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booktower
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Rodgau

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Insgesamt 61 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2025
Auf den Spuren unserer Vorfahren
Dave, Raksha

Auf den Spuren unserer Vorfahren


ausgezeichnet

Dem Seemann Verlag verdanken wir diese großartige Ausgabe eines faszinierenden Bildbands „Auf den Spuren unserer Vorfahren“. Bereits 2023 erschien die Originalausgabe in Groß Britannien mit dem Titel: “Lessons from our Ancestors“ bei Magic Cat Publishing. Dieser Titel beinhaltet, dass wir von unseren Vorfahren lernen können. Dies erwähnt auch die Archäologin Raksha Dave in ihrer Einführung. Die 50 Fundstücke die hier vorgestellt werden, können unseren Blick erweitern. Dem Wissen, das wir bereits verinnerlicht haben, können wir durch diese Lektüre neue Erkenntnisse hinzufügen. Wir besuchen 14 Zivilisationen und erleben neue Geschichten über unsere Vorfahren.
Kindgerecht aufbereitet lesen wir hier über die Vorfahren vieler Völker unserer Erde. Auch Erwachsene können in diesem Buch staunend erleben, wie clever unsere Vorfahren ihr Leben der Umwelt anpassen konnten. Inspirierend ist die Tatsache, wie alle sich gegenseitig halfen. Männer, Frauen, Kinder – ihre verschiedenen Fähigkeiten dienten dem Wohl aller in einer Siedlung und sicherten das Überleben in einer oft feindlichen Umgebung. Ihre Toten wurden respektvoll zur letzten Ruhe gebettet. Feindlich vom Klima her – starke Kälte und übermäßige Hitze kombiniert mit Tieren, die Tod bringen konnten stellten große Herausforderungen für unsere Vorfahren dar. Kleinste Insekten trugen tropische Krankheiten zu den Menschen. Riesige Raubtiere unternahmen bedrohliche Beutezüge.
Die Überschriften jedes Kapitels fassen den Inhalt zusammen und machen neugierig auf die Einzelheiten, die das Thema uns Lesern zeigen wird.

Bewertung vom 10.05.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


ausgezeichnet

Auf dem Titelbild sehen wir runde Fotos, die Menschen zeigen. Wohl die Familie, vielleicht auch Freunde der Erzählerin. Dies ist eine sehr berührende Geschichte eines Mädchens, einer Tochter und eines Ehemannes, die von ihrer Mutter und seiner Ehefrau von einem Augenblick zu anderen verlassen wird. Die Mutter verlässt die Familie, nicht nur die Tochter, aber durch die Augen der Tochter entwickelt sich die Geschichte und die Zusammenhänge werden vor uns aufgerollt. Die deutsche Übersetzung ist der Plural – „Perlen“ was die wahre Bedeutung für die Geschichte nicht trifft. Ich räume ein, dass man diese Perlen in gewisser Weise als Symbole sehen könnte - die vielen Erinnerungen des Mädchens an ihre verlorene Mutter könnten es sein. Die Dinge, die Tochter und Mutter zusammen getan haben und die ihren Platz gefunden haben in der Seele der Tochter. Das Haus in dem die Familie wohnt entsteht vor unseren Augen. Dann die Konflikte, denen das Mädchen in der Schule begegnet, als sie endlich hingeht. Denn anfangs hat die Mutter sie nicht in die Schule gehen lassen, obwohl sie sämtliche Schuluniformen mit Namensschildchen ausgestattet hat. Die Sprache erscheint lakonisch – wir werden durch die Ereignisse geführt, die sich langsam aufblättern und eine Geschichte ergeben.
Das Mädchen ist eine Außenseiterin in der Klasse. Bald geht sie gar nicht mehr hin, findet immer wieder neue „Krankheiten“ als Entschuldigung. Sie wird „richtig“ krank und wie sie selbst sagt, hinterlässt der Arzt ihr ein „Arsenal“ von Entschuldigungen, die sie sich zu Eigen macht.
„Pearl“, eine außergewöhnliche Geschichte, ist zugleich Mysterium und Meditation über Trauer, Verlust und Gefühle von Einsamkeit und Verzweiflung. Der Titel stammt von einem mittelalterlichen Gedicht, dem „Pearl“. Denn verzweifelt versucht sie, durch Bücher und Geschichten, die beide gelesen haben, als die Mutter noch da war, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sian Hughes schafft es, das Seelenleben eines wachsenden Kindes zu vermitteln. Eines Kindes, das gleichzeitig für den Baby Bruder sorgen muss. Tochter eines Vaters, der am College lehrt. Beide sind gezwungen sich mit dem Zustand der Verlassenen, der übrig Gebliebenen einzurichten. Der Schreibstil ist so anrührend, wunderschön auch die Beschreibungen der Landschaft Cheshires in England, die Folklore, die dort ihren Platz hat. Dies ist eine bewegende Geschichte.

Bewertung vom 09.05.2025
Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1
Blum, Antonia

Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1


ausgezeichnet

Antonia Blum habe ich schon so gern gelesen in ihren Romanen über die „Kinderklinik Weißensee“. Diese Autorin lässt vergangene Zeiten zu uns sprechen durch farbige, überzeugende Charaktere. In ihrem neuen Roman „Der Kindersuchdienst“ – immer in deinem Herzen - nimmt sie uns mit in die Nachkriegszeit. In das zerstörte Hamburg, wo ausgebombte Bewohner sich in Nissenhütten, Gartenlauben oder zugewiesenen Quartieren einrichten müssen, um ihr Leben nach Kriegsende zu bestehen.
Wieder treffen wir auf Charaktere, wie sie verschiedener nicht sein können. Die alleinerziehende Mutter Annegret arbeitet beim Kindersuchdienst und muss sich mit ihrer Legasthenie durch die Karteikarten und Suchformulare dieser Institution durchkämpfen und einen arroganten Chef ertragen. Nicht nur das belastet sie – ihren Sohn Oskar – unehelich, wie es diskriminierend genannt wird – muss sie ihrem Chef verheimlichen, sonst hätte sie die Stelle nicht bekommen. Sie tut es tapfer. Sie ist gesegnet mit Empathie, dies hilft ihr, auch wenn ihr Chef sie sich sachlich und kühl gegenüber den Suchenden wünscht.
Es sind die fünfziger Jahre und das Bild einer Frau entspricht in den Köpfen der Allgemeinheit einer Mutter und immer fürsorglicher und gehorsamer Ehefrau.
Mit dieser Geschichte tauchen wir ein in eine Zeit, wie wir sie uns nur schwer vorstellen können, wenn wir sie von heute betrachten. Der Roman kommt zur richtigen Zeit, denn am 8. Mai wurde des Kriegsendes von 1945 gedacht. Bei den Alliierten ist es der Tag der Befreiung von der Naziherrschaft, in Deutschland die bittere Niederlage der Nazis. Aber nicht alle Deutschen waren Nazis - viele Deutsche empfanden auch die Befreiung.
Die Schicksale Tausender sind gezeichnet vom Krieg. Die, die das größte Leid ertragen müssen, sind die elternlos gewordenen Kinder, die nun vom Suchdienst akribisch gesucht werden.
Annegret trifft die Tochter Charlotte einer reichen Reeder Familie die von zu Hause ausreißt um nicht den ungeliebten Schnösel Sohn einer anderen reichen Familie aus Schweden zu heiraten. Auch sie verheimlicht einiges – ihren richtigen Namen, ihre mageren Schreibmaschinenkenntnisse, die weit unter dem zurück bleiben, was verlangt wird und dass sie sich vor ihren Eltern und dem Verlobten verstecken muss. Sie hat Zuflucht gefunden bei ihrer alten Kinderfrau Femke. Alle anderen Frauen dort sind interessante Menschen mit den unterschiedlichsten Schicksalen, die sich gegenseitig unterstützen und nicht auf eine Hausfrau oder verheiratete Frau reduziert werden wollen.
So wie Antonia Blum schreibt, lässt sie eindringliche Bilder vor unserem inneren Auge entstehen. Die Geschehnisse, die Emotionen der handelnden Personen – alles wird so lebendig, als ob wir einem Theaterstück zuschauen. Bewundernswert ist die Recherche, die diesem Roman vorausgegangen sein muss. Alle lokalen Namen, Beschreibungen der Suchdienst Räume – erscheinen authentisch und überzeugend. Der nächste Band wird schon vorbereitet – wir sind gespannt.

Bewertung vom 25.04.2025
Wie ein Foto unser Leben rettete
Klinger, Maya C.

Wie ein Foto unser Leben rettete


ausgezeichnet

Schon das Titelbild ist so einfühlsam und wunderschön gemalt. Es zeigt die Eltern der Familie Mandil vor ihrem Foto Laden mit Atelier, Gavras Schwester Beba und Gavra selbst, der gerade fotografiert. Er liebt den Beruf des Vaters, Fotograf, und möchte selbst einer werden. Gavra lebt mit seiner Schwester und seinen Eltern in einer frohen und kreativen Familie in Novi Sad und es geht um Fotografie. Auch um den Beruf des Fotografen, der hier eine besondere Rolle spielt. Gavras beide Eltern führten ihn aus. Damals dort, wo die Deutschen die Herrschaft übernommen hatten. Schon früh fühlt Gavra sich fasziniert von der Kamera und den Fotos, deren Entwicklung er miterleben kann. Gavra erzählt von einem schönen Familienleben, bis der Krieg alles zerstörte. Denn bei einem Besuch in Belgrad bei der Großmutter erlebt die Familie einen Bombenangriff und darf danach nicht nach Novi Sad zurückkehren. Es ist herzzerreißend zu lesen, wie nun die Familie bei der Großmutter bleiben und der Vater Zwangsarbeit leisten muss, die die Deutschen ihm zuteilen. Aber am allerschlimmsten ist es, dass nun die Juden einen gelben Stern tragen müssen wie alle Juden in diesen schrecklichen Zeiten.
Schon mit fünf Jahren muss Gavra lernen, Dinge zu verheimlichen. Auf der Flucht heißt sein Vater jetzt Mirko und der Nachname wird Mandic sein wird ihm mitgeteilt. Die Kinder sollen ihre Eltern nicht mehr umarmen sondern sich ruhig verhalten. Damit die Deutschen keinen Verdacht schöpfen. „Und dreh dich nicht um auch wenn jemand dich bei deinem alten Namen ruft“, schärft Nikola der Fluchthelfer Gavra ein.
Die Reise erleben die Kinder als verstörend, die Anwesenheit der Deutschen Soldaten ist überall zu merken und wirkt aufschreckend, besonders auf die Kinder. Als plötzlich die Familie von draußen zum Aussteigen aufgefordert wird, kommt ein dramatisches Ereignis zur Sprache. Der deutsche Offizier sagt ihnen auf den Kopf zu dass sie Juden seien. Da der Name des Vaters als David im Pass steht, ist das der Beweis. Nun folgt das Ereignis – der Wendepunkt – der die Geschichte trägt. Wir lesen, wie es möglich wird, dass die Familie gerettet wird und ihre Reise – die Flucht – fortsetzen kann. Diese tapfere Familie musste von einem Ort zum anderen flüchten, immer den Deutschen voraus, die jedes Mal wieder erschienen und unermüdlich nach Juden suchten.
Wir lesen eine wahre und ergreifende Geschichte aus der schrecklichen Zeit, als die Nazis in so vielen Ländern Fuß fassten. Nicht nur ist es die Familiengeschichte der Familie Mandil in Jugoslawien – sie erzählt auch ein Wunder und vom fünfjährigen Sohn Gavra erfahren wir es. Ich halte es für ein wichtiges Buch, das Kindern zeigt, was damals geschah und nun wieder so aktuell wird in unserer Zeit. Darum: Kein Vergessen und Nie mehr wieder bleibt in unserem Denken eingraviert.

Bewertung vom 29.03.2025
Dream Count
Adichie, Chimamanda Ngozi

Dream Count


ausgezeichnet

Mit ihrem neuen Roman „Dream Count“ belebt Adichie die Erinnerung an die Zeit des Corona Lockdowns. Wir erleben diese schreckliche Periode der Menschheit hier nun wieder durch die Erzählungen der Schicksale von vier afrikanischen Frauen. Vor Corona konnten sie zwischen und auf den Kontinenten Afrika, Amerika und Europa reisen. Nun treffen sie sich auf Zoom Meetings und tauschen sich aus über ihre Befindlichkeiten und welche Sorgen sich alle machen, Sorgen der verschiedensten Arten. Dieser Roman enthält in vier Abschnitten die Schicksale von Chiamaka, einer Reiseschriftstellerin. Dann Omelogor, eine Bankerin. Zikora, eine Anwältin. Diese drei sind Nigerianerinnen. Kadiatou, Chiamakas Haushälterin stammt aus Guinea und hat ein ganz besonderes Schicksal zu bestehen. Die Leben dieser vier sind unterschiedlich. Eine Gemeinsamkeit ist allen die Suche nach wirklicher Liebe. Besonders Chiamaka kämpft mit ihrem Wunsche nach „wirklicher, altmodischer Liebe.“
Adichies Stil ist eindringlich und ehrlich, sie spricht über die verborgensten Gedanken und Sorgen ihrer Protagonistinnen. Sie lässt uns teilhaben an Teilen derer Vergangenheit, ihrer Liebe zu verschiedenen Männern, Enttäuschungen und wie sie diese empfinden und versuchen zu verarbeiten. Sie schreibt wahrhaftig und tiefgehend über viele Themen - Liebe, narzisstische Liebe die ihr zusetzt, Reisen, Familie.
Chiamaka sehnt sich danach, von einem anderen Menschen wirklich erkannt zu werden. Wir lesen von den Anfängen der Corona Pandemie und wie es ihr und ihren Freundinnen ergeht, und welche Gedanken ihnen durch den Kopf gehen.
Sie lebt in USA, ihre Familie in Nigeria. Durch Zoom Sitzungen mit ihren Brüdern, Eltern und Freundinnen, die sie beschreibt, erleben wir wie ihre Familienmitglieder nun mit der Bedrohung der Pandemie lebt. Ihre Geschichten werden wunderbar miteinander verflochten und behandeln eine große Themenpalette - von Rassismus über Sexismus bis zu Politik um nur einige zu nennen. Natürlich ist die Erfahrung jeder Frau einzigartig. Kadiatous Geschichte erschüttert zutiefst – wie sie und ihre Tochter ihre Erfahrung bewältigt ist bestrickend. Im Nachwort erfahren wir darüber noch mehr.
Diese Geschichte umspannt verschiedene Gesellschaftsschichten. Was diese vier so unterschiedlichen Frauen erleben steht auch exemplarisch für Frauenleben weltweit. Adichies einzigartiger Stil und die Komposition des Romans wird ihn unvergesslich machen. Sie wird unendlich viele Frauen auf allen Kontinenten ansprechen können. Sie könnte sogar viele Frauen anregen, ihren ganz eigenen „Dream Count“ zu entdecken.
Denn auch diesen Aspekt erwarten wir ja von Literatur – uns selbst spiegeln zu können und neue Sichtweisen zu entdecken.
Eine wichtige Anmerkung für den S. Fischer Verlag möchte ich noch machen: So ein Roman wie dieser verlangt unbedingt nach einem Glossar besonders in der deutschsprachigen Ausgabe. Es sind zu viele Igbo spezifische Erwähnungen darin, die eine Erklärung besonders im deutschsprachigen Raum benötigen.

Bewertung vom 04.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Das Buchcover zeigt eine blühende Magnolie unter der eine schwarz-weiße wunderschöne lächelnde Katze sitzt. Die Magnolie hat in dieser Geschichte eine besondere Stellung. Sie gehört zu den Erinnerungen der Familie an den verstorbenen Ehemann der Mutter und Vater der Tochter.
Die Protagonistin – die Tochter - scheint in einer Schreibblockade zu stecken. Als ihre Mutter im Beet nahe der Magnolie eine Streunerkatze entdeckt, die gerade geworfen hat, ist dies eine große Überraschung. Die Mutter geht zum Tierschutzverein Stiftung für Tierschutz der Präfektur Kanagawa und versucht die Tiere dort unterzubringen. Leider gibt es dort keinen Platz für sechs neue Katzen. Wir erfahren weiter wie sich viele lästige Katzen in der Nachbarschaft ausbreiten und alle Bewohner dagegen vorgehen wollen. Dennoch bleiben die Katzen vorerst im Garten der Familie. Wir erleben nun, wie sich die Mutterkatze mit ihren so unterschiedlichen Kindern in der Familie und deren Herzen niederlässt. Die Mutter kauft Katzenfutter – die Geschichte nimmt an Tempo auf und wir beobachten die Katzenmutter und ihre fünf Kinder. Dazu kommt Besuch von Verwandten – Tanten, Kusinen und andere Bekannte die alle Erfahrungen mit Katzen aufweisen und hilfreiche Ratschläge beisteuern. Es sind ganz besondere wunderbare Kätzchen, alle verschieden gezeichnet und mit einschmeichelndem Verhalten. Mit der Namengebung tritt eine weitere Dimension der Bindung der Menschen an die Katzen ein. Oder ist es sogar umgekehrt?
Diese so feinfühlige und zu Herzen gehende erzählte Geschichte ist für alle „Katzenmenschen“ eine wunderbare Bereicherung. Wir verfolgen die Schicksale der Jungkatzen, die schnell wachsen. Mit Hilfe von Verwandten und Freunden werden alle Katzen bei neuen Familien untergebracht. Mutter und Tochter behalten die Katzenmutter Mimi und deren Sohn Taro. Diese vier führen ein inniges Leben. Die Katzen schenken Vertrauen und Zärtlichkeit, im Winter dazu Wärme. Tatsächlich hat die Gemeinschaft der beiden Menschen mit den Katzen glückliche Gefühle in aller Leben gebracht. Die Autorin Morishita erzählt ruhig die Begebenheiten dieser Familie und wie die vier sich gegenseitig zugetan sind. Es ist eine anrührende Lektüre, die ich allen empfehle, die in eine ganz besondere Geschichte eintauchen möchten.

Bewertung vom 28.02.2025
Spellcraft, Band 1 - Die Magie der silbernen Flamme (eBook, ePUB)
Ferguson, R. L.

Spellcraft, Band 1 - Die Magie der silbernen Flamme (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Ausspruch von Lucys Großmutter Serena hilft Lucy und ihrem Freund Renly bei der Suche nach Lucys entführter Großmutter. Mit dieser Suche beginnen die Abenteuer von Lucy. Zum Glück besitzt Lucy ihre magischen Objekte die ihr helfen. Eine Fülle dieser Objekte können wir in der Geschichte aufspüren, die Welt der Spellcrafter quillt über von ihnen und gehorcht Gesetzen, die vor 1000 Jahren in einem Londoner Übereinkommen festgelegt wurden. Lucy ist Glasbläserin und ihr magischer Glaslöffel kann anzeigen, ob jemand die Wahrheit spricht.
Wir tauchen ein in die magische Welt Londons und begleiten Lucy Fairwright und ihre Freunde auf der Suche nach der Wahrheit. Lucy trägt die Magie der silbernen Flamme tief in ihrer Brust und kann damit sehr viel Aufregendes bewirken. Sie kann die glühenden Dunststränge aus ihrem Inneren benutzen, um damit Dinge zu formen. Es wird ein ereignisreicher Tag. Der Besuch der erregenden Wintermesse, die Lucy mit freudigen Erwartungen betritt, endet mit der Entführung ihrer Großmutter. Zu allen Schwierigkeiten muss Lucy feststellen, dass sie sich nicht erinnern kann, was ihr geschehen ist, als die Großmutter entführt wurde. Spellcrafter dürfen ihre Kräfte nicht an Menschen anwenden. Aber Lucy vermutet, dass ihr genau das geschehen ist.
Lucy und ihr Freund Renly gehen auf die Suche um Großmutter Serena wiederzufinden. Sie müssen viele Hindernisse überwinden und sich Gefahren aussetzen wie zum Beispiel den Sept Fortis, eine Paramilitärpolizei mit einem riesigen Entsetzenspotential. Mit Hilfe von Lucys treuen Gefährten - Patches, einem kleinen Tierwesen, das ihr beisteht, und Renly - schafft sie es, sich aus den Gefahren herauszuwinden. Dazu besitzt ihr Freund Renly einen magischen Stock, der bei einer Personensuche helfen kann. Diese Wintermesse ist organisiert wie ein Workshop, wo viele wunderbare und auch gefährliche Spellcrafter ihre Fähigkeiten ausstellen. Was auf der Wintermesse der Spellcrafter geschieht und was die Freunde Lucy und Renly erleben, ist überwältigend. Sie werden ohne Ende herausgefordert. Die Geschichte lässt nicht nach an Spannung.
Der Workshop besteht aus Hunderten miteinander verbundenen Gebäuden. Durch magische Schleier werden sie vor den Augen normaler Londoner verborgen. Durch diese Parallelwelt müssen Lucy und Renly sich nun durchlavieren. Dabei treffen sie auf schreckliche Monster, die überwunden werden müssen. Aber sie gewinnen auch einen neuen Freund, Prince Carter, der sich als hilfreich herausstellt.
Die neue Geschichte von R. L. Ferguson ist wahrhaftig eine ungewöhnliche story in der Fantasy Literatur, ein Gebiet, das sich ständig vervielfältigt. Ich empfehle diese Story rückhaltlos, denn sie quillt über von neuen Ideen. Im Mittelpunkt steht wieder eine Freundschaft die eine Basis fürs Durchhalten in der Reihe der abenteuerlichen und wahrlich furchterregenden Ereignisse darstellt. Ich freue mich auf Band 2. Eine Leseprobe daraus „Die Macht der weißen Sonne“ ist angefügt.

Bewertung vom 14.02.2025
Die Tage nach dem Pflaumenregen
Chen, Karissa

Die Tage nach dem Pflaumenregen


ausgezeichnet

Schon das Buchcover, gestaltet von der Künstlerin Ikenaga Yasunari, fasziniert und erweckt den Wunsch, in diese Geschichte einzutauchen und sie zu erfahren.
Von der ersten Seite an eröffnen sich faszinierende Welten. Schon die Erklärung über Codeswitching führt ein in eine andere Sprachwelt als die, die von den meisten Menschen benutzt wird. In farbiger, ausdrucksstarker und melodiöser Sprache erleben wir China und die übrige Welt im letzten Jahrhundert in einer Zeit des Umbruchs.
Die Geschichte beginnt im alten Wohnviertel Shanghais in der Französischen Konzession während der dreißiger Jahre. Wir treffen die Familien Zhang und Wang, Nachbarn im Longtang. Dort verkaufen Straßenverkäufer den Morgenbrei und andere Mahlzeiten tagsüber. Und so besuchen wir die Familien, werden so in die verschiedenen Familiengeschichten eingeführt und lernen einige der vielen Protagonisten kennen. Die Atmosphäre ist bereits inhaltsschwer von den Ereignissen die auf uns warten gelesen zu werden. Es ist die Zeit des chinesischen Bürgerkriegs und der Besetzung Shanghais von Japanischen Truppen. In der einschlägigen Literatur kann man die geschichtlichen Ereignisse der hier beschriebenen Begebenheiten nachlesen. Alles wird aus rückblickender sowie vorwärtsschreitender Perspektive erzählt und die Kapitel mit Daten in der Überschrift versehen.
In der Familie Wang denken alle an den Tag des Abschieds – ihr Bruder und Sohn Haiwen ziehen in einen Krieg. Reich an Metaphern und Vergleichen kann man diesen farbigen Text sehr genießen, obwohl die Handlung verspricht, traurig zu werden. Haiwens Erinnerungen vergleicht die Autorin so: „Noch Jahre später wird er in seinen Erinnerungen an den Ort wühlen, den er als seine Heimat betrachtet, wird sie übereinanderlegen wie gestapelte Reispapierblätter und versuchen, sich zu erinnern, was wann war, ohne je das ganze Bild zu sehen.“

Im Zentrum der Erzählung steht die einzigartige und bewegende Liebesgeschichte von Suchi und Haiwen und wie es ihnen ergeht in Zeiten der Umwälzung der Welt. Nichts bleibt wie es ist und die agierenden Charaktere werden zu Spielbällen des Schicksals. Ganz besonders die Schicksale der Schwestern Suchi und Sulan nehmen uns mit. Wir fühlen mit ihnen in ihrem Lebenskampf, der sie in einen Strudel taucht, in dem sie sich atemlos zurechtfinden müssen. Sie stehen exemplarisch für Millionen Menschen die sich zurechtfinden mussten in Zuständen die sie nicht herbeigerufen haben, ohne irgendetwas dagegen tun zu können, wie ihr Leben durch Mächte durcheinandergewirbelt wurde, die sie nicht beeinflussen konnten.
Diese Literatur fasziniert von der ersten Seite an. Die Autorin entstammt einem Volk, das für seine wunderbaren Bilder und seiner farbigen Sprache bekannt ist. Wir werden in neue Welten eintauchen und vieles aus der modernen Geschichte der Welt erfahren.
Das Buch ist ausgestattet mit einer Liste von Erklärungen und einer bewegenden Danksagung der Autorin.

Bewertung vom 03.02.2025
Tomke gräbt
Hach, Lena

Tomke gräbt


ausgezeichnet

Tomke gräbt – es ist ein sehr ungewöhnliches Buch das viel Raum lässt für eigene Geschichten. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein Kind sich darüber legt (in meiner Vorstellung liegt das Kind auf einem Bett oder auch Teppich und schaut sich die Bilder an). Sein Geschwisterchen schaut mit und gemeinsam erzählen sie sich, was Tomke tut. Vielleicht auch was die Erwachsenen reden – denn das haben schon die Mutter, Vater oder größere Geschwister vorgelesen. Das Buch zeigt den Unterschied zwischen einer Kinderwelt und der Erwachsenenwelt. Nicht alle Kinder haben die Gelegenheit, in einem Garten zu graben. Wer Kinder kennt weiß, dass sie auch andere Möglichkeiten finden, sich in ihre eigene Welt zurückzuziehen.
Auch das Tomke nicht erwidert, was manche Erwachsenen in der Geschichte sagen zeigt, wie sehr sie bei sich selbst ist. Es scheint, dass sich nur für ihr Graben interessiert und nicht für das, was um sie herum vor sich geht.
Es ist ein Sinn stiftendes Buch besonders für Erwachsene. Vielleich auch für Kinder, die so etwas selbst gern ausprobieren möchten, was sie auf diesen Seiten erleben.

Bewertung vom 24.11.2024
The Wilderness of Girls
Franklin, Madeline Claire

The Wilderness of Girls


ausgezeichnet

Diese Geschichte ist so vielfältig und vielschichtig in ihrer Gesamtheit, dass es nicht leicht ist, sie in einer Rezension zu erklären. Sie ist märchenhaft aber trotzdem ein Teil unserer modernen Welt. Es werden viele Themen behandelt – wenige Dinge, die in einem Teenagerleben vorkommen werden ausgelassen. Liebe und deren Mangel – Elternliebe und die Liebe von jungen Menschen.
Alles beginnt damit, dass Rhi zu ihrem Onkel zieht, einem Ranger in Happy Valley. Eigentlich soll sie dort auch zur Schule gehen, doch es kommt dazu, dass ihr die Arbeit als Hilfskraft eines Rangers so gut gefällt, dass sie diese der Schule vorzieht. Im Wald trifft sie auf ein Mädchen, dessen Bein in einer Tellermine gefangen ist und schon so lange, dass dem Bein große Gefahr droht.
Und hier kommt die Geschichte so richtig in Gang. Vier Freundinnen, die sich als Schwestern bezeichnen sind es, die im Wald in einem Baumschloss leben mit einem Mann, den sie Mutter nennen, der für sie sorgt und ihnen dabei eine Lebensphilosophie beibringt, die höchst ungewöhnlich ist. Ein großes Geheimnis umgibt Mutter. Sunder ist das verletzte Mädchen. Rhi sorgt dafür, dass sie in eine Klinik gebracht wird. Diese Aktion bringt die Geschichte so richtig in Gang und sie entfaltet sich vor uns staunenden LeserInnen in einer höchst ungewöhnlichen, hochspannenden und fesselnden Weise. Die Namen der vier Mädchen sind, soviel sei noch angemerkt, hochspannend – Sunder – sie ist die Verletzte- bedeutet „spalten“ auf Deutsch. Ihre Verwundung bringt die Wohngemeinschaft dieser Gruppe an die Öffentlichkeit. Epiphanie – Erscheinung, Verity – Wahrheit, Oblivienne – vielleicht von oblivious, unbekannt oder versteckt – Rhi von Rhiannon. Der Wald spielt außerdem eine sehr große Rolle, hier sind sprachlich wunderbare Beispiele, als die Mädchen den Wald durchqueren müssen:„der ganze Wald führt sie, drängt sie vorwärts, einem Ziel entgegen, das ihr Leben lang auf sie gewartet hat. Vor ihnen scheinen sich die Bäume zu teilen, um sie durchzulassen, ihre Wurzeln unter die Erde zu ziehen, damit sie nicht stolpern, ihre schlanken Stämme zur Seite zu neigen, damit sie passieren können.“
Der Wald als lebendiges Wesen, eine Entität für sich, die uns jederzeit einlädt und aufnimmt – so erleben wir ihn in dieser Geschichte, die uns von der ersten bis letzten Zeile nicht mehr loslässt.
Die Autorin schreibt in einem Brief an uns LeserInnen Folgendes:
„Keines der Ereignisse in dieser Geschichte ist mir selbst passiert, aber Fiktion ist oft ein Oberton dessen, was wir wirklich erlebt haben, mehrfach abgewogen, gefiltert, destilliert, von Nebengeräuschen gereinigt, um eine harmonische Erzählmelodie zu erschaffen“.
Diese Geschichte wird alle fesseln, die sich gern mit höchst ungewöhnlichen Themen beschäftigen und dabei glänzend und anspruchsvoll unterhalten werden. Das große Rätsel, ob die Wild Girls of Happy Valley verlorene Prinzessinnen aus einem fernen Land sind oder Opfer eines gestörten Entführers bleibt bis zum Schluss spannend, so dass man dieses Buch schwer zur Seite legen kann. Sprachlich ist es sehr fantasie- und genussvoll zu lesen. Ich empfehle es allen, die Sinn für Ungewöhnliches und hoch Unterhaltendes besitzen.