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Benutzername: 
MarcoL
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Füssen

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2025
Einsteins Hirn
Franzobel

Einsteins Hirn


gut

Anfänglich skurril und voller Witz, verpufft die Story mehr und mehr.

Es war der 18. April 1955, als einer der größten Genies der Welt das Zeitliche segnete. Albert Einstein verstarb im Princeton Hospital. Thomas Harvey, der an diesem Tag ganz andere Pläne hatte, denn er dachte tatsächlich an den Hochzeitstag, den er letztes Jahr sträflicher Weise vergessen hatte und alles wieder gut machen wollte, musste die Autopsie an Einstein vornehmen. Und somit nahm alles seinen Lauf … Er untersuchte den Leichnam, und entwendete unerlaubt das Gehirn. Eine scheinbar brillante Idee hat sich kurzerhand seiner bemächtig. Er wollte den Denkapparat untersuchen und dem Sitz der Genialität auf die Schliche kommen, und natürlich den ganzen Ruhm der Welt einhamstern. Soweit die historischen Fakten. Was danach kommt ist Fiktion, die möglicherweise so stattgefunden haben könnte.
Aber Harvey war jetzt nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte der Gehirnforscher. Um ehrlich zu seinen, hatte diese Kerze nicht mal einen Docht.
Kurzum: er stiehlt das Hirn, legt es in Formaldehyd ein und nimmt es vorerst mit nach Hause. Sein ganzes Leben beginnt, sich nur mehr um diesen Eiweißklumpen zu drehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Einsteins Angehörigen konnte er sie zumindest überreden, der Untersuchung zu zustimmen. Doch wie sollte er das anstellen, wo er doch keine Ahnung hatte? Zuhause tranchierte er das Gehirn mit der Wurstschneidemaschine, und verschickte dann die Gewebeteile an verschiedene Spezialisten im ganzen Land. Was sie fanden: es ist kein Geheimnis: nichts.
Das skurrile am ganzen Roman: Einsteins Gehirn sprach mit Harvey - als es noch in einem Stück war. Dann verstummte es – und Harvey trieb es halb in den Wahnsinn. Er begann selbst Konversation mit dem Hirn zu führen, philosophischer und hauptsächlich religiöser Natur. Harvey war streng gläubig, vor allem auch an die Kraft seiner Libido (Gretchen kam da sehr gelegen). Ein paar historische Daten kommen auch vor, aber wie ein pathologischer Forrest Gump kommt die Story nicht rüber.
Die Ehe ging den Bach runter, der Job auch, und Harvey tingelte mit den Resten des Gehirns durch die Staaten.
Was sich anfänglich mit viel Komik und Witz als möglicher Pageturner präsentiert, rutscht leider wie Harveys Leben auf einer schiefen Bahn in eine Art Belanglosigkeit hinunter. Der erste Pep ist vorbei, und trotz wiederkehrender Figuren als Spannungsfänger verliert sich der Roman leider mehr und mehr. Der anfängliche Sprachwitz der den einen oder anderen Schenkelklopfer parat hält, verpufft leider auch irgendwie. Was ich sehr schade finde – 200-300 Seiten weniger hätten dem Buch vielleicht gut getan anstatt der über 500. Die Idee ist super, die anfängliche Umsetzung ebenfalls, aber mir kommt dann alles zu sehr gewollt vor, obwohl ich den Autor sehr schätze.
Mehr als 3 Sterne kann ich beim besten Willen nicht verteilen.

Bewertung vom 16.03.2025
Beim Barte der Prophetin
Schönett, Simone

Beim Barte der Prophetin


ausgezeichnet

Elf beeindruckende Erzählungen über Frauen in Grenzsituationen. Leseempfehlung!

In elf sehr beeindruckenden Erzählungen bringt uns die Autorin Lebensgeschichten – oder Momente – ihrer Protagonistinnen näher. Erlebnisse, die man durchaus als einen Gang an einer scharfen Kante interpretieren kann. Es sind einschneidende, oftmals düstere Momente, die wenig Licht durchlassen, Erfahrungen an der Kippe zwischen Sein und Nichtsein. Letzteres bevorzugt. Gnadenlos wird damit umgegangen – wie das Leben selbst.
Die Schilderungen sind klar und deutlich, nur manchmal leicht mysteriös vernebelt. Und jede einzelne Erzählung lässt uns mit einem Katalog an Fragen zurück, allen voran: wie hätte ich in der Situation reagiert.
So arbeiten zum Beispiel Mia und Martin in der Schweiz hart in ihrem Bistro, um sich ihren Alterssitz auf Zypern leisten zu können. Der Traum scheint Wirklichkeit zu werden, der Tag des Loslassens rückt näher und näher. Mit viel Gefühl wird das Setting der beiden erzählt, und dann …
oder die Story von Fausta als Sachbearbeiterin, die Förderanträge von Autor*innen samt deren Manuskripte entgegennimmt, und auf etwas Unglaubliches stößt - sehr einfühlsam erzählt.
Natürlich darf auch ein Dauerbrenner unseres gesellschaftlichen Alltages nicht fehlen: Sexismus und Übergriffigkeiten im Berufsleben.

S.75: „Na Kleine, du musst dich halt von ihm fernhalten. Und ich solle Schluss mit der provokanten Kleidung machen. Solche Signale verstehe Odo als Freibrief, das müsse mir schon klar sein.“

Am eindrücklichsten fand ich die Geschichte um die ehemalige KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner. Eine brutale Frau, die sich Zeit ihres Lebens im Recht und immer als Opfer sah. Diese Erzählung zeigt das wahre Können der Autorin, so stark war der Sog in die Zeilen (trotz all der geschilderten Brutalität).
Auch die anderen Geschichte strotzen vor brillanten Sätzen und Kritik an unserer Gesellschaft.

S.209: „Das einzig Klare war, dass das Patriarchat niemals freiwillig oder gar unblutig seine Macht niederlegen würde. Und darum drehte sich jetzt wieder alles, daran krankte alles, jeder Konflikt, jede Diktatur, jeder Krieg.“

Ganz große Leseempfehlung für diese starken Erzählungen!

Bewertung vom 13.03.2025
Die Frauen von Bidi Bidi
Effah, Charline

Die Frauen von Bidi Bidi


ausgezeichnet

Erschütternd und eindrücklich! Das Schicksal von Frauen im ugandischen Flüchtlingslager. Große Leseempfehlung!

S.7: „Dies ist die Geschichte von Kriegen,
die Frauen zugrunde richten.
Denn bewaffnete wie intime Kriege werden
am weiblichen Körper ausgetragen.
Jenen Frauen, die fallen, und jenen, die sich wieder
Aufrichten, in der Hoffnung auf ihre Heilung.“

Paris. Joséphine Meyer flieht vor ihrem gewalttätigen Mann. Sie sieht sich keine andere Möglichkeit, um lebend aus der mehr als toxischen Beziehung zu entkommen. Zurück lässt sie ihre achte Jahre junge Tochter Minga. Das Mädchen zeigt Verständnis, ist bei der Flucht behilflich und steckt ihrer Mutter sogar noch den Inhalt ihres Sparschweins zu.
Die erste Anlaufstelle ist ein Frauenhaus, aber sie wird von ihrem rachesüchtigen Mann gefunden, und muss erneut die Flucht antreten. Es verschlägt sie als Krankenschwester in die verschiedensten krisengebeutelten Länder, bis sie schließlich im Flüchtlingscamp Bidi Bidi im Norden Ugandas landet.
Vierzig Jahre später, nachdem Minga Briefe ihrer Mutter nach der Wohnungsauflösung ihres verstorbenen Vaters entdeckt, macht sie sich auf die Suche.
Sie reist in das ugandische Camp, bekommt eine Besuchererlaubnis und setzt alles daran, ihre Mutter oder die Spur zu ihrer Mutter zu finden.
Sie trifft auf Menschen, die ihre Mutter kannten. Sie sind zurückhaltend, geizen mit Informationen. Allen voran Jane und Veronika helfen ihr zu verstehen … und verbinden das Schicksal von Joséphine mit jenem der Geflüchteten Rose Akech.
Zur Erklärung: Bidi Bidi ist weltweit das zweitgrößte Flüchtlingscamp. Es nimmt all jene auf, die vor den Unruhen und dem Krieg im Südsudan geflohen sind. Es sind viele, die zuerst zwischen die Mühlsteine der Freiheitsbewegung des Staates gelangten, und dann in weiterer Folge Opfer der Stammeskriege wurden.
Jede der Frauen hat ihr eigenes Los zu tragen. Neben den kriegerischen Handlungen sind es Männer, vor denen die Frauen Schutz suchen. Aber nicht mal im Lager sind sie davor gefeit.
Die Autorin erzählt in ungeschönten Bildern, hart und direkt, wie das Leben nun mal so ist. Erbarmungslos, meist hoffnungslos.
Und dennoch trägt eine Hoffnung die Frauen weiter, trotz ihres schweren Lebens. Missbraucht, misshandelt, davon können sie ein Lied singen … und was bei mancher mit ihren Kindern geschah … lest es bitte selber. Manchmal braucht es einen starken Magen, um das Gelesene aufzunehmen.
Und wer ist schuld an all der Misere: natürlich Männer. What else – daher mein Aufruf an alle Männer: lest dieses Buch. Nehmt es stellvertretend für all das patriarchale Leid und denkt doch mal darüber nach, wie harmonisch und schön die Welt sein könnte ohne eurem Machtgehabe, Misogynie und Breitbeinigkeit. Denn die globale Tendenz zur Frauenfeindlichkeit: leider steigend.
Trotz der vielen unschönen Tatsachen und Szenen liest sich das Buch leicht und locker, die Wörter wohl geordnet in eine Sprachharmonie (großes Lob natürlich auch an die Übersetzerin Ela zum Winkel), auch wenn man dabei viel nachdenken muss. Das Setting ist sehr spannend aufgebaut, denn als Leser*in bekommt man nur in kleinen Häppchen präsentiert, ob sich Mingas Reise nach Uganda gelohnt hat oder nicht.
Ganz große Leseempfehlung . Ich wünsche diesem Buch eine sehr große Leserschaft und viel Aufmerksamkeit.

Bewertung vom 11.03.2025
David Pablo
Kluge, Joanna Yulia

David Pablo


ausgezeichnet

Drei Generationen Frauen, alle mit einem besonders schweren Schicksal. Bewegend! Sehr lesenswert! Literarisch hochwertig!

David Pablo ist Zuhörer, Hauptansprechpartner, Adressat der multiplen Fragen, Titelgeber – steht ein für eine unbeantwortete Universalität, einen innigen Wunsch, und hat dennoch keinen Part im Buch.
David Pablo – hörst du mir zu?
Der Roman ist die Geschichte von drei Frauen. Sie haben unterschiedliche Schicksale, Lebenswege voller Steine, Fragen und Ängste. Sie suchen Freiheit, Selbstbestimmung, den Ausbruch aus dem System, das sie so gefangen hält. Sie beschäftigen sich mit der Frage nach dem Warum. Nach dem Grund und möglicherweise größeren Sinn hinter ihrem Leben, das sie auf Wege geschickt hat, die sie nun mal gehen müssen. Unfreiwillig. Welche Abzweigung, welche Gabelung wird in der Zukunft die Richtige sein? Jede Frau geht für sich alleine, getrennt durch eine Generation, und dennoch sind deren Existenzen miteinander verknüpft. Die Probleme sind mehr oder weniger dieselben, auch wenn sie andere Namen haben.

Malena ist Sinti, gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Oskar und ihrer Familie wächst sie in der Zeit des Holocaust in Deutschland (mit all seinen Gräueltaten) auf.

S.43: „Die Leute wechseln die Straßenseite, wenn sie uns kommen sehen. Sie sagen scheußliche Worte und spucken neben sich. Weißt du denn, was noch kommt?“

S. 89: „Kinderstimmen fragen: Warum sind wir hier?
Weil wir Sinti sind.
Weil wir Roma sind.
Und Malena flüstert in Friederikes Umhang hinein: Aber wir sind Deutsche.“

Susa wächst in der DDR auf, wird zur Abtreibung gezwungen, und wird schließlich zwangssterilisiert – kurz vor dem Mauerfall. Sie lässt sich nicht unterkriegen und wird eine erfolgreiche Künstlerin. Eine Flucht aus dem innigen Wunsch, Kindern das Licht der Welt zu schenken.

S.122: „Weniger still wurden ihre Gemälde in den Medien besprochen, besonders jene, die weibliche Nationalallegorien zeigten und deren Vergewaltigung. Susas einziger Kommentar: Meine Ratlosigkeit treibt mich an. Die Kunst hilft mir.“

Una war zwölf, als sie es schaffte, vor dem Krieg in Jugoslawien zu flüchten, musste mitansehen, wie ihr Bruder und ihre Eltern dahingemetzelt wurden.
Sie kommt bei einem Onkel in Deutschland unter, schafft es, so etwas wie ein Leben zu führen, ist in einer Beziehung mit Paul. Aber etwas ist anders - ein Körper, der mit dem Äußeren und Inneren nicht im Einklang zu stehen scheint.

S. 171: Dissensual. Nicht Kultur.
Natur.
Cis, das ist mein Diss.
Natur bezwingen.
Medizin und Technik.
Kein Hinüber.
Technische Mimesis.
Verwachsen.
Eins sein.“

S.172: „Wenn du mir ein Kind zeugen könntest, das wiederum so wird wie du, den gleichen Schmerz teilt. Würdest du es tun?, fragt Una.“

Die Autorin berichtet von drei Schicksalen, einzeln grausam, kollektiv verhaftet in der Bestimmung der einzelnen Leben von anderen – von patriarchalen Strukturen. Von grausamen Netzen, in denen die individuelle Selbstbestimmung, der Wunsch nach Freiheit so zu leben, wie man möchte, krass beschnitten wird, einzementiert in die Machtfantasien einiger weniger Despoten.

Unsere Gesellschaft war schlimm, ist es immer noch, und tendiert wieder in jene Vergangenheit abzudriften, von der wir glaubten, sie überwunden zu haben. Aber wie wir momentan selber erfahren, hat sich in Wirklichkeit nichts verändert.
In sehr eindrücklichen Bildern, manchmal wirklich grausamen Szenen, schildert uns Joanna Yulia Kluge mit den drei verbindenden Frauenschicksalen dieses Szenario über einen Zeitraum von fast hundert Jahren, wie hilflos die Hilfesuchenden tatsächlich sind. Und welche Kräfte die Frauen (und ich glaube, nur Frauen können solche Stärken aufbringen) entwickeln, nicht nur um sich dem Unausweichlichen, sondern sich darüber zu stellen.
Es ist ein starkes Buch mit vielen Themen: Identität, Selbstbestimmung, Freiheit, Frausein, Feminismus, Muttersein, und vieles mehr.
Ein Roman, der sicher sehr lange (trotz seiner inhaltlichen Vielfalt) im Gedächtnis bleiben wird.
Ganz große Leseempfehlung für diesen bewegenden Roman.

Kleines PS: Allein die Haptik und Aufmachung des Buches ist es wert, es in den Händen zu halten, zu blättern, zu lesen. Große Buchmacherkunst!

Bewertung vom 09.03.2025
MIRADOR
Gaté, Marie

MIRADOR


ausgezeichnet

Eine farbenfrohe Biographie von zwei Menschen, zwei Familien, einem Gemälde und einem Land! Sehr lesenswert!

Ein Gemälde, zwei Männer, zwei Familien – und die Geschichte von Mexiko. All das und noch viel mehr drängen sich auf den gerademal 200 Seiten, aufgelockert mit Illustrationen.
Der Roman ist mehr als nur eine multiple Biographie. Es ist eine spannende Erzählung über das Leben von Johann Moritz Rugendas, bekannt als Juan Mauricio R., der sich in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts als „reisender“ Maler in Lateinamerika einen großen Namen machte. 1833 schuf der das titelgebende Gemälde von der Hazienda „El Mirador“ in Mexiko. Ein Gemälde, welches die Familie Stallforth, der die Hazienda gehörte, nie verlassen hatte und sich nach wie vor im Familienbesitz in Augsburg befindet. Rugendas selbst stammte aus einer Augsburger Künstlerfamilie. Und so schließt sich der Kreis der zwei Familiengeschichten, die eng miteinander verknüpft sind, und doch zwei Jahrhunderte und den halben Erdball überspannen.
Das Leben von Rugendas war abenteuerlich – er zeichnete und skizzierte alles, was ihm auf seinen Reisen durch Mittel- und Südamerika vor die Augen kam. Selbst Alexander von Humboldt schätzte ihn sehr.
Die Familie Stallforth bot ihm eine herzliche Gastfreundschaft auf der Hazienda an, um sich ein wenig von den Strapazen der Reise zu erholen. Bevor Rugendas Mexiko verlassen musste, malte er das Bild zum Dank.
Das Anwesen war ein paradiesischer Flecken Erde – mit Zuckerrohr und Kaffeeplantagen – und, auch wenn es weniger zur Sprache kommt, natürlich auch mit Sklavenarbeit verbunden. Sogar der Kaiser von Mexiko durfte dort einst unbeschwerte Tage verbringen.
Der jetzige Besitzer Ubaldo Stallforth lebt in Augsburg und ist als Arzt ebenfalls in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Auch diese Familienchronik liest sich wie ein Abenteuerroman. Die Eltern Ubaldos (eigentlich Uwe, aber im Spanischen wird der Buchstabe „V“ wie Uve ausgesprochen) zogen nach dem Krieg über Stationen in Paraguay bei den Mennoniten nach Argentinien, um als Ärzte dort zu arbeiten. Ubaldo, geboren in Argentinien, wurde mehr vom Kindermädchen aufgezogen, denn von seinen hart arbeitenden Eltern.
Zurück in Deutschland kam er sich als Kind zuerst ziemlich fremd vor, musste Deutsch lernen, das Wetter war kalt. Aber er passte sich an, gewann Freund*innen und ging zum Studieren nach Valencia … mehr wird nicht mehr verraten (ist eh schon zuviel)
Die Autorin versteht es in diesem Roman, die zwei Familiengeschichten sehr fesselnd zu erzählen, und geizt nicht mit historischen Daten zu Mexiko.
Die Sprachführung ist dem Inhalt angepasst. Direkt, wenn es um Fakten geht, verspielt und schwärmerisch bei den Bildern und Personen. Auf eine einfache Art und Weise erzeugt Marie Gaté wunderbare Bilder im Kopf, die von einer prächtigen, farbenfrohen Dschungelwelt über einem pulsierenden Valencia bis hin zum nüchternen grauen bayerischen Alltag reichen. Man stelle sich nur den kleinen, quirligen Ubaldo in seiner klammen Lederhose vor … herrlich.
Sehr gerne gelesen – und eine große Leseempfehlung über dieses Portrait von zwei Personen, einem Gemälde und einem Land. Man möchte Rugendas begleiten und ihm beim Malen über die Schulter schauen!

Bewertung vom 06.03.2025
Niemand hat es kommen sehen
Lerchbaum, Gudrun

Niemand hat es kommen sehen


ausgezeichnet

Sehr unterhaltsame Spannungsliteratur. Eine Frau kommt nach einem Jahr zurück, erinnert sich an nichts, und wird einer Tat verdächtigt.

Ein Jahr lang war Maria Arnold verschwunden. Dann kehrt sie zurück in ihr Dorf im Waldviertel, in ihr Haus, in dem sie zuletzt ihre Mutter aufopfernd bis deren Tod pflegte, nur um dann am allernächsten Tag zu verschwinden. Maria behauptet, sich an nichts erinnern zu können, was das ganze vergangene Jahr mit ihr geschah. Das Gedächtnis sei wie ausgelöscht.
Das Tuscheln und Flüstern, die Blicke, aber auch Anfeindungen und direkte Konfrontationen machen ihr Heimkommen nicht einfach. Dazu die Presse, die Polizei – alle nerven, einfach alle. Maria möchte nur ihre Ruhe. Verständlicherweise, denn die Leser*innen wissen bald mehr als die in die Handlung involvierten Personen. Allen voran das Ermittlerduo Mel und Theo. Denn in einem Ort im Salzburger Land geschah ein grausamer Mord. Der Täter wurde zwar gefasst und verurteilt, aber es werden Verbindungen auf Grund eines unscharfen Fotos mit Maria hergestellt.
Maria steht auf einmal unter Mordverdacht – oder zumindest muss sie sich den Vorwurf der Mittäterschaft gefallen lassen – und wird von den Inspektoren kurzerhand verhaftet. Dabei kann sie sich doch an absolut nichts erinnern.
Ihre gute Freundin Rafi, die ein Café betreibt und ausgefallene Kuchen fabriziert, steht ihr bei. Mit einer herzlichen, herrlichen Aktion wie es wirklich nur die allerbesten Freundinnen auf die Beine stellen können, gelingt es, mittels Crowdfunding eine Anwältin zu engagieren. Anscheinend eine sehr gute Anwältin …
Die langersehnte Ruhe für Maria muss warten … denn auch die Presse stürzt sich erneut auf sie. Allen voran der aufstrebender Journalist Lando (eigentlich Orlando, aber der Name war ihm dann zu bloomig 😂 ), dem unlautere Methoden zuwider sind, voll auf Anständigkeit macht (leider etwas unglaubwürdig, würde ich meinen).
Wie auch immer – der sehr spannende Roman wechselt zwischen den Erlebnissen von Maria und Lando hin und her, bis sie eins werden. Die Personen sind sehr gekonnt beschrieben und in Szene gesetzt. Es ist eine Spannungslektüre, in denen die Ermittlungen zwar präsent sind, aber nie im Vordergrund stehen.
Viel mehr steht der Fokus auf den Personen, ihren Gefühlen und Gedanken – und auch in meist nur knappen Andeutungen auf die vielen Probleme, die unser Planet hat. Gender-Gap, Migration, Bildung, Verarmung der Gesellschaft. Einen zentralen Part hat die Ausbeutung der Menschen im Tourismus. Die Pointen sind treffend, oftmals gewürzt mit einer süffisanten Prise Sarkasmus.
Sehr gerne gelesen, diesen Krimi, der eigentlich gar keiner ist, und dann doch wieder, wenn Opfer vielleicht Täter sind – also auf jeden Fall ein sehr zu empfehlender Roman. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung.

Es gibt übrigens einen Vorgängerroman, der die Geschichte von Maria an ihrem Grenzgang zur Unsichtbarkeit erzählt (muss ich noch nachholen). Titel: „Zwischen euch verschwinden“

Bewertung vom 04.03.2025
Wachs
Wunnicke, Christine

Wachs


ausgezeichnet

Historische, magisch anziehende Erzählung über zwei starke Frauen

Dies ist die Geschichte von Marie Marguerite Bihéron (1719-1795) und Madeleine Françoise Basseporte (1701-1780). Historisch verbürgt ist das Werk der beiden Frauen, ihre (wahrscheinliche) Liebesbeziehung zueinander gibt dem wunderbaren Roman eine feine romantische Ader.
In schönen Worten, und vor allem herrlichen Bildern, erzählt uns die Autorin über das Leben der beiden Frauen, die sich abseits der gesellschaftlichen und vor allem sehr patriarchalischen Normen jeweils in ihrem Fach behaupteten.
Marie Bihéron war von der Anatomie der Lebewesen, vor allem der Menschen, von klein auf sehr interessiert. Gleich zu Beginn des Buches lernen wir die zwölfjährige Marie kennen, wie sie 1733 in der Nacht im Schutz der nahen Pariser Bastille zu einer Kaserne der Schwarzen Musketiere geht, dort eindringt und nach einer Leiche fragt, um diese zu sezieren. In ihrem weiteren Leben erreicht sie über die Grenzen Frankreichs hinweg Berühmtheit mit ihren in Wachs gegossenen, sehr lebensecht gestalteten Modelle von menschlichen Organen. Großabnehmerin und Gönnerin war Marie Antoinette.
Die Geschichte beginnt mit dem jungen Mädchen, aus dessen Sicht erzählt wird, und sie endet mit der Greisin Bihéron, in und nach den Wirren der Französischen Revolution. Allerdings sind die letzten Jahre der Frau reine Fiktion, denn die Aufzeichnungen enden in den 1780er Jahren.
Madeleine Basseporte war eine angesehene Zeichnerin von Blumen, auch lehrte sie das Zeichnen. In beider Umfeld kommen Persönlichkeiten wie zum Beispiel Diderot vor, die mit ihrem Lebensstil und philosophischen Ansätzen ihren Beitrag zur Geschichte (fiktional wie historisch) leisteten.
Soweit die (harten, historischen) Fakten zu diesem Buch. ABER! Es ist kein historischer Roman, der sich nur auf die Begebenheiten fokussiert. Was Christine Wunnicke uns hier mit Bravour vorstellt ist der Zeitgeist des achtzehnten Jahrhunderts. Sie versteht es gekonnt, ihre Leser*innen durch jene Welt zu führen, die als Absolutismus und Ancien Régime in die Geschichtsbücher eingegangen ist bis hinüber in die Zeit der Revolution, als der Guillotine mit Begeisterung gefrönt wurde.
Wir finden uns wieder in den Gassen, in den verarmten Haushalten, in vor Schmutz, Fäkalien und Unrat starrenden Straßenzügen von Paris, wo jede*r seinen persönlichen Kampf ums Überleben mit Einfallsreichtum führen muss. Plastisch, realistisch. Man sieht die Szenen vor dem inneren Auge und glaubt beinahe, die Ausdünstungen zu riechen (muss tatsächlich sehr schlimm gewesen sein, jenseits unserer Vorstellungskraft)
Die Beziehung der beiden Frauen zueinander steht im Buch eigentlich immer im Hintergrund, wird versteckt (auch wenn sich der Roman im Klappentext als Liebesgeschichte outet), wie sich auch die beiden Frauen in ihrer Zuneigung vor der Öffentlichkeit verstecken mussten.
Wunnicke skizziert äußerst lebendig das Leben der beiden Frauen, die ein Beispiel dafür sind, wie man es mit Gewitztheit und der nötigen Portion Hartnäckigkeit schafft, seine Träume und Ziele nicht nur zu verfolgen, sondern auch zu erreichen.
Das Büchlein mit seinen nicht mal 190 Seiten ist ein historisches Spektakel mit so viel Inhalt in und zwischen den Zeilen, das sich vor den übergroßen Wälzern nicht zu verstecken braucht. Ganz im Gegenteil – in der Kürze liegt hier mehr als Würze (auch im beschriebenen olfaktorischen Sinne).
Wunnicke ist hier (wieder) ein sehr eindrückliches Werk gelungen, das den eigenen Horizont erweitert, historische Fakten gekonnt mit etwas Fiktion vermischt. Und vor allem: hätten wir sonst von diesen beiden starken, kreativen Frauen je etwas erfahren, oder wären sie in den Einträgen der Geschichte in Vergessenheit geraten?
Ganz große Leseempfehlung für diesen herrlichen, unterhaltsamen wie informativen, und vor allem flüssig zu lesenden historischen Roman.

Empfehlen möchte ich auch den Roman „Die Dame mit der bemalten Hand“ der Autorin, der es 2020 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat und mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet wurde.

Bewertung vom 02.03.2025
Fliehkraft
Röder, Britta

Fliehkraft


ausgezeichnet

Sieben wunderbare Geschichte über Menschen, die ihr eigenes Glück suchen

Wir drehen uns im Trubel des Alltags so schnell um die eigene Achse, dass wir nicht mehr das Zentrum unseres Seins erkennen können. Manchmal hilft dabei die enorme entstandene Fliehkraft und schleudert uns quasi aus der Bahn, wirft uns aus unserem Hamsterrad. Der Aufprall mag manchmal heftig sein, aber auch manchmal sehr gewollt und herbeigeführt.
In sieben unterhaltsamen Erzählungen berichtet die Autorin von Menschen, die an einem Scheidepunkt in ihrem Leben angekommen sind. Für sie stellt sich die Frage: was ist das Leben? Was ist Glück? Darf ich glücklich sein?
Und ja, jeder darf glücklich sein, den Mühlstein um seinen Hals abwerfen und am letzten Strohhalm aus dem Sumpf klettern.
Es sind liebevoll gezeichnete Figuren, die uns Britta Röder hier präsentiert. Menschen wie du und ich, die mitten im Leben sind, denen Veränderungen gut tun.
Da ist Ingrid, die minutiös ihr Abendessen zu ihrem Hochzeitstag plant, obwohl die Ehe längst nur mehr auf dem Papier stattfindet. Und der Abend dann ein klein wenig, aber nicht minder befreiend läuft.
Eine Urlaubsfahrt nach Südfrankreich, die schon als Katastrophe beginnt und so manche Nerven strapaziert. Und dennoch entwickelte sich in der Fremde etwas Wunderbares, trotz der sprachlichen Barrieren.
S.44: „Ich hatte die Magie der Sprache entdeckt.“
S.45: „Ich begriff: Worte sind dazu da, die Wahrheit, die hinter den Dingen liegt, zu entschlüsseln und indem man sich der Bedeutung der Worte nähert, nähert man sich auch ein wenig der Wahrheit der Welt.“

Eine andere Urlaubsgeschichte betrifft Gert. Er benötigte dringend eine Auszeit, und buchte sich ein recht ordentliches Hotel am Meer. Zu seinem allergrößten Schrecken taucht gerade dort sein Chef auf, vor dem er eigentlich flüchtete. Was sich da wohl entwickeln mag?
Sehr gekonnt spielt hier die Autorin mit Zwischenmenschlichem, hinterfragt, leuchtet hinter die Szenen, die in unserem Alltag oftmals so offensichtlich erscheinen und dann sich als ganz etwas anderes entpuppen.

S.100: „Das erste Mal seit Beginn seiner Reise, ja, vielleicht sogar das erste Mal in seinem Leben, hatte er das Gefühl, dass es ihm vorbehaltlos zustand, glücklich zu sein, und dass es nur eine einzige Person auf der Welt gab, die er für sein Glück verantwortlich machen durfte: sich selbst.“

In diesem Satz steckt so viel drinnen – und ist für mich die geballte Quintessenz aus diesem Buch. Auch wenn es uns der Alltag tagtäglich vermiesen möchte: wir alle haben das Recht, wie oben schon erwähnt, glücklich zu sein. Und dieses Glück findet sich an so vielen Stellen, an denen wir es am allerwenigsten vermuten, selten winkt es mit knallrotem Schild und schreit „hier bin ich“. Aber die Suche führt uns immer wieder an einen Punkt zurück, und der liegt in uns selber.


Auch Tante Trude – eine weitere Erzählung – ist ein Musterbeispiel daran, wie wir Menschen be- und verurteilen, aus Gründen, die wir nicht oder nur kaum kennen. Warum sind Menschen so wie sie nun mal sind oder uns erscheine? Wo ist deren Glück im Leben geblieben, das wir ihnen in unserer Missachtung nicht zugestehen wollen?

Es sind sieben wunderbare Geschichten, in denen so viele Botschaften stecken. Sie sind bewegend, anrührend, alle mit einer tiefen Wahrheit und einfach nur herrlich locker wunderbar einfühlsam erzählt.
Von mir gibt es eine ganz große Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.02.2025
Die Verspätung
Schindl, Andreas

Die Verspätung


ausgezeichnet

Bewegendes Schicksal einer Familie im Frühjahr 1945, autofiktional wunderbar erzählt

Franz Schindl sen. wird im Februar 1945 doch noch einberufen, um mit seinem Leben der schon unausweichlichen Niederlage einen möglichen Aufschub zu bringen. Dabei hatte er bis dahin Glück gehabt. Er war ein guter Schlosser und Arbeiter in der Firma Eisert in Heidenreichstein/Niederösterreich, unweit der tschechischen Grenze. Er war stets pünktlich, genau, loyal zur Firma, aber die Sache mit den Nazis hat ihm nie geschmeckt, trat nie in die Partei ein und war als „Sozi“ bekannt. An einem schicksalhaften Morgen kam er 45 Minuten zu spät zur Schicht. Auslöser und Grund genug, um ein paar Tage später den Einberufungsbefehl zu bekommen.
Just, als ihm seine Frau die frohe Botschaft eröffnete, dass deren Sohn Franzi, geboren 1931, ein Geschwisterchen bekommen wird.
Franzi war anders als sein Vater. Er ließ sich von der Propaganda einlullen. Er war begeistertes Mitglied der HJ, fand sich selbst wieder in der strammen Organisation, und vor allem in dem Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Es kam zu einem Zerwürfnis mit seinem Vater, der seinem Sohn mehrmals mit Ohrfeigen für dessen NS-Engagement dankte.
Andreas Schindl erzählt hier in sehr bewegender Weise die Geschichte seines Großvaters Franz Schindl, dessen Feldpostbriefe er gefunden hatte und als Basis für diesen Roman nahm. Dreh- und Angelpunkt ist aber der Vater des Autors, Franzi, wie er in der NS-Zeit aufwuchs, mit Gleichaltrigen Schabernack führte und sich mit Willen und auch so etwas wie Disziplin in der Hierarchie der Jungs Respekt und Anerkennung schaffte. Franzis Eltern waren stets brave Arbeiter*innen, die sich ihren Lebensunterhalt hart erarbeiteten, und auch manchmal ein klein wenig Luxus in den kargen Zeiten vom Mund absparten. Die Mühlen des furchtbaren Krieges machten auch vor dieser Familie nicht halt.
Auf gerade mal 120 Seiten zeichnet der Autor hier ein sehr inniges, genaues Portrait der Familie. Die Entbehrungen der Arbeiterschaft, das Geschick mit Geld umzugehen seiner Großmutter, und vor allem das Aufwachsen vor und während des Krieges.

S.20: „Der Bauer blieb immer ein Untertan, der Arbeiter immer ein Ausgebeuteter. Da war es gleich, ob man Kopf und Knie vor dem Grafen, dem Bankier oder dem Fabrikanten beugen musste: Die Summe der Demütigungen blieb konstant.“

Das Infiltrieren des braunen Gedankenguts in die Jugend, und der Bevölkerung allgemein, das laute und leise Zustimmen zum Wahnsinn, und die Ohnmacht der Gegner hat der Autor sehr gut eingefangen. Er beschreibt es, ohne zu bewerten, und gibt uns mit seinem Werk ein belletristisches Zeitzeugnis der damaligen Zeit.
Der Roman ist 2020 erschienen, hat heute eine Aktualität mehr denn je, und zeigt auf, wie leicht die jungen Menschen in einer Ideologie gefangen werden können.

Sehr gerne gelesen, regt das Buch zum Nachdenken an. Man sieht die Familie plastisch vor sich, kann vor allem mit dem Vater voll und ganz mitfühlen.
Sehr gerne gebe ich eine Leseempfehlung für diesen bewegenden Roman.

Bewertung vom 25.02.2025
Regen
Schirach, Ferdinand von

Regen


ausgezeichnet

Eine Liebeserklärung an das Leben – an den Regen, literarisch hochwertig.

Als was mögen wir dieses Büchlein bezeichnen? Als Erzählung, fünfzig augenfreundlich gesetzte Zeilen, und ein nochmal so langes Interview mit interessanten Lebenseinblicken des Autors? Oder als Theatermonolog?
Auf jeden Fall ein leicht und locker zu lesendes Werk über das Leben. Über die Melancholie, wie sie es nur der Regen schaffen kann. Dieses stete, leicht rauschende, mal plätschernde Geräusch, das einen einlullen mag in Gedankengänge, die bei Sonnenschein wohl kaum zu Tage kommen. Die Frage nach dem Scheitern, nach einem Verlust, die graue Monotonie, das tun zu müssen, was wir nicht tun wollen. Über den Sinn des Lebens sinieren? Oder einfach nur Alltäglichkeiten vergessen und fortspülen lassen, Raum schaffen für sinnfreilose Banalitäten.
Der Protagonist wird als Schöffe bestellt. Wider seinem Willem. Er erzählt vom Gericht, von den Verhandlungen – in einer markanten Präzision; und dennoch hat man das Gefühl als wäre es eine Nebensächlichkeit, mit einem Winken der Hand abgetan. Aber es geht in die Tiefe. In die Abgründe des Seins. Wer klagt hier wen an und warum? Dürfen wir das überhaupt oder sind wir befangen?
Während all dieser tieferen Gedanken kommen Trivialitäten ans Tageslicht. Von Schirach arbeitet mit Humor und Sarkasmus Ideen aus, die einem normalerweise wohl kaum in den Sinn kommen würden
Zum Beispiel die 80%-Regel. 80% unseres Alltags beschäftigen sich mit „Mist“. Mit unnötigen Dingen, die wir dennoch tun. Egal, ob Erledigungen, oder ein Buch (wie er meint, aber da halte ich dagegen), oder die visuelle Berieselung seitens Film oder TV.
Oder die Geschichte mit den weißen Karibikstränden. Hinterfragt doch mal, woher der schöne weiße Sand kommt. Oder in was wir da tatsächlich im Meer so herumschwimmen … tierisch.

Dieses kleine Schriftstück ist eine herrliche Persiflage auf das Leben an sich, kurz und prägnant erläutert, oft in spartanischen Sätzen, die das riesengroße Allgemeinwissen des Autors und dessen Genius unterstreichen.
Auch das anschließende Interview ist sehr lesenswert und lässt tiefe Einblicke zu.

In Summe sehr gerne gelesen. Leseempfehlung für diesen literarischen Ausflug