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Mrj-Jtn
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Bewertung vom 04.12.2015
Unheilige Dreifaltigkeit
Pönnighaus, Regina

Unheilige Dreifaltigkeit


ausgezeichnet

Was passiert, wenn der Heilige unheilig wird und die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn größer ist als die zu seinem Herrn? Ist es möglich als Mann der Kirche den sicheren Weg in die Hölle zu wählen?

Pfarrer Ambrosius war stets ein gottesfürchtiger, bibeltreuer Mann, führte seine Gemeinde mit viel Herzblut und Verstand. Doch immer wenn er die junge Maria, das Mündel des Müllers sah, wurde er von sündigen Gedanken gequält, welche ihm selbst sein Gott nicht zu nehmen vermochte. In der Nacht des Johannisfestes rettete er das Mädchen aus einer Vergewaltigung, nachdem er selbst dem Wein zu sehr zugesagt hatte. Doch was passierte nach der Rettung?

Klar war jedoch, dass Maria nach jener Nacht ein Kind trug und schnell heiraten musste, damit nicht auffiel, dass das Kind unehelich entstanden war. Ihr Alltag war von nun an voll der Schläge ihres Mannes und die Angst um ihren Sohn Till, welcher seinen Launen immer mehr ausgesetzt war. Nach einem tragischen Zwischenfall flüchten Maria und Till kurzerhand ins Kloster Lippoldsberg. Dort fand sie für einige Zeit Schutz und Frieden, während ihr Sohn eine Ausbildung im nahegelegenen Mönchskloster erhielt und dort nach der Weihe als Bruder Leopold diente, bis er zur Unterstützung von Pfarrer Ambrosius zurück nach Godesburen geschickt wurde.

Zurück in der alten Heimat wird Bruder Leopold mit seiner Vergangenheit konfrontiert und einige Jahre nach seiner Ankunft geschehen grausame Morde. Den übel zugerichteten Leichen wurden die Herzen aus dem Körper gerissen, welche zunächst nicht auffindbar waren. Fanden die armen Seelen ohne Herz ihren Frieden? Und welch grausige Entdeckung machte Pfarrer Ambrosius auf dem verlassenen Schweinehof? Stehen Bruder Leopolds abendliche Spaziergänge mit dem Verschwinden eines Pilgers in Verbindung?
Wer wäscht die Herzen der Sünder rein? Welche Strafe droht dem Herzenwäscher?

Den Denkanstoß zum Schreiben fand die Autorin im „Wunder von Gottbüren“, nach welchem im frühen 14. Jahrhundert in den vor dem Ort gelegen Wäldern ein unbekannter Toter gefunden wurde, welcher keinerlei Verwesungsspuren, dafür aber die Wunden des Leibes Christi aufwies. Der Erzbischoff Balduin von Trier erkannte jenen Leib als den des Gottessohnes an und kurz darauf wurde Godesburen zum viel besuchten Wallfahrtsort.
Nach ihren vielzählig erschienenen Kurzgeschichten haucht Regina Pönnighaus nun mit einem geschickt eingefädelten Handlungsstrang und überzeugenden Charakteren dem mysteriösen „Wunder von Gottbüren“ Leben ein. Ihr besonderer Schreibstil und ihre Liebe zum Detail fesseln den Leser an die Seiten und entführen ihn voll und ganz in den Zwiespalt des Pfarrer Ambrosius sowie das Kindheitsdrama des Bruder Leopold.
Eine schaurig spannende Erzählung, welche sich perfekt eignet um einem Abend vor dem Kamin den nötigen „Kick“ zu verleihen.


Wer nach dem Lesen der „Unheiligen Dreifaltigkeit“ noch mehr von Regina Pönnighaus lesen möchte, dem seien folgende Geschichten ebenfalls ans Herz gelegt:


R. Pönnighaus, Die Besondere in: Pendulus und andere gruselige Geschichten. Ulrich Burger Verlag 2010.
R. Pönnighaus, Des Henkers Weib- Der Blutleichenschwur in: Mittelalterliche Kurzgeschichten. Burgenbrandverlag 2011.
R. Pönnighaus, Jucundas Mär in: Am Abgrund der Wirklichkeit, Kaffeepausengeschichten Bd. 6, Textlustverlag 2012.
-> Auch als Hörbüch erschienen (http://de.1000mikes.com/app/archiveEntry.xhtml?archiveEntryId=290150)
R. Pönnighaus, Butcher’s in here in: Vampierghetto, Kaffeepausengeschichten Bd. 15, Textlustverlag 2015.

Eine ausführliche Bibliografie und weiteres Schaffen der Autorin ist auf ihrer Website einzusehen.
http://reginapoennighaus.jimdo.com/