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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 189 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2025
Daily Soap
Osagiobare, Nora

Daily Soap


ausgezeichnet

Das war mit Abstand so ziemlich das Lustigste, was ich in den letzten Monaten gelesen habe.
Ganz starke Satire bezüglich Alltagsrassismus in der Schweiz, schräge Protagonist*innen, eine herrlich chaotische Story, die so richtig schön ausufert, bizarre Situationen und Fußnoten bei denen ich schallend lachen konnte.
In der Tat ein äußerst ungewöhnliches Buch, das mich stellenweise an den schrägen Humor finnischer Autoren erinnert hat.
Wer es schräg und intelligent liebt, der wird diesen Roman genauso mögen und schätzen wie ich. Von mir gibt es eine hundertprozentige Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.03.2025
In ihrem Haus
van der Wouden, Yael

In ihrem Haus


ausgezeichnet

Ich bin verliebt! Ich habe mich in ein Buch verliebt.
Was ist das bitteschön für ein großartiger Roman! Diese Geschichte hat mich zutiefst berührt und zwar auf allen Ebenen und fast wären Tränen geflossen... sowas passiert mir wirklich äußerst selten.
Yael van der Wouden hat mit Isabel und Eva nicht nur zwei wundervolle Charaktere geschaffen, deren Geschichte mich völlig in den Bann gezogen hat, sondern generell einen Plot geliefert, den ich so noch nie gelesen habe. Aus der Hand legen konnte ich den ebook-reader tatsächlich so gut wie nicht.
Sprachlich war es ein absolut sinnliches und zartes Erlebnis, ganz ganz wunderbar.
Von diesen Protagonistinnen werde ich träumen, sie werden mich noch sehr lange begleiten.
Stefanie Ochel hat aus dem Niederländischen übersetzt.
Dieser Roman hat mich völlig geflasht und lässt mich beinahe wortlos zurück. Bitte lesen - unbedingt!

Bewertung vom 27.02.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


ausgezeichnet

Ich hatte - zugegeben - erst vor kurzem meinen ersten Glattauer Roman gelesen und war von seinem Schreibstil regelrecht angetan.
Also ging ich mit hoher Erwartung und großer Vorfreude an dieses Buch heran und wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern auch auf großartige Weise unterhalten.
Ein bekannter österreichischer Autor von Liebesromanen, der schon seit längerer Zeit nichts mehr geschrieben hat, befindet sich auf der Zugfahrt zu einem Termin in München. Ihm schräg gegenüber, sitzt eine Frau, die ihn im Laufe der Fahrt anspricht.
Es entwickelt sich nicht nur ein wunderbarer Dialog über die Liebe, sondern wir dürfen beim Lesen auch in seine Gedankenwelt eintauchen, die teils ironisch, teils nostalgisch sind.
Und ja! Würde ich Daniel Glattauer jetzt begegnen, lauteten meine Fragen: Ist es zum Teil autobiografisch?
Glattauers Humor ist genau mein "Cup of Tea" und ich freue mich jetzt einfach darüber, dass ich als Spätentdeckerin noch einige ältere Romane von ihm vor mir habe.

Bewertung vom 19.02.2025
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


ausgezeichnet

Ganz ehrlich? Den Titel fand ich einfach genial und so war es ein ziemlicher Spontankauf, den ich absolut nicht bereue.
Wahrscheinlich lag es zum größten Teil am Alter der Hauptprotagonistin, warum mich der Plot so krass angesprochen hat. Nina mit ihrer Menopause, die es aber einfach noch mal wissen will - und sich aber gar nicht traut, denn: so als "alte Frau" - darf man überhaupt? Sollte man nicht?....
Ich konnte so Vieles in ihrem Verhalten und ihren Gedanken nachempfinden.
Ich mochte die Charaktere sehr und auch die vielen Themen, die in diesem Buch angesprochen werden, die mir selbst beim Lesen absolut nicht zuviel waren.
Carearbeit, Stellenwert der Frau in Firmen, in der Medizin, in ihrem Umfeld, wie es sich anfühlt älter zu werden, welche Meinung die Gesellschaft dazu hat. Wie es ist, im Alter nochmal Neues zu wagen. Wie stark Frauen sein können, wenn sie zusammenstehen. Wie sehr wir Frauen uns selbst schätzen lernen sollten.
Hach, das war wirklich erfrischend, aber auch aufwühlend und letztendlich hoffnungsvoll und versöhnlich.
Ich hab die Lektüre sehr geliebt und innerhalb kürzester Zeit verschlungen und spreche eine hundertprozentige Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 15.02.2025
Wie meine Familie das Sprechen lernte
Bektas, Leyla

Wie meine Familie das Sprechen lernte


gut

Dieses Buch hat mir Einiges abverlangt und ich habe mich sehr disziplinieren müssen, dass ich es zu Ende lese.
War es schlecht? Nein, auf gar keinen Fall! Sprachlich fand ich es eigentlich schön, auch der Plot wäre sehr interessant gewesen... jetzt kommt das große Aber:

Als eine Person, die sehr wenige Berührungspunkte mit Türk*innen hat und auch sonst kaum Einblick in Land, Kultur und Geschichte habe, kam ich mir streckenweise auf komplett verlorenem Posten vor. Eigentlich hätte es viele Gründe gegeben mindestens alle zwei Seiten mein Handy zur Hand zu nehmen und etwas ergoogeln zu müssen... dann wäre ich wohl mindesten noch eine weitere Woche mit dem Buch beschäftigt gewesen.
Ich habe keine Probleme einer Geschichte zu folgen mit vielen für mich fremden Namen, das schaffe ich... aber wenn dann noch Namensanhängsel (wahrscheinlich Familienstand?) auf türkisch vorkommen, dazu Städte- und Dorfnamen, türkische Gerichte und generell Ausdrücke, dann bin ich leicht überfordert. Nirgendwo eine Fußnote oder ein Glossar um mich etwas gescheiter zu machen.
Abgesehen von der Familiengeschichte, die durch hin- und herspringen in der Zeit erzählt wird, gibt es viele Anspielungen auf politische Ereignisse in der Türkei, die mir nicht geläufig waren und viele Politiker Namen, die mir absolut nichts sagten. Nach jedem Kapitel hatte ich gefühlt 10 Fragen mehr im Kopf als zuvor.
Das Schicksal der Aleviten hätte mich brennend interessiert, aber auch da vertieft sich die Geschichte leider nicht wirklich, es werden Eckpunkte angerissen, mehr leider auch nicht.

Rate ich also von der Lektüre ab? Nein, ich empfehle sie allen, die sich mit der Türkischen Kultur und Geschichte etwas auskennen, oder direkt Wurzeln in diesem Land haben - ich denke, diese Leser*innen werden viel mit diesem Buch anfangen können.

Bewertung vom 14.02.2025
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


ausgezeichnet

Das war ein außergewöhnlich tolles Leseerlebnis, Tore Renberg hat hier einen äußerst bemerkenswerten historischen Roman geschrieben, der nicht nur akribisch recherchiert wurde, sondern auch noch mit ausgesprochen detailverliebten Figuren gefüllt, die für mich lebendiger nicht sein hätten können.
Und dabei ist das Barock nicht einmal annähernd meine bevorzugte historische Zeit, beim Lesen.

Der Klappentext und die guten Rezensionen hatten mich neugierig gemacht, das Buchcover fand ich extrem ansprechend und so wagte ich mich noch einmal aus meiner Komfortzone und bin begeistert in die 700 Seiten starke Lektüre abgetaucht.

Wir erfahren nicht nur über den Gerichtsfall Anna Voigts, sondern erhalten ein Sittenbild der damaligen Zeit: biedere Bigotterie wurde langsam von wissenschaftlichen Erkenntnissen überrollt.
Wenn wir heute von damaligen Gerichtsurteilen lesen, dann wissen wir, dass sie "im Namen Gottes" ausgeführt wurden, mehr Aberglaube als Logik und wir wissen, dass es immer brutal und grausam war. Aber Renberg haucht Anna Voigt so viel Leben ein, dass wir die Angst und Verzweiflung beim Lesen spüren und das lässt Geschichte lebendig werden.
Der Autor schreibt aber nicht ohne Humor, den merkt man besonders in den Dialogen.

Und dann ist es auch ein feministisches Buch, denn Renberg macht uns einmal mehr bewusst, wie sehr Frauen leiden müssen - nein, sogar doppelt und dreifach bestraft werden - dafür, dass Männer ihren Hosenstall nicht geschlossen halten können, während letztere zumeist keine Konsequenzen tragen müssen.

Diese Lektüre hätte furztrocken sein können, Tore Renberg hat aus der Materie ein kluges, witziges und erschütterndes Buch mit vielen lebendigen Charakteren gemacht. Großartig!
Karoline Hippe und Ina Kronenberger haben eine wunderbare Übersetzungsarbeit geleistet

Bewertung vom 05.02.2025
Die Schwarzgeherin
Denk, Regina

Die Schwarzgeherin


ausgezeichnet

Dieses Buch hatte ich anfangs gar nicht auf dem Schirm, aber dann häuften sich die positiven Besprechungen und weil das Cover einfach der absolute Wahnsinn ist, wollte ich es dann doch endlich wissen.
Auf den ersten Seiten hatte ich ja noch, nach jedem Absatz den Holladarädullijöh-Chor aus dem Watzmann im Ohr, aaaaber... spätestens auf Seite 10 war der dann endlich stumm und ich konnte mich in das kalte, karge und extrem düstere Setting fallen lassen.
Genial! Ich mochte einfach alles an diesem Buch: das Finstere, die kargen Dialoge, die extreme Dramatik ohne Heimatschnulzenkitsch. Schön auch die Zwischenspiele aus der Sicht der Adlerin - ich hatte viele tolle Bilder im Kopf.
Ich habe die Enge dieser bigotten und grausamen Gemeinde gespürt, die Weite - aber auch die Feindseligkeit - der Landschaft, und vor allem den Freiheitsdrang der Hauptprotagonistin. Der Freiheitsdrang, der einen so hohen Preis fordert.
Die eine oder andere Unstimmigkeit hätte ich gefunden, aber egal - das Buch hat mich auf so vielen Ebenen so exzellent unterhalten, dass ich darüber hinwegsehen kann.
Es ist eine traurige und wütend machende Geschichte und durch ihre brutale Ehrlichkeit sicherlich nicht für jede Leserin geeignet, aber von mir gibt es eine absolute Empfehlung.

Bewertung vom 31.01.2025
Portrait meiner Mutter mit Geistern
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


ausgezeichnet

Dieses Buch hat es mir, das muss ich ehrlich zugeben, nicht ganz einfach gemacht. Der, manchmal recht metaphorische, Schreibstil und der, in der Zeit herumspringende, Plot mit den vielen Protagonistinnen haben meine Gehirnwindungen ziemlich knacken lassen. Einfach mal schnell weglesen war da nicht drin, vollste Aufmerksamkeit war geboten.
Aber das hat sich auch wirklich gelohnt, denn die sehr komplexe Familiengeschichte Rabea Edels ist äußerst lesenswert und wird mich noch eine Weile beschäftigen.
Das Leiden der Frauen über Generationen hinweg ist an sich nichts Neues, aber durch die spezielle Art des Erzählens dann wieder doch.
Eine aussergewöhnliche Familiengeschichte auf außergewöhnliche Art erzählt, ein Schreibstil der fordert und eine ungeheure Anziehungskraft entwickelt.
Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 15.01.2025
Die Rose von Nischapur
Cheheltan, Amir Hassan

Die Rose von Nischapur


ausgezeichnet

Cheheltan wählt eine ruhige, beobachtende - ja fast leise - Art des Erzählens.
Wir lernen David, einen jungen Engländer, kennen, der durch einen geschenkten Lyrikband auf den persischen Dichter und Philosophen Khayyam aufmerksam wird und sich regelrecht in seine Werke verliebt. Er erfüllt sich seinen lange gehegten Wunschtraum und reist für längere Zeit in den Iran, und wird dort von einem Bekannten, Nader, und dessen Verlobter Nastaran herzlich willkommen geheissen.
Es entspinnt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den Dreien, geprägt von intensiven intellektuellen Gesprächen, aber es keimen auch verwirrende Gefühle auf.
Dieses Buch kommt ohne rasante Szenen aus, es ist ruhig und manchmal sogar ein wenig distanziert, als Leser beobachtet man, sieht sich die Orte an, fühlt die Athmosphäre und hört zu... und witzigerweise sind es die nicht ausgeschriebenen Dinge, die das Buch so fesselnd machen. Ich konnte für mich auch viel über die Iranische Kultur mitnehmen.
Ich mochte diese Erzählung, die gegen Ende sehr berührend wird, sehr und empfehle es allen Leser*innen weiter, die unaufgeregte intelligente Romane mögen.
Jutta Himmelreich hat den Roman aus dem Persischen übersetzt.

Bewertung vom 02.01.2025
Honey
Lodato, Victor

Honey


ausgezeichnet

Wie schön, wenn das Neue Jahr gleich mit einem wunderbaren Buch beginnt, dessen Hauptprotagonistin einfach zum Verlieben ist.
Honey ist über 80 und kehrt nach langer Zeit in ihre Heimat zurück, die sie jung hinter sich gelassen hat, um sich von ihrer brutalen Familie zu distanzieren.
Sie ist wohlhabend, unabhängig und sieht jünger aus als sie ist.
Lodato hat mit Honey eine wunderbar liebenswerte Figur erschaffen, die durch Authentizität besticht und in eine gute Geschichte eingebettet ist.
Durch aktuelle - unschöne - Geschehnisse wird Honey mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, vor allem mit ihrer Erfahrung mit Männern ihrer Familie, die sich durch Brutalität und mafiösem Gebahren auszeichneten.
Eine Geschichte, die von Lebensbeichte, Befreiung, familiäre Bande, Liebe und vor allem Freundschaft handelt - unterhaltsam, witzig aber auch berührend.
Claudia Wenner hat dieses sehr empfehlenswerte Buch großartig übersetzt.