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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


sehr gut

Wenn die Vergangenheit sich meldet - Hochspannung pur!

Nicht nur optisch kann der neue Thriller von Linus Geschke überzeugen, sondern auch inhaltlich.
Denn der von Anfang an spannend und atmosphärisch erzählter Thriller weiß mit einer gut konstruierten Geschichte voller Geheimnisse, die erst nach und nach gelüftet werden, zu überzeugen und so für packende Lesestunden zu sorgen.

Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus den Perspektiven der beiden Hauptpersonen Norah und Goran, die sie nach etwa 20 Jahren zum ersten Mal wieder in dem Ort ihrer Kinder- und Jugendjahre, dem thüringischen Waldesroda, treffen. Der Grund für Gorans Rückkehr aus Berlin sind Drohbriefe, die Norah bekommt, und an ein dunkles Kapitel aus ihrer gemeinsamen Jugendzeit erinnern. Denn vor 20 Jahren wurde Norahs damaliger Freund David zum Mörder und seitdem gilt Norah als die "Freundin des Killers". Goran und Norah versuchen gemeinsam herauszufinden, wer für die Briefe verantwortlich ist, denn der tote David kann es nicht sein oder doch? Im Laufe ihrer Suche nach dem mysteriösen Briefschreiber kommen so einige gut gehütete Geheimnisse ans Licht und bald schweben sie beide in Lebensgefahr.

Einmal mit dem Lesen angefangen, fällt es schwer, den fesselnd erzählten Thriller aus der Hand zu legen. Kurze Kapitel aus Sicht der Protagonisten, unterbrochen von einem ominösen "Er" und Rückblicken in das Jahr 2004, sowie überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung konstant hochgehalten. Besonders zum Ende hin wird es rasant und auch blutig.

Gut gelungen ist auch die Charakterzeichnung von Norah und Goran, man gewinnt dank der unterschiedlichen Erzählperspektiven einen umfassenden und vielschichtigen Eindruck von ihnen und kann ihre Gedankengänge und Handlungen nachvollziehen.

Etwas zu kurz kam mir jedoch der psychologische Aspekt. Zwar gab es Ansätze, die Geschichte in diese Richtung zu entwickeln, diese wurden jedoch nicht konsequent bis zum Ende hin verfolgt. Dem Lesegenuss tut dies jedoch keinen Abbruch.

Nicht nur für Fans von Linus Geschke ein lesenswerter Thriller!

Bewertung vom 26.05.2024
Weißglut
Quast, Tobias

Weißglut


gut

Spannungsarme Mördersuche in Finnland

"Weißglut" von Tobias Quast ist ein kurzweiliger Roman mit Krimielementen, der mich nicht komplett überzeugen konnte.

Erzählt aus verschiedenen Perspektiven, darunter auch die des Täters, begibt man sich gemeinsam mit Sarah Fuchs auf den Weg nach Finnland und nach dem Fund einer männlichen Leiche auch auf Mörderjagd. Da der Tote am Seeufer ihres angemieteten Seehauses gefunden wurde, wird sie verdächtigt, die Mörderin zu sein. Da der zuständige Kommissar Tovio Aalto von ihrer Schuld überzeugt zu sein scheint, fängt Sarah gemeinsam mit ihrer neuen Bekannten an, selber nach dem Täter zu suchen.

Was zunächst nach einem unterhaltsamen Katz-und-Maus-Spiel klang, entwickelte sich besonders im Mittelteil zu einer etwas zähen und wenig glaubhaften Geschichte.
Richtige Spannung kommt auch nicht wirklich auf, trotz der wechselnden Erzählperspektive, die normalerweise für einen temporeichen Erzählfluss führt.
Zudem sind die Personenbeschreibungen teils etwas stereotyp und verbleiben an der Oberfläche. Sympathie oder Interesse konnte ich für keinen Charakter so wirklich entwickeln.

Kurzweilig und durchaus humorvoll geschrieben, ist "Weißglut" ein Kriminalroman, bei dem mir die Krimielemente zu kurz kamen.
Gefühlt stolperte ich mit Sarah in Schuhen mit Absätzen durch Finnland, nebenbei floss viel Alkohol und am Ende war der Fall irgendwie gelöst.

Nach der spannend klingenden Inhaltsangabe und dem neugierig machenden Anfang habe ich mir einfach mehr erwartet.

Bewertung vom 19.05.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


gut

Seichte Urlaubslektüre

Der flüssig geschriebene Romane „Was das Meer verspricht“ von Alexandra Blöchl eignet sich gut zur Strandlektüre für den Sommer auf einer kleinen Insel, am besten auf einer kleinen Insel in der Nordsee, wie auf der nicht näher benannten Insel N im Roman. Kurzweilige Unterhaltung für ein paar Stunden, mehr aber auch nicht.

Wie die Frau auf dem Cover taucht man von der ersten Seite an in die Gedanken- und Gefühlswelt von der Erzählerin Vida ein, die seit ihrer Geburt auf der Insel N lebt. Mit der Ankunft von Marie, die Kostüme für Meerjungfrauen schneidert, gerät ihr ereignisarmes und vorausgeplantes Leben aus den Fugen. Denn Marie erobert die Gedanken und auch das Herz von Vida im Sturm und hinterlässt bei Vida ein Gefühlschaos. Sie beginnt ihren Lebensentwurf in Frage zu stellen und bekommt Zweifel, ob die Heirat mit Jannis und die Übernahme des Geschäftes ihres Vaters das ist, was sie wirklich will. Als ihr Bruder Zander, der schon früh die Insel verlassen hat, zurückkommt und er sich und Marie näherkommen, spitzt sich die Situation zwischen den Geschwistern dramatisch zu.

Kurze Kapitel und ein bildhafter Schreibstil sorgen vor allem am Anfang des Romans, dass man schnell in die Geschichte hineingezogen wird, besonders das Rätsel um Marie sorgt für Spannung. Doch mit der Zeit flacht die Handlung etwas ab und verliert an Schwung, bevor sie zum Ende hin wieder an Fahrt aufnimmt, um dann in einem etwas unbefriedigten Schluss zu enden.

Einen gleichmäßigeren Spannungsaufbau hätte dem Roman hierbei sicherlich gutgetan. So überstürzen sich die Ereignisse und Entwicklungen nach Ankunft des Bruders nahezu im Vergleich zum langatmigen Mittelteil, wodurch an inhaltlicher Tiefe verloren geht. Vieles verbleibt nur an der Oberfläche und das Konfliktpotenzial, das sich aus dem Beziehungskonflikt zwischen Vida, ihrem Bruder Zander, den gemeinsamen Eltern, Jannis und Marie ergibt, wird nicht wirklich genutzt. Abgesehen von Vida geht so den anderen Charakteren an Dreidimensionalität verloren und sie wirken eher wie Schablonen.

Des Weiteren wird die Atmosphäre einer kleinen und ruhigen Inselatmosphäre nicht so transportiert.

„Was das Meer verspricht“ wartet mit einer vielversprechenden Handlung und spannungsgeladenen Konstellationen bzw. Konflikten auf, nutzt deren Potenzial jedoch nicht aus. So ist der Roman nicht mehr als eine leichte Sommerlektüre, die sich gut und schnell lesen lässt, aber keinen wirklichen bleibenden Eindruck hinterlässt und genauso schnell an einem vorbeizieht wie Marie in ihrem Meerjungfrauenkostüm.

Bewertung vom 19.05.2024
Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2
Raabe, Marc

Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Spannende Jagd in der Dämmerung

"Die Dämmerung" ist der 2. Band der packend erzählten Reihe rund um Art Mayer und Nele Tschaikowsky.
Wie von Marc Raabe gewohnt, zeigt der Autor auch hier wieder sein Talent glaubwürdige stimmungsvolle Thriller zu schreiben, die von Anfang bis Ende zu fesseln wissen und voller Wendungen und spannender Momente sind.
Kleiner Wermutstropfen: Ganz so gut wie der erste Teil, "Der Morgen", ist der Nachfolgeband nicht, was dem Lesegenuss jedoch keinen Abbruch tut.

Für das bessere Verständnis der Handlung und vor allem der Beziehungen der Charaktere ist es von Vorteil den 1. Band der Reihe gelesen zu haben, bauen doch einzelne Handlungsstränge auf diesen auf.

Art und Nele werden zu einem grausamen Tatort im Wald gerufen. Bei der Leiche handelt es sich um Charlotte Tempel, eine beliebte und bekannte Persönlichkeit aus dem Charity-Bereich. Schnell gerät ihre 21-jährige Tochter Leo unter Mordverdacht.
Auf der Suche nach dem/die Täter, hilft Art und Nele eine Tonbandaufnahme, die sie in die Vergangenheit einer Frau und deren Geschichte ihrer Schwangerschaft eintauchen lässt, womit auch Art persönliche Verbindungen zu haben scheint.

Wie schon aus "Der Morgen" gewohnt, wechseln auch hier sich Kapitel mit Rückblenden in die Vergangenheit und Kapitel aus verschiedenen Charakterperspektiven erzählt, ab, wodurch der Spannungsbogen konstant hochgehalten wird.
Kurze Kapitel, ein atmosphärischer und direkter Schreibstil, der sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält, lassen einen zudem schnell in die spannende Handlung eintauchen, deren einzelne Handlungsfäden erst zum Ende hin logisch miteinander verknüpft werden.

Einblicke in das Leben und die Gedanken- und Gefühlswelt der handelnden Personen sorgen für nötige Verschnaufpausen.
Ganz so actionreich und dramatisch wie der 1. Band präsentiert sich "Die Dämmerung" jedoch nicht. Man merkt der Geschichte deutlich an, dass hier das Fundament für einen fulminanten Höhepunkt bzw. Showdown im 3. Band gelegt wird. Besonders der neugierig machende Epilog bestätigen diesen gewonnen Eindruck.

Fans von Marc Raabe und dem 1. Band werden jedoch nicht enttäuscht sein. Denn es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen und mit dem Lesen aufzuhören, denn Raabe schreibt so leb- und bildhaft als wäre man selbst dabei.
Beste Thrillerunterhaltung.

4.5 Spannungssterne von 5

Bewertung vom 19.05.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


gut

Langatmige Milieustudie ohne Spannungsbogen

"Lichtjahre im Dunkel" ist ein Kriminalroman, der mehr eine feine und authentische Milieustudie ist als ein packender Krimi.
In der scharfen Beobachtungsgabe und der stimmungsvollen Beschreibung, die nah an den Figuren und dem Milieu, aus dem sie kommen, ist, liegt eindeutig die Stärke des Krimis von Friedrich Ani.
Wer auf der Suche nach einem spannenden und fesselnden Krimi ist, wird jedoch nicht wirklich glücklich mit dem neuen Band aus der Reihe rund um Tabor Süden werden.

Die Handlung klingt zunächst vielversprechend.
Viola Ahorn vermisst ihren Ehemann und Ladenbesitzer Leo Ahorn. Um ihn zu finden, wendet sie sich an Tabor Süden, da sie nichts mit der Polizei zu tun haben will. Doch als die Leiche von Leo gefunden wird, fängt Oberkommissarin Fariza Nasri an zu ermitteln. Im Laufe der Ermittlungen taucht man dann vorwiegend in die Lebens- und Gedankenwelt von Viola, Georg Kramer und Sandro Fels ein, die alle drei über Leos Tod miteinander verbunden sind. Eine wichtige Rolle spielt auch die Münchner Kneipe "Blaues Eck".

Steht am Anfang noch die Suche Südens nach dem verschwundenen Leo im Vordergrund und nach dessen Leichenfund anfangs noch dessen Mördersuche durch die Polizei, nehmen im weiteren Verlauf die ausufernden Gedanken- und Gespräche, hauptsächlich von Frau Ahorn und Kramer immer mehr Handlungsraum ein, wodurch der Spannungsbogen und das Erzähltempo stark leiden.
Zwar gelingt es dem Autor hierbei, ein vielschichtiges und milieugetreues Bild der Figuren zu zeichnen, jedoch geht zunehmend der rote Handlungsfaden verloren und die Erzählung fängt an, immer mehr zu mäandern. Erst zum Ende hinnimmt sie kurz wieder an Fahrt auf und auch Tabor Süden tritt wieder aus dem Hintergrund hervor, der ansonsten ziemlich blass bleibt, wie auch Nasri.

Für mich wird "Lichtjahre im Dunkel" seinen Namen als Krimi nicht wirklich gerecht. Für einen Krimi fehlen mir spannende und überraschende Momente, auch kommt die Ermittlungsarbeit zu kurz. Eher schon Milieustudie.
Weniger Gefasel und mehr Fokussierung hätten dem Werk insgesamt gutgetan, denn langatmige Passagen sorgen eher für Frustration als für Lesegenuss.

Bewertung vom 15.05.2024
Krähentage
Cors, Benjamin

Krähentage


sehr gut

Düster und spannend

"Krähentage" von Benjamin Cors ist ein fesselnder und düsterer Thriller, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

Jakob und Mila arbeiten erst seit kurzen zusammen in der neu gegründeten Ermittlungsgruppe Gruppe 4, als sie und ihr Team mit einem grausamen Mord an einer alten Frau konfrontiert werden, das Opfer eines Serienmörders. Merkwürdig ist jedoch, dass die Frau noch lebend gesehen wurden sein sollte, als sie nachweislich schon längst tot war. Auch die Krähen am Tatort werfen Fragen auf. Was steckt dahinter?
Dem Ermittlerteam läuft die Zeit davon, denn der Mörder ist ihnen bis jetzt immer einen Schritt voraus und hat auch schon sein nächstes Opfer im Visier.

Erzählt aus wechselnden Perspektiven, darunter auch die des Mörders, kommt von Anfang an Spannung auf, die auch bis zum Ende konstant hochgehalten wird. Kurze Kapitelabschnitte tragen ihr Übriges dazu bei, dass man gebannt der glaubwürdig konstruierten Thrillerhandlung gebannt folgt.

Überzeugen kann auch die Charakterisierung der handelnden Personen. Vor allem die Protagonisten Jakob und Mila sind interessante Charaktere, die beide mit Ereignissen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Andeutungen auf diese sowie das eher offene Ende lassen auf einen hoffentlich 2. Band hoffen, denn es macht Spaß, den beiden und der Gruppe 4 bei ihren Ermittlungen zu folgen.

Lediglich eine bessere zeitliche Einordnung der Ereignisse wäre hier und dort gut für ein besseres Verständnis, wie viel Zeit zwischen manchen Handlungsentwicklungen vergangen ist, gewesen. Manchmal war nicht klar, ob ein Tag, eine Woche oder vielleicht sogar schon mehr Zeit vergangen ist.

Wer auf der Suche nach einem packenden und harten Thriller ist und auch keine Angst vor Krähen hat, kommt mit "Krähentage" definitiv auf seine Kosten.
Ein atmosphärischer und flüssiger Schreibstil sorgen dafür, dass man nur so durch die Seiten und die Handlung voller Wendungen und spannender Momente fliegt.
Genau das, was man sich von einem fesselnden Thriller wünscht!

Bewertung vom 05.05.2024
Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
Vedder, Björn

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart


weniger gut

Das Befinden des Autors

Wie ist denn nun das Befinden auf dem Lande?

Laut dem Autor nicht gut, hat er doch keine guten Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande gemacht.
Björn Vedder geht dem Phänomen Landflucht und dem Grund für den verklärten Blick auf dem Lande nach, zumindest versucht er es.

Auf rund 160 Seiten nähert er sich dem Thema auf intellektuelle Weise mittels Zitaten von bekannten Denkern, wie z. B. Kant und Sokrates an und berichtet durchaus unterhaltsam und kurzweilig von seinen eigenen (negativ) gemachten Landerfahrungen.
Der Schreibstil richtet sich eher an das gebildete Bürgertum, deren falsches Bild vom Leben auf dem Lande Vedder entlarven will, und nicht das "einfache Landvolk".
Der Autor konnte mich von seinen Argumenten jedoch nicht überzeugen.

Bei dem Versuch, die realitätsfremde Vorstellung vom glücklichen Landleben zu zerstören, verliert er zu sehr die Objektivität und lässt sich so eher von seinen eigenen schlechten Landerlebnissen beeinflussen als zu einer differenzierten Analyse des wirklichen Landlebens mit all seinen Vor- und Nachteilen zu gelangen.

Ja, es ist nicht das Paradies auf Erden, wenn man auf dem Land lebt. Die Landbevölkerung tickt anders und die Gemeinschaft folgt anderen Regeln. Für Fremde oder Zugezogene ist es nicht leicht, Anschluss zu finden. Doch allgemeine Schlüsse über die Bevölkerung lassen sich dadurch nicht ziehen.
Land und Leute sind überall verschieden und so auch Einstellungen, Werte und politische Ansichten. Die Bandbreite und Vielfalt erstrecken sich von links bis rechts, von konservativ bis liberal und von feindlich bis offen, in der Stadt wie auch auf dem Land.
Eigene schlechte Erfahrungen lassen nicht auf die gesamte Landbevölkerung schließen.

Wenig gehaltvoller Inhalt, überdeckt mit ein paar Zitaten für den intellektuellen Touch und Verallgemeinerungen anstatt einer differenzierten Analyse - Das ist der Eindruck, der das "Sach"buch "Das Befinden auf dem Lande" hinterlässt.
Zudem ein Autor, der etwas zu naiv an das Thema Landleben herangegangen zu sein scheint und nun anstatt der rosaroten Brille alles nur noch schlecht sieht, argumentiert hier.
Eine tiefgehende Ergründung der verklärten Vorstellung vom glücklichen Landleben findet sich hier nicht.

Bewertung vom 02.05.2024
Fucking Famous
Hashagen, Anne

Fucking Famous


gut

Frust statt Lust mit Projekt Lotte

"Fucking Famous" von Anne Hashagen startet stark, verliert dann zur Mitte hin den anfänglichen bissigen Schwung sowie auch an inhaltlicher Tiefe und lässt mich dann am Ende ratlos zurück.
So bin ich zwiegespalten, wie ich den kurzweilig geschriebenen Roman als Ganzes bewerten soll.

Gut gefallen hat mir der Anfang der Geschichte, hier lernt man noch Lotte, ihr Leben und weitere wichtige handelnde Personen näher kennen. Zudem sorgt der bitterböse Humor und der lockere sowie bissige Schreibstil der Autorin, dass man nur so durch die Seiten und das neue Leben der Ich-Erzählerin Lotte Hohenfeld als Influencer-Berühmtheit fliegt.

Weniger überzeugen konnte mich der inhaltliche Verlauf der anfangs vielversprechend klingenden Geschichte. Denn mit zunehmender Seitenzahl vergeht einem nämlich beim Lesen von Lottes unreifen und unsympathischen bis beleidigenden Gedanken und Kommentaren der Spaß am Lesen.
Anstatt tiefer in ihr jetziges Leben als Influencerin, ihrer Vergangenheit und der künstlichen Welt der Influencer und von Social Media einzutauchen, rast man von einer Szene zur nächsten oder verliert sich in ihren Gedanken. Die Handlung verbleibt an der Oberfläche, Nebencharaktere sind reine Schablonen und werden stereotyp dargestellt. Zunehmend verliert sich dann auch noch die Handlung in Absurditäten.

Eine glaubwürdige, humorvolle und kritische Geschichte über die Fake-Welt der Influencer liest sich für mich anders.

Insgesamt habe ich mir einfach viel mehr von "Fucking Famous" versprochen, besonders nach dem tollen Beginn.
Weniger Handlungsstränge und mehr Fokussierung auf Lotte als Person und als Influencerin hätte dem Roman gutgetan.

Bewertung vom 26.04.2024
9mm Cut
Ruge, Sybille

9mm Cut


sehr gut

Rasanter Ritt durch die Welt der Reichen

"9 mm Cut" von Sybille Ruge ist kein 08/15-Roman, sondern einer, der zuerst auf einen wirken muss um dann einen in seinen Bann ziehen zu können. Denn der abgehackte, aufs Nötigste reduzierte Schreibstil macht es einem zu Beginn nicht leicht in die Handlung zu kommen, sorgt aber für einen temporeichen Ritt durch die Welt der Reichen, die von Gier, Geld und kriminellen Machenschaften geprägt ist.

Eve Klein wird von ihrem Auftraggeber K2 in die Schweiz geschickt um bei "Interni", einer NGO Nachforschungen zu betreiben, denn dort scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen.
Auf ihrer Suche nach Antworten streift ihr Weg Vermisste und Tote während man Einblicke in die Oberflächlichkeit ind Scheinheiligkeit der Finanzwelt und den Kunstmarkt bekommt.

Eve ist intelligent, abgebrüht und unsentimental und genau diese Charaktereigenschaften spiegeln sich auch in der Schreibweise bzw. in der Beschreibung der Handlung/Szenerie wieder.

Verschiedene gesellschaftliche und politische Themen werden nebenbei im Schnelldurchlauf angeschnitten und wirken trotz der Kürze hierbei nicht aufgesetzt.

Intelligent, voller sironie und einigen Spitzen, entwickelt die Handlung schnell einen eigenwilligen Sound.
Leider bleibt die Protagonistin einem seltsam fremd. Was zwar gut ihre Persönlichkeit wiedergibt, aber Eve eher als gefühlvolle puppe wirken lässt.

Kein Roman, den man seine ganze Aufmerksamkeit schenken sollte, um ihn in seiner Gänze genießen und schätzen lernen zu können.

Bewertung vom 26.04.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Geheimnisse am Gardasee - Kurzweiliger Krimi

“Was der See birgt” von Lenz Koppelstätter ist der kurzweilig geschriebene und durchaus packende Auftakt der neuen Krimireihe rund um die aufgeweckte Polizeireporterin Gianna Pitti.

Handlungsort ist der idyllische Gardasee, der zu Beginn des Kriminalromans so gar nicht idyllisch daherkommt. Eine männliche Leiche wurde im Jachthafen gefunden und als Gianna am Tatort ankommt, um erste Informationen für ihren Artikel zu sammeln, erkennt sie mit Schrecken, dass sie den Toten kannte. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützung erhält sie von ihrem Onkel und von Elvira, ihrer Chefin. Im Laufe ihrer Nachforschungen bekommt sie es nicht nur mit mysteriösen Fischanhängern und Geheimbünden zu tun, sondern erfährt auch mehr über ihren verschwundenen Vater.

Kurze und knappe Sätze wie auch Kapitel sorgen dafür, dass man von Beginn an regelrecht durch die Seiten fliegt, auch wenn die Spannung nach dem Leichenfund zu Beginn erst mal etwas abflacht. Ab der Mitte nimmt der Krimi jedoch wieder deutlich an Fahrt auf und zum Ende hin überschlagen sich nahezu die Ereignisse und Entwicklungen.
Mir gingen es persönlich dann etwas zu schnell, die Handlung verlor für mich deutlich an Tiefe. Zudem machen neue Entwicklungen zum Ende hin Lust auf den nächsten Band, lassen einen aber auch etwas unbefriedigt zurück.

Wer die Südtirolkrimis vom Autor schon kennt, weiß, dass auch die Landschaft und das italienische Essen eine wichtige Rolle spielen und dass das ein oder andere stereotype Element seinen Eingang in die Handlung findet.

"Was der See birgt" ist ein flüssig geschriebener Kriminalroman, der mit interessanten Charakteren und einer gut durchdachten Handlung aufwarten kann.
Nette Krimiunterhaltung für zwischendurch, mehr aber auch nicht.