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Lesehexe
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Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2025
What the River Knows
Ibañez, Isabel

What the River Knows


sehr gut

Magisches Abenteuer in Ägypten

“What the River Knows” von Isabel Ibañez, erschienen im Ravensburger Verlag, ist der erste Band der Dilogie “Geheimnisse des Nil”. Die Geschichte spielt vorwiegend im Ägypten des späten 19. Jahrhunderts. Historisch, kulturell und unterhaltsam mit einem Hauch von Magie.

Inhaltlich geht es um die junge Inez Olivera, einer jungen Argentinierin aus gutem Hause, die sich gezwungen sieht, allein nach Ägypten zu reisen, um den Tod ihrer in der Wüste verschollenen Eltern aufzuklären. Ihr Onkel Tio Riccardo heißt sie nach ihrer abenteuerlichen Reise jedoch so gar nicht willkommen. Es wird deutlich, er hat Geheimnisse vor ihr. Dem nicht genug, muss Inez sich noch mit seinem attraktiven Angestellten Whit als Aufpasser herumschlagen. Sie lässt sich jedoch nicht unterkriegen, denn keinesfalls wird sie ohne Antworten das Feld räumen.

Die Welt, die Ibáñez hier erschaffen hat, ist bildhaft dargestellt und weiß zu faszinieren. Besonders gut eingebaut ist das Konzept der magischen Gegenstände, die dem Buch einen besonderen Charme verleihen. Die magischen Artefakte fügen der Geschichte eine spannende Note hinzu und bleiben doch dezent im Hintergrund. Das historische Ägypten ist sehr gut recherchiert und dargestellt, Kritik am Kolonialismus fließt inhaltlich mit ein, ebenfalls die Bereicherung der Europäer an einer fremden Kultur. Es gibt auch Einblicke in das antike Ägypten, ferner geht es um eine Schatzsuche, Archäologie und natürlich um ein Abenteuer. Insgesamt kommen die Fakten, die Atmosphäre und das Setting authentisch rüber.

Die Ausarbeitung der Charaktere ist insgesamt ebenfalls gut gelungen. Besonders Whit ist sehr gut gezeichnet. Der typisch attraktive Schurke mit Fehlern, nicht immer sympathisch, aber mit dem Herz am rechten Fleck, was ihn menschlich und zu einem großartigen Charakter macht. Seine Unsicherheiten lassen ihn dabei vielschichtig und realistisch wirken.

Protagonistin Inez Olivera verblasst dagegen ein wenig. Ihre Aufmüpfigkeit und Scharfzüngigkeit wirken manchmal fehl am Platz, dennoch ist sie einfallsreich und entschlossen. Etwas störend wirkt ihre zeitweilige Naivität und zermürbend ihr endloses und wiederholtes Durchdenken von Situationen, das viel Spannung aus der Geschichte nimmt. Man möchte fast sagen, der Roman wäre mit etwa 100 Seiten weniger besser ausgekommen.

Die Beziehung zwischen Inez und Whit ist wiederum erfrischend. Sie entwickelt sich im richtigen Tempo mit einigen schönen Szenen, die den Charakteren mehr Tiefe verleihen. Hier darf man gespannt sein, wie das Verhältnis sich im zweiten Teil weiterentwickelt.

Insgesamt ist “What the River knows” von der Idee und vom Setting her gut gelungen. Eine abenteuerliche Handlung vor faszinierender und sehr bildhafter Kulisse. Trotz einiger Längen und manchmal vorhersehbarer Handlung bietet der Roman gute Unterhaltung. Da das Ende viele Fragen aufwirft und offenlässt, darf man in jedem Fall auf den zweiten Teil gespannt sein.

Bewertung vom 19.12.2024
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


sehr gut

Atmosphärischer Spannungsroman

Der Roman "Die blaue Stunde" von Paula Hawkins ist ein gelungener psychologischer Spannungsroman, der den Leser auf die abgelegene schottische Gezeiteninsel Eris Island entführt. Es geht um ein Kunstwerk der geheimnisumwitterten Künstlerin Vanessa Chapman, die längst verstorben ist. In einer ihrer Skulpturen wird ein menschlicher Knochen entdeckt. Was hat es damit auf sich? James Becker, der Kurator des Museums, in dem die Skulptur ausgestellt wurde, will das Geheimnis um jeden Preis aufklären.

Faszinierend und optisch sehr gelungen ist bereits das schlicht in blau-schwarz gestaltete Cover mit einsamem Blick aufs Meer. Es passt sehr gut zu der Geschichte über das Vermächtnis der verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman, die sehr atmosphärisch erzählt wird. Hierbei geht es um Vereinsamung, ominöse Geheimnisse und die Komplexität menschlicher Beziehungen. Es geht aber auch um Grenzen, die geschaffen werden. Grenzen zwischen Realität, Wahrnehmung und psychischen Zwangsvorstellungen. Die ansprechende Erzählweise der Autorin und ihr Talent, komplexe Charaktere (gerade bei den Hauptfiguren) zu erschaffen, führen den Leser in eine oft surreale Welt und regen zum Nachdenken an. Paula Hawkins erschafft dabei eine dichte Atmosphäre und lässt den Leser in eine gefährliche Welt voller Geheimnisse eintauchen. Die komplexe Handlung wird auf verschiedenen Zeitebenen angelegt, wobei man allmählich immer tiefer in den Sog der Ereignisse aus stetig wechselnden Perspektiven hineingezogen wird.

Besonders gelungen sind die eindrucksvollen Beschreibungen der Kunstwerke von Chapman, die den Leser unmittelbar an der Begeisterung, Frustration und Besessenheit der verstorbenen Künstlerin teilhaben lassen.
Insgesamt gelingt es der Autorin Paula Hawkins, den Leser lange Zeit im Ungewissen zu lassen, bis man schließlich ahnt, worauf die Handlung hinausläuft. Durch einige unvorhersehbare Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum Finale hoch, und dies trotz einiger Längen im Mittelteil. Insgesamt gesehen ist der Roman „Die blaue Stunde“ für mich ein beeindruckendes und fesselndes Werk, das zum Nachdenken anregt und für das ich gerne meine Leseempfehlung gebe.

Bewertung vom 19.11.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


ausgezeichnet

Der König der Verbrechen

„Der König“ von Jo Nesbø ist der Nachfolgeband von „Ihr Königreich“, was für mich zunächst nicht sofort ersichtlich war, denn ich kenne Teil 1 nicht. Dennoch habe ich sehr gut in dieses Buch hineingefunden, da die Ereignisse der Vergangenheit vom Autor geschickt eingeflochten wurden, ohne in langweilige Erklärungen auszuarten. Der leichte, flüssige und bildhafte Schreibstil lässt sich zudem sehr gut lesen. Faszinierend ist auch das edel gestaltete Cover, mit der gehetzt wirkenden Figur, die sich umdreht und der goldenen Achterbahn im Vordergrund. Titel, Cover und Inhalt passen perfekt zusammen.

Inhaltlich geht es um die Brüder Roy und Carl, die wie Könige über den kleinen norwegischen Ort Os, einem Naturparadies mit boomendem Tourismus, herrschen. Der Plan der Brüder ein Wellness-Hotel und einen Vergnügungspark zu bauen, droht durch den Bau eines Tunnels zu scheitern, denn Os wäre fortan von den Touristenströmen abgeschnitten. Carl und Roy versuchen zu retten, was zu retten ist, als sie plötzlich von der Vergangenheit eingeholt werden. Im Laufe der weiteren Handlung werden sie zu Rivalen und es stellt sich heraus, es kann nur einen König geben.

Der Bestseller „Der König“ geht inhaltlich weit über die Grenzen eines herkömmlichen Kriminalromans hinaus und streift auch Aspekte eines Gesellschaftsromans oder Psychothrillers. Der Plot dreht sich um die Vergangenheit und das kriminelle Leben der Brüder, deren Verhalten und Handlungen oft moralisch fragwürdig und arg skrupellos dargestellt werden. Nach und nach erfährt man von Roys Verbrechen und Machenschaften, die er begangen hat. Mit psychologischer Tiefe werden hierbei schrittweiser die familiären Abgründe der Brüder aufdeckt.

Neben Roy und Carl werden aber auch die Nebenfiguren detailliert und authentisch geschildert, mit all ihren eigenen Träumen, Geheimnissen und Verflechtungen. Jo Nesbø gelingt es in „Der König“ ein intensives Drama um Macht und Einfluss in Szene zu setzen, das sich in der Gemeinde Os unter einfachen Menschen abspielt. Durch dieses Setting im ländlichen Norwegen entsteht ein realitätsnahes Bild der Gesellschaft, mit einer Perspektive, die auf Macht und Korruption zielt, und einem einzigartigen Ausblick auf deren möglichen fatalen Auswirkungen. Insgesamt zeichnet der Autor hierbei ein eher düsteres Bild der Gesellschaft.
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen kommt die Spannung nicht zu kurz. Jo Nesbø zeigt mit „Der König“, warum er zu den beliebtesten Kriminalautoren der Welt gehört. Sein neuer Roman mit dieser ungewöhnliche Story wird sicherlich länger im Gedächtnis bleiben, als ein Krimi oder Thriller des üblichen Formats.

Bewertung vom 04.11.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


ausgezeichnet

Ein packender historischer Roman, der auch die Genres Krimi und Horror bedient

Bereits das Cover des Titels "Das Haus der Bücher und Schatten" von Kai Meyer macht neugierig und ist geheimnisvoll. Es passt perfekt zum Inhalt und spiegelt wohl einen der langen Flure mit seinen unzähligen Bücherregalen im Herrenhaus "Hundsheide" wider, die die Lektorin Paula so faszinieren. Der Roman ist in zwei Handlungsstränge geteilt, die einmal im Jahr 1913 und einmal im Jahr 1933 spielen. "Hundsheide" verbindet diese parallel laufenden Handlungen. Während Paula im Jahr 1913 mit ihrem Kollegen und Verlobten ins baltische Livland zu eben diesem Herrenhaus reist, um von ihrem Bestsellerautoren endlich sein neues Manuskript einzufordern, trifft Kommissar Cornelius 20 Jahre später auf die Leiche einer 19-Jährigen, die sich den Namen "Hundsheide" auf den Arm geschrieben hat. Diese sehr frühe Verknüpfung beider Handlungen macht neugierig und drängt zum Weiterlesen.

Cornelius setzt alles daran, die beiden Mordfälle aufzuklären, denn neben dem Mädchen ist auch einer seiner Kollegen erschossen worden. Im Baltikum dagegen passieren mystische Dinge mit Geisterwesen und Horrorelementen, die den Leser zum schaudern bringen. Wie passen also diese beiden Geschichten zusammen?

Der flüssige und sehr anschauliche Schreibstil von Kai Meyer lässt sich sehr gut lesen. Man merkt, dass die Gegebenheiten der damaligen Zeit sehr gut recherchiert wurden und besonders die Faszination des graphischen Viertels hat mich sehr ergriffen. Zudem ist es dem Autor sehr gut gelungen, den roten Faden zu legen und dabei Spannung aufzubauen und auch zu halten. Die Charaktere sind sehr detailliert und lebendig gezeichnet. Neben den Hauptfiguren hat mir die Figur der Felicie, Cornelius Freundin, besonders gut gefallen.

Die Mischung aus Kriminalroman und historischem Roman mit vielen realen historischen Details (graphisches Viertel gepaart mit der Machtergreifung der NSDAP) und auf der anderen Seite im zurückliegenden Handlungsstrang die Elemente des Okkultismus, hat mir sehr gut gefallen und kann ich absolut weiterempfehlen. Von mir die verdiente volle Punktzahl!

Bewertung vom 22.10.2024
Mord im Himmelreich
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich


ausgezeichnet

Amüsant, unterhaltsam und spannend

Die Kombination von Klappentext, Titel und Cover haben mich neugierig gemacht. Kann ein bekannter Thriller-Autor auch Cosy-Crime? Er kann. Und zwar sehr gut. Andreas Winkelmann versteht es von der ersten Seite an, seine Leserinnen und Leser in seinen Bann zu ziehen. Die sehr gut angelegten Charaktere sind so authentisch gezeichnet, dass sie sich in ihrem Umfeld fantastisch einfügen. Besonders gefällt mir, dass das Setting des Krimis, der Camping-Platz "Himmelreich", ein Ort ist, den es genau wie im Roman beschrieben auch in der Realität gibt. Man merkt sofort, der Autor kennt sich auf dem Campingplatz und in der Umgebung aus, er kennt das Leben eines Campers und kennt die Rang- und Hackordnung, die dort herrscht.

Aufgebaut ist der Krimi ebenfalls sehr schlau. Bis fast zum Ende ist nicht klar, wer hinter dem ominösen Mordfall steckt. Wobei allein das Auffinden der Leiche schon sehr ungewöhnlich ist. Ein SUP-Board schwimmt führerlos auf dem See. Führerlos, aber nicht unbemannt, denn obendrauf sitzt ein ängstlicher kleiner Hund. Genau mit dieser Szene bringt Winkelmann seine neuen Protagonisten und Laienermittler ins Spiel: den ehemaligen Schauspieler Björn Kupernikus und die Künstlerin Annabelle Schäfer. Diese beiden Figuren sind sehr stark gezeichnet. Kupernikus gibt sich oft einfältig, dies aber aus gutem Grund. Sein größter Wunsch war es immer, einmal einen Tatortkommissar zu spielen, er hat sich gut auf die Rolle vorbereitet und weiß, wenn man sich dumm gibt, erzählen die Leute mehr. Schäfer dagegen ist eine Dame (ehemalige Lehrerin), die sich gekonnt in Szene setzten kann und dabei etwas hochtrabend, fast ein bisschen arrogant wirkt. Die beiden kommunizieren sehr unterhaltsam und der gerettete Hund, den Kupernikus Pinguin tauft, tut seinen Teil dazu.

Insgesamt gesehen hat mich dieses Buch sehr gut unterhalten. Tolles Setting, sehr gut gezeichnete Charaktere, ein flüssiger und bildhafter Schreibstil und eine spannende Handlung. Was will man mehr? Natürlich einen oder mehrere weitere Bände mit diesem kuriosen Ermittlerteam.

Bewertung vom 19.09.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


sehr gut

Kluftinger in politischer Hochform

„Lückenbüßer“ von Michael Kobr und Volker Klüpfel ist bereits der 13. Fall für den etwas behäbigen Kommissar Kluftinger aus dem schönen Allgäu. Wenn es denn ein Kriminalfall wäre, um den das Buch sich dreht. Denn der eigentliche Mord gerät mehr und mehr in den Hintergrund, da Kluftinger wichtigere Dinge zu tun hat. In seinem Heimatort stehen Wahlen an. Man bittet ihn, sich aufstellen zu lassen, um die Lücke auf der Liste für den Gemeinderat zu füllen. Zu Beginn sträubt er sich noch, doch dann ist sein Ehrgeiz geweckt. Er möchte seinen Intimfeind und Gegenkandidaten Doktor Langhammer unbedingt übertrumpfen. Da gehen seine Ermittlungen zunehmend unter, die sich um einen Polizistenmord drehen, der ausgerechnet bei einer von Kluftinger geleiteten Übung in den Bergen passierte, und wo ein Kollege tot aufgefunden wurde.

Die Kluftinger-Reihe ist bekanntlich keine Krimireihe, die vor Spannung strotzt. Man liebt Klufti für seinen Humor, man ist gewohnt, viel von der Privatperson Kluftinger zu erfahren, aber doch standen in Vergangenheit die eigentlichen Kriminalfälle nicht so sehr im Hintergrund wie es bei „Lückenbüßer“ der Fall ist. Hier kamen die Ermittlungen im Mordfall aus meiner Sicht zu kurz. Ein Spannungsbogen war kaum vorhanden, die Geschichte drehte sich vornehmlich um die anstehenden Wahlen. Das hat mich als Krimileserin ein wenig enttäuscht. Der Sprachstil der beiden Autoren lässt sich flüssig lesen, die humorvollen Dialoge zwischendurch haben mir sehr gut gefallen. Besonders bei den Begegnungen von Kluftinger und Langhammer wurde es oft äußerst amüsant. Was mich dagegen etwas störte, waren die häufigen Bezeichnungen von „Der Kommissar“, wenn es sich um Kluftinger drehte. Warum unbedingt eine Wortwiederholung vermeiden, wenn es sich um einen Namen handelt? Das Buchcover finde ich sehr schön gestaltet und passend zu dem Roman.
„Lückenbüßer“ ist für mich im Ganzen gesehen ein sehr unterhaltsamer Roman, den ich nicht unbedingt als Krimi bezeichnen würde. Kluftinger steht hier als Person im Mittelpunkt, nicht als Ermittler. Beim nächsten Fall von Adalbert Kluftinger dürfte gerne wieder etwas mehr Spannung vorhanden sein. Daher von mir nicht ganz die volle Punktzahl, aber verdiente vier Sterne.

Bewertung vom 19.09.2024
Ins Bett gehüpft, unter die Decke geschlüpft / Mein Lichter-Klappen-Buch Bd.1
Richert, Katja

Ins Bett gehüpft, unter die Decke geschlüpft / Mein Lichter-Klappen-Buch Bd.1


ausgezeichnet

Traumhaftes Buch für die Kleinsten

Das Lichter-Klappen-Buch "Ins Bett gehüpft, unter die Decke geschlüpft" ist ein besonderes und ausgefallenes Kinderbuch für Kleinkinder ab zwei Jahren. Die Covergestaltung spricht mit der knuddeligen Fuchsmama, die ihr Junges unter eine Decke bettet, sofort das Thema Schlafenszeit an. Sehr schön!" Autorin Katja Rienert hat auf den Folgeseiten leicht verständliche Zu-Bett-Geh-Reime geschaffen, passend zu den jeweiligen Tieren, die ihre Jungen zum Schlafen bringen wollen. Die darauf abgestimmten Illustrationen hat Sabine Kraushaar sehr detailgetreu und kindgerecht geschaffen.

Das ausgefallene an dem Kinderbuch sind jedoch die Pappklappen in den Illustrationen, die die Feinmotorik von Kleinkindern fördern sollen. Öffnet man eine Klappe und schlägt sie um, so deckt man damit das Tierjunge zu und drei kleine Lampen, die mit dem Öffnen des Buches zu leuchten beginnen, verlöschen. So lässt sich mit Kindern ein wunderschönes Schlafritual zelebrieren. Denn sobald alle Tierjungen zu Bett gebracht wurden, kann das Kind auch schlafen. Eine ausgefallene und wunderschöne Idee, um die Schlafenszeit spielerisch zu lernen. Ein tolles Buch, um schon den ganz Kleinen Bücher nahe zu bringen.

Bewertung vom 02.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


gut

Einblicke in die Rechtsmedizin

Über Leben und Tod“ von Florian Klenk ist eine Erzählung über das Leben des Rechtsmediziners Christian Reiter. Dieser gewährt uns Einblicke in die Welt der Gerichtsmedizin und berichtet von verschiedenen Todesfällen und deren Hintergründen. Reiter liebt und lebt seinen Beruf, war bereits als Kind fasziniert von dem Tod und hat seine eigenen Haustiere seziert. Auch seine Vorfahren haben sich schon mit dem Thema Tod befasst. Es werden verschiedene Beispiele dargestellt. Pestkranke, eine Dame, die mehrere ihrer Männer vergiftete, die Identifizierung der verschiedensten Opfer nach einem Flugzeugabsturz. Auch Fälle häuslicher Gewalt wurden aufgenommen. Reiter führt oft den Satz an „wer heute noch lebt, kann morgen schon bei mir auf dem Seziertisch liegen" und belegt dies gleich mit Beispielen. Der Schreibstil des Buches ist fließend und verdeutlicht, dass hier ein Journalist am Werk war. Das Ergebnis der Zusammenarbeit von Klenk und Reiter hat mich dennoch etwas enttäuscht. Die aufgezeigten Fälle sind nicht wirklich spannend und mal mehr, mal weniger interessant. Fälle aus der Gerichtsmedizin habe ich schon deutlich packendere gelesen. Mich hat das Buch nicht so wirklich überzeugt, denn ich hatte mir mehr davon versprochen. Deswegen nur solide drei Sterne.

Bewertung vom 30.08.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


ausgezeichnet

Eine Hommage an Venedig und die Muraneser Glaskunst

Was für ein wunderbares Buch! Selten habe ich mich so in eine Geschichte fallenlassen können wie in "Das Geheimnis der Glasmacherin" von Tracy Chevalier. Es ist die Geschichte vom Venedig des 15. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, es ist die Geschichte der Glasmacher der Insel Murano und es ist die Geschichte von Orsola, der Tochter des Glasmachers Lorenzo Rosso. Wir begleiten Orsola in ihrem Kampf, sich in der Familie Rosso nicht nur einen Namen als Hausfrau zu machen, sondern auch als Perlenmacherin wahrgenommen zu werden. Da in Chevaliers Venedig die Zeit langsamer vergeht, können wir Orsola und die Personen, die ihr etwas bedeuten, über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart verfolgen. Eine sehr schöne Idee!

Der Leser erfährt bei dieser Zeitreise viel über die Geschichte Venedigs, viel über das Leben der Glasmacher von Murano und begleitet dabei das Leben von Orsola Rosso, einer selbstbewussten, starken Frau, die für ihre Familie da ist, aber auch ihren eigenen Weg gehen will. Es erfordert eine besonders tiefe Recherche, um die Glaskunst und das Leben der Glasmacher so bildhaft, intensiv und interessant darzustellen, wobei der Leser auch die Entwicklung der Glaskunst vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart erfährt, ohne dabei gelangweilt oder überfordert zu werden.

Der Schreibstil von Chevalier ist flüssig, gut lesbar und sehr bildhaft. Einzig die vielen italienischen Fachwörter stören den Lesefluss ein wenig, aber das "Italienische und Venezianische Glossar" am Ende des Buches ist dabei hilfreich. Die Figuren sind hervorragend herausgearbeitet, besonders die Hauptfigur Orsola, zu Beginn ungestüm und voller Lebensdrang, dann sich der Familie fügend, hat mir sehr gut gefallen. Aber auch Laura, Marco, Stefano, Antonio, Monica, Luciana und wie sie alle heißen, besitzen ihren eigenen Charakter und sind lebendig beschrieben.

Besonders hervorheben möchte ich noch das wunderbare Outfit des Buches. Vermutlich hätte ich es sogar mit leeren Seiten gekauft, so sehr sticht das Cover ins Auge, mit dem alten Venedig und dem Canale Grande im Vordergrund, eingerahmt vom einem bunten Himmel aus gezogenem Glas. Dazu passend der ebenfalls bunte Farbschnitt. Hervorragend!

Alles in Allem habe ich mit "Das Geheimnis der Glasmacherin" eine Buchperle gelesen, die ich jedem ans Herz legen kann. Ein wunderbares Buch, ein Must-Read! Natürlich vergebe ich die volle Punktzahl von fünf Sternen.

Bewertung vom 17.08.2024
Starling House
Harrow, Alix E.

Starling House


ausgezeichnet

Mystisch, spannend und außergewöhnlich

Ein Lesehighlight sondergleichen ist "Starling-House" von Alix E. Harrow. Der Roman bedient sich Elementen von Romance, Fantasy und Horror und ist in einer sehr bildhaften Sprache geschrieben, die sich flüssig lesen lässt. Besonders die Hauptfigur Opal sticht durch einen einzigartigen Charakter hervor. Nicht angepasst, sondern eigenwillig, keine Schönheit, sondern eine junge Frau mit langen roten Locken und schiefen Zähnen, deren Tagesgeschäft es ist, zu lügen und zu betrügen. Dennoch wächst sie dem Leser schnell ans Herz, da sie sich rührend um ihren jüngeren Bruder kümmert, für den sie alles tun würde.

Der Inhalt behandelt ein Thema, das es schon oft gegeben hat. Die Mystik eines düsteren und verwunschenen Herrenhauses. Aber Starling-House bietet dann doch seine besonderen Eigenheiten. Der Hausherr, Arthur Starling, ist kein hübscher Graf, sondern ein junger, eher hässlicher Mann mit mürrischem Auftreten. Opal, die sich seit ihrer Kindheit durch wirre Träume von Starling-House angezogen fühlt, erhält eher überraschend eine Anstellung als Haushälterin von Arthur und dringt nach und nach in seine Geheimnisse und die von Starling-House vor.

Alix E. Harrow gelingt es, mit bildhafter Sprache ein Setting zu zeichnen, das man fühlen, hören und sehen kann. Sie beschreibt einen Spannungsbogen, der den Leser von Kapitel zu Kapitel treibt, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Die Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet und bedienen kein Klischee. Die Geschichte bietet einige unerwartete Wendungen und bleibt bis zum Schluss spannend.

Besonders ist auch das wunderschön gestaltete Cover, das die Düsternis der Geschichte und des Hauses hervorhebt. Der "Starling" auf dem golden verschnörkelten Tor und die farbigen Ranken im Hintergrund passen zur Geschichte genau wie der wunderschöne Farbschnitt und machen das Buch bereits rein optisch einzigartig. Starling-House ist ein Lesehighlight, das bei mir lange im Gedächtnis bleiben wird, deshalb verdiente fünf Sterne.