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Benutzername: 
Nici
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


sehr gut

Heimatkrimi
Susanne Tägder entführt uns hier in das beschauliche Mecklenburg - in eine typische Kleinstadt, mit Stadttheater und Gasthaus am See. Tägder hat sich für einen Zeitraum kurz nach der Wende entschieden, eine Zeit voller Umbrüche und Veränderungen. Wir treffen auf einen Kommissar, der aus dem Westen zurück in seine Heimat kommt und so wieder in seiner Kindheit, aber doch der Fremde ist.
Der Mordfall und die Ermittlung an sich war für mich hier eher zweitrangig. Was mich viel mehr interessiert hat, war die die Art und Weise, wie Tägder ihre Protagonist*innen mit den Umbrüchen der Wende umgehen ließ. Dabei geht sie äußerst feinfühlig, aber auch teils sehr direkt vor und spricht Schicksale, die ich so auch aus den Erzählungen meiner Eltern kenne, an. Sie lässt vor allem den Kommissar Groth sehr lebendig erzählen bzw. vor allem mit sich selbst sprechen und denken und so war er mir schon schnell sympathisch und ich konnte mit ihm diese Umbruchzeit durchleben. Auch wenn mir am Ende nicht jede Wendung gefallen hat, so hatte ich doch eine gute Zeit mit diesem Krimi und konnte einmal ein anderes Setting entdecken. Eben eine etwas andere Art Heimatkrimi.

Bewertung vom 26.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


weniger gut

Die Gärtnerin
Eleanor Catton lässt uns auf Mira treffen, die mit einer Guerilla-Gardening Gruppe aktiv ist. Die Gruppe Birnam Wood ist chaotisch, nicht immer so professionell wie Mira es gerne hätte und doch wagt sie immer wieder tollkühne Aktionen mit ihnen. Als Mira sich für ein neues Gebiet entscheidet, trifft sie auf den Milliardär Robert Lemoine, der aus einer ganz anderen Welt kommt. Natürlich muss es hierbei krachen und die Gegensätze sind von Anfang an spürbar - und leider auch das einzige, was mich bei der Stange gehalten hat. Der Schreibstil und der Roman an sich fingen so spannend an, dass ich mich auf eine doch etwas rasantere und vor allem kurzweiligere Geschichte eingestellt hatte. Streckenweise ist es sehr langatmig beschrieben und sie hängt sich oft an eher alltäglichen Geschichten auf, so dass sie mich immer wieder zwischendurch verloren hat. Das Thema ist jedoch doch mal etwas anderes und anregend.

Bewertung vom 28.02.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


gut

Langatmig
Elisabeth Graver erzählt hier das Leben einer Rebecca Cohen, die zunächst in Konstantinopel/Istanbul aufwächst. Wir lernen ihre Familie, ihre Liebsten und ihre Umgebung kennen - dabei wird von Anfang an beschrieben, wie sie in dieser sephardischen Familie in einer muslimischen Umgebung aufwächst. Dabei lernen wir nicht nur ihre priveligierte Stellung kennen sondern auch die Lage der etwas weniger gut betuchten Jüd*innen der Stadt. Nachdem sich die Lage verschlechtert, zieht Rebecca weiter und ehrlich gesagt, wird es dann auch nicht spannender. Die Handlung plätschert mit einigen Höhen und Tiefen weiter vor sich hin und sicherlich kommen Fans von langen Betrachtungen und einem eher sachlichen Sprachstil auf ihre Kosten. Ich hatte nach der Leseprobe gehofft, dass die Spannung noch ansteigt und hatte mir noch eine bessere Darstellung der Sepharden in dieser Zeit in der jeweiligen Stadt gewünscht, aber die Geschichte bleibt schon sehr bei Rebecca, was vermutlich für Fans von Frauenbiographien auch schön ist.

Bewertung vom 15.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


gut

Nichts halbes und nichts ganzes
Kurt Tallert schreibt hier über seinen Vater - einen Mann, der als junger Mann noch von den Nazis verfolgt wurde und der danach Politiker in Westdeutschland wurde. Da sein Vater sehr später Vater wurde, ist die Lücke zwischen ihnen beiden denkbar groß und da er stirbt, als Kurt noch ein Jugendlicher, fast noch Kind, ist, macht es wohl umso schwerer ihn zu verstehen. Und dennoch ist er omnipräsent in seinem Leben. Kurt Tallert spürt hier seinem Vater nach und zieht dabei weite und enge Schleifen um diese Vaterfigur - und hat mich dabei leider immer wieder verloren. Durch seinen teils sehr mäandernden Schreibstil, der mir teils doch zu belanglos war, konnte ich ihm einfach oft nicht folgen. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass man umso interessierter an seiner Geschichte ist, wenn man etwas mehr mit Harry Tallert verbindet, als ich es tue - denn ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nie von ihm gehört hatte und mich dieses Buch daher auch kaum erreicht hat.

Bewertung vom 14.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Kaiser oder Kejzer?!
Menacham Kaiser schreibt über seine Familie - die Familie Kajzer oder Kaiser, die im Polen lange lebte, bis der Nationalsozialismus kam, die meisten der Familie in den Konzentrationslagern ermordet wurden und der überlebende Großvater in die USA emigrierte. Menacham ist nun der Enkel und schreibt darüber, wie es ist, wenn man jahrzente später, ohne den Großvater gekannt zu haben, sich diesem über die hinterlassenen Zeugnisse zu näher und wie es ist, wenn da plötzlich ein Haus ist, das eigentlich seiner Familie gehört, aber dessen Besitzverhältnisse nun unklar sind und es wohnen ja auch schon längst andere Menschen darin.
Kaiser schweift auf dieser Reise zu sich selbst, seiner Familie und diesem Erbe immer wieder ab, aber dabei ist er dennoch immer irgendwie mit dem Thema Nationalsozialismus, Judentum oder einfach Beziehung zu Familienmitgliedern verhaftet. Dabei habe ich viel gelernt, wurde dennoch gut unterhalten und bin interessiert mich mit einigen Themen mehr zu beschäftigen.

Bewertung vom 20.09.2023
Der achte Kreis / Ishikli Caner Bd.1
Gravenbach, Philipp

Der achte Kreis / Ishikli Caner Bd.1


gut

Der Kardinal
Philipp Gravenbach schreibt in diesem Thriller über Morde, Entführungen, Verschwörungen, Mafias und katholische Gruppen. Dabei treffen wir auf Ishikli Caner, Peter Roth und viele weitere, wie Roths ehemalige Partnerin Freudensprung, einen durchgedrehten Kardinal und seltsame Gestalten in zwielichtigen Räumen. Dabei reisen wir immer wieder in der Zeit, aber auch zwischen Deutschland, Italien und der Türkei hin und her und manchmal sind die Sprünge etwas abrupt. Leider kam auch immer wieder das Gefühl auf, dass ich einen Roman davor verpasst habe, da wirklich sehr viel angedeutet wurde, was zwischen den Charakteren geschehen sei - jedoch gibt es wohl keinen Vorgängerroman, so dass ich etwas verwirrt war. Allgemein hatte ich das Gefühl in einem rasanten Thriller zu stecken, bei dem jedoch auch wirklich jeder Schatten eine Gefahr birgt, immer etwas unvorhergesehen Vorhersehbares geschieht. Ich hatte sehr viel Freude mit diesem Roman und besonders, wenn man einen Thriller im kirchlichen bzw. katholischen Setting sucht, wird man hier eine kurzweilige Zeit und viel Freude haben.

Bewertung vom 16.08.2023
Der Frühling ist in den Bäumen
Revedin, Jana

Der Frühling ist in den Bäumen


sehr gut

Taut
Jana Revedin entführt uns in die chauvinistische Welt der Nachkriegszeit in Westdeutschland. Dabei treffen wir auf die junge Renina, die eben erst erfahren musste, dass ihre Ehe nur Fassade ist, ihr Ehemann sie missbraucht und drogenabhängig ist und die sich doch eigentlich aufgemacht hat, um die erste feministische Frauenzeitschrift Deutschland zu veröffentlichen. Ganz nebenbei und für mich völlig unerwartet, treffen wir dabei aber auf Erica Taut, die spätere Ehefrau von Bruno Taut - und mit ihr werden immer wieder namenhafte Personen aus dem Bauhaus-Umfeld erwähnt, erklärt und ihre Gedanken fließen mit ein. Diese Wendung hat Revedins Roman um eine Frau, die um ihren Stand in der Gesellschaft kämpft, eine unerwartete historische und künstlerische Tiefe und Aspekte verliehen.
Revedins Schreibstil selbst hat mich leider nicht bis zur letzten Seite gefesselt, aber ich habe mich sehr über ihre Einfälle gefreut und allein dafür bleiben sie mir wohl noch lange im Gedächtnis.

Bewertung vom 11.05.2023
Die Guten und die Toten
Koplin, Kim

Die Guten und die Toten


ausgezeichnet

Saad und Leila und Nihal
Kim Koplin schreibt über Saad, Leila und Nihal - dieses Trio ist ziemlich unpassend und doch ziehen sie sich seit ihrer ersten Begegnung magisch an. Saad und seine kleine Tochter Leila leben unter dem Radar in Berlin und ihre Tage sehen recht regelmäßig aus - Saad wagt es sogar davon zu träumen, dass er seine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhält. Nihal dagegen kämpft jeden Tag gegen die Welt und sich - als Polizistin hat sie nicht nur ihre Arbeit, sondern auch noch das Problem mit ihrem Bruder und ihrem Vater, der sie nicht wahrnimmt. Als die drei durch Gealt und Mordfälle immer wieder aufeinandertreffen, geschieht mit allen dreien etwas überaus bezauberndes und etwas, das mich seltsam gerührt hat. Auch wenn Koplin eher vorsichtig und eher knapp erzählt, hat er mich doch mit dieser kleinen Geschichte begeistert und mich nachdenklich gestimmt. Ich hätte diese Geschichte tatsächlich gerne länger gelesen.

Bewertung vom 08.04.2023
Farus-Chroniken I - Schwarzrot (eBook, ePUB)
Moutier, Lucien

Farus-Chroniken I - Schwarzrot (eBook, ePUB)


gut

Eine spannende Liebesgeschichte
Lucien Moutier schreibt im ersten Teil der Farus-Chroniken über Sain und Deejen - zwei ungleiche Wesen, die sich doch zueinander hingezogen fühlen. Moutier entwirft hier die fantastische Welt, die wohl auf unsere aufbaut und in einer Art Endzeit spielt - neben den menschlichen Siedlungen gibt es auch die Xerks, eine Art Mensch-Tier-Wesen, die viel gefährlicher sind, als sie in ihrer menschlichen Gestalt wirken.
Als Deejen und Sain aufeinandertreffen wird schnell klar, dass sie zueinander gehören, auch wenn sie eigentlich nicht zusammen sein können. Es war spannend zu sehen, wie sie die Schwierigkeiten überwinden und die beiden Gruppen versuchen zu vereinen. Die Geschichte ist recht kurz und an einigen Punkten hätte ich mir eine ausführlichere Darstellung gewünscht. Leider hat mir der Schreibstil besonders bei den Dialogen eher weniger gefallen, die detallierten Beschreibungen haben es dann nur mäßig wett gemacht.

Bewertung vom 27.03.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


weniger gut

Der Mann auf dem Friedhof
Karin Peschka schreibt über den nackten Mann, der auf dem Friedhof auf den Gräbern tanzt - zumindest sagt das das Dorf. Oder war er doch nur barfuß und tanzte zwischen den Gräbern? Und ist er nun gefährlich oder nicht? Peschka erzählt in kurzen kleinen Geschichten aus den verschiedensten Blickwinkeln, was es mit diesem Mann auf sich hat und wie er sich im Ort integriert. Dabei kommt sie auf die vielen zwischenmenschlichen Blickwinkel, Anekdoten, kleine Begegnungen zu sprechen, aus denen sich dann die eigentliche Geschichte entwickelt.
Ich musste mich erst wirklich auf die Geschichte und ihren Erzählstil einlassen, bis mich die Handlung ein bisschen eingefangen hat. Tatsächlich war mir der Beginn jedoch viel zu lang und es passierte mir persönlich dann doch zu wenig, um mich lange zu fesseln - was äußerst schade ist, da die Erzählung an sich schön und berührend ist.

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