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Mel
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Schloß Holte-Stukenbrock

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 17.02.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Feinsinniger Roman, bewegend und tiefgründig

Das Buchcover ist ästhetisch sehr ansprechend gestaltet. Hier passt einfach alles zusammen. Die Auswahl des Motives, die gestalterische Umsetzung sowie der Buchtitel.

Zum Buch:
Auch wenn Margrit mit 102 Jahren schon zu den älteren BewohnerInnen der Seniorenresidenz an der Elbe gehört, hat sie einen scharfsinnigen Verstand. Fast täglich lässt sie sich von Arthur in den Römischen Garten fahren, um dort ihren Gedanken nachzuhängen und ein Resümee ihres Lebens zu ziehen. Sie denkt dann an ihren Sohn, der in Australien lebt und vor allem an ihre Mutter. Und sie denkt an Else Hoffa, die Gestalterin des Römischen Gartens, mit der ihre Mutter eine Liebesbeziehung hatte. Aus diesem Grunde zieht es sie täglich in den Römischen Garten mit der auffälligen Girlandenhecke, die sich zur Flussseite hin erstreckt, den steinernen Treppen und den blühenden Mauern sowie dem alten Seerosenbecken.
Während Margit ihren Blick über die Elbe, die Flussinseln und das andere Ufer schweifen lässt, sucht Arthur manchmal mit einem Metalldetektor den Strand ab.
Arthur, den Margrit als nicht schweigsam aber dennoch als verschwiegen bezeichnet, wohnt seit kurzem in einer Hütte am Strand. Tagsüber fährt er die BewohnerInnen der Seniorenresidenz zu ihren verschiedenen Terminen durch die Gegend, nebenbei entwickelt er Sprachen für Computerspiele. Doch Arthur trägt ein Geheimnis mit sich. Ein Schicksalsschlag hat sein Leben von einen auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt.

Dann ist da schließlich noch Luzie, Margrits Enkeltochter, die sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet hat. Ein traumatisches Erlebnis und der katastrophale Umgang ihrer Mitmenschen mit diesem Vorfall hat sie zornig und misstrauisch gemacht. Sie flüchtet sich in ihre Kunst, um die Ereignisse für sich greifbar zu machen. Mit Hilfe ihrer Oma Margrit gelingt ihr dieses Stück für Stück.

Sensibel, zurückhalten aber auch sehr klug erzählt Katharina Hagena hier die Geschichten von Margrit, Luzie und Arthur. Mit leisem Humor und sprachlich herausragend werden die drei Protagonisten dargestellt, die mit ihren schicksalhaften Erfahrungen und Erlebnissen zu kämpfen haben. Jeder von ihnen versucht auf eigene Art und Weise mit seinen Dämonen fertig zu werden.

Ein Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe und uneingeschränkt empfehlen kann.

Bewertung vom 21.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


ausgezeichnet

Einzigartiges Lesevergnügen

Das Cover des Buches ‚Gefährliche Betrachtungen‘ von Tilo Eckardt ist schön gestaltet und erinnert ein wenig an ein Gemälde von Casper David Friedrich. Zu sehen ist ein vornehm gekleideter Mann, vermutlich Thomas Mann, der dem Betrachter den Rücken zuwendet und aufs Meer hinausblickt.

Rückblickend und aus der Ich-Perspektive erzählt der Übersetzer Žydrūnas Miuleris von seinen Erinnerungen an die Begegnung und das zusammen erlebte Abenteuer mit Thomas Mann im Jahre 1930.

Ostpreußen im Sommer 1930: Žydrūnas Miuleris kommt in die Künstlerkolonie Nidden, um eine Zusammenkunft mit dem Nobelpreisträger Thomas Mann herbeizuführen. Miuleris gastiert in der Pension von Frau Bryl, einer durchaus strengen Pensionswirtin, die ihn morgens früh persönlich weckt und dafür einfach sein Zimmer betritt.
Thomas Mann hingegen möchte die Sommermonate in seinem neu errichteten Sommerhaus auf der Kurischen Nehrung gemeinsam mit seiner Frau Katia und den zwei jüngsten Kindern verbringen.
Als es am Strand tatsächlich zu einer ersten Begegnung zwischen Miuleris und Mann kommt, ist dieses der Beginn eines Sommerabenteuers, bei dem der junge Übersetzter und der berühmte Autor zu Komplizen werden müssen.

Mit viel Feinsinn für die damalige Sprache ist es Tilo Eckardt gelungen einen wunderbaren Kriminalroman zu schreiben. Schnörkellos, leicht und humorvoll lässt Eckardt die Figuren vor dem inneren Auge der Leserin/des Lesers entstehen. Auch wenn der Roman fiktional ist, könnten die Protagonisten nicht treffender beschrieben sein. Das Dreamteam Müller (wie Thomas Mann Miuleris konsequent nennt) und Mann könnte unterschiedlicher kaum sein. Da ist zum einen der disziplinierte Thomas Mann, der an seinem aufgeräumten Schreibtisch mit weißem Hemd und Krawatte sitzend schreibt und sich exakt an seinen, sich selbst auferlegten Zeitplan hält. Zum anderen der etwas unbeholfene, leicht naiv wirkende und unprätentiöse Miuleris, dem des Öfteren das ein oder andere Missgeschick passiert. Ein außergewöhnliches Ermittler-Duo, das dazu beiträgt, hier eine klare Leseempfehlung auszusprechen.

Bewertung vom 14.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


gut

Ernstes Thema an der Realität vorbei

Das Buchcover des neuen Romans von Isabel Bogdan ist schlicht gestaltet und passt gut zum Inhalt der Geschichte. Auch der Buchtitel ist gut gewählt.

Zum Buch:
Aus einer Not heraus und als Übergangslösung gedacht, landet Constanze in einer Wohngemeinschaft. Diese setzt sich aus Murat, Jörg und Anke zusammen, die schon seit längerer Zeit eine WG bilden. Nun kommt also Constanze als vierte Mitbewohnerin hinzu. Jörg, dem die Wohnung gehört, möchte demnächst eine längere Reise unternehmen und hat sich aus praktischen und finanziellen Gründen dazu entschlossen ein weiteres Zimmer zu vermieten.
Constanze kann sich gut auf die neue Wohnsituation und auch auf ihre Mitbewohner einstellen. Wie in einer Familie bringt jeder seine Eigenarten, Stärken und Schwächen mit in die Gruppe. Da ist die Neue, Zahnärztin Constanze, die sich wunderbar in die bestehende Gruppe einfügt. Murat, der gerne kocht und seine Erfüllung in seinem Kleingarten gefunden hat. Anke, die Schauspielerin, die schon lange keine Rolle mehr bekommen hat und ein Casting nach dem anderen erfolglos hinter sich bringt. Und schließlich Jörg, der Älteste in der WG, der mit den Vorbereitungen auf seine Reise durch die Türkei und bis nach Georgien beschäftigt ist. Doch als Jörg nach einer OP immer vergesslicher wird und sein Zustand es irgendwann nicht mehr erlaubt, dass er alleine bleibt, sehen sich alle vor neuen Herausforderungen gestellt.

Vorweg: Es tut mir fast leid, dass mein Fazit nicht ganz so positiv ausfällt und vielleicht liegt es daran, dass meine Erwartungen hier zu hoch waren. Wenn ich gewusst hätte, dass Demenz ein Thema des Buches ist, hätte ich es nicht lesen wollen, weil ich privat derzeit damit beschäftigt bin. Vielleicht wäre ein kurzer Hinweis im Klappentext sinnvoll gewesen.

Mit viel Feinsinn erzählt Isabel Bogdan hier die Geschichte von vier Menschen, die sich zu einer wunderbaren Wohngemeinschaft zusammenfinden. Der Roman liest sich leicht und als Leserin/Leser wachsen einem die Figuren schnell ans Herz und man leidet und fühlt mit ihnen. Die ganze Geschichte ist mir zu harmonisch, zu unbeschwert und zu leicht. Auseinandersetzungen gibt es zwischen den Protagonisten kaum und alle verstehen sich trotz der aufkommenden Probleme immer besser. Etwas realitätsfern wird hier das Thema Demenz aufgegriffen und zum Thema des Buches gemacht.
Eine leicht zu lesende Lektüre, die ich nur eingeschränkt empfehlen kann.

Bewertung vom 12.07.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Großartige Familiengeschichte, feinfühlig und ruhig geschrieben

Das Buchcover, das expressionistische Portrait einer jungen Frau, des Romans ‚Das erste Licht des Sommers’ von Daniela Raimondi ist ein echter Hingucker. Es passt hervorragend zur Geschichte und ziert jedes Bücherregal.
Zum Buch:
Italien 1947, Stellata ein Dorf in der Nähe von Bologna: Elsa wird schon jung Mutter und hat von Beginn an Schwierigkeiten mit ihrer Mutterrolle. Anders als ihre beste Freundin Zena, die ihre Tochter Donata schmerzlich vermisst, als die beiden Frauen zur Reisernte weit weg von ihrem Heimatdorf arbeiten müssen.
Elsas Tochter Norma und Donata sind Cousinen und im ersten Teil des Romans wird insbesondere Normas Kindheit, ihre Familiengeschichte und die Umstände unter denen sie aufwächst erzählt. Hier spielt auch Elia, mit dem sie in Kindertagen viel Zeit verbringt eine wichtige Rolle. Auch erfährt Norma durch ihre Großmutter zum ersten mal Zuneigung und Wärme, die ihr die Mutter nicht geben kann.
Norma und Donata werden zu jungen Erwachsenen und ihre Wege trennen sich. Doch Donata wird für Norma immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen; selbst nach ihrem viel zu frühen Tod.
Norma geht nach London, wo sie Elia wiederbegegnet und die beiden sich verlieben und heiraten. Das Schicksal hat die beiden erneut zueinander geführt.

Fazit: Ein Roman, der zunächst etwas langatmig anfängt und sich dann Seite für Seite steigert. Hier unbedingt die Empfehlung: Weiterlesen und nicht aufgeben, es lohnt sich.
Vor allem ab dem zweiten Teil, entsteht hier eine wunderbare Familiengeschichte, die sehr lesenswert ist. Alle im ersten Teil angesprochenen Ereignisse ergeben einen Sinn und so fügen sich die Puzzlestücke der einzelnen Lebensabschnitte zu einer komplexen Lebensgeschichte, die zu Herzen geht.
Die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter Elsa zieht sich dabei wie ein roter Faden durch Normas gesamtes Leben. Ein Leben mit Höhen und Tiefen sowie vielen traurigen und schicksalhaften Episoden. Am Ende ergibt sich ein Gesamtbild, das einfach nur großartig ist.

Den Roman von Daniela Raimondi kann ich daher uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Einfühlsame Geschichte ohne Drama

Das Buchcover des Buches ‚Das Licht in den Birken’ von Romy Fölck, passt hervorragend zum Buch und auch zum Schreibstil. Die Atmosphäre auf dem Cover wirkt geheimnisvoll und mystisch und stimmt die Leserin/den Leser gut auf die Geschichte ein.

Zum Roman: Thea, eine lebensbejahende Frau Mitte fünfzig, bricht nach zwanzig Jahren in Portugal ihre Zelte dort ab, um in ihre alte Heimat zurückzukehren. In ihrem neuen zu Hause, dass sie mit ihren beiden Ziegen nach der beschwerlichen Anreise mit dem Transporter bezieht, stößt sie auf ihren Vermieter Benno. Benno lebt auf den elterlicher Hof in der Lüneburger Heide zusammen mit seinen Tieren, denen er eine letzte Heimat geben möchte. Hier kümmert der Eigenbrötler sich nach einem schweren Schicksalsschlag ausschließlich um das Wohl seiner Tiere. Vor der Realität und der hohen Verschuldung verschließt er jedoch seine Augen. Einzig seine Geldprobleme haben ihn dazu veranlasst, eine Wohnung an Thea zu vermieten.
Als er im Wald die junge verletzte Juli trifft und sie mit auf den Hof bringt, ist es endgültig vorbei mit seiner selbstgewählten Isolation. Die beiden Frauen wirbeln Bennos Leben, trotz ihrer eigenen inneren Konflikte, gehörig durcheinander. Kann Benno sich aus seiner Erstarrung befreien, der Realität ins Auge sehen, um letztendlich den Hof und seine Tiere zu retten?
Fazit:
Romy Fölck hat mit ihrem Roman ‚Das Licht in den Birken’ eine schöne Geschichte geschrieben. Der Schreibstil ist leicht, dennoch niemals trivial oder schlicht. Die authentischen Charaktere sind sehr gut beschrieben und herausgearbeitet. Trotz ihrer Eigenarten sind sie mir als Leserin immer sympathisch geblieben.

Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten geschrieben, so dass sich der Leser/die Leserin immer gut in die Personen hineinversetzten kann.

Auch wenn die Geschichte keine Dramatik entwickelt, hat sie mir insgesamt sehr gut gefallen und ich kann sie nur weiter empfehlen.

Bewertung vom 23.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


gut

Krieg, Gefangenschaft und die große Liebe

Ich kannte die Autorin Trude Teige bisher nicht und auch der Roman ‚Als Großmutter im Regen tanzte‘ war mir unbekannt. Das Cover des Buches strahlt Ruhe und Besonnenheit aus, ist aber nicht mein Geschmack. Der Klappentext und die Leseprobe haben mir allerdings sehr gut gefallen und so ließ ich mich auf die Geschichte ein.

Inhalt
Die junge Sigrid Greve arbeitet 1943 in einem Landhospital auf Java als Konrad, Überlebender eines japanischen Angriffs auf sein Handelsschiff, als Patient in das Krankenhaus eingeliefert wird. Konrad ist in Norwegen beheimatet, ebenso wie Sigrid, auch wenn sie auf Java aufgewachsen ist. Zwischen den beiden entwickelte sich schon nach kurzer Zeit eine intensive Liebesbeziehung. Doch das gemeinsame Glück hält nicht lange an.
Durch die japanische Invasion im Rahmen des Pazifikkrieges in Südostasien kommen auch Sigrid und Konrad in ein Arbeitslager. Hier trennen sich ihre Wege. Sigrid kommt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester in ein Frauenlage, Konrad in ein Männerlager. Getrennt voneinander versucht jeder auf seine Weise, mit den widrigen Umständen zurechtzukommen.
Sigrid muss sich intensiv um ihre Schwester und ihre Mutter kümmern. Konrad ist nach dem Wiedersehen mit seinem Bruder Sverre zunächst erleichtert, doch die Grausamkeiten der Japaner im Lager sind für die Gefangenen ein täglicher Kampf ums Überleben.

Fazit:
Auch wenn ich schnell in die Geschichte gefunden habe, plätschert diese dahin und ist wenig fesselnd. Die Charaktere bleiben blass und ausdruckslos. Die Zeit im Lager ist sehr ausführlich geschildert und nimmt sehr viel Raum ein. Zuviel Raum, da im Grunde Buchcover, Buchtitel sowie Klappentext nicht wirklich zum Roman und zur Geschichte passen.
Das Leid ist wirklich unfassbar und die Bedingungen schrecklich, dennoch kamen bei mir nur wenig Emotionen auf. Das Ende hat für mich leider auch nicht gepasst.
Insgesamt konnte mich der Roman nicht fesseln und bleibt bis zum Ende eher langweilig.

Bewertung vom 17.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Klug erzählte Lebensgeschichte, die berührt

Das Buchcover mit dem Mädchen auf der Schaukel ist ansprechend gestaltet und passt gut zum Inhalt. Den Buchtitel finde ich für die Geschichte eher unglücklich gewählt.

Zum Buch:
Aus der Ich-Perspektive schildert die Protagonistin ihre Kindheit und Jugend.
Nachdem die Eltern aufgrund eines missglückten Fluchtversuchs aus der DDR inhaftiert werden, wächst das kleine Mädchen zunächst bei den Großeltern in Leipzig auf. Ein Leipzig ohne ihre Eltern, in dem sie sich dennoch wohl und geborgen fühlt. Als die Eltern nach Eineinhalb Jahren Gefängnis von der BRD freigekauft werden, darf auch die inzwischen 6jährige zu ihren Eltern in den Westen ausreisen. Die Familie erhofft sich viel vom neuen Leben in Aachen. Der Vater, stets positiv gestimmt, sieht in der Veränderung immer nur das Gute. Die im Gefängnis erkrankte Mutter hadert mit dem neuen Leben im Westen und versucht eisern an ihre alte Spielform als Violinistin anzuknüpfen.
Doch das Kind vermisst die Großmutter in Leipzig, sehnt sich nach Vertrautem und Bekannten. Es passt sich an, doch es schwebt immer im Dazwischen.

Fazit:
Recht nüchtern und unpoetisch aber mit einer präzisen Sprache, erzählt Constanze Neumann die Geschichte eines Mädchens, das nicht so ganz im neuen Leben ankommen will. In kurzen Kapiteln schildert sie das Leben zunächst in der DDR und dann im Westen. Diese Klarheit, mit der Constanze Neumann das Leben beschreibt hat mir gut gefallen. Der schnörkellose Blick auf die Geschichten, die im Leben passieren, hat mich zudem tief beeindruckt. Eine Geschichte, die ohne Höhen und Tiefen auskommt, einfach weil sie so wunderbar erzählt ist. Eine Geschichte in der sich irgendwie jeder wiederfindet und die uns alle angeht.
Ich kann hier eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 23.02.2024
Die Halbwertszeit von Glück (eBook, ePUB)
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnd, intensiv und einfach nur schön

Das Buchcover ist farbenfroh gestaltet und strahlt etwas Lebensbejahendes und positives aus. Eine sehr geglückte und hochwertige Umschlaggestaltung, die zum Lesen einlädt.

Paris 2019
Mylène, eine starke unabhängige Frau steht kurz vor der Hochzeit mit Frédéric, als ihr Leben auf den Kopf gestellt wird. Als sie erfährt, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat und sie von ihren Eltern adoptiert wurde, macht sie sich überstürzt auf den Weg in die holländische Hauptstadt. Im Gepäck hat sie nicht nur ihren Exfreund, sondern auch viele offene Fragen zu ihrer Vergangenheit. Wer bin und wo komme ich eigentlich her? Doch die Wohnung in Amsterdam gibt ihr nur neue Rätsel auf, und so begibt sie sich weiter auf Spurensuche. Als sie durch die Boulevardpresse erfahren muss, dass ihr zukünftiger Mann sich mit einer Verflossen offenbar schnell trösten konnte, zerplatzen endgültig ihre Träume und das scheinbare Glück rückt in weite Ferne.

Im Grenzgebiet der DDR 1987
Johanna lebt zurückgezogen im Wald, irgendwo im Grenzgebiet der DDR. Als plötzlich ein junges schwangeres Mädchen ihre selbstgewählte Einsamkeit durchbricht, muss sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Los Angeles 2003
Hollys Kollegin Jay kommt bei einem Unfall ums Leben. Jay ist der festen Überzeugung, dass der Unfall eigentlich sie hätte treffen soll. Von Schuldgefühlen geplagt, zieht sie sich komplett aus dem Leben zurück. Als sie jedoch Jays Mann und seinen vierjährigen Sohn, eher ungewollt kennenlernt, verstrickt sie sich immer mehr in innere Konflikte. Hat sie das Leben dieser Menschen zerstört? Darf sie überhaupt noch so etwas wie Glück empfinden? Wie kann sie ihre Schuld wiedergutmachen?

Fazit:
Louise Pelt verknüpft sehr geschickt drei wunderbare Geschichten, dreier wunderbaren Frauen miteinander. Die einzelnen Schicksale, die unterschiedlicher nicht sein könnten stehen für sich und gehören dennoch zusammen.
Mit unfassbarer Präzision erzählt Louise Pelt von dem Glück und wie es uns entgleitet und wie von einem Moment auf dem anderen plötzlich alles zusammenbricht. Dennoch liest sich der Roman unheimlich leicht, ohne bedrückend oder beklemmend zu sein. Hinreißend schön und uneingeschränkt zu empfehlen.

Bewertung vom 15.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


weniger gut

Blasse Figuren mit wenig Tiefgang
Das Buchcover ist nett gestaltet und wird sicherlich einem breiten Publikum gefallen. Für meinen Geschmack ist es etwas zu einfältig.

Zur Handlung:
Kati fühlt sich vom Leben betrogen und ist an einem Punkt angekommen, der sie nachdenklich macht. Sie möchte einen Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben ziehen und etwas Grundsätzliches verändern. Sie möchte der kleinen Stadt, in der sie lebt, lebe wohl sagen und irgendwo neu anfangen.
Kati beschließt daher den Menschen, die ihr bisheriges Leben beeinflusst haben, Briefe zu schreiben. Auf Butterbrotpapier, das ihr Vater für sie gesammelt hat, beginnt sie nun Briefe zu schreiben. Die wichtigen mit der Hand, die eher unwichtigen mit der Schreibmaschine. Jeder geschriebene Brief wird von ihr persönlich vorgelesen und anschließend an den Empfänger überreicht, denn so lautet ihre selbstaufgestellte Regel. Alle Briefe enden mit den Worte ‚Leben Sie wohl.’
Dann begegnet ihr Severin und die beiden werden ein Paar. Doch Severin hat ein Geheimnis und trägt schwer an seiner Schuld.

Fazit:
Ein Buch, das ich weder anrührend noch poetisch finde. Die Geschichte fängt im ersten Kapitel stark an und auch die Leseprobe hatte mir gut gefallen. Aber leider flacht die Geschichte von Kapitel zu Kapitel immer mehr ab. Die tolle Idee mit den Briefen hat mir so gut gefallen, aber leider bleibt es eine Idee. Die Briefe rücken immer weiter in den Hintergrund, was sehr schade ist.
Die Hauptakteure Kati und Severin bleiben mir suspekt und ich werde nicht warm mit ihnen. Auch die Liebesgeschichte, die sich um die beiden entwickelt, bleibt flach und ohne Tiefgang. Die Nebenschauplätze erscheinen mir unrealistisch und teilweise sehr weit hergeholt.
Von mir leider keine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.05.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


gut

Interessante Geschichte mit wenig Tiefgang

Das Buchcover ist ansprechend gestaltet und das geheimnisvolle aufregende Leben der Hedy Lamarr lässt sich erahnen.

Zum Roman: Hedwig ‚Hedy’ Kiesler wächst als Einzelkind in behüteten Verhältnissen in Wien Döbling auf. Ihre jüdische Herkunft spielt im Alltag der Familie keinerlei Rolle. Der ihr liebevoll zugewandte Vater weckt in Hedy schon früh das Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und fördert ihren Wissensdurst. Die eher gefühlskalte Mutter schickt sie auf ein Mädcheninternat, um aus ihr eine sittsame Frau zu machen. Das Verhältnis zu ihr wird immer schwierig bleiben.

Das Jahr 1933: Als Hedy mit gerade mal achtzehn Jahren am Theater an der Wien einen großen Erfolg in der Rolle als Sisi feiern kann, begegnet sie dem reichen Industriellen und Generaldirektor der Hirtenberger Patronenfabrik, Friedrich Mandl.
Mandl hat keinen guten Ruf in Wien und Österreich, doch um ihre Eltern und sich selber vor den Nationalsozialisten zu schützen und weil sie beeindruckt ist von seiner Aura und geblendet von seiner Macht, heiratet Hedy ihn noch im selber Jahr. Hedy muss ihre Schauspielkariere aufgeben und künftig ausschließlich die hübsche Ehefrau an der Seite ihres gewalttätigen Mannes sein. Als sie sich immer mehr in die Enge getrieben fühlt und ihr Ehemann sie wie in einem goldenen Käfig gefangen hält, gelingt ihr im Jahre 1937 schließlich die Flucht über Paris und London nach Amerika. In Hollywood wird sie schließlich zu Hedy Lamarr, dem gefeierten Star, dem die Männer zu Füßen liegen. Die vorschnelle Eheschließung mit dem Drehbuchautor Gene Markey gibt ihr nicht den Halt, den sie sich so dringend wünscht und wird daher schnell geschieden.

Das schlechte Gewissen, dass Hedy seit Jahren plagt, weil sie wichtige Informationen, die sie an der Seite Mandls erfahren hatte, für sich behielt, lässt sie nicht zur Ruhe kommen.
Von Schuldgefühlen geplagt sucht Hedy nach einem Mittel, um die Alleierten im Krieg gegen Nazi-Deutschland zu unterstützen und findet es schließlich. Zusammen mit dem Komponisten George Antheil meldet sie auf Basis des Frequenzsprungverfahrens ein Patent an, um Torpedos mit Hilfe einer Funkfernsteuerung zu mehr Treffsicherheit zu verhelfen.

Fazit:
Marie Benedict erzählt in ihrem Roman die schicksalhaften Lebensjahre (1933 – 1942) der Hedy Kiesler/Lamarr.
In der Romanbiographie wird ausschließlich der Lebensabschnitt von 1993 – 1942 erzählt. Das finde ich persönlich zu kurz und recht Schade. Sicherlich hätte das schillernde Leben und auch die wissenschaftliche Seite der Hedy Lamarr mehr hergegeben. Schließlich ist sie erst im Jahre 2000 gestorben.

Insgesamt liest sich die Geschichte flüssig und interessant, jedoch kommt die Seite der Erfinderin meiner Meinung nach viel zu kurz. Wirklich in die Tiefe geht die Geschichte nicht. Alles bleibt oberflächlich und mit wenig Tiefgang.

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