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Lu

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2025
Schreiber, Jasmin

Da, wo ich dich sehen kann


ausgezeichnet

Traurig und Feinfühlig

Dieses Buch erschüttert, weil es ein Thema behandelt, das viel zu oft übersehen und verschwiegen wird: Femizid und seine verheerenden Folgen für die Hinterbliebenen. Die Geschichte rund um Emma mag fiktiv sein, steht aber stellvertretend für viele reale Schicksale und macht fassungslos – und doch gelingt es Jasmin Schreiber, voller Empathie und Feingefühl davon zu erzählen.​

Die Handlung wird eindrucksvoll aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt: Besonders die Tochter Maja rührt zutiefst – ihre Verzweiflung, Schuldgefühle und die Panik, mit der sie auf den Verlust ihrer Mutter reagiert, sind erschütternd authentisch dargestellt. Auch die Perspektiven von Emmas Eltern, die mit Schuld und Angst kämpfen, sowie von Emmas bester Freundin Liv, die als studierte Astrophysikerin einen besonderen naturwissenschaftlichen Zugang zur Trauer sucht, sind großartig ausgearbeitet. Gerade durch diese Vielfalt an Stimmen und ihre unterschiedlichen Arten, mit Verlust umzugehen, entsteht ein vielschichtiges Bild von Trauer und Ohnmacht.​

Auch formal wagt das Buch viel: Neben klassischen Kapiteln gibt es Einblicke in Obduktionsberichte, Zeitungsartikel und sogar Zeichnungen, die die emotionale Wucht noch verstärken.​

Jasmin Schreiber schreibt klar, zugänglich und mit beeindruckender Empathie – sie lässt die Figuren und ihre Gefühle lebendig und nachvollziehbar werden. Es ist kein Buch für den Feierabend, aber ein wichtiger, kluger und aufwühlender Roman, der einen lange nicht mehr loslässt und bisweilen zu Tränen rührt. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.08.2025
Bailey, Anna

Unsere letzten wilden Tage


ausgezeichnet

flirrende Hitze und ein ungeklärter Todesfall

Anna Baileys Roman „Unsere letzten wilden Tage“ ist eine fesselnde Lektüre, die einen von der ersten Seite an in die ungezähmte Wildnis Louisianas zieht. Durch die Atmosphäre entsteht eine grausam schöne, beklemmende Stimmung, die sich wie ein Hitzeflimmern direkt auf die Haut legt. In dieser Landschaft, die zugleich verlockend und bedrohlich wirkt, entfaltet sich die Geschichte mit intensiver Eindringlichkeit.

Das Erzähltempo ist ein treibender Pulsschlag: geschmeidig, aber spannungsgeladen. Man spürt förmlich, wie jede Enthüllung Loyal, der resoluten Journalistin, näher zur Wahrheit – und gleichzeitig in größere Gefahr – führt. Die Figuren sind glaubwürdig und vielschichtig; Loyal wirkt authentisch – verletzlich, aber mutig im Kampf gegen das Schweigen ihrer Heimatgemeinde.

Kurz: „Unsere letzten wilden Tage“ ist ein atemberaubender Thriller – atmosphärisch dicht, temporeich und emotional nah. Ein Roman, der einen nicht mehr loslässt. Besonders empfehlenswert für alle, die „Der Gesang der Flusskrebse“ geliebt haben – hier findet man dieselbe Mischung aus Naturpoesie, Spannung und emotionaler Tiefe.

Bewertung vom 28.03.2025
Tazz, Iron;Stanev, Martin

Raus in die Natur! Alles, was du über Camping, Wandern und Backpacking wissen musst


ausgezeichnet

Für kleine und große Outdoor-Fans

„Raus in die Natur“ von Iron Tazz und Martin Stanev ist ein absolutes Highlight für junge Outdoor-Fans und Naturliebhaber:innen! Schon das Cover zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich – die Illustrationen sind einfach wunderschön und machen richtig Lust auf mehr. Auch die Haptik des Buches ist hervorragend, und der Druck ist von hoher Qualität.

Der Inhalt ist perfekt aufbereitet und abwechslungsreich gestaltet. Wissensseiten wechseln sich mit inspirierenden Eindrücken und Tipps für Naturerlebnisse ab. Besonders gut gefällt mir die Mischung aus praktischen Tipps – wie Ausrüstungs- und Wanderempfehlungen – und dem Fokus auf Achtsamkeit und dem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Themen wie „Keine Spuren hinterlassen“ und die respektvolle Begegnung mit Flora und Fauna sind hervorragend integriert und machen das Buch nicht nur lehrreich, sondern auch nachhaltig.

Die stimmungsvolle Illustration rundet das Ganze perfekt ab und sorgt für eine tolle visuelle Begleitung beim Lernen. Auch als Erwachsener hat man hier noch einiges zu entdecken und zu lernen! Das Buch weckt die Vorfreude auf eigene Outdoor-Abenteuer und vermittelt ein tiefes Verständnis für die Schönheit und den Wert der Natur.

Alles in allem ist „Raus in die Natur“ ein fantastisches Buch, das sowohl junge Naturfreund:innen als auch Erwachsene begeistern wird. Es ist ein Muss für alle, die sich für Abenteuer in der Natur begeistern!

Bewertung vom 28.03.2025
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

So warm und so nah

"Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken" von Sarah Lorenz ist ein Buch, das tief ins Herz geht – ein Roman, der nicht nur die Seele berührt, sondern sie auf eine Reise voller Emotionen entführt. Ich kann ehrlich sagen: Es gibt nicht viele Bücher, die einen so fesseln, dass man sie nicht mehr aus der Hand legen möchte. Sarah Lorenz gelingt es meisterhaft, die Leser:innen von der ersten Seite an in die Welt ihrer Protagonistin Elisa zu ziehen und mit ihr zu lachen, zu weinen und zu fühlen.

Elisas Geschichte ist ungeschönt und doch voller Wärme. Sie lebt in einer Welt voller Verlust, Schmerz und Hoffnung – eine Welt, die von der Poesie Mascha Kalékos durchzogen ist und die dem Buch eine ganz besondere Tiefe verleiht. Die Gedichte, die jedes Kapitel einleiten, sind nicht nur eine Hommage an die Dichterin, sondern auch ein Spiegel von Elisas innerer Welt. Man fühlt förmlich, wie die Worte der Dichterin die Erzählerin in schwierigen Momenten stützen, sie zum Nachdenken anregen und ihr dabei helfen, sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

Es ist eine Geschichte über das Leben, die Liebe, den Verlust und den Mut, weiterzumachen – selbst in den dunkelsten Momenten. Sarah Lorenz gelingt es, in "Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken" eine ganz eigene, unverwechselbare Stimme zu finden. Ein absolutes Muss für alle, die nach einer tiefgründigen, emotionalen Lektüre suchen.

Bewertung vom 02.03.2025
Rauch, Christine;Donnerberg, Ernestine

Wilde Pflanzen essen


sehr gut

„Wilde Pflanzen essen“ – Humorvoller Naturführer

„Wilde Pflanzen essen“ ist ein erfrischend humorvoller und authentischer Naturführer, der sich angenehm von anderen abhebt. Christine Rauch, alias Survival Siglinde hat es geschafft, einen praxisnahen, aber gleichzeitig unterhaltsamen Blick auf das Thema wildwachsende Pflanzen zu werfen. Die Kombination aus fachlichem Wissen und einem tollen, lockeren Schreibstil lässt einen beim Lesen immer wieder schmunzeln. Besonders hervorzuheben ist auch der einzigartige Zeichenstil, der dem Buch eine charmante und liebevolle Note verleiht – man kann es wirklich kaum aus der Hand legen.

Das Buch ist definitiv ein tolles Werk für alle, die Interesse an Natur und Pflanzen haben, aber auch etwas Humor und Authentizität zu schätzen wissen. Der einzige Kritikpunkt ist, dass der Guide als alleiniger Naturführer nicht ganz ausreicht. Gerade für Laien könnten die Pflanzen aufgrund des Fehlens von Fotos schwer zu unterscheiden sein.

Trotzdem ist „Wilde Pflanzen essen“ ein tolles, unterhaltsames Werk, das man gerne in der Hand behält – eine Empfehlung für alle, die sich für die Natur begeistern, aber auch eine gute Portion Humor mögen.

Bewertung vom 05.02.2025
Prödel, Kurt

Klapper


ausgezeichnet

Ein beeindruckendes Romandebüt

Mit Klapper liefert Kurt Prödel sein erstes Romandebüt – und was für eins! Bekannt als Teil der Band Die Screenshots, beweist er hier, dass sein Talent nicht nur in der Musik, sondern auch in der Literatur liegt. Sein Schreibstil ist direkt, trocken und voller kluger Beobachtungen – mal lakonisch, mal schmerzhaft ehrlich, aber immer auf den Punkt.

Die Geschichte dreht sich um Thomas, genannt „Klapper“, einen 15-Jährigen, dessen Gelenke bei jeder Bewegung Geräusche machen. Er ist still, unsicher, ein Außenseiter. Als Vivi, genannt „Bär“, in sein Leben tritt, gerät alles ins Wanken. Sie ist fordernd, laut, nimmt sich, was sie will – und sie interessiert sich für ihn. Doch Klapper ist keine klassische Romanze, sondern eine komplexe Coming-of-Age-Geschichte über Unsicherheit, Nähe, Macht und die Frage, wie viel man von sich selbst preisgeben kann, ohne sich dabei zu verlieren.

Prödel zeichnet die Dynamik zwischen Klapper und Bär mit einer seltenen Direktheit und Authentizität. Kein Kitsch, keine Klischees – dafür echte Emotionen, Irritationen und dieser spezielle Humor, den man auch von Die Screenshots kennt. Klapper ist ein ungewöhnliches, intensives und unvergessliches Buch – ein grandioses Debüt, das lange nachwirkt!

Bewertung vom 13.10.2024
Sanyal, Mithu

Antichristie


sehr gut

komplexer Roman über Kolonialismus und Identität

Mit "Antichristie" hat die Autorin Mithu Sanyal einen Roman geschrieben, der zwei Zeitschichten miteinander verwebt.
Zum einen spielt er in der Gegenwart, 2022, als Durga, eine deutsch-indische Drehbuchautorin, in London an einer Neuinterpretation von Agatha Christie arbeitet. Sie steht vor der Herausforderung den Klassiker modern und ohne koloniale, rassistische Motive umzuschreiben.
Gleichzeitig erlebt Sie auf mysteriöse Weise das Londoner India House 1907 und die dortigen Freiheitskämpfer.
Damit macht der Roman die wichtige Frage nach Freiheit und Unabhängigkeit auf. Welche Mittel sind im Freiheitskampf legitim? Wie weit darf Widerstand gehen? Aber auch die Frage nach dem heutigen Umgang mit kolonialem Erbe, hier vor allem am Beispiel Großbritanniens, werden eindrucksvoll gestellt.
Mithu Sanyal verwebt kunstvoll beide zeitschichten und schafft es dieses komplexe Thema in einem spannenden Roman zu verarbeiten. Sie vermischt auf beste Art Fiktion und Realität und lässt die Leser:innen eintauchen in die koloniale Geschichte Indiens.
Ein provokativer und humoristischer Roman, der gleichzeitig unterhält und zum nachdenken anregt.

Bewertung vom 17.09.2024
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


ausgezeichnet

zynisch und aktuell

Die Autorin Olga Grjasnowa hat mit ihrem Roman "Juli August September" das Familienportrait einer modern jüdischen Familie geschrieben.
Lou lebt mit ihrem Mann und und ihrer Tochter Rosa, die nach ihrer Urgroßmutter benannt ist, in Berlin. Obwohl sie nicht streng gläubig leben, spielt die jüdische Identität im Alltag eine große Rolle.

Lou ist auf der Suche nach einem glücklichen Leben und nach ihrer Identität. Zum 90. Geburtstag ihrer Großtante kommt die ganze ex-sowjetische Familie aus Israel in Gran Canaria in einem All-Inklusive Hotel zusammen. Hier erfährt sie endlich mehr darüber, wie der Holocaust das Leben ihrer Familie geprägt hat.

Als Leser:in taucht man ein in Lous Gedankenwelt, die oft eher nachdenklich und melancholisch ist.

Grjasnowa erzählt eine Geschichte über Entfremdung. Zwischen Eheleuten, Mutter und Tochter aber auch mit der Identität und Familiengeschichte.
Ein Roman, der einen ganz unmittelbar mitnimmt und eine kurze Episode aus dem Leben einer Frau beschreibt.
Empfehlenswert!

Bewertung vom 25.08.2024
Ofner, Agi

Gute Nacht! Sei so nett und bring mich ins Bett!


sehr gut

Ins Bett mit dem Siebenschläfer

Das Pappbilderbuch "Gute Nacht" von Agi Ofner ist eine kurzweilige Gute-Nacht-Geschichte für Kinder ab 2 Jahren. Gemeinsam begleiten wir den Siebenschläfer ins Bett. Dabei gibt es auf jeder Seite kleine Aufgaben für Kinder. Wir suchen zum Beispiel den Schlafanzug auf der Wäscheleine oder kippen die Seite, um die Zahnpasta zum Siebenschläfer zu rollen.
Alle Handlungseinladungen regen dabei die Fantasie an, man muss die nächste Seite des Buches entdecken, um das Ergebnis der Aufgabe zu sehen; zum Beispiel wenn wir die Lampe für den Siebenschläfer einschalten.
Die Bilder sind niedlich und kindgerecht. Die Aufgaben sind übersichtlich und auch für 2 Jährige gut verständlich, gerade weil es viele Parallelen zur eigenen Abend-Routine gibt. Die Aufgaben bleiben bei der Geschichte und sind gut geeignet, um zur Ruhe zu kommen. Als kurze Gute-Nacht-Geschichte empfehlenswert.

Bewertung vom 17.07.2024
Seydack, Niclas

Geile Zeit


sehr gut

Eine Chronik für Millennials

Das Buch «Geile Zeit» von Niclas Seydack ist eine nostalgische Zeitreise für Millennials. Seine Autobiographie beginnend in den 90er Jahren liest sich wie eine Chronik dieser Zeit. Er schafft es dabei das Lebensgefühl einer Generation authentisch einzufangen. Er schreibt von Lego Sets, LAN-Partys, der Einführung des Euro, Pokémon, aber auch über jüngere Ereignisse wie die Corona-Pandemie.

Bei vielen geschilderten Anekdoten fühlte ich mich in meine eigene Kindheit und Jugend zurück versetzt, besaß ich doch das gleiche Piraten Lego Set und habe bei unserem Dorfbäcker auch einzelne Gummitiere gekauft.
Schon der Titel der Autobiographie "Geile Zeit" ist Nostalgie pur. Immerhin war der Song "Geile Zeit" der Band Juli für uns damals so etwas wie eine Hymne.

Mit Viel Witz und etwas Wehmut fasst Niclas Seydack anhand von persönlichen Erinnerungen das Lebensgefühl einer Generation zusammen. Eine Empfehlung für alle, die ICQ vermissen.