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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


ausgezeichnet

Vor einigen Jahren habe ich viele Bücher aus und über Asien gelesen, die Thematik der Japanischen Besatzer und der Grausamkeiten, die damit einher gingen, war für mich also nichts Neues.
Absolut neu war für mich allerdings der Schauplatz, und ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis zu dieser Lektüre überhaupt nichts über Malaysien wusste.
Dieser Roman ist keine leichte Kost und bestimmt nichts für zartbesaitete LeserInnen, denn es werden Krieg, Folter, Hunger, Tod und Missbrauch auf sehr authentische Weise geschildert.
Es ist die ergreifende Geschichte einer eurasischen Frau, die in den Wirren des Wechsels zwischen Britischer Besatzung, Krieg und Japanischer Besatzung, mutig das Beste für ihre kleine Familie herauszuholen versucht. Ihre Entscheidungen sind oft grenzwertig und man schwankt beim Lesen hart zwischen Sympathie und Unverständnis.
Absolut empfehlenswert für all jene, die historisch gerne was dazulernen und dramatische Geschichten mögen, übersetzt von Brigitte Jakobeit.

Bewertung vom 23.06.2024
Janes Roman
Cusset, Catherine

Janes Roman


gut

"Janes Roman" ist keine neue Geschichte, sondern stammt von 1999 und wurde bereits 2002 bei Ullstein verlegt. Am 27.Juni erscheint die neue Adaption im Eisele Verlag.

Mit diesem Roman habe ich tagelang regelrecht gekämpft, aber ich habe durchgehalten bis zur letzten Seite und wurde überraschenderweise zumindest mit einem guten Ende belohnt.
Ich habe Cussets Roman "Die Definition von Glück" gelesen und war schwer begeistert, mir gefielen sowohl Schreibstil als auch der Plot unheimlich gut.
Dieses Werk bereitet mir allerdings echte Kopfzerbrechen, weil ich nicht wirklich zuordnen kann, was mir das Buch eigentlich sagen will.
Es ist nahezu klischeehaft französisch, wäre es kein Buch, sondern ein Film, dann mit Sicherheit in sehr gedeckten Farben, intellektuelle aber minimalistische Dialoge, viel nackte Brust...
Es ist keine Liebesgeschichte, dafür fehlen Emotionen. Es gibt viel Erotik, ohne dass sie einen berührt. Es ist kein Entwicklungsroman, denn die Hauptprotagonistin entwickelt sich keinen Millimeter weiter: sie hat einen Freund, der ist ihr egal bis er sich von ihr trennt, dann ist sie nahezu besessen von ihm; sie verliebt sich neu, sie wird betrogen oder betrügt, da eine Trennung, da ein neuer Typ, dort ein One-night-stand, hier eine Ehe, ein Seitensprung... und so plätschert es weiter vor sich hin. Trotz aller Intimitäten blieb mir die Protagonistin extrem fremd und unnahbar und nervte mich an vielen Stellen auch gewaltig.
Allein das mysteriöse Manuskript, das sie erhält und die Romanform ihrer Affairen ist, hat mich bei Laune gehalten, weil ich wissen wollte, wer das nun geschrieben hat. Das Ende war tatsächlich nicht schlecht, die Auflösung eine Überraschung.
Aber leider war es für mich ein etwas quälendes Leseerlebnis, das mich nicht wirklich überzeugen konnte.

Bewertung vom 17.06.2024
Morden in der Menopause (eBook, ePUB)
Dreyer, Tine

Morden in der Menopause (eBook, ePUB)


weniger gut

Da ich selbst grad mitten in der Menopause stecke, fand ich den Titel amüsant und ansprechend.
Leider hat es meine Erwartung so gar nicht getroffen, ich hatte mich auf böse Satire und morbiden Humor gefreut, für mich war es dann doch einfach zu mau.
Lobend muss ich die Kapitelanfänge erwähnen, in denen die Autorin kurz und knapp wissenswerte Fakten über Hormone liefert.
Der Plot hätte laut Klappentext witzig sein können und es fing auch vielversprechend an, aber die Szenen waren mir persönlich zu klamaukig und zu viel Slapstick.
Ich denke, und nachdem ich im Vofeld einige Rezensionen schon gelesen habe, dass viele Leserinnen diesen Humor abfeiern werden und das Buch gut finden. Mich konnte das Buch leider nicht wirklich unterhalten und ich habe ab der Mitte nur noch locker quergelesen.
Die Charaktere waren mir auch einfach zu platt, es gibt unzählige Phrasenwiederholungen und manchmal kommt die Story einfach nicht voran.
Eine leichte - eventuell unterhaltsame - Lektüre, die ich nicht wirklich wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 14.06.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Also eigentlich ist das ja so gar nicht mein Genre... dachte ich, und wie falsch ich damit lag. Voller Skepsis fing ich an zu lesen und nach anfänglichen "Och nö" und "Oh jesses", hatte ich dann gar nicht gemerkt, wie tief ich schon in dieser erfrischenden Story drin war. Erst als ich begonnen hatte, laut zu lachen und das Bedürfnis verspürte, die lustigsten Szenen dem besten Ehemann von allen vorlesen zu wollen... das war es schon zu spät.

Der Plot - natürlich völlig unglaubwürdig, wie ein modernes Märchen halt
die Charaktere - anfangs ein bisschen überzogen und fast nervig, später meine "besten Freunde"
das Fazit - eine ganz wunderbare Geschichte, die mich zum Lachen aber auch ein wenig zum Weinen gebracht hat.

Und wer auf typische Tropes steht:
Enemies to Lovers, Share one Bed, Fake Dating... ALLES drin! Warum? Weil es in dieser Geschichte halt einfach genau so sein muss - jedes weitere Wort wäre gespoilert. Lest selbst und lasst Euch gut unterhalten.
Aber erst ab dem 1. Juli, denn dann dürft ihr diese liebenswerte Lovestory, übersetzt von Maike Hallmann, ebenfalls lesen.

Bewertung vom 12.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


ausgezeichnet

Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich zum letzten Mal eine Graphic Novel in der Hand hatte und es hat ein bisschen gedauert, bis ich in die Zeichnungen rein fand. Was allerdings nicht an den Zeichnungen lag, sondern bloss an der Tatsache, dass Comiclesen so völlig anders ist als ein Buch zu lesen oder einen Film zu sehen.
Die Zeichnungen sind toll und unheimlich stimmig, irgendwann war ich so sehr in die Bilder vertieft und in die Regency Stimmung eingetaucht, dass ich alles um mich herum vergessen habe.
Die Geschichte ist natürlich nicht neu, aber sie gehört definitiv zu jenen, die man immer wieder konsumieren kann: als Buch, als Film, als Persiflage und nun auch als Graphic Novel.
Äußerst empfehlenswert für alle Jane Austen und Regency LiebhaberInnen und jene die es noch werden wollen.
Text von Claudia Kühn, Zeichnungen von Tara Spruit.

Bewertung vom 12.06.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Ich mochte ja "Am liebsten sitzen alle in der Küche" der Autorin auch schon sehr und daher habe ich mich tierisch auf das neue Werk gefreut und wurde nicht enttäuscht.
In diesem Buch erzählt Karnick ruhig und mit viel Liebe zum Detail, die Geschichte zweier Freunde, die vom Teenageralter bis heute wie zwei Flipperkugeln mal aufeinander prallen und dann wieder weit auseinander driften.
Die Autorin trifft atmosphärisch den Nagel genau auf den Kopf, und gerade der Beginn der Geschichte fängt die 80er und 90er sehr gut ein. Vor allem Musik spielt immer wieder eine Rolle, da der Hauptprotagonist Musiker ist. (Am Ende des Buches werden alle erwähnten Titel aufgelistet und es gibt auf Spotify sogar eine Playlist, sowas finde ich persönlich einfach toll.)
Im Vordergrund der Story steht gar nicht so sehr die Frage, ob sie sie denn endlich irgendwann zusammenkommen, sondern die schonungslose Ehrlichkeit der Protagonisten in ihren Gedanken. Das mag die Charaktere das eine oder andere Mal nicht hundert Prozent sympathisch erscheinen lassen dafür aber umso menschlicher.
Sehr empfehlenswert für LeserInnen, die sich für eine Geschichte gerne mal Zeit nehmen.
Das Hörbuch spricht Katrin Daliot.

Bewertung vom 04.06.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


sehr gut

Ich tu mich ein bisschen schwer, dieses Buch tatsächlich einzuschätzen und zu bewerten, denn es ist recht aussergewöhnlich.
Im Grunde ist es ein Drama, allerdings mit teils skurrilen Charakteren und der einen oder anderen bizarren Szene, die ich leider nicht weiter ausführen kann ohne zu spoilern.
Rückblickend betrachtet ist es aber schon sehr französisch... also im Sinne von: Drama wie von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro (Delikatessen, Die Stadt der verlorenen Kinder...)
Sprachlich ist es toll, es liest sich flüssig aber nicht seicht. Der Plot bietet immer gerade genug Spannung, so dass man weiterlesen möchte. Das Ende ist ja anfangs schon vorweg genommen und dennoch will man ja wissen, wie genau es dazu kommen konnte.
Wer mal etwas Aussergewöhnliches lesen möchte, dem sei dieses Buch - in der Übersetzung von Stefaie Jacobs und Jan Schönherr - sehr empfohlen. Ideal an einem lazy weekend zu lesen.

Bewertung vom 31.05.2024
Deine Margot (eBook, ePUB)
Valkama, Meri

Deine Margot (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bei diesem Buch habe ich eine Weile gebraucht um reinzukommen, da der Schreibstil mich anfangs etwas verstört hat. Ich bin froh, dass ich meinen ersten Impuls - das Buch abzubrechen - unterdrückt habe, denn sonst wäre mir ein wirklich gutes Buch entgangen.
Viljas Vater ist kürzlich verstorben und hinterliess ein Bündel rätselhafter Liebesbriefe einer Margot an einen Erich. Schnell wird Vilja klar, dass Erich ihr Vater sein soll und das Kastanie genannte Kind sie selbst. Wer aber ist Margot?
Sie begibt sich auf Spurensuche, von Finnland nach Berlin, denn in Ostberlin war der Vater Korrespondent, damals überzeugter Kommunist.
Wir lesen in der Jetztzeit aus Viljas Sicht und erleben die Tage des Verfalls der DDR durch eine narrative Stimme.
Die Autorin hat sauber recherchiert und das Leben in der DDR fühlt sich echt an. Die Protagonisten sind nicht immer sympathisch, vor allem der männliche Hauptprotagonist - Viljas Vater - hat mir beim Lesen immer wieder ungut den Blutdruck in die Höhe gejagt. Auch Rosa, Viljas Mutter, ist grenzwertig, aber ein nachvollziehbarer Charakter.
Der Plot war interessant, vor allem weil dieses geschichtliche Kapitel aus nichtdeutscher Sicht erzählt wird.
Wer einen ruhigen historischen Roman inklusive schwierige Familiengeschichte lesen möchte, der ist hier gut aufgehoben. Angela Plöger hat diesen empfehlenswerten Roman übersetzt.

Bewertung vom 29.05.2024
Während ich hier bin
Steele, Emma

Während ich hier bin


ausgezeichnet

Dieses Buch gehört zum Genre "magischer Realismus" und obwohl recht schnell klar ist, was hier passiert, so hatte ich doch viel Mühe mir vorzustellen, wie Steele ihre Geschichten enden lassen will, mit welcher Botschaft also. Das Ende hat mich dann doch überrascht und mir das eine oder andere Tränchen abverlangt.
Emma Steeles Schreibstil ist klar, unverschnörkelt und sehr flüssig zu lesen. Ihre Charaktere sind liebenswert modelliert, die Art und Weise wie sie miteinander umgehen authentisch und nachvollziehbar.
"Während ich hier bin" regt zum nachdenken an: leben wir unser Leben, so wie wir es uns vorstellen oder richten wir es zu sehr nach anderen aus? Haben wir uns die innigsten Wünsche erfüllt, oder stehen wir uns oft selbst im Weg?
Und dabei wird das Buch nie zum aufdringlichen Lifecoach. So mag ich das.
Gegen Ende wurde es für mich emotional recht intensiv und die eine oder andere Szene ging mir doch recht nahe.
Eine leicht zu lesende Lektüre, die dennoch unter die Haut geht.
Nadine Alexander und Christina Kuhlmann haben das empfehlenswerte Buch übersetzt.

Bewertung vom 24.05.2024
So ist das nie passiert
Collins, Sarah Easter

So ist das nie passiert


sehr gut

Schon der Titel hat in mir Interesse geweckt und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Debüt von Sarah Easter Collins ist spannend, erschütternd und sprachlich ganz wunderbar.
Die Geschichte beginnt mit einer Zusammenkunft von Freunden und wir lernen insbesondere Robyn und Willa kennen, die einander schon seit ihrer Teenagerzeit kennen. Vor mehr als zwanzig Jahren ist die jüngere Schwester Willas verschwunden und nie aufgetaucht.
In Rückblicken von Robin und Willa erfahren wir Stück für Stück über deren gemeinsame Vergangenheit, aber auch über Willas erschütternden Familienverhältnisse.
Langsam taucht man tiefer in die Figuren ein, die die Autorin mit viel Liebe zeichnet.
Der Roman entwickelte bei mir eine ungeheure Sogwirkung, auch wenn ich am Ende den einen oder anderen Kritikpunkt hatte: die bösen Charaktere sind mir einfach zu disneyhaft böse und ein bisschen zu viel Zufall bei der Auflösung der Geschichte. Insgesamt konnte ich aber darüber hinwegsehen, da mir der Plot sehr zugesagt hat.
Carola Fischer und Beate Brammertz haben gute Übersetzungsarbeit geleistet - sprachlich fand ich den Roman wirklich sehr gelungen.