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Benutzername: 
Willibald B
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Bewertung vom 26.05.2021
Wolfsmond
Llamazares, Julio

Wolfsmond


ausgezeichnet

Llamazares schreibt in der "Ich"-Form als Teil einer Gruppe von vier repubikanischen Kämpfern, die sich nach dem Zusammenbruch der Front im Spanischen Bürgerkrieg in den Gebirgen ihrer Heimat im Norden Spaniens vor dem Zugriff von Francos Truppen und der Guardia Zivil zu verbergen und zu überleben versuchen, wobei das Wort "Leben" immer eindringlicher mit dem Leben innerhalb einer normalen menschlichen Gemeinschaft gleichgesetzt wird. Die immer seltener werdenden Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der unbedingt notwendigen Kontakte zu Unterstützern und zur eigenen Familie lassen den Leser nicht nur die Mangelsituationen des Lebens in der freien Natur nachempfinden, sondern auch die zunehmende Vereinsamung der Gejagten und die Gefühlsverarmung innerhalb der von den Machthabern bedrohten und Repressionen ausgesetzten dörflichen Gemeinschaft. Die Ereignisse werden von der Flucht vor der Hetzjagd bis zur selbstgewählten Isolation hautnah spürbar, der Erzähler setzt mit dem Roman den verzweifelt für einen demokratischen Staat eintretenden Opfern des faschistischen Systems in Spanien ein Denkmal. Spannend erzählte Geschichtsbewältigung über das Jahrzehnt nach dem Spanischen Bürgerkrieg!
Für interessierte Leser:innen ebenfalls empfehlenswert:
- Ernest Hemingway "Wem die Stunde schlägt" (Roman)
- George Orwell "Mein Katalonien" (Bericht Orwells über seine Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg
- André Malraux "Die Hoffnung" (Roman)