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bücherliebe74
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Meinhard

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Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


gut

Commissario Salvatore Gaetano arbeitet bei der Polizei in Neapel. Während in Neapel gerade wegen der Feierlichkeiten zu San Gennaro die ganze Stadt Kopf steht, bekommt der Commissario auf der Polizeistation Besuch von einem Turiner, der sich bedroht fühlt. Nach dessen Angaben bricht jeden Freitag Abend ein Fremder in seine Wohnung in Neapel ein, verstellt die antike Wanduhr und geht ans Telefon. Für diesen Abend fürchtet der Turiner um sein Leben. Der Commissario kann sich keinen Reim auf die wirre Geschichte machen. Außerdem hat er andere Sorgen. Die BewohnerInnen der Stadt fiebern feiernd dem Höhepunkt des Blutwunders des San Gennaro entgegen, seine Nichte Carla möchte demnächst heiraten und von ihm zum Altar geführt werden, stellvertretend für seinen Bruder Aniello, der nach einem Unglück ein Pflegefall ist.
Der Commissario stellt zwar einen Kollegen zur Überwachung besagter Wohnung ab, trotzdem findet sich dort noch am selben Abend eine kopflose Leiche. Als sich herausstellt, dass es sich dabei um den Turiner handelt, der am Tag um Hilfe bat und ausgerechnet den selben Namen wie der Schutzpatron der Stadt trägt, wird aus der verworrenen Geschichte ein kniffliger Fall - bei dem der Commissario mehr als eine Baldriantablette braucht!

Der Autor Fabio Nola startet mit dem vorliegenden Krimi eine Neapel - Krimireihe rund um den Commissario Salvatore Gaetano. Auch das turbulente Privatleben des Commissarios nimmt einen großen Teil der Handlung ein, so bekommt man Einblick in sein familiäres Gefüge.
Neapel wird mit den Bräuchen des Landes und der Mentalität der Menschen detailreich dargestellt. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob Neapel tatsächlich so laut und schmutzig ist!
Es ist dem Autor anzumerken, dass er Neapel als Stadt und das Land an sich gut kennt.
Salvatore Gaetano hat eine zum Teil sehr schroffe, unhöfliche Art mit seinen KollegInnen umzugehen, und manchmal scheint er nicht ganz bei der Sache zu sein.
Auch die Hierarchie innerhalb der Polizeistation wird deutlich dargestellt.

Die eigentliche Story des Buches gefällt mir, ich hätte mir allerdings die Spannung besser verteilt gewünscht. So waren einige Stellen doch recht langatmig. Dem Autor ist es allerdings gelungen, neben recht blutigen Beschreibungen eine gute Portion Humor mit einfließen zu lassen. Die Auflösung des Falles kam für mich überraschend, hat mir richtig gut gefallen, ich hatte in eine andere Richtung gedacht.

Ich bin gespannt auf den 2. Neapel-Krimi.
Das Buch bekommt von mir 3 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung für Italien-und Krimi-Fans.

Bewertung vom 01.04.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


sehr gut

Linn, Anfang 30, ist aktiv und engagiert nach ihrem Umweltmanagement - Studium in ihren Beruf gestartet. Als sie bei einem ihrer Vorträge für eine Umweltberatungsfirma zusammenbricht, eilt ihr ihre Mutter Annett zu Hilfe. Linn ist erschöpft, braucht Erholung und zieht vorübergehend von Berlin zurück in ihr ehemaliges Elternhaus zu ihrer Mutter, auf eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer.
Was für ein paar Wochen geplant war, wird zu einem Sommer. Während dieser Zeit, zwischen gemeinsamen Wattwanderungen und Stöbern in alten Kisten voller Erinnerungen, loten Mutter und Tochter neue Grenzen aus. Während Annett noch an alten Mustern haftet, versucht Linn ihr Leben neu zu gestalten.

Der schnörkellose Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, so kennt man die Autorin Kristine Bilkau schon von vorherigen Werken.
Das Buch regt zum Nachdenken an! Inwiefern steht die Fürsorge um das Kind der Freiheit des Kindes im Weg? Liegt darin ein Widerspruch? Ab welchem Punkt wandelt sich Fürsorge zu Hoffnung? Wann Hoffnung zu Erwartungen?

"Der Blick auf das Kind - was davon ist Projektion der eigenen Ängste, der eigenen unerfüllten Wünsche, der im eigenen Leben nicht erreichten Ziele und Ideale?"

Das Cover gefällt mir sehr, bei genauerem Hinschauen entdeckt man vereinzelt schimmernde Seifenblasen. Das Bild einer Frau lädt zum Deuten ein - ist sie eine stille Beobachterin? Wendet sie sich von etwas ab oder zu etwas hin?

"Halbinsel" hat zu Recht den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 gewonnen und ich vergebe 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 25.03.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

1955, Hemston, North Dorset
Beth und Gabriel verbindet eine leidenschaftliche Liebesbeziehung und ihre Träume von der Zukunft. Beth möchte Dichterin werden, Gabriel Schriftsteller. Einen Sommer lang lieben sie sich, obwohl sie aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen und Gabriel`s Mutter alles andere als begeistert ist von der Wahl ihres Sohnes.
Als Gabriel zum Studium nach Oxford geht, zerbricht die Beziehung.

1968 kehrt Gabriel zurück in die Kleinstadt, als gefeierter Schriftsteller und alleinerziehender Vater eines kleinen Sohnes.

Beth hat inzwischen geheiratet und sich mit ihrem Mann Frank ein gemeinsames Leben aufgebaut. Die Arbeit auf ihrer Farm und die Trauer um ihr Kind verbindet sie.

Als Gabriel Beth um Hilfe bei der Betreuung seines Sohnes bittet, stimmt Beth zu. Doch im Laufe der Zeit führt dieses Arrangement zu verherrenden Folgen.

Was als Lovestory beginnt, liest sich nach wenigen Kapiteln wie ein Krimi. Der Spannungsaufbau ist gelungen und deutlich steigend. Die Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit verstärken die Spannung. Die Kapitel über den Prozess sind so realistisch geschrieben, dass man fast meint, im Zuschauerraum zu sitzen. Zum Ende hin nimmt die Spannung nochmal richtig Fahrt auf, sodass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen mochte. Die Wendungen zum Ende hin kamen für mich überraschend, und komplettierten für mich die Story.
Beth ist authentisch dargestellt und das eigentliche Thema des Buches durchaus vorstellbar und realistisch.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, die Autorin schafft es gekonnt, auf knapp 400 Seiten Spannung gut dosiert aufzubauen und die Leserschaft an die Handlung zu binden, sodass Lesepausen schwerfallen.
Das Cover zeigt eine stimmungsvolle Landschaft. Der Himmel könnte als schön, aber auch als bedrohlich empfungen werden, was gut zur Handlung passt. Der Titel prangt in großer weißer Schrift hervorgehoben auf dem Cover und fällt ins Auge. Es gefällt mir gut.

Ich spreche eine Leseempfehlung für LeserInnen aus, die Spannung und Liebe gern vereint lesen und vergebe volle 5 Sterne!

Bewertung vom 18.03.2025
Mein wunderbarer Cottage-Garten
Groeningen, Isabelle van

Mein wunderbarer Cottage-Garten


sehr gut

Mit "Mein wunderbarer Cottage-Garten" dürfte Isabelle Van Groeningen viele GärtnerInnen-Herzen höher schlagen lassen! Das Buch ist im Insel Verlag erschienen und bietet eine hochwertige Aufmachung.

Von klein auf ist die Autorin verbunden mit der Natur und dem Gärtnern. In Belgien aufgewachsen, wird sie früh an die Liebe zur Natur herangeführt. Nach ihrem Studium an der renomierten Royal Botanic Gardens of Kew in London und anschließender Promotion an der Uni York gründet sie 2008 die Gartenschule an der Königlichen Gartenakademie in Berlin - Dahlem und leitet diese mit ihrer Partnerin Gabriella Pape.

"Mit der Natur zu arbeiten, statt gegen sie zu kämpfen, die Natur im Garten zuzulassen!" - Dieser Grundsatz der Autorin ist in jedem Kapitel spürbar. Mit ihrer entspannten und wie von selbst fließenden Schreibweise vermittelt sie viel Fachwissen und Erfahrungswerte. Es ist ein lebendiges, leicht zu lesendes Buch, und lässt sich fast lesen wie einen Roman.
Das Cover lädt ein zu einem Spaziergang durch ihren Cottage-Garten und man möchte eintauchen...in die Gerüche, die Geräusche und Eindrücke.
Der Inhalt ist sehr umpfangreich, gefüllt mit Versuchen, Möglichkeiten und Erfahrungen bei der Gestaltung eines Cottage-Gartens. Auch Nachhaltigkeit spielt eine Rolle, was mir sehr gut gefällt. Das gut gegliederte Inhaltsverzeichnis schafft die Möglichkeit, auch gezielt nach Themen zu suchen, die man gerade braucht.
Die Hauptkapitel sind im Verlauf des Buches mit doppelseitigen wunderschönen Farbzeichnungen versehen. Die vielen Farbfotos zu den jeweiligen Themen lockern das Buch auf und bereiten zusätzlich Freude und verdeutlichen gelesenes.
Der faltbare Lageplan am Anfang des Buches ist eine originelle Idee.
Ich habe zahlreiche Tipps und Anregungen erhalten, die ich mitnehme in mein neues Gartenjahr!

Für dieses schöne Buch gebe ich eine Leseempfehlung für Gartenbegeisterte und wünsche viel Freude beim Lesen und Anschauen und Gärtnern!
Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 12.03.2025
Der ewige Tanz
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


sehr gut

Sommer 1928
Anita Berber, einst gefeierte Tänzerin und Schauspielerin, verbringt ihre letzten Tage im Bethanten Krankenhaus in Berlin. Unheilbar an Tuberkulose erkrankt, blickt sie auf ihr turbulentes Leben zurück.
Anita wächst bei ihrer Großmutter Lu in Dresden auf. Die Eltern sind getrennt, die Mutter macht Karriere als Tänzerin am bekannten Kabarett Chat Noir in Berlin, der Vater tourt als Violinist durch die Welt.
Obwohl Anita lieber auf Bäume klettert und rauft, statt mit Puppen zu spielen, ist ihr größter Traum, wie ihre Mutter Tänzerin zu werden. So besucht sie die Ballettschule von Rita Saccheto, wo sie unter anderem gemeinsam mit Leni Riefenstahl, das Tanzen lernt.
Schnell wird aus Anita eine der bekanntesten Tänzerinnen und Schauspielerinnen der 20er Jahre. Sie dreht Filme mit den großen Stars dieser Zeit, unter anderem an der Seite von Hans Alberts. Der gefragte Modeschöpfer Karl Karasek schneidert ihre Kostüme. Der Maler Otto Dix portraitiert sie.
Anita gilt als verrucht, sie polarisiert und provoziert mit ihrem hemmungslosen und exzessiven Tanz, bei dem sie fast alle Hüllen fallen lässt und gesellschaftliche Normen sprengt.
Sie verfällt Alkohol und Drogen, heiratet 3x und ist auch der Liebe zu Frauen nicht abgeneigt. Sie lebt für den Moment - privat wie beruflich. Dieses Leben hat seinen Preis. Anita stirbt mit nur 29 Jahren, verarmt und allein.

Steffen Schroeder hat es mit seinem Roman "Der ewige Tanz" geschafft, Anita Berber`s Leben und Schaffen authentisch und nahbar für die Leserschaft darzustellen.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Zeitsprünge unterstützen den Spannungsbogen. Es ist ein interessantes Buch, bei der man eine Frau, die zunächst unnahbar erscheint, auf besondere Weise kennenlernt.

Das rote Cover mit einem Foto von Anita Berber ist auffällig und eindrücklich, es gefällt mir gut und passt gut zum Buch. Es zeigt eine selbstbewußte Frau, die weiß, was sie will.
Dem Lesenden wird Einblick in das gesellschaftliche Leben der 20er Jahre gewährt, mir hat das Buch gut gefallen. Ich gebe eine Leseempfehlung für Geschichtsinteressierte und gebe 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 19.02.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Marlene ist wütend!
Nach dem Suizid ihres Mannes Rolf kann Marlene nicht trauern. Denn der Plan war, zusammen zu sterben. Und ihre Wut darüber, dass sie zurückgeblieben ist, ist groß.
Sie zieht sich in ihr Haus zurück, möchte keine Kontakte und bringt sich mit Beruhigungsmitteln durch die Tage. Ihr einziger Gedanke: wie kann sie ihrem Mann folgen!
Doch dann kommt Jack. Eigentlich sollte er nur ihre Dusche reparieren, aber er kann gut kochen und sucht eine Bleibe. Als ihr ehemaliger Schüler, für den sie sich einst eingesetzt hatte, möchte er etwas wiedergutmachen und kümmert sich um die lebensmüde Marlene.
Auch die Ärztin Ida bemüht sich um Marlene, auch wenn diese zunächst erstmal ablehnend reagiert.
Als Marlene Post von ihrer alten Freundin Wally bekommt, machen sich Marlene, Ida und Jack auf eine abenteuerliche Reise.

Marlene war mir von Anfang an sympathisch, auch Ida und Jack hatte ich schnell ins Herz geschlossen.

Nach ihrem Bestseller "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" hat die Autorin Susann Pasztor mit "Von hier aus weiter" erneut ein tolles Buch geschrieben, dass ans Herz geht.
Mit dem flüssigen, leichten und angenehmen Schreibstil und einer guten Portion Humor und Ironie ist es ein Lesevergnügen, Marlene zu begleiten.
Der Spannungsbogen zieht sich gut dosiert von Anfang an durch das ganze Buch und trotz des ernsten Themas habe ich das Buch sehr gern gelesen.
Das Cover ist in hellen Farben gestaltet und gefällt mir gut.

Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Punkten.

Bewertung vom 12.02.2025
Die Allee
Anders, Florentine

Die Allee


ausgezeichnet

Die Autorin Florentine Anders, Enkelin der Henselmann´s, folgt den Frauen ihrer Familie von 1931 bis 1995 und hat mit diesem Buch ein eindrucksvolles Werk geschaffen.
Sie führt uns durch Jahrzehnte Zeit -und Familiengeschichte.
Im Rückblick ab 1931 wird die Entwicklung der Großeltern, Eltern, aber auch der Geschwister unter der Entstehung der DDR und deren Einfluss auf das Leben so vieler Menschen deutlich.
Isa`s Großmutter Sybille, Malerin und Freigeist, ist ihr Vorbild.
Während ihre Eltern sich dem System beugen, der Vater Karriere als Chef - Architekt von Ost-Berlin macht, fügt sich die Mutter Isi als 8fache Mutter, gibt ihren Traum des eigenen Architekturstudiums auf.
Isa macht eine Ausbildung im modernsten Möbel-Kaufhaus der DDR. Während ihre Mutter Jahrzehnte braucht, um sich unabhängig von ihrem Mann zu machen, hat Isa bereits mit 20 den festen Vorsatz, ihren eigenen Überzeugungen zu folgen.
Doch es gibt durchaus Parallelen zum Leben ihrer Eltern....

Die Autorin schafft es auf grandiose Weise durch ihren sachlichen, aber nicht unsensiblen Schreibstil, die Welt hinter dem Eisernen Vorhang greifbar und begreiflich darzustellen!
Das System der DDR, der Einfluss auf Denken, Fühlen, Leben, Familie, Beruf, Bildung, Kulturpolitik, ist unverblümt klar aufgezeigt!
Auch wenn Hermann Henselmann in diesem Buch eine bedeutende Rolle spielt, tragen die Frauen durch die Story!
Wer Berlin gut kennt, kennt auch "seine" Bauwerke. Obwohl er für Bauten "im Sinne des Bauhauses" steht, musste er sich unter dem DDR - Regime an dessen Vorgaben halten, und den "ökonomischen Zwängen und dem Diktat der Schnelligkeit" fügen. Wie hätten wohl bedeutende Bauwerke in Ostberlin ausgesehen, hätte Henselmann seine Vorstellungen von "Bauten für das Volk" umsetzen dürfen?

Das Cover zeigt Bauwerke von Henselmann und das Bild der Hauptprotagonisten des Buches. Es ist reduziert auf das Wesentliche, kommt ohne Schnickschnack aus.
Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung - für Berlin-Fans, für Politik-Interessierte, für Architektur-Begeisterte. Aber auch für LeserInnen, die gern Bücher nach wahren Begebenheiten lesen.

Es bekommt von mir 5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 12.02.2025
Schmerz
Jónasson, Jón Atli

Schmerz


sehr gut

"Schmerz" des isländischen Autors Jon Atli Jonasson ist der Auftakt zu einer neuen isländischen Krimireihe.

Dora und Rado sind bei der Kriminalpolizei in Reykjavik. Beide sind auf ihre Weise Außenseiter.
Dora ist nach einem Einsatz schwer traumatisiert, körperlich als auch seelisch. Sie ist medikamentenabhängig, gilt unter KollegInnen als verrückt, aber auch besonders schlau. Aufgrund ihrer Hypersensibilität erschließen sich ihr Situationen und Sachverhalte anders, was nicht immer auf Begeisterung stößt, da sie so Fehler in den Ermittlungen anderer findet.
Die gesundheitlichen Folgen einer Schußverletzung im Einsatz sind schwerwiegend, weshalb sie zum Innendienst verdammt ist.
Rado, Einwandererkind, hat sich innerhalb der Polizei hochgearbeitet. Doch seine Verbindung zum organisierten Verbrechen durch die Ehe mit der Tochter eines Anführers einer Verbrecherbande, bedroht seine Karriere.

Gemeinsam werden sie auf den Vermisstenfall eines jungen Mädchens angesetzt, das während eines Klassenausflugs im Thingvellir-Nationalpark verschwunden ist. Trotz, oder gerade durch, ihre Verschiedenheit entwickelt sich rasch ein vertrauensvolles und freundschaftliches Arbeitsverhältnis zwischen Dora und Rado.
Doras Art der Ermittlungen ist wechselhaft, zwischen Feingefühl, aufgrund ihrer Hypersensibilität, und Brutalität. Dass sie trotz ihrer körperlichen und seelischen Versehrtheit überhaupt diensttauglich ist, erscheint mir stellenweise unrealistisch. Menschlich ist sie mir sympatisch.
Rado ist geprägt von Sorge um seine Ehe und Familie und stets unter Druck durch seine Schwiegerfamilie. Diese spielt im organisierten Verbrechen der Stadt eine große Rolle. Er erscheint teilweise sehr unscheinbar.
Dafür übernimmt sein Bruder eine drastische Rolle in der Story.

Der Schreibstil ist stellenweise recht nüchtern, aber gut zu lesen. Der Spannungsbogen um den Vermisstenfall des verschwundenen Mädchens hält sich in Grenzen, dafür ist die Nebenstory um Drogenbanden und die familiäre Verbindung von Rado recht spannend.
Verschiedene Handlungsstränge sind anfangs schwer zu verbinden.
Dass die Namen der Hauptpersonen aus den selben Buchstaben bestehen, finde ich eine originelle Idee.
Das Cover passt gut zu Island und der dunkle Farbschnitt gefällt mir.

Der Krimi bekommt von mir 4 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung für diejenigen, die es auch mal etwas brutaler mögen.

Bewertung vom 30.01.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


ausgezeichnet

Sarah Crouch hat mit ihrem Debütroman "Was die Gezeiten verbergen - Middletide" eine gute Mischung aus Roman und Krimi geschaffen! Ich hoffe auf mehr von ihr!

Elijah und Nakita verbindet eine innige Jugendliebe. Als Elijah beschließt, die Kleinstadtidyle seines Heimatortes Point Orchards zu verlassen, um Schriftsteller zu werden, lässt er Nakita zurück. Nachdem sein Erstlingswerk ein Flopp wird, kehrt er nach Jahren zurück. Er zieht in die einsame Waldhütte seines verstorbenen Vaters, versucht sich als Selbstversorger. Sein einziger Kontakt ist Chitto, der ehemalige Freund seines Vaters, der ihm zum väterlichen Freund wird.
Als er Nakita wiedersieht, schöpft er Hoffnung auf eine zweite Chance für ihre Liebe. Doch Nakita ist nicht bereit. Während Elijahs Abwesenheit hat sie geheiratet, doch durch ein tragisches Unglück ihren Mann schon nach kurzer Zeit verloren. So befindet sie sich in großer Trauer. Und sie hat Elijah nicht verziehen, dass er ein Versprechen gebrochen hat.
Als Elijah die junge Ärztin Erin Landry kennenlernt, ahnt er nicht, das die kurze Beziehung zu ihr ihn alles kosten könnte, was ihm wichtig ist.
Als ein schreckliches Verbrechen geschieht und es eindeutige Verbindungen zu Elijahs Buch gibt, beginnt für ihn ein Wettlauf gegen die Zeit!

Das Buch ist in verschiedenen Zeitzonen geschrieben, in die ich mich anfangs erst einfinden musste. Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und gut zu lesen. Der Spannungsbogen steigt stetig und die Auflösung kommt erst am Schluss des Buches. Das Finale war unglaublich spannend, für mich nicht vorausschaubar, und wirkt auf mich schlüssig.

In diesem Roman vereint die Autorin gekonnt Liebe, Spannung, Glaube, Naturbeschreibungen, Einblicke in das Leben in einem Reservat und persönliche Schicksalsschläge der Protagonisten auf wunderbare Weise.
Elijah, Nakita, ihr Vater und besonders Chitto waren mir sehr sympatisch und überzeugend dargestellt. Die Naturbeschreibungen und auch die Ausführungen über Elijahs Umgang mit der Natur haben mir sehr gefallen.
Die Verbindung des Titels und dem Inhalt des Buches erschließt sich erst am Ende, was zum Spannungsaufbau beiträgt.
Das Cover ist farblich auffallend und das Motiv ist passend gewählt.
Am Anfang und Ende des Buches Leseeindrücke von VerlagsmitarbeiterInnen abzudrucken, ist eine gelungene Idee.

Das Buch erhält von mir 5 von 5 Punkten!
Und eine Leseempfehlung für LeserInnen, die gern Spannung, Liebe und Naturbeschreibungen vereint mögen!

Bewertung vom 26.01.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


gut

Alan Murrin verortet seinen Debütroman in einer Kleinstadt an der Küste Irlands. Zeitlich findet die Leserschaft sich vor dem Hintergrund kurz vor der dortigen Durchsetzung der Scheidungslegalisierung 1994/95.

Colette, Dichterin und Schriftstellerin, bricht aus ihrer Ehe aus, verlässt die Stadt, lässt ihre 3 Söhne bei ihrem Ehemann zurück und folgt ihrem Wunsch nach einem selbstbestimmtem Leben und dem Aufbau ihrer Karriere als Schriftstellerin. Doch die Sehnsucht nach ihren Kindern ist groß. Sie kehrt zurück in ihren Heimatort Ardglas und mietet ein kleines Cottage an der Coast Road, um ihren Kindern nahe zu sein. So ist sie der gesellschaftlichen Beobachtung und Beurteilung des 1000-Seelen-Ortes ausgesetzt. Als ihr Ehemann ihr den Kontakt zu den gemeinsamen Söhnen verweigert, wendet sie sich hilfesuchend an Izzy, deren Sohn mit ihrem jüngsten Sohn zur Schule geht. Die beiden Frauen nähern sich an, es entsteht ein dünnes Band Verbundenheit und Izzy schafft geheime Möglichkeiten, um Treffen zwischen Colette und ihrem Sohn zu arrangieren. Als diese Treffen auffliegen, bahnt sich eine dramatische Entwicklung an.....

Alan Murrin gelingt es, Familienstrukturen und die Gefühlswelten von Frauen und Männern vor dem Hintergrund des damaligen Scheidungsverbotes eindrücklich darzustellen. Ehefrauen, die selten oder nur eingeschränkt ihrem Beruf nachgehen können, fast ausschließlich für den Haushalt und die Versorgung der Kinder und des Ehemannes zuständig sind. Und dem gesellschaftlichen Druck durch Wertvorstellungen anderer ausgesetzt sind. Ehemänner, für die ihre eigene Karriere und das öffentliche Ansehen über allem stehen.
Kinder, die unter den Missständen innerhalb der Ehe ihrer Eltern leiden.

Der Blick und die Verurteilung durch die Gesellschaft, die politischen und gesellschaftlichen Normen und Werte in diesem Buch am Beispiel der Kleinstadt Ardglas, wo jeder jeden kennt, viele vieles voneinander wissen oder zu wissen glauben, machen den Druck deutlich, der viele Menschen dazu bringt, Träume aufzugeben, zu verzweifeln, gar zu zerbrechen.

Das Cover ist einfallsreich. So scheint es, als gäbe ein Riss im Umschlag den Blick frei - in die Natur...oder in die Freiheit ?!
Nimmt man den Buchumschlag ab, zeigt sich eine wunderschöne Küstenlandschaft.
Der Schreibstil ist nur bedingt flüssig und der Spannungsbogen recht flach. Bis sich zum Ende hin die Ereignisse zu überschlagen scheinen.

"Coast Road" ist ein lesenswerter Gesellschaftsroman und bekommt von mir 3 von 5 Punkten!