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Top-Rezensenten Übersicht

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jentis4711
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K.

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


gut

Es tut mir ein bisschen weh, diese Rezension zu schreiben, weil ich so gern besser über den Roman sprechen können würde. Kristine Bilkau hat eine wunderbare Art zu schreiben, schnörkellos, leise und auf den Punkt. In „Halbinsel“ geht es um Mutter und Tochter, die mittlerweile jede für sich leben und trotzdem über die gemeinsame Vergangenheit und Lebensthemen miteinander verbunden sind. Nachdem die Tochter, Linn, einen Zusammenbruch hatte, erholt sie sich in ihrem Elternhaus bei der Mutter. Den ganzen Roman über habe ich darauf gewartet, dass die Konflikte, die angedeutet werden, an die Oberfläche kommen. Aber da war einfach nichts. Es gab normale Konfliktchen zwischen Mutter und Tochter, aber insgesamt nichts, was einen Roman wert wäre. Die Figurenpsychologie war zudem nicht sonderlich vielschichtig und manchmal zu widersprüchlich. Die Tochter scheint ein Burn Out zu haben, ignoriert Anrufe und entzieht sich sämtlichen Dingen, die von außen an sie herangetragen werden, aber sie schafft es zugleich, ihre Wohnung in der Stadt aus der Ferne abzuwickeln, und das in organisatorischer Perfektion? Die Mutter versteht nicht, wie man sich so hängen lassen kann, während sie im Roman davon erzählt, wie sie vor Jahren das gleiche durchgemacht hat (wenn auch anderer Auslöser)? Der Hund, den die Mutter besitzt, wird nur dazu benötigt, zu Beginn mit den Nachbarn in Kontakt zu kommen und taucht danach fast 100 Seiten lang nicht mehr auf, als wäre er vergessen worden. Es gab einige Dinge, die mich gestört und gelangweilt haben, was sehrsehr schade ist, da ich die Autorin sehr schätze.

Bewertung vom 24.02.2025
Wenn wir lächeln
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


ausgezeichnet

Beeindruckendes Debüt!
Mascha Unterlehberg legt mit „Wenn wir lächeln“ ein beeindruckendes Debüt vor (das sicherlich für den ein oder anderen Preis nominiert werden wird). Sie hat einen ganz eigenen, eindringlichen und ausgefeilten Schreibstil und erzählt auch und gerade in den Lücken, die ihr Text lässt, einiges mit. Zu der Erzählerin selbst hatte ich weniger Zugang als zu Anto, beide Figuren sind jedoch komplex und interessant angelegt. Insgesamt ist der Text sehr fragmentarisch erzählt, arbeitet mit einzelnen Szenen und Sprüngen. Im zweiten Teil wurde mir das etwas zu viel, es fiel mir zunehmend schwerer, die Szenen den einzelnen Zeitebenen zuzuordnen und insgesamt wurde die Geschichte zum Ende hin wirrer. Das ist aber das einzige Manko. Ich glaube, von dieser Autorin werden wir noch viel lesen, sie vermag es, ein ganz eigenes Thema auf ganz eigene Weise zu verhandeln. Emotional durchaus fordernd, sprachlich eine wahre Freude. Große Empfehlung!

Bewertung vom 13.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

Ich konnte kaum glauben, dass es sich bei „Coast Road“ um einen Debütroman handelt, so fein und dicht ist er gearbeitet. Alan Murrin hat einen wirklich wunderbaren Schreibstil, rein sprachlich war das Buch schon eine Freude für mich. Und auch inhaltlich konnte ich eintauchen und habe mich jeden Abend aufs Weiterlesen gefreut. Die Figuren sind sehr fein gearbeitet, ihre Psychologie und ihre Handlungen waren für mich jederzeit nachvollziehbar und auch wenn ich sie manchmal schütteln wollte, war ich meistens auf ihrer Seite, was eine schöne Dynamik ist für mich als Leserin. Das einzige, was mich etwas gestört hat, waren die sehr häufig wechselnden Perspektiven (in nahezu jedem Kapitel kam jemand anders zu Wort), während ich gern der ein oder anderen Figur kontinuierlicher gefolgt wäre. Dadurch war es allerdings möglich, die Kernbeziehungen des Romans aus jeweils beiden Perspektiven zu erleben, was insgesamt ein sehr eindringliches, gesellschaftliches Panorama erzeugt hat. Ich habe diesen Roman sehr gern gelesen!

Bewertung vom 20.01.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


sehr gut

Der neue Wolf Haas - umfassend vermarktet, auffällig gestaltet, vielversprechender Klappentext. Eine Geschichte in der Geschichte, das ist an sich keine neue Idee, aber diese Storyline ist schon sehr eigen und sehr clever gemacht. Die Wechsel der beiden Handlungsstränge sind fließend, in sich schlüssig und bauen zunehmend Spannung auf. Obwohl es ein dünnes Buch ist, habe ich langsam gelesen, um die Sätze und auch die Story wirklich wirken lassen zu können. Zwei kleine Abzüge gibt es von mir: Erstens konnte ich schon im ersten Drittel des Buches vorhersehen, was der Twist sein würde und der war es dann auch. Es war weiterhin unterhaltsam und auch spannend, allerdings hätte ich mir bei einem so cleveren Aufbau ein bisschen mehr Überraschung gewünscht. Zweitens hatte ich keinerlei emotionalen Bezug zu den Figuren, sie waren mir aufgrund der distanzierten Erzählperspektive fast ein bisschen egal/austauschbar. Und trotzdem ist dieser Roman unterhaltsam, spannend und sehr gut geschrieben, ich habe ihn gern gelesen.

Bewertung vom 15.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Toller Autor, durchschnittlicher Roman

Was habe ich mich auf den neuen Glattauer gefreut! Er ist ein großartiger Autor, schreibt mit überraschendem und klugen Witz, der in den Figuren und Situationen liegt und schon die ersten Seiten sind sehr amüsant. Sehr gelungen erzählt sind das verbale Umeinanderherumtänzeln der Figuren zu Beginn, die quasi unausweichliche, zwischenmenschliche Annäherung und auch die jeweiligen Stimmungswechsel im Laufe des Gesprächs. Für ein Gespräch, in dem es um die Liebe gehen soll, bleiben die Dialoge jedoch inhaltlich sehr an der Oberfläche, drehen sich oftmals im Kreis oder wiederholen sich. Immer mehr Passagen wirken gewollt und austauschbar. Ich war gespannt auf das Ende, hier hätte er sehr viele Möglichkeiten gegeben, mit diesem Ende jedoch war ich als Leserin nicht zufrieden, weil auch das gewollt und konstruiert wirkte und man die Figuren doch mit einem komplexeren Ausgang hätte zurücklassen können. Obwohl am Ende beide bekommen, was sie wollten, habe ich nicht das Gefühl, dass das Gespräch einer der beiden Figuren wirklich den Horizont erweitert hat.

Bewertung vom 09.12.2024
Das große Gynbuch
Mangler, Prof. Dr. Mandy

Das große Gynbuch


ausgezeichnet

Schon das Inhaltsverzeichnis dieses Buches ist so umfangreich, dass jede Frau sich mit ihren persönlichen Thematiken dort wiederfinden kann - bislang habe ich bei meinen Stichproben noch nichts nicht finden können. Alles in einem Buch - das ist großartig! Natürlich habe ich noch nicht alle Kapitel akribisch gelesen, doch in denen, die ich gelesen habe, fiel mir vor allem Folgendes positiv auf: im Grundton der Autorin steckt eine Haltung von „alles ist in Ordnung/du bist in Ordnung“, was vor allem bei emotional aufgeladenen Themen ein gutes Gefühl gibt. Außerdem schreibt sie auch bei kontroversen Themen (z.B. Kaiserschnitt), völlig wertfrei und beleuchtet das Thema von diversen Seiten. Ich halte dieses Buch für sehr wichtig, da es Mädchen und Frauen in jedem Alter mit fundiertem und gesammelten Wissen ein entspannteres und besseres Gespür für ihren Körper ermöglichen kann.

Bewertung vom 02.09.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Mit seinem neuen Roman hat Behzad Karim Khani eine schonungslos ehrliche Collage über das Aufwachsen zwischen Wut und Gewalt im Kleinen und im Großen geschrieben. Die Kapitel widmen sich einzelnen Szenen oder Gedankengängen, in drei Teilen wird der Erzähler älter, behauptet sich, entzieht sich, wehrt sich. Eine klassische Romanhandlung gibt es nicht, es liest sich eher wie einzelne Briefe an einen Sohn (was am Anfang auch anklingt), um Ereignisse, Entscheidungen und Lebenswege zu erklären, ohne sich der Verantwortung zu entziehen. Jeder einzelne Satz in diesem Buch ist ein Kunstwerk und jede Seite geht unter die Haut. Manchmal war die Sprache stärker als die Figuren, weshalb ab und zu der rote Faden beim Lesen für mich verloren ging, aber das ändert nichts daran, dass das Leseerlebnis als solches eine absolute Wucht war - oder eben gewaltig.

Bewertung vom 03.07.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Javier Zamora hat einen wahren und persönlichen Pageturner geschrieben, der mich abends oft viel zu spät das Licht ausmachen ließ. Aus Sicht seines 9-jährigen Ichs, das allein mit fremden Menschen in Richtung La USA zu seinen Eltern aufbricht, beschreibt er zwei Monate voller Anstrengungen, Ungewissheit, Tragik und Einsamkeit - und obwohl das Gelesene oft fassungslos macht, ist es gespickt von liebevollen und menschlichen Momenten und Gedanken und einer ganz besonderen Wärme, die vom Erzähler ausgeht. Dieser Roman will kein Aufruf sein, keine Sozialkritik, sondern ist einfach nur die ganz persönliche Geschichte eines kleinen Jungen, der endlich bei seinen Eltern sein möchte. Und genau das, dieser kleine Junge, der dem Leser schnell ans Herz wächst und ihn mitfiebern lässt, lässt ein Gefühl von Ungerechtigkeit zurück, das die Medien kaum mehr auslösen können, und lässt den Leser spüren, dass wir alle nur Menschen mit Ängsten, Träumen und Emotionen sind. Ein sehr wichtiger, mitreißender und irgendwie liebevoller Roman, der nachhallt - ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.11.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


sehr gut

Was habe ich mich auf den neuen Kehlmann gefreut - und viel erwartet! Ich habe einen guten Roman gelesen, der trotz allem nicht meine (zugegebenermaßen hohen) Erwartungen erfüllen konnte.
Kehlmann schreibt wie immer großartig: scharfsinnig, witzig, auf den Punkt. Doch die einzelnen Kapitel waren meist nur in sich gut, im Gesamtkonstrukt erschienen sie mir jeweils oft austauschbar, sowohl von den gewählten Ereignissen als auch von der (wechselnden) Erzählstimme her. Natürlich, alles trägt zum weiteren Verlauf bei, aber genauso gut hätte sich anderes erzählen lassen. Die einzelnen Fäden sind quasi hinreichend aber nicht notwendig. Erst im letzten Drittel wird der Teil der Geschichte erzählt, der sich aufdrängt - zugleich bleibt ab da viel im Dunkeln, weil der Wahrnehmung der Figur nicht mehr getraut werden kann. Für einen Autor, der sonst brilliant mit der Vermischung von Fakten und Fiktion arbeitet, wirkte er an dieser Stelle seltsam zurückhaltend.
„Lichtspiel“ ist sehr hochwertige Unterhaltung, verhandelt wichtige Themen (z.B. Mitläuferschaft vs. sich-raushalten, Spannung zwischen Kunst und Moral, Zeitkolorit der gesellschaftlichen Nische der Künstler), hat mich jedoch insgesamt weniger gefesselt als erhofft.

Bewertung vom 19.10.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


sehr gut

Es kommt nicht oft vor, dass ein Debütroman gleich auf der Bestsellerliste landet - und hier ist es verständlich. Elena Fischers Roman hat Tiefe und Leichtigkeit, Wärme, Liebe und Traurigkeit, unterhält und ist von allem etwas: Coming of Age, Roadtrip, Familienroman - kleine und große Gefühle. Stellenweise erschien es mir etwas unrealistisch (z.B. dass eine 14-jährige allein mit dem Auto durchs halbe Land fährt) und dass die Protagonistin eben erst 14 Jahre alt ist, hat dazu geführt, dass es sich manchmal an der Schwelle zum Jugendbuch las. Die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet, allerdings auch ein bisschen klischeehaft (bzw. einfach nicht einzigartig, solche Figuren kommen immer wieder und überall mal vor). Nichtsdestotrotz habe ich den Roman sehr gern und am Stück gelesen, die Figur macht einiges an Entwicklung durch und als Leser/in fiebert man mit, dass es ein Happy End gibt.