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jenvo82
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Oberschöna

Bewertungen

Insgesamt 216 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2024
Wir waren nur Mädchen
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen


ausgezeichnet

Hannie Schaft hat gerade mit ihrem Jurastudium begonnen und erste Freundschaften auf der Universität geschlossen, als die erstarkende Macht der Nationalsozialisten ihr einen Strich durch die Rechnung macht. Wer weiter studieren möchte, muss sich der deutschen Besatzungsmacht anschließen und einen Eid auf Hitlertreue leisten. Doch nichts liegt der jungen Frau ferner, die schon geraume Zeit argwöhnisch die politische Entwicklung in ihrer niederländischen Heimat Haarlem verfolgt. Ihre beiden besten Freundinnen sind Jüdinnen und trauen sich schon nicht mehr auf die Straße, Ausgrenzung und Schikane finden einen festen Platz im Alltag der Menschen.

Als sie von einer Vertrauten einen Kontakt zur aktiv agierenden Widerstandsbewegung RVV bekommt, beschließt sie fortan für diese tätig zu werden. Auch wenn das bedeutet, dass sie möglichst unsichtbar bleiben und im Untergrund leben muss und ihre Lieben zu deren Schutz nicht mehr sehen darf. Doch das Risiko geht sie ein, denn dadurch hat sie wieder eine sinnvolle Aufgabe und kann Gutes bewirken. Ihr junger Mitstreiter Jan Bohnekamp bringt ihr dort nicht nur den Umgang mit einer tödlichen Waffe bei, sondern erobert auch ihr Herz im Sturm. Und so nutzen die beiden das kurze Zeitfenster zwischen totaler Zerstörung und fremder Befreiung, um ihr Gewissen und ihre Menschlichkeit unter Beweis zu stellen.

Meinung

Erwartet habe ich einen historischen Roman über die Verbrechen der Nationalsozialisten in dem von ihnen besetzen Gebiet, ein generell interessantes Setting nach meinem Lesegeschmack, doch dieses Buch ist ein wirklich gelungener Mix, der insgesamt einen anderen Anspruch stellt und mich positiv überraschen konnte. Die Historie bildet hier nur den Background für das Leben und Wirken einer überzeugten Kämpferin. Vieles beruht auf wahren Begebenheiten, die die amerikanische Autorin in einem umfassenden Nachwort detailliert schildert. Ein anderer Teil ist Fiktion, so dass Überzeugungen, Meinungen und die zwischenmenschliche Ebene sehr viel direkter wirken und weniger biografische, als generalistische Aussagen treffen.

Hier hat sowohl eine dramatische Liebesgeschichte, als auch der Heldentod eines fiktiven Widerstandskämpfers Platz gefunden. Es geht um Mut, Treue, Hoffnung und Überlebenswillen in einer unmenschlichen Zeit, wo sich jeder selbst am nächsten stand. Die gewählte Erzählperspektive in der "Ich-Form" bringt hier gleichermaßen Nähe wie Abstand, da Hannie selbst eine gefasste, abgeklärte Persönlichkeit gewesen sein könnte. Ihr Charakter lebt hier regelrecht auf, als Leser hat man das Gefühl, Hannie sehr gut zu kennen. Umfassend herausgearbeitet wurde auch der Begriff der Menschlichkeit und Nächstenliebe in ganz spezifischen Situationen und anhand konkreter Beispiele oder auch das gänzliche Fehlen davon - je nachdem was die Situation gerade hergab.

Fazit

Ich vergebe 5 Lesesterne für diesen ansprechenden Roman aus einer ungewöhnlichen Sichtweise heraus, der viele interessante Elemente der Spionage beinhaltet und dem Begriff "Untergrund" eine andere Dimension verleiht, weil er den Leser direkt mit hinein nimmt in ein Leben jenseits der gesellschaftlichen Akzeptanz der damaligen Zeit. Man sollte weder eine lupenreine Biografie noch einen Historienschmöker erwarten, dann kann man mit diesem Roman viele tolle Lesestunden erleben. Mich konnte die Geschichte unterhalten und begeistern - sie ist trotz der bitteren Hintergründe sehr positiv und macht all jenen Mut, die auf scheinbar verlorenem Posten kämpfen. Ein interessantes Stück Zeit- und Lebensgeschichte wurde hier spannungstechnisch aufbereitet - eine Verfilmung könnte ich mir direkt vorstellen.

Bewertung vom 21.06.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


sehr gut

„Seit das erste Kraftfahrzeug aus einer Fertigungshalle rollte, haben mehr als 50 Millionen Menschen ihr Leben ans Auto verloren. Über jeden Einzelnen von ihnen könnte man eine Geschichte erzählen. Über sein Leben. Über sein Sterben.“

Inhalt

Zora del Buono begibt sich auf autobiografische Spurensuche zum Leben ihres früh verstorbenen Vaters, an den sie sich selbst gar nicht erinnern kann. Die Lücke, die sie beschreibt, muss nicht gefüllt werden, denn die Abwesenheit des Vaters ist alles, was die Autorin kennt. Ihr Fokus liegt darauf, die Todesumstände von Manfredi del Buono auszuloten und ein Verständnis für den Fahrer des Autos zu entwickeln, der als Unfallverursacher mit dem Leben davonkam, aber Jahrzehntelang mit seiner Schuld zurechtkommen musste. Ganz nebenbei lässt sie auch ihr eigenes Leben und das der Mutter Revue passieren, versucht Entwicklungen zu erklären und gleichzeitig aufzuzeigen, dass es immer weitergeht, bis zu einem Tag X, den keiner kennt und der ganz plötzlich da sein kann oder auch lange auf sich warten lässt …

Meinung

Die Inhalte des Buches lesen sich nicht wie eine Biografie, obwohl sie genau das sind. Es ist ein interessanter Mix aus Roman, Lebensbericht und szenischer Erzählung rund um die Thematik des Unfalltods und die Auswirkungen eines solchen auf die Beteiligten. Die Frage der Schuld oder Unschuld ist der zentrale Mittelpunkt des Buches, jedoch ohne Anklage und Moralisierung, es sind die Verkettungen, die erschrecken, die Vorurteile, die nach genauerem Betrachten entkräftet werden und eine sachliche Omnipräsenz von Geschehnissen, die keiner verantworten und die nicht rückgängig gemacht werden können.

Der Erzählstil ist puristisch, konzentriert sich auf Kernpunkte, nimmt aber auch immer wieder Parallelen in den Einzelschicksalen auf: wie lebt es sich ohne Vater, wie überschattet ein Unfalltod das Leben der Zurückgebliebenen und wie kann man als Betroffener sein Leben gestalten, ohne verbittert dem Schicksal gegenüberzutreten?

Man kann das Buch zwischenzeitlich bei Seite legen und findet problemlos wieder hinein. Man kann auch willkürlich eine Seite aufblättern und etwas Lesen, der rote Faden ist da, die Chronologie der Ereignisse nicht zwingend erforderlich. Stellenweise sind es Einblicke in normale Alltagssituationen, dann wieder sehr philosophische Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Auf jeden Fall erfährt man subtil etwas vom Denken der Autorin und von Ihrer Lebensgeschichte.

Fazit

Dieser biografische Roman ist kurzweilig, mäßig bedrückend mit sonnigen Abschnitten – irgendwie ein bisschen von allem. Er wirkt authentisch, wirft Fragen auf und beantwortet nur einige von Ihnen. Es hat mir gut gefallen, dass die Autorin mittlerweile selbst 60 Lebensjahre absolviert hat, dadurch wirkt es weniger pathetisch, eher versöhnlich im Handeln und erfahren im Unterton. Ich vergebe dennoch nur 4 Lesesterne, was hier fehlte war die Nähe zum Leser - manches hätte eins zu eins einer Quelle aus der Tageszeitung entspringen können. Auch der Mehrwert des Buches erschließt sich mir nicht restlos, es ist ein persönlicher Bericht, doch längst keine umfassende Erzählung. Zum Schmökern und für Gedankenimpulse hat es Potential, man gut darüber sprechen, es fördert den Austausch, bleibt aber nicht nachhaltig in Erinnerung.

Bewertung vom 15.06.2024
Anna O. (eBook, ePUB)
Blake, Matthew

Anna O. (eBook, ePUB)


gut

Sie war ein mythisches Monster, Jägerin und Opfer zugleich, eingefroren in Fotos und Szenenbildern. Auf hundert unterschiedliche Weisen zum Objekt gemacht. Jetzt ist sie wieder dreidimensional."

Inhalt

Für den forensischen Psychologen Benedict Prince ergibt sich eine ungewöhnliche Situation, als die medienumlagerte Mörderin Anna Ogylvi, die sich seit 4 Jahren im Tiefschlaf befindet, zu ihm in die Schlafklinik „The Abbey“ überführt wird. Sein Auftrag ist klar: mittels einer neu entwickelten Methode soll er die Patientin aus ihrem „Dornröschen-Schlaf“ erwecken, damit Sie zu Bewusstsein gelangt und vor Gericht ihrem Urteil zugeführt werden kann. Ben ahnt zunächst nicht, auf welches Spiel er sich einlässt, doch als seine Mentorin und Kollegin Dr. Bloom kaltblütig ermordet wird, erkennt er die nahe Gefahr. Seine Sitzungen mit Anna werden intensiver und es scheint möglich die junge Frau zurückzuholen - von ihrem Aufwachen verspricht sich Ben eine Aufklärung der mysteriösen Umstände, doch es gibt Parteien, die ein berechtigtes Interesse daran haben, dass die Wahrheit in den Untiefen der Erinnerung verborgen bleibt …

Meinung

Die Aufmachung des Buches und auch die Marketingstrategie würde ich als offensiv bezeichnen, weshalb eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut wird. Die Grundthematik rund um das Schlafen und die Schlafforschung bietet ein spannendes, ungewöhnliches Umfeld für einen temporeichen Thriller, der die psychologische Komponente in den Vordergrund stellt. Die Inhalte werden allerdings häppchenweise serviert und das Spannungsniveau insgesamt ist konstant, macht es aber nicht unmöglich eine längere Pause einzulegen. Der Autor greift viele Fäden auf, verfolgt diese aber nicht konsequent zu Ende. Der eigentliche Störfaktor ist die opulente Innenansicht des Erzählers Benedict Prince, der nicht nur seine Vermutungen bezüglich des Falls anstellt, sondern den Leser auch umfassend an seiner persönlichen Geschichte teilhaben lässt. Positiv bewerte ich hingegen die Perspektivenvielfalt, die vor allem Anna zu Wort kommen lässt und die Geschehnisse kurz vor dem tödlichen Angriff präsentiert.

Fazit

Ich vergebe 3,5 Lesesterne, für einen ungewöhnlichen, abwechslungsreichen Thriller, der für dieses Genre eine eher untypische, erzählende Struktur aufweist. Meines Erachtens hätte man einige Passagen streichen, bzw. die Handlung insgesamt straffen können. Die Ausflüge in die Psychologie des Schlafes hätten mich mehr interessiert als die gescheiterte Beziehung zwischen Ben und seiner Ex-Frau Clara. Die Charaktere bleiben mir insgesamt etwas zu blass, die Stimmung ist trotz diverser dramatischer Entwicklungen alles andere als bedrohlich. Die Hintergründe hingegen wirken spannend, ebenso wie die Einblicke in eine glasklare Medienwelt, die jeden Menschen einholt, der einmal ins Visier der Massen geraten ist. Es hätte mir deutlich besser gefallen, wenn der Stil mehr auf die emotionale Ebene ausgerichtet gewesen wäre, so wirkt alles sehr steril und klinisch und ohne innere Beteiligung, für einen Thriller nicht ganz der passende Tenor. Hier ist noch Luft nach oben, aber ich habe das Buch dennoch ganz gern gelesen.

Bewertung vom 20.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

"Neugier und Hunger sind gefährliche Freunde, die dir auf mehr als nur eine Art den Tod bringen können, mein Kind."

Inhalt

Henrik und Nora haben das Haus von Henriks Großvater geerbt, in der Wildnis Schwedens, abgelegen mitten im Wald und beschließen nun mit ihrem Sohn für ein paar Wochen die Idylle zu genießen. Verbunden mit all den schönen Erinnerungen, die der nun erwachsene Mann an unbeschwerte Kindheitstage hat, starten sie in das vermeintliche Bullerbü. Aber schnell wird klar, dass der Frieden trügerischer ist, als gedacht. Die Beziehung der beiden steht an einem Scheidepunkt, die Liebe weicht den gegenseitigen Vorwürfen und die unbekannte Umgebung sorgt für Unbehagen. Als nur wenig später ihr kleiner Sohn Fynn verschwindet, verfällt das Paar in Panik. Nora verdächtigt ihren Stalker, während sich Henrik plötzlich an ein Baumhaus erinnert, in dem ein Mädchen an einem Eisenring angekettet war - damals war er selbst noch ein Kind und hat ein Versprechen abgegeben, welches er nicht halten konnte. Rächen sich nun die Geister der Vergangenheit?

Meinung

Ein richtig tolles Buch mit ganz viel atmosphärischer Stimmung, einem beängstigenden Setting und einem temporeichen Erzählstil erwartet hier den Leser. Die gewählte Rahmenhandlung in einem tiefen Wald, abgeschottet von der Zivilisation, bevölkert mit nur wenigen Menschen, die allesamt ein Geheimnis zu hüten scheinen, macht diesen Thriller zu einem echten Pageturner. Gerade die zwischenmenschlichen Spannungen und das gezwungene Agieren der Protagonisten auf Grund der ausweglosen Situation bieten ein hohes Identifikationspotential. Besonders gelungen sind die vier verschiedenen Perspektiven, die das Ausmaß der ganzen Story nach und nach offenbaren. Der Leser wird schon früh damit konfrontiert, dass es hier viele Geheimnisse gibt, das in den Wäldern ein Kindesentführer lebt, aber das dieser längst nicht mehr aktiv sein kann, weil zwischen dem damals und heute bereits 30 Jahre verstrichen sind. Doch der Junge ist weg und ein Mädchen erzählt, welch bösartige Spiele mit ihr im Baumhaus gespielt wurden, bevor sie sich dazu entschlossen hat, ein echter "Wikinger" zu werden.

Der Schreibstil ist aufgelockert und leicht verständlich, die Personen sind überschaubar, doch die Vermutung, wer der Täter sein könnte, bleibt lange offen - ganz besonders weil es zu viele Personen mit einem Motiv geben könnte und sehr viele Unberechenbarkeiten und Geheimnisse, die keiner offenbaren möchte. Außerdem verm,ag es die Autorin, Wahrheit und Illussion immer eng beieinander zu halten, so dass sich Sachverhalte, die man gerade noch als "echt" ansah, schon wenig später als Lüge präsentieren. Ein Verwirrspiel erster Klasse, mit blitzschnellen Wendungen und tragischen Entwicklungen.

Fazit

Bereits "Wolfskinder" hat mich für die Autorin sensibilisiert und "RUNA" wartet noch auf meinem SUB. Mit ihrem aktuellen Thriller" Das Baumhaus", geht das Lesevergnügen in die nächste Runde. Ein eher ungewöhnlicher Thriller, bei dem der Fokus nicht auf dem Täter sondern vielmehr auf den Opfern ruht. Ein Buch mit Suchtfaktor, dass man tatsächlich nur sehr schwer aus der Hand legen kann, vor allem auf Grund der gut konzipierten, wechselnden Perspektiven und kurzen Kapiteln. Die Entwicklung der aktuellen Kindesentführung wirkt genauso greifbar, wie das längst vergessene Schicksal des "Waldmädchens" und irgendwie scheinen die Fälle mehr als einen gemeinsamen Nenner zu haben. Immer mit dabei der Familienvater Henrik, dessen Erinnerung mehr Details zu Tage fördert, während er sich an den Orten seiner Kindheit bewegt. Doch damals hat die Familie einen endgültigen Schlussstrich unter die Idylle gesetzt und Henrik wird bewusst, das es dafür einen Grund gegeben haben muss, einen Grund, der möglicherweise jetzt auf das nächste kleine Kind im Wald reagiert und dieses entführt hat.

Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne und freue mich auf das nächste Buch der Autorin - Gänsehautstimmung garantiert!

Bewertung vom 28.03.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

"Ähnliche Situationen enstanden mit anderen Menschen, und irgendwann hielt ich mich bewusst fern von Leuten, die aus heilen Familien kamen. Sie waren mir suspekt."

Inhalt

Faina und Philipp verbindet eine Jugendfreundschaft, waren sie doch damals die beiden Außenseiter mit den zerrütteten Familien und dem schwierigen sozialen Hintergrund. Doch im Erwachsenenalter gehen sie zunächst getrennte Wege, denn Faina hat erkannt, das Philipp ihr nicht gut tut. Und während Philipp über all die Jahre aufmerksam verfolgt, was seine einzige "Seelenverwandte" so treibt, schlittert Faina durch ihr Leben. Als sie schließlich schwanger und verzweifelt vor Philipps Tür steht, wundert ihn das keineswegs, ganz im Gegenteil, nun scheinen alle Wege offen zu stehen, ein gemeinsames Leben zu beginnen ...

Meinung

Dieser erschreckend, dramatische Roman voller Verzweiflung, Angst und Unberechenbarkeit prägt sich dem Leser über lange Zeit ein, denn er behandelt nicht nur ein emotionales Thema, sondern trifft direkt ins Herz. Einfach und doch sehr geschickt ist der Aufbau: drei große Leseabschnitte, davon zwei aus der jeweiligen Innensicht der Protagonisten und erst im dritten Kapitel erstreckt sich die Handlung in ihrer Gesamtbreite. Die Sprache ist klar, leicht verständlich und kurz gehalten, dadurch entsteht per se schon ein guter, flüssiger Stil. Das eigentlich Faszinierende jedoch war für mich die Betrachtung der Hauptcharaktere durch eine so schockierenden Innenschau ihrer Gedanken. Dabei muss man wissen, es handelt sich hier um unsympathische, gestörte Persönlichkeiten, die weit weg von jeder Normalität denken und handeln. Die Sympathiewerte gingen für mich gegen Null und dennoch konnte ich die Lektüre nicht aus der Hand legen.

Es gibt hier kaum ein Problem, welches nicht angesprochen wird und jeder der beiden, versucht es sich über lange Zeit "schön zu reden". Egal ob es um Alkohol, Gewalt, Sex oder Familie geht, immer treffen hier Extreme aufeinander. Die ungute Atmosphäre ist hautnah greifbar und selbst als Außenstehender fühlt man sich peinlich berührt oder schockiert - vor allem aber ahnt man ein Schlimmes Ende, auch wenn dieses dann ganz abrupt kommt und noch krasser als erwartet ausfällt.

Fazit

Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne und eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die an psychologischen Themen Gefallen finden, die sich jenseits der Norm bewegen. Allerdings sollte man nicht zu zart besaitet sein, denn dieser Roman ist ein Pulverfass, bei dem man nicht nur lesetechnisch gefesselt wird sondern auch emotional. Er punktet mit einer Vielfalt an Betrachtungsweisen, mit krassen Erfahrungswerten und schwindelerregendem Tempo - zwei Leben an der Grenze, zwei Menschen aneinander gekettet, die einerseits ihren Obsessionen und Gewaltausbrüchen ausgeliefert sind und andererseits erst langsam erkennen, auf welch fatales Ende es hinauslaufen wird.

Dies ist bereits mein drittes Buch der Autorin und alle haben mich tief beeindruckt - also unbedingt lesen und noch lange darüber nachdenken, wie schön es doch die meisten von uns haben ...

Bewertung vom 04.11.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


sehr gut

Vom schwedischen Schriftsteller Alex Schulman habe ich bereits seinen Erfolgsroman "Die Überlebenden" gelesen und bin mit einer gewissen Erwartungshaltung nun an die Lektüre seines neuen Romans herangetreten. Da ich ein Faible für Familiengeschichten habe, gerne auch solche, bei denen nicht alles eitel Sonnenschein ist, konnte ich mit dieser doch eher deprimierenden Story durchaus etwas anfangen. Dennoch bleibt hier vieles Ungesagt, schwebt mehr im Hintergrund als in der tasächlichen Handlung und behält dadurch eine recht große Distanz zum Leser.

Meinung

Die Struktur der Erzählung empfand ich als gelungen, denn mit den klar definierten Erzählstimmen und einer überschaubaren zeitlichen Abfolge, weiß man sofort, wer hier über welchen Zeitpunkt in seinem Leben schreibt und wie der entsprechende Tenor sein wird. Alle drei Erzähler sind miteinander verwandt, sie sitzen im selben Zug und wollen an den gleichen Ort, nur zu ganz unterschiedlichen Zeiten in ihrem Leben und tragen deshalb anderes seelisches Gepäck mit sich. Der Schreibstil ist klar, objektiv und aussagekräftig - ein Roman welcher sich gut liest und in den man leicht hineinfindet.

Das grundlegend deprimierende an dem Text stellt das Unvermögen der Erzählenden dar, die auf der Suche nach einer Zuflucht sind, die ihr eigenes Leben, so nicht mehr leben wollen oder können und krampfhaft in ihren Erinnerungen nach dem Punkt suchen, an dem die Welt noch in Ordnung war. Das schlimme daran ist die Tatsache, dass es allen bereits in ihrer Kindheit an einem gesunden Urvertrauen fehlte und sie stets mit dem Gedanken aufstehen, das sie weder erwünscht, noch geliebt, noch gesehen werden und das immer wieder und nachhaltig zu fast allen Zeiten ihres Lebens.

Grund dafür sind die lieblosen, unvernünftigen Handlungen der Elterngeneration, die es nicht schafft, ihren Kindern dieses Urvertrauen zu vermitteln und daraus resultierend wiederrum Erwachsene, die wegen eben jener Lieblosigkeit, die sie selbst in jungen Jahren erlebt haben, später im Erwachsenenalter wieder ganz ähnliche, sträfliche Verhaltensweisen gegenüber ihren Kindern an den Tag legen. Eine Art Endlosschleife, die sich nicht durchbrechen lässt, die immer tiefere Spuren zieht und die Aussicht auf Glück in weite Ferne rücken lässt. Das große Schweigen, die Distanz zwischen Eltern und Kindern, die zerrütteten Beziehungen der Paare und ihre eigenwilligen Entscheidungen - all das sind zentrale Themen des Romans.

Fazit

Hier vergebe ich gut 4 Lesesterne, für einen einprägsamen, stillen und bedrückenden Roman, der nebenbei aufzeigt, wie fatal Lieblosigkeit auf Kinderseelen wirkt und wie bösartig sich falsche Worte in die Seele einbrennen können. Ein Apell zu mehr Achtsamkeit steckt hier in jedem Wort oder wenigstens die Vernunft, sich nicht wieder mit der Verantwortung für ein Kinderleben zu belasten, wenn man das eigene schon kaum erträgt. Gefehlt hat mir jedoch die innere Nähe, zu wenigstens einer Person des Buches - es werden hier schwache Menschen präsentiert, die aus dem negativen Gedankengut einfach nicht herausfinden und der Leser, kommt ihnen nicht näher, weil man leider schon weiß, wie wenig Änderung eintreten wird, selbst wenn die Suche nach dem Ich in der Vergangenheit einen Nachhall finden sollte.

Das Ende kommmt leider viel zu abrupt und Worte können Taten nicht ungeschehen machen, können ein endgültiges Verhalten nicht mehr umwenden und die Konsequenzen tragen jene, die es nie gelernt haben, ihren eigenen Weg zu gehen. Die Traurigkeit des Romans liegt nicht im Detail, sondern in einer Art Nebel, welcher sich auf 300 Seiten kaum lichtet.

Bewertung vom 07.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


gut

Von der deutschen Autorin Nina Blazon habe ich vor einigen Jahren "Liebten wir" gelesen, ein stimmiges, sehr bewegendes Buch mit Nachklang und da mich ihre vielen Fantasystorys nicht sonderlich reizen, war ich nun auf den neuen Roman aus Ihrer Feder umso gespannter. Der Beginn fiel mir nicht sonderlich leicht, denn alles wirkt sehr profan und alltäglich, sei es nun der missglückte One-Night-Stand oder der jüngere Bruder, der nun schon mit den Problemen der Erwachsenenwelt kämpft. Erst nachdem sich die Hauptprotagonistin auf die Reise in ihre persönliche Vergangenheit macht, weil sie Erbschaftsangelegenheiten klären muss, nimmt die Geschichte seutlich an Fahrt auf.

Der Leser reist gemeinsam mit Fleur nach Frankreich und durchkämmt die reliquiienhafte Wohnung des verstorbenen Vaters. Dort sieht es immer noch so aus, wie schon vor 20 Jahren, als Fleurs Großmutter noch lebte. Jene Frau, an die die junge Datenforensikerin nur schlechte, beängstigende Kindheitserinnerungen hat. Als Fleur in den Unterlagen auf einen vermeintlichen Bruder ihres Vaters stößt, beginnt sie zu hinterfragen, wie viel sie tatsächlich von ihren väterlichen Vorfahren weiß und ob ihre eigene Geschichte nicht doch ihre Ursachen in einer verhängnisvollen Vergangenheit haben könnte. Nachdem sie mit einem alten Anwalt Kontakt aufgenommen hat, stößt sie auf weitere Fragen bezüglich einer adligen Linie und einem bösen Fluch, in dem die Bestie aus Fleurs Träumen plötzlich sehr real zu werden scheint ...

Obwohl dieser Roman einige Längen aufweist und die Hauptprotagonistin eine ziemlich schräge, verstörte Person zu sein scheint, die ein äußerst bedenkliches Verhältnis zur Männerwelt pflegt, da sie fast alle Kontakte, die sie während des Romans schließt ,immer gleich als potentielle Partner ansieht, konnte mich die Story letztlich doch fesseln. Besonders spannend fand ich die historischen Ausflüge hin zur Legende von der Bestie des Gévaudan, auch die Ahnenforschung selbst interessiert mich persönlich sehr und ich kann das ungebrochene Interesse von Fleur sehr gut nachvollziehen. Zwischen den Zeilen findet man hier ein ganzes Bouquet an menschlichen Verhaltensweisen und Fehltritten, so dass der psychologische Faktor nicht zu kurz kommt. Der Text ist einfach gehalten und liest sich sehr flüssig - also im besten Sinne ein Unterhaltungsroman.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Lesesterne, die ich gerne zu 4 Sternen aufrunde, für eine interessante Story über Themen wie Aberglaube, Mythen, Traumata aus früheren Generationen, Erbschaften der verschiedensten Art und ihrem Anteil an unserem Leben im Hier und Jetzt. Dieses Buch eigenet sich auch für jüngere Leser, scheint mir doch gerade die Hauptprotagonistin immer noch auf Sinnsuche zu sein. Für meinen Geschmack ist die Geschichte aber etwas zu oberflächlich geschrieben, sie wird mir nicht sonderlich lange in Erinnerung bleiben und ich kann mir dem Text nur wenig entnehmen, für das eigene Weltbild. Gerade nach der Vorlage von "Liebten wir", habe ich mir von diesem Roman etwas anderes versprochen.

Bewertung vom 10.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

"Wenn du ein Problem nicht lösen kannst und weder davor weglaufen, noch dich davor verstecken kannst, mach es zum Problem deines Gegners."

Inhalt

Sally Kincaid ist zurück im Großen Haus - zurück an der Seite ihres geliebten Vaters Henry Kincaid, nachdem dessen dritte Frau verstorben ist. Vor neun Jahren musste die kleine Sally auf Drängen ihrer Stiefmutter ausziehen und lebte in der Zwischenzeit bei ihrer Tante. Doch nun feiert sie ihr Glück und kümmert sich vorbildlich um ihren jüngeren Halbbrüder Eddy. Der Duke - Vorsteher, Bürgermeister und Mogul des Countys hält die Zügel straff in der Hand - ein Oberhaupt mit Format und klaren Vorstellungen, seine Zweitgeborene ist ihm ähnlich und eifert ihrem Vater nach. Nur privat begibt sich Henry umgehend auf die Suche nach einer neuen Frau und so dauert es nicht lange, bis die nächste Frau ins Haus einzieht. Sally versucht sich gut mit ihr zu stellen, denn sie möchte diesmal nicht wieder den Platz räumen. Aber kurz nach der Hochzeit des Duke kommt es zu einem tödlichen Badeunfall, bei dem er sein Leben verliert und nun muss die gesetzliche Erbfolge entscheiden, wie es mit der Firma, dem County und dem Sitz der Familie weitergehen wird. Sally kann warten, sie weiß tief in ihrem Herzen, dass kein anderer Kincaid jemals ihren Enthusiasmus an den Tag legen wird und außerdem ist sie Papas "Frechdachs" gewesen, dem er selbst alles zugetraut hat ...

Meinung

Ein mitreißender, unterhaltsamer Roman, der den Leser gemeinsam mit einer entschlossenen Hauptprotagonistin in das ländliche Amerika zu Zeiten der Prohibition entführt und voller wilder Überraschungen, trauriger Ereignisse und hoffnungsfroher Momente steckt. Auf gut 400 Seiten erlebt man so viel Drama, Geheimnisse, Ränkespiele, Lebensweisheiten und Fortschritte wie nur selten in einem Buch. Die Autorin versteht es szenische Bilder zu schaffen, einer fiktiven Familiendynastie echtes Herzblut anzudichten und eine junge, emanzipierte, positive Heldin zum Liebling eines ganzen Ortes werden zu lassen.

Ich vergebe 5 Lesesterne, denn genau so muss Unterhaltungsliteratur für mich sein. Stellenweise überschlägt sich zwar das Tempo und zu Morden gesellen sich Selbstmorde, Affären, uneheliche Kinder, Schlägereien, Bombenangriffe und Brandstiftung, doch dieses Buch verträgt die einzelnen Ereignisse ganz gut, schließlich herrscht hier im Laufe des Geschehens eine Frau über ihren Clan und dessen Verästelungen.

Besonders gut gefallen hat mir die Ausarbeitung der Vater-Tochter-Beziehung, die vorbildlich den Reifeprozess der Jüngeren schildert. Der Duke als Vaterfigur bleibt trotz seines frühen Todes im Roman präsent, denn seine Tochter Sally lässt ihn wegen ihres idealistischen Denkens lebendig bleiben. Allerdings gewinnt sie auch Abstand zum vergangenen Glück und entdeckt ihre eigene Stärke und darüber hinaus die ein oder andere Schwäche des Vaters.

Ein tolles Buch zum Abtauchen - geschriebene Worte, die direkt verfilmt werden könnten und mich bestens unterhalten haben.

Bewertung vom 26.08.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


weniger gut

Bisher kannte ich noch kein Buch der gefeierten Autorin Jackie Kabler, wurde aber durch eine ansprechende Leseprobe darauf aufmerksam. Die Geschichte einer erwachsenen Tochter, die als Kind von ihrer Mutter verlassen wurde und nicht über diesen Verlust hinweg kommt, klang sehr verlockend und voller Möglichkeiten. Etwas irritiert war ich, weil zunächst Kriminalroman auf dem Cover stand, in meiner Ausgabe aber nur noch Roman - doch die Einordnung ins passende Genre bewerte ich nicht direkt.

Leider wurde schon nach wenigen Seiten deutlich, dass mich die Art der Handlung und die Geschichte selbst so ganz gar nicht begeistern konnte. Das größte Manko dieses Buches sind die absolut nervigen, dominanten Protagonisten, die sich ausschließlich mit belanglosen Nebensächlichkeiten beschäftigen und emotional ständig zwischen "himmelhochjauchzend" und "zu Tode betrübt" schwanken. Gerade Beth, die verlassene Tochter, ist so naiv, dass ich beim Lesen nur noch die Augen verdrehen konnte. Und ihre ständigen Selbstzweifel, gepaart mit einem ach so tollen aber unbeständigen Freundeskreis und der nagenden Angst, ihre eigenen Kinder zu verlieren, hat mich dazu verleitet, dieses Buch überhaupt nicht mehr ernst zu nehmen. Wer bitte verhält sich so?

Der einzige Pluspunkt, der mich dann doch flott durch die Lektüre geführt hat, war eine flüssige, konkrete Ausrichtung des Textes mit entsprechenden Andeutungen am Ende jedes Kapitels - lesetechnisch wird man dadurch bei Laune gehalten, nicht jedoch mit einem besseren Inhalt belohnt. Zusammenfassend gibt es hier ein Drama, eine Dramaqueen und einen Luftballon voller Oberflächlichkeiten. Als dieses imaginäre Herzstück des Textes deutlich wird, laufen alle Fäden zusammen, allerdings hatte ich dann schon lange das Interesse an diesem Roman verloren.

Fazit: Eine große Enttäuschung für mich, die ich mit 2 Lesesternen bewerte - obwohl ich gerne Krimis und auch Romane lese, findet sich hier keinerlei Mehrwert. Von psychologischer Raffinesse ist nichts zu spüren und die Intrigen, die gesponnen werden, sind ermüdend, ganz zu schweigen von so vielen Menschen, die mir allesamt enorm unsympathisch waren. Ob ich ein weiteres Buch der Autorin lesen werde, kann ich nicht sagen - schreiben kann sie zwar- nur über was?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


ausgezeichnet

Der Sommer hat für Alex vielversprechend begonnen: ein luxuriöses Sommerhaus in den Hamptons, ein spendabler älterer Freund, der ihr schöne Kleider kauft und sie finanziell aushält. Beinahe hätte sie darüber ihre echten Probleme vergessen können: ein fordernder Ex-Freund, ihre Tablettenabhängigkeit, das leere Bankkonto, die verlorene Wohnung und ihr ungebrochenes Interesse an Drogen und Alkohol.
Doch ein kleiner, unangepasster Fehltritt ihrerseits bedeutet das Ende des sorglosen Daseins, denn ihr Freund Simon setzt sie einfach vor die Tür und erbittet sich Abstand. Erst da wird ihr schlagartig bewusst, wie nah am Abgrund ihr Leben verläuft. Ihr fragiler Lebensentwurf macht sie zum Spielball für stärkere Charaktere, treibt sie in jene bedingungslose Abhängigkeit, die abgebrühte Anpassungsfähigkeit erfordert. Doch ihr ist es egal, solange Simon sie am Ende der Woche wieder bei sich aufnimmt – und dafür muss sie nichts weiter tun, als die schier endlosen Tage bis zur nächsten Party zu überstehen …
Meinung:
Nachdem mich „The Girls“ gut unterhalten hat, bin ich nach dem Lesen der Leseprobe auf das neue Buch der kalifornischen Autorin Emma Cline aufmerksam geworden. Ihr gewählter Rahmen in der Welt der High-Society sprach mich zwar nicht unmittelbar an, die geschilderte Story schien aber vielversprechend. Und so habe ich ohne spezielle Erwartungshaltung mit der Lektüre begonnen.
Die Handlung selbst ist irgendwie belanglos, denn sie widmet sich der tagtäglichen Ausweglosigkeit der Protagonistin und ihrem aktionsarmen „Vor-sich-hin-Dümpeln“. Aber die Geschichte zog mich dennoch unweigerlich in ihren Bann. Dabei hat mich vor allem die Erzählperspektive fasziniert, denn der Leser bekommt alles ungefiltert aus erster Hand präsentiert und kann mit der unreifen, provokanten Alex erleben, wie es sich anfühlen muss, ein derart gestörtes Leben aufrecht zu erhalten. Dieses irrige Verhalten, die Skrupellosigkeit, die ständigen Ängste – kurzum das Bild der Hauptfigur von sich selbst aber auch von anderen, hat mich nachhaltig beeindruckt und eine große Lesefreude erzeugt. Was dort wem und weswegen passiert, ist vollkommen unerheblich – es geht um den sukzessiven Verfall eines Individuums, um Kurzschlusshandlungen ebenso wie um Berechnung, um tiefste Verzweiflung und absolute Ohnmacht, um rauschhafte Erlebnisse gepaart mit bitteren Wahrheiten.
Das schillernde Porträt einer geschundenen Seele, die aus welchen Gründen auch immer, kontinuierlich auf ihren Zerfall zusteuert. Sehr gern hätte ich noch mehr aus ihrer Vergangenheit erfahren, wäre durch Rückblenden etwas schlauer geworden, insbesondere was die Motivation hinter den Aktionen betrifft, doch die im Nebel bleibende, zurückliegende Zeit ist so unbestimmt und zerstörerisch, wie Alex selbst.
Fazit: Ich vergebe 4,5 Lesesterne (aufgerundet 5) für diesen Roman, der mit einem facettenreichen Menschenporträt punkten kann und sich vorrangig der psychischen Komponente widmet. Weder die Handlung noch die Schauplätze sind dominant, sondern einzig die diffizile Persönlichkeit einer jungen Frau. Das offene Ende hat mich nur kurz befremdet, denn eigentlich passt es ganz gut – jeder Leser kann eine eigene Interpretation entwickeln und wird nicht widerlegt werden. Dieser Roman würde mir auch als Verfilmung zusagen, vor allem weil mittels Bildmaterial die Diskrepanz zwischen der Welt der Schönen und Reichen und der zerrütteten Alex, die nur eine Fassade aufrecht erhält, noch deutlicher zu Tage treten würde.

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