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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 394 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2025
Wo wir uns treffen
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Ein Projekt namens Albion
Der Patriarch der Familie, Philip Brooke, ist gestorben und hinterlässt sein 400 Hektar umfassendes Anwesen im ländlichen Sussex seiner ältesten Tochter Frannie. Gemeinsam mit ihr hatte er die letzten zehn Jahre die Renaturierung der riesigen Waldflächen vorgenommen und wollte, dass das Projekt in diesem Sinne weitergeführt wird. Milo, Frannies Bruder, beabsichtigt allerdings auf einem Teil des Landes ein Retreat für reiche Leute errichten, die bereit sind, ein Vermögen für eine Nacht in einem Baumhaus zu bezahlen. Anlässlich der Beerdigung des Vaters kommen die drei Geschwister Frannie, Milo und Isa für ein paar Tage zusammen. Alte Konflikte brechen auf und neue entstehen durch den Besuch einer vermeintlichen Halbschwester aus den USA, die unangenehme Wahrheiten über die Familie ans Licht bringt.

„Wo wir uns treffen“ ist ein sehr vielschichtiger Roman. Die Autorin versteht es hervorragend, die schwierigen Beziehungen der Protagonisten untereinander herauszuarbeiten und gleichzeitig darzustellen, wie die Entwicklung der Personen zu dem, was sie sind, stattgefunden hat. Es werden eine Vielzahl von Themen angesprochen, unter anderem Verantwortung für die Natur und seine Mitmenschen und die Frage, inwiefern die heutige Generation für die Schuld verantwortlich ist, die frühere Generationen auf sich geladen haben.

Ana Hopes Schreibstil hat mir gut gefallen, ihre Sprache ist bildhaft und präzise. Besonders gut gefallen hat mir Frannies Tochter Rowan, die durch ihr Aufwachsen mitten in der Natur und ihr naturwissenschaftliches Interesse vorurteilsfrei an Themen herangeht, mit denen sie bei Gleichaltrigen und ihrer Lehrerin Befremden hervorruft. Ein wirklich lesenswerter Roman, der allerdings teilweise etwas ausufernd ist.

Bewertung vom 14.04.2025
The Surf House
Clarke, Lucy

The Surf House


sehr gut

Surferparadies mit Schattenseiten
Bea hat ihren Job als Model so satt, dass sie von heute auf morgen bei einem Shooting in Marrakesch alles hinschmeißt. Sie irrt durch die Gassen und wird prompt überfallen und bedroht. Zum Glück greift eine Passantin beherzt ein und bewahrt sie vor Schlimmerem. Doch Beas Rucksack mitsamt Pass sind weg. Ihre Retterin Marnie nimmt sie kurzerhand mit an die Küste, wo sie mit ihrem Partner ein Hotel für Surfer betreibt. Bea kommt es wie das reinste Paradies vor, wäre da nicht eine große Summe Geld, die sie schnellstmöglich auftreiben muss.
Eines Tages taucht der Amerikaner Seth auf, der auf der Suche nach seiner Schwester ist. Zuletzt wurde sie in Marnies Surf House gesehen. Bea hilft Seth bei der Suche nach Hinweisen auf Savannahs Verbleib und merkt schnell, dass es viele Ungereimtheiten gibt.
Mir hat das Setting des Romans sehr gut gefallen, das unbeschwerte Surferleben, die jungen Menschen aus aller Herren Länder, Abende am Lagerfeuer am Strand. Die ausführlichen Beschreibungen des Surfens waren auch interessant, das entsprechende Fachvokabular hätte ich allerdings nicht gebraucht. Auch Beas Schwärmen für den attraktiven Nachbarn („mir wurde heiß, als er meinen Namen sagte“) war mir manchmal etwas zu schwülstig. In der Mitte des Buchs plätschert die Story so vor sich hin und ich habe ein bisschen das Interesse verloren. Zum Glück wird es dann wieder spannender und endet in einem rasanten Showdown, bei dem alle losen Enden miteinander verknüpft werden.
„The Surf House“ bietet gute Unterhaltung, Spannung und Lokalkolorit, ist aber sicher kein Buch, das mich nachhaltig beeindruckt.

Bewertung vom 04.04.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


ausgezeichnet

Der Sommer mit Linn
Die Endvierzigerin Annett lebt allein in einem Dorf bei Husum. Ihr Mann ist mit Anfang 30 gestorben, die Tochter Linn längst aus dem Haus. Nach einem Schwächeanfall während eines Vortrags kehrt Linn in ihr Elternhaus zurück, um sich zu erholen und sich darüber klar zu werden, wie sie ihr weiteres Leben gestalten will. Annett ist einerseits froh, die Tochter bei sich zu haben, andererseits ist die Stimmung angespannt, denn Linn weicht ihren Fragen aus und Annett versteht nicht, was die Krise bei Linn ausgelöst hat. Sie war doch immer so selbständig und unabhängig, wie kann es sein, dass sie sich jetzt stunden- und tagelang in ihr Zimmer zurückzieht und nicht weiß, wie es weitergeht? In Gedanken bespricht sie sich mit ihrem verstorbenen Mann Johan, sie weiß genau, welche Fragen er ihr gestellt und welche Ratschläge er ihr gegeben hätte.
Kristine Bilkau hat mit „Halbinsel“ einen sehr berührenden Roman geschrieben, der viele Denkanstöße gibt. Wie erziehen wir unsere Kinder richtig? Kann es zu viel Fürsorge geben? Ein Satz ist mir in Erinnerung: „Aus Fürsorge erwächst Hoffnung, Hoffnungen verwandeln sich in Erwartungen.“ Auch Annett sieht ihre Erwartungen an Linn nicht erfüllt. Langsam beginnen die beiden Frauen sich einander wieder anzunähern und besser zu verstehen.
Das Buch behandelt mit viel Feingefühl und leisen Tönen eine Vielzahl an Themen, die nicht nur Annett und ihre Tochter umtreiben. Verantwortung für die Umwelt, wie möchte ich leben, was erwarte ich vom Rest meines Lebens sind nur einige davon. Unbedingte Leseempfehlung für dieses Buch, das zu Recht mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für den Bereich Belletristik ausgezeichnet wurde!

Bewertung vom 02.04.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Und es war Sommer...
Im Sommer des Jahres 1955 lernt die 17-jährige Beth Gabriel, den Sohn der wohlhabenden Nachbarn, kennen, die auf Gut Meadowland wohnen und sich von den Dorfbewohnern fernhalten. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und verbringen einen wundervollen Sommer miteinander. Gabriels Mutter ist alles andere als begeistert von der Beziehung und gibt Beth zu verstehen, dass Gabriel nie im Leben mit einem Mädchen wie ihr zusammenbleiben wird. Tatsächlich kühlt die Beziehung ab und zerbricht, nachdem Gabriel zum Studium weggezogen ist. Beth ist am Boden zerstört und tröstet sich mit Frank, der schon immer in sie verliebt war. Die beiden heiraten, bekommen einen Sohn, alles scheint perfekt, bis es zu einem tragischen Todesfall kommt. Doch die Ehe hat Bestand und wird erst auf eine harte Probe gestellt, als eines Tages Gabriel wieder nach Meadowland zurückkehrt. Gabriel ist inzwischen ein gefeierter Autor und von seiner Frau getrennt. Obwohl Beth mit Frank glücklich ist, besteht die alte Anziehung zwischen ihr und Gabriel immer noch. Das Resultat ist eine Tragödie.
Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen. Der Sommer, in dem Beth und Gabriel sich verlieben, hat lange verschüttete Erinnerungen an die erste Liebe bei mir geweckt. Ich konnte mich gut in Beth und ihr Dilemma hineinversetzen. Eine Affaire, die heute wahrscheinlich auch von manchen kritisch beäugt würde, war im ländlichen England Mitte der 1950er Jahre ein Skandal. Dass Frank die ganze Zeit zu seiner Frau hält, ja nicht einmal eifersüchtig auf den Rivalen ist, erscheint fast unmöglich. Er verhält sich so edel und großherzig, dass er eigentlich einen Heiligenschein haben müsste! Das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem Roman, der übrigens keineswegs so kitschig ist wie sich die Zusammenfassung anhört. Allerdings wird gegen Ende des Buchs klar, warum Frank sich so verhält. Ein überaus fesselndes und lesenswertes Buch!

Bewertung vom 01.04.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

In der Wildnis der Adirondacks
Mitten in der Wildnis der Adirondacks liegt ein Naturreservat, in dem jeden Sommer ein Feriencamp stattfindet. Eigentümer ist die reiche Familie Van Laar, denen das Land seit Generationen gehört.
Im Sommer 1975 nimmt die 13-jährige Tochter der Familie Van Laar, Barbara, am Camp teil. Eines Morgens ist sie verschwunden und eine großangelegte Suche beginnt. Das Tragische an ihrem Verschwinden ist, dass 14 Jahre zuvor ihr Bruder Bear ebenfalls aus dem Camp verschwand und nie gefunden wurde. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorkommnissen? Es kann doch unmöglich ein Zufall sein. Hat womöglich Jacob Slitter, ein aus dem Gefängnis entflohener Mörder, Barbara entführt?
An der Aufklärung beteiligt ist die junge Ermittlerin Judyta, die von ihren männlichen Kollegen kritisch beäugt wird, sich davon aber nicht beirren lässt. Innerhalb der Familie Van Laar trifft Judyta auf eine Mauer des Schweigens, doch sie lässt sich nicht entmutigen und entdeckt so manches, was bisher verborgen geblieben war.
„Der Gott des Waldes“ ist ein sehr vielschichtiges Buch. Einerseits geht es um die beiden verschwundenen Kinder, andererseits erfahren wir viel über die sozialen Verhältnisse der Protagonisten. Die Van Laars verhalten sich wie Großgrundbesitzer früherer Jahrhunderte, ihre Angestellten erscheinen wie Leibeigene.
Ich fand das Buch sehr spannend und gelungen. Was es mit dem Titel auf sich hat, habe ich allerdings bis zuletzt nicht verstanden.

Bewertung vom 28.03.2025
Dunkle Asche
Thomsen, Jona

Dunkle Asche


gut

Ziemlich zäh
In „Dunkle Asche“ wird ein dreißig Jahre alter Mordfall untersucht. Damals lief eine Abiparty völlig aus dem Ruder, am Ende des Abends kam eine der Abiturientinnen im Ferienhaus ihrer Eltern zu Tode. Zur Verwischung der Spuren wurde das Haus angezündet.
Jetzt rollen die beiden Ermittlerinnen Gudrun Möller und Judith Engster vom Cold Case Unit des LKA den alten Fall wieder auf. Auslöser ist, dass ein schwerkranker Mann sein Gewissen erleichtert, indem er von Beobachtungen erzählt, die er damals für sich behalten hatte.
Beim Überfliegen von Rezensionen habe ich gesehen, dass der Krimi des Öfteren als „solide“ bezeichnet wird, was für mich nichts anderes heißt als es ist alles vorhanden, was ein Krimi braucht, aber er ist nichts Besonderes. Die Hauptzutat eines guten Krimis, nämlich Spannung, fehlt allerdings über weite Strecken. Was mich sehr genervt hat, ist das Privatleben der beiden Ermittlerinnen. Gudrun verbringt gleich zu Beginn eine Nacht mit einer viel jüngeren Touristin. Danach überlegt sie ewig, was sie machen soll, nochmal ein Date oder nicht und sowieso kommt ständig der Job dazwischen. So what! Wen interessiert das denn, mich jedenfalls nicht. Bei Judith wird ein großes Rätsel darum gemacht, warum sie ihren alten Job aufgegeben hat.
Gegen Ende des Buchs kommt dann endlich etwas von der lange vermissten Spannung auf, allerdings ist die Auflösung des Falls wenig glaubhaft und vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Ich war jedenfalls froh, das Buch aus der Hand legen zu können, denn es hat meine Erwartungen ganz und gar nicht erfüllt.

Bewertung vom 22.03.2025
Schmerz (eBook, ePUB)
Jónasson, Jón Atli

Schmerz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein ungewöhnliches Ermittlerduo
Die Polizistin Dora war seit Jahren an keinem Einsatz mehr beteiligt. Genauer gesagt, seit sie bei einem Einsatz in den Kopf geschossen wurde und nur knapp überlebte. Seitdem funktioniert ihr Gehirn nicht mehr wie zuvor. Manches fällt ihr schwer, andererseits bemerkt sie Dinge, die anderen verborgen bleiben. Als eine Großrazzia stattfindet, an der sämtliche Kollegen beteiligt sind, bleibt nur Dora übrig, die nach einem verschwundenen Teenager suchen soll. Ein anderer Kollege ist allerdings auch von der Razzia ausgeschlossen: Rado, gegen dessen Schwiegervater sich die Razzia richtet. Die beiden Außenseiter haben von Anfang an einen guten Draht zueinander und setzen alles daran, das bei einer Klassenfahrt verschwundene Mädchen aufzuspüren. Doch trotz größter Bemühungen kommen sie nicht voran. Erst nach vier Monaten kommt Licht in die Sache.
Mir haben die beiden ungewöhnlichen Ermittler sehr gut gefallen. Wir erfahren viel über das Privatleben der beiden, was mir manchmal bei Krimis zuviel ist, hier aber passt. Die Auflösung des Falls ist etwas strange, aber ich fand’s nicht schlecht. Ich freue mich schon auf Dora und Rados nächsten Fall, der nächste Band der Reihe ist für Herbst 25 angekündigt.

Bewertung vom 17.03.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Fesselnde Lektüre
Die alleinerziehende Slowakin Paulina nimmt in Österreich in einer Familie eine Stelle als Altenpflegerin an. Dort kümmert sie sich um die etwa 70jährige Irene, die seit einem Schlaganfall Hilfe benötigt. Irenes Tochter Klara ist eine Karrierefrau, die die Verantwortung für ihre Mutter nur allzu gern abgibt. Paulina ist bald unersetzlich. Sie kümmert sich nicht nur mit großem Einfühlungsvermögen um Irene, sondern kocht für die ganze Familie und hält das Haus in Ordnung, was eigentlich nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört. Bald werden diese zusätzlich ausgeführten Arbeiten für Klara und ihren Mann Jakob selbstverständlich, und sie beginnen, immer mehr Gefälligkeiten einzufordern, wofür sie Paulina von Zeit zu Zeit zusätzlich entlohnen. Trotzdem fühlt sich Paulina mit der Zeit ausgenutzt und baut Ressentiments gegenüber ihren Arbeitgebern auf. Sie bleibt jeweils für zwei Wochen am Stück im Ausland, während dieser Zeit werden ihre beiden Söhne von der Ex-Schwiegermutter betreut. Bald merkt Paulina, dass sich die beiden von ihr entfremden und sich auch in der Zeit, in der sie zuhause in der Slowakei ist, von ihr abwenden. Sie versucht, die Söhne mit Geschenken zu bestechen, doch die Distanz bleibt, ihre Söhne nehmen ihr die ständige Abwesenheit übel.
Als Leser weiß man von Anfang an, dass Klara bei einer Wanderung mit Paulina bei einem Sturz ums Leben kommt, und man fragt sich unwillkürlich, ob es ein Unfall war oder Paulina dabei eine Rolle gespielt hat.
Ich fand das Buch absolut fesselnd. Susanne Gregor ist eine sehr gute Beobachterin, die Situationen mit großem psychologischem Gespür beschreibt und sprachlich auf den Punkt bringt. Nicht nur Paulinas Entwicklung ist sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, auch Irenes fortschreitende Verwirrtheit und die von ihr erlebte Vermischung verschiedener Zeitebenen, die für sie gefühlt alle gleichzeitig passieren, ist unglaublich gut beschrieben. Für mich ist „Halbe Leben“ einer der besten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass dieses großartige Buch ein schöneres Cover erhält, denn das Bild auf dem Umschlag finde ich ausgesprochen hässlich. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.03.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


gut

Wie gut kennen wir unsere Familie wirklich?
Die 23-jährige Lucy studiert Informatik und lebt mittlerweile in Berlin, wovon ihre Eltern nichts wissen. Ihre Mutter Daria arbeitet als Medizinerin in München. Als diese nach drei Jahren Funkstille Lucy in ihrer WG in München besuchen will, erfährt sie von Lucys ehemaligen Mitbewohnern von deren Umzug. Daraufhin schickt Daria einen riesigen Steinway-Flügel an Lucys neue Adresse in Berlin. Lucy hasst diesen Flügel, da sie als Kind ständig darauf üben musste. Als Absender der Sendung ist der Nachname ihrer verstorbenen Großmutter angegeben, die in Polen geboren wurde und als junge Frau in den Libanon auswanderte. Lucy hat ihre Großmutter Liudmyla nie kennengelernt und beschließt spontan, auf den Spuren der Großmutter nach Polen zu reisen. Auch Daria und ihre Mutter Liudmyla waren entfremdet und hatten sich nach Lucys Geburt nur noch ein einziges Mal gesehen. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass die Mütter ihren Töchtern so manche wichtige Information vorenthalten haben, die für das gegenseitige Verständnis von großer Bedeutung gewesen wäre.
Das Buch liest sich gut und flüssig, doch manches hat sich mir nicht erschlossen, zum Beispiel, warum Lucy den Flügel geschickt bekam. Die Mutter konnte sich doch denken, dass in einem WG-Zimmer kein Platz für einen monströsen Konzertflügel ist. Warum sie ihren Mädchennamen Krawczyk als Absender angegeben hat, wird auch nicht erklärt. Wollte die Mutter, dass Lucy sich mit ihrer Herkunft auseinandersetzt? Außerdem ist mir nicht klar, was eigentlich passiert ist, dass Lucy den Kontakt zu ihren Eltern ganz abgebrochen hat.
Es war interessant, über den Werdegang der drei Frauen zu lesen. Als Leser weiß man sehr viel mehr über Großmutter Liudmyla als Lucy und Daria. Die Schwierigkeit, mit der eigenen Tochter zu kommunizieren und eine enge Verbindung aufzubauen, scheint von Generation zu Generation vererbt worden zu sein. Die auf der Rückseite des Covers zitierte Meinung, dass der Roman „verkrustete Glaubenssätze über Mutterschaft aufkratzt“, finde ich allerdings weit hergeholt und nicht nachvollziehbar. Das Ende des Romans empfand ich als ziemlich unbefriedigend. Ein offener Schluss, der den Verdacht nahelegt, dass die Autorin nicht wusste, wie sie die Geschichte zu Ende bringen soll. Somit hinterlässt die Lektüre, die mir im Großen und Ganzen gut gefallen hat, einen etwas schalen Nachgeschmack.

Bewertung vom 04.03.2025
Tilly stinkt's!
Mairhofer, Tanja

Tilly stinkt's!


ausgezeichnet

Das ist doof!
Tilly ist ein kleines Stinktiermädchen, dem – wie Menschenkindern – so manches stinkt. Zum Beispiel, wenn das Eis auf den Boden fällt oder jemand ewig lange schaukelt, obwohl Tilly auch gerne schaukeln würde. In diesen Fällen benutzt Tilly ihren „Stinkezauber“, der allerdings alle in ihrer Umgebung das Weite suchen lässt. Plötzlich ist gar niemand mehr da, der mit ihr spielen möchte, und Tilly ist traurig. Ihre Mutter weiß allerdings Rat, wie sie es schafft, aus etwas Doofem etwas Gutes zu machen und nicht so oft zu stinken!
Ich habe dieses Buch meinem dreijährigen Enkel vorgelesen und es ist momentan sein Lieblingsbuch. Die Illustrationen sind sehr goldig und drücken die Emotionen von Tilly und ihren Freunden gut aus. In den einzelnen Situationen können sich Kinder gut wiederfinden, schließlich hat jeder schon einmal erlebt, dass ein anderer den schönen, hohen Bauklötzchenturm umgestoßen hat!
Ein wirklich schönes, kindgerechtes Buch, das Kindern zeigt, dass man seine Emotionen steuern kann und ihnen nicht hilflos ausgeliefert ist.