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Benutzername: 
Tina
Wohnort: 
München

Bewertungen

Bewertung vom 11.11.2024
Das liebt nicht jeder
Koch, Maria M.

Das liebt nicht jeder


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlicher Roman über einen geistig behinderten jungen Mann auf der Suche nach Liebe und Anerkennung und dessen Schwierigkeiten auf dem Weg zu seinem Ziel. Sein sehnlichster Wunsch ist es, eine Freundin zu finden, doch am Ende passiert etwas, das noch wichtiger ist. Der Roman greift selbst das Tabuthema Sexualität bei Behinderten sensibel und nachvollziehbar auf. 
 
Besonders gut gefiel mir der bildhafte Schreibstil der Autorin und deren Vergleiche, die ich hier exemplarisch aufführen möchte:

„Sie presst die Lippen zu einem Strich, als wolle sie eine Bombe am Explodieren hindern.“ 
„Olga sitzt dort am Tisch in sich zusammengesunken wie ein Salzburger Nockerl nach dem Anstich.“ 
„Sein Herz klopft schon wieder einmal im Nähmaschinentakt.“ 
„ Er nimmt einen tiefen Atemzug und spürt den Felsbrocken mit den scharfen Kanten von seiner Brust poltern und in kleine Steine zerfallen.“ 
„Der Rest seiner Angst zerbröselt zu feinem Staub.“ 
 
Es gelingt der Autorin, Sympathie für ihren Protagonisten zu entwickeln und seinem Lebensweg neugierig zu folgen. Benni ärgert und schämt sich für seine Behinderung und riskiert Konsequenzen, wenn er von den Betreuern Verbotenes tut. Seine Ängste und Wünsche werden von der Autorin ebenso gut portraitiert wie sein ausgezeichneter Geruchssinn als besondere Gabe. Auf dem Weg zu seinem Ziel fühlt er sich nur von seinem Bruder und dessen Freunden so akzeptiert, wie er eben ist. Am Ende ist man als Leser so stolz wie die Figur Benni selbst, als er gesellschaftliche Anerkennung erreicht.