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kaya12

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Bewertung vom 28.08.2020
Das Mündel des Hofmedicus
Weber-Bock, Jutta

Das Mündel des Hofmedicus


ausgezeichnet

Eine geheimnisvolle Herkunft

Als Anhänger historischer Romane habe ich „das Mündel des Hofmedicus“ von Jutta Weber-Bock mit Begeisterung gelesen. Bereits das Cover und die Aufmachung des Buches sind echte Hingucker.

Von Anfang an wird das Mädchen Nanette von Erwachsenen herumgereicht und herumgeschubst. Das fängt schon kurz nach der Geburt mit einem ungewöhnlichen Kindstausch an.

Geradezu hineingezogen wurde ich in die Sprache der bürgerlichen Gesellschaft in Württemberg, gepaart mit wenigen treffenden Einsprengseln im Dialekt. Ein wunderbares Gefühl für die Erwachsenen und Kinder im schwäbischen Pfarrerhaus ist diesem Roman zu eigen. Ein profundes Wissen über die Zustände im damaligen Württemberg, das voll eingelöst wurde. Gut gelungen sind auch die verschiedenen Erzählstimmen: Man weiß sofort, wer als Perspektivfigur im Mittelpunkt eines Kapitels steht.

Rätselhaft bleiben die Spielkarten. Mir erscheinen sie als Köder, hinter dem alle herjagen, der aber keine weitere Bedeutung für die Handlung hat. Ein Verwirrspiel der Initiatoren, die sich das Erziehungsexperiment ausgedacht und in die Wege geleitet haben.

Christianes Kindheit und Reifung zu einer eigenständigen Person als Protagonistin ist genauso beeindruckend, wie das nahezu teuflische Verhalten ihrer Gegenspielerin, die sich als ihre richtige Mutter ausgibt.

Ein glänzendes historisches Debüt von Jutta Weber-Bock, sprachlich überragend, das sich wohltuend von vielen historischen Romanen abhebt. Ein Buch für die Seele.