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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annafrieda
Wohnort: 
Schleswig-Holstein

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2024
Endlich das ganze Leben
Recchia, Roberta

Endlich das ganze Leben


gut

Es geht in dieser Generations-Geschichte um die Familie Ansaldo, die in einem kleinen Ort ein Geschäft aufgebaut haben. Leider geschieht in der nächsten Generation ein schweres Verbrechen an zwei Töchtern der Familie. Das verändert von heute auf morgen das Leben aller Beteiligten. Nichts ist mehr so wie es war, schwere Traumata sind die Folge. Meine Meinung über das Buch:

Ich bin in der Tat zwiegespalten. Einerseits war das Buch gut zu lesen, der Schreibstil hat mir gut gefallen, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und rund. Der Plot hat mir gefallen, er greift eine schweres Thema auf. Die ersten beiden Teile haben mich gefangen genommen und für mich hätte es nicht viel mehr gebraucht. Die Aufklärung der Vergewaltigung und des Mordes hätte auch ohne die weiteren Verzwickungen gereicht. Doch im weiteren Verlauf wurde dann einfach zu dick aufgetragen. Abhängigkeiten von Alkohol und Tabletten lösten sich mehr oder weniger über Nacht auf, schlagartige Einsichten von Bettas und Miriams Eltern, Corallinas unheilbare Krankheit, der Tod der Nonne, Selbstmordversuch und Selbstjustiz - NEIN, das war einfach zuviel und in Teilen unglaubwürdig. Schade, denn die Autorin versteht es wunderbar, gefühlvoll zu schreiben, es gab viele Passagen, die mich sehr berührt haben. Die fast identischen Lebensläufe von Stelvio und Leo erschienenen mir unglaubwürdig. Und wo blieb Ettore jun.? Auch er hatte den Tod seiner Schwester zu beklagen, leider wurde er nicht mehr erwähnt.

Ich finde es unterm Strich mehr als schade, dass die Geschichte so ausgeufert ist und somit ist es für mich ein unerfülltes Ende, bei dem Anfang und Ende nicht wirklich zusammenpassen.

Bewertung vom 09.10.2024
Am Ende des Lichts
Hartung, Alexander

Am Ende des Lichts


gut

Der Einstieg in die Geschichte ist spannend, ein Mord vor laufender Kamera nicht alltäglich. Es werfen sich von Anfang an viele Fragen auf, was auch im Verlauf so bleibt.

Zum Schluss löst sich Vieles auf. Ein wirklich tiefgreifendes Thema, das erschüttert, hier schon auf halber Strecke zu erahnen. Ich hätte mir mehr Tiefgang, mehr irreführende Wendungen gewünscht. Leider sind mir die Protagonisten nicht näher gekommen,vielleicht wäre es anders, wenn ich die Vorgänger gelesen hätte. Das überraschende Ende war gut gemeint, für mich nicht ganz stimmig.

Vom Thema her gut gedacht, der Plot gefiel mir an sich gut. Doch leider konnte mich der Verlauf nicht wirklich fesseln, es bleiben für mich einige Fragen offen. Der Schluss war überraschend aber so abrupt, dass mir tatsächlich ein bisschen der Zusammenhang fehlt.

Der Schreibstil ist gut. Das Buch hat mich leider nicht ganz überzeugt.

Bewertung vom 28.04.2021
Vom Aufstehen
Schubert, Helga

Vom Aufstehen


ausgezeichnet

Helga Schubert ist ein Flüchtlingskind und in der DDR aufgewachsen. Es gibt eine Mutter, die sie zeitlebens nicht geliebt hat, der Vater ist im Krieg geblieben, als sie zwei Jahre alt war. Nur die Ferien bei ihren Großeltern in Mecklenburg waren geliebte Highlights, denn dort begegnete man ihr mit Liebe und Fürsorge.

Frau Schubert nimmt uns mit auf die Reise hinter die Kulissen ihres Lebens. Und bei dem, was man da erblickt, stockt mir teilweise der Atem. Wie kann ein kleiner Mensch aufwachsen mit einer Mutter, die einem den Tod wünscht? Unbegreiflich. Bei allem Verständnis auch für das schwere Leben der Mutter im Hinblick auf den Krieg, auf Vertreibung und Flucht, gibt es nichts, was so etwas verzeihen könnte. Und ganz schlimm finde ich, dass sie dieser Linie bis zu ihrem Tod treu blieb - ich konnte kein Bedauern, keine Entschuldigung finden. Da Frau Schubert sehr neutral schreibt, kann ich nicht genau einschätzen, ob sie ihrer Mutter jemals verziehen hat oder ob sie sich "nur"in eine neutrale Position begeben hat.

Besonders angesprochen hat mich die Geschichte "Wahlverwandtschaft", sie ist toll geschrieben. Durch die gewählte Perspektive erzählt die Autorin sehr distanziert. Ich musste sehr bewusst lesen, um immer mitzukriegen, wer da eigentlich gemeint ist. In meinen Augen passt das absolut zu ihrem Verhältnis ihrer Mutter gegenüber. Die Geschichte hat eine außerordentliche Aussagekraft. Vielleicht schafft man eine so kühle Mutter nur zu überstehen, wenn man innerlichen Abstand schafft. Das hat mich berührt!
Als studierte Psychologin und Schriftstellerin genoß Frau Schubert gewisse Privilegien in der DDR, sie konnte reisen, stand aber immer unter Beobachtung. Wir erfahren in den Geschichten ihr Erleben vor und nach dem Mauerfall.

Am Ende dieses Buches glaube ich verstanden zu haben, was die Autorin mit ihren Geschichten zum Ausdruck bringen will: Es geht ums Verzeihen. Egal, was das Leben für einen bereithält, egal, wie tief die Narben sind, die uns zugefügt wurden - am Ende werden wir verzeihen müssen, um unser Leben selbstbestimmt und frei von selbstzerstörenden Mechanismen leben zu können.
Ich finde es sehr berührend, dass die Autorin viele Stationen ihres Lebens vor uns Lesern ausbreitet. Immer ohne Effekthascherei oder Gefühlsduselei. Die Realität findet man zwischen den Zeilen. Frau Schubert findet wunderbare Worte, die berühren. Es gibt die eine oder andere Geschichte, die mich sehr berührt haben, aber ich habe hier in jeder Geschichte betrachtenswerte Aussagen gefunden. Das ganze Buch eine runde Sache, es wird noch lange in mir nachhallen. Daher von mir die verdiente volle Punktzahl.

Bewertung vom 17.01.2021
Seelen unter dem Eis
Korten, Astrid

Seelen unter dem Eis


ausgezeichnet

Wir treffen Tom, der im Todestrakt des Gefängnisses Huntsville sitzt und wie alle anderen Gefangenen dort auf seine Hinrichtung wartet. Er wird beschuldigt, seine Geliebte Amal getötet zu haben. Wir lernen einige Mitgefangene kennen und den Alltag im Gefängnis. Die Insassen haben alle Spitznamen und wir sehen, diese sind Gesetz. Es herrschen raue Sitten. Und dann gibt es noch den Wärter Goodman, der für Tom zuständig ist. Dieser beschafft ihm eine Schreibmaschine und Tom beginnt, seine Vergangenheit zu erzählen. Wie es zu dem Mord kam.

Tom besitzt eine erfolgreiche Werbeagentur und lebt ein gutes, luxuriöses Leben. Er ist verheiratet, lernt jedoch in einem seiner Seminare Amal kennen und sie beginnen eine Affäre. Mit jedem Treffen entwickelt sich die Beziehung fataler und am Ende wird Amal ermordet.

Die Autorin hat persönlich vor Ort viele Hintergrundinformationen gesammelt und das merkt man diesem Roman an. Die Gefängnisatmosphäre ist detailliert beschrieben und hat mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Beklemmende Szenarien, Brutalität und Gewalt haben einen Platz dort. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich wirklich mit der Todesstrafe auseinander zu setzen, wenn man das Buch liest. Die Charkatere sind sehr detailliert und lebendig beschrieben.Sie sind rund. Das Buch lebt von der Hintergründigkeit der Tat des Protagonisten, die sich nur langsam entwickelt und Kopfkino entfacht. Ist wirklich alles so wie es scheint? Wer blutiges Gemetzel erwartet, wird hier enttäuscht. Hier wird die Spannungsschraube im Laufe der Geschichte immer mehr angezogen und das macht diesen Psychotriller auf. Das Ende kommt mit einem überraschenden Twist daher und macht alles perfekt.

Wieder ein toller Thriller der Autorin Astrid Korten. Perfekt umgesetzt und absolut lesenswert. Daher volle Punktzahl!

Bewertung vom 08.11.2020
Tage voller Weihnachtszauber
Marschall, Anja

Tage voller Weihnachtszauber


ausgezeichnet

Die kleine Lena wird von ihrem Pflegevater ins Kinderheim gebracht, weil er sich nicht mehr um sie kümmern kann. In diesem Kinderheim wurde sie als kleines Baby schon vor die Tür gelegt, niemand weiß, von wem. Nun ist es Lena sehnlichster Wunsch an den Weihnachtsmann, ihre Mutter zu finden.

Mir haben alle Figuren in der Geschichte sehr gut gefallen - aber Manni, ein bärbeißiger Altrocker, ist mir ganz besonders ans Herz gewachsen. Stück für Stück entdeckte er sein Herz wieder (und wir auch) und hier bestätigt sich das Sprichwort: Harte Schale - weicher Kern. Sein Faible für eine alte Thunderbird beschert ihm so manches Ungemach und man fiebert mit ihm mit, ob er sie je fahren wird.

Die Charaktere sind alle wunderbar ausgearbeitet, stellen sich rund dar und machen eine Entwicklung durch. Dadurch gelingt es einem leicht, sich mit ihnen zu identifizieren und mitzufiebern. Die Handlung ist schlüssig dargestellt. Die ganze Geschichte hat mich wirklich gefangen genommen, hier sind ungewöhnliche Ideen verarbeitet worden, ich habe gelacht und geweint. Apropos Humor: Der kommt hier wahrlich nicht zu kurz! Ich sage nur Renate... ;) Liebevoll skizzierte Figuren und gute Dialoge machen Spaß.

Tage voller Weihnachtszauber ist ein tolles Buch, Anja Marschall hat hier mehrere unterschiedliche Genres in einer Geschichte kombiniert und das ist ihr ausgezeichnet gelungen! Wer sich weihnachtlich verführen lassen möchte, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.

Bewertung vom 14.10.2020
Der Halbbart
Lewinsky, Charles

Der Halbbart


ausgezeichnet

Diese Geschichte zugrunde liegt der Marchenstreit, der Grenzkonflikte zwischen Klöstern und Talschaften im Spätmittelalter beschreibt.
Der Halbbart ist ein Flüchtling, der in einem Dorf landet und dort langsam Fuß fasst. Besonders Sebi, ein Junge auf der Suche nach seiner Bestimmung, fühlt sich zu ihm hingezogen und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihnen. Der Halbbart hat schlimme Dinge erlebt und hat entstellende Narben davon getragen. Doch durch seine Art und sein Heilwissen schafft er es, das Vertrauen vieler Menschen zu erlangen.
Halbbarts Geschichte wird im Laufe der Geschichte zu Sebis Geschichte, in der wir ihn auf seinem Weg begleiten dürfen. Der Zusammenhalt zwischen ihm und seinem Bruder in diesen schwierigen Zeiten hat mich beeindruckt. Zusammen trotzen sie allen Widrigkeiten.

Und interessant fand ich, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, über ein tatsächliches historisches Geschehen zu lesen. Es machte mich sogar neugierig und ich habe mich noch ausführlicher über den Marchenstreit informiert. Erschreckend war die Gewalt, mit der hier Menschen ihr eigenes Ego aufpolierten.

Über allem steht die die Obrigkeit, die Kirche. Sie hat einen immensen Einfluss auf das Leben der Menschen, prägt ihren Alltag. Die Angst vor dem Teufel spricht fast aus jedem Gedanken, den Sebi hat, auch aus seinen Geschichten. Bildung gab es meist nur für jemanden, der sich als Mönch verdingte oder das Glück hatte, adelig zu sein.

Die Figuren sind fein ausgearbeitet, die Charaktere rund glaubhaft. Die Sprache ist gut gewählt, sie erzeugt das Bild der damaligen Zeit.

Alles in allem bin ich begeistert, wie Lewinsky alle Fäden miteinander verwoben hat, wie magisch die Geschichten in der Geschichte auf mich gewirkt haben und wie fantasievoll er Sebis' Leben mit all seinen Facetten zu einem dreidimensionalen Bild erweckt hat. Ich kann nur sagen: unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 19.09.2020
Das Haus (eBook, ePUB)
Monti, Olivia

Das Haus (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Bewohner eines Hauses mit vielen Mietparteien lädt seine Mitbewohner einmal monatlich zum Umtrunk und Kennenlernen in sein Apartment ein. Am Tage nach solch einer Zusammenkunft wird ein Medizinstudent tot vor dem Haus aufgefunden. Und auch im weiteren Verlauf gibt es Tote oder es verschwinden Menschen.

Unter den Bewohnern stellt so manch einer eigene Theorien der Geschehnisse auf. Besonderes Augenmerk legt man auf Nadja, die mit ihren parapsyhologischen Wissenschaften die Ursache eher in diesem Bereich vermutet.

Ich fand das Buch ziemich spannend, der Bogen war gut espannt. Auch die unterschiedlichen Charaktere mit ihrem gesellschaftlichen Hintergrund fand ich gut beschrieben. Den parapsychologischen Ansatz in einem Krimi einzuweben fand ich spannend und außergewöhnlich, das hat mir gut gefallen. Einzig der Schluss hat mich nicht so ganz überzeugt, irgendwie erschien er mir ein wenig zu "überladen". Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten und der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Also gebe ich hier gerne eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.09.2020
Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1
Peter, Isolde

Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1


gut

Zwei russische Straßenmusikanten werden auf offener Straße tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Désirée Dollinger, ihres Zeichen Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft, gerät (mehr oder weniger) unfreiwillig in die Ermittlungen, die sie in ihr Heimatdorf und die Vergangenheit ihrer eigenen Familie führen. Immer an ihrer Seite Dackelin Wastl und ihr Akkordeon.

Humorig nimmt Daisy während der Ermittlungen das Zepter in die Hand, die Kommissare halten sich blass im Hintergrund. Gefallen haben mir besonders Rosi und Palina, ich finde sie als Charaktere gut gelungen. Auch Tante Emmerenz hat das Geschehen ordentlich aufgemischt. Weniger gut haben mir der große Bollinger und Leutner gefallen, da fehlt mir irgendwas bzw der Leutner war mir zu überzeichnet.

Die Geschichte ist originell, doch leider blieb die Spannung im Laufe der Handlung ein wenig auf der Strecke. War der Anfang noch rasant und warf interessante Fragen auf, so konnte mich das Ende nicht hundertprozentig überzeugen. Dennoch fand ich viele Dialoge sehr gelungen und auch die Mundart kam gut rüber, man merkte, in welcher Region der Krimi spielt.

Der Schreibstil ist gut.
Es handelt sich hier um gute Unterhaltung, doch als richtigen Krimi habe ich die Story nicht empfunden, ich hätte mir die verschiedenen Anteile ausgewogener gewünscht. Da ist noch ein bissl Luft nach oben.

Bewertung vom 20.08.2020
Nur noch ein bisschen Glück
Ahrnstedt, Simona

Nur noch ein bisschen Glück


gut

Stella erbt auf dem Land das Haus ihrer Großmutter, das sich schnell als Ruine herausstellt. Darum möchte sie es schnell verkaufen und es gibt gleich zwei Kandidaten, die es haben möchten. Der eine ist der Bauer Thor, Vater zweier halbwüchsiger Kinder, Witwer seit fünf Jahren. Der andere, Eric, ein Großgrundbesitzer und ein Ekel vor dem Herrn. Wer macht das Rennen?

Zumindest gefühlsmäßig kann Thor bei Stella punkten. Schnell stellt sich heraus, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Und schon geht es los, mit Sex, Sex und immer wieder Sex. Das war mir einfach zu viel des Guten. Eine Szene, häufig wiederholt, nur mit anderen Worten, passt in dieser Häufigkeit einfach nicht in einen Roman, in dem die Autorin etwas mitzuteilen hat. Denn hier werden auch gesellschaftliche Themen angesprochen, was mir sehr gefallen hat. Das Zusammenwachsen einer gestörten Beziehung und die Aufarbeitung alter Wunden haben ihren Platz gefunden.

Doch leider sind auch einige Erzählstränge im Laufe der Geschichte auf der Strecke geblieben, andere im Eiltempo abgearbeitet worden. Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen. Es muss am Ende nicht alles ein Ende finden, es darf auch was offen bleiben, wenn es plausibel ist.

Die Charaktere fand ich an sich stimmig, an einigen Stellen etwas überzeichnet. Der eine oder andere war mir etwas näher, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Ich finde, dass Simona Ahrnstedt einen schönen Schreibstil hat. Dennoch habe ich hier keinen durchgehenden roten Faden gefunden. Zuviel angerissen, zuviel gewollt