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Benutzername: 
Claudi
Wohnort: 
Creglingen

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2025
Das achte Kind
Grabovac, Alem

Das achte Kind


sehr gut

Nachdem ich das Buch im Januar 2021 gewonnen hatte, habe ich die ersten Kapitel innerhalb weniger Tage gelesen. Aber je tiefer ich die Geschichte des jungen Alem kennenlernen durfte, desto weniger wollte ich mich damit auseinandersetzen. Selbst wenn der Autor und der Verlag betonen, dass das Werk ohne Wertung geschrieben sei, war es alles andere als neutral für mich. Müsste ich ein Wort für Alems Kindheit finden, würde ich "gewalttätig" wählen und das nicht nur im physischen Sinne.
Wieso vergebe ich nur vier Sterne? Ich finde, dass es dem Autor an einigen Stellen nicht gelungen ist, das kindliche Erleben und Empfinden wiederzugeben. Als Menschen sind wir es gewohnt, Geschehenes mit einem Ziel zu erzählen, das dem kleinen Alem meiner Meinung nach noch nicht bewusst gewesen sein konnte.
Der zweite Kritikpunkt ist die sprachliche Ausgestaltung des Romans. Der Autor schreibt verständlich und leicht leserlich. Mir persönlich war der Stil allerdings an einigen Stellen zu einfach. Ich hätte mir detailliertere Beschreibungen gewünscht oder einfach hin und wieder Momente, in denen man zum Durchatmen kommt. An einigen Stellen wirkt die Geschichte "runtererzählt", damit sie gesagt ist, um endlich ein Ende zu finden. Das ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung und womöglich zu viel von mir interpretiert.
Auch wenn ich mich an einigen Stellen überwinden musste, den Roman weiterzulesen, bin ich sehr froh darüber. Anders hätte ich wahrscheinlich niemals so viel über Jugoslawien, Arbeiterfamilien und eine besondere Art der Integration erfahren.

Bewertung vom 04.02.2025
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

"Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte hat es geschafft, mich in ein komplett anderes Zeitalter zu entführen. Die Geschichte handelt von dem 13-jährigen Mädchen Johanna, die immer wieder mit harten Schicksalsschlägen zu kämpfen hat. Als sie ihre Familie durch die Pest verliert, ist sie auf sich alleine gestellt und muss Zuflucht bei ihrem Onkel suchen. Ihr Überlebensinstinkt sagt ihr, dass sie als Junge besserer Chancen hat - dass das allerdings nicht allezu lange gut geht, ist wahrscheinlich abzusehen.

Das Buch beginnt relativ düster, aber bereits nach wenigen Seiten war ich sehr neugierig, wie die Geschichte von Johanna wohl weitergeht. Die Autorin hat einen unkomplizierten Schreibstil, der mich gefangen genommen hat. Ich hatte bislang kein Interesse an der Töpferei und wollte mich auch nicht unbedingt mit der Zeit des 30-jährigen Krieges auseinandersetzen. Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich mich allerdings direkt beim Keramikmuseum Westerwald nach den Öffnungszeiten erkundigt 😄
Obwohl die Geschichte von zahlreichen traurigen Ereignissen geprägt wird, schafft es die Autorin immer wieder, die positiven Seiten hervorzuheben. Zunächst war ich der Meinung, dass ich mich nicht mit der Protagonistin identifizieren könnte, aber trotz unterschiedlicher Eigenschaften und Interessen, habe ich stets mit Johanna mitgefühlt.

Fazit: Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich gerade Freunde historischer Romane von der Geschichte angesprochen fühlen. Wer Unterhaltung mit Tiefgang sucht, wird mit dem Buch bestimmt glücklich werden.