutung in der heutigen Zeit handelt der Roman.

Die Geschichte besteht aus zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. Einer spielt in der Gegenwart und einer im Mittelalter. Es sind Bücher, Skripte und handschriftliche Notizen, die von dem Stein der Weisen handeln, der im Mittelalter von John Scoro, einem Alchemisten, entdeckt wurde. Der Stein weckt Begehrlichkeiten, weil man mit diesem Stein Gold herstellen kann.

Finanzberater Hendrik Busske hält in einem Züricher Buchladen ein altes Buch über Alchemie in der Hand, welches ihn neugierig stimmt. Das ist der Beginn einer Odyssee, die Hendrik erst nach und nach durchschaut. Verstrickt in diese Geschichte sind zudem sein Bruder Adalbert, Physiker am CERN, Schlossherr Westenhoff, Unternehmerin Laureen und der Deutsche Orden. Lediglich ihre Interessenlage unterscheidet sich.

Die Geschichte fängt gemächlich und auch realistisch an. Im Fokus steht die berufliche Entwicklung von Hendrik Busske, der sich selbständig macht und Vorträge über Finanzen hält, in die er Erkenntnisse der Alchemisten einfließen lässt. In der zweiten Hälfte des Buches gleitet der Roman ins Fantastische ab, religiöse Elemente fließen ein. Für Spannung sorgt die unterschiedliche Motivation der Protagonisten.

Ohne Zufälle kommt Andreas Eschbach in dieser Story nicht aus. Auch hätte man den ersten Teil des Buches kürzer fassen können. Manche Ereignisse werden nicht aufgeklärt. Dennoch gelingt es dem Autor die Spannung zu steigern, auch durch das allmähliche Lüften der mittelalterlichen Ereignisse. Die fantastischen Elemente im letzten Drittel der Geschichte passen nicht zum Beginn des Buches – dennoch ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 02.11.2024
Der schlauste Mann der Welt
Eschbach, Andreas

Der schlauste Mann der Welt


ausgezeichnet

Andreas Eschbach greift in vielen seiner Romane gesellschaftskritische Themen auf ("Freiheitsgeld", "Ausgebrannt", "Eine Billion Dollar"), so auch hier. Wie wäre es, wenn man sein ganzes Leben lang nicht arbeiten müsste? Welche Folgen hätte es für die Umwelt, wenn die Gier eingedämmt wäre? Macht Besitz unfrei? Bedeutet „sich ein Ziel zu setzen“ sein Leben auf später zu verschieben? Wie sicher sind sensible Systeme, wie z.B. Banken?

Jens Leunich, ein eher durchschnittlicher Typ, der durch illegale Art und Weise an ein Vermögen gelangt ist, erzählt in diesem Roman seine Lebensgeschichte, die er in einem Buch zusammenfasst. Es ist ein Buch über sein Leben in Luxushotels und insbesondere über seine Lebensphilosophie. Geprägt von einer Indienreise und fernöstlicher Philosophie, stellt er manche westliche Gepflogenheiten infrage. Dazu zählen Besitz, Bindungen und Gier.

Obwohl es ein Buch über Reichtum ist, zeigt es Grenzen auf. Man kann es auch in manchmal ironischer Art und Weise als Werbung für Minimalismus verstehen. Typische Verhaltensweisen der Menschen werden parodiert und er hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Zudem wird deutlich, wie einfach Systeme geknackt werden können, wenn Menschen sich nicht an Regeln halten. Es ist ein Buch, welches man einmal angefangen, nur ungern zur Seite legt – ein typischer Eschbach.