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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2024
Mitte des Lebens
Bleisch, Barbara

Mitte des Lebens


gut

Landkarte für das Leben

Da ich altersmäßig in der "Mitte" meines Lebens stehe und sich mir tatsächlich schon einige Orientierungsfragen gestellt haben, hat mich das Buch sofort angesprochen. Auch das Cover ist ansprechend gestaltet und das einleitende erste Kapitel nimmt Bezug darauf, warum hier ein Berg als Motiv gewählt wurde. Die Idee, kein Ratgeber, sondern eher ein Berater bzw. Wegweiser zu sein, hat mir gut gefallen, ebenso der Vergleich mit einer Landkarte, die einem nur die Typografie der Landschaft wiedergibt - den Weg muss man aber selber finden.

Die Autorin widmet sich in den folgenden sechs Kapiteln verschiedenen Fragen/Gedanken, die sich einem möglicherweise in der Lebensmitte stellen. Jedes Kapitel hat so einen Themenschwerpunkt, der aus dem Blickwinkel verschiedener philosophischer Ansätze beleuchtet wird. Diese Herangehensweise fand ich interessant. Viele Gedankengänge haben mich angesprochen und einen Anstoß zur Reflexion gegeben.

Die Kapitel sind essayistisch geschrieben, beziehen sich zwar hier und da aufeinander, müssen aber nicht unbedingt in der vorgegebenen Reihenfolge gelesen werden. Das Buch hat grundsätzlich einen angenehmen Schreibstil, dennoch musste ich mich beim Lesen mehr konzentrieren als bei einem Roman.

Insgesamt war mir die philosophische Aufarbeitung der jeweiligen Themen etwas zu „verkopft“ und zu ausschweifend. Gerade das Beleuchten eines Themas aus verschiedenen (philosophischen) Sichtweisen habe ich teilweise als repetitiv empfunden. Dadurch wirkte das Buch auf mich etwas langatmig.

Bewertung vom 08.07.2024
Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
Konrad, Maja

Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze


sehr gut

Eine Pflanze, die rechnen kann…

Ich gebe zu, dass mich das Buchcover zunächst nicht angesprochen hat - die Pflanze sieht irgendwie creepy aus - aber der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Zum Glück! Denn ‚Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze‘ ist eine tolle, originelle und liebenswerte Geschichte, die auch mir, als erwachsene (Vor-)Leserin, viel Freude bereitet hat.

Herr Pula, die (vegetarische!) fleischfressende Pflanze, die nicht nur sprechen, sondern auch rechnen und kochen kann, ist eine wunderbare skurrile Idee! Die Geschichte wird kindgerecht erzählt und hat einen angenehmen Spannungsbogen. Nach aufregenden Kapiteln folgen auch ruhige, in denen man die Figuren besser kennenlernt. Die Kapitel haben dabei eine gute Länge und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Im letzten Drittel wird es nochmal richtig spannend, bis alles ein gutes und rundes Ende nimmt. Die Geschichte scheint als Einzelband angelegt zu sein, ich hätte aber nichts gegen weitere Abenteuer mit Herrn Pula einzuwenden.

Sehr gefallen haben mir im Übrigen auch die Botschaften, die die Geschichte vermittelt, nämlich dass „anders sein“ gut ist und man mit Freundschaft und Zusammenhalt zum Ziel kommt. Auch fand ich es schön, mal eine Geschichte zu lesen, in der ein Kind beim alleinerziehenden Vater lebt.

Fazit. ‚Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze‘ ist ein bezauberndes Kinderbuch mit einer originellen Story, liebenswerten Figuren und einer schönen Botschaft. Die Illustrationen im Buch ergänzen die Geschichte gut, auch wenn mir der Zeichenstil nicht so richtig gefällt - aber das ist ja zum Glück Geschmackssache :-) .

Bewertung vom 24.06.2024
Wie man ein Monster zum Leben erweckt / Prometheus Highschool Bd.1
Wilson, Stuart

Wie man ein Monster zum Leben erweckt / Prometheus Highschool Bd.1


sehr gut

Frankenstein Highschool

Buchcover und Klappentext machten mich von Anfang an neugierig und versprachen eine etwas andere Highschool-Geschichte. Ich wurde nicht enttäuscht, denn die 'Prometheus Highschool' ist alles andere als eine „normale“ Schule. Hier werden nicht die üblichen Fächer unterrichtet. Vielmehr versuchen die Lehrer, auch Schöpfer genannt, ihren Schülern beizubringen, wie man tote Körper wieder zum Leben erweckt! Athena wird in die Schule aufgenommen, nachdem das wissbegierige Mädchen den toten Kater der Nachbarin wiederbelebt hat.
Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm. Obwohl es sich um ein Kinderbuch handelt, war auch ich als Erwachsene sofort gefesselt.

Die Charaktere im Buch sind gut beschrieben. Hauptfigur Athena wirkt anfangs etwas arrogant und unnahbar. Der Umgang mit Gleichaltrigen fällt ihr schwer. Im weiteren Verlauf der Geschichte erkennt man jedoch, dass ihre vermeintliche Arroganz aus einer tiefen Unsicherheit und Einsamkeit resultiert. Umso schöner ist es, dass sie sich mit ihrem Mitschüler Godfrey anfreundet. Die Szenen zwischen den beiden Kindern haben mir sehr gut gefallen, da die beiden ein tolles Team sind. Überhaupt mochte ich Godfrey sehr und ich fand es großartig, dass das Thema Inklusion bei seiner Figur berücksichtigt wurde. Denn Godfrey sitzt zwar im Rollstuhl ist aber alles andere als hilflos.

Der Schauplatz der Geschichte, ein altes ausgedientes Kreuzfahrtschiff, das der titelgebenden Schule als Zuhause dient, wird bildhaft und atmosphärisch beschrieben – Gruselfaktor inklusive! Das Schiff ist heruntergekommen, viele Bereiche sind verlassen und etwas Unheimliches geht an Bord vor. Mir hat das alles sehr gefallen, ist aber eher nichts für ängstliche Kinder. Auch muss man mit dem Morbiden der Geschichte zurechtkommen, denn die Schüler – allen voran Athena – arbeiten mit Leichenteilen. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 10 Jahren – ich würde die Altersempfehlung eher höher ansetzen.

Abgesehen davon ist ‚Prometheus Highschool‘ eine wirklich tolle Geschichte, die trotz ihrer schrägen Handlung auch schöne Botschaften enthält. Nämlich, dass man durch Zusammenarbeit, Hilfsbereitschaft und Freundschaft mehr erreicht als durch Alleingänge und auch, dass man Verantwortung für sein Handeln (und seine Schöpfung) übernehmen muss.

Fazit. ‚Prometheus Highschool‘ ist ein spannendes Buch mit einer herrlich schrägen Geschichte. Hauptfigur Athena ist nachvollziehbar beschrieben und macht eine schöne Entwicklung durch. Aufgrund des gruseligen Settings und der morbiden Handlungselemente würde ich das Buch aber eher älteren Kindern oder Jugendlichen empfehlen.

Bewertung vom 07.06.2024
Funny Story
Henry, Emily

Funny Story


gut

Kurzweilige Liebesgeschichte mit Schwächen

‚Funny Story‘ ist mein zweites Buch von Emily Henry. Und genau wie ‚Book Lovers‘ hat mich auch dieses Buch nicht vollständig überzeugt.

Zum einen spricht mich der Schreibstil der Autorin nicht wirklich an. Er ist sehr locker, was ich eigentlich auch schätze. Aber - auch wenn es die eine oder andere Situation gab, über die ich schmunzeln musste – empfand ich den Humor leider oft als bemüht und aufgesetzt.
Das Setting des Buches und die Beschreibung der Schauplätze fand ich hingegen sehr gelungen. Dafür hat die Autorin definitiv ein Händchen.
Auch Hauptfigur Daphne habe ich gemocht. Zum einen hat mir ihr beruflicher Kontext (Bibliothekarin) gefallen. Außerdem wirkte sie authentisch und, da die Geschichte aus ihrer Ich-Perspektive erzählt wird, waren ihre Emotionen für mich nachvollziehbar.
Miles fand ich anfänglich auch ganz in Ordnung. Das Hin und Her zwischen den beiden fand ich aber irgendwann recht zäh und so zieht sich die Handlung leider ziemlich. Auch trifft Miles zwischendurch eine Entscheidung, die ich nur bedingt nachvollziehen konnte und ihn für mich unsympathisch machte. Zum Ende hat er zwar nochmal ein bisschen die Kurve gekriegt, aber so richtig habe ich den Vibe zwischen den beiden Figuren nicht gespürt.

Fazit. ‚Funny Story‘ war für mich insgesamt ein Roman der Kategorie „ganz nett“. Ich denke, für Fans von Rom-Coms ist es eine kurzweilige Geschichte mit einer sympathischen Hauptfigur und einem schön beschriebenen Setting. Leider empfand ich die Handlung als langatmig und die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren kam für mich nicht richtig rüber.

Bewertung vom 03.06.2024
In unserer Schule spukt's - Das Geheimnis der Villa Einsiedel
Niessen, Susan

In unserer Schule spukt's - Das Geheimnis der Villa Einsiedel


sehr gut

Humorvolle Geistergeschichte

Das Cover des Buches ist liebevoll und ansprechend gestaltet. Das Schulgespenst Otto ist nicht gruselig, sondern sieht aus wie ein normales Kind, nur etwas durchsichtig. Seine Figur und die Gespensterkatze auf dem Buchrücken sind haptisch etwas anders gedruckt. Das fand ich ein schönes Detail.
Auch innen ist das Buch sehr schön illustriert Die Zeichnungen sind lebendig, humorvoll und passend zur Handlung ausgewählt.
Die Geschichte ist angenehm geschrieben und die Kapitel haben eine gute Länge. Der Schreibstil ist altersgerecht, aber so, dass auch erwachsene (Vor-)Leser sich nicht langweilen. Die „Namensspielereien“ (z.B. „Frau von Einsiedel“ für eine alleinstehende Dame, „Herr Knödel“ für den korpulenten Schuldirektor) treffen zwar nicht meinen Humor, aber ich denke, Kinder werden ihren Spaß daran haben.
Die Handlung ist meiner Meinung nach gut aufgebaut und bietet ein Szenario, das vielen Kindern gefallen dürfte - eine Grundschule in einer alten Villa, in der es viel zu entdecken gibt. Auch die merkwürdigen Vorfälle, die sich plötzlich in der Schule ereignen, sind spannend beschrieben. Besonders gut hat mir gefallen, wie die vier Freunde Johanna, Sylvie, Lukas und Ravi dem Rätsel auf die Spur kommen und gemeinsam an der Lösung arbeiten. Jedes der Kinder hat hier seinen Anteil und seine Stärken und die vier wurden insgesamt gut charakterisiert.
Man merkt allerdings, dass es sich um den Auftakt einer Reihe handelt. Das Schulgespenst Otto taucht erst in den letzten Kapiteln des Buches auf und leider endet die Geschichte hier etwas abrupt. Ich hätte mir einen etwas „runderen“ Abschluss gewünscht. Dennoch darf man auf die weiteren Abenteuer gespannt sein.

Bewertung vom 29.05.2024
Hunting Souls Bd.1 (MP3-Download)
Köpke, Tina

Hunting Souls Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Bekannte Tropes, originell umsetzt

Die Grundidee der Geschichte fand ich toll. Hexen und Vampire kennt man ja, aber einen Roman mit einem Zombie - pardon - einer Untoten als Hauptfigur habe ich noch nicht gelesen. Mit der Protagonistin Katrina hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. Sie ist arrogant und herablassend. Wenn das der Versuch war, die Figur möglichst „edgy“ zu erzählen, dann hat das für mich nicht so gut funktioniert. Mit der Zeit konnte ich aber verstehen, warum Katrina so tickt.
Tate, der andere Protagonist des Buches, schien zwar auf den ersten Blick ein angenehmerer Zeitgenosse zu sein, aber auch er war mir zunächst nicht besonders sympathisch. Die Dynamik zwischen Katrina und Tate gefiel mir dagegen recht schnell. Zum einen waren ihre verbalen Auseinandersetzungen witzig, aber auch nachvollziehbar - beide stehen auf unterschiedlichen Seiten, sind aber gezwungen zusammenzuarbeiten.
Der Beziehung zwischen Katrina und Tate wird in der Handlung sehr viel Raum gegeben. Das hat mir einerseits gut gefallen, weil nichts überstürzt wurde. Die beiden entwickeln nach und nach Verständnis füreinander und wurden mir als Leser (bzw. Hörer) dadurch immer sympathischer. M.M.n. wird auch die Liebesgeschichte nicht übers Knie gebrochen, sondern entwickelt sich entsprechend behutsam. Leider geht dies auf Kosten der restlichen Handlung. Es werden im Buch mehrere Handlungsstränge aufgemacht und keiner kommt so richtig voran. Letztendlich passiert in der zweiten Hälfte des Buches nicht mehr viel. Trotzdem hat mir die Geschichte gefallen, gerade weil ich Katrina und Tate irgendwie ins Herz geschlossen habe.
Bei der Umsetzung als Hörbuch bin ich zwiegespalten. Die Sprecherin Rebecca Veil hat mir sehr gut gefallen. Sie bringt Katrinas Distanziertheit und (vermeintliche) Gefühlskälte gut rüber, dennoch merkt man im Lauf der Handlung, dass da noch mehr ist. Sprecher Louis Friedemann Thiele konnte mich leider nicht überzeugen. Seine Parts als Tate sind zwar gut gelesen, aber sobald wörtliche Rede hinzukommt und er andere Figuren intonieren muss, wurde es (für mich!) schrecklich. Die Art, mit der er Katrina vertont hat, gefiel mir überhaupt nicht – es klang blasiert und total drüber. Auch die anderen weiblichen Figuren klangen mit seiner Stimme sehr unnatürlich. Aufgrund dessen habe ich mir das Buch aus der Bibliothek ausgeliehen und Tates Abschnitte überwiegend gelesen.

Fazit. ‚Hunting Souls‘ hat mich positiv überrascht. Die beiden Hauptfiguren sind zwar anfangs eher unsympathisch, machen aber im Laufe der Handlung eine schöne Entwicklung durch und haben eine tolle Beziehungsdynamik. Leider geht dies auf Kosten der Handlung, die lange Zeit auf der Stelle tritt. Dank eines wirklich fiesen Cliffhangers bin ich gespannt auf den zweiten Band, den ich aber wahrscheinlich lieber lesen als hören werde.

Bewertung vom 21.05.2024
A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1
Faizal, Hafsah

A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1


gut

Interessante Geschichte, tolles Worldbuilding, unnahbare Figuren

Meine Vorfreude auf diesen Roman war sehr groß. Wurde das Buch doch mit dem Vergleich mit Leigh Bardugos ‚Krähen‘-Diologie – eine meiner liebsten Buchreihen – beworben. Ich verstehe den Gedanken hinter dem Marketing auch, aber leider hat sich bei mir dadurch eine Erwartungshaltung aufgebaut, die ‚A Tempest of Tea‘ nicht ganz erfüllen konnte.

Der Schreibstil der Autorin ist besonders und sticht auf jeden Fall heraus. Faizals Art zu erzählen und Atmosphäre aufzubauen mochte ich sehr. Schwierigkeiten hatte ich aber mit den Dialogen, die öfters hölzern und irgendwie „unfertig“ auf mich wirkten. Ich hatte an mehreren Stellen das Gefühl „Häh? Worum ging’s jetzt grad?“.
Das Worldbuilding des Romans ist für mich hingegen großartig gelungen. Die Welt ist interessant und bildhaft erzählt. Auch wenn wir es mit einer fiktiven Welt zu tun haben, fühlte ich mich an das viktorianische London erinnert. Die Idee, dass Vampire Teil der Gesellschaft sind sowie die Ausgestaltung dieses Zusammenlebens haben mir gefallen. Außerdem finde ich es toll, wie die Autorin Themen wie Kolonialismus, Rassismus und Klassismus aufgreift. Die Figuren sind divers charakterisiert und haben entsprechende „Kerben“ in ihrer Biografie.

Und damit kommen wir zum – für mich (!) – größten Manko der Geschichte… die Charaktere. Ich bin mit den Hauptfiguren einfach nicht warm geworden. Die Kapitel werden jeweils aus der (Erzähl-)Perspektive der Figuren Arthie, Jin und Flink erzählt. Man erfährt zwar viel über sie und ihre jeweilige Vergangenheit, trotzdem ist mir keine Figur wirklich ans Herz gewachsen. Vor allem Arthie, die Hauptprotagonistin, ist für mich bis zum Schluss recht unnahbar geblieben.

Positiv hervorheben möchte ich hingegen noch die Gestaltung des Buchs. Unter dem (wirklich hübschen) Schutzumschlag ist der Einband mit folierter Schrift und Ornamenten geprägt. Auch im Innenteil gibt es Details wie eine Karte sowie schön gestaltete Abschnittstrenner. Diese Liebe zum Detail schätze ich sehr.

Fazit. ‚A Tempest of Tea‘ konnte meine Erwartungen leider nicht gänzlich erfüllen. Neben einer tollen Optik punktet das Buch bei mir vor allem durch das stimmige und atmosphärische Worldbuilding. Bei der Handlung war zwar das Pacing nicht optimal, das spannende Ende hat hier aber entschädigt. Leider habe ich zu den Charakteren, insbesondere der Hauptfigur, keinen guten Zugang gefunden.

Bewertung vom 06.05.2024
Mit Nachsicht
Haghiri, Sina

Mit Nachsicht


ausgezeichnet

Spannend, lehrreich und inspirierend

Ich lese gerne Bücher zu psychologischen Themen, vor allem mit Schwerpunkt Persönlichkeitsentwicklung und so hatte mich die Leseprobe neugierig gemacht.
Vorab… dies‘ ist kein typischer „Psycho-Ratgeber“, aber trotzdem oder gerade deswegen hat mir ‚Mit Nachsicht‘ sehr gut gefallen.
Ich schätze es sehr, wenn bei Büchern dieser Art die schreibende Person „vom Fach“ ist, also eine psychologisch-therapeutische Ausbildung und Erfahrung in dem Bereich hat. Dies ist bei Sina Haghiri definitiv der Fall. Man merkt dem Autor sein Fachwissen und die tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema an. Und dennoch ist der Schreibstil wunderbar angenehm zu lesen und auch ein Augenzwinkern kommt dann und wann nicht zu kurz.

Mir hat gefallen mit welcher Breite (und wissenschaftlicher Tiefe) der Sina Haghiri die Themen Nachsicht und Empathie in seinem Buch betrachtet. Das beginnt bei der Entwicklung der Sozialpsychologie und einiger berühmter sozialer „Experimente“ (die meisten waren mir tatsächlich bekannt), die bis heute einen negativen Blick auf das menschliche Sozialverhalten prägen. Im Anschluss ordnet der Autor diese Experimente in den geschichtlichen und persönlichen Kontext der Forschenden ein. Allein dieses beiden ersten Kapitel lasen sich für mich so spannend, wie ein Krimi!
Im weiteren Verlauf erläutert der Autor, wie unsere Gehirn bei der Informationsverarbeitung funktioniert, welche Auswirkungen die (sozialen) Medien auf unsere Wahrnehmung haben und gibt Anregungen, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen und zu reflektieren. Dabei geht es sowohl darum, mit anderen aber auch mit sich selbst nachtsichtiger umzugehen und diese Nachsicht nicht als Schwäche, sondern als etwas Positives zu begreifen.

Fazit. ‚Mit Nachsicht‘ war eine große Überraschung für mich. Der Schreibstil des Autors sowie seine umfangreiche Recherche haben mich begeistert. Das Thema wird umfassend betrachtet und dabei allen Blickwinkeln genug Raum gegeben, um sie als Leser „sacken lassen“ und nachvollziehen zu können. Ein Buch, dass ich uneingeschränkt weiterempfehlen werde.

Bewertung vom 23.03.2024
Das kleine Buch der großen Risiken
Thomä, Jakob

Das kleine Buch der großen Risiken


gut

Kleines Buch, große Themen

Das „klein“ im Titel des Buches ist durchaus wörtlich zu nehmen. Zum einen hat das Buch ein handliches Format (fast Taschenbuchgröße), was ich sehr angenehm fand. Zudem ist es mit gut 200 Seiten tatsächlich nicht sehr umfangreich.
Dennoch gelingt es dem Autor für jeden Buchstaben des Alphabets (manchmal ein bisschen geschummelt) ein Risiko zu finden und sich mit diesem ernsthaft auseinanderzusetzen. Ja, selbst Risiken, wie das ‚Jüngste Gericht‘ oder ‚Zombies‘ werden dabei nicht als Unsinn abgetan. Insgesamt bemüht sich der Autor, die Themen aus wissenschaftlicher Sicht zu betrachten und eine Einschätzung zu geben, was das jeweilige Risiko für uns als Menschheit bedeutet. Das Vorgehen hat mir gefallen und viele Überlegungen haben mich zum Nachdenken angeregt.
Die Einträge des Buches bauen einigermaßen aufeinander auf. So wird immer mal wieder Bezug auf schon erläuterte Risiken genommen und das letzte Kapitel ‚Zombies‘ schließt auch ein Schlussfazit um das ganze Thema. Es empfiehlt sich daher, die Kapitel weitestgehend in der alphabetischen Reihenfolge zu lesen.
Was mich auf die Dauer ein bisschen gestört hat, war der Schreibstil des Autors. Dieser ist zwar locker und angenehm zu lesen und zu Begin fand ich den Humor, dieses „Augenzwinkern“ mit dem er die einzelnen Themen beschreibt auch ganz charmant. Mit der Zeit war mir das aber etwas zu viel und wirkt teilweise aufgesetzt komisch. Hier wäre m.M.n. weniger mehr gewesen.
Kritisieren muss ich leider auch die Preisgestaltung des Verlags. Von Klett-Cotta habe ich letztes Jahr ‚Das Buch der Phobien und Manien‘ gelesen. Beide Bücher sind grafisch auf ähnliche Weise aufgemacht und haben dasselbe Format. Der Einband des Phobien-Buchs ist veredelt mit Folierung und Leineneinsätzen, es umfasst gut 300 Seiten. Dem stehen bei diesem Buch eine wesentlich einfachere Covergestaltung und 100 Seiten weniger gegenüber. Dennoch kosten beide Bücher 22,00 Euro! Das ist für dieses Buch m.M.n. nicht angemessen.
Fazit. Ich habe durch ‚Das kleine Buch der großen Risiken‘ viel Neues gelernt und wurde auch gut unterhalten. Wobei gerade dieser „Unterhaltungswert“ durch die etwas aufgesetzt Komik ein wenig gelitten hat. Nichtsdestotrotz ist es ein interessantes Buch, das zum Nachdenke und Diskutieren anregt. Allerdings ist der Preis m.M.n. zu hoch.

Bewertung vom 16.02.2024
Die verfluchte Maske / Meisterdetektiv Sherlock Bones Bd.2
Collins, Tim

Die verfluchte Maske / Meisterdetektiv Sherlock Bones Bd.2


sehr gut

Steht dem ersten Teil in nichts nach!

Nach den turbulenten Ereignissen um den Raub der Kronjuwelen (Band 1) haben sich das tierische Duo Sherlock Bones und seine treue Assistentin Dr. Jane Catson ein bisschen Urlaub verdient. Die beiden reisen nach Ägypten, wo direkt das nächste Abenteuer auf sie wartet…

Mir als Erwachsene gefallen die lustigen Wortspiele und die Parallelen zu der Sherlock-Figur (z.B. aus der TV-Serie). Auch die Adaption in die Tierwelt ist wirklich sehr gelungen. Hier möchte ich vor allem die tollen und detailreichen Illustrationen hervorheben. Ich mag diesen „Wimmelbuch-Stil“ sehr. Die Figuren sind allesamt sehr charmant gezeichnet, bekommen Charakter und machen die Handlung lebendig.

Insgesamt punktet die Buchreihe für mich mit einer gelungen Mischung aus einer spannenden Detektivgeschichte und abwechslungsreichen Rätseln. Die Rätsel nehmen jeweils Bezug auf die aktuellen Handlung und bringen so viel Interaktivität in die Geschichte. Allerdings ist die Lösung des Rätsels i.d.R. nicht relevant für das Voranschreiten der Handlung. Ich finde das gut so, denn so kann in unterschiedlichem Tempo gelesen und gerätselt werden.
Im Vergleich zum ersten Band habe ich die Rätsel als etwas schwerer empfunden, aber noch im Rahmen für das Grundschulalter. Gut find ich, wie verschieden die einzelnen Rätsel waren und dass dieser zweiten Teil auch Neues zu bieten hatte.

Die Handlung ist kindgerecht und unterhaltsam. Besonders die verschiedenen Tierfiguren und ihre Eigenarten habe mir gefallen und mich oft schmunzeln lassen. Gut fand ich auch, dass am Ende ein Bogen zum Fall aus dem ersten Buch geschlagen wurde.

Fazit. Mein Patenkind und ich waren vom ersten Band dieser Reihe bereits schwer begeistert! Und auch der zweite Teil hat mich vollends überzeugt (das Urteil meines Patenkindes steht noch aus 😉), denn er bietet wieder eine spannenden Handlung, abwechslungsreiche Rätsel und zauberhafte Illustrationen.