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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 745 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2024
Ansichten eines Clowns
Böll, Heinrich

Ansichten eines Clowns


gut

Der Roman, entstanden 1963, spielt in der Nachkriegszeit und handelt von Hans Schnier, Sohn aus reichem Elternhaus, der sich gegen eine Karriere entscheidet, sich von seiner Familie abwendet und seinen eigenen Weg geht. Er arbeitet mäßig erfolgreich als Clown.

Die Geschichte beginnt damit, dass der Protagonist in seiner Heimatstadt Bonn ankommt. Er hat sich das Knie verletzt, kann vorübergehend nicht auftreten, hat kein Geld mehr und denkt über sein bisheriges Leben nach. Sie endet wenige Stunden später.

In der Zwischenzeit führt er einige Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern, Kirchenvertretern und Bekannten. Deutlich wird, er ist zutiefst verbittert über die Trennung von seiner Lebensgefährtin Marie und über seine derzeitige Situation.

Hans Schnier, selbst Atheist, lebte 6 Jahre mit der streng katholischen Marie Derkum zusammen. Als das Thema Heirat im Raume steht, kommt es zur Krise. Marie trennt sich von ihm und heiratet Heribert Züpfner, einen Mann aus ihrem Kirchenkreis.

"Ansichten eines Clowns" ist eine Liebesgeschichte, aber nicht nur. Es ist ein Roman über eine gescheiterte Existenz. Zudem eine Abrechnung mit gesellschaftlichen Konventionen, dem Einfluss der katholischen Kirche und der Verlogenheit der Nachkriegszeit.

Bewertung vom 07.11.2024
Teufelsgold
Eschbach, Andreas

Teufelsgold


sehr gut

Der Roman Teufelsgold handelt von der Gier der Menschen, von der Gier nach Reichtum, nach Vollkommenheit und nach Unsterblichkeit. Um solche Ziele zu erreichen, ist kein Preis zu hoch. Mit der Herstellung von Gold haben sich seit dem Mittelalter Alchemisten beschäftigt, die Vorgänger der heutigen Chemiker. Von dieser Geheimwissenschaft und ihrer Bedeutung in der heutigen Zeit handelt der Roman.

Die Geschichte besteht aus zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. Einer spielt in der Gegenwart und einer im Mittelalter. Es sind Bücher, Skripte und handschriftliche Notizen, die von dem Stein der Weisen handeln, der im Mittelalter von John Scoro, einem Alchemisten, entdeckt wurde. Der Stein weckt Begehrlichkeiten, weil man mit diesem Stein Gold herstellen kann.

Finanzberater Hendrik Busske hält in einem Züricher Buchladen ein altes Buch über Alchemie in der Hand, welches ihn neugierig stimmt. Das ist der Beginn einer Odyssee, die Hendrik erst nach und nach durchschaut. Verstrickt in diese Geschichte sind zudem sein Bruder Adalbert, Physiker am CERN, Schlossherr Westenhoff, Unternehmerin Laureen und der Deutsche Orden. Lediglich ihre Interessenlage unterscheidet sich.

Die Geschichte fängt gemächlich und auch realistisch an. Im Fokus steht die berufliche Entwicklung von Hendrik Busske, der sich selbständig macht und Vorträge über Finanzen hält, in die er Erkenntnisse der Alchemisten einfließen lässt. In der zweiten Hälfte des Buches gleitet der Roman ins Fantastische ab, religiöse Elemente fließen ein. Für Spannung sorgt die unterschiedliche Motivation der Protagonisten.

Ohne Zufälle kommt Andreas Eschbach in dieser Story nicht aus. Auch hätte man den ersten Teil des Buches kürzer fassen können. Manche Ereignisse werden nicht aufgeklärt. Dennoch gelingt es dem Autor die Spannung zu steigern, auch durch das allmähliche Lüften der mittelalterlichen Ereignisse. Die fantastischen Elemente im letzten Drittel der Geschichte passen nicht zum Beginn des Buches – dennoch ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 02.11.2024
Der schlauste Mann der Welt
Eschbach, Andreas

Der schlauste Mann der Welt


ausgezeichnet

Andreas Eschbach greift in vielen seiner Romane gesellschaftskritische Themen auf ("Freiheitsgeld", "Ausgebrannt", "Eine Billion Dollar"), so auch hier. Wie wäre es, wenn man sein ganzes Leben lang nicht arbeiten müsste? Welche Folgen hätte es für die Umwelt, wenn die Gier eingedämmt wäre? Macht Besitz unfrei? Bedeutet „sich ein Ziel zu setzen“ sein Leben auf später zu verschieben? Wie sicher sind sensible Systeme, wie z.B. Banken?

Jens Leunich, ein eher durchschnittlicher Typ, der durch illegale Art und Weise an ein Vermögen gelangt ist, erzählt in diesem Roman seine Lebensgeschichte, die er in einem Buch zusammenfasst. Es ist ein Buch über sein Leben in Luxushotels und insbesondere über seine Lebensphilosophie. Geprägt von einer Indienreise und fernöstlicher Philosophie, stellt er manche westliche Gepflogenheiten infrage. Dazu zählen Besitz, Bindungen und Gier.

Obwohl es ein Buch über Reichtum ist, zeigt es Grenzen auf. Man kann es auch in manchmal ironischer Art und Weise als Werbung für Minimalismus verstehen. Typische Verhaltensweisen der Menschen werden parodiert und er hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Zudem wird deutlich, wie einfach Systeme geknackt werden können, wenn Menschen sich nicht an Regeln halten. Es ist ein Buch, welches man einmal angefangen, nur ungern zur Seite legt – ein typischer Eschbach.

Bewertung vom 30.10.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


weniger gut

Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace Winters erhält von Maurice, einem ihrer ehemaligen Schüler, eine E-Mail, in der er seine Trauer und Unzufriedenheit mit sich und der Natur zum Ausdruck bringt. Er erhält eine längere Antwort von Grace in Form eines Buches, in der sie auf ihn eingeht und von ihren seltsamen Erlebnissen auf Ibiza berichtet.

Grace wird seit dem Tod ihres Mannes Karl und ihres Sohnes Daniel, der bei einem Unfall ums Leben kam, von Schuldgefühlen geplagt. Sie ist einsam, lebt zurückgezogen und befindet sich in einer Endlos Trauerschleife. In dieser Situation erhält sie eine Nachricht von ihrer früheren Freundin Christina, dass sie ein Haus auf Ibiza erbt.

Sie packt ihre Sachen und fliegt ohne Rückflugticket nach Ibiza. In dem heruntergekommenen Häuschen findet sie einen Brief von Christina, in dem sie Grace über einige Besonderheiten auf der Insel informiert. Sie soll u.a. Kontakt aufnehmen zu Alberto Ribas, der eine Tauchschule auf Ibiza führt.

Ab hier gleitet die Geschichte ab ins Esoterische. Christina hat ihren Tod vorausgesehen und auf dem Meer geschehen seltsame Dinge. Die übernatürlichen Ereignisse helfen Grace letztendlich, sich von ihren Schuldgefühlen zu befreien. Auch ein Umweltprojekt steht im Fokus, womit beide Themen, die Maurice bewegt haben, behandelt werden.

Wer heute ein Buch schreibt, muss sich besondere Geschichten einfallen lassen. Das ist Matt Haig hier gelungen. Im Kern geht es hier um Befreiung und Selbstfindung, verpackt in eine mystische Geschichte. "Die Unmöglichkeit des Lebens" erfordert unmögliche Ereignisse und da scheiden sich die Geister. Nicht jedem wird diese Story gefallen.

Bewertung vom 16.10.2024
Kameraden
Kirst, Hans Hellmut

Kameraden


ausgezeichnet

Die sechs Kameraden Conrad Gisenius, Willy Kerze, Ludwig Frammler, Karl Schulz, Martin Hirsch und Bennicken kennen sich aus Kriegszeiten und wohnen in dem beschaulichen Ort Rheine- Bergen. Sie haben in unterschiedlichen Bereichen Karriere gemacht, pflegen die Kameradschaft und haben die Vergangenheit abgehakt.

1961, sechzehn Jahre nach Kriegsende, taucht in dem Ort Michael Meiners auf, von dem alle glaubten, dass er tot ist. Er ist der siebte Mann aus der Truppe, die gegen Kriegsende von Schulz geleitet wurde. Sein Erscheinen sorgt für Unruhe, da er unangenehme Geheimnisse lüften könnte, die für die Kameraden gefährlich werden könnten.

Hans Hellmut Kirst beschreibt die unterschiedlichen Charaktere einschließlich ihrer Familienverhältnisse und Beziehungen untereinander. Die Spannungen nehmen zu und die sogenannte Kameradschaft hängt am seidenen Faden. Intrigen werden gesponnen und Schuldige gesucht. Die eigentlichen Ursachen werden nach und nach gelüftet.

Gisenius, der Kopf und Entscheider der Truppe, beauftragt den ehemaligen Kriminalbeamten Tantau damit, Meiners aufzuspüren. Tantau erledigt alle Aufträge zur Zufriedenheit, führt aber, geleitet von seinem Gerechtigkeitssinn, eigene Ermittlungen durch und wird zur Belastung für die Kameraden.

Kirst hat zahlreiche Romane geschrieben, in denen der Nationalsozialismus verarbeitet bzw. das Kriegsgeschehen beleuchtet wird. Im Fokus stehen immer die Menschen, die Opfer oder Täter waren einschließlich ihrer Beweggründe. In "Kameraden" geht es um Seilschaften und Vergangenheitsbewältigung.

Es gibt auch ein paar Widersprüche, z.B. ist es seltsam, dass der Ermittler Tantau von Conrad Gisenius den Auftrag erhält, Kontakt zu Kompanieführer Kronshagen aufzunehmen, um die Gruppe Schulz zu entlasten, wohl wissend, dass er sich damit selbst belasten könnte.

Die Leser werden hinsichtlich Familie, Erziehung und Beziehungen mit dem Zeitgeist der 1950er und 1960er Jahre konfrontiert. Es wird deutlich, dass auch in Kriegszeiten nicht alles erlaubt ist und man bei einem Systemwechsel auch nach Jahren damit rechnen muss, zur Verantwortung gezogen zu werden.

Die Geschichte hat, dem Vorwort nach zu urteilen, einen wahren Kern. Kirst versteht es, mit einfacher Sprache Spannung aufzubauen. Der Roman ist verständlich, spiegelt Lebenswirklichkeit wieder und kann als Mahnung verstanden werden. Realistisch ist auch, dass es manchen Tätern gelingt, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Bewertung vom 09.10.2024
Sie belieben wohl zu scherzen, Mister Feynman!
Feynman, Richard P.

Sie belieben wohl zu scherzen, Mister Feynman!


weniger gut

Richard Feynman erzählt in loser Reihenfolge Anekdoten aus seinem Leben. Der Fokus liegt dabei auf seinen praktischen Fähigkeiten, wenn es darum geht Schlösser zu knacken oder Radios zu reparieren und auf seinen Frauengeschichten. Für jemanden, der in jungen Jahren am Manhattan Projekt beteiligt war, ist es eher ein ungewöhnliches Buch.

Ist das Buch humorvoll? Feynman war ein genialer Wissenschaftler und Nobelpreisträger, aber in diesem Buch präsentiert er sich sehr von sich genommen, sodass vorhandener Humor negativ überlagert wird. Er wirkt arrogant und egozentrisch. So lehrreich seine Vorlesungen auch gewesen sein mögen, diesem Buch fehlt der Tiefgang.

Bewertung vom 03.10.2024
Fakten sind auch nur Meinungen
Foell, Jens

Fakten sind auch nur Meinungen


sehr gut

Neuropsychologe Jens Foell gliedert sein Buch in sechzehn Kapitel, die inhaltlich als unterschiedliche Perspektiven auf das gleiche Problem gedeutet werden können. Es dreht sich alles um die Frage, wie Fakten von Meinungen abgegrenzt werden können. Der Autor analysiert das Thema praxisorientiert.

Wenn man Fakten finden will, muss man genau hinschauen. Wir übersehen Fakten, wir können uns nicht auf unsere Erinnerungen verlassen, nicht alles kann gemessen werden und wir verlassen uns blind auf unsere Methoden. Die Leser werden sensibilisiert, die eigenen Beobachtungen kritisch zu hinterfragen.

Wie arbeitet die Wissenschaft? Hypothesen müssen getestet werden, Theorien müssen prinzipiell falsifizierbar sein. „Was nicht widerlegt werden kann, muss auch nicht ernst genommen werden.“ (192) Eine einzige Widerlegung kann viele Bestätigungen aufheben. Aber diese Widerlegung muss gründlich überprüft werden und reproduzierbar sein.

Wissenschaft bewegt sich nicht im luftleeren Raum. Foell erwähnt nicht Postulate, auf die sich Naturwissenschaft bezieht (Naturpostulat, Strukturpostulat), thematisiert aber den individuellen Bezugsrahmen des Wissenschaftlers (auf höherer Ebene) und fehlende Offenheit für nicht erwartete Ergebnisse bzw. unterschiedliche Interpretationen der Daten.

In den letzten vier Kapiteln der Problemanalysen behandelt der Autor Kommunikationsprobleme. Studien haben einen bestimmten Aufbau und enthalten Fachbegriffe, über deren Definition innerhalb der Wissenschaft Einigkeit herrscht. Dennoch ist die Qualität unterschiedlich, was zu einer „Vertrauenspyramide“ führt.

Bücher von Fachleuten (also auch dieses Buch) befinden sich auf dem Boden der Pyramide und strahlen damit wenig Vertrauen aus. Da Naturwissenschaften und damit auch Darstellungen in Fachbüchern erklärungsmächtiger sind als Glaubenssysteme, könnte das Öl auf die Mühlen der Kritiker sein.

Das Buch ist wohl strukturiert, verständlich und informativ. Es setzt sich kritisch mit der Wissenschaft und ihren Protagonisten auseinander. Selbstkritik ist positiv, sollte aber auch im richtigen Rahmen gesehen werden. M.E. fehlt ein Vergleich mit Glaubenssytemen, die um beim Bild zu bleiben, meilenweit unterhalb der Pyramide angesiedelt wären.

Bewertung vom 02.10.2024
Die letzten Rätsel des Universums
Kolorz, Niklas

Die letzten Rätsel des Universums


sehr gut

Niklas Kolorz gliedert sein populärwissenschaftliches Buch in drei Teile. Im ersten Teil geht es um Geheimnisse des Universums, im zweiten Teil richtet sich der Blick nach innen auf das Leben und seine Bedingungen und der dritte Teil handelt von den Grenzen der Wissenschaft und von künftigen Forschungsthemen.

Der Autor berichtet über das Supernova Cosmology Project mit dem Ergebnis, dass sich die Expansion des Universums vor fünf Milliarden Jahren verlangsamte und danach wieder beschleunigte. Wie das Universum endet, hängt davon ab, welche Form es hat und diese wird von der Dichte beeinflusst.

Kolorz erläutert die Notwendigkeit Dunkler Materie und Dunkler Energie für die Plausibilität kosmologischer Modelle, macht aber auch deutlich, wie unsicher einige Theorien sind. Alternative Modelle, die bestimmte Phänomene erklären, existieren, gelten aber nicht als allgemein anerkannt.

Der Ursprung des Lebens kann vielleicht niemals geklärt werden. Auch wissen wir nicht, wie Bewusstsein entsteht und damit auch nicht, ob jemals künstliche bewusste Intelligenzen geschaffen werden können. Kolorz stellt aktuelle Überlegungen der Wissenschaft vor und thematisiert Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz.

Die Weltformel bleibt Zukunftsmusik, auch weil notwendige empirische Untersuchungen die Möglichkeiten der heutigen Technik um ein Vielfaches übersteigen. Die Stringtheorie ist nicht falsifizierbar und daran wird sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern. Können wir jemals Zeitreisen unternehmen?

Der Autor stellt Hypothesen zu Zeitreisen vor, die allesamt einem Realitätscheck nicht standhalten. Wenngleich Schwarze Löcher empirisch nachgewiesen wurden, ist es nicht zu empfehlen, diese als Tunnel zu benutzen, um an einem (hypothetischen) Weißen Loch heile herauszufliegen.

In der Wissenschaft gibt es – wie der Autor anmerkt – viele Baustellen. Der Fortschritt erfolgt selten linear. Kolorz setzt sich kritisch mit den Rätseln des Universums auseinander, liefert dafür unterschiedliche Erklärungsansätze. Seine Ausführungen sind verständlich und teilweise humorvoll.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2024
Der Glasmurmelsammler
Ahern, Cecelia

Der Glasmurmelsammler


weniger gut

In diesem Roman geht es um eine Vater- Tochter- Beziehung, die nach dem Schlaganfall des Vaters, Fergus Boggs, zu einigen überraschenden Erkenntnissen führt. Seine Tochter Sabrina besucht ihn im Pflegeheim und erfährt im Laufe der Zeit, dass ihr Vater ein Doppelleben führte.

Fergus ist zusammen mit sechs Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Die Familie ist nach dem frühen Tod des Vaters von Schottland nach Dublin, zum Geburtsort ihrer Mutter, umgezogen. Fergus hat eine besondere Beziehung zu Hamish, dem ältesten Bruder.

Sabrina findet in den Sachen von Fergus eine Sammlung von Murmeln, die offensichtlich von Fergus sorgfältig inventarisiert wurden. Nach und nach erfährt sie, dass Fergus ein Doppelleben führte und unter einem anderen Namen ein bekannter Murmelspieler und -sammler war. Sie ist enttäuscht, davon nichts gewusst zu haben.

Sabrina stellt fest, dass ein paar wertvolle Murmeln fehlen und beginnt mit Nachforschungen. Sie lernt Fergus’ frühere Kollegen kennen und erfährt Geschichten, die für sie völlig neu sind. Sie konfrontiert Fergus mit einzelnen Murmeln und versucht so, sein Gedächtnis aufzufrischen.

Das Thema Murmeln hat mich überrascht. Bislang habe ich darin ausschließlich ein Kinderspielzeug gesehen und wusste nicht, dass es Wettkämpfe dazu gibt. Aber auch mit dieser Erkenntnis bleibt der Roman flach. Die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Es ist nicht die einfühlsame Geschichte, die man sich hätte vorstellen können.

Teilweise zieht sich die Geschichte wie Kaugummi dahin. Die Erzählungen erfolgen aus Sicht von Sabrina oder Fergus, mit zahlreichen Rückblicken, wobei immer erst nach einigem Lesen deutlich wird, um wen es gerade geht. Hier wären Zeitangaben und Angaben, wessen Geschichte es gerade ist, hilfreich gewesen.

Bewertung vom 02.09.2024
Der Spinoza-Effekt
Damasio, Antonio R.

Der Spinoza-Effekt


sehr gut

Antonio Damasio, Professor für Neurologie, ist bekannt für seine Arbeiten zur Bewusstseinsforschung. In diesem Buch geht es um den Zusammenhang bzw. um Wechselwirkungen zwischen Emotionen (körperlich), Gefühlen (geistig) und Vernunft.

Es ist auch ein Buch über das Leben des Philosophen Baruch de Spinoza, mit dem sich Damasio ausführlich beschäftigt hat und dessen Erkenntnisse als Grundlage betrachtet werden können für die neurobiologischen Arbeiten des Autors.

Emotionen und Gefühle sind Teil der automatischen und grundlegenden Mechanismen zur Steuerung des Lebens. Emotionen gehen den Gefühlen voraus. Sie bestehen aus einfachen Reaktionen, die auf simple Art und Weise für das Überleben sorgen.

Gefühle spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialverhalten. Sie sind unentbehrlich für Entscheidungsprozesse. Damasio beschreibt einige Beispiele, bei denen es durch Hirnschädigungen zu Störungen des Sozialverhaltens gekommen sind.

Altruistisches Verhalten gibt es nicht nur bei Menschen, sondern wie Versuche zeigen, auch in der Tierwelt. (190) Das, was wir Ethik nennen, könnte in Organismen als allgemeines Programm der Bioregulation begonnen haben mit dem Ziel der Homöostase.

Damasio kritisiert die von Descartes postulierte Trennung von Körper und Geist (Dualismus) und kommt – empirisch belegt – zu dem Ergebnis, dass sich Körper und Geist ständig gegenseitig beeinflussen und unlösbar miteinander verknüpft sind.

Der Autor beschäftigt sich mit der Bedeutung des Bewusstseins (241) und erläutert, dass das Leben ohne den Prozess Bewusstsein nicht angemessen gesteuert werden kann, dass die Selbst- Komponente zwingend für das Überleben erforderlich ist.

Damasio unterstreicht in diesem Buch, dass Spinoza seiner Zeit voraus war, Grundlagen geschaffen hat, die für die Naturwissenschaften von Bedeutung sind und damit als ein Philosoph der Naturwissenschaften angesehen werden kann.