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Mel
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Schloß Holte-Stukenbrock

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 23.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Einfühlsame Geschichte ohne Drama

Das Buchcover des Buches ‚Das Licht in den Birken’ von Romy Fölck, passt hervorragend zum Buch und auch zum Schreibstil. Die Atmosphäre auf dem Cover wirkt geheimnisvoll und mystisch und stimmt die Leserin/den Leser gut auf die Geschichte ein.

Zum Roman: Thea, eine lebensbejahende Frau Mitte fünfzig, bricht nach zwanzig Jahren in Portugal ihre Zelte dort ab, um in ihre alte Heimat zurückzukehren. In ihrem neuen zu Hause, dass sie mit ihren beiden Ziegen nach der beschwerlichen Anreise mit dem Transporter bezieht, stößt sie auf ihren Vermieter Benno. Benno lebt auf den elterlicher Hof in der Lüneburger Heide zusammen mit seinen Tieren, denen er eine letzte Heimat geben möchte. Hier kümmert der Eigenbrötler sich nach einem schweren Schicksalsschlag ausschließlich um das Wohl seiner Tiere. Vor der Realität und der hohen Verschuldung verschließt er jedoch seine Augen. Einzig seine Geldprobleme haben ihn dazu veranlasst, eine Wohnung an Thea zu vermieten.
Als er im Wald die junge verletzte Juli trifft und sie mit auf den Hof bringt, ist es endgültig vorbei mit seiner selbstgewählten Isolation. Die beiden Frauen wirbeln Bennos Leben, trotz ihrer eigenen inneren Konflikte, gehörig durcheinander. Kann Benno sich aus seiner Erstarrung befreien, der Realität ins Auge sehen, um letztendlich den Hof und seine Tiere zu retten?
Fazit:
Romy Fölck hat mit ihrem Roman ‚Das Licht in den Birken’ eine schöne Geschichte geschrieben. Der Schreibstil ist leicht, dennoch niemals trivial oder schlicht. Die authentischen Charaktere sind sehr gut beschrieben und herausgearbeitet. Trotz ihrer Eigenarten sind sie mir als Leserin immer sympathisch geblieben.

Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten geschrieben, so dass sich der Leser/die Leserin immer gut in die Personen hineinversetzten kann.

Auch wenn die Geschichte keine Dramatik entwickelt, hat sie mir insgesamt sehr gut gefallen und ich kann sie nur weiter empfehlen.

Bewertung vom 23.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


gut

Krieg, Gefangenschaft und die große Liebe

Ich kannte die Autorin Trude Teige bisher nicht und auch der Roman ‚Als Großmutter im Regen tanzte‘ war mir unbekannt. Das Cover des Buches strahlt Ruhe und Besonnenheit aus, ist aber nicht mein Geschmack. Der Klappentext und die Leseprobe haben mir allerdings sehr gut gefallen und so ließ ich mich auf die Geschichte ein.

Inhalt
Die junge Sigrid Greve arbeitet 1943 in einem Landhospital auf Java als Konrad, Überlebender eines japanischen Angriffs auf sein Handelsschiff, als Patient in das Krankenhaus eingeliefert wird. Konrad ist in Norwegen beheimatet, ebenso wie Sigrid, auch wenn sie auf Java aufgewachsen ist. Zwischen den beiden entwickelte sich schon nach kurzer Zeit eine intensive Liebesbeziehung. Doch das gemeinsame Glück hält nicht lange an.
Durch die japanische Invasion im Rahmen des Pazifikkrieges in Südostasien kommen auch Sigrid und Konrad in ein Arbeitslager. Hier trennen sich ihre Wege. Sigrid kommt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester in ein Frauenlage, Konrad in ein Männerlager. Getrennt voneinander versucht jeder auf seine Weise, mit den widrigen Umständen zurechtzukommen.
Sigrid muss sich intensiv um ihre Schwester und ihre Mutter kümmern. Konrad ist nach dem Wiedersehen mit seinem Bruder Sverre zunächst erleichtert, doch die Grausamkeiten der Japaner im Lager sind für die Gefangenen ein täglicher Kampf ums Überleben.

Fazit:
Auch wenn ich schnell in die Geschichte gefunden habe, plätschert diese dahin und ist wenig fesselnd. Die Charaktere bleiben blass und ausdruckslos. Die Zeit im Lager ist sehr ausführlich geschildert und nimmt sehr viel Raum ein. Zuviel Raum, da im Grunde Buchcover, Buchtitel sowie Klappentext nicht wirklich zum Roman und zur Geschichte passen.
Das Leid ist wirklich unfassbar und die Bedingungen schrecklich, dennoch kamen bei mir nur wenig Emotionen auf. Das Ende hat für mich leider auch nicht gepasst.
Insgesamt konnte mich der Roman nicht fesseln und bleibt bis zum Ende eher langweilig.

Bewertung vom 17.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Klug erzählte Lebensgeschichte, die berührt

Das Buchcover mit dem Mädchen auf der Schaukel ist ansprechend gestaltet und passt gut zum Inhalt. Den Buchtitel finde ich für die Geschichte eher unglücklich gewählt.

Zum Buch:
Aus der Ich-Perspektive schildert die Protagonistin ihre Kindheit und Jugend.
Nachdem die Eltern aufgrund eines missglückten Fluchtversuchs aus der DDR inhaftiert werden, wächst das kleine Mädchen zunächst bei den Großeltern in Leipzig auf. Ein Leipzig ohne ihre Eltern, in dem sie sich dennoch wohl und geborgen fühlt. Als die Eltern nach Eineinhalb Jahren Gefängnis von der BRD freigekauft werden, darf auch die inzwischen 6jährige zu ihren Eltern in den Westen ausreisen. Die Familie erhofft sich viel vom neuen Leben in Aachen. Der Vater, stets positiv gestimmt, sieht in der Veränderung immer nur das Gute. Die im Gefängnis erkrankte Mutter hadert mit dem neuen Leben im Westen und versucht eisern an ihre alte Spielform als Violinistin anzuknüpfen.
Doch das Kind vermisst die Großmutter in Leipzig, sehnt sich nach Vertrautem und Bekannten. Es passt sich an, doch es schwebt immer im Dazwischen.

Fazit:
Recht nüchtern und unpoetisch aber mit einer präzisen Sprache, erzählt Constanze Neumann die Geschichte eines Mädchens, das nicht so ganz im neuen Leben ankommen will. In kurzen Kapiteln schildert sie das Leben zunächst in der DDR und dann im Westen. Diese Klarheit, mit der Constanze Neumann das Leben beschreibt hat mir gut gefallen. Der schnörkellose Blick auf die Geschichten, die im Leben passieren, hat mich zudem tief beeindruckt. Eine Geschichte, die ohne Höhen und Tiefen auskommt, einfach weil sie so wunderbar erzählt ist. Eine Geschichte in der sich irgendwie jeder wiederfindet und die uns alle angeht.
Ich kann hier eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 23.02.2024
Die Halbwertszeit von Glück (eBook, ePUB)
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnd, intensiv und einfach nur schön

Das Buchcover ist farbenfroh gestaltet und strahlt etwas Lebensbejahendes und positives aus. Eine sehr geglückte und hochwertige Umschlaggestaltung, die zum Lesen einlädt.

Paris 2019
Mylène, eine starke unabhängige Frau steht kurz vor der Hochzeit mit Frédéric, als ihr Leben auf den Kopf gestellt wird. Als sie erfährt, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat und sie von ihren Eltern adoptiert wurde, macht sie sich überstürzt auf den Weg in die holländische Hauptstadt. Im Gepäck hat sie nicht nur ihren Exfreund, sondern auch viele offene Fragen zu ihrer Vergangenheit. Wer bin und wo komme ich eigentlich her? Doch die Wohnung in Amsterdam gibt ihr nur neue Rätsel auf, und so begibt sie sich weiter auf Spurensuche. Als sie durch die Boulevardpresse erfahren muss, dass ihr zukünftiger Mann sich mit einer Verflossen offenbar schnell trösten konnte, zerplatzen endgültig ihre Träume und das scheinbare Glück rückt in weite Ferne.

Im Grenzgebiet der DDR 1987
Johanna lebt zurückgezogen im Wald, irgendwo im Grenzgebiet der DDR. Als plötzlich ein junges schwangeres Mädchen ihre selbstgewählte Einsamkeit durchbricht, muss sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Los Angeles 2003
Hollys Kollegin Jay kommt bei einem Unfall ums Leben. Jay ist der festen Überzeugung, dass der Unfall eigentlich sie hätte treffen soll. Von Schuldgefühlen geplagt, zieht sie sich komplett aus dem Leben zurück. Als sie jedoch Jays Mann und seinen vierjährigen Sohn, eher ungewollt kennenlernt, verstrickt sie sich immer mehr in innere Konflikte. Hat sie das Leben dieser Menschen zerstört? Darf sie überhaupt noch so etwas wie Glück empfinden? Wie kann sie ihre Schuld wiedergutmachen?

Fazit:
Louise Pelt verknüpft sehr geschickt drei wunderbare Geschichten, dreier wunderbaren Frauen miteinander. Die einzelnen Schicksale, die unterschiedlicher nicht sein könnten stehen für sich und gehören dennoch zusammen.
Mit unfassbarer Präzision erzählt Louise Pelt von dem Glück und wie es uns entgleitet und wie von einem Moment auf dem anderen plötzlich alles zusammenbricht. Dennoch liest sich der Roman unheimlich leicht, ohne bedrückend oder beklemmend zu sein. Hinreißend schön und uneingeschränkt zu empfehlen.

Bewertung vom 15.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


weniger gut

Blasse Figuren mit wenig Tiefgang
Das Buchcover ist nett gestaltet und wird sicherlich einem breiten Publikum gefallen. Für meinen Geschmack ist es etwas zu einfältig.

Zur Handlung:
Kati fühlt sich vom Leben betrogen und ist an einem Punkt angekommen, der sie nachdenklich macht. Sie möchte einen Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben ziehen und etwas Grundsätzliches verändern. Sie möchte der kleinen Stadt, in der sie lebt, lebe wohl sagen und irgendwo neu anfangen.
Kati beschließt daher den Menschen, die ihr bisheriges Leben beeinflusst haben, Briefe zu schreiben. Auf Butterbrotpapier, das ihr Vater für sie gesammelt hat, beginnt sie nun Briefe zu schreiben. Die wichtigen mit der Hand, die eher unwichtigen mit der Schreibmaschine. Jeder geschriebene Brief wird von ihr persönlich vorgelesen und anschließend an den Empfänger überreicht, denn so lautet ihre selbstaufgestellte Regel. Alle Briefe enden mit den Worte ‚Leben Sie wohl.’
Dann begegnet ihr Severin und die beiden werden ein Paar. Doch Severin hat ein Geheimnis und trägt schwer an seiner Schuld.

Fazit:
Ein Buch, das ich weder anrührend noch poetisch finde. Die Geschichte fängt im ersten Kapitel stark an und auch die Leseprobe hatte mir gut gefallen. Aber leider flacht die Geschichte von Kapitel zu Kapitel immer mehr ab. Die tolle Idee mit den Briefen hat mir so gut gefallen, aber leider bleibt es eine Idee. Die Briefe rücken immer weiter in den Hintergrund, was sehr schade ist.
Die Hauptakteure Kati und Severin bleiben mir suspekt und ich werde nicht warm mit ihnen. Auch die Liebesgeschichte, die sich um die beiden entwickelt, bleibt flach und ohne Tiefgang. Die Nebenschauplätze erscheinen mir unrealistisch und teilweise sehr weit hergeholt.
Von mir leider keine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.05.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


gut

Interessante Geschichte mit wenig Tiefgang

Das Buchcover ist ansprechend gestaltet und das geheimnisvolle aufregende Leben der Hedy Lamarr lässt sich erahnen.

Zum Roman: Hedwig ‚Hedy’ Kiesler wächst als Einzelkind in behüteten Verhältnissen in Wien Döbling auf. Ihre jüdische Herkunft spielt im Alltag der Familie keinerlei Rolle. Der ihr liebevoll zugewandte Vater weckt in Hedy schon früh das Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und fördert ihren Wissensdurst. Die eher gefühlskalte Mutter schickt sie auf ein Mädcheninternat, um aus ihr eine sittsame Frau zu machen. Das Verhältnis zu ihr wird immer schwierig bleiben.

Das Jahr 1933: Als Hedy mit gerade mal achtzehn Jahren am Theater an der Wien einen großen Erfolg in der Rolle als Sisi feiern kann, begegnet sie dem reichen Industriellen und Generaldirektor der Hirtenberger Patronenfabrik, Friedrich Mandl.
Mandl hat keinen guten Ruf in Wien und Österreich, doch um ihre Eltern und sich selber vor den Nationalsozialisten zu schützen und weil sie beeindruckt ist von seiner Aura und geblendet von seiner Macht, heiratet Hedy ihn noch im selber Jahr. Hedy muss ihre Schauspielkariere aufgeben und künftig ausschließlich die hübsche Ehefrau an der Seite ihres gewalttätigen Mannes sein. Als sie sich immer mehr in die Enge getrieben fühlt und ihr Ehemann sie wie in einem goldenen Käfig gefangen hält, gelingt ihr im Jahre 1937 schließlich die Flucht über Paris und London nach Amerika. In Hollywood wird sie schließlich zu Hedy Lamarr, dem gefeierten Star, dem die Männer zu Füßen liegen. Die vorschnelle Eheschließung mit dem Drehbuchautor Gene Markey gibt ihr nicht den Halt, den sie sich so dringend wünscht und wird daher schnell geschieden.

Das schlechte Gewissen, dass Hedy seit Jahren plagt, weil sie wichtige Informationen, die sie an der Seite Mandls erfahren hatte, für sich behielt, lässt sie nicht zur Ruhe kommen.
Von Schuldgefühlen geplagt sucht Hedy nach einem Mittel, um die Alleierten im Krieg gegen Nazi-Deutschland zu unterstützen und findet es schließlich. Zusammen mit dem Komponisten George Antheil meldet sie auf Basis des Frequenzsprungverfahrens ein Patent an, um Torpedos mit Hilfe einer Funkfernsteuerung zu mehr Treffsicherheit zu verhelfen.

Fazit:
Marie Benedict erzählt in ihrem Roman die schicksalhaften Lebensjahre (1933 – 1942) der Hedy Kiesler/Lamarr.
In der Romanbiographie wird ausschließlich der Lebensabschnitt von 1993 – 1942 erzählt. Das finde ich persönlich zu kurz und recht Schade. Sicherlich hätte das schillernde Leben und auch die wissenschaftliche Seite der Hedy Lamarr mehr hergegeben. Schließlich ist sie erst im Jahre 2000 gestorben.

Insgesamt liest sich die Geschichte flüssig und interessant, jedoch kommt die Seite der Erfinderin meiner Meinung nach viel zu kurz. Wirklich in die Tiefe geht die Geschichte nicht. Alles bleibt oberflächlich und mit wenig Tiefgang.

Bewertung vom 04.04.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Junger, intensiver Schreibstil

Das wunderschön gestaltete Buchcover passt hervorragend zum Buch und ist deshalb schon fast fünf Sterne wert.

Zum Roman: Tilda studiert, wenn sie nicht gerade ihre 22 Bahnen schwimmt, Mathematik an einer Universität irgendwo in Deutschland. Doch Tilda ist nicht die typische Studentin, die auf Studentenpartys geht, ihr Leben genießt und sich mit Gleichaltrigen zum Chillen trifft. Sie ist auch nicht die Studentin, die nur lernt um sich voll und ganz auf ihr Studium zu konzentrieren. Tilda ist anders, weil sie schon früh Verantwortung für sich und andere Menschen übernehmen musste. Denn neben Job und Studium muss sie sich auch noch um ihre alkoholabhängige Mutter und ihre kleine 10-jährige Schwester Ida kümmern.
Während es ihre Freundinnen und Freunde aus Schulzeiten zum Studieren in andere Städte zieht und diese nur noch sporadisch zu Besuch kommen, sitzt Tilda an der Supermarktkasse und macht sich ein Spiel daraus, anhand der Waren die sie über das Band zieht zu erraten, wer diese Dinge denn nun gekauft hat. Oftmals liegt sie mit ihren Vermutungen richtig.
Als Viktor, der Bruder eines früheren Freundes, unerwartet im Schwimmbad seine Bahnen zieht, tauchen plötzliche wieder Geister aus der Vergangenheit auf, denen sie sich stellen muss. Und nicht nur das: auch das Angebot eine Promotionsstelle in Berlin anzutreten, veranlasst sie dazu ihr Leben mit Blick in die Zukunft zu betrachten. Und wenn dann die kleine Schwester gar nicht mehr so klein ist, ergeben sich plötzlich neue Möglichkeiten, die für Tilda bis dahin undenkbar waren.

Fazit:
Zwei Schwestern die, unter den denkbar schlechtesten Voraussetzungen, ihr Leben meistern und trotz aller Rückschläge und Widrigkeiten den Mut nicht verlieren um die eigene Zukunft positiv zu gestalten.
Das Buch hat mich fasziniert und in den Bann gezogen, so wie es Tilda ins Schwimmbad zieht. Der wunderbar erfrischende Schreibstil der jungen Autorin Caroline Wahl hat mich überzeugt und total begeistert. Die authentischen Charaktere mit ihren Ecken und Kanten sind einfach nur wunderbar. Eine berührende Geschichte, die trotz der bedrückenden Umstände, mit denen die Protagonisten zu kämpfen habe, nie sentimental oder theatralisch wirkt.

Ein wunderbares intensives Erstlingswerk, dass ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Bewertung vom 04.03.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


gut

Poetisch erzählter und ungewöhnlicher Text

Das Buchcover des Prosatextes ‚Ein Geist in der Kehle’ wirkt auf der einen Seite recht düster, die große helle Schrift, die ins Auge sticht verleiht dem Cover aber auch eine gewisse Leucht- und Strahlkraft.
Mir persönlich gefällt es nicht so gut, die Verbindung zum Text überzeugt jedoch.

Der zunächst etwas befremdlich zu lesende Buchtitel hat mich neugierig gemacht. Auch der Zusatz: ‚Dies ist ein weiblicher Text’, hat mich beeindruckt und mein Interesse geweckt. Aufgrund der Leseprobe hätte ich mir das Buch wahrscheinlich nicht gekauft.

2012: Die Ich-Erzählerin lebt mit ihrem Mann, ihrem schulpflichtigen Sohn, einem Kleinkind und einem Baby in eher bescheidenen Verhältnissen in Irland. Mehrfach müssen sie, aufgrund von Mieterhöhungen, umziehen. Sie schildert ihren Alltag zwischen Kindern, putzen, Milch abpumpen und weiteren täglichen Aufgaben, die ihr als Mutter, die zu Hause bei den Kindern bleibt, zufallen. Sie wird ein weiteres Mal schwanger und ihr neugeborenes Mädchen schwebt kurzzeitig in Lebensgefahr. Während dieser schicksalhaften Ereignisse, kehren ihre Gedanken immer wieder zu der irischen Adeligen Eibhlin Dubh Ni Chonaill, aus dem 18. Jahrhundert, zurück. Diese adelige Schriftstellerin hatte sie bereits als Schülerin kennengelernt.
Ständig und immer wiederkehrend kreisen ihre Gedanken um diese Schriftstellerin und ihr Schicksal.

Im 18. Jahrhundert: Eibhlin Dubh Ni Chonaill verliebt sich in Art Ó Laghair aus Rathleigh und heiratet ihn gegen den Willen ihrer Eltern. Als Art nach einem langjährigen Streit erschossen wird, eilt Eibhlin zum Ort des Geschehens. Sie trinkt von seinem Blut und verfasst ein 36 Strophen umfassendes Klagelied. Das sogenannte Caoineadh überlebte in mündlichen Überlieferungen, wurde jedoch erst Jahrzehnte später schriftlich verfasst.

Im hier und jetzt: Schon fast besessen macht sich die Erzählerin auf Spurensuche, sucht und findet eine Verbindung zu Eibhlin, ihrem Schicksal und das, in Irland sehr bekannte, Klagelied. Sie stellt sie sich vor, sucht die Orte auf an denen sie gelebt hat und versucht ihr so nahe zu sein.
Ihre obsessive Suche geht soweit, dass sie ihre Familie regelrecht emotional vernachlässigt und die Verbindung zu Eibhlin scheinbar ihr einziger Halt ist, um überhaupt noch den Alltag zu überstehen. Letztlich verfasst sie eine eigene Übersetzung des Klageliedes, um Eibhlin noch enger verbunden zu sein.

Fazit:
Leider konnte ich mich als Leserin nicht in die Ich-Erzählerin hineinversetzten und der Funke ist einfach nicht übergesprungen.
Auch wenn der historische Hintergrund sehr interessant ist, konnte mich der Text nicht fesseln. Die Besessenheit der Erzählerin ist mir schon fast befremdlich.
Ein ungewöhnlicher, teilweise lyrische Text, der mir beim ersten Lesen nicht wirklich gefallen hat. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es ein Text ist, dessen Schönheit einem erst beim zweiten oder dritten Lesen gefangen nimmt.

Bewertung vom 18.11.2022
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


gut

Ruhig erzählte, vorhersehbare Familiengeschichte

Das Buchcover besticht durch seine zurückhaltende Aufmachung und so erschließt sich einem als Betrachter erst auf dem zweiten Blick und bei genauerem Hinsehen die Schönheit der abgebildeten Landschaft.

Zum Roman: In zwei Erzählsträngen wird die Familiengeschichte der Bergarbeiterfamilie Steiner erzählt.
1908: Der 9-jährige Wilhelm Steiner lebt mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in einer Bergmannskate in Oberschlema. Der Vater Johann verdient das Geld im Erzbergbau.
Als nach dem ersten Weltkrieg das Radiumbad eröffnet wird und Oberschlema sich zu einem mondänen und europaweit bekannten Heilkurort entwickelt, profitiert auch Familie Steiner davon.

In der Gegenwart: Luisa Steiner führt am Wochenende Besucher durch das Besucherbergwerk ihres Heimatortes Bad Schlema. Auch beruflich ist sie der Bergbau-Tradition ihrer Familie treu geblieben: Sie vermisst die alten Stollen im Bergbaugebiet und dokumentiert Tagesbrüche. Ihrer Heimat, den hier lebenden Menschen und der Landschaft fühlt sie sich eng verbunden. Auch die eigene Familiengeschichte ist der jungen Frau wichtig und so ist sie seit jeher interessiert am Verbleib ihres Großonkels Rudolf, der im Jahre 1959 plötzlich spurlos verschwand. Was mit Rudolf geschah, darüber rätselt die gesamte Familie Steiner bis heute. Insbesondere Irma, Rudolfs Schwester und Luisas Großtante hadert mit dem Verlust und der Ungewissheit bis heute. Luisa entscheidet sich, dem Familiengeheimnis um das Verschwinden Großonkel Rudolfs auf die Spur zu kommen. Ist er wirklich in den Westen abgehauen oder unter Tage verschüttet worden?

Fazit:
Eine durchaus interessante Familiengeschichte, die aber für mich oberflächlich erzählt und mit wenig spannenden Ereignissen dargestellt ist. Die Geschichte ‚plätschert’ vor sich hin und die Schicksalsschläge der Familie werden so sachlich, ruhig und nüchtern dargestellt, dass man sich als Leser nur bedingt in die Protagonisten hineinfühlen kann. Luisa, Irma und Wilhelm bleiben blass und farblos. Zudem ist die Handlung Vorhersehbar und ohne Überraschungen und Höhepunkte.
Die Darstellung einer Bergarbeiterfamilie vor und nach dem ersten Weltkrieg ist gut recherchiert und nachvollziehbar dargestellt. Auch das Leben zurzeit des Nationalsozialismus, als Bad Schlema für seine heilsame Wirkung des Radons weltbekannt war, ist durchaus lesenswert. Der Roman gewährt auch interessante, mir bis dahin noch nicht bekannte, Einblicke über den Abbau von Uran im Erzgebirge während des Kalten Krieges und die Ausbeutung der Natur die damit einherging. Allerdings fehlt auch hier der Tiefgang und alles bleibt oberflächlich und mit viel Nachsicht (wie ich persönlich finde) für die DDR dargestellt.

Ein Buch für Menschen, die Interesse daran haben der Vergangenheit rund um den Bergbau im Schlematal auf die Spur zu kommen.

Bewertung vom 23.10.2022
Der Klang von Licht
Bagus, Clara Maria

Der Klang von Licht


sehr gut

Poetischer Schreibstil, intensive Geschichte

Das Buchcover ist wirklich wunderschön und wertig gestaltet. Auch passt es sehr gut zur Geschichte, in der sich die Leben von Menschen auf schicksalhafte Weise in einer einzigen Vollmondnacht miteinander verweben.

Zum Roman: Eine Frau gibt ihr neugeborenes Kind, das während einer Liaison entstanden ist, in die Obhut zweier Schwestern, die es wiederum an ein Ehepaar vermitteln. Doch die junge, verheiratete Frau bereut ihre unbedachte und vorschnelle Tat und schwört sich, ihr Kind eines Tages wiederzufinden. –
Ein achtjähriges Mädchen (Juliette) muss hautnah den Suizid der eigenen Mutter mit ansehen. Von da an ist nichts mehr wie es einmal war und Juliette verliert die Orientierung im Leben. Als erwachsene junge Frau spürt sie nur noch Leere in ihrem Herzen und sieht keinen anderen Ausweg mehr, als ihr Leben zu beenden. –
In einer Vollmondnacht wird eine junge Frau, deren Leben am Seidenen faden hängt, in die Notaufnahme eingeliefert und vom jungen Notfallchirurgen Jean-Pierre versorgt. Dieser erleidet jedoch einen Zusammenbruch, den er sich selber nicht erklären kann und flüchtet aus der Klinik. Für den erfolgsverwöhnten, gutaussehenden Jean-Pierre ist dieses der Wendepunkt in seinem Leben.

Auf ungewöhnliche Weise verwebt Clara Maria Bagus in ihrem neuen Roman die Schicksale von Menschen, die sich in den unterschiedlichen Erzählsträngen darstellen. Poetisch und mit mystischen Worten beschreibt sie die Lebensbahnen der Protagonisten.

Fazit:
Erst zum Ende der Geschichte werden einem als Leser alle Zusammenhänge klar und das Gesamtbild erschließt sich zu einem versöhnlichen Ende. Ein besonderes Buch, welches alleine durch seine poetischen Sätze den Leser berührt.
Dennoch bin ich nicht der Meinung, dass das Buch eine ‚heilende Wirkung’ hat. Hier wird meiner Ansicht nach dem Buch zu viel Bedeutung zuteil. Zitat: ...bleibt zuversichtlich: Manchmal fällt ein Stern vom Himmel und bringt alles ins Reine.
Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Im wahren Leben nimmt das Schicksal nicht immer eine gute Wendung, heilen nicht alle Narben und klären sich nicht alle Verstrickungen, Fehlentscheidungen und Schicksalsschläge. Im wahren Leben lösen sich traumatische Erlebnisse nicht einfach auf, warten Menschen nicht voller Zuversicht auf die eine Begegnung, die ihr Leben verändern wird und manchmal bleiben Narben und Verletzungen ein Leben lang.
Der Klang von Licht bleibt daher einfach nur ein intensiv schöner Roman. Mehr aber auch nicht.

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