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Rinoa

Bewertungen

Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2024
Love Letters to a Serial Killer
Coryell, Tasha

Love Letters to a Serial Killer


sehr gut

Dass Frauen sich von Serienmördern angezogen fühlen hört man ja immer wieder, ein Phänomen, das ich nur bedingt nachvollziehen kann, wenn überhaupt. Ich interessiere mich zwar auch für True Crime, da hört es dann aber auch schon auf.

Ganz anders Hannah, die Protagonistin und Ich-Erzählerin in „Love Letters to a Serial Killer“. Fast schon im Plauderton erzählt sie aus ihrem Leben, das zugegebenermaßen eher trist und einsam zu sein scheint. Da ist es fast schon vorprogrammiert, dass sie irgendetwas sucht, an dem sie sich festhalten kann, in diesem Fall zunächst die Mordserie an vier Frauen und später dann an William, dem angeklagten mutmaßlichen Serienmörder.

Das Buch ist toll zu lesen, wenn ich auch so meine Probleme mit Hannah hatte, die ich sehr ichbezogen und anstrengend fand, wahnsinnig auf Äußerlichkeiten fixiert, die aber insbesondere am Ende - das muss man ihr zugutehalten - doch recht reflektiert über die Ereignisse berichten konnte. Ansonsten blieb sie allerdings trotz ihrer Erzählerrolle eher unnahbar und für mich schwer greifbar und schaffte damit eine gewisse Distanz. So ein wenig schwankte ich bei ihr die meiste Zeit zwischen Mitleid und Abstoßung.

Das Ende kam für mich nicht unbedingt überraschend, war aber absolut stimmig.
Insgesamt hat mir „Love letters to a serial killer“ gut gefallen, es war spannend und unterhaltsam, und auch wenn der Funke nicht komplett übergesprungen ist, kann ich es guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 04.12.2024
Mein Mann
Ventura, Maud

Mein Mann


gut

Selten hat mich ein Buch nach der Lektüre so zwiespältig, aber auch irgendwie ratlos zurückgelassen. Es gab Dinge, die ich richtig gut fand, dann allerdings auch Dinge, die mir überhaupt nicht gefallen haben.

Zuerst einmal das Positive: Ich mochte den Schreibstil wirklich gerne und bin nur so durch die Seiten geflogen. Und obwohl gar nicht so viel passiert - Hauptthema ist, wie der Titel schon sagt, der Mann der Erzählerin - las es sich richtig spannend und über allem schwebte so ein wenig das Gefühl, dass noch irgendwas Schlimmes passieren wird.

Auch wenn die Frau sich fast ein wenig damit rühmt, ihren Mann so sehr zu lieben, kreist sie im Grunde nur um sich selbst, ihre Ängste, dass er sie verlassen könnte, nicht so sehr liebt wie sie ihn und redet sich damit gewisse eigene unschöne Verhaltensweisen schön.
Natürlich sind Ängste, die ein solch obsessives Maß annehmen wie in diesem Fall, für Außenstehende nicht unbedingt rational zu erklären, doch gerade zu Anfang dachte ich mehr als einmal: „Das kann doch nicht ihr Ernst sein“. Einige Male konnte ich ihre Gedanken allerdings auch ganz gut nachvollziehen, was nicht weniger erschreckend war.
Im Großen und Ganzen war sie mir aber schon ein wenig zu selbstgefällig in ihrem Habitus der so (zu?) sehr liebenden Frau.

Der so viel gelobte Mann bleibt dabei übrigens in der gesamten Geschichte - obwohl er doch das Objekt der Begierde ist - sehr blass und fast schon austauschbar. Im Grunde könnte es also jeder sein, auch wenn seine Frau das sicher nicht so sehen würde.

Ich kann nicht sagen, dass mir „Mein Mann“ nicht gefallen hat, am Ende blieb aber ein gewisses Gefühl der Leere und Ratlosigkeit zurück.

Bewertung vom 13.11.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


gut

Von Alina Bronsky habe ich vor einiger Zeit „Barbara stirbt nicht“ gelesen, ein Buch, das mich wirklich nachhaltig beeindruckt hat und das ich sehr mochte. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an „Pi mal Daumen“ und das war vielleicht auch so ein bisschen das Problem.

Aber der Reihe nach: Es ist toll geschrieben und super zu lesen, aus Sicht des 16jährigen Oscar, ein adeliges Genie, der bereits an der Uni studiert, sozial aber doch eher unbeholfen oder auch uninteressiert ist.
Ich fand seine Gedanken ganz gut eingefangen, er war mir nicht unbedingt sympathisch, aber ich konnte ihm seine manchmal doch recht drastischen Äußerungen seinen Mitmenschen gegenüber eigentlich ganz gut verzeihen. Genau wie Moni, knallig, laut, chaotisch, mit Helfersyndrom, sie konnte ich mir wirklich bildlich vorstellen.

Die beiden freunden sich also an und es war auch echt unterhaltsam, mitzuverfolgen, wie beide sich dadurch weiterentwickeln. Aber irgendwie war es das dann auch schon. Ich möchte nicht sagen, dass ich das Buch langweilig fand, das war es nicht, aber am Ende war es mir dann doch ein wenig zu belanglos. Ich war fertig und dachte mir, okay, und das war es jetzt? Es war auch nicht so, dass gar nichts weiter passiert ist, die Geschehnisse fand ich allerdings eher ein wenig schwammig und für mich dadurch nicht ganz greifbar.

Ein bisschen unbefriedigt war ich also nach der Lektüre, es war toll zu lesen, kurzweilig und unterhaltsam, aber irgendetwas hat mir gefehlt.

Bewertung vom 12.11.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


gut

Das erste Buch von Ivar Leon Menger hat mir gut gefallen und ich kenne auch seine Hörspiele. Entsprechend habe ich mich auf „Finster“ gefreut.
Doch irgendwie habe ich einfach keinen Zugriff bekommen. Zunächst einmal spielt das Buch 1986. Ich kann mir zwar vorstellen, warum der Autor die Geschichte dort angesiedelt hat, trotzdem fand ich die Umsetzung nicht unbedingt authentisch, sondern etwas zu bemüht.

Auch fand ich den Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig, ein wenig holprig, mit einfachen und kurzen Sätzen. Die Kapitel sind ebenfalls sehr kurz und abwechselnd aus Sicht von diversen (für meinen Geschmack zu vielen) Personen beschrieben. Das machte es für mich schwer, in der Geschichte drin zu bleiben. Kaum hatte ich mich auf einen Erzähler oder eine Erzählerin eingelassen, kam auch schon der nächste an die Reihe.
Für mich ist dadurch auch eine gewisse Tiefe verloren gegangen. Stattdessen blieben die Menschen und auch die Geschehnisse seltsam oberflächlich.

Die doch recht merkwürdige und auch ein wenig gruselige Atmosphäre in Katzenbrunn hat der Autor zwar gut eingefangen, trotzdem hat es lange gedauert, bis es so richtig spannend wurde. Wirklich fesseln konnte mich das Buch eigentlich erst gegen Ende hin.

Alles in allem hatte ich mir deutlich mehr erwartet und blieb nach der Lektüre dementsprechend auch etwas enttäuscht zurück.

Bewertung vom 23.10.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


sehr gut

Ich begleite Kommissar Kluftiger schon seit seinem ersten Fall und habe mich sehr auf seine neuesten Ermittlungen gefreut. Es gibt wieder viel Privates, aber das gehört eben zu einem Kluftinger dazu und als Leser der ersten Stunde weiß man, was einen erwartetet.
Diesmal kandidiert er für den Gemeinderat, genau wie sein Dauerrivale Doktor Langhammer, das heißt also wieder Konkurrenzkampf, was natürlich sehr unterhaltsam ist. Es gab auch schon Bücher, da war das Zusammenspiel zwischen den beiden etwas klamaukiger (was ich nicht so mag), das war es hier aber nicht.

Der Fall, an dem ermittelt wird, ist dagegen für meinen Geschmack etwas dünn, gerade im Mittelteil rückt er doch fast zu sehr in den Hintergrund, bevor es dann zum Ende hin wieder besser wird.
Gut gefallen hat mir, dass viele wichtige, aktuelle Themen aufgegriffen werden und zwischendurch auch mal ernstere Töne herrschen.

Alles in allem war „Lückenbüßer“ wieder sehr unterhaltsam und kurzweilig - ein echter Kluftiger eben.

Bewertung vom 23.10.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


ausgezeichnet

Da mir schon die ersten beiden Bücher der „Mrs Potts…“-Reihe richtig gut gefallen haben, habe ich mich sehr auf den dritten Band gefreut. Und ich war auch gleich wieder mittendrin in Marlow und im Leben von Judith, Suzie, Becks und der Polizistin Tanika.

Auch diesmal habe ich mir wieder die Frage gestellt, ob es wirklich so realistisch ist, dass die drei Frauen (auch wenn sie als zivile Beraterinnen der Polizei fungieren) so viel auf eigene Faust und an der Polizei vorbei ermitteln, dieser damit immer einen Schritt voraus sind und ständig ihre Befugnisse übertreten.
Aber - und das ist das Entscheidende - letztendlich ist mir das tatsächlich nicht so wichtig, denn es ist einfach sehr unterhaltsam, den Freundinnen bei diesem spannenden Fall über die Schulter zu schauen, wie sie nach und nach immer mehr herausfinden.
Am Ende wird das Verbrechen dann von Judith nach bester Agatha-Christie-Manier aufgelöst und es blieben für mich keine Fragen offen.

Und natürlich wird hier nicht das Rad neu erfunden, das ist aber in meinen Augen auch gar nicht immer nötig. Ich mag die Reihe einfach und die Lektüre bereitet mir jedes Mal kurzweilige Lesestunden. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne unblutige Krimis lesen.

Bewertung vom 21.10.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


gut

Das Thema des Buchs hat mich sehr interessiert, wenn ich auch ein wenig Angst hatte, in welche Abgründe ich schauen würde. Gerade die Geschichte um den Vorfall zu Beginn hat mich wirklich gefesselt, Pia ist eine scharfe Beobachterin, wenn auch als Ich-Erzählerin etwas distanziert und recht sachlich. Und sie schafft es, den Finger in die Wunde zu legen, gerade auch, was die Schattenseiten der Mutterschaft betrifft, Gedanken und Gefühle, vor denen wahrscheinlich niemand gefeit ist.

Doch dann driftet das Ganze irgendwie ab, verliert den Zug und Pia wurde mir immer unsympathischer. Sie scheint ihre eigenen schlechten Erfahrungen aus der Kindheit auf ihren Sohn (und auch ihren Mann) zu projizieren und trifft einige doch wirklich sehr fragwürdige Entscheidungen. Sie agiert dabei aber auf eine Art und Weise, dass ich irgendwie kein Mitgefühl mit ihr haben konnte. Ich hätte sie gerne gemocht, aber es ging nicht.

Man erfährt dann auch immer mehr über Pias Vergangenheit, obwohl das bis zuletzt für mich doch eher schwammig blieb. Was im Übrigen auch für die Geschehnisse in der Gegenwart gilt. Insgesamt fand ich es doch eher oberflächlich und am Ende blieben (zu) viele Fragen offen und ich etwas ratlos zurück.

Bewertung vom 15.10.2024
Death. Life. Repeat.
Finch, Louise

Death. Life. Repeat.


ausgezeichnet

Die Idee, einen Protagonisten einen bestimmten Tag immer und immer wieder erleben zu lassen, ist nicht neu und doch gelingt es der Autorin, ihr einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken, der mich wirklich begeistert hat.
Kurz hatte ich ein paar Anlaufschwierigkeiten, denn am Anfang war der Sprachstil des (zugegebenermaßen noch recht jungen) Ich-Erzählers Spence doch sehr umgangssprachlich und fast schon lapidar, aber das hat sich glücklicherweise schnell geändert und dann ließ es sich echt gut lesen.

Die Tage sind unterschiedlich lang und unterschiedlich ausführlich beschrieben, das hat mir gut gefallen, auch ändern sich gewisse Kleinigkeiten, so dass es mir nie langweilig wurde und ich nie das Gefühl hatte, die Geschichte wird künstlich in die Länge gezogen, im Gegenteil. Eine gewisse Entwicklung bei Spence war die ganze Zeit spürbar, nur in welche Richtung diese gehen sollte bzw. um was es hier wirklich geht, für diese Erkenntnis braucht er eine Weile.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, die Geschichte entwickelte eine richtige Sogwirkung und ich habe mich mittendrin gefühlt in Spences Leben. Möglicherweise gab es hier und da ein paar Logikschwächen bzw. einige Fragen, die für mich unbeantwortet geblieben sind, da aber das gesamte Konstrukt eines sich immer wiederholenden Tages nicht besonders logisch oder auch realistisch ist, konnte ich darüber gut hinwegsehen.

Ich finde jedenfalls das Thema und die damit verbundene Botschaft sehr wichtig und aus einer vielleicht etwas ungewöhnlicheren Perspektive wirklich toll erzählt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.10.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Die Idee, um die reale Gestalt des Yorkshire-Rippers eine fiktive Geschichte zweier Mädchen zu spinnen, die ihn zur Strecke bringen wollen, hat mir sehr gut gefallen und dementsprechend gespannt war ich auf das Buch.

Zu Beginn bin ich allerdings etwas schwer reingekommen und hatte insbesondere auf den ersten Seiten Probleme mit der zeitlichen Einordnung der Ereignisse. Da war die Ich-Erzählerin Miv für meinen Geschmack doch sehr sprunghaft, was aber in gewisser Weise ja auch zu ihrem Alter passt, genau wie der gesamte Schreibstil. Gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Perspektiven, neben Miv, die alles in ihrer Umgebung sehr scharfsinnig beobachtet, gibt es auch immer wieder Einschübe aus Sicht von verschiedenen Erwachsenen, die so die Beobachtungen von Miv (die doch teilweise noch recht kindlich sind) ergänzen, erklären und dem Leser bei der Einordnung helfen. Diese Art des Erzählens mochte ich wirklich sehr.

Der Ripper bestimmt bei allem so ein bisschen die Rahmenhandlung an der entlang sich die einzelnen Schicksale entfalten, denen die Mädchen während ihrer Ermittlungen begegnen. Die Menschen in der Nachbarschaft haben alle ihr Päckchen zu tragen und Miv und ihre Freundin nehmen, ob bewusst oder unbewusst, teilweise großen Einfluss auf die weiteren Entwicklungen, sei es auf positive oder auch auf negative Weise.

Am Ende war mir das dann aber fast ein bisschen zu viel, die ein oder andere Nebenhandlung hätte es für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht, das Buch hatte auch so genug zu bieten: Über die Wichtigkeit von Freundschaft und Familie, aber auch die Fragilität derselben, über den Mut, etwas zu verändern und das vermeintlich feststehende Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, über Hoffnung und Zusammenhalt.

Mir hat „Unser Buch der seltsamen Dinge“ wirklich sehr gut gefallen, es war anders als erwartet (weniger krimimäßig), was das Leseerlebnis aber nicht geschmälert hat, im Gegenteil. Ich war fast ein wenig traurig, als es zu Ende war, die Figuren sind mir doch sehr ans Herz gewachsen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.09.2024
Maybrick und die Toten vom East End
Glas, Vanessa

Maybrick und die Toten vom East End


ausgezeichnet

Was für ein tolles Buch! Auch einige Tage danach bin ich immer noch ganz begeistert von der Geschichte und der Atmosphäre, in die ich regelrecht hineingezogen wurde. Es war ganz anders, als ich erwartet hatte, es war auch weniger Krimi als ich dachte, aber das machte die Lektüre nicht minder spannend.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, Maybrick und Dr. Roberts kommen zu Wort, Hester und Heath, die im East End Schmuggelware verkaufen, Gwen und Jorma, zwei Kinder, die sich in den Gassen der Docks herumtreiben. Daraus ergibt sich ein vielfältiges und vielschichtiges Panorama einer Zeit und eines Ortes, an dem alle irgendwie um ihr Überleben kämpfen müssen, wo Gewalt an der Tagesordnung steht und jeder sich selbst am Nächsten scheint.
Doch auch hier gibt es Lichtblicke, Menschen, die sich um andere kümmern, denen es nicht egal ist, wenn Kinder sterben. Ich habe mitgelitten, mitgefiebert und mich mitgefreut, auch wenn es manchmal nur Kleinigkeiten waren.

Ich mochte wirklich alles an dem Buch. Ja, es ist sehr ausführlich und auch eher eine Milieustudie als ein Krimi, aber der Autorin gelingt es wirklich außerordentlich gut, ihre Charaktere zu beschreiben, die Stimmungen einzufangen und sie hat mich damit total mitgerissen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.