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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2025
Du hast die Wahl
Raschke, Marc

Du hast die Wahl


sehr gut

Marc Raschke ist ausgebildeter Journalist, studierter Politik- und Kulturwissenschaftler sowie Historiker, außerdem ist er ein sogenannter Politik-Influencer. Er kennt sich also aus. Ich folge ihm schon länger auf Instagram, weswegen ich bei diesem Buch auch direkt zugegriffen habe.

Der Autor will sozusagen Wahlhelfer sein, und den Lesenden befähigen, sich gegen den Rechtsruck, den es in Deutschland leider gibt, zu stellen. Zu Beginn gibt er das Versprechen, mehr Orientierung für die vorgezogene Bundestagswahl 2025 zu geben, dafür sollen die Lesenden ihm versprechen, zu wählen. Ich hoffe, das werden sie auch tun.

Rechtsruck ist leider aktuell nicht nur auf die AfD gemünzt, sondern auch auf die CDU/CSU. Aktuell, ich schreibe diese Rezension Ende Januar 2025, wird das leider sehr deutlich. Marc Raschke stellt in diesem Buch heraus, wo es gerade heftig schiefläuft. Da gibt es falsche Informationen beziehungsweise Fake News, da wird gehetzt und werden Dinge hochgespielt, um andere, womöglich wichtigere, zu übertönen, dafür anderes einfach ignoriert. Da wird sich einer zumindest in Teilen gesichert rechtsextremen Partei angebiedert und deren Narrative übernommen. Populisten übernehmen das Feld. All das belegt Marc Raschke über Fußnoten beziehungsweise im Anhang mit Quellen, die jede:r nachprüfen kann. Somit erhält man auch Argumente gegen Fake News und Populisten.

Was sollte wichtig sein, für die Entscheidung, wen man wählt? Welche Partei ist für Deutschland, für die Menschen, die hier leben, am besten, lässt man mal all den Populismus und die Fake News beiseite? Am Ende des Buches sollte eigentlich jede:r zumindest darüber sinnvoll nachdenken können.

Mir und vielen anderen macht es Angst, was derzeit in unserem Land passiert, und auch, wie schnell es soweit kommen konnte. Hoffen wir, dass wir noch rechtzeitig die Reißleine ziehen können. Vielleicht kann dieses Buch seinen Teil dazu beitragen, es muss nur von vielen gelesen werden!

Bewertung vom 28.01.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


ausgezeichnet

Die schwerreiche isländische Familie Snæberg trifft sich in einem abgelegenen Hotel zu einem Familientreffen. Am Ende wird jemand tot sein.

Wer auf ein Wiedersehen mit Elma und Sævar hofft, könnte enttäuscht werden, denn der vierte Band der Reihe ist eher ein Prequel, denn das erzählte Geschehen findet 2017 statt, Elma ist noch nicht Teil der Polizei von Akranes, dafür trifft man aber auf Sævar und Hörður, allerdings nehmen die Ermittlungen der Polizei nur einen kleinen Teil der Erzählung ein. Der Fokus liegt klar auf der Familie, ihren Beziehungen untereinander und ihren Problemen miteinander.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven in Ich-Form, wir erleben das Geschehen aus Sicht Petras, die jung heiratete, zwei Kinder hat und nicht im Familienunternehmen arbeitet, aus Sicht Leas, Petras sechzehnjähriger Tochter, aus Sicht Tryggvis, der erst vor kurzem in die Familie einheiratete und aus Sicht der Hotelangestellten Irma, die die Familie zu verehren scheint. Dieser Part beginnt nach einem kurzen Prolog mit dem Tag der Anreise, dem 03. November 2017. Zwei Tage später treffen wir auf Sævar und Hörður, die zu einer Leiche in der Nähe des Hotels gerufen wurden. Wer diese Leiche ist, erfährt man erst ganz am Ende. Sævars und Hörðurs Episoden sind eingestreut in den Rest der Geschichte, die das Geschehen im Hotel chronologisch erzählt, und geben immer wieder kleine Informationen preis.

Als Leser:in ist man somit ständig am rätseln, wer wohl das Todesopfer sein könnte, warum und wie es zum Tod kam, und wer darin involviert sein könnte. Das macht einen großen Teil der Spannung aus, weil man immer neue Informationen erhält, nicht nur von den Ermittlern, sondern auch von den Ich-Erzähler:innen. Am Ende wird das Geschehen nachvollziehbar aufgelöst.

Dieser Roman ist so ganz anders als die drei Vorbände, was vielleicht nicht allen gefällt, zumal die bekannten Charaktere nur kleine Rollen haben oder ganz fehlen. Mir hat der Roman trotzdem gut gefallen, er baut sich, wie auch die Vorgänger psychologisch auf, bietet immer wieder Überraschungen und gibt einen tiefen Einblick in eine ungesunde Familie.

Zum besseren Überblick enthält der Band eine Islandkarte und einen Stammbaum der Familie.

Der vierte Band der Reihe ist anders als seine Vorgänger, aber dadurch nicht schlechter. Da er zeitlich vor den anderen spielt, ist er eher ein Prequel, die Ermittler spielen zudem nur eine kleine Rolle, der Fokus liegt auf der Familie Snæberg. Man sollte ihm unbedingt eine Chance geben, mir hat er auf jeden Fall gut gefallen.

Bewertung vom 27.01.2025
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

Die bekannte Schriftstellerin Rosie D‘Antonio hat sich mit ihrem letzten Roman einen russischen Oligarchen zum Feind gemacht, der offenbar einen Auftragsmörder auf sie angesetzt hat. Amy Wheeler wird als ihr Bodyguard engagiert. Doch dann wird statt auf Rosie auf Amy geschossen, und gleichzeitig wird sie zur Verdächtigen in mehreren Mordfällen. Nun muss sie in eigener Sache handeln, aber gleichzeitig weiterhin Rosie schützen.

Steve Wheeler, Amys Schwiegervater, ist verwitwet, ehemaliger Polizist und führt eine kleine Detektei in einem kleinen Ort, wo seine Fälle eher beschaulich sind. Doch dann gerät Amy in die Bredouille und Steve möchte sie unterstützen.

Ich bin ein großer Fan der Donnerstagsmordclub-Romane Richard Osmans und war schon sehr gespannt auf seine neue Reihe, die mit diesem Band startet. Zunächst hatte ich ein bisschen Probleme in den Roman zu kommen, was sich aber schnell legte, und ab da konnte ich seine etwas überdrehte Handlung und seinen schwarzen Humor genießen.

Auch die Charaktere gefallen mir gut, man trifft hier eine ganze Reihe einzigartiger Typen, beginnend mit Amy und Rosie, fortgesetzt mit dem einen oder anderen Auftragsmörder, aber auch relativ normalen Personen, wie Steve und seine Freunde.

Die Handlung ist spannend, wirkt nicht immer ganz realistisch, was aber auch einen besonderen Reiz ausübt, und lässt mich schnell miträtseln, aber auch mitbangen. Beginnend auf einer Privatinsel vor der Küste South Carolinas, führt uns der Roman auf eine Reise durch mehrere Länder. Am Ende wird natürlich alles aufgelöst, und zwar nachvollziehbar. Bis dahin gibt es einige Wendungen und Überraschungen, und viele weitere interessante Charaktere.

Lesenswert ist übrigens auch die Danksagung des Autors, also bitte nicht überspringen. In dieser erfährt man auch, dass als nächstes wieder der Donnerstagsmordclub einen Einsatz haben wird, dass aber auch der nächste Band der neue Reihe bereits in Planung ist. Ich freue mich auf beides.

Auch mit dem ersten Band seiner neuen Reihe hat mich Richard Osman überzeugt. Sie punktet mit gelungenen Charakteren, schwarzem Humor und viel Spannung und wird sich wohl auch in Zukunft nicht auf Großbritannien beschränken. Ich freue mich auf die weiteren Bände.

Bewertung vom 26.01.2025
Zwergenzorn (eBook, ePUB)
Rehfeld, Frank

Zwergenzorn (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jahrhundertelang unterdrückten die Oger mit Hilfe der Trolle die Menschen und Zwerge, bis sich diese durch die Unterstützung der Elben endlich gegen sie auflehnen konnten. Ein Krieg brach aus, der viele Opfer forderte und mit einer Überraschung endete. Die Geschichte war damit aber noch lange nicht zu Ende.

Ich mag Romane mit Zwergen, habe aber wohl noch keinen gelesen, in dem Oger die Welt beherrschten. Das ist für mich nicht nur eine neue, sondern auch eine interessante Prämisse. Die Oger hier sind intelligent, sonst hätten sie es gar nicht erst so weit bringen können, während die Trolle ihnen untergeordnet, aber ohne Zweifel auf ihrer Seite sind.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, darunter sind Zwerge und Menschen, aber auch Oger. Mir gefällt das gut, bekommt man doch so einen umfassenden Eindruck, und durch die Perspektivewechsel auch immer wieder kleine oder auch größere Cliffhanger. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, zumindest die, die öfter auftauchen, denn manche Perspektive erscheint, zumindest bisher, nur einmal. Die meisten aber sind Charaktere, die wichtig sind und daher öfter vorkommen. Neben den schon erwähnten Völkern gibt es weitere, die aber, zumindest zum Teil, zunächst geheimnisvoll bleiben, und deren Hintergründe sich erst noch in den weiteren Bänden komplett offenbaren müssen. Interessant und erwähnenswert ist auch, dass es einen größeren Zeitsprung gibt, der aber der Geschichte geschuldet ist, und somit unumgänglich ist.

Erzählt wird außerdem sehr lebendig und bildhaft, ich konnte mir alles sehr gut vorstellen, das Kopfkino bekam viel zu tun. Frank Rehfeld hat eine interessante Welt erschaffen. Leider enthält uns der Roman nicht nur eine Karte, sondern auch ein Personenregister vor. Ich kam zwar auch ohne beides aus, manch einer könnte sich aber von der Vielzahl der Namen und ihrer Zuordnung erschlagen fühlen.

Bis kurz vor Ende ging ich noch davon aus, einen Einzelband zu lesen, doch tatsächlich handelt es sich um einen ersten Band. Da ich Mehrbänder gerne lese, freue ich mich darüber und bin auf den nächsten Band gespannt.

„Zwergenzorn“ ist der Auftaktband einer neuen Fantasy-Reihe, spannend, mit interessanten Charakteren, einer gut gebauten Welt und viel Potential für weitere Bände.

Bewertung vom 24.01.2025
21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest
Kowalski, Matthias

21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest


sehr gut

Finanzen sind ein Thema für sich. Wer möchte nicht sein Geld zukunftssicher anlegen können, sich an guten Zinsen erfreuen und sich ein gutes Polster ersparen? Einfach ist das nicht, man kann dabei auch viel falsch machen und am Ende mehr verlieren als gewinnen.

Die Stiftung Warentest hat daher diesen Ratgeber herausgebracht. In 21 Punkten soll er dazu beitragen, die Leserin, den Leser zu befähigen, ihr, mit seinem Geld richtig umzugehen und es bestmöglich anzulegen. Dazu gehören neben Tagegeldkonto und Aktiendepot auch die Rente und Schulden, die man besser erst gar nicht macht.

Angesetzt wird dabei am Anfang, es werden viele Basics vermittelt. Meiner Meinung nach spricht der Ratgeber vor allem junge Leute an, die von Anfang an in die Lage versetzt werden sollen, das beste aus ihrem Geld zu machen. Bei manchen Anlageform wird zum Beispiel eine Laufzeit von 20 oder 30 Jahren vorausgesetzt. Auch sich eine bestmögliche Alterssicherung zu erarbeiten ist dabei Thema.

Menschen im fortgeschritteneren Alter können natürlich auch profitieren, denn alles wird gut erklärt, auch das Glossar am Ende ist umfangreich und ausführlich. So habe am Ende auch ich das eine oder andere mitgenommen. Allerdings habe ich beim Lesen auch immer mehr überflogen, so wurde zum Beispiel manches, teils sogar mehrfach, wiederholt. Das liegt aber auch daran, dass man das Buch nicht unbedingt von vorne bis hinten lesen muss, sondern sich den einen oder anderen Punkt auch herauspicken kann. Es liegt aber auch daran, dass manches auch später vertiefter dargestellt wird, eben um auf die 21 Punkte zu kommen. „Keep it simple“ oder „Lass die Gefühle aus der Geldanlage“zum Beispiel hätte vielleicht keinen eigenen Punkt ausmachen müssen, vieles ist auch einfach logisch, wie zum Beispiel „Setze auf vertrauenswürdige Informationen“, wobei hier dann auch Beispiele für eben diese aufgelistet beziehungsweise verlinkt sind.

Die vielen Links, die man in allen Abschnitten finden kann, sind auf jeden Fall sehr nützlich. Manche führen zu Seiten der Stiftung Warentest selbst, und kosten eventuell noch einmal etwas, dafür erhält man aber auch immer wieder aktualisierte Informationen. Andere führen zu wichtigen und/oder interessanten Seiten von Ministerien, Verbraucherschutzorganisationen und ähnlichem.

Am Ende findet sich ein umfangreiches und ausführliches Glossar sowie ein Register, mit dem man schnell Stichwörter findet.

Ich denke, dass der Ratgeber vor allem für jüngere Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema Finanzen und Geldanlagen auseinandersetzen möchten, gut geeignet ist. Aber auch ältere können den ein oder anderen Tipp finden. Vor allem die vielen Links sind nützlich.

Bewertung vom 20.01.2025
Die Wächterin von Köln (eBook, ePUB)
Schier, Petra

Die Wächterin von Köln (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Köln, 1423: Elsbeth Biremaker ist nicht nur die Wirtin des Dirnenhauses „Schöne Frau“ in Köln, sondern auch die illegitime Schwester eines mächtigen Mannes. Niemand weiß davon, doch Elsbeth sieht es als ihre Pflicht, dessen Familie zu schützen. Damit hat sie viel zu tun, doch sie hat auch einiges an Macht.

Ich bin ein großer Fan der historischen Romane Petra Schiers, und auch dieses Mal hat sie mich wieder überzeugt. Vor allem, weil dieser Roman besonders ist, und nicht nur lose mit anderen Romanen der Autorin verknüpft ist, sondern viel tiefer damit verwurzelt ist. Im Grunde werden die Geschehnisse einer ihrer Reihen hier noch einmal aus einer anderen Perspektive, nämlich Elsbeths erzählt. Aber das ist natürlich nicht alles, darüberhinaus lernen wir Elsbeth nicht nur näher kennen, sondern erfahren wir auch viel über ihr Leben, begleiten sie in Rückblicken, beginnend mit Elsbeths Eintritt in das Dirnenhaus als junge Frau.

Elsbeth ist eine interessante und liebenswerte Frau, die schon in anderen Werken der Autorin aufgetreten ist, hier lernen wir sie nun näher kennen. Wir erleben ihre Entwicklung mit, erfahren von ihren Ideen und Träumen und davon, wie sie das Leben der Hübschlerinnen, wie die Dirnen auch genannt werden, verbessern möchte. Das alles basiert durchaus auf historischen Gegebenheiten, wie wir aus dem interessanten Nachwort der Autorin erfahren, ebenso wie andere Dinge, die hier eine Rolle spielen, wie etwa die Abbitte.

Elsbeth zur Seite stellt Petra Schier den Henker Johannes Leyendecker, mit dem Elsbeth mehr verbindet als eine Geschäftsbeziehung, denn dem Henker sind unter anderem die Dirnenhäuser unterstellt. Ebenso eine größere Rolle spielt der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve, den man ebenfalls schon aus anderen Romanen der Autorin kennt. Und dann gibt es natürlich noch die Hübschlerinnen und anderen Charaktere, die Elsbeth unterstellt sind. Die Autorin hat mit ihnen allen wieder einzigartige Personen geschaffen, die man sich gut vorstellen kann.

Da viele Szenen in einem Dirnenhaus spielen, gibt es auch welche, die das Leben der Frauen dort recht explizit zeigen. Für mich gehört das zu dieser Geschichte einfach dazu, man erfährt dadurch unter anderem auch viel über Elsbeths Charakter.

Als Extras gibt es ein Personenverzeichnis und eine Karte Kölns des Jahres 1423, auf der man die Wege der Charaktere nachvollziehen kann.

Der Roman war für mich eine Überraschung, ich hätte nicht gedacht, dass eine andere Geschichte, die Petra Schier bereits erzählt hat, eine so große Rolle darin spielt. Da wir hier aber eine andere Perspektive erfahren, und darüber hinaus noch viel mehr erzählt wird, hat es mir gut gefallen, man konnte Charaktere wiedertreffen und neue kennenlernen. Zudem wird etwas aufgelöst, was bisher noch offen war. Am Ende habe ich den Roman zufrieden zugeklappt, und hoffe auf eine Wiedersehen mit Elsbeth und Johannes in weiteren Romanen.

Bewertung vom 16.01.2025
Die Tochter der Drachenkrone
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone


ausgezeichnet

Der Roman erzählt ein Stück walisischer Geschichte aus Sicht Gwenllians, einer Tochter Rhys ap Gryffydds, des Fürsten von Südwales. Die Erzählung setzt ein im Jahr 1196, Gwenllian ist zwölf Jahre alt, und endet 1219.

Sabrina Qunaj nimmt einen vom ersten Satz an gefangen, sie erzählt bild- und lebhaft und lässt die damalige Zeit lebendig werden. Gwenlillan macht sich ihre eigenen Gedanken über ihr Volk, dessen Probleme mit den Freinc, den Fremden, die im Rest der Insel sesshaft geworden sind, diese beherrschen und sich auch Wales einverleiben möchten. Im Laufe der Geschichte wird sich diese Meinung wandeln, Gwenllian wird erwachsener, blickt tiefer, bleibt aber ihrem Volk eng verbunden. Als Frau muss sie damit rechnen „gewinnbringend“ eingesetzt zu werden, und so muss sie sich auch mit Heiratskandidaten auseinandersetzen.

Immer wieder gibt es Zeitsprünge, jedoch jeweils nur von wenigen Jahren. Der Roman ist insgesamt ein umfangreiches Werk, das aber nie langweilig ist und mich oft zum googeln anregte. Gwenllian, aber auch andere Charaktere sind mir nahe gekommen, der Autorin ist es sehr gut gelungen, mich in die damalige Zeit zu entführen. Lediglich das Ende ist etwas kitschig, aber irgendwie auch passend.

Zu Beginn des Romans befindet sich ein Personenverzeichnis, in dem historische Personen gekennzeichnet sind, und das einem auch die Aussprache der walisischen Namen näher bringt. Ebenso gibt es Stambäume sowie eine Karte, die ich selbst aber kaum zu Rate gezogen habe. Das Nachwort der Autorin ist lesenswert und sollte nicht überblättert werden.

Der Roman hat mir nicht nur das Leben im Wales jener Zeit, sondern auch einige der damals lebenden historischen Persönlichkeiten nahe gebracht, und ich habe viel über den Kampf der Waliser gegen die für sie Fremden, die normannischen Herrscher über England, erfahren. Zudem hat mich der Roman gut unterhalten. Wer historische Romane mag, sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 12.01.2025
Tod am Traitors' Gate
Müller, Jessica

Tod am Traitors' Gate


sehr gut

Eine Frauenleiche wird nahe des Traitor Gate‘, des Verrätertors, gefunden, brutal geschlagen und erwürgt. Es stellt sich heraus, dass die Tote aus einer guten Familie kam und sich gegen den Willen ihrer Familie für die Armen eingesetzt hat. Wer könnte ein Motiv gehabt haben, sie zu töten oder war sie vielleicht ein Zufallsopfer? Ist der Fundort Zufall oder hielt sie jemand für eine Verräterin?

Ich habe es wieder einmal getan, und bin mit einem späteren Band in eine Reihe eingestiegen, dieses Mal ist es ein vierter Band. Normalerweise macht mir das wenig aus, doch dieses Mal hatte ich öfter das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Das liegt auch daran, dass der Roman nicht nur einen aktuellen Fall behandelt, sondern offenbar auch einem roten Faden nachgeht, der sich seit dem ersten Band durch die Reihe zieht.

Im Mittelpunkt steht Inspektor Basil Stockworth und seine Ehefrau Charlotte, deren Geschichte es ist, die sich durch die Bände zieht, und die anscheinend hier ihre Auflösung findet. Da bisher kein weiterer Band der Reihe erschienen ist, handelt es sich womöglich um den letzten Band der Reihe. Neben diesen beiden gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die wohl auch schon länger eine Rolle spielen und Stockworth bei der Lösung seiner Fälle behilflich sind, darunter ein Arzt, ein Anwalt und eine ehemalige Konkubine. Alle diese Personen haben mir gut gefallen, so dass ich auf jeden Fall auch die drei Vorgängerbände lesen möchte.

Der Roman spielt im London der viktorianischen Zeit, wobei ich zunächst eher das Gefühl hatte, dass der historische Hintergrund weniger eine Rolle spiele, im Laufe des Romans erhielt er aber mehr Raum, so erfährt man unter anderem Hintergründe zum berüchtigten Gefängnis Newgate. Der Kriminalfall um die Tote am Traitors Gate wird am Ende nachvollziehbar aufgelöst.

Der Roman hat mir gut gefallen, ich habe die Ermittlungen gespannt verfolgt und mochte die Charaktere. Ich empfehle allerdings die Reihe chronologisch zu lesen, da die einzelnen Bände miteinander verknüpft zu sein scheinen und es offenbar einen durchgehend roten Faden gibt.

Bewertung vom 09.01.2025
Der Stich
Winter, Thilo

Der Stich


sehr gut

Die Firma DNArtists entlässt genmanipulierte Mücken in die freie Wildbahn der Florida Keys, sie sollen helfen, das Gelbfieber einzudämmen. Der Biologiestudent Quito Mantezza versucht alles, das zu verhindern, denn er ist überzeugt, dass damit viel Schaden angerichtet werden könnte. Am Ende kostet es ihn sein Stipendium, und die Mücken sind trotzdem draußen unterwegs. Als sich eine tödliche Seuche auf den Keys ausbreitet, ist Quito sicher, dass die Mücken daran schuld sind, doch niemand glaubt ihm, und Beweise zu finden gestaltet sich sehr gefährlich.

Mücken können schon eine richtige Plage sein, wenn sie keine Krankheiten übertragen, die, die hier ihr Unwesen treiben, haben es aber so richtig in sich. Innerhalb kurzer Zeit töten sie Menschen, alleine durch ihren Stich. Wie soll man sich davor schützen? Was kann man gegen sie tun? Ist wirklich der Freilandversuch daran schuld oder steckt etwas anderes dahinter?

Der Roman liest sich sehr spannend, auch wenn die Entwicklung des Geschehens manchmal etwas übertrieben wirkt. Man entkommt aber der Atmosphäre, die sich entwickelt nicht, denn zum Beispiel das Sirren einer Mücke kennt jeder, jeder wurde schon einmal gestochen, und es gibt ja tatsächlich Mücken, die Krankheiten übertragen, die tödlich sein können. Das Setting passt gut dazu, auch, weil die Bedrohung zunächst gut eingegrenzt erscheint.

Quito mochte ich von Anfang an, er ist jemand, der sich Gedanken macht, der sich für Tiere interessiert, und der hartnäckig bleibt, wenn er von etwas überzeugt ist. Andere Charaktere sind nicht ganz so gut gezeichnet wie er, dennoch kann man sie sich gut vorstellen. Ein paar davon sind sehr unangenehme Vertreter, und erscheinen mir manchmal etwas überzeichnet. Mir ist aber auch klar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die über Leichen gehen, um ihr Ziel zu erreichen.

Ich fürchte, ich sehe Mücken ab sofort mit anderen Augen, auch wenn ich sie schon bisher ziemlich unangenehm fand. Interessant zu lesen ist das Nachwort, und auch ein bisschen erschreckend, vor allem nach diesem Roman.

„Der Stich“ ist ein spannender Thriller, den man kaum aus der Hand legen mag. Manches schien mir allerdings ein bisschen überzogen, vor allem gegen Ende. Dennoch hat mich der Roman gut unterhalten und ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors.

Bewertung vom 05.01.2025
Blinde Furcht / Kate Burkholder Bd.13
Castillo, Linda

Blinde Furcht / Kate Burkholder Bd.13


sehr gut

Rachael Schwartz wurde als Amishe geboren, konnte sich aber nur schlecht an die Regeln halten. Schließlich wurde sie von der Gemeinschaft gebannt, verließ ihre Heimat und hatte kaum noch Kontakt zu ihrer Familie. Nun wird sie brutal erschlagen in einem Motel in ihrem Heimatort Painters Mill aufgefunden.

Kate Burkholder, selbst als Amishe aufgewachsen und nun Polizeichefin in Painters Mill, kannte Rachael als Kind und muss wieder einmal bei den Amishen ermitteln. Steckt vielleicht sogar ein:e Amishe:r hinter der Tat? Jedenfalls scheint niemand mit Rachaels Erscheinen gerechnet zu haben, was wollte sie also in ihrer Heimat?

Ich mag die Reihe um Kate Burkholder, auch, weil ich die Gesellschaft der Amishen interessant finde. Heutzutage noch so zu leben erfordert sicher auch einen gut Teil Willenskraft und einen tiefen Glauben. Meines Wissens gehen nur wenige junge Amishe den Weg, den Kate gegangen ist, nämlich die Gemeinschaft zu verlassen, obwohl sie die Möglichkeit erhalten, die andere Lebensweise kennenzulernen. Rachael wäre vielleicht auch irgendwann selbst gegangen, doch sie hatte die Wahl nicht.

Die Autorin lässt Kate selbst in Ich-Form erzählen, so dass man alles aus ihrer Sicht erlebt, ich finde, dass passt ganz gut. Lediglich die unten erwähnten Rückblenden sind davon ausgenommen, denn hier war Kate schließlich meist nicht mit dabei. Gut gefallen mir auch die eingestreuten Sätze in Pennsylvaniadeutsch, der Sprache, die die Amishen sprechen, sie verleihen eine gewisse Authetizität, auch wenn sie jeweils direkt im Anschluss übersetzt werden, was die Atmosphäre wieder ein bisschen zerstört.

Neben Kates Ermittlungen gibt es immer wieder Rückblenden in Rachaels Vergangenheit, nach und nach erhalten so auch wir Leser:innen eine Vorstellung von ihrem Charakter, rebellisch und lebenslustig. Ein möglicher Täter kristallisiert sich schon relativ früh heraus, doch auch hier erfährt man erst nach und nach Hintergründe, und so ergibt sich erst am Ende die Wahrheit. Die Auflösung empfand ich als nachvollziehbar, der Showdown erscheint mir aber zu überzogen.

Der dreizehnte Band der Reihe ist wieder spannend, nur gegen Ende fand ich ihn zu überzogen. Ich mag das Setting und bin gespannt auf weitere Romane der Reihe.