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Bewertungen
Insgesamt 49 BewertungenBewertung vom 16.03.2025 | ||
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Es ist mir nicht leicht gefallen, mich auf die "Reise nach Laredo" einzulassen. Arno Geiger schildert diese letzte Reise über weite Teile als ein Traum. Ein sterbender Kaiser macht sich mit seinem unehelichen Sohn und zwei Outlaws auf den Weg nach Laredo am Antlantik. Er verbringt Wochen in einer zwielichtigen Spelunke bei Kartenspiel und Weinbranntgelagen. Erst auf den letzten Kilometern wird deutlich, dass diese Reise ein Versuch ist, Rechenschaft abzulegen. Warum Geiger jedoch einen Protagonisten wählt, der seit fast 500 Jahren tot ist, erschließt sich dem Leser nicht. Denn auch über den historischen Karl V, in dessen Reich die Sonne nie unterging, erfährt man nur wenig. |
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Bewertung vom 10.03.2025 | ||
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Ich gebe zu, ich war mehr als skeptisch: Sally Rooney, die Autorin, die Israel boykottiert und dann noch das blau eingefärbte Buch in der young-adult-Ecke. Aber "Intermezzo" ist ein richtig guter Roman über zwei ungleiche Brüder und ihrer Suche nach Liebe. Von Kapitel zu Kapitel wechselt die Perspektive und das chaotische Liebesleben des älteren Bruders Peter wird weitgehend in einem stakkoartigen Bewusstseinseinsstrom geschrieben, unvollständige Sätze, die plötzlich abbrechen, Gedanken, von denen man oft nicht weiß, ob sie ausgesprochen sind oder nicht. Das ist nicht immer leicht verständlich, aber passt sehr gut zu dieser Figur. Erholen kann sich der Leser dann bei der zarten Liebesgeschichte zwischen dem jungen Ivan und der 13 Jahre älteren Margaret. Erstaunlich ist nur, dass eine solche Konstellation im heutigen Irland noch so skandalös ist. |
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Bewertung vom 03.03.2025 | ||
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Wie der Soldat das Grammofon repariert Erzählen abseits aller literarischer Regeln, Zeiten und Zeitenfolge, Realität und Phantasie wild durcheinander wirbelnd, so wirr muss dem kindlichen Erzähler der Kriegsausbruch auf dem Balkan vorgekommen sein. Erschagen gibt der Leser von Stanisics Erstlingswerk irgendwann auf, in all diesen Absurditäten einen Sinn zu finden. |
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Bewertung vom 23.02.2025 | ||
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Hey guten Morgen, wie geht es dir? Monika Hefter hat ein ehrliches Buch über eine Künstlerin am Rande des Existenzminimums und ihren an MS erkrankten Ehemann geschrieben, in dem Fiktion und Realität nahtlos ineinander übergehen. Nachts, wenn sie nicht schlafen kann, chattet sie mit sogenannten Scammern, die älteren weißen Frauen Liebe vorspielen, um sie abzuzocken. Dass der Verlag ihr einen Sensitivreader an die Seite stellt, damit alle woken Regeln eingehalten werden und sie den Scammerboys nicht auf die Füße tritt, hinterlässt einen Beigeschmack. Ist dss die Zukunft der Literatur? |
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Bewertung vom 20.02.2025 | ||
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Wer versucht, den Wahnsinn der Banken- und Schuldenkrise literarisch zu verarbeiten und ihr auch noch komische Seiten abzugewinnen, begibt sich auf dünnes Eis. Zu leicht kann man sich in der Begrifflichkeit der Finanzwelt verlieren oder in plumpe Kapitalismuskritik verfallen. Paul Murray schafft es in seinem Roman " Der gute Banker", das zynische Gebaren von Investmentbankern mit einer zarten Liebesgeschichte zu verbinden. Gerade, wenn man denkt, Murray trägt zu dick auf, muss man sich klar machen, dass die Realität noch weit absurder war. |
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Bewertung vom 13.02.2025 | ||
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Das ganze Elend eines Waisenkindes im Virginia der 1990er Jahre, das Barbara Kingsolver in ihrem Roman beschreibt, hält der Leser nur aus, weil es in einer schnoddrigen, nie larmoyanten Sprache ( kongenial von Dirk van Gunsteren übersetzt) beschrieben ist. Man kennt diesen Ton aus Huckelberry Finn und dem Fänger im Roggen oder Tschick. Nichtsdestotrotz wird er einem über fast 900 Seiten nicht langweilig und man fiebert bis zum Ende mit dem Hillbilly Demon Copperfield mit. |
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Bewertung vom 05.02.2025 | ||
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"Leider gibt es kein Genre hermetischer Dichtung mehr. Wer wäre noch bereit zu lesen, was er auf Anhieb nicht versteht?" |
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Bewertung vom 31.01.2025 | ||
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Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" sind mein erster Murakami und ich kann nicht verstehen, wie man diesen Autor zu einem Nobelpreisträger hochjazzen kann. Der Roman ist eine Mischung aus Glückskeksweisheiten und erotischen Phantasien. Die lesen sich zwar ganz süffig, aber hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck. Farblos halt, wie sein Held, der farblose Herr Tazaki. |
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Bewertung vom 25.01.2025 | ||
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Seit er sein Leben mit einem Tier teilt Ein bittersüßer Roman für alte weiße Männer, nicht immer leicht zu lesen, da in Kirchhoffs Kettensätzen Rede und Gegenrede, Gesagtes und Gedachtes oft ineinander gehen. Aber man liest sie gern ein zweites Mal, erfreut sich an den genauen Landschafts- und Tierbeschreibungen, dem letzten Liebesaufflackern des im doppelten Sinne Herzkranken und sieht den alten Clint Eastwood in der Verfilmung dieses Romans. Obwohl: Eine Nebenrolle als Nazi, auf die die Hauptfigur in Hollywood reduziert war, hätte er wohl nie übernommen. Vielleicht doch eher Armin Müller-Stahl mit seinen gleichlautenden blauen Augen? Dass am Ende auch noch die Tochter, von deren Existenz er nichts wusste, aus Amerika anruft und ihm zum Geburtstag gratuliert.... Geschenkt! |
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Bewertung vom 20.01.2025 | ||
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Ein typischer Strunk: Misanthropie gemischt mit Psychosprech aus Glücksratgebern. Sein Personal charakterisiert er am liebsten mit Tiervergleichen: "infantile Krabbe", "sieht aus wie eine frisch geschlachtete Rindshälfte", "wie ein Hund auf einem Witzfoto", "ein echsenhaftes Männlein mit wirrem, kleinem Nussgesicht, "wie ein Mehlwurm", "ein abgeranzter alter Gamsbock" usw. Dieser Zauberberg verhält sich zum Original wie die Helpter Berge (179m) zu den Schweizer Alpen. |
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