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Bewertung vom 08.10.2014
Beim Kleinen Trompeter habe ich immer geweint
Felsmann, Barbara

Beim Kleinen Trompeter habe ich immer geweint


gut

Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint: Kindheit in der DDR - Erinnerungen an die Jungen Pioniere, Lukas Verlag, 2003

Die Herausgeberin Barbara Felsmann ist vorher bereits mit dem Buch "Durchgangszimmer Prenzlauer Berg. Eine Berliner Künstlersozialgeschichte in Selbstauskünften" in Erscheinung getreten. Auch dieses Buch beruhte auf Recherchen und Interviews, die sie in den 90er Jahren mit mehreren Interviewpartnern geführt hatte.
Der Titel des Buches ist leider irreführend: "Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint", zitiert Staatschef
Erich Honecker, der dieses Lied als sein Lieblingslied bezeichnete und dabei meistens eine Träne abdrückte. Ausgerechnet ihn zu zitieren, suggeriert beim Leser, dass es in den Texten darum geht, die Situation von Kindern in der DDR zu beschönigen. Im Wesentlichen handelt es sich aber um kritische Texte, die sich mit den Zwängen in der Pionierorganisation auseinandersetzen. Thematisiert wird auch von einigen Autoren, wie krass es sich auswirkte, wenn man nicht Mitglied der Kinder- und Jugendorganisationen der DDR war. Die Erlebnisberichte sind breit gefächert und aufschlussreich. Im Zusammenhang mit dem Jahrestag der Wende hätte das Buch eine Aktualisierung verdient. Einige Stoffe würden sich auch zur Verfilmung eignen.
Als ungünstig empfinde ich, dass in die laufenden Texte, dick gedruckt, Statements der Pionierorganisation und andere offizielle Dokumente aufgenommen wurden, die den Zusammenhang des jeweiligen Berichts stören und den Leser dadurch irritieren.
Verschwiegen werden soll auch nicht, dass sich einige der Autoren die Kinder- und Jugendorganisationen der DDR zurückwünschen.
Darunter auch durch die Medien als Autoren und Schauspieler bekannte Persönlichkeiten. Wer das ist, möge jeder Leser selbst herausfinden. Eine Nachauflage durch den Lukas-Verlag hat es bisher nicht gegeben. Wenn dann würde ich mir eine Taschenbuchausgabe wünschen, in einem neutralen Farbton. Die gebundene Ausgabe stößt eher ab.
Das Titelfoto wird gar nicht, die Fotos insgesamt werden leider nur ungenau kommentiert. Trotzdem ein wichtiges Zeitzeugnis.