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bücherliebe74
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Meinhard

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2025
Noch fünfzig Sommer mehr
Maury , Avril

Noch fünfzig Sommer mehr


sehr gut

Eleni lebt in dem einsam gelegenen Waldhaus ihrer Großeltern, nahe der bretonischen Küste. Ihr einziger Gefährte ist ihr Kaninchen Anemone. Bereits als Jugendliche litt sie unter Panikattacken, die sich extrem verstärkten nach dem plötzlichen Tod ihrer großen Liebe Théo. Sie kann das Haus kaum noch verlassen, selbst ihr einst wunderschöner Garten kann sie nicht aus der Isolation locken.
Doch dann findet sie vor ihrem Haus eine Pflanze mit einer geheimnisvollen Botschaft. Als weitere Pflanzen und Botschaften eintreffen, überwindet sie ihre Angst durch die Arbeit in ihrem Garten und begibt sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Pflanzenboten, der in seinen Botschaften von Dingen schreibt, die niemand wissen kann - außer Théo!

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und sehr flüssig, sodass ich das Buch in kürzester Zeit gelesen hatte!
Im Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird Eleni`s Kindheit und Jugend bildhaft beschrieben - das Aufwachsen bei den liebevollen Großeltern, die zarte Liebe zu ihrem Kindheits-und Jugendfreund Pierre, der Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft, die Verbundenheit zur Natur, das Entstehen ihrer Panikattacken. Die Zeitsprünge wirken sich positiv auf den Spannungsbogen aus. Eleni`s Gefühle und auch ihre Panikattacken sind authentisch beschrieben und nachvollziehbar.

Ab einem bestimmten Punkt war die Handlung voraussehbar, was mich aber überhaupt nicht gestört hat!
Die Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf die Bretagne!
Das Cover ist mit seiner Motivwahl und Farbgebung wunderschön und könnte auf den ersten Blick eine leichte Sommerlektüre vermuten lassen! Doch dahinter steckt eine berührende, traurigschöne Geschichte, über "Zweite Chancen und die Kraft der Natur"!
Ein Buch, dass ich nicht so schnell vergessen werde!
Es bekommt von mir 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 19.05.2025
Zypressensommer
Simon, Teresa

Zypressensommer


sehr gut

Mit dem vorliegenden Familienroman hat die promovierte Historikerin und Autorin Brigitte Riebe unter ihrem Pseudonym Teresa Simon erneut bewiesen, dass sie mit guter Recherche und viel schriftstellerischem Können die Leserschaft in ihren Bann ziehen kann.

"Zypressensommer" ist eine stimmungsvolle und geschichtlich sehr interessante Familiengeschichte und wird aus 3 Perspektiven und auf 2 Zeitebenen erzählt.

Julia, Ende 20, 1998: macht sich auf die Reise in den Geburtsort ihres Großvaters, in das Dorf Lucignano in der Toskana. Ihr verstorbener Großvater Gianni, der liebevoll "Nonno" genannt wurde, hat ihr rätselhafte Notizen hinterlassen, denen sie nachgehen will. Ihre Eltern sind wenig begeistert von ihrem Vorhaben und raten ihr, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Doch Julia lässt sich nicht abbringen und stößt bei ihren Nachforschungen vor Ort auf die lang verschwiegene Familiengeschichte ihres Nonno`s und dessen Familienschicksal zur Zeit der "Resistenza".

Gianni / Nonno, Angang 20, 1943: kommt als sogenannter IMI (italienischer Militärinternierter = Kriegsgefangener) in Deutschland in ein Kriegsgefangenenlager in Hamburg. Die Lebensbedingungen sind entsetzlich, durch Hunger und Krankheiten kommen viele Mitgefangene ums Leben. Gianni muss in einer Fischräucherei arbeiten, die Tochter des Chefs versorgt ihn mit dem Allernötigsten und sorgt dafür, dass er die Hoffnung nicht verliert.

Giulia, 16 Jahre alt, 1943: lebt in Lucignano und lässt sich darauf ein, als "Staffetta" für die Resistenza zu arbeiten. Sie begibt sich nachts in größte Gefahr, indem sie die Partisanen mit Nachrichten, Nahrung, Kleidung und Munition versorgt. Aufgrund ihres Alters und ihrer starken Kurzsichtigkeit erweckt sie äußerlich keinen Verdacht bei den deutschen Besatzern, und übernimmt eine wichtige Rolle als "Gufo Nero".

Es ist eine interessante Familiengeschichte, die detailliert geschrieben ist. Die vielen Verzweigungen über Familienbande, die mich anfangs verwirrt haben, klären sich im Laufe des Buches. Ein Stammbaum, wie in vielen Familienromanen abgebildet, hätte dem Buch einiges an Spannung genommen.
Geschichtlich fand ich das Buch sehr interessant. Das Thema "Resistenza" ist mir nicht unbekannt und in diesem Buch sehr gut verflochten.
Ich finde den Schreibstil der Autorin sehr angenehm. Ihre Begeisterung für das Land und den geschichtlichen Hintergrund ist spürbar und ihre Recherchen genau und tiefgehend.
Im Nachwort gibt sie fachliche Informationen zu der Zeit des Nationalsozialismus`, den italienischen Militärinternierten und den Folgen für Italien.
Sie verbindet eine dramatische Liebesgeschichte mit geschichtlichen Fakten, was ihr gut gelungen ist.
Die Beschreibungen der Örtlichkeiten und Landschaft der Toskana sind bildhaft und machen Lust auf einen Besuch dieser Gegend.
Am Ende des Buches erhält man noch original toskanische Rezepte, die innerhalb der Geschichte eine Rolle spielten. Eine originelle Idee.

Ich kann das Buch empfehlen für LeserInnen, die geschichtlich interessiert sind und gern eintauchen in eine Familiengeschichte, die von Sehnsucht, Schicksal, Liebe und Hoffnung erzählt.
Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 15.05.2025
Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2
Hamberg, Emma

Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2


sehr gut

Nachdem Agneta im ersten Teil "Bonjour Agneta" aus ihrer unglücklichen Ehe ausbricht und sich auf den Weg von Schweden in die Provence aufmacht, hat sie sich nun im zweiten Teil "Merci Agneta" eingelebt. Sie fühlt sich angekommen - in dem kleinen sonnigen Ort Saint Carelle, in der Wohngemeinschaft mit dem demenzkranken Einar in dessen Kloster, und bei den Menschen des Ortes.
Doch dann ziehen bedrohliche Wolken über Agneta´s sonnigem Leben auf. Als Elektro-Inspekteure betrugssichere Zähler im Kloster installieren, kommt ans Licht, dass Einar jahrelang, auf seine besondere Weise, die Kosten für Wasser und Strom vermieden hat. Dem Kloster, und der Wohngemeinschaft von Einar und Agneta, droht das finanzielle Aus! Nun ist guter Rat teuer....

Wie im ersten Teil "Bonjour Agneta" gelingt es der schwedischen Autorin Emma Hamberg sehr gut, eine Geschichte mit ernsten Inhalten lebendig, liebevoll und mit einer gehörigen Portion Humor wunderbar zu erschaffen.
Einar´s Demenzerkrankung ist in verschiedenen Phasen realistisch beschrieben. Agneta´s Umgang damit ist authentisch und geht ans Herz. Sie ist dabei liebevoll, geduldig, respektvoll und teils auch durchaus humorvoll. Dass ihr dabei ein soziales Netzwerk zu Gute kommt, wird deutlich.
Auch Themen wie Trauer, Vertrauen und Diversität werden gut verdeutlicht. Angeta´s Dankbarkeit ist echt und rührend: "Aber bei Einar habe ich nach Hause gefunden. Nach Hause zu mir selbst."
Die Wendungen innerhalb des Buches waren für mich unerwartet, und haben den Spannungsbogen positiv verstärkt.
Emma Hambergs Schreibstil ist fließend und mitreißend und es hat mir viel Freude bereitet, dieses Buch zu lesen.

Da sich vieles auf den ersten Teil "Bonjour Agneta" bezieht, ist es sinnvoll, diesen zuerst zu lesen, um im zweiten Teil Verbindungen und Ereignisse nachvollziehen zu können. Mir gelang der Einstieg in den zweiten Teil deshalb recht schnell.

Das Cover ist farbenfroh und fröhlich, wie es dieses Buch verdient!

Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 07.05.2025
Unsere Suche nach Zärtlichkeit
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


gut

"Ich bin hier!"
Mit diesen Worten empfängt Sebastien die AnruferInnen bei der Telefonseelsorge in Brüssel, bei der er nachts ehrenamtlich tätig ist. Über Tag ist er Inhaber eines Uhrengeschäftes. Feinfühlig, empathisch und mit ehrlicher Anteilnahme begleitet er AnruferInnen, egal in welcher Lage sie sich befinden. Das geht nicht spurlos an ihm vorüber, manche Schicksale lassen ihn nicht mehr los. Als sich eine Anruferin wiederholt meldet, aber außer ihrem Weinen und Wortfetzen von einer Zugfahrt in das südfranzösische Antibes nichts weiter zu verstehen ist, macht sich Sebastien kurzentschlossen auf die Reise nach Antibes, um die Anruferin zu finden.
Dort angekommen, lernt Sebastien bei einem Museumsbesuch Florence kennen. Als sie sich ein weiteres Mal begegnen, fühlen sie sich zueinander hingezogen und lassen sich mitziehen, vom Sog des Unbekannten, ohne viel voneinander zu wissen.

Der Schreibstil des Autors Martin Ehrenhauser ist flüssig und sanft, man fühlt sich durch die Geschichte getragen.
Sebastien und Florence waren mir beide sympathisch. Der Autor gewährt tiefe Einblicke in die Gefühlswelten beider, und ihre Gefühle und Reaktionen waren für mich authentisch und nachvollziehbar dargestellt.

Allzu viel Spannung sollte man nicht erwarten von diesem Buch. Es ist ein leises Buch, über das sich aber auch im Nachgang noch Gedanken zur Thematik einstellen. Dass es eine thematische Wendung gibt, war für mich etwas gewöhnungsbedürftig, insgesamt hat mir das Buch gefallen.

Das Motiv des Covers gefällt mir, die Frau könnte Florence sein.

Das Buch bekommt von mir 3 von 5 Punkten, und eine Leseempfehlung für diejenigen, die es gefühlvoll und tiefgängig mögen!

Bewertung vom 03.05.2025
Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


ausgezeichnet

Die 16jährige Minna hat nur einen Wunsch - sie möchte Büchersucherin werden!
Denn sie hat ein Versprechen gegeben, dass sie unbedingt erfüllen muss!
Der Antiquar und Büchersucher Raban Krull nimmt Minna als Lehrling an und gemeinsam mit den beiden anderen Lehrlingen Gulliver und Jascha beginnt Minna ihre Ausbildung im geheimnisvollen Bücherlabyrinth.
Wie einst ihre Mutter, die in den Tiefen des Labyrinths verschwand, macht Minna sich auf die Suche nach dem wichtigsten Buch, mit dem sie ihre Mutter zu retten hofft. Dabei begegnet sie Tintenwesen, Staubwesen und Schattenwesen, wütenden Buchsiedlern, Staubphönixen und noch einigen anderen magischen Wesen, und muss sich vielen Gefahren stellen.
Wird Minna im geheimnisvollen und magischen Bücherlabyrinth den Grund für das Verschwinden ihrer Mutter herausfinden?

Die Autorin Alina Metz schreibt mitreißend und bildhaft und schafft es, die Leserschaft mitzunehmen in eine magische Geschichte. In 30 Kapiteln nimmt die Geschichte um Minna ihren Lauf und die Spannung packte mich sehr, obwohl ich um einiges älter bin, als die angegebene Altersgruppe "ab 11 Jahre"!
Zu meiner Zeit haben es "Momo" und "Die unendliche Geschichte" zu Klassikern geschafft, dies könnte nun Alina Metz mit "Tinte, Staub und Schatten" gelingen! Ein spannendes, fantasievolles, tolles Buch!!

Das Cover erinnert an ein Märchenbuch. Die Farben sind angenehm, das Coverbild zeigt ein Mädchen, umgeben von Bücherregalen und Wesen, was auf den Inhalt des Buches schließen lässt.
Im Inneren des Buches findet man Abbildungen der verschiedenen "Wesen des Labyrinths". Jede Seite hat eine verzierte Seitenecke. Die Hauptpersonen sind ebenfalls im Laufe des Buches bildhaft dargestellt. Jeweils am Kapitelende findet man einen Auszug aus einem Vorsatzblatt verschiedener Bücher, die in der Geschichte vorkommen und sich darauf beziehen. In der Gestaltung des Buches ist die Liebe zum Detail der Illustratorin Lia Visirin deutlich spürbar.

Ein Buch über Magie, Freundschaft und Mut, dass sicher viele junge (und auch ältere!) LeserInnen begeistern wird!
Und nach einem sehr überraschenden Cliffhanger werde ich wohl auch den 2.Teil lesen müssen, der im Sommer erscheint!

Das Buch bekommt von mir 5 von 5 magischen Punkten!

Bewertung vom 21.04.2025
Hide Me / Kodiak Echoes Bd.1
Pauss, Julia

Hide Me / Kodiak Echoes Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem Brynn Callahan an ihrem Arbeitsplatz ein Verbrechen aufgedeckt hat und es zum Prozess gegen ihren Vorgesetzten kommt, muss sie ins Zeugenschutzprogramm. Aus ihr wird Blair Gallagher. Und aus der Softwareentwicklerin für ein IT - Unternehmen in Washington D.C. wird eine Geologie - Studentin mit einem Nebenjob in einem Cafe. Dafür muss sie alles zurücklassen, was ihr wichtig war. Sie wird nach Alaska auf die Insel Kodiak in das kleine Örtchen Echo Cove gebracht und merkt von Anfang an, dort gehört sie nicht hin. Die Dorfbewohner sind sehr skeptisch Fremden gegenüber, da sie Wilderer fürchten, die es auf die Jagd nach den Kodiak - Bären immer wieder nach Kodiak zieht. War Brynn zuvor eine starke junge Frau und Kämpferin, fühlt sie sich nun ausgeliefert, hoffnungslos und hat Angst davor, dass ihr ehemaliger Chef sie aufspürt. Ausgerechnet bei ihrem Nachbarn Asher, der roh, abweisend und wortkark ist und vor dem sie im Ort gewarnt wird, findet sie Sicherheit. Doch den wahren Grund ihres Aufenthaltes auf Kodiak darf sie ihm nicht verraten und auch Asher trägt eine schwere Last.

Die Story ist gut durchdacht und sehr spannend, flüssig und bildhaft geschrieben. Brynn`s Ängste sind realistisch beschrieben und auch Asher´s Gefühle sind nachvollziehbar.
Der Spannungsaufbau ist sehr gut gelungen und hält sich, verstärkt durch Wendungen, durch das ganze Buch. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und hatte es in kurzer Zeit durch.
Die Story wird im Wechsel aus Brynn´s und Asher´s Sicht erzählt, was mir gut gefallen hat.
Das Cover passt gut zum Inhalt, es ist dunkel und geheimnisvoll, der Titel tritt leuchtend hervor und die Bäume passen zur Umgebung der Story.

Der Autorin Julia Pauss ist es gut gelungen, Thriller und Lovestory gut dosiert zu verbinden und ich freue mich auf den 2.Teil, der in Kürze erscheint!

Das Buch bekommt von mir 5 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung für die LeserInnen, die es gern sehr spannend mögen in Verbindung mit einer Lovestory!

Bewertung vom 20.04.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Die 100jährige Inge möchte noch einmal zu den Orten ihres Lebens in New York zurückkehren und begibt sich mit ihrer Enkeltochter Swantje auf die Schiffsreise von Föhr nach New York. Auf dieser Reise erzählt sie von ihrer Auswanderung als 24jährige.
1947 macht Inge sich auf den Weg, vom elterlichen Hof auf Föhr nach New York. Dort arbeitet sie anfangs als Küchenhilfe im Delistore eines anderen Föhr - Auswanderers. Der Grund ihrer Auswanderung scheint während der gesamten Geschichte immer mal wieder durch, wird aber erst am Schluss des Buches aufgeklärt, was dem Spannungsbogen zuträglich ist.
Auf der Schiffsreise der jungen Inge lernt sie Karoline Goldmann kennen, die sie als beste Freundin bis ins hohe Alter begleitet.
Als Inge in New York ihren "magic potato salad" greiert, wird sie damit schnell bekannt und eröffnet eines der bekanntesten Restaurants der Stadt. Zu ihren Gästen zählen hochrangige Persönlichkeiten, unter anderem J.F.Kennedy.
Die Leserschaft begleitet Inge durch turbulente und aufregende Jahre in New York, aber auch auf der Insel Föhr.
Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam, der Autor nimmt die Leserschaft mit seinem lebendigen Schreibstil mit auf eine große Reise durch Inge`s Leben. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist an den passenden Stellen gewählt, und erhöht das Lesevergnügen und den Spannungsbogen.
Die Beschreibungen des einfachen und arbeitsreichen Lebens auf dem elterlichen Hof auf Föhr und der Trubel im Nachkriegs - New York sind eindrücklich und authentisch.
Über die Auswanderung vieler Insulaner aus dem Kriegs-und Nachkriegs- Deutschland nach Amerika war mir bisher nicht viel bekannt. In diesem Buch greift Janne Mommsen dieses Thema gekonnt auf. Der Zusammenhalt der Auswanderer und die Unterstützung des Föhr - Amrum - Unterstützungsvereins in New York war für viele Auswanderer in dieser Zeit sehr wichtig und hilfreich - so auch für Inge.
Die Beschreibungen von Föhr sind wunderschön und auch New York wird greifbar beschrieben. Dem Autor gelingt es gut, die Unterschiede dieser 2 Welten in Worte zu fassen.
Das Cover zeigt eine junge Frau in den Wellen des Meeres - vielleicht auch in den Wellen des Lebens. In Inge`s Leben gab es Höhen und Tiefen, Glück und Schicksalsschläge, die sie zu einer starken Frau machten!

Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 15.04.2025
Die Frau und der Fjord
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Gro, Mitte 40, zieht nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Nicklas, auf eine Schäreninsel im Nordatlantik, 200 km nördlich des Polarkreises. Sie bewohnt ein kleines Holzhäuschen, weitab von der Zivilisation. Die Einsamkeit ist gewollt, denn sie geht jeglichem sozialen Kontakt aus dem Weg. Für die Versorgung mit dem Nötigsten muss sie kilometerweit mit dem Boot fahren, um die nächste Ortschaft zu erreichen, was sie nur alle 2 Monate macht. Sie verliert sich fast in der Einsamkeit und in der Trauer um Nicklas. Ohne Internet und Telefon versinkt sie in den verschiedenen Trauerphasen, die authentisch beschrieben sind.
Als sie einen verletzten Vogel findet und gesundpflegt, rühren sich bei Gro erste Gefühle für ein anderes Lebewesen. Als während eines Orkans dann ein Fischerboot direkt an ihrem Steg havariert, rettet sie dem Fischer das Leben und entdeckt längst verschüttete Gefühle in sich.

Gro wird als tieftrauernde, aber starke Persönlichkeit beschrieben. Einst als Explorations -und Operationsgeologin auf Offshore-Ölplattformen in einer beruflichen Männerdomäne tätig, findet sie in der Einsamkeit und Stille des Fjords zu einer tiefen Naturverbundenheit. Sie sammelt Beeren und Kräuter, stellt selbst Lakritz her - all das beschreibt die Autorin Anette Strohmeyer detailiert und eindrucksvoll.
Der Schreibstil ist flüssig, authentisch und berührend.
Die Legende der Seehundfrau, die ihr Fell ablegt und sich zur Menschenfrau verwandelt, spiegelt Gro`s Verwandlung in den Monaten der Einsamkeit wieder und hat mich tief berührt.
Die Beschreibungen der Natur, der Landschaft rund um den Fjord und der Tierwelt sind eindrucksvoll und man erkennt darin die Liebe und Verbundenheit der Autorin zum Ort der Handlung.
Das Coverbild und die Farbwahl passen wunderbar zum Inhalt.

Dass Anette Strohmeyer weiß, von was sie schreibt, wird in ihrem Nachwort deutlich. Und ich danke ihr, dass sie diese Geschichte und einen Teil ihres Lebens mit der Leserschaft teilt!

Das Buch bekommt von mir 5 von 5 Punkten, und eine klare Leseempfehlung für alle, die die Natur lieben und ein Buch über Liebe, Schicksal und den Glauben an die Hilfsbereitschaft der Mitmenschen und an sich selbst lesen möchten!

Bewertung vom 08.04.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


gut

Commissario Salvatore Gaetano arbeitet bei der Polizei in Neapel. Während in Neapel gerade wegen der Feierlichkeiten zu San Gennaro die ganze Stadt Kopf steht, bekommt der Commissario auf der Polizeistation Besuch von einem Turiner, der sich bedroht fühlt. Nach dessen Angaben bricht jeden Freitag Abend ein Fremder in seine Wohnung in Neapel ein, verstellt die antike Wanduhr und geht ans Telefon. Für diesen Abend fürchtet der Turiner um sein Leben. Der Commissario kann sich keinen Reim auf die wirre Geschichte machen. Außerdem hat er andere Sorgen. Die BewohnerInnen der Stadt fiebern feiernd dem Höhepunkt des Blutwunders des San Gennaro entgegen, seine Nichte Carla möchte demnächst heiraten und von ihm zum Altar geführt werden, stellvertretend für seinen Bruder Aniello, der nach einem Unglück ein Pflegefall ist.
Der Commissario stellt zwar einen Kollegen zur Überwachung besagter Wohnung ab, trotzdem findet sich dort noch am selben Abend eine kopflose Leiche. Als sich herausstellt, dass es sich dabei um den Turiner handelt, der am Tag um Hilfe bat und ausgerechnet den selben Namen wie der Schutzpatron der Stadt trägt, wird aus der verworrenen Geschichte ein kniffliger Fall - bei dem der Commissario mehr als eine Baldriantablette braucht!

Der Autor Fabio Nola startet mit dem vorliegenden Krimi eine Neapel - Krimireihe rund um den Commissario Salvatore Gaetano. Auch das turbulente Privatleben des Commissarios nimmt einen großen Teil der Handlung ein, so bekommt man Einblick in sein familiäres Gefüge.
Neapel wird mit den Bräuchen des Landes und der Mentalität der Menschen detailreich dargestellt. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob Neapel tatsächlich so laut und schmutzig ist!
Es ist dem Autor anzumerken, dass er Neapel als Stadt und das Land an sich gut kennt.
Salvatore Gaetano hat eine zum Teil sehr schroffe, unhöfliche Art mit seinen KollegInnen umzugehen, und manchmal scheint er nicht ganz bei der Sache zu sein.
Auch die Hierarchie innerhalb der Polizeistation wird deutlich dargestellt.

Die eigentliche Story des Buches gefällt mir, ich hätte mir allerdings die Spannung besser verteilt gewünscht. So waren einige Stellen doch recht langatmig. Dem Autor ist es allerdings gelungen, neben recht blutigen Beschreibungen eine gute Portion Humor mit einfließen zu lassen. Die Auflösung des Falles kam für mich überraschend, hat mir richtig gut gefallen, ich hatte in eine andere Richtung gedacht.

Ich bin gespannt auf den 2. Neapel-Krimi.
Das Buch bekommt von mir 3 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung für Italien-und Krimi-Fans.

Bewertung vom 01.04.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


sehr gut

Linn, Anfang 30, ist aktiv und engagiert nach ihrem Umweltmanagement - Studium in ihren Beruf gestartet. Als sie bei einem ihrer Vorträge für eine Umweltberatungsfirma zusammenbricht, eilt ihr ihre Mutter Annett zu Hilfe. Linn ist erschöpft, braucht Erholung und zieht vorübergehend von Berlin zurück in ihr ehemaliges Elternhaus zu ihrer Mutter, auf eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer.
Was für ein paar Wochen geplant war, wird zu einem Sommer. Während dieser Zeit, zwischen gemeinsamen Wattwanderungen und Stöbern in alten Kisten voller Erinnerungen, loten Mutter und Tochter neue Grenzen aus. Während Annett noch an alten Mustern haftet, versucht Linn ihr Leben neu zu gestalten.

Der schnörkellose Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, so kennt man die Autorin Kristine Bilkau schon von vorherigen Werken.
Das Buch regt zum Nachdenken an! Inwiefern steht die Fürsorge um das Kind der Freiheit des Kindes im Weg? Liegt darin ein Widerspruch? Ab welchem Punkt wandelt sich Fürsorge zu Hoffnung? Wann Hoffnung zu Erwartungen?

"Der Blick auf das Kind - was davon ist Projektion der eigenen Ängste, der eigenen unerfüllten Wünsche, der im eigenen Leben nicht erreichten Ziele und Ideale?"

Das Cover gefällt mir sehr, bei genauerem Hinschauen entdeckt man vereinzelt schimmernde Seifenblasen. Das Bild einer Frau lädt zum Deuten ein - ist sie eine stille Beobachterin? Wendet sie sich von etwas ab oder zu etwas hin?

"Halbinsel" hat zu Recht den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 gewonnen und ich vergebe 4 von 5 Punkten!