Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Fenny
Wohnort: 
Südliches Anhalt

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2024
The Hollow Places
Kingfisher, T.

The Hollow Places


sehr gut

Zuerst einmal: Das Cover ist der Hammer! Ich liebe es und es passt so herrlich zu dem Konzept des Wundermuseums, das im Buch beschrieben wird. Noch dazu ist es schlicht, zieht aber gleich den Blick auf sich.
Kommen wir zum Inhalt: Kara, die Protagonistin des Buches, hat eine Scheidung hinter sich und kommt vorübergehend bei ihrem etwas schrulligen, aber unglaublich liebenswerten Onkel unter, der ein kleines Museum besitzt. Die Ausstellungsstücke reichen von präparierten Tieren, über gruseligen Schnitzereien bis zu Maisbildern, die den Papst darstellen. Es ist eben ein kleines Wundermuseum. Da staunt man auch mal über präparierte Ritter-Mäuse, die quasi auf ebenso präparierten Kröten in die Schlacht reiten. Nun will Kara ihrem Onkel etwas unter die Arme greifen und kümmert sich aufopferungsvoll im dieses kleine "Geldgrab". Emotionale Unterstützung bekommt sie vom nachbarlichen Barista (Simon), der ihrem Onkel ebenso zugetan und selbst recht unkonventionell und schrill ist. Bis dahin eine recht cozy Szene und ein wirklich chilliger und süßer Einstieg in eine wirklich nicht sehr süße Geschichte! Denn eines Tages entdeckt Kara hinter einem frisch eingeschlagenen Loch in der Wand eine Art Bunker, der in eine ganz andere Welt führt voller Schrecklichkeiten und Horror. Doch einmal dort fällt es schwer, den Heimweg zu finden.
Meine Meinung: Das Buch ist unglaublich gut geschrieben. Dennoch finde ich den Klappentext ein wenig irritierend. Mit meinem Einstieg zur Autorin "Wie man einen Prinzen tötet" und der Beschreibung einer Welt wie in Narnia habe ich dementsprechend mit einer Fantasygeschichte gerechnet, nicht aber mit dem Horror à la Lovecraft! Denn den hatte die Autorin eindeutig zum Vorbild genommen. Die Schrecklichkeiten, die dort beschrieben wurden, gingen mir doch sehr unter die Haut und zum Ende hin hatte ich solches Herzklopfen, dass ich mir erst einmal einen Tee kochen musste, bevor ich das Buch wirklich finalisieren konnte. Also ja, der Horror ist da. Und er ist alles andere als dumpf. Ich finde ihn wirklich gut gelungen und er fesselte so sehr, dass man einfach dranbleiben musste!
Dennoch hat dieses Buch auch Schwächen! Auch wenn die Spannung nicht abriss, merkte man zum Ende hin, dass der Autorin ein wenig die Luft ausging, was den bisher recht akkuraten und klaren Schreibstil anging. Je rasanter die Erlebnisse vorangingen, umso weniger konnte ich mir vorstellen, was denn nun genau passierte. Das ist für mich ein richtig dicker Minuspunkt, denn das hat die Story nicht verdient. Auch schlichen sich in meinen Augen zum Ende hin kleine Logikfehler ein oder Offensichtlichkeiten, die man als Leser bedeutend schneller erfasste, auch ohne omnipotenten Erzähler. Kara handelte zum Schluss ein wenig träge teilweise. Auch die zweite Hauptfigur, Simon (ihr erinnert euch, der Barista), wurde ein wenig abgestraft, was das Ende des Buches anging. Das hatte er, der die ganze Zeit an Karas Seite war, absolut nicht verdient. Ich will aber keinesfalls Spoilern!
Am Ende bleibt für mich ein Fazit zu ziehen.
Hätte ich gewusst, was sich hinter dieser Geschichte verbarg, hätte ich nicht zum Buch gegriffen, denn ich mag keinen Horror. Trotzdem konnte es mich sehr fesseln und der Horror darin war so intelligent aufgebaut, dass ich mich gut darauf einlassen konnte. Dennoch hat das Buch einige Schwächen und zum Ende hin einige Handlungsstränge, die niemals aufgedröselt wurden. Was in einem Horrorroman wohl vielleicht auch nicht notwendig ist, dennoch lässt es mich teilweise mit Fragezeichen zurück. Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen, denn es ist keinesfalls mit "Wie man einen Prinzen tötet" vergleichbar. Der wirklich feine Schreibstil der Autorin, den sie beinahe bis zum Ende hin durchhalten konnte, rettet das Buch für mich auf 4 Sterne.

Bewertung vom 14.08.2023
In den Garten, fertig, los!
Groult, Jean-Michel

In den Garten, fertig, los!


ausgezeichnet

Eins vorweg: Ich bin ein absoluter Gartennoob! Ich habe so gar keine Ahnung, scheu oft die Anstrengungen und beließ es bisher einfach bei Rasen zum Mähen!

Dieses Buch zu lesen macht mir dagegen Lust auf diverse Projekte. Sicherlich werde ich niemals zum Gartenprofi, aber mit den hier reich bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen verstehe sogar ich, was ich machen muss. Dabei gibt es reichlich Tipps für "Faule". Wer wusste schon, dass man sein Beet auch mit ein paar Lagen Pappe vorbereiten kann? Niemals wäre ich auf die Idee gekommen! Dabei zeigt das Buch von Beginn an, was man mit seinem Garten machen kann. Niemals hätte ich mir Gedanken gemacht, wie ich mir Wege anlege oder welche Beetumfassungen es gibt.

Dabei geht dieses Buch natürlich noch viel weiter: Behandelt werden auch verschiedene Gemüse-, Kräuter- und Obstpflanzen, sowie die Pflege oder mitunter auch das eigene Ziehen. Begeistert war ich auch von den Tipps zur Anlage einer vernünftigen Hecke! Und natürlich gibt es in diesem Buch auch viele Tipps zur allgemeinen Beetpflege. Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre eine Art kalendarischer Überblick, was wann im Jahr allgemein zu erledigen wäre.

Dennoch muss ich sagen, dass dieses Buch für mich eine große Hilfe darstellt. Jeder Handgriff ist mit einem Foto hinterlegt und veranschaulicht auch, was man wie machen muss. Gerade beim Rückschnitt der Gehölze ist man ja immer etwas feige... Zumindest geht es mir so. Dieses Buch aber nimmt die Scheu.

Gern hätte ich mir auch noch einen genaueren Exkurs gewünscht zur Behandlung gängiger Pflanzenkrankheiten und Schädlinge. Aber trotzdem wird hier und da am Rande etwas angesprochen und es werden Tipps gegeben. In jedem Fall schmälern meine Anmerkungen nicht die allgemeine sehr gute Bewertung. Ich kann das Buch jedem Anfänger empfehlen. Auch Fortgeschrittene in Sachen Garten finden hier wohl noch das ein oder andere, was sie dazulernen können. So werden hier auch Kräuter- oder Obstpflanzen behandelt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Ich denke, dieses Buch ist für jeden eine Bereicherung.

Bewertung vom 08.05.2023
Wie man einen Prinzen tötet (eBook, ePUB)
Kingfisher, T.

Wie man einen Prinzen tötet (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mich hat der ungewöhnliche Titel zu diesem Buch gelockt. Und da ich mal wieder in meiner Fantasy-Phase bin, musste ich doch hier mal reinschauen. Der Klappentext klang interessant, aber die Leseprobe war… ungewöhnlich. Die hätte mich fast abgeschreckt, denn dort werden drei oder vier Zeitlinien munter miteinander vermischt und man fühlt sich wie vom Zug getroffen, wenn man sich gerade in eine Szene eingelebt hat, die wieder endet und man sofort wieder ganz woanders ist.
Da herrschte für mich ein heilloses Durcheinander. ABER zum Glück hat mich das nicht abgehalten. Denn diese massiven Zeitsprünge enden bereits weit am Anfang und man taucht endlich richtig in die Geschichte ein. Der Schreibstil ist einfach großartig und man fühlt sich in dem Buch auch angekommen und Zuhause.
Zum Inhalt: Marra ist die jüngste Prinzessin des Hafenkönigreichs. Sie sieht mit an, wie ihre älteste Schwester Damia den Prinzen des mächtigen Nachbarlandes heiraten muss und auch wie eben diese tot nach Hause zurückgeschickt wird. Ein tragisches Unglück! Nun heiratet die mittlere Schwester, Kania, den Prinzen, um die Allianz der beiden Reiche zu stärken. Marra dagegen wird ins Kloster geschickt und lebt dort ein bescheidenes, aber glückliches Leben. Zur Geburt ihrer Nichte wird sie schließlich an den Hof ihrer Schwester eingeladen und erfährt dort Schreckliches. Prinz Vorling, Kanias Ehemann, hat einst Damia getötet und pflegt auch gegenüber Kania sadistische Neigungen. Sollte Kania sterben, wird Marra die nächste sein, die seine Frau wird. Was bleibt also zu tun? Richtig, Marra sucht sich Rat und gemeinsam mit einer illustren Truppe zieht sie aus, den Prinzen zu töten. Nur wie soll man das anstellen?
Meine Meinung: Das Buch ist einfach herrlich! Ich hatte so viel Spaß beim Lesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Grund dafür sind die Protagonisten. Marra ist großartig. Sie ist nicht dieses typische kleine Mädchen, sie ist bereits 30, steht im Leben und weiß trotzdem nicht, wo es hingehen soll. Sie ist in meinen Augen ein Charakter, den ich so auch noch nicht gelesen habe. Genauso ihre Begleiter. Sie alle sind einfach mitten dem Herzen der Autorin entsprungen. Und man merkt, wie sehr der Autorin diese Geschichte auch am Herzen liegt. Hier gibt es so viel zu entdecken, so viele wundervolle und fantastische Details, es gibt Magie (die aber nicht einfach alle Probleme löst), Dämonen, Krieger, Flüche, gute Feen… Es fiel mir so schwer, dieses Buch zu beenden, weil ich all das nicht missen wollte. Genauso wenig wie die Charaktere, mit denen man wirklich zittert, ob sie alle dieses Abenteuer auch überstehen würden. Ein großer Pluspunkt für mich: Die zarte Liebesgeschichte steht eher am Rande und stört nicht die Handlung.
Kurzum: Dieses Buch ist für mich ein Anwärter zu meinem persönlichen Lesehighlight des Jahres. Ich kann es unumwunden empfehlen.

Bewertung vom 11.09.2022
Ein Dieb kommt selten allein / Berlin Monster Bd.2
Rabe, Kim

Ein Dieb kommt selten allein / Berlin Monster Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Teil von Berlin Monster wartet dieses Mal nicht mit einer spektakulären Mordserie auf, sondern mit einem Diebstahl. Damit wirkt die Handlung im ersten Moment recht banal und deutlich weniger spannend, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen.
Kurz zum Inhalt: Lucy Wayne ist nach ihrem großartigen Erfolg aus dem letzten Roman schon wieder pleite und greift nach jedem Strohhalm. Noch dazu gibt es Spannungen zwischen ihr und Aki und auch Lore ist ausgezogen. Doch zu unser aller Vergnügen hat sich Cosima entschieden, der WG beizutreten. Lucy bekommt nun den Auftrag, bei einer Ausstellungseröffnung von magischen Artefakten im Museum die Echtheit dieser besonderen Stücke zu zertifizieren. Aus Geldmangel nimmt sie diesen Job an, doch als man versucht, sie auszuschalten, wird sie stutzig. Schließlich kommt es bei der festlichen Eröffnung zu einer Demonstration magischer Wesen und auch zu einem Diebstahl. Die Tatverdächtige? Natürlich Lucy. Und genau diese wird von ihren ehemaligen Kollegen der ÜSG-9 kräftig durch die Mangel genommen. Ihr Ehrgeiz ist geweckt. Sie muss ihre Unschuld beweisen. Doch auf Akis Hilfe kann sie dabei nicht zählen.
Der Schreibstil in diesem Buch war wieder so herrlich alt-detektivisch… Wie in den alten Schwarz-weiß-Filmen. Ich habe das bereits im ersten Buch so sehr geliebt und deshalb gehörte es auch zu meinen Lesehighlights aus dem letzten Jahr. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass es eine Fortsetzung gab.
Die Charaktere, die Alten wie auch die Neuen, kommen durchweg glaubwürdig rüber. Cosima war schon mein absolutes Highlight aus dem ersten Buch und auch hier glänzt sie mit unglaublicher Treue und ihrer ganz eigenen Art. Sie ersetzt Lore damit perfekt in dieser WG, die ja auch im ersten Buch eher eine Nebenrolle spielte. Damit war das Ersetzen eine wirklich gute Idee. Es war allerdings schade, dass weniger von Aki kam. Jedoch macht sich hier ein spannender Nebenschauplatz auf, der dann sicher auch im dritten Buch weitergeführt wird.
Auch das alte Problem mit Maeve bleibt bestehen und wird hier am Rande wieder eine Rolle spielen.
Rundum hielt ich das Buch zuerst für etwas langweilig und ich muss sagen, dass ich ein paar Schwierigkeiten hatte, hier wieder hereinzukommen. Doch als der ganze Fall Fahrt aufnahm, konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Dabei entwickelt sich alles so ganz anders, als es zuerst begonnen hatte. Und genau das macht den Charme aus.
Ich muss ehrlich sagen, ich hatte hier wieder richtig viel Spaß und vergebe trotz des teilweise etwas zähen Anfangs meine 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle Fantasy- und Krimifans.

Bewertung vom 13.08.2022
Die Töpferei am Meer / Schottische Träume Bd.1 (eBook, ePUB)
Hay, Cara

Die Töpferei am Meer / Schottische Träume Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Als die Keramikkünstlerin Kirsty von der unfreundlichen Cailin Buchanan kontaktiert wird, bricht ihre bisher so sorgsam funktionierende Welt zusammen. Ihre Großmutter, von der sie nichts wusste, ist gestorben. Und nun hat sie das Haus auf der hübschen schottischen Insel Mull geerbt. Jegliche Versuche, ihre Mutter zu kontaktieren und dieses offensichtliche Missverständnis aufzuklären, scheitern kläglich.
Auch Kirstys Freund ist dafür, das Haus einfach zu verkaufen und der Sache nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Doch tief in sich fühlt sich Kirsty entwurzelt und sie will mehr über das Leben ihrer Großmutter und auch ihrer Mutter herausfinden. Also reist sie nach Mull und lernt dort die Freundinnen ihrer Großmutter kennen, die zu Beginn einen fiesen Plan ausgeheckt haben, um sie sehr schnell wieder von der Insel zu gruseln. Einzig der Pubbesitzer Aiden scheint ihr wohlgesonnen und wird zu ihrem einzigen Halt. Denn je mehr sich Kirsty mit der Vergangenheit beschäftigt, desto mehr wird ihr klar, dass ihre derzeitige Beziehung eine komplette Sackgasse ist. Doch langsam lernt sie die Herzen der Gang, die Freundinnen ihrer Großmutter, zu erobern und sie will unbedingt dazugehören.
Alles in allem ließ mich dieses Buch etwas zwiegespalten zurück. Ich wusste stellenweise nicht, ob ich das Geschriebene gut oder mies finden sollte. Und ich muss gestehen, die Autorin spielt da in meinen Augen sehr mit der scheinbaren Schrulligkeit ihrer Protagonistin. Kirstys Drang, sich an Dinge zu klammern, Oberflächen zu erspüren und Menschen oftmals nicht so zu sehen, wie sie sind, war für mich eine kleine Herausforderung. Dennoch sehen wir das ganze Buch durch Kirstys Augen und ich muss zugeben, sie ist mir doch sehr sympathisch gewesen. Am besten gefielen mir aber die ganzen Nebencharaktere. Von Maisie, dem Clay Girl, über Hamish bis hin zu Cailin und Ian, sie alle waren großartig. Am besten aber gefiel mir Ians Vater, James Lennox, von dem ein so trauriges und einsames Bild gezeichnet wurde, dass es mich auch beim Lesen sehr betroffen machte. Ich erinnere mich an eine Szene, als er am Fenster stand und sehnsüchtig in das Innere des Pubs sah. Da zog sich mir das Herz zusammen.
Außerdem war es unglaublich spannend, Kirsty zu begleiten, wie sie verzweifelt versuchte, ihre Wurzeln zu finden. Die Differenzen mit ihrer toten Großmutter, ihrer noch lebenden Mutter, die Sehnsucht und die fehlenden Antworten zermürben sie dabei.
Ich war nie ein Freund von großen Familiengeheimnissen, aber hier muss ich wirklich sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Der Schreibstil trug sein übriges dazu bei. Ich hatte teilweise das Gefühl, der Gang direkt über die Schultern sehen zu können. Und ich hatte manchem Charakter gern mal die Augen ausgekratzt.
In meinen Augen ist das Buch eine klare Leseempfehlung. Auch wenn ich mich nach langem Überlegen doch nur zu vier Sternen durchringen konnte. Es fehlt das gewisse Etwas bei Kirsty und ihrer Obsession, die manche Situationen doch ein wenig zum Fremdschämen ausarten ließ. Auch die Geschichte zwischen ihr und Aiden war ein wenig schwierig teilweise, sodass ich insbesondere bei ihm so einiges nicht nachvollziehen konnte.
Trotzdem ist dies wohl der Auftakt einer kleinen Serie, wie man sie vielleicht auch von Manuela Inusa kennt. Und das hier erstellte Setting gefällt mir unglaublich gut. Gern hätte ich etwas mehr über die Insel erfahren. Da wurde das Potential nicht voll ausgeschöpft. Aber vielleicht in den Folgebänden? In jedem Fall werde ich mir auch gern den nächsten Band ansehen und zu Gemüte führen.

Bewertung vom 07.03.2022
Strandkorbzauber (eBook, ePUB)
Merburg, Marie

Strandkorbzauber (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein kleines Lesefest auf Fischland-Darß-Zingst
Strandkorbzauber ist der neuste Roman von Marie Merburg, der dieses Mal nicht auf Rügen, sondern der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst spielt. Eine willkommene Abwechslung zum üblichen Setting.
Schauplatz ist das fiktive Örtchen Liebwitz, das mit einer groß angelegten Werbekampagne, immerhin lebt dort tatsächlich das älteste Ehepaar Deutschlands, das Dorf der Liebe werden will, um so neue Touristen auf sich aufmerksam zu machen.
Dazu wurde der altersschwache Leuchtturm renoviert und zum neuen romantischen Standesamt umfunktioniert. Auch hat der Bürgermeister die Idee, die mittlerweile berühmte Künstlerin Hannah Bradhering, die mit ihrer Bilderserie Grey Depression zu großem Ruhm gelangte, um zwei Gemälde für das Trauzimmer zu bitten.
Hannah erhält das Angebot in Berlin, doch in ihr sträubt sich alles, wieder in ihr Heimatdörfchen zurückzukehren. Schließlich warten dort ihre Familie, mit der sie sich auseinandergelebt hatte, und ihr Exfreund, der wenig rühmlich mit ihr Schluss gemacht hatte. Außerdem sollte möglichst niemand wissen, dass Hannah bei weitem nicht so erfolgreich war, wie alle dachten. Ihr aufstrebender Stern am Künstlerhimmel war bereits wieder erloschen und sie hielt sich nur noch mit Nebenjobs mehr schlecht als recht über Wasser.
Als sie dann doch zurückkehrt, um zwei ihrer Bilder zu verkaufen, rauscht sie in ein Leben voller Probleme. Da ist ihr verwöhnter Bruder, der arbeitslos und depressiv wieder in sein Kinderzimmer gezogen war, ihre Eltern in finanziellen Schwierigkeiten und nicht zuletzt natürlich ihr Exfreund, Finn.
Da ist Ärger vorprogrammiert zwischen all den Lügen, Geheimnissen und verschwiegenen Wahrheiten. Und als wäre das nicht genug, so will streitet sich das älteste Ehepaar Deutschlands bereits seit Jahren bis aufs Blut und will sich scheiden lassen. Liebwitz‘ Marketingkampagne droht zu scheitern. Der Einzige, der nun noch helfen könnte, ist Finn. Doch ob Hannah seine Hilfe annehmen kann, ob sie ihr Familienheil retten und über ihre eigene Vergangenheit hinwegkommen kann, das müsst ihr natürlich selbst lesen.
Versprechen kann ich euch aber eins. Euch erwartet hier ein Roman voller Geheimnisse, Schicksalsschläge, Dorftratsch, gescheiterten Existenzen… und doch auch den Mut zu seinen eigenen Träumen zu stehen und den Willen an sich zu arbeiten. Dieser Roman ist für mich mehr als nur eine leichte Sommerlektüre. Man nimmt so unglaublich viel mit von der Charakterentwicklung, es ist ein wahres Lesefest!
Frau Merburg zeichnet großartige Figuren, die einem schnell ans Herz wachsen, auch wenn sie nur einen kleinen Auftritt haben. Hannahs künstlerische Reise ist ebenso spannend wie die ganzen Verwicklungen der Bewohner des Dorfes untereinander. Besonders liebte ich die kleinen Rückblicke in Hannahs Kindheit, die so viel Charme hatten, dass ich nur mitträumen konnte. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, um zu erfahren, wie und warum es zum Bruch zwischen ihr und Finn kam, wieso die Familie so auseinanderdriftete, warum sich Else und Heinz (das alte Ehepaar) permanent stritten. Das alles wurde so gut erdacht und geschrieben, ich war richtig traurig, als ich das Buch beendet hatte und meine Lesereise nach Liebwitz vorbei war. Umso mehr freut mich, dass Frau Merburg wohl plant, dorthin zurückzukehren. Wenn das passiert, bin ich natürlich sofort wieder mit an Bord.

Bewertung vom 30.01.2022
Candlelight Inn - Liebeszauber (eBook, ePUB)
Bretton, Barbara

Candlelight Inn - Liebeszauber (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich habe das Buch eben beendet und muss sagen... Tja, was muss ich sagen?

Die Geschichte war alles andere als das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte eine fluffig leichte Liebesgeschichte vor einem wunderschönen Ostküstensetting erwartet. Eine Geschichte, in der sich zwei Menschen finden, necken, es vielleicht ein paar Missverständnisse gibt, sie am Ende aber zusammenkommen und ein Happy End natürlich klischeehaft in Aussicht gestellt wird.

Was habe ich bekommen?

So unglaublich viel mehr.

Ich habe ein Buch bekommen, in dem ich die Familiengeschichte der DiFalcos kennenlernte, ihr Pech mit Beziehungen, ihre mangelnde Art zu kommunizieren... Ich habe Maddy, ihre kleine Tochter Hannah und ihre Mutter Rose kennengelernt. Diese drei waren einer der Kernpunkte dieser Geschichte. Und die Geschichte bringt so viel Trauer und Altlast mit... Angefangen von der Trennung von Maddy mit Hannahs Vater, der schlechten Beziehung zu ihrer Mutter Rose und auch die Beziehung von Rose zu Maddys Vater... Es gab so viele Geheimnisse, unausgesprochene Probleme, jeder rieb sich an dem anderen auf... Ich hätte so oft rufen können: "Redet doch endlich miteinander!" Und immer, wenn sie es taten, wurde es teilweise ein bisschen schlimmer...

Und dann bekam ich auch die Familiengeschichte um die leidgeplagten O'Maleys... Ein Vater, der seine Tochter nun ins Erwachsenenalter entlässt und Angst vor der Einsamkeit hat, der so viel Tod und Trauer in der Familie ertragen musste, angefangen vom Großvater, der bei einem Sturm umkam, über die Eltern bis zum eigenen Bruder, den er nicht aus den Flammen eines Lagerhausbrandes retten konnte und dabei auch noch schwer verletzt wurde...

Diese beiden Welten prallen aufeinander im von den DiFalcos sehr erfolgreich geführten Candlelight Inn und dem Pub der O'Maleys, der vor dem Scheitern steht. Und was verbindet das alles? Eine Auktion auf einen alten, rostigen, russischen Samowar, den sowohl Maddy als auch Aiden O'Maley unbedingt jeweils für die eigene Tochter ersteigen wollen. Und schon haben wir einen Roman, in dem so viel mehr steckt, als nur die klassische Liebesgeschichte. Hier steckt so viel Vergangenheitsbewältigung drin, so viel Krisenbewältigung mit der eigenen Familie, so viel Pechsträhne, über die man verzweifelt versucht, hinwegzukommen... Und ja, es steckt auch ein klein wenig Weihnachten drin und ein wenig Wunder.

Ich muss sagen, ich habe mich manchmal sehr durch diesen Roman gequält, weil die wechselnden Perspektiven, die wirklich auch schnell gewechselt wurden, mich sehr viel Konzentration kosteten... Aber das war es alles wert. Insbesondere Irenes Geschichte hatte mich einfach nur zu Tränen gerührt. Die Geschichte einer alten, verbitterten Dame, die das eigene Glück im Leben verloren und das neue nicht recht packen konnte... Ihr eigenes Unglück und Unvermögen zog sich durch die Generationen... Und doch vermochte sie so viel guten Einfluss auf diejenigen zu nehmen, die nicht zur Familie gehörten...

Am Ende kamen mir wirklich die Tränen. Und ich konnte mich in absolut jeden hervorragend hineinversetzen. Bei jedem Konflikt konnte man beide Parteien so gut verstehen und mir war lange nicht klar, wie sich das alles zum Guten wenden sollte.

Ich bin wirklich sehr froh, dass ich diesen Roman lesen durfte. Und ich kann ihn jedem guten Gewissens empfehlen.

Bewertung vom 25.08.2021
Nachts sind alle Mörder grau / Berlin Monster Bd.1
Rabe, Kim

Nachts sind alle Mörder grau / Berlin Monster Bd.1


ausgezeichnet

Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserezension vorab lesen, das beeinflusst jedoch nicht meine Meinung.
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich von dem Buch wirklich begeistert war. Die Thematik und die Idee haben mich einfach mitgerissen. Und insbesondere der Schreibstil war in meinen Augen genial. Irgendwann vergaß ich, dass ich las. Es war so, als würde sich vor meinem inneren Auge ein Film abspulen. Das machte es mir ungeheuer schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Insbesondere ab der zweiten Hälfte.
Dennoch hatte ich auch ein paar Schwierigkeiten mit diesem Buch. Die Idee um die Stifs, wie sie entstanden und lebten, war mir schnell klar. Dennoch kam ich mit den vielen verschiedenen Arten anfangs nicht zurecht. Auch hatte ich große Probleme mit Berlin. Nicht Berlin an sich, aber da ich noch nie dort war und mich ehrlich gesagt auch nie damit beschäftigt habe, kann ich eben auch nicht sagen, was die Stadtteile besonders macht. Warum Grunewald anders ist als Tegel beispielsweise. Und das Buch spielt sehr stark mit diesen örtlichen Gegebenheiten. Auch was Straßennamen anging. Ich denke aber, dass das gerade für Berliner einen sehr starken Reiz ausmacht. Sie können sich so noch viel stärker in die Geschichte einfühlen! Ich dagegen als ortsfremde hatte meine Probleme. Doch würde das Buch so vergleichbar in meiner Heimatstadt spielen, ich wäre begeistert gewesen von der Art und Weise, wie die Autorin die Orte einbindet. Von daher kann das Buch ja nichts dafür, dass ich kein Berliner bin und mir auch keinen Stadtplan danebengelegt habe. Letzteres hätte ich übrigens niemals getan, um den Lesefluss nicht zu unterbrechen.
Denn das Buch war spannend bis zum Schluss! Ich war absolut begeistert. Lucy war mir unglaublich sympathisch. Sie ist in meinen Augen manchmal etwas kaltschnäuzig und tut sehr stark, aber nur um ihr Inneres zu beschützen. Im Laufe des Buchs macht sie eine großartige Veränderung durch. Ihre besten Freunde, Aki und Lore, haben mir auch sehr gefallen. Anfangs kam mir Lore eigentlich viel zu kurz. Doch gerade ab der zweiten Hälfte des Buches spürt man, wie wichtig diese Figur eigentlich ist. Insbesondere auch Verwicklungen, über die man anfangs „hinweggelesen“ hat, sie als bloße Information über den Charakter abgetan hat, die wurden wichtig! Ich liebe so etwas an einem guten Krimi. Dass da eine Lösung nicht aus dem Nirvana kommt, sondern in Wahrheit schon das gesamte Buch über Hinweise wie Brotkrumen ausgestreut werden. Das macht unglaublichen Spaß zu lesen.
Da ich immer ein großer Fan von gut gemachten Nebenfiguren bin, muss ich unbedingt einmal anmerken, dass ich Cosima absolut göttlich finde. Auch der Twist in der Handlung, der wahre Täter hinter allem, den man wohl innerlich vom eigenen Gefühl her schon fast im Visier hatte, dann aber doch total überrascht wurde… Ich war wirklich begeistert! Allein schon die Idee, eine Detektivgeschichte im klassischen Stil (ich denke da an Marlowe) in einem Berlin voller Fabelwesen spielen zu lassen… Wirklich großartig.
Doch was ich ganz besonders schätzte, das ist der Schreibstil! Schon in der Leseprobe wurde ich umgehauen und fühlte mich gedanklich in einen schwarz-weiß Detektivfilm zurückversetzt. Das musste ich noch einmal anmerken. Tolle Leistung! Und der ganze Stoff bietet genug Futter für Band zwei und Band drei in meinen Augen. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Autorin darüber nachdenken würde. Das Cover dagegen hätte mich fast dazu verleitet, über dieses Buch hinwegzusehen. Denn es wirkt in meinen Augen unscheinbar. Jedoch hätte ich jetzt nach dem Lesen beim besten Willen nicht gewusst, wie man es hätte passender gestalten können. Und je länger ich es betrachte, desto hübscher finde ich es wiederum. Ich hoffe sehr, dass noch viele zu diesem tollen Buch greifen. Ich finde es schon wieder schade, dass ich es als ebook gelesen habe und nicht die Printausgabe in mein Regal stellen kann.
Mein Fazit: Ich habe lange nicht so etwas Fesselndes gelesen!

Bewertung vom 21.06.2021
Glück an Bord (eBook, ePUB)
Flieder, Sonja

Glück an Bord (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Buch ist wirklich ein wunderbarer Zeitvertreib. Ich schaue prinzipiell immer zuerst aufs Cover, dieses hier hat mich total überzeugt. Die Farben sind klar und schön, das Kreuzfahrtschiff passt natürlich zu Titel und Inhalt und ich empfinde es als sehr gut zum Wegträumen in ferne Urlaube.
Auch die Inhaltsangabe hat mich überzeugt. Olivia macht mit ihren Freundinnen eine langersehnte Kreuzfahrt. Auf dem Schiff trifft sie auf Alex, ihre einstige Jugendliebe, der nun als Koch die Gaumen der Passagiere verwöhnt. Um den beiden den richtigen Schubs zu geben, helfen ihre Freundinnen tatkräftig nach.
Die Leseprobe hatte mich auch vollends überzeugt, also musste ich es einfach lesen. Die Charaktere fand ich sehr gut gezeichnet. Gerade Olivia mit ihrer schweren Vergangenheit war der Sympathieträger schlechthin. Ihr Schicksalsschlag hat mich sehr berührt und die Szenen, die das beschrieben, haben mich schon mitleiden lassen. Umso mehr gefielen mir ihre Freundinnen, die Verständnis zeigten und sie oft aufmunterten und auf andere Gedanken brachten. Auch Alex war in meinen Augen ein sehr süßer Koch. Ich hab an ihm nicht eine schlechte Seite entdeckt und dachte mir aber so manches Mal, Olivia geht zu hart mit ihm ins Gericht...
Meine persönliche Lieblingsszene war beim Landgang, wo sich beide trafen und Kräuter und Duftsäckchen kauften. Dort entstand auch das erste Foto mit beiden gemeinsam. Hier hat die Autorin dieses Knistern sehr gut beschrieben, sowie den Moment, wo sich Alex dann wohl neu verguckt hat.
Doch wäre dieses Buch nur eitel Sonnenschein, wäre es wohl langweilig. Es gab genug Spannung und die Landgänge mit den Ausflügen waren die richtige Abwechslung. Auch der Besuch bei Olivias Schwester war für mich ein kleines Highlight. Gern hätte ich aber mehr von Nina und Philipp gelesen. Die beiden Chaoten waren für mich ja die heimlichen Helden, ich mochte sie sehr.
Rundum kann ich das Buch jedem Empfehlen, der sich einmal wegträumen möchte. Es bietet die richtige Art der Kurzweile, bleibt aber leider nicht nachhaltig im Gedächtnis. Als Urlaubslektüre trotzdem perfekt.