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Benutzername: 
Nici
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2024
Pionéa - Loop (eBook, ePUB)
Martainn, Lucas

Pionéa - Loop (eBook, ePUB)


schlecht

Leider nicht meins
Lucas Martainn schreibt in Pionéa - Loop über eine alternative Gegenwart, in der wir auf sehr viele verschiedene Charaktere treffen und entwirft dabei eine Geschichte, die uns an viele vollkommen unterschiedliche Orte auf der Welt führt. Dabei entwickelt sich die Geschichte leider quälend langsam und über viele Ecken versteckt. Bis ich langsam verstanden hatte, in welche Richtung die Geschichte gehen sollte, hatte mich leider schon längst die Lust verlassen. Martainns Schreibstil ist leider streckenweise sehr gestelzt, man möchte fast sagen, altbacken, und in den seltensten Fällen spannend. Vor allem zu Beginn ist es sehr langwierig und die Handlung mäandert eher vor sich hin. Nach der Leseprobe hatte ich da leider auf mehr gehofft und war ziemlich schnell enttäuscht - der Schreibstil ist jedoch wie immer Geschmackssache.

Bewertung vom 01.09.2024
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


sehr gut

Das Nickerchen
Nadia Shehadeh lässt in "Anti-Girlboss" tief in ihr Leben blicken und nimmt uns mit auf eine Reise von der Arbeit rauf aufs Sofa. Dabei stellt sie uns die gängigen Strömungen im Kapitalismus, wie die Girlbosse, vor und erzählt wie sie jahrlang damit umgeht und was sie jetzt dagegen tut - nämlich ein Nickerchen. Sie propagiert die Bewegung der "Looser", der "Anti-Girlbosse" und der "Slacker*innen". Auch wenn ich ihr nicht bei jedem Gedanken zustimme und sie das wohl weiter treibt, als so manch andere, so bin ich doch begeistert, wie sie auf ihre unterhaltsame Art ein Zeichen gegen die Workaholics und die ständige Angst nicht genügend zu leisten, setzt.
Streckenweise war mir ihr Buch bzw. wohl eher ihr langer Essay zu anekdotenhaft, aber alles in allem hat es mich doch nachhaltig zum Denken angeregt und ich habe mich dabei ertappt, wie ich heute - an meinem freien Tag - einmal bewusst nicht meine Arbeitsmails geöffnet habe. Und das ist wohl sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.

Bewertung vom 13.08.2024
Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
Young, Kate

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten


weniger gut

Leider nicht meins
Kate Young lässt uns in diesem Roman auf Bette treffen - eine dreißigjährige Britin, die erst mit 30 Jahren erkennt, dass sie eigentlich lesbisch ist. Das ist für ihr Umfeld mehr oder minder in Ordnung und zumindest wird sie keinem starken Hass ausgesetzt. Ihr größtes Problem ist eigentlich, dass sie keine Erfahrung hat und ihre erste Freundin sie in eine Beziehungspause wirft, damit sie diese Erfahrungen sammeln kann. Und Bette versucht sich daran Erfahrungen zu sammeln - obwohl sie eigentlich gar nicht möchte. Und das ist ehrlich gesagt mein größtes Problem mit diesem Buch - die Protagonistin ist unglaublich passiv, lässt sich soweit fremd bestimmen, dass sie sich einredet sie müsse mit anderen Frauen schlafen, um ihre Beziehung retten und jammert dann die ganze Zeit darüber. Leider hat mir der Roman bis zum Ende hin eher einen faden Beigeschmack verursacht, obwohl er toll geschrieben ist und sehr unterhaltsam streckenweise war.

Bewertung vom 04.04.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


sehr gut

Heimatkrimi
Susanne Tägder entführt uns hier in das beschauliche Mecklenburg - in eine typische Kleinstadt, mit Stadttheater und Gasthaus am See. Tägder hat sich für einen Zeitraum kurz nach der Wende entschieden, eine Zeit voller Umbrüche und Veränderungen. Wir treffen auf einen Kommissar, der aus dem Westen zurück in seine Heimat kommt und so wieder in seiner Kindheit, aber doch der Fremde ist.
Der Mordfall und die Ermittlung an sich war für mich hier eher zweitrangig. Was mich viel mehr interessiert hat, war die die Art und Weise, wie Tägder ihre Protagonist*innen mit den Umbrüchen der Wende umgehen ließ. Dabei geht sie äußerst feinfühlig, aber auch teils sehr direkt vor und spricht Schicksale, die ich so auch aus den Erzählungen meiner Eltern kenne, an. Sie lässt vor allem den Kommissar Groth sehr lebendig erzählen bzw. vor allem mit sich selbst sprechen und denken und so war er mir schon schnell sympathisch und ich konnte mit ihm diese Umbruchzeit durchleben. Auch wenn mir am Ende nicht jede Wendung gefallen hat, so hatte ich doch eine gute Zeit mit diesem Krimi und konnte einmal ein anderes Setting entdecken. Eben eine etwas andere Art Heimatkrimi.

Bewertung vom 26.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


weniger gut

Die Gärtnerin
Eleanor Catton lässt uns auf Mira treffen, die mit einer Guerilla-Gardening Gruppe aktiv ist. Die Gruppe Birnam Wood ist chaotisch, nicht immer so professionell wie Mira es gerne hätte und doch wagt sie immer wieder tollkühne Aktionen mit ihnen. Als Mira sich für ein neues Gebiet entscheidet, trifft sie auf den Milliardär Robert Lemoine, der aus einer ganz anderen Welt kommt. Natürlich muss es hierbei krachen und die Gegensätze sind von Anfang an spürbar - und leider auch das einzige, was mich bei der Stange gehalten hat. Der Schreibstil und der Roman an sich fingen so spannend an, dass ich mich auf eine doch etwas rasantere und vor allem kurzweiligere Geschichte eingestellt hatte. Streckenweise ist es sehr langatmig beschrieben und sie hängt sich oft an eher alltäglichen Geschichten auf, so dass sie mich immer wieder zwischendurch verloren hat. Das Thema ist jedoch doch mal etwas anderes und anregend.

Bewertung vom 28.02.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


gut

Langatmig
Elisabeth Graver erzählt hier das Leben einer Rebecca Cohen, die zunächst in Konstantinopel/Istanbul aufwächst. Wir lernen ihre Familie, ihre Liebsten und ihre Umgebung kennen - dabei wird von Anfang an beschrieben, wie sie in dieser sephardischen Familie in einer muslimischen Umgebung aufwächst. Dabei lernen wir nicht nur ihre priveligierte Stellung kennen sondern auch die Lage der etwas weniger gut betuchten Jüd*innen der Stadt. Nachdem sich die Lage verschlechtert, zieht Rebecca weiter und ehrlich gesagt, wird es dann auch nicht spannender. Die Handlung plätschert mit einigen Höhen und Tiefen weiter vor sich hin und sicherlich kommen Fans von langen Betrachtungen und einem eher sachlichen Sprachstil auf ihre Kosten. Ich hatte nach der Leseprobe gehofft, dass die Spannung noch ansteigt und hatte mir noch eine bessere Darstellung der Sepharden in dieser Zeit in der jeweiligen Stadt gewünscht, aber die Geschichte bleibt schon sehr bei Rebecca, was vermutlich für Fans von Frauenbiographien auch schön ist.

Bewertung vom 15.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


gut

Nichts halbes und nichts ganzes
Kurt Tallert schreibt hier über seinen Vater - einen Mann, der als junger Mann noch von den Nazis verfolgt wurde und der danach Politiker in Westdeutschland wurde. Da sein Vater sehr später Vater wurde, ist die Lücke zwischen ihnen beiden denkbar groß und da er stirbt, als Kurt noch ein Jugendlicher, fast noch Kind, ist, macht es wohl umso schwerer ihn zu verstehen. Und dennoch ist er omnipräsent in seinem Leben. Kurt Tallert spürt hier seinem Vater nach und zieht dabei weite und enge Schleifen um diese Vaterfigur - und hat mich dabei leider immer wieder verloren. Durch seinen teils sehr mäandernden Schreibstil, der mir teils doch zu belanglos war, konnte ich ihm einfach oft nicht folgen. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass man umso interessierter an seiner Geschichte ist, wenn man etwas mehr mit Harry Tallert verbindet, als ich es tue - denn ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nie von ihm gehört hatte und mich dieses Buch daher auch kaum erreicht hat.

Bewertung vom 14.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Kaiser oder Kejzer?!
Menacham Kaiser schreibt über seine Familie - die Familie Kajzer oder Kaiser, die im Polen lange lebte, bis der Nationalsozialismus kam, die meisten der Familie in den Konzentrationslagern ermordet wurden und der überlebende Großvater in die USA emigrierte. Menacham ist nun der Enkel und schreibt darüber, wie es ist, wenn man jahrzente später, ohne den Großvater gekannt zu haben, sich diesem über die hinterlassenen Zeugnisse zu näher und wie es ist, wenn da plötzlich ein Haus ist, das eigentlich seiner Familie gehört, aber dessen Besitzverhältnisse nun unklar sind und es wohnen ja auch schon längst andere Menschen darin.
Kaiser schweift auf dieser Reise zu sich selbst, seiner Familie und diesem Erbe immer wieder ab, aber dabei ist er dennoch immer irgendwie mit dem Thema Nationalsozialismus, Judentum oder einfach Beziehung zu Familienmitgliedern verhaftet. Dabei habe ich viel gelernt, wurde dennoch gut unterhalten und bin interessiert mich mit einigen Themen mehr zu beschäftigen.

Bewertung vom 20.09.2023
Der achte Kreis / Ishikli Caner Bd.1
Gravenbach, Philipp

Der achte Kreis / Ishikli Caner Bd.1


gut

Der Kardinal
Philipp Gravenbach schreibt in diesem Thriller über Morde, Entführungen, Verschwörungen, Mafias und katholische Gruppen. Dabei treffen wir auf Ishikli Caner, Peter Roth und viele weitere, wie Roths ehemalige Partnerin Freudensprung, einen durchgedrehten Kardinal und seltsame Gestalten in zwielichtigen Räumen. Dabei reisen wir immer wieder in der Zeit, aber auch zwischen Deutschland, Italien und der Türkei hin und her und manchmal sind die Sprünge etwas abrupt. Leider kam auch immer wieder das Gefühl auf, dass ich einen Roman davor verpasst habe, da wirklich sehr viel angedeutet wurde, was zwischen den Charakteren geschehen sei - jedoch gibt es wohl keinen Vorgängerroman, so dass ich etwas verwirrt war. Allgemein hatte ich das Gefühl in einem rasanten Thriller zu stecken, bei dem jedoch auch wirklich jeder Schatten eine Gefahr birgt, immer etwas unvorhergesehen Vorhersehbares geschieht. Ich hatte sehr viel Freude mit diesem Roman und besonders, wenn man einen Thriller im kirchlichen bzw. katholischen Setting sucht, wird man hier eine kurzweilige Zeit und viel Freude haben.

Bewertung vom 16.08.2023
Der Frühling ist in den Bäumen
Revedin, Jana

Der Frühling ist in den Bäumen


sehr gut

Taut
Jana Revedin entführt uns in die chauvinistische Welt der Nachkriegszeit in Westdeutschland. Dabei treffen wir auf die junge Renina, die eben erst erfahren musste, dass ihre Ehe nur Fassade ist, ihr Ehemann sie missbraucht und drogenabhängig ist und die sich doch eigentlich aufgemacht hat, um die erste feministische Frauenzeitschrift Deutschland zu veröffentlichen. Ganz nebenbei und für mich völlig unerwartet, treffen wir dabei aber auf Erica Taut, die spätere Ehefrau von Bruno Taut - und mit ihr werden immer wieder namenhafte Personen aus dem Bauhaus-Umfeld erwähnt, erklärt und ihre Gedanken fließen mit ein. Diese Wendung hat Revedins Roman um eine Frau, die um ihren Stand in der Gesellschaft kämpft, eine unerwartete historische und künstlerische Tiefe und Aspekte verliehen.
Revedins Schreibstil selbst hat mich leider nicht bis zur letzten Seite gefesselt, aber ich habe mich sehr über ihre Einfälle gefreut und allein dafür bleiben sie mir wohl noch lange im Gedächtnis.