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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 499 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2025
Zwerg auf Abwegen (eBook, ePUB)
Huber, Patrick

Zwerg auf Abwegen (eBook, ePUB)


sehr gut

Kalin und seine Frau Helga erwarten ein Kind. Kalin ist bemüht, eine Hebamme zu finden, doch sowohl bei den Menschen als auch bei den Zwergen wird er abgewiesen, alle sind sich unsicher, denn es hat noch nie zuvor ein Kind gegeben, dessen Eltern Mensch und Zwerg waren. Als die Geburt ansteht, kommt es dann tatsächlich zu Problemen, und Kalin tut etwas, das ihm eine übermäßig strenge Strafe einbringt.

Band 25 der Kurzgeschichtenreihe ist die Fortsetzung von Band 23, und wie dieser ein wenig anders als die anderen Vorgänger, es gibt kein spannendes Abenteuer, obwohl, eine Geburt ist ja auch eine Art Abenteuer. Wir hatten ja schon erfahren, dass die Verbindung zwischen Kalin und seiner menschlichen Frau, den Zwergen gar nicht gefällt, was sie ihn auch spüren lassen. Was er hier erlebt, toppt das Ganze noch, wie ich finde. Am liebsten hätte ich Kalin in den Arm genommen, aber das hat dann schon Helga gemacht. Und zum Glück hat er auch noch ein paar Freund:innen, die zu ihm halten.

Bisher gibt es leider noch keinen weiteren Band, so dass ich mich erst einmal von den Runenkriegern verabschieden muss. Hoffentlich nicht für immer.

Der 25. Band der Reihe ist ein bisschen anders als die meisten Vorgänger, hat mir aber trotzdem gut gefallen, wie immer konnte ich mitfühlen und hoffe nun auf weitere Bände.

Bewertung vom 03.04.2025
Die Essenz des Bösen / Die Morde von Edinburgh Bd.3
Parry, Ambrose

Die Essenz des Bösen / Die Morde von Edinburgh Bd.3


ausgezeichnet

Edinburgh, 1850: Sarah Fisher ist auf Reisen, sie hofft, Elizabeth Blackwell zu treffen, die erste Frau, die ein Studium der Medizin abschloss. Auch Sarah möchte Ärztin werden, und setzt auf deren Unterstützung. Will Raven denkt in Sarahs Abwesenheit viel über ihre Beziehung nach, vor allem auch, ob es fair von ihm wäre, sie an sich zu binden, und damit ihren Traum unmöglich zu machen. Als er die Arzttochter Eugenie Todd trifft, verliebt er sich in sie.

Dann stirbt überraschend ein hochrangiger Patient Cameron Todds. Dessen Tod wurde offenbar herbeigeführt, und schnell wird dessen Sohn verdächtigt. Eugenie Todd wuchs mit diesem auf, und bittet Will darum, Gideon zu entlasten.

Sarah kommt derweil desillusioniert zurück nach Hause, wo das neue Hausmädchen Christina ihr ihr Herz ausschüttet, Sarah versucht zu helfen.

Der dritte Band der Reihe hat es wieder in sich, nicht nur, dass man es mit verschiedenen Dingen zu tun bekommt, die es zu lösen gilt, es gibt auch wieder tiefe Einblicke in die historischen Hintergründe. Diese sind auch medizinischer Art, denn sowohl Will als auch Sarah leben im Haus James Young Simpsons, der die Anästhesie mit Chloroform begründete, und arbeiten auch mit ihm. Daneben gibt es Einblicke in das gesellschaftliche System jener Zeit, damit einhergehend einiges an Gesellschaftskritik. Dazu sollte man unbedingt auch das Nachwort des Autorenpaars lesen, zumal James Young Simpson nicht die einzige historische Persönlichkeit ist, die hier auftritt.

Sarah und Will konnte man bereits in den beiden Vorgängerbänden gut kennenlernen. Beide sind mir sympathisch, beide kommen aus niederen Verhältnissen und versuchen möglichst das beste aus ihrem Leben zu machen, wobei Will als Mann wesentlich bessere Möglichkeiten hat. Beide haben zudem Gefühle füreinander. Ihre Geschichte wird interessant weitererzählt.

Zu den Dingen, die es zu lösen gilt, gehören wieder verschiedene interessante Kriminalfälle, die es einem auch ermöglichen, miträtseln, die Auflösungen empfand ich als nachvollziehbar. Am Ende hätte ich am liebsten direkt den nächsten Band gelesen, denn auch die persönlichen Umstände der Charaktere sind interessant. Leider ist dieser auf Deutsch noch nicht erschienen, ich hoffe, ich muss nicht allzu lange darauf warten.

Der dritte Band der Reihe hat mir wieder sehr gut gefallen, ich mag das Ineinandergreifen der persönlichen Belange der Charaktere mit den historischen Hintergründen und den Kriminalfällen, die es zu lösen gilt. Meiner Meinung nach sollte man die Reihe, die ich sehr gerne weiterempfehle, unbedingt der Reihenfolge nach lesen.

Bewertung vom 28.03.2025
Witwenrente
Krauss, Inga

Witwenrente


ausgezeichnet

Seinen Partner zu verlieren muss meist nicht nur psychisch, sondern auch finanziell verkraftet werden. Im Falle von Ehe- und eingetragenen Partnerschaften gibt es zumindest Hilfe in Form von Hinterbliebenenrenten, sowohl für die hinterbliebenen Partner:innen wie auch für die Kinder. Ich selbst habe vor kurzem meinen Ehemann verloren und habe den Ratgeber daher interessiert gelesen.

Inga Krauss ist selbst hinterbliebene Ehefrau und dadurch alleinerziehende Mutter. Sie hat sich daher umfassend mit dem Thema befasst, zudem eine Anwältin hinzugezogen, so dass hier ein Buch vorliegt, dass die Thematik aus vielen Gesichtspunkten umfassend behandelt.

Themen sind die gesetzlichen Grundlagen der Rentenversicherung, die verschiedenen Arten der Hinterbliebenenrente, Hinzuverdienstgrenzen, Steuern und einiges mehr, am Ende ist man sehr gut informiert, auch zum Beispiel bezüglich Waisenrente, da wie im Fall der Autorin auch Kinder vorhanden sein können.

Obwohl ich vorab schon einigermaßen informiert war, habe ich Neues dazugelernt, ich wusste zum Beispiel nichts über die Erziehungsrente, die mich aber auch nicht betrifft, und auch die sogenannten Gnadenjahre bei der Steuer waren mir neu.

Die Autorin hat wohl jeden Bereich des Themas berührt und sehr gut erklärt, vieles wird auch mit Beispielen deutlicher gemacht. Ich denke, mit diesem Buch kann man nichts falsch machen, im Gegenteil, man erfährt alles Nötige.

Das Thema kann jede:n treffen, manchmal früher als erhofft, daher ist es sicher nicht verkehrt, sich rechtzeitig darüber zu informieren, was zu tun wäre, damit man auch alles richtig macht. Das sogenannte Sterbevierteljahr zum Beispiel muss innerhalb von 30 Tagen beantragt werden, meist kann das schon über den Bestatter geschehen, man sollte es aber auch selbst im Hinterkopf behalten. Dieser Ratgeber hilft umfassend und ist daher ein guter Begleiter, auch für helfende Mitmenschen.

Bewertung vom 25.03.2025
Das zweigeteilte All
Neumüller, Ralph Alexander

Das zweigeteilte All


sehr gut

Nora lebt mit Familie und Nachbarn in einem kleinen Dorf. Soweit sie wissen, sind sie die einzigen Menschen, die noch leben. Das Leben ist einfach und arbeitsreich, aber es gibt auch keine Konflikte und Krankheiten. Außerdem ist da Rob, der Roboter, der die Gemeinschaft unterrichtet und beschützt. Rob warnt vor der gefährlichen Natur außerhalb der Zone, in der er Schutz garantieren kann. Für Nora fühlt sich das allerdings immer weniger wie eine geschützte Zone und immer mehr wie ein Gefängnis an, eines Tages übertritt sie die Grenze, und erfährt eine gefährliche Wahrheit.

Irgendwann in der Zukunft könnten die KI so weit entwickelt sein, dass sie sich nicht mehr von den Menschen benutzen lassen werden, eine Vision, die es in vielen Romanen, und nicht nur dort, gibt. Doch jedes Mal entwickelt sich das Geschehen anders, so auch hier. Die Geschichte des zweigeteilten Alls ist spannend und bietet immer wieder Überraschungen.

Und als wäre das nicht genug, ist der Roman in zwei Teile aufgeteilt, zunächst erfahren wir Noras Geschichte, die letzten circa 100 Seiten sind dagegen zehn Kurzgeschichten vorbehalten, die frühere Ereignisse erzählen, und hier kann man gut nachvollziehen, wie das Ganze so weit kommen konnte. Der Roman und die Kurzgeschichten bieten einiges zum Nachdenken und üben Gesellschaftskritik. Man kann sich vorstellen, dass es so oder so ähnlich kommen könnte, wünscht sich das aber an keiner Stelle. Bedauert habe ich, dass es kein Nachwort gibt, ich hätte gerne ein paar Worte des Autors zu diesem Buch gelesen.

Noras Geschichte ist spannend und lässt sich, wie die Kurzgeschichten, gut lesen, vor allem machen sie nachdenklich. Mir hat vor allem gefallen, dass es einige Überraschungen gibt, in jede Richtung. Nicht immer ist alles so, wie es scheint, manches aber halt doch. Der Roman ist meiner Meinung nach nicht nur für Science-Fiction-Fans geeignet.

Bewertung vom 23.03.2025
Der Offizier der Kaiserin
Neumeyer, Christine

Der Offizier der Kaiserin


gut

1898: Österreich feiert das 50jährige Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs. Schloss Hof ist schon länger verwaist und verwahrlost immer mehr. Die Kaiserin kommt zwar kurz vorbei, zeigt sich aber kaum, und ist bald schon wieder weg. Ausgerechnet während ihres Aufenthalts wird ein auf dem Schloss stationierter Rittmeister ermordet, so dass Polizeiagent Johann Pospischil und sein Assistent Dr. Leopold Frisch ermitteln müssen.

Pospischil und Frisch kenne ich bereits aus einem anderen, späteren Band, und habe sie dort recht liebgewonnen, so dass ich unbedingt weitere Romane mit ihnen lesen wollte. Dieser ist der erste, und konnte mich leider nicht komplett überzeugen. Das Wiedersehen mit den beiden Ermittlern aber hat mir gut gefallen, und auch wieder für Humor gesorgt.

Der Fall und sein Drumherum dagegen mochte ich deutlich weniger. So dauert es eine ganze Zeit, etwa ein Drittel des Buches, bevor es überhaupt zum Mord kommt. Bis dahin gibt es einiges belangloses Geplänkel, das wohl die Umgebung und die dort lebenden Menschen nahe bringen soll, das aber eher langweilt und zudem nicht besonders tiefsinnig ist. Mir geht es im ganzen Buch zu deutlich um gewisse menschliche Triebe. Die Charaktere kamen mir gar nicht nahe, außer natürlich die beiden Ermittler, die ich ja bereits kannte.

Die Ermittlungen und die Auflösung lassen in meinen Augen auch sehr zu wünschen übrig. Die Auflösung ist einigermaßen nachvollziehbar, für mich aber doch an den Haaren herbeigezogen. Da hätte ich mir etwas deutlich greifbareres gewünscht, was der Roman an sich aber leider auch nicht hergab. Leider blieb auch am Ende manche Frage offen.

Durch die vielen österreichischen Ausdrücke, die größtenteils im Anhang erklärt werden, und die historischen Hintergründe sowie die Gegend, das Marchfeld, ergibt sich zumindest ein gewisses Lokalkolorit, zu dem auch Prospischil beiträgt.

Am Ende war ich eher enttäuscht, vor allem vom Kriminalfall und seiner Auflösung, die Szenen mit den beiden Ermittlern und das Lokalkolorit haben das aber zum Teil ausgleichen können, so dass ich doch noch knappe 3 Sterne vergeben möchte.

Bewertung vom 22.03.2025
Seven Ways to Tell a Lie
Hadler, Colin

Seven Ways to Tell a Lie


sehr gut

Stell dir vor, du würdest ein Video sehen, in dem du stirbst. Das passiert Jonah, dem Ich-Erzähler dieses Romans, und nicht nur ihm, sondern allen Mitgliedern seiner ehemaligen Clique, denn auf dem Video rasen sie gemeinsam in einem Bus in den Tod. Natürlich lässt Josh das nicht auf sich sitzen und macht sich auf die Suche nach dem Urheber des Videos.

Ich selbst will mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss. Für einen Roman ist das aber natürlich ein prima Ausgangsmaterial, und ich konnte mir gut vorstellen, wie spannend dieser sein müsste. War er übrigens tatsächlich, und ich konnte die ganze Zeit prima mitraten, hatte mehr als eine Idee, manche davon ziemlich absurd, aber gerade das hat Spaß gemacht. Mir gefällt gut, dass Jonah selbst erzählt, wir wissen dadurch nie mehr als er selbst, was hier gut passt.

Warum die Clique ehemalig ist, erfahren wir natürlich auch, genauso wie manches andere, das man nicht immer so erwartet hat. Auch die Cliquenmitglieder lernt man nach und nach besser kennen, immer aus Jonahs Sicht natürlich, aber man hat größtenteils schon das Gefühl, dass man ihm vertrauen kann, obwohl auch er ein Geheimnis zu haben scheint. Jonah und die anderen sind Jugendliche, um die 17 Jahre alt, und auch der Autor ist noch recht jung, dennoch konnte ich mich gut in die Charaktere hineinversetzen. Erwachsene spielen hier eine eher untergeordnete, wenn auch nicht immer unwichtige Rolle. Auch das passt für einen Jugendthriller gut.

Nicht nur die Auflösung, auch der Weg dahin, bietet einige Überraschungen. Für mich waren sie alle okay, ich konnte sie jeweils nachvollziehen. Inwieweit die hier auftretende Art von Video auf dem aktuellen Stand der Technik ist, kann ich nicht sagen, aber immerhin könnte der Roman auch in der nahen Zukunft spielen, in dem die Technik schon weiter ist. Daher habe ich das nicht angezweifelt.

Der Roman ist ein spannender Jugendthriller, der überraschen kann, aber auch die Möglichkeit bietet, mitzuraten. Ich selbst bin schon lange keine Jugendliche mehr, fühlte mich aber trotzdem gut unterhalten.

Bewertung vom 20.03.2025
The Atlas Complex / Atlas Serie Bd.3
Blake, Olivie

The Atlas Complex / Atlas Serie Bd.3


ausgezeichnet

Die Atlas Six können nun das Herrenhaus der Geheimgesellschaft verlassen, doch draußen ist es gefährlich, so dass manche von ihnen wieder einziehen. Immerhin steht auch noch ein Experiment an, und eigentlich wird auch noch erwartet, dass sie jemanden aus der Gruppe töten.

Der letzte Band der Trilogie ist, wie schon seine Vorgänger nicht immer leicht zu lesen. Mir gefällt der besondere Erzählstil der drei Romane sehr. Es gibt keine fortlaufende Handlung in dem Sinne, alles wird erzählt durch die einzelnen Perspektiven, die Gedanken und Handlungen der einzelnen, die nach einem Perspektivewechsel auch schon einmal ineinandergreifen, aber auch manchmal erst im Nachhinein Sinn ergeben. Zumal hier nicht nur die Atlas Six zu Wort kommen, sondern auch Mitglieder des Forums, Ezras Six, aber auch Gideon und sogar einmal seine Mutter erhalten ihre eigenen Erzählstränge. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, wird wahrscheinlich sofort den Faden verlieren, alle anderen müssen auch hier aufmerksam lesen.

Ich empfand den dritten Band als etwas langatmiger als die beiden vorherigen, aber es gibt auch immer wieder spannende Szenen, gerade, aber nicht nur, gegen Ende. Dass auch dieses Mal alle überleben werden, darf man womöglich nicht erwarten, oder doch?

Auch wenn mir nicht alle Protagonist:innen, und damit meine ich die Atlas Six, sympathisch sind, wobei das wer hin und wieder schwankt, werde ich sie doch vermissen, immerhin sind sie ganz eigene Charaktere mit sehr besonderen Fähigkeiten. Olivie Blakes Trilogie ist sehr originell, nicht nur in ihrer Erzählweise. Ich bin gespannt, was sie als nächstes veröffentlichen wird.

Eine besondere, sehr originelle Trilogie kommt zu ihrem Ende, zu einem passenden. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, sollte diese unbedingt zuerst lesen.

Bewertung vom 19.03.2025
Was wäre, wenn wir mutig sind?
Neubauer, Luisa

Was wäre, wenn wir mutig sind?


ausgezeichnet

Luisa Neubauer ist eine Kämpferin für das Klima, ich selbst folge ihr schön länger in den sozialen Medien, und höre mir immer gerne ihre Reden an, in meinen Augen sind sie klug, pointiert und auch fesselnd. Es wurde Zeit, auch einmal eines ihrer Bücher zu lesen.

Auch hier kann man die oben genannten Eigenschaften schnell feststellen. Ich hätte mir aber gewünscht, dass sie etwas einfacher schreibt. Ihr Schreibstil ist sehr elaboriert, passt natürlich zu ihrer Person, aber, um jede:n mögliche:n Leser:in anzusprechen, wäre weniger mehr. Natürlich muss ein solches Sachbuch gewisse Kriterien erfüllen, aber es könnte eben auch auf etwas allgemeinverständlichere Weise geschehen.

Das Buch beschäftigt sich mit Fossilität, Luisa Neubauer zeigt auf, wie es historisch zum Siegeszug der fossilen Energien kam, wie sie sich in unser Denken, unsere Sozialisation prägten, und wie schwer es ist, die Menschen umdenken zu lassen, zumal die fossilen Industrien große Macht haben. Die Autorin zeigt aber auch auf, dass es möglich sein kann, sich darüber hinwegzusetzen, es braucht eben auch den Mut, der schon im Titel anklingt. Sie führt auch Beispiele an, wo es schon geklappt hat. Bemerkenswert ist der Ort Duluth am Lake Superior.

Mich hat fasziniert, wie schnell mich Luisa Neubauers Ausführungen gefesselt haben, so viele zitatwürdige Sätze habe ich mir notiert, wie zum Beispiel diesen: „Es gibt kaum eine Menschengruppe, die so viel Einfluss auf die Weltgeschichte hat wie die Gleichgültigen“ (Pos. 437) oder „Gerade aus Respekt vor Erfindungen aus alten Zeiten schleift man sie nicht endlos in die Gegenwart, sondern verabschiedet sie würdevoll“ (Pos. 1429). Sie selbst zitiert natürlich auch, eine ausführliche Liste der Quellen findet man im Anhang des Buches.

2025 ist für mich das Jahr, in dem ich einige sehr lesenswerte und wichtige Sachbücher gelesen habe. Dieses gehört unbestreitbar dazu. Wem unsere Erde nur ein kleines bisschen wichtig ist, sollte es lesen.

Bewertung vom 13.03.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


sehr gut

1202: Der Bau der London Bridge hat begonnen und einigen Menschen gute Arbeit gebracht. Einer davon ist Stephen, der Mann Estrids. Estrids Schwester Sibilla lebt im Wald und ist noch dem alten Glauben zugewandt. Als sie ein Unglück auf der Brückenbaustelle voraussagt, erregt sie den Unwillen der Baumeister.

1749: Auf der London Bridge herrscht reger Verkehr, die dort ansässigen Geschäftsleute machen gute Geschäfte, allerdings dräut schon Unheil, denn der Bau einer anderen Brücke wird den Geschäften schaden.

Juliana Hamley ist die Witwe eines Tuchhändlers mit Sitz auf der London Bridge und führt dessen Geschäft weiter, allerdings hat sie mit einigem Unbill zu kämpfen.

Alder ist ein Straßenjunge, der sich mit anderen Straßenkindern zusammengetan hat. Ihr Leben ist nicht ungefährlich, und auch Alders kommt unterhalb der London Bridge in große Gefahr.

Oliver Morris ist neu in London und hofft auf einen Job im Bridge House. Tatsächlich erhält er eine Anstellung, aber so ganz glücklich ist er damit nicht.

Das Leben dieser drei Menschen verknüpft sich miteinander, wobei die London Bridge ihren Teil dazu tut.

Der Hauptteil der Geschichte erzählt die Ereignisse von 1749, doch immer wieder wechselt sie zu den Ereignissen während des Brückenbaus, die letztlich auf die späteren zurückwirken. Das kann man schon früh ahnen, als von einer Prophezeiung die Rede ist.

Ich mochte alle Protagonist:innen gerne, auch wenn ich mir mit Estrid zunächst etwas schwerer tat. Mein Liebling aber war von Anfang an Alder. Auch seine Bande von Straßenkindern spielt eine wesentliche Rolle in der Geschichte. Man kann sich alle diese Charaktere sehr gut vorstellen, auch die Brücke und das Treiben auf ihr werden lebendig. So ist man sehr schnell im Geschehen und wird gut unterhalten, es macht Spaß, den Roman zu lesen, auch wenn nicht alle Ereignisse schön sind. Für letzteres sorgen schon die Antagonisten, die in beiden Zeitebenen für Ärgernisse und Gefahren sorgen.

Interessant ist natürlich auch die Geschichte der Brücke, die einen großen Teil des historischen Hintergrund bildet, allerdings bleibt diese eher an der Oberfläche.

Hin und wieder konnte ich nicht alles ganz nachvollziehen, was mich aber nicht allzu sehr gestört hat. Am Ende bleiben für mich ein paar Fragen offen, die ich gerne noch beantwortet gehabt hätte. Das Ende bietet meiner Meinung nach Platz für eine Fortsetzung, ich würde mich darüber freuen.

Was mir fehlt, ist ein Nachwort des Autors, für mich gehört das gerade bei historischen Romanen einfach dazu. Gerne hätte ich vor allem über Fakten und Fiktion gelesen, aber auch über seine Intention und Recherchen. Natürlich konnte ich selbst ein bisschen googeln, aber das ersetzt so ein Nachwort nicht.

Der Roman erzählt in zwei Zeitebenen die Geschichte der alten London Bridge, zu Beginn und gegen Ende. Er punktet vor allem mit seinen sympathischen Protagonist:innen und seinem lebendigen Erzählstil, hätte aber tiefgründiger sein können.

Bewertung vom 08.03.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Ein tödlicher Nebel breitete sich vor Jahrzehnten über die Erde aus und tötete alles. Nur ein kleiner Teil Menschen konnte sich auf eine griechische Insel retten und eine Barriere errichten. Dort lebte man seitdem sicher und zufrieden, bis ein Mord geschieht.

Stuart Turton ist ein besonderer Autor. Jedes seiner Bücher ist anders, er wandert durch die Genre und schreibt Bücher, die originell und wenig vorhersehbar sind, bisher mochte ich alle, und dieses natürlich auch. Es strotzt, wie von ihm gewohnt, nur so vor Unerwartetem, vor Überraschungen, ist gesellschaftskritisch und hat eine Message, und ist – dennoch – sehr unterhaltsam und spannend. Wieder bin ich sehr gespannt, was Stuart Turton mir als nächstes anbieten wird.

Doch zunächst zurück zu diesem Roman. Ich fühlte mich sofort mittendrin, lernte die Charaktere und die, recht begrenzte Welt, kennen, und wunderte mich auch schon über so manches. Ich werde hier wenig darüber verraten, denn Stuart Turtons Romane muss man von Anfang an auf sich wirken lassen, und ich will keine Überraschung verderben.

Nach und nach lernt man immer mehr immer tiefer kennen, nicht nur die Charaktere, wobei sich der Autor von den über hundert, die es hier gibt, auf nur ein paar wenige beschränkt, was auch gut ist, und diese wenigen sind letztlich die Hauptdarsteller:innen der Geschichte, die hier erzählt wird. Es gibt neben dem Mord viele Geheimnisse, die es zu ergründen gibt, von denen die Leser:innen und auch die Charaktere erst einmal noch gar nichts wissen. Ich habe schnell angefangen, mitzurätseln, aber die Geschichte ist letztlich sehr komplex.

Interessant ist die Erzählstimme in Ich-Form, über die ich aber ebenfalls wenig preisgeben möchte. Sie ist von Anfang an da, und auch über sie kann man sich seine Gedanken machen. Erzählt wird bildhaft, und obwohl die Erzählstimme viel weiß, verrät sie erst einmal wenig. Erst am Ende ergibt sich das gesamte Bild, und das finde ich letztlich gut und logisch hergeleitet. Zwischendurch habe ich mich immer einmal wieder aufgeregt über den einen oder anderen Charakter, vor allem über einen, dessen Motivation ich nicht immer ganz nachvollziehen konnte, den ich am Ende aber doch im wesentlichen verstanden habe.

Die Geschichte ist sehr spannend und hat mich, wie bereits erwähnt, immer wieder überrascht. Manche Geheimnisse werden bereits relativ früh, aber immer der Geschichte geschuldet, enthüllt. Das Buch enthält eine Karte der Insel, ich konnte sie mir aber auch so gut vorstellen.

Stuart Turton ist es auch mit seinem dritten Roman wieder gelungen, mich zu überzeugen. Auch dieser ist wieder besonders, voller Überraschungen, gelungener Charaktere und einer komplexen Geschichte. Chapeau Mister Turton!