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NaddlDaddl

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2021
Back To Us
Moncomble, Morgane

Back To Us


sehr gut

Seit einer Weile bin ich New Adult Romance gegenüber etwas vorsichtig geworden. Ich lese sie nicht mehr allzu viel und wenn, kann mich die Geschichte nicht mehr so catchen, wie das bei den ersten in dem Genre der Fall war. "Back to us" hat mich trotzdem neugierig gemacht. Jetzt, nach dem Lesen, bin ich auch froh, dem Roman eine Chance gegeben zu haben. Er hat mich nicht komplett überwältigt, mir aber dennoch gefallen. Vor allem bediente er nicht diese ganzen Klischees, die man sonst in New Adult zuhauf findet.
Die Grundprämisse allein ist schon interessant: Als sie Kinder waren, waren Fleur aka Lilas und Aaron beste Freunde. Doch sie verlieren sich aus den Augen und als sie sich als junge Erwachsene wieder gegenüberstehen, erkennt Lilas Aaron zwar sofort, er sie allerdings wiederum nicht. Überhaupt wirkt Aaron auf sie ganz anders als früher, selbstbewusster zwar, aber viel distanzierter, besonders ihr gegenüber. Nicht die beste Voraussetzung, denn Lilas hat eben einen Job in der kleinen Gaming Firma angenommen, in der auch Aaron arbeitet.
Man kann sich natürlich denken, wo das Ganze grob hinführt. Aber etwas anderes hatte ich gar nicht erwartet, eigentlich nur, dass der Weg zu diesem vorhersehbaren Ende unterhaltsam und vielleicht nicht allzu kitschig wird. Und das ist Morgane Moncomble auch gelungen. "Back to us" hat mir über weite Strecken wirklich Spaß gemacht. Ich mochte die Story an sich, die zwar kitschige Elemente enthielt, dennoch etwas Ungewöhnliches an sich hatte. Ich mochte, wie wichtige Themen behandelt wurden, wie wichtige Botschaften in die Geschichte mit einfließen, ohne aufgeblasen zu werden. Das unvermeidliche Drama am Ende war vorherzusehen, jedoch war es gleichzeitig nachvollziehbar. Da konnte ich mit beiden Protagonisten fühlen und habe verstanden, wieso das alles so abgelaufen ist.
Einen großen Anteil an meiner Lesefreude hatte natürlich auch Morgane Moncombles Schreibstil. Sie hat eine wirklich schön lesbare Art, zu schreiben und hat es mir damit sehr einfach gemacht, nur so durch die Seiten zu fliegen. Teils waren ihre Ausdrücke etwas gestelzt, doch das machte sie mit einigem Witz wieder wett. Nur an einem hat es mir leider etwas gefehlt: Der Emotionalität. Ich habe nicht erwartet, bei dem Buch in Tränen auszubrechen, doch ein wenig mehr Kribbeln im Bauch hätte ich mir doch gewünscht.
Ebenfalls ein klein wenig ambivalent stehe ich zu den Charakteren, denn da hat die Autorin ein klein wenig Potenzial verschenkt. Ungefähr im letzten Drittel hat sie nämlich ihre Nebencharaktere mit ins Rampenlicht gerückt und so sehr, wie ich Nicolas, Dana und Eleanor während dieses Drittels ins Herz geschlossen habe, verstehe ich es einfach nicht, wieso die Drei vorher nicht öfter vorkamen. Aber ich muss schon zugeben, Aaron und Lilas als Protagonisten sind beide auch ganz wunderbar. Dadurch, dass die Geschichte aus der Sichtweise beider erzählt wird, schließt man auch den kühlen Aaron recht schnell ins Herz. Beide sind sehr authentisch beschrieben, jeweils mit eigenen Fehlern und Stärken und Ängsten. Ihre jeweiligen Entwicklungen mit anzusehen, war unheimlich schön.

"Back to us" hat mir gezeigt, dass es im Genre New Adult Romance auch anders geht und auch wenn ich bei dem Roman nicht komplett mitfiebern konnte und mich das ein oder andere Detail nicht überzeugt hat, hatte ich viel Spaß beim Lesen

Bewertung vom 17.11.2020
Aller guten Dinge sind zwei
McFarlane, Mhairi

Aller guten Dinge sind zwei


sehr gut

Ganz allgemein würde ich dieses Buch als nett beschreiben und das meine ich gar nicht abwertend. In diesem Roman von Mhairi McFarlane geht es um Laurie, eine Anwältin Mitte 30, die von ihrem langjährigen Freund verlassen wird. Als sie mit Jamie (der bekannt ist für seine kurzweiligen Affären mit Frauen) im Aufzug steckenbleibt, reift ein Plan: Sie werden eine Fake-Beziehung führen. Laurie, um über Dan hinweg zu kommen und um ihn eifersüchtig zu machen und Jamie, um sein Ansehen in der Kanzlei zu steigern. Doch natürlich bleibt es nicht bei Fake-Gefühlen...
Anfangs war ich ehrlicherweise etwas entnervt von der Handlung, ganz einfach weil die Basis dieselbe ist wie von all den anderen McFarlane-Romanen. So fühlte es sich für mich zumindest an. Die Frau Mitte 30, die von ihrem langjährigen Freund verlassen wird und dann einen anderen Mann kennenlernt. Die nebenbei übrigens immer erst einmal in Selbstmitleid verfällt. Es hätte mir schon gereicht, hätte Laurie sich von Dan getrennt. Etwas emanzipatorischer, bitte!
Anfangs war ich demnach nicht allzu begeistert von "Aller guten Dinge sind zwei". Doch nach und nach fand ich Gefallen an der Story. Vielleicht lag es an der doch sehr schönen Entwicklung der Beziehung zwischen Laurie und Jamie und der beiden Charaktere als solche. Auch wenn ich die beiden ab und an hätte schütteln können. Außerdem fand ich gut, dass Mhairi McFarlane diesmal die Perspektive einer Schwarzen gewählt hatte. Die Thematik wird nicht allzu weit vertieft, aber allein dass sich die Autorin dazu entschieden hat, ihr Buch ein wenig diverser zu gestaltet, fand ich doch schön.
Mhairi McFarlanes Schreibstil liest sich bei alldem so schön wie immer. Es war wirklich großartig, mal wieder etwas so Leichtes zu lesen, bei dem ich nicht das Gefühl habe, mich anstrengen zu müssen. Bei manch einem Buch, das ich in letzter Zeit gelesen hatte, hatte ich nämlich genau dieses Gefühl. Mit "Aller guten Dinge sind zwei" konnte ich stattdessen einfach schön abschalten und auch lange Zeit am Stück lesen, ohne dass es anstrengend wurde.
Bei den Figuren im Buch bin ich wieder etwas zwiegespaltener. Die Nebencharaktere sind mir ehrlicherweise nicht allzu stark im Gedächtnis geblieben. Damit meine ich Emily, Dan, Bharat, Diana und Co. Sie waren nicht komplett blass, waren allerdings schon eher typisch gezeichnet, nicht so, dass ich sie ins Herz geschlossen hätte. Und auch die Protagonisten Laurie und Jamie machten es mir teilweise schwer, sie zu mögen. An sich mochte ich beide sehr gern. Jamie hatte mehr Facetten an sich als der typische Aufreißer, der nicht an das Konzept Liebe glaubt, nur um dann, wegen der richtigen Frau eines besseren belehrt zu werden. Er zeigte durchaus Tiefgang und das nicht erst in der zweiten Hälfte, was ihn direkt sympathischer machte. Und Laurie war nicht (immer) das selbstmitleidige Häufchen Elend, das sich fragt, warum Dan sie denn nun verlassen hat, ob ein weiterer Mann sie begehren und ob sie jemals Kinder haben wird. Diese Phasen durchgeht sie zwar durchaus, aber das geht auch wieder vorüber und die echte Laurie erscheint. Nämlich eine, die sehr gut für sich selbst einstehen kann und nicht bloß alles hinnimmt. Eine, die ich als Hauptperson sehr mochte. Nur leider hatten beide auch ihre Anfälle von ganz schrecklich klischeehaftem Verhalten, bei dem ich sie gerne einmal geschüttelt und dabei gebrüllt hätte, ob sie sich denn nicht einfach zusammenreißen und miteinander reden könnten.
Dazu kam noch, dass auch das Happy End ein wenig erzwungen und überhastet wirkte. Das ging mir nämlich eindeutig zu schnell und kam mir auch sehr naiv vor. Als hätte dieses Happy End ausgereizt werden müssen.
Doch alles in allem kann ich sagen, dass mich der Roman gut unterhalten hat. Zwar hatte „Aller guten Dinge sind zwei“ ein paar Tiefen, doch vieles mochte ich an der Geschichte sehr gerne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2020
Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4
Dabos, Christelle

Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4


gut

"Im Sturm der Echos" war wohl mein für 2020 am sehnsüchtigsten erwartetes Buch. Nachdem die ersten drei Teile der Reihe im letzten Jahr so kurz aufeinander folgten, war ich nur allzu ungeduldig auf das Finale dieser neuen Herzensreihe.
Diesmal knüpfte die Geschichte direkt an den Vorgänger an. Wir befinden uns auf Babel, kurz nachdem ein Teil dieser Arche ins Nichts gestürzt ist. Und so geht es auch gleich richtig los, denn Ophelia und Thorn begeben sich auf die Suche nach Antworten auf die Fragen, die wir uns alle schon so lange stellen, um den Einsturz ihrer gesamten Welt zu verhindern.
Ich bin ehrlicherweise ein wenig ernüchtert. Die ersten drei Teile der Spiegelreisenden-Saga habe ich geliebt. Ich bin mit der Erwartung an dieses Buch gegangen, dass es mir hier ebenso ergehen würde. Nur war das leider nicht so. Anfangs dachte ich, ich müsse bloß in die Geschichte einfinden, im Mittelteil dachte ich, die Spannung würde sich jeden Moment hochschaukeln, aber gegen Ende wurde mir langsam klar, dass der Wow-Effekt bei mir nicht mehr eintreten würde. Ich habe das Buch noch immer sehr gerne gelesen, keine Frage. Christelle Dabos hat hier eine zu schöne Welt erschaffen, als dass es anders sein könnte. Doch ich hatte ganz einfach ein Problem mit der Dramaturgie. Irgendwie geschah alles auf Hochspannung, gab es immer wieder etwas Neues zu entdecken, zu verarbeiten, dass ich nicht, wie man vielleicht denken könnte, an die Seiten gefesselt war, sondern es mir stattdessen eher anstrengend wurde. Wo ich mich bei den Vorgängern immer von den Seiten lösen musste, brauchte ich hier lange und war stellenweise fast schon unaufmerksam. Wenn ich im Vergleich dazu an zum Beispiel "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" denke, wo sich die Handlung langsam aufbaute und sich am Ende jedes Puzzlestückchen logisch an seinen Platz fügte, war ich fast enttäuscht von der Auflösung, die hier geboten wird. Ich hatte dieses Ende zwar nicht erwartet, doch die Hinführung dorthin war mir doch zu holprig, vor allem eben verglichen mit den Vorgängern.
Was glücklicherweise grandios geblieben ist, ist der Schreibstil der Autorin. Sie hat einfach eine ganz eigene Art zu schreiben weiß wunderschön mit Sprache und Bildern umzugehen. Auch wenn die Handlung an sich mich manchmal hat abschweifen lassen, hat ebendieser Schreibstil mich ein ums andere Mal wieder eingefangen.
Und auch die Charaktere sind natürlich wieder eine einzigartige Erfahrung. Ich habe sie ja durch die Bank weg alle sehr liebgewonnen und mich gefreut, ihnen hier wieder zu begegnen. Christelle Dabos hat Persönlichkeiten erschaffen, anders kann ich das gar nicht beschreiben. Gleichzeitig kam es mir hier allerdings vor, als würden die Figuren in "Im Sturm der Echos" auf der Stelle treten, sich nicht mehr weiterentwickeln, egal, wie viel sie in diesem Buch erleben. Fand ich schade, dass man hier nicht noch tiefere Einblicke in diese mir wirklich liebgewordenen Charaktere erhaschen konnte.
Ihr glaubt gar nicht, wie gerne ich an dieser Stelle positiver wäre, begeisterter. Ich bin selbst ein wenig erstaunt, wie mich dieses Finale der Spiegelreisenden-Saga enttäuscht hat. Sie sollte ein Jahreshighlight für mich werden. Stattdessen hat vor allem die etwas konfuse und überhastet wirkende Handlungsentwicklung das Buch für mich mittelmäßig werden lassen. Vielleicht habe ich auch einfach zu hohe Erwartungen hierein gesteckt... So bekommt "Im Sturm der Echos" von mir mit einem weinenden Auge 3,5 von 5 Sternen – und trotzdem eine Leseempfehlung, weil es sich natürlich trotz allem noch lohnt!

Bewertung vom 17.05.2020
Thirty
Bradley, Christina

Thirty


sehr gut

Ehrlicherweise hatte ich nicht erwartet, dass mir "Thirty" so gut gefallen würde. Ich hatte eine seichte, kurzweilige Lovestory erwartet. Und gewissermaßen habe ich die auch erhalten, aber sie war eindeutig eine der besseren Sorte. Schon allein die Grundidee dahinter mochte ich und versprach amüsant zu werden: Bella, die in den 30 Tagen bis zu ihrem 30. Geburtstag die Challenge annahm, 30 Dates zu haben. Dass es da zu einigen seltsamen Begegnungen kommen würde, war ja klar und das war es auch, was meine Aufmerksamkeit für das Buch weckte. Dazu kommt, dass die Geschichte durchaus recht unerwartet ist. Hier ist nämlich gar nicht mal so klar, wie die Männersuche für Bella ausgehen wird. Am schönsten ist aber, dass ein Mann nicht das Wichtigste ist, was Bella aus diesen 30 Dates mitnimmt, sondern sie sich viel eher selbst findet. Dadurch und auch überhaupt bricht Christina Bradley mit Klischees und konnte mich so doch von sich überzeugen. So kam mir die Geschichte auch authentischer vor.
Dazu kommt ein Schreibstil, durch den man sich locker durch die Seiten liest. Momentan bin ich in seltsamer Lesestimmung und brauche für manche Bücher wirklich lange, doch nicht so hier. Bei "Thirty" hätte ich immer weiter lesen können, weil die Autorin so schön fluffig schreibt. Nicht unbedingt perfekt, aber sehr schön zu lesen. Interessant fand ich, wie sie zum "normalen" Erzählton einen weiteren für die Dates hinzufügte. Bella schreibt nämlich über jedes der Dates, das sie erlebt, eine Mail an ihre beste Freundin Esther, der sie diese Challenge verdankt. Das ist etwas ungewöhnlich und kam mir etwas distanzierter vor, als wenn auch die Dates "normal" beschrieben worden wären, andererseits war es auch interessant zu sehen, wie Bella die Begegnungen im Nachhinein beschreiben würde.
Die Charaktere im Buch waren dann etwas schwierig. Es sind tatsächlich sehr viele, von denen wir nur einen kleinen Bruchteil besser kennenlernen. Das liegt natürlich an den zahlreichen Männern (und Frauen), mit denen Bella sich verabredet. Die allermeisten von ihnen treffen wir nur ein Mal und sie sind entsprechend nicht besonders gut kennenzulernen. Leider wirken sie dadurch auch oft überzeichnet und / oder klischeehaft und gefielen mir nicht wirklich. Mit Esther erging es mir leider nicht viel anders. Beziehungsweise lernt man zwar ein paar mehr ihrer Schichten kennen, doch sie war mir doch ziemlich unsympathisch.
Blieb also noch Bella. Glücklicherweise mochte ich sie und vor allem ihre Entwicklung sehr gerne. Anfangs wusste ich noch nicht so genau, was ich von ihr halten sollte. Sie war doch sehr unsicher und ich konnte sie mir so gar nicht als die Karrierefrau vorstellen, die sie sein sollte. Wirklich gar nicht. Doch nach und nach entwickelte sie sich und wurde mir dadurch Stück für Stück sympathischer. Auf ihrem Dating-Trip zeigte sie sich von allen möglichen Seiten, probierte sich aus und war bei alldem offen gegenüber neuen Erfahrungen. Und besonders diese Offenheit mochte ich sehr an ihr, dass sie jede Herausforderung, die sich ihr stellte, annahm und so immer mehr zu sich selbst fand. Das hat Christina wirklich schön beschrieben.
Alles in allem hat mich "Thirty" also wirklich gut unterhalten können. Das Buch ist sicherlich kein Meisterstück, aber es ist unterhaltend, verläuft nicht so vorhersehbar, wie man es vielleicht erwarten würde, und trägt zudem eine schöne Botschaft mit sich.

Bewertung vom 08.02.2020
Someone Else / Someone Bd.2
Kneidl, Laura

Someone Else / Someone Bd.2


gut

Auf die Geschichte hatte ich mich bereits gefreut, weil „Someone New“ für mich ein wirklich schönes und auch mal anderes Leseerlebnis war. Vielleicht hatte ich dadurch etwas zu hohe Erwartungen, die „Someone Else“ dann nicht erfüllen konnte.
Das Buch handelt ja von Cassie und Auri . Im Groben geht es darum, ob die beiden es wagen, ihre Freundschaft für eine Beziehung aufs Spiel zu setzen. Und das war es auch schon. Denn hier gibt es keinen weiteren Handlungsstrang, der verfolgt wird und der so für mehr Spannung und Inhalt sorgen könnte. Gut, die Problematik, dass Auri im Beisein anderer seine Nerd-Seite verleumdet, wird auch thematisiert, aber das war's dann.
Was einerseits okay ist, denn in "Someone Else" gibt es keine dunklen Geheimnisse und schlimmen Vorgeschichten, die aufgedeckt werden. Eine schöne Abwechslung, wenn man bedenkt, dass das aus dem New Adult Genre eigentlich nicht wegzudenken ist. Und die Geschichte lässt sich ja trotzdem gut lesen.
Andererseits fehlt dadurch ganz einfach der Spannungsbogen. Der einzige Punkt, auf den die Geschichte hinzuarbeiten scheint, ist, dass Cassie und Auri (endlich) zusammenfinden. Was eine Ewigkeit zu dauern scheint, denn die beiden kriegen es einfach nicht auf die Reihe, sich gegenseitig ihre Gefühle zu gestehen. Meiner Meinung nach entstand hier ein bisschen zu viel Hin und Her. Hätte Laura Kneidl sich da nicht so stark auf die Beziehung zwischen Cassie und Auri konzentriert, sondern auch mal andere Bereiche mehr beleuchtet als nur mit ein paar Zeilen, hätte das etwas mehr Abwechslung hineingebracht.
Hinzu kommt, dass mir "Someone Else" doch sehr vorhersehbar vorkam. Ja, das ist in dem Genre einfach so, aber durch "Someone New" hatte ich eben höhere Erwartungen. Jedenfalls war hier kaum etwas überraschend.
Schön fand ich hingegen, dass Themen, die es sonst nicht allzu oft in Bücher schaffen, angesprochen wurden. Zum Beispiel ist Cassie Diabetikerin. Hier zu lesen, was das eigentlich mit sich bringt, war sehr interessant. Und, natürlich, die Tatsache, dass Auri farbig ist. Es wird angedeutet, mit welchen Problemen er sich aufgrund dessen herumschlagen muss und das einmal in einem New Adult Buch zu lesen, fand ich doch wichtig. Wobei die Thematik eher oberflächlich geblieben ist, da hätte die Autorin gerne tiefer reingehen können.
Laura Kneidls Schreibstil war dann einer der Gründe, weshalb ich das Buch trotz der doch zahlreichen Mängel gerne gelesen habe. Sie schreibt einfach so schön, dass ich von einer Seite zur nächsten fliege und immer gerne weiterlese. Selbst bei mir, die momentan nicht allzu gefesselt wird von New Adult, sind Emotionen angekommen. So hatte ich also wirklich Spaß beim Lesen.
Und auch die Charaktere gehören zu den positiven Seiten des Romans. Schon allein, dass Micah und Julian einen Platz in der Geschichte bekommen, war schön. So erfährt man auch, wie die Beziehung der beiden nach dem Happy End weitergeht. Auch lernt man Lucien kennen, einen von Cassies eher rar gestreuten Freunden. Von ihm hatte ich in Band 1 einen eigentlich anderen Eindruck, aber es war interessant, mehr über ihn zu erfahren!
Zwiegespalten bin ich allerdings bei unseren beiden Protagonisten und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn während ich Cassie wirklich mag und mich mit ihr identifizieren konnte, wurde mir Auri nicht wirklich sympathisch. Cassie hat zwar auch ihre negativen Seiten, aber sie wirkte auf mich trotzdem wie ein schön runder, vielschichtiger Charakter. Bei Auri hingegen hatte ich nicht wirklich das Gefühl, ihn richtig kennenzulernen. Und das, was man über ihn erfährt, trägt nicht unbedingt zu Sympathie bei.
Insgesamt bin ich her also nicht allzu begeistert. Leider hat mir "Someone Else" nicht so gut gefallen, wie ich es gehofft hatte, und war meiner Meinung nach entsprechend weniger gut als sein Vorgänger. Dafür war die Handlung einfach zu leer und mir sind zu viele Dinge negativ aufgefallen.

Bewertung vom 12.12.2019
Gar kein Plan ist auch eine Lösung
Groh, Kyra

Gar kein Plan ist auch eine Lösung


sehr gut

Schon die Leseprobe dieses Buches hatte mich neugierig gemacht. Endlich mal wieder ein wenig leichte Unterhaltung. Denn genau diesen Flair fing die Leseprobe bereits ein und das Buch hielt ihr Versprechen auch für den Rest des Buches. Wir verfolgen in "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" Mara, Assistentin einer erfolgreichen Influencerin, die in einer langjährigen Beziehung lebt. Bis ihr ihr Verlobter eines Tages erklärt, er liebe sie nicht mehr und sie solle doch bitte ausziehen. Jetzt. Sofort.
Die Ausgangssituation dieses Romans war demnach eine, die man in dem Genre schon gut kennt: Die Protagonistin wird aus ihrer Komfortzone geschmissen und muss sich neu arrangieren. Wobei zum neu arrangieren für gewöhnlich auch ein neuer Mann bereitgestellt wird, hier in Form von Marius. Marius, der einige Jahre jünger ist als Mara. Eine Konstellation, die ich ja immer interessant finde, da sie an sich schonmal mit dem Klischee bricht, der Mann müsse doch bitte älter sein als die Frau.
Die Lovestory rund um Mara und Marius hat mir dann auch echt gut gefallen. Sie wirkte auf mich nicht so klischeebeladen und nicht überdramatisiert. Stattdessen mochte ich sowohl das Tempo, in dem sich hier alles entwickelte, als auch das Wie. Außerdem wurden die beiden nie unerträglich kitschig.
Doch der Liebes-Aspekt nimmt in "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" nicht den ganzen Platz ein. Es werden auch ernstere Themen angesprochen und obwohl das in dem Genre durchaus gängig ist, fand ich das hier doch wirklich schön gemacht und etwas origineller. Es geht viel um Selbstverwirklichung und Verantwortung. Wie zufrieden man mit seinem Leben ist. Das war schon wirklich interessant, doch am besten fand ich eigentlich die Ansprache der sexuellen Identität in Form von Maras kleinem Bruder. Hier kam mir auch alles rund vor.
Auch der Schreibstil der Autorin hat mich direkt eingefangen. Als ich die ersten Seiten las, musste ich schon ein ums andere Mal schmunzeln und freute mich über diesen frisch wirkenden Stil. Kyra Groh schreibt wirklich spritzig und voller Leben, was man auch an dem Dialekt merkt, den sie gerne mit einfließen lässt.
Zuletzt kann ich auch über die Charaktere im Buch nicht allzu viel Negatives sagen. Klar, Mara als die Protagonistin erfüllt einige Klischees, denn sie ist diejenige, die immer alles durchgeplant und organisiert hat und die nun gezwungenermaßen ihr Leben neu strukturieren muss. Doch dabei hat sie mich nicht genervt, sondern kam mir doch ziemlich sympathisch vor. Jedenfalls habe ich ihre Geschichte gerne verfolgt. Und auch die meisten der anderen Figuren waren wirklich cool und habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Manche zeigten da auch eine nicht erwartete Tiefe. Nur Maras Ex war mir ein Ticken zu drüber, zu sehr der Böse.
Ich habe also tatsächlich mal wieder einen Liebesroman für mich gefunden, den ich wirklich gut weglesen konnte und der eine schöne Balance zwischen Witz und Tiefe gefunden hat. "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" war zwar nicht in allen Aspekten perfekt, hat mir aber auf alle Fälle viel Spaß gemacht und gehört eindeutig zu den besseren Liebesromanen, die ich gelesen habe.

Bewertung vom 31.08.2019
Mittwoch also
Elstad, Lotta

Mittwoch also


sehr gut

Ich bin wirklich froh, diesen Roman entdeckt (und trotz der schrecklichen Farbkombination auf dem Cover) näher angeschaut zu haben. Denn er lohnt sich. Sehr! Schon bei der Leseprobe musste ich immer wieder schmunzeln, sie hat mich aber gleichzeitig auch zum Nachdenken angeregt. Bei dem Thema auch keine Überraschung.
Es geht nämlich um das heikle Thema Abtreibung. Also etwas, das leider immer noch zu häufig tabuisiert wird. Und auch ein Thema, das mich selbst schon beschäftigt hat (nicht weil ich schonmal abgetrieben hätte, ich war ja noch nicht mal schwanger...aber manchmal spielt man ja Szenarien im Kopf durch). So war ich schon sehr gespannt darauf, Hedda bei ihren Gedankengängen zu diesem Thema zu begleiten. Drei Tage Bedenkzeit wird ihr nämlich – ganz dem norwegischen Gesundheitssystem entsprechend – verschrieben, in denen sie sich mit ihrer Schwangerschaft und der gewünschten Abtreibung auseinandersetzen soll. Drei Tage, in denen man einen umfangreichen Einblick in ihren Kopf erhält, mehr über die Umstände erfährt – und dessen Ergebnis mich dennoch überrascht hat. Überhaupt habe ich den Verlauf, den "Mittwoch also" einschlägt, so nicht vorhergesehen. Ein Umstand, den ich bewundernswert finde, da ich eigentlich dachte zu wissen, wo die Reise hingehen würde. Tja, Pustekuchen. Aber ein positiver!
Dadurch wurde es nochmal spannender als das Thema an sich sowieso schon ist. Hedda hat mich mit ihren Aktionen und Reaktionen immer wieder überraschen können.
Auch über den Schreibstil kann ich nur Positives schreiben. Schon die Leseprobe hat mich mit dem scharfzüngigen Stil überzeugt. Lotta Elstad kommentiert schonungslos, direkt, ehrlich. So habe ich das noch nie gelesen. Und dabei ist sie noch dazu sarkastisch, und so habe ich, wie schon erwähnt, auch immer wieder schmunzeln müssen. Eine gelungene Mischung, die mich dazu verleitet hat, den Roman in Höchstgeschwindigkeit durchzulesen.
Der Einblick, der uns hier in den Kopf einer Anfang-Dreißig-Jährigen gewährt wird, die sich in einer ihr ungewünschten Situation befindet, ist dabei einfach nur grandios. Lotta Elstad zeichnet Heddas Charakter facettenreich und auch wenn die Protagonistin mich mit mancher ihrer Entscheidungen überrascht hat, fand ich doch alles nachvollziehbar. Sie als Hauptcharakter hat den gesamten Roman getragen.
Die anderen Figuren hingegen waren eher anstrengend. Was nicht allzu schlimm war, denn, wie schon gesagt, Hedda ist unglaublich stark. Trotzdem waren mir Lukas und Milo eher unsympathisch, beide auf ihre eigene Art und Weise. Und mehr Charaktere brauchte die Geschichte eigentlich gar nicht (mehr gibt es auch nicht, wenn man Ole-Morten außer Acht lassen sollte – und man sollte Ole-Morten außer Acht lassen).
Und so gibt "Mittwoch also" einen interessanten Blickwinkel auf das Thema Abtreibung, der mir unglaublich gut gefallen hat. Der gesamte Roman hat mir unglaublich gut gefallen. Ein letzter Funken zur ‚vollen Punktzahl‘ hat bei mir noch gefehlt, aber ich möchte den Roman dennoch weiterempfehlen!

Bewertung vom 14.08.2019
Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast / Die Spiegelreisende Bd.2
Dabos, Christelle

Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast / Die Spiegelreisende Bd.2


ausgezeichnet

In "Die Verlobten des Winters" musste ich mich erstmal an alles gewöhnen. An die eigenartigen Charaktere, die Welt, den Schreibstil. Danach habe ich das Buch geliebt, aber diese Eingewöhnungsphase hat meine Bewertung etwas gesenkt.
Das war in dieser Fortsetzung nicht so. Ich war von Anfang an voll dabei und konnte mich einfach nicht mehr von dieser absolut genialen Story losreißen. Was erstens daran liegt, dass die Handlung voller Spannung ist, die nie abzubrechen scheint. Diese Spannung ergibt sich auch durch die vielschichtige Storyline, in der alles zusammenhängt.
Überhaupt gibt es ja dieses Mysterium im Hintergrund, das es aufzudecken gilt. Hier bekommt man immer wieder kleine Puzzlestückchen. Erst zum Ende dieses zweiten Bandes der Spiegelreisenden-Saga sieht man ein wenig klarer, aber es ist noch lange nicht so, dass ich alle Zusammenhänge verstehe. Was gut so ist, denn es folgen ja noch zwei Bände!
Auch die Haupthandlung ist mehr als interessant, denn erst muss Ophelia ihren Platz an Faruks Hof finden und dann das Verschwinden einiger wichtiger Persönlichkeiten aufklären. Mittendrin gibt es dann natürlich auch noch die immer näher rückende Hochzeit mit Thorn und überhaupt Ophelias Beziehung mit ihm.
Was ich an Christelle Dabos hinsichtlich ihrer Geschichte aber wohl am meisten bewundere, ist ihre Komplexität und Bedachtheit. Mithilfe kleiner Halbsätze deutet sie schon weit im Voraus Wendungen an, aber so subtil, dass man es wirklich nicht erwartet hätte. Dafür muss ich einfach ein großes Lob aussprechen!
Nunkomme ich zu Christelle Dabos' Schreibstil, mit dem ich in Teil 1 nicht direkt warmgeworden bin. Inzwischen hingegen liebe ich ihn regelrecht. Ja, er ist ein ziemlich beschreibend, aber diese Beschreibungen empfinde ich inzwischen als unfassbar liebenswert. Man merkt, wie viel Herzblut in den Details steckt. In diesem Teil ihrer Reihe hat die Autorin für mich auch bewiesen, dass sie sowohl sehr spannungs- als auch gefühlvoll schreiben kann. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz, so musste ich einige Male schmunzeln.
Letzteres liegt ganz eindeutig an gewissen Charakteren, nämlich Archibald. Der liebe Herr Botschafter versprüht seinen Charme über die Grenzen des Buches hinweg und auch, wenn ich mir bisweilen noch unsicher bin, ob man ihm eigentlich trauen kann, sorgt er immer für eine gewisse Auflockerung der Szene. Außerdem kann man sich in der Spiegelreisenden-Saga gefühlt sowieso bei niemandem sicher sein, ob ihr oder ihm zu vertrauen ist. Auch hierfür ein Lob, denn so bekommen selbst scheinbar einfach gestrickte Figuren mehr Komplexität.
Vielschichtig sind die Charaktere dieser Reihe sowieso und genau deswegen bin ich auch ein solch großer Fan von ihnen. Na gut, deswegen und wegen ihrer Eigenarten. Manchmal waren die Figuren fast schon überspitzt, aber doch nie drüber, immer noch im Rahmen, vor allem auch wegen der Hintergründe, die man nach und nach erfährt. So hat sich Thorn ja bereits in Teil 1 in mein Herz geschlichen und wollte trotz seiner schroffen Art auch jetzt keinen Platz mehr schaffen. Man merkt ihm an, wie er sich verändert und seine dicke Eisschicht schmilzt Millimeter um Millimeter.
Ophelia ist inzwischen auch zu einer Heldin geworden, die ich nur zu gerne begleite. In "Die Verlobten des Winters" wirkte sie oft noch sehr verhuscht, auch weil sie immer so leise vor sich hin zu nuscheln schien. Und sie vollführt zwar keine Kehrtwende, aber ihre Charakterentwicklung ist doch spürbar. Mir ist jedes Mal regelrecht das Herz aufgegangen, wenn sie wieder für sich selbst einstand, mal jemandem widersprochen hat. Sie wirkt nun viel eigenständiger und selbstbewusster und ist mir so ein großes Stück sympathischer geworden!
Ich kann dieses so genannte Jugendbuch (das meiner Meinung nach unabhängig vom Alter gelesen werden kann) also nur jedem ans Herz legen. Bei mir hat sich die Spiegelreisenden-Saga nun zu einer Lieblingsreihe entwickelt, auf deren nächsten Teil ich nun gespannt warte.

Bewertung vom 09.06.2019
Crazy Rich Asians
Kwan, Kevin

Crazy Rich Asians


sehr gut

Aufmerksam geworden auf dieses Buch bin ich durch den Film. Schon allein die Story hört sich ja herrlich an. Rachel und Nick sind nun schon zwei Jahre lang glücklich zusammen, als Nick sie anlässlich einer Hochzeit zu seiner Familie nach Singapur einlädt. Was Rachel allerdings nicht weiß: Seine Familie ist reich und zwar nicht nur wohlhabend, sondern wirklich absurd reich. Und Rachels Auftauchen ist eine Einladung für alle möglichen Intrigenspinnereien und viel Chaos.
Was sich nach einer kitschigen und vorhersehbaren Geschichte anhört, ist das nur bedingt. Denn ja, ein paar Klischees werden bedient, aber meiner Meinung nach ist "Crazy Rich Asians" dennoch schön ungewöhnlich und kommt vor allen Dingen ohne den großen Kitsch aus. Ich mochte ja besonders diesen Kulturen-Clash. Rachel, die zwar nicht arm ist, aber doch aus normalen Verhältnissen stammt, sieht sich plötzlich einer vollkommen anderen Lebensart gegenüber. Und genau so ging es mir als Leserin auch.
Durchgehend spannend war "Crazy Rich Asians" für mich zwar nicht, da hat mir dann doch manchmal etwas gefehlt, aber gleichzeitig kann ich das Buch auch nicht langweilig nennen, dafür war es eindeutig zu interessant!
Ein Highlight des Romans ist meiner Meinung nach der Schreibstil, wobei ich glaube, dass sich die Meinungen hier spalten können. Kevin Kwan erzählt in einem Stil, der doch recht anders ist als das, was man sonst gewöhnt ist. Ich war auch erst unentschlossen, ob ich den Stil mögen soll oder nicht. Aber ich fand ihn dann regelrecht erfrischend. Kwan schreibt quasi als allwissender Erzähler, lässt mal in die Gedankenwelt des Einen eintauchen, dann in die des anderen. Beschreibt auch mal ausführlicher einen Ort und eine Beziehung. Kommentiert auch mal sarkastisch. Und da muss man dann schon aufpassen, nicht den Überblick zu verlieren, denn das kann da schnell passieren. Doch wenn man sich daran gewöhnt und sich damit angefreundet hat, ist der Schreibstil des Autors wirklich super. Ich musste ein ums andere Mal schmunzeln und hatte echt sehr viel Spaß mit diesem Buch, das herrlich skurril daherkommt.
Außerdem sehr gemocht habe ich die asiatischen Begriffe, die immer wieder eingeflochten werden. Verschiedenste Ausdrücke finden hier Verwendung und werden mit Fußnoten für alle, die sich hier nicht auskennen, erklärt.
Die Charaktere in "Crazy Rich Asians" fand ich ehrlicherweise etwas schwierig und zwar einfach aus dem Grund, dass es unfassbar viele von ihnen gab. Man verliert doch leicht den Überblick. Der Stammbaum vorne im Buch ist in der Hinsicht wirklich Gold wert, doch da wird eben auch nicht jeder aufgeführt. Durch die Masse an Figuren war es außerdem für mich schwierig, eine richtige Verbindung mit jemandem aufzubauen. Mit Rachel, Nick und Astrid kann man sich noch am ehesten identifizieren kann. Aber dann wird man so schnell von einem Kopf in den nächsten geschmissen, dass für eine richtige Bindung leider keine Zeit bleibt.
Andererseits sind die Figuren einfach nur köstlich.
Wer es also etwas ungewöhnlicher mag, ist hier genau richtig! "Crazy Rich Asians" ist nämlich nicht nur ein Buch, das sich quasi nur mit Asiaten beschäftigt und allein aufgrund dessen schon eine Seltenheit unter den Bestsellern ist, sondern auch in jeglich anderer Hinsicht einfach anders. Ob das nun ist, weil man die Charaktere nicht wirklich ernst nehmen kann oder weil die Geschichte nicht so klischeehaft Liebesgeschichten-mäßig daherkommt. Oder vor allem wegen des Schreibstils, der zwar gewöhnungsbedürftig, aber auf seine Art wirklich genial ist. Der Roman ist garantiert nicht perfekt. Ein paar Kleinigkeiten haben mich auf jeden Fall gestört, aber er war doch einfach nur spaßig zu lesen.

Bewertung vom 09.06.2019
Meistens kommt es anders, wenn man denkt / Hamburg-Reihe Bd.6
Hülsmann, Petra

Meistens kommt es anders, wenn man denkt / Hamburg-Reihe Bd.6


sehr gut

Dass ich den neuen Roman von Petra Hülsmann lesen möchte, war mir schon von Vornherein klar. Und das neue Buch der Autorin ist wieder ungemein schön. Hier geht es ja um Nele, die man bereits aus dem Vorgänger-Roman kennt und wer den gelesen hat weiß, dass Nele bisher nicht unbedingt Glück in der Liebe hatte.
Eine Lovestory ist wieder großes Thema in diesem Roman, jedoch nicht das Einzige. Es geht auch allgemein um Neles Arbeit in der Marketing-Firma, in der sie bald mit der Image-Kampagne des Politikers Rüdiger Hofmann-Klasing beschäftigt ist. Und nicht zuletzt spielt Neles Familie eine sehr wichtige Rolle, besonders ihr kleiner Bruder Lenny, der das Down Syndrom hat.
Dieser Mix hat mich wirklich überzeugen können! Die Geschichte ist sehr leicht und liest sich wie von selbst. Es ist eine typische Feel-Good-Geschichte, die einfach Freude macht und mir ein ums andere Mal ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat. Andererseits werden aber auch ernstere Themen angesprochen, vor allem durch Lenny und seine Behinderung. Dabei finde ich es bewundernswert, wie authentisch Petra Hülsmann das darstellt. Ich muss zwar zugeben, dass ich selbst mich nicht wirklich mit dem Down Syndrom auskenne, aber was schon allein super ist, ist die differenzierte Art und Weise, wie sie Lenny und auch andere Figuren in ihrem Buch mit Trisomie 21 darstellt. Dabei spielt sie bewusst mit den Klischees, die bestimmt viele Menschen mit der Behinderung verbinden – und bricht diese. Und wie schon gesagt bewundere ich sie dafür sehr, auch weil ich bisher noch kaum Bücher gelesen habe, in der dieses Thema aufgegriffen wird.
Allgemein kommt die Autorin zwar nicht um alle Klischees des Genres herum, aber ich muss schon sagen, sie schafft es dennoch, den Ablauf etwas anders zu gestalten und auch nicht zu offensichtlich zu sein, nicht gänzlich vorhersehbar.
Der Schreibstil ist genau so, wie ich es von einem leichten Liebesroman erwarte, nämlich leicht und locker, voller Witz und Fluff. Ich mag, wie viele interessante Details Petra Hülsmann in ihre Geschichten einbaut und das ohne dass es irgendwann langweilig werden würde.
Was ich allerdings wirklich an ihrem Stil liebe, sind die Dialoge. Ich glaube ich sage es jedes Mal, aber ich muss es auch wirklich jedes Mal erwähnen, weil ich es so besonders finde. Die Autorin schafft es nämlich, mit ihren Dialogen eine ungemeine Authentizität rüberzubringen, und das vor allem dadurch, dass sie Dialekte und ähnliches mit einfließen lässt. In diesem Roman ist das vor allem das Hamburgerische, das eigentlich immer ganz zart mit einfließt, an manchen Stellen dann wieder stärker. Doch noch etwas anderes hat mich in dem Buch schmunzeln lassen, nämlich über Handy geschriebene Nachrichten von Neles Mutter. Aber da habe ich mal wieder dran gesehen, wie lebensnah Petra Hülsmann schreibt.
Lebensnah und meiner Meinung nach realistisch sind auch ihre Charaktere. Wie schon geschrieben bin ich großer Fan ihrer Darstellung von Lenny. Ich mochte ihn und seine überschwängliche Art sehr gerne, aber gleichzeitig hatte er auch Seiten, die eher unsympathisch waren. Und das war gut so! Denn wer Mensch ist schon perfekt und nur super, Behinderung hin oder her?
Was mich über alle Maßen gefreut hat war das Wiedersehen mit den alte Bekannte aus "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen". Wer Petra Hülsmanns Geschichten liest, ist die kleinen Cameos ja durchaus gewohnt, aber noch nie war das so stark ausgeprägt wie hier.
Auch die beiden Protagonisten Nele und Claas waren mir sympathisch. Irgendwie konnte ich mich mit Nele ziemlich gut identifizieren und das hat sie für mich schön greifbar gemacht. Sie ist so ein lieber Mensch, der so viel unterdrückt und nach außen hin immer perfekt erscheinen möchte, obwohl sie innerlich doch ziemlich zu kämpfen hat.
Ich kann also wirklich nur von diesem Roman schwärmen. Das letzte Fünkchen, das das Buch rundum perfekt gemacht hätte, hat mir zwar gefehlt, aber dennoch kann ich eine klare Empfehlung aussprechen.

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