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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2025
Die Rose von Nischapur
Cheheltan, Amir Hassan

Die Rose von Nischapur


ausgezeichnet

Cheheltan wählt eine ruhige, beobachtende - ja fast leise - Art des Erzählens.
Wir lernen David, einen jungen Engländer, kennen, der durch einen geschenkten Lyrikband auf den persischen Dichter und Philosophen Khayyam aufmerksam wird und sich regelrecht in seine Werke verliebt. Er erfüllt sich seinen lange gehegten Wunschtraum und reist für längere Zeit in den Iran, und wird dort von einem Bekannten, Nader, und dessen Verlobter Nastaran herzlich willkommen geheissen.
Es entspinnt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den Dreien, geprägt von intensiven intellektuellen Gesprächen, aber es keimen auch verwirrende Gefühle auf.
Dieses Buch kommt ohne rasante Szenen aus, es ist ruhig und manchmal sogar ein wenig distanziert, als Leser beobachtet man, sieht sich die Orte an, fühlt die Athmosphäre und hört zu... und witzigerweise sind es die nicht ausgeschriebenen Dinge, die das Buch so fesselnd machen. Ich konnte für mich auch viel über die Iranische Kultur mitnehmen.
Ich mochte diese Erzählung, die gegen Ende sehr berührend wird, sehr und empfehle es allen Leser*innen weiter, die unaufgeregte intelligente Romane mögen.
Jutta Himmelreich hat den Roman aus dem Persischen übersetzt.

Bewertung vom 02.01.2025
Honey
Lodato, Victor

Honey


ausgezeichnet

Wie schön, wenn das Neue Jahr gleich mit einem wunderbaren Buch beginnt, dessen Hauptprotagonistin einfach zum Verlieben ist.
Honey ist über 80 und kehrt nach langer Zeit in ihre Heimat zurück, die sie jung hinter sich gelassen hat, um sich von ihrer brutalen Familie zu distanzieren.
Sie ist wohlhabend, unabhängig und sieht jünger aus als sie ist.
Lodato hat mit Honey eine wunderbar liebenswerte Figur erschaffen, die durch Authentizität besticht und in eine gute Geschichte eingebettet ist.
Durch aktuelle - unschöne - Geschehnisse wird Honey mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, vor allem mit ihrer Erfahrung mit Männern ihrer Familie, die sich durch Brutalität und mafiösem Gebahren auszeichneten.
Eine Geschichte, die von Lebensbeichte, Befreiung, familiäre Bande, Liebe und vor allem Freundschaft handelt - unterhaltsam, witzig aber auch berührend.
Claudia Wenner hat dieses sehr empfehlenswerte Buch großartig übersetzt.

Bewertung vom 23.12.2024
Freiheit
Merkel, Angela;Baumann, Beate

Freiheit


ausgezeichnet

Auf dieses Buch war ich wirklich sehr neugierig.
Egal wie man politisch zu Frau Merkel stehen mag, sie ist eine unumstritten beeindruckende Person, die nicht nur für sich persönlich viel erreicht hat, sondern 16 Jahre lang Deutschland moderat geführt und viel Ansehen im Ausland genossen hat.
Eine Biografie kann man nicht rezensieren, deshalb werde ich mich hüten, dies hier zu tun. Aber wie das Buch geschrieben ist, darüber kann ich berichten.
Für ein politisches Sachbuch ist es absolut nicht trocken, Beate Baumann ist es gelungen Merkels Ton gut zu treffen, aber auch einen sehr geniessbaren Schreibstil gewählt zu haben.
Natürlich war der erste Teil mit den Kindheits- und jugenderinnerungen der lockerste, wenn es politisch wird, gibt es vielleicht das eine oder andere Kapitel bei dem meine Gedanken etwas abgeschweift sind. Allerdings war es auch extrem interessant hinter die Kulissen der politischen Ereignisse gucken zu können. Vieles war gar nicht mehr in meinem Bewusstsein, noch mehr war neu für mich.
In allen Zeilen schwingt die persönlichste Merkel, die man kennenlernen kann, mit.
Ich durfte das Hörbuch geniessen, das hervorragend von Corinna Harfouch vorgetragen wird.
Ich glaube, dieses Buch gehört zu den wichtigste Biografien in diesem Jahr und für alle Leser*innen neuerer Zeitgeschichte sehr empfehlenswert.

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Bewertung vom 01.11.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Schnüff... warum war denn das Buch so schnell zu Ende?
Vor einiger Zeit hatte ich meine erste Begegnung mit Isabel Bogdan und ihrem Pfau und das konnte mich leider so gar nicht überzeugen. Jetzt bin ich froh, dass ich das Buch bei einem Gewinnspiel ergattern konnte, denn es hat mich abolut abholen können und mich perfekt unterhalten.
Die "Wohnverwandtschaft" ist eine Hamburger WG, die so liebenswert ist, dass man unbedingt mitwohnen möchte. Jeden einzelnen Charakter habe ich geliebt, während ich in ihren Gedanken war.
Bogdan hat hier sehr greifbare Figuren geschaffen von denen man sich wünscht, dass man ihnen begegnen möchte.
Aber sie schreibt nicht nur über eine zusammengewürfelte Zufallsfamilie, die wunderbar miteinander umgeht, sondern auch über das harte Thema Demenz. Sie schafft es, nicht nur die Gedanken der Personen im Umfeld zu erfassen, sondern auch die des Betroffenen und da muss man schon ziemlich schlucken beim Lesen.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.10.2024
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Late to the party, I know!
So viel wurde schon über das Buch gesagt, das hat mich neugierig gemacht und ich reihe mich nun in die Gruppe der Begeisterten ein.
Es ist wieder einmal eine Geschichte über eine dysfunktionale Familie, aber wieder ein bisschen anders erzählt, mit viel Hoffnung und glaubwürdigen Protagonist:innen.
Der Schreibstil ist ansprechend und flüssig, die Sätze klar und schnörkellos - authentisch wirkend in der Ich-form einer jungen Frau - und dennoch schwingt immer auch ein wenig Poesie mit.
Ich mochte den Erzählstil sehr, aber auch die Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen.
Es geht um den Alkoholismus der Mutter, die Abwesenheit der Väter, den Zusammenhalt unter Geschwistern und den Drang junger Menschen trotz all der Widrigkeiten einen Platz im Leben zu finden... und ein wenig Verliebtsein ist auch dabei.
Ein tolles Buch, trotz harter Thematik.
Ich werde definitiv auch den Nachfolgeroman lesen.

Bewertung vom 23.10.2024
Für immer und ein Jahr
Hansen, Stefanie

Für immer und ein Jahr


ausgezeichnet

Ich habe eine Weile gebraucht, um in dieses Buch zu finden, denn die Thematik ist - auch wenn man davon nicht direkt betroffen ist - schon sehr schwierig.
Trauer, wenn ein geliebter Mensch viel zu früh stirbt, darum geht es es und wie man als Familie es trotzdem schafft weiter zu machen.
Jan trauert um seine Frau, die vor kurzem an Krebs verstorben ist. Zurück bleiben er und seine beiden Teenager Kinder.
Kaya hat ihrem Mann einen Auftrag hinterlassen: ein Kalender mit Geburtstagen von Menschen, die ihr wichtig waren. Jan soll ein Jahr lang an ihrer Stelle, all diesen Menschen telefonisch gratulieren.
Eine schwierige Aufgabe, da Jan nicht gut ist in der Pflege sozialer Kontakte, noch schwieriger während seiner Trauerphase.
Anfangs hatte sich in mir etwas gegen diese Idee gesperrt, weil ich es fast übergriffig fand, einen Menschen quasi damit zu erpressen - ich würde das meinem Mann einfach nicht antun wollen.
Aber während des Lesens fand ich die Idee interessant, schon allein weil nicht alle Kontakte erhellend sind und Jan weiter bringen, aber einige Anrufe eben doch.
Es tat stellenweise wirklich weh, der Familie beim Trauern zusehen zu müssen, aber das macht das Buch auch authentisch, aber insgesamt transportiert es eine schöne und hoffnungsvolle Botschaft.
Letztendlich habe ich das Buch zufrieden beendet, ohne depressive Gedanken, wie ich anfangs befürchtet hatte. Und der Schreibstil von Stefanie Hansen (Stefanie H. Martin auch bekannt für ihre wundervolle Bloomsbury Trilogie um Virginia Woolf) war wie immer ein Genuss.

Bewertung vom 20.10.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


gut

Dies ist die Geschichte einer irischen Frau, die als Kind verstossen wird weil ein Fluch auf ihr lastet, später den großen Hunger überlebt und schließlich in Amerika landet... immer auf der Suche nach etwas, das sie nicht greifen kann.

Der Schreibstil ist klar und geradlinig, vielleicht an manchen Stellen zu emotionslos und das war leider mein Problem mit diesem Buch, denn ich konnte Honora - die Hauptprotagonistin - nicht fühlen. Obwohl ich sie durch viele Tiefen (Höhen gibt es so gut wie keine) begleitet habe, so blieb sie mir unnahbar und fremd.
Ich verstehe, was die Autorin mit dieser Geschichte erzählen will, aber - wie so viele LeserInnen vor mir - fand ich aber die Anzahl der Schicksalsschläge zu viel (so ein bissl "Wanderhure" für Anspruchsvolle).
Der erste Teil in Irland hat mir definitiv mehr zugesagt, als die Wild-West-Story des zweiten Teil, aber ja... ohne diesen gäbe es allerdings das schlüssige, wenn auch arg kitschige, Ende nicht.
Ja, man kann es als feministische Literatur sehen, es ist auch sicher nicht schlecht, aber leider hat es meinen Geschmack nicht zu hundert Prozent befriedigen können.
Pociao und Roberto de Hollanda waren die ÜbersetzerInnen.

Bewertung vom 08.10.2024
Iowa
Sargnagel, Stefanie

Iowa


ausgezeichnet

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Ich mag Stefanie Sargnagels Humor einfach und wurde absolut nicht enttäuscht.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel wird für einige Wochen nach Iowa ans College eingeladen, um Deutsch-StudentInnen kreatives Schreiben beizubringen, sie nimmt ihre Berliner Freundin Christiane Rösinger (u.a. bekannt als Lassie Singer) mit und das Abenteuer Mittlerer Westen kann beginnen.
Der Schreibstil hat mich sofort gepackt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mein Mann unfreiwillig mit... weil ich ständig Passagen vorlesen musste - teilweise wirklich schwere Arbeit, wenn man dabei so hart lachen muss.

Sargnagel trifft meinen Humor zu hundert Prozent: sarkastische Beobachtungsgabe, der Hang zum Übertreiben und liebenswerte Selbstironie. Sie beschreibt genau das Amerika, das man sich so insgeheim vorstellt, mit all den Klischees, aber trotz aller Ironie auch sehr liebenswert und ich hatte mehrmals beim Lesen den dringenden Wunsch dabei sein zu wollen.
Die Fußnoten, in denen Christiane Rösinger, das eine oder andere in der Erzählung richtig stellt, machen viel Spaß, aber generell ist die Symbiose der beiden Frauen sehr herzerfrischend.
Viel Feminismus, viele Frauenprobleme die mit dem Älterwerden einher gehen, viel Selbstreflexion und eine große Portion skurriles Amerika und ein ganz wunderbarer Humor.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.09.2024
Luzia
Stögerer, Daniel

Luzia


ausgezeichnet

Die Erzählung beginnt in Wien 1926 mit der achtjährigen Luzia, die bei ihrer Pflegemutter aufwächst. Sie ist ein lediges Kind und ihre Mutter arbeitet in einem Hotel am Wolfgangsee. Später wird sie bei Bekannten auf dem Land untergebracht. Nirgendwo fühlt sie sich wirklich zugehörig.
Der Autor lässt mit seinem tollen und bildhaften Schreibstil das Wien der damaligen Zeit auferstehen, das alles andere als idyllisch ist: Politische Unruhen, Arbeitslosigkeit und Elend. Stögerers Charaktere sprechen authentisch und es sind alte Wiener Ausdrücke, die das Gesamtbild abrunden.
Daniel Stögerer hat mit diesem schmalen, aber gehaltvollen, Buch seiner Urgroßmutter ein wunderbares Denkmal gesetzt.
Meine Mutter ist als lediges Kind 1926 in Wien zur Welt gekommen, das Buch hat mich in jene Zeit entführt und ich bin dem Autor sehr dankbar dafür.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.09.2024
Okaye Tage
Mustard, Jenny

Okaye Tage


ausgezeichnet

Um dieses Buch kam man in den letzten Wochen kaum herum, da massiv Werbung dafür gemacht wurde... aber ehrlich gesagt, hätte ich es ohnehin lesen wollen - der Titel und das Buchcover haben mich einfach sofort angesprochen.
"Okaye Tage" ist ein ruhiges und unaufdringliches Buch, ohne Hektik folgen wir abwechselnd Sam und Luc durch die Kapitel und durch ihre Geschichte. Jenny Mustard schafft eine wunderbare Atmosphäre, in der sie Alltägliches spürbar macht.
Auch wenn mir die Charaktere nicht wirklich super sympathisch waren (vielleicht fällt es mir mittlerweile auch schwer, mich mit Mittzwanzigern zu identifizieren), so habe ich die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden gerne mitverfolgt und war einmal mehr gerne zu Gast in London.
Der Schreibstil ist ruhig aber einnehmend, die Geschichte unktischig und realistisch.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung von Lisa Kögeböhn die Übersetzung.