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Runenmädchen

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Eine berührende „Reise“

Javier begab sich mit neun Jahren allein auf eine Reise, eine Reise, die kein Kind machen sollte, aber Unzählige machen mussten. Javier gibt allen eine Stimme.

Der Autor berichtet zum einen über die Flucht in die USA und zum anderen erzählt er aus seinem Leben und über seine Familie, auch wenn es Passagen gibt, die manche Familien wahrscheinlich lieber unter den Teppich gekehrt hätten, was sich schlussendlich gewinnbringend auf die Authentizität auswirkt.

Die LeserInnen können sich spürbar einfach und schnell in die Tiefen seiner Sorgen und Ängste hineinversetzen. Es ist häufig ein auf und ab der Gefühle und ich habe höchsten Respekt vor Javier und wie er sich „der langen Reise“ stellte, dass er ganz allein (damit meine ich ohne Menschen, die er kennt) einer Ausnahmesituation stellen musste, auf die er nicht vorbereitet gewesen sein konnte. Es scheint, alles hätten Hoffnung und Unschuld ihn über Wasser gehalten.

Es braucht nicht viel, um dieses Buch, sowie den Autor zu mögen und wertzuschätzen. Das Buch punktet auf allen Ebenen! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.07.2024
Das Wesen des Lebens
Turpeinen, Iida

Das Wesen des Lebens


sehr gut

Über die Ausrottung eines Lebewesens durch exzessive Bejagung. Interessant, lesenswert & thematisch noch immer nötig, darüber zu sprechen.

———

Das Cover finde ich schön, passend zum Inhalt und auch besser als das Original, gute Arbeit!

Der Aufbau überrascht nicht, macht aber Sinn und unterstützt LeserInnen, in die Geschichte einzutauchen. Die Autorin hat ihre akribischen Recherchen inhaltlich gut verpackt und die Geschichte interessant wiedergegeben. Ich mag ihren Ausdruck, es sehr gut geschrieben, es lädt zum Erforschen, Sinnieren, aber auch zum Nachdenken ein.

Manchmal frage ich mich, warum Geschichten über Menschen, die tatsächlich gelebt haben, im Präsens verfasst werden. Soll der Spannungsbogen aufrecht erhalten werden? Sollen die Menschen zum Leben erweckt werden? Ich finde, dass es dadurch eher langweiliger und gewollt wirkt.

Nichtsdestotrotz bleibt es ein empfehlenswertes Buch, das tut, was es soll: Den Menschen aufzeigen, was selbige in der Natur seit Jahrhunderten anrichten können, im vorliegenden Buch ist es die Ausrottung eines Lebewesen, das durch exzessive Bejagung ausgerottet worden ist.

Ich empfehle das Buch hauptsächlich LeserInnen, die gerne mal ein Sachbuch lesen, auch wenn das Wissen in diesem Buch in einem Roman verpackt wurde, sowie LeserInnen, die beim Lesen gerne auf Entdeckungsreise gehen.

Bewertung vom 12.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


gut

Klassiker trifft Graphic Novel

Zugegebenermaßen war ich skeptisch, ob diese Mischung gut funktionieren kann. Die Skepsis wandelte sich nach Beendigung der Lektüre weder in ein Feuerwerk noch in pure Abneigung um.

Die Geschichte an sich leidet unter der Graphic Novel. Jane Austens Bücher lösen bei vielen LeserInnen völlige Begeisterung aus, was nicht zuletzt auch an der Sprache liegen dürfte, an vielen, detailreichen Beschreibungen und einer gewissen Dramatik. Dies fehlt hier gänzlich. Ich denke auch, dass man viele Szenen gar nicht vollends nachvollziehen kann, wenn man die Romanvorlage nicht kennt. Selbstverständlich kann man der Handlung folgen, aber man weiß nicht, was im Detail zu manch einer Reaktion oder Handlung geführt hat.

Die Zeichnungen sind schön. Die Farben erscheinen stilvoll und passend. Die Schriften sind gut lesbar, aber auch ohne Überraschungen in der Schriftauswahl. Ich finde es schade, dass die Hintergründe nicht ausgearbeitet wurden, bzw. Menschen keine Gesichter bekamen. Das war sicherlich beabsichtigt, ich hätte es anders bevorzugt.

Zugegeben, ich gehöre nicht zur Zielgruppe, da ich ungern Graphic Novels lese und Austen nicht zu meinen favorisierten AutorInnen zählt. Daher fehlt es mir wahrscheinlich an Begeisterung an diesem Werk.

Wer allerdings Fan von Austen oder Graphic Novels ist, könnte hier auf seine Kosten kommen. Diesen LeserInnen empfehle ich es sehr gerne!

Bewertung vom 23.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Endlich ein weiteres Buch von Nguyễn Phan Quế Mai

Um das Fazit vorweg zu nehmen, die Autorin hat mich erneut auf ganzer Linie überzeugt.

Und nicht obwohl, sondern gerade weil die Autorin nicht großartig von ihrem Stil und Konstrukt, verglichen mit ihrem Buch „Der Gesang der Berge“, abgewichen ist. Es gibt wieder verschiedene Erzählstränge, dessen Figuren und Geschichten miteinander verwoben sind, Stück für Stück setzt sich das Gesamtbild für den Leser zusammen. Besonders spannend fand ich dabei die Zeitlinien. Man erfährt dadurch viel Persönliches über die Figuren und kann ihre Entwicklungen exakt nachvollziehen, natürlich auch vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges, aber auch zu einer Zeit, die noch gar nicht soweit von der jetzigen Zeit entfernt ist: 2016.
Diese enorm große Zeitspanne ermöglichte es der Autorin verschiedene Umstände, Probleme und Schwierigkeiten darzustellen, mitsamt aller weitreichenden Folgen. Nguyễn Phan Quế Mai arbeitet die jeweilige Vergangenheit der Figuren auf subtile Weise auf.
So kommt es, dass die Charaktere tiefgründig und facettenreich ausgearbeitet worden sind, was sich natürlich auf allen Ebenen gewinnbringend auswirkt.

Cover und Titel passen wieder hervorragend in das Gesamtbild Vietnam und unterstützen den Inhalt des Buches auf ganzer Linie. Selbstverständlich vergebe ich wieder fünf Sterne! Ein Highlight!

Bewertung vom 19.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Jetzt schon eines meiner Highlights 2024

Wir begleiten Issa, eine junge, starke Frau, die den Spagat zwischen den Kulturen meistert und versucht, sich selbst zu finden, ohne es bewusst zu wissen.

Um mit dem Fazit zu beginnen: Ich kann euch das Buch wärmstens empfehlen. Ich war begeistert, vom ersten Satz bis zur letzten Seite. Es hat für mich alles gepasst und ich liebte es, Issa zu begleiten.

Issa fliegt, aufgrund ihrer ungeplanten Schwangerschaft, nach Kamerun, ihrem Geburtsland- vorrangig, um ihrer Mutter einen Gefallen zu erweisen. Denn Issa wird in Kamerun eine Reihe von Ritualen durchführen lassen. Für ihr Glück, ihren Segen und sicherlich auch aus Tradition. Es war spannend, diese Rituale und die große Familie kennenzulernen. Insbesondere die Details der Rituale waren unglaublich interessant, aber es war nicht nur die Beschreibung der Durchführung die vermittelt wurde, vielmehr hat Mahn gezeigt, was das Erlebte mit der Protagonistin macht. Vieles war ihr unangenehm, hat manches jedoch aus Respekt über sich ergehen lassen. Und wie sehr es zu ihrer Charakterentwicklung beigetragen hat, wurde durch Mahn subtil dargestellt.

Mirrianne Mahn ist für mich eine talentierte Schriftstellerin und ich hoffe, zukünftig mehr von ihr zu lesen. Sie führt uns gekonnt, humorvoll und dennoch mit viel Feingefühl, pointiert, charmant, klug und voller Esprit durch die Geschichte, und vor allem verliert sie nie das Wesentliche aus den Augen.

Die Figuren schließt man sofort ins Herz, es gibt Charakterentwicklungen und durch die beiden Erzählstränge zweier Familienmitglieder, eine davon ist unsere Ich-Erzählerin Issa, kann man vollends nachvollziehen, weshalb die Figuren so sind wie sie eben sind und wodurch die Figuren geprägt wurden.

Hier funkelt wertvolle Lektüre!

Bewertung vom 15.03.2024
Sund
Lichtblau, Laura

Sund


gut

Unkonventionell und wenig greifbar, wenngleich es sensibilisiert!

Es geht um die Aufarbeitung der Familiengeschichte unserer Ich-Erzählerin. Ihr Urgroßvater soll am Euthanasie - Programm Hitlers beteiligt gewesen sein, welches initiiert wurde, um, aus Sicht der abartigen Ideologie, „Ballastexistenen“ den „Gnadentod“ zu gewähren.

Das klingt unvorstellbar und furchtbar. War es auch. Ist es auch. Bleibt es auch. Und hier liegt auch mein Hauptkritikpunkt. Ich konnte nicht feststellen, dass das Verhalten, die Taten kritisch hinterfragt worden ist. Vielleicht wurde es aufbereitet, ich konnte es dann aber nicht erkennen. Der Schreibstil ist, wie bereits angedeutet, wenig greifbar, Vieles bleibt unerwähnt oder ist mir hinter einem nebeligen Schwall schön klingender Worte verborgen geblieben.

Die Autorin kann großartig mit Worten umgehen, wenn nicht sogar spielen, und dementsprechend gut schreiben. Ich befand mich eingangs in einem Sog, ich fand es klasse und klebte an Lichtblaus Ausführungen. Doch je dichter ich dem Kern der Geschichte kam, desto unbedeutender wurde mir die Sprache und ich habe mir umso mehr eine klarere und kritischere Darstellung gewünscht.
Bei einem leichteren Thema hätte ich gewiss mehr Sterne vergeben!

Denn es ist so ein wichtiges Thema und darf ebensowenig vergessen werden wie alle anderen Gräueltaten aus der NS-Zeit, zumal ich vergleichbar wenig Romanliteratur zu explizit dieser Thematik gefunden habe. Und genau deshalb bin ich mir unsicher, ob die spezielle Herangehensweise der Autorin die Vielzahl der interessierten Leser ansprechen wird, wenngleich es sensibilisiert.

Es ist daher nur bedingt empfehlenswert, weshalb ich nur drei Sterne vergeben möchte.

Bewertung vom 07.03.2024
Arctic Mirage
Kokkonen, Terhi

Arctic Mirage


gut

Kalt, Kälter, Arctic Mirage

Der Roman ist zum einen stark aufgebaut, fängt es doch mit Mord an dem Protagonisten Risto an. Man möchte sofort auf Spurensuche gehen, herausfinden, welche Beweggründe seine Frau Karo hatte, ihn zu ermorden. Man erfährt peu à peu wie es zu der Gewalttat gekommen war, wie die Beziehung zwischen den Protagonisten zu sein scheint, bzw. einzuordnen ist. Soweit so gut!

Zum anderen ist es stellenweise (auf Nebenschauplätzen) sterbenslangweilig und nicht unbedingt nachvollziehbar, aus welchen Gründen gewisse Figuren überhaupt (und es klingt passender Weise eiskalt) eine Daseinsberechtigung haben. Ich frage mich, was genau die Autorin dazu bewegt hat, genau diese Nebencharaktere zu erschaffen, die meines Erachtens für die Geschichte unbedeutend und austauschbar sind.

Die Autorin schreibt sehr distanziert, emotionslos, kühl. Aber das ist sicherlich genauso gewollt gewesen. Zumindest passt es zum Setting, zu der kühlen, ungesunden Beziehung, die Karoliina und Risto unterhielten. Aber: Genauso kaltgelassen hat mich auch das Buch…

Und zuletzt noch ein Punkt, der alles etwas interessanter zu machen scheint: Die Autorin stiftete, so denke ich, gewollt etwas Undurchsichtiges, sie lässt Einiges ungesagt stehen oder geht gar nicht erst darauf ein, was mich manchmal fragend zurückgelassen hat. Diesen Stil muss man mögen, zumindest akzeptieren, weshalb ich den Roman nicht uneingeschränkt jedem empfehlen würde.
Knappe drei Sterne von mir!

Bewertung vom 03.03.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Nuancierter Roman, der berührt, ohne gefühlsduselig zu sein.

Das wunderschöne Cover und der Klappentext haben mich sofort angesprochen.

In Leuchtfeuer lernen wir zwei Familien kennen, dessen einzelne Familienmitglieder ihr jeweiliges Päckchen zu tragen haben. In diesem Buch geht es um Fehler und geschehene Unglücke und es zeigt auf, wie wichtig Kommunikation innerhalb der Familie ist, bevor „alles“ durch Schweigen zusammenbricht oder sich ändert. Und es stellt dar, wie lange jeder einzelne durch einen Unfall, der nicht aufgearbeitet worden ist, bis ins Erwachsenenalter in seinem Handeln und seiner Charakterentwicklung beeinflusst und gehemmt ist.

Der Schreibstil ist fesselnd, der Aufbau ist wunderbar strukturiert. Durch diverse (deutlich durch Kapitel gegliederte und benannte) Zeitsprünge und Perspektivenwechsel der Figuren taucht man einerseits kurzweilig andererseits dennoch recht intim in die Geschehnisse ein. Die unterschiedlichen Blickwinkel tragen zudem gewinnbringend zur Authentizität bei.

Ich denke, dass Shapiro nichts dem Zufall überlassen hat. Es wirkt alles, bis ins kleinste Detail, strukturiert und durchdacht, und doch erscheint es nicht konstruiert. Beim Lesen hat man das Gefühl, dass es nicht authentischer hätte sein können. Viele die dieses Buch lesen werden, dürften Parallelen zu ihrem eigenen Leben ziehen können, was nicht zuletzt auch an den Themen Demenz und Trauerfällen liegt.

Shapiro schreibt sehr bildhaft und stellenweise sehr subtil. Jeder Satz, der in diesem Buch steht, ist für mich berechtigt dort platziert worden. Auch die Verbindungen untereinander werden teils auf (leicht) „magische Weise“ zusammengehalten, da sie vom Leser wahrgenommen werden, nicht aber von den Figuren, die zeitgleich ganz andere Sorgen und Gedanken haben.

Klare fünf Sterne und gerne mehr aus ihrer Feder!

Bewertung vom 02.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Es leidet, wer neidet…

Das Zusammenspiel eines inneren Konflikts, einer tiefgründigen Erörterung und einem Hauch Satire verleihen dem Buch etwas Besonderes.

Zuerst wollte ich es tatsächlich gar nicht lesen, wegen des Themas rund um Social Media. Dennoch bin ich froh, dass ich in die Geschichte eingetaucht bin. Yellowface hat mich inhaltlich überzeugen können, auch wenn die starke Präsenz rund um Social Media mich nicht hat fesseln können. Das war mir bewusst. Aber ich weiß natürlich, welch wichtige Rolle Social Media heutzutage, auch in der Buchbranche, spielt. Ich denke, dass dieser Bereich sehr gut und authentisch eingefangen wurde, deshalb dürfte das Buch in den sozialen Medien wohl auch so beliebt sein?!

Das Buch vermittelt etwas Wichtiges: Es zeigt deutlich auf, wie schnell die Meinungen Anderer in aller Munde sind, ganz gleich, ob berechtigt oder nicht, und wie stark die (meist überpräsenten) Meinungen vieler Nutzer sind. Vor allem aber zeigt es auf, welch eine Dynamik diese oft unüberlegten Meinungen entwickeln können, und was es auslösen kann.

Die Gratwanderung zwischen dem Drang erfolgreich zu sein, sowie Anerkennung zu ernten und der Angst aufgrund des moralischen Fehltritts aufzufliegen und es verdrängen zu wollen, wurde eindringlich beschrieben. Der innere Konflikt war spürbar und es war spannend, zu beobachten, wie sich die Protagonistin selbst, teils auch durch Ausreden und Schönreden, manipulierte.

Bewertung vom 01.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Alles nur ein Spiel?

Dieses Buch könnte für die Zielgruppe (Jugendbuch) bestimmt interessant sein. Darüber hinaus dürften viele Erwachsene nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen.

Es geht um eine KI, das in einem Escape Room seine eigenen Ziele zu verfolgen scheint, was wiederum zu gefährlichen Situationen führt. Die Geschichte wurde als wendungsreich beschrieben, was zwar zutrifft, dennoch zeitgleich konstruiert wirkt.

Ich fand die Charaktere eher eindimensional, wenig interessant, ohne Esprit. Auch der Spannungsbogen wurde aus meiner Sicht künstlich aufrecht erhalten. Schlussendlich wurde ich immer wieder an ein anderes Buch der Autorin erinnert. Zugegeben kenne ich nur dieses eine weitere Buch von ihr. Aber Charaktere, Aufbau, Spannungsbogen und eine lange Auflösung waren mir im direkten Vergleich zu ähnlich. Für mich ist es ein Buch ohne Überraschungen gewesen.

Das Cover trifft zwar nicht meinen persönlichen Geschmack, aber es passt perfekt zum Thema und der Geschichte.