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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anni
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2023
Ehern
Maier, Luise

Ehern


ausgezeichnet

Die Autorin beschreibt eindrucksvoll anhand einer fesselnden Aneinanderreihung von Träumen, Reisen und Erinnerungen, die Suche nach ihrer eigenen Identität.
Die Schwierigkeit eine Liebesbeziehung zu Antoine einzugehen, wirft bei der Protagonistin Ida Fragen auf und führt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte, insbesondere mit der Zeit im Zweiten Weltkrieg. Die Probleme im eigenen Leben und transgenerationale Traumatisierung werden thematisiert und in einen Zusammenhang gebracht.

Das Buch ist leicht lesbar und durch die Ich-Erzählung schafft die Autorin eine emotionale Nähe zu den Protagonisten, die einen die Geschehnisse miterleben lassen.

Ungeschönt wird der arbeitsreiche Alltag im ländlichen Raum und die Härte der Großmutter gegenüber ihren Kindern dargestellt. Man spürt ihre seelische Kälte. Den dargestellten Lebensalltag habe ich als sehr authentisch empfunden. Die aufgefundenen Briefe lassen einen ganz anderen Charakter erahnen, so dass die Bedeutung des Familiennamens für mich plötzlich einen Sinn ergab. .

Als Leser kann man verschiedene Fragmente der Leben aufnehmen, wobei hauptsächlich Kindheitserlebnisse nach dem Krieg und die Überforderung durch eine kalte Mutter im Fokus stehen. Inwiefern das mütterliche Verhalten mit der verbotenen Liebesbeziehung und mit der folgenden eher ungewollten Lebensgeschichte und ihrem “Schicksal“ zusammenhängen, lässt sich gut nachspüren.

Das Buch wurde für seine tiefe Auseinandersetzung mit Herkunft und Vergangenheit und seine gesellschaftliche Relevanz mit dem Berner Literaturpreis gewürdigt.

Bewertung vom 08.10.2022
Die Stimme meiner Schwester
Vieira Junior, Itamar

Die Stimme meiner Schwester


sehr gut

Die angesprochenen Themen und das Eintauchen in diese fremde Welt der Nachfahren der Sklaven in Brasilien haben das Buch für mich lesenswert und bewegend gemacht. Die Beschreibungen des Lebens und der geheimnisvollen Rituale sind eindrücklich.
Den Aufbau des Buches fand ich teils schwer nachvollziehbar und ich habe den alles verbindenden Faden vermisst. So hat mich das plötzliche Auftauchen „der Verzauberten“ eher irritiert. Plötzlich driftet die Geschichte wieder ins Mystische ab. Das fand ich sehr schade, denn das Buch hat das Potential aufzurütteln.
Ein fesselndes Buch mit der wichtigen Botschaft sich auf seine Wurzeln zu besinnen und für seine Freiheit zu kämpfen.

Bewertung vom 25.09.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Daniela Dröscher nimmt uns in ihrem autofiktionalen Buch „Lügen über meine Mutter“ mit in die 80er Jahre, in ihre Kindheit auf dem Dorf im Hunsrück und viel mehr.

Ihr Vater macht das Übergewicht ihrer Mutter für alles in seinem Leben verantwortlich, was nicht so läuft, wie er es sich vorstellt. Trotz der ständigen Erniedrigungen und Reduzierung auf das eigene Gewicht kämpft sich die Mutter durch ihren Alltag, arbeitet hartnäckig an ihrem beruflichen Vorankommen, kümmert sich um ihre pflegebedürftige Mutter und ein vernachlässigtes Kind aus der Nachbarschaft und bewahrt sich immer ihre Geduld und Herzenswärme.
Hinzu kommen die Schwiegereltern im selben Haus, die Enge der Dorfgemeinschaft und die Herkunft, deretwegen sie sich diskriminiert fühlt.
Auch wenn es verbal kaum offene Kritik am Vater gibt, so findet die Mutter letztendlich einen anderen Weg, ihre Macht zu demonstrieren.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und lässt sich flüssig lesen. Dabei werden mit ruhiger Selbstverständlichkeit Ungeheuerlichkeiten und Sticheleien des Vaters vorgetragen, über die man nur erbost sein kann.
Der Vater kommt generell sehr schlecht weg und wird mit weisskaltem Haar beschrieben, was bei mir immer die Assoziation zu eiskalt hervorgerufen hat. Liebe und Wertschätzung gibt es nicht, aber an Trennung scheint keiner zu denken, in dem fest verankerten Abhängigkeitsverhältnis namens Familie.
Verstärkt wird hier die Sprache durch hervorgehobene Redewendungen, die vielen geläufig sein dürften.

Die Autorin verwendet zwei Perspektiven, die sich gegenseitig abwechseln. Sie erzählt aus dem Leben ihrer Familie aus ihrer kindlichen Perspektive. Eingeschoben gibt es Abschnitte aus einer erwachsenen und analytischen Perspektive, in der sie versucht der Dynamik und auch der Körperfülle ihrer Mutter auf den Grund zu gehen.
War es so, dass ihre Mutter in dem Glauben aufgewachsen ist, dass Dick sein mit Gesundheit und Wohlstand verknüpft ist? Oder ist die Ursache eine Depression? Einerseits verehrt sie ihre Mutter, aber bemerkt , dass auch sie beginnt, sich am Gewicht zu stören und begibt sich auf die Suche nach den Ursachen und ihrer eigenen Scham.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen sich oder andere in diesem gesellschaftskritischen Buch und der Enge der Dorfgemeinschaft wiederfinden werden.

Bewertung vom 25.09.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


gut

Franziska hat zwei Jahre lang in Paris gelebt und dort eine Beziehung geführt und beendet. Nun lebt sie wieder in Deutschland und arbeitet als Texterin. Sie arbeitet an einem Romanmanuskript, hat ausreichend Einkommen und trifft sich mit Freunden.
Das Leben der Protagonistin scheint nach Plan zu verlaufen und trotzdem ist sie unzufrieden mit sich, ihrem Alter und der Welt. Ist ihre Jugend schon vorbei oder doch erst mit einem Kind? Ihr Leben soll auf keinen Fall so wie das ihrer Eltern werden.

Das Buch wechselt zwischen dem Vergangenem und dem Jetzt in Franziskas Leben und lässt Auszüge ihres Romanmanuskripts einfließen. In ihrem Romanentwurf bringt sie in abgewandelter Form ihre Gedanken, ihr Leben und das ihrer Freunde unter.
Franziskas Gedanken schweifen dabei immer wieder ab und mir war manchmal nicht klar, ob ich gerade ihre Erinnerungen oder das Jetzt erlebe. Die Zeitebenen, Realität und Fiktion verschwimmen und ich habe mich oft gefragt, ob die Autorin hier über ihre eigenen Konflikte schreibt.

Die Autorin hat eine gute Beobachtungsgabe, erzählt unaufgeregt und fängt die Dynamik der Freunde untereinander und Franziskas Denken perfekt ein. Mir haben die Beschreibungen der zwischenmenschlichen Beziehungen besonders gut gefallen. Das war alles so treffend und nachvollziehbar.
An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, aber er hat mir dann gut gefallen. Man taucht tief in die Gedankenwelt ihrer Protagonistin ein und sie spricht aktuelle Themen wie Internetnutzung, Telefonnutzung, Drogenkonsum u.a. kritisch an.

Bezeichnenderweise fand Franziska das Schlagwort Freizeit über eine Googlesuche zu Frauen und Arbeit.

Ein Buch über Identitätsfindung und die Herausforderungen des Lebens und der Freundschaft mit dem die Autorin meiner Meinung nach perfekt das Lebensgefühl Vieler der jüngeren Generationen eingefangen hat.

Bewertung vom 19.09.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


sehr gut

Funmi, Zainab und Enitan sind beste Freundinnen und sehen sich nach 30 Jahren zur Hochzeit von Funmis Tochter in Lagos wieder. Ihre Herkunft und Religionen sind verschieden und ihr Zusammenhalt und ihre Freundschaft sind einzigartig. Mit ihren Erfahrungen aus der Vergangenheit können sie auch die Herausforderungen der Gegenwart meistern.

Die Handlung führt den Leser nach Nigeria. Da kulturelle Besonderheiten eine Rolle spielen und viele nigerianische Begriffe vorkommen, habe ich gleich zu Beginn einen Blick ans Ende des Buchs geworfen und dort ein Glossar gefunden.

Das Buch ist in 3 Teile gegliedert. Zwei davon spielen in Lagos und einer führt uns an den Studienort der drei nach Zaria, Kaduna, wo alles begann. Das Ereignis der Hochzeit gibt dem Buch den Rahmen um die Lebensgeschichte der drei Frauen. Man taucht ab in eine größtenteils unbekannte Welt des nigerianischen Lebens.
Auch wenn die drei starken Frauen und ihre Freundschaft im Vordergrund stehen, so wird auch die ständig drohende Gewalt, das Patriarchat, die Religionen und die Kolonisation thematisiert. Nigeria ist ein Land, in dem viele unterschiedliche Völker und Religionen zusammenleben und so kommt es regelmäßig zu Konflikten. Das Buch zeichnet aus meiner Sicht ein authentisches Bild der Menschen in diesem Land.

Das Buch ist ein lebendig und einfühlsam geschriebenes, vielschichtiges Debüt. Anfänglich konnte ich das Besondere zwischen den drei Frauen noch nicht spüren, aber im Verlauf erfährt man Details aus ihrem Leben und kommt ihnen immer näher. Man beginnt zu verstehen wie und woran ihre Freundschaft gewachsen ist. Es gipfelt in der traditionellen Trauungszeremonie in all ihren Farben, die ich mir sehr gut vorstellen konnte und mich mitgerissen hat.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und die fesselnde Geschichte hat dazu beigetragen, dass ich das Buch nach kurzer Zeit beendet habe.

Der Roman handelt von einer starken Freundschaft, die Unterschiede akzeptiert und daran wächst. Eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.09.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


gut

In Band 2 kommt etwas mehr Schwung in die Geschichte. Wir begleiten das Leben der drei Freundinnen von 1961 bis 1989 auf der Ost- und Westseite Berlins. Wie schon zu vermuten war, ist Clara die Flucht nach West-Berlin erfolgreich geglückt. Sie kommt dort bei ihrer neuen Freundin und Unterstützerin Lilli unter. Trotzdem bleibt sie im Herzen ihren Wurzeln verbunden und hält weiterhin den Kontakt zu ihren Freundinnen.

Die Figuren haben für mich in diesem Band mehr Schärfe bekommen und traten deutlicher zutage. Alle drei haben sich zu starken Charakteren entwickelt und ich habe ihre Geschichten neugierig verfolgt. Man begleitet die drei abwechselnd in ihrem Alltag und auch wenn Manches vorhersehbar ist, so hält die Geschichte einige überraschende Wendungen bereit. Besonders an Lillis Geschichte ist die Entwicklung einer unsicheren, beeinflussbaren jungen Frau gut nachzuvollziehen. Die Entwicklung der beiden anderen fand ich etwas holpriger, zumal es einige Unschärfen im DDR-Alltag gab.

Etwas irritiert haben mich manche Beschreibungen des Lebens und besonders das beschriebene Outfit aus den 60er Jahren. Das Fleischerhemd und die Tramper kenne ich nur aus den 80ern in der DDR. Wer nicht in dieser Zeit dort gelebt hat, dem wird das wahrscheinlich nicht einmal auffallen. Mich stören solche Unschärfen leider.

Der Roman liest sich ansonsten aufgrund der abwechslungsreichen Geschichte und des leicht lesbaren Schreibstils schnell. Ich konnte trotz der wechselnden Perspektiven gut folgen.

Alles in allem fand ich diesen Band besser als den Vorgänger und daher war es für mich ein gelungener und unterhaltsamer Folgeband, aber Begeisterung konnte die Reihe nicht auslösen.

Bewertung vom 18.08.2022
Zehn Jahre du und ich
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


gut

Becca und Charlie haben nur eins gemeinsam und das ist Ally - Beccas beste Freundin und Charlies Traumfrau. Als Ally frühzeitig verstirbt, hinterlässt sie den beiden ihre Bucketlist, von der sie jedes Jahr einen Punkt umsetzen sollen. Ob sie sich dabei näher kommen können?

Das Cover ist für mich ein Hingucker. Es ist schön gestaltet, hat eine ausgefallene Umschlagklappe und auf der Innenseite findet man die Bucketlist.

Das Buch hat auch gleich im Prolog mit Galgenhumor gepunktet, so dass ich den Einstieg in die Geschichte gut fand. Wie das Ganze ausgeht, kann man sich aufgrund des Titels leider schon mehr oder weniger denken und das macht den Roman ziemlich vorhersehbar. Das war für mich der größte Minuspunkt, da dadurch die Spannung fehlte.

Und obwohl ich die leichte Schreibweise mochte, hat die Geschichte einige Längen, die das Lesen mühsam machen. Noch dazu hat mich die Protagonistin Becca oft an die Grenze des Erträglichen geführt. Sie ist sehr impulsiv und macht aus allem ein Drama. Immer wenn man denkt, sie verhält sich normal, passiert wieder etwas, was sie zum Ausflippen bringt. Sie ist total anstrengend. Ich hätte keine Lust gehabt, mich mit ihr jedes Jahr zu treffen. Das war schon seelische Folter und wiederholt sich Jahr für Jahr, so dass für mich die überraschende Wandlung am Ende unglaubhaft war. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, woher diese Aggressivität gegenüber Charlie kam. Hinzu kamen noch andere Figuren, deren Verhalten ich fragwürdig fand.

Es gab glücklicherweise einige tiefsinnige und Passagen mit Sprachwitz, die mich nachdenklich gestimmt oder/ und gut unterhalten haben und am Ende kann das Buch im Epilog überraschen.

Alles in allem war diese Liebesgeschichte für mich aufgrund der oft nicht nachvollziehbaren Entwicklung der Protagonisten und der fehlenden Spannung ein, wenn auch eher durchwachsenes, gutes Buch für zwischendurch.

Bewertung vom 21.06.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


ausgezeichnet

Wir sind im Jahr 1948 und Leo wurde in das Sommerhaus seiner Verlegerin südlich von New York eingeladen. Er soll dort die Ruhe und Inspiration finden, um an seinem neuen Buch zu arbeiten. Nur leider erfährt er bei der Ankunft, dass es abgebrannt ist und er muss mit einem kleinen Zimmer in einem einfachen Hotel vorlieb nehmen.

Ruhe findet er dort zwar nicht und mit dem Buch geht es nicht voran, aber er knüpft nach anfänglichem Misstrauen übers Kartenspiel zarte Bande zur Eigentümerin Dora und auch ansonsten findet er nette Kontakte in der Umgebung und wird so nach und nach Teil der Gemeinschaft.

Es liest sich flüssig und mit so viel Leichtigkeit, ist amüsant und hat mir oft ein Schmunzeln entlockt. Es hält außerdem einige Überraschungen bereit. Auch wenn immer wieder von drückender Hitze die Rede ist, konnte mir das Buch die ländliche Unbeschwertheit eines Sommertags vermitteln.

Leo und Dora kommen mir wie die Übriggebliebenen eines vergangenen Lebens vor. Leo ist jüdischen Glaubens und musste seine Heimat während des 2. Weltkriegs verlassen. Er denkt oft zurück. Eine tiefe Sehnsucht nach dem unwiederbringlichen Vergangenem schwingt bei ihm mit. Der neuen Umgebung öffnet er sich eher zögerlich und man kann gespannt sein, ob ihm gelingen wird einen neuen Platz im Leben zu finden und ein neues Buch zu schreiben. Dabei drängt ihn auch seine Tochter, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und seine Agentin setzt ihn mit dem Buch unter Druck.
Dora umgibt etwas Geheimnisvolles. Sie ist schon einen Schritt weiter mit der Aufarbeitung ihres bisherigen Lebens und ein offener Mensch, der das Beste aus den Umständen macht.
Ich fand sehr schön und gut nachvollziehbar wie sich die Beziehung der beiden langsam entwickelt und beide einen großen Schritt voranbringt.

Mir hat das Buch gut gefallen und Leo und Dora konnten mich für sich einnehmen. Es ist eine leichte aber durchaus tiefgründige Lektüre, die mich schon auf den bevorstehenden Sommer eingestimmt hat.

Bewertung vom 21.06.2022
Das Leben eines Anderen
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


sehr gut

Kann man ein Anderer werden, indem man sich die Erinnerungen der anderen Person einverleibt?

Ries musste einige Schicksalsschläge hinnehmen, den Tod ihres Vaters und den Tod ihres zweijährigen Sohnes, worauf nach der Scheidung von ihrem Mann der Umzug mit ihrem älteren Sohn zurück in ihren Heimatort erfolgt. Sie scheint erneut das Glück gefunden zu haben, doch ihr zweiter Mann Daisuke stirbt unerwartet und als Ries die vermeintliche Familie ihres verstorbenen Mannes kontaktiert, muss sie feststellen, dass ihr Mann gar nicht derjenige war, der er vorgab zu sein. Sie beauftragt ihren Scheidungsanwalt Akira Kido mit der Suche nach seiner wahren Identität.

Während Kido dem Identitätstausch auf der Spur ist, hadert er immer wieder mit seiner Identität und man spürt bei ihm den Wunsch, auszubrechen. Ich fand gelungen konstruiert, wie Kidos Suche nach dem wahren Daisuke zu seiner eigenen Identitätssuche beigetragen hat. Seine Familie kam vor drei Generationen aus Südkorea nach Japan und daher war und ist Rassismus immer wieder ein Thema in seiner Familie.

Das Buch greift daher nicht nur das Thema Identitätstausch, sondern setzt sich auch aus der Sicht einer Einwandererfamilie mit dem Thema der eigenen Identität auseinander.
Für mich ist der über Generationen anhaltende japanisch-koreanische Konflikt etwas zu sehr in den Vordergrund getreten. Eventuell war das sogar die Intension des Autors, denn letztendlich geht es auch bei diesem Konflikt um die Identität der zugewanderten Menschen.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und ich fand das Buch trotz einiger japanischer Besonderheiten einfach zu lesen. Die Geschichte an sich hat mich gedanklich beschäftigt und vielerlei Fragen aufgeworfen. Was macht einen Menschen aus? Sind es die Herkunft, die Nationalität, die Gene, die Talente oder die Eltern? Kann man sich wirklich komplett von seiner Herkunft lossagen?

Ein tiefgreifender Roman über ein interessantes Thema, der zum Nachdenken anregt

Bewertung vom 11.04.2022
DIE LÜGEN
Kara, Lesley

DIE LÜGEN


sehr gut

Lizzie war als Kind eine Außenseiterin, aber sie und ihre beste Freundin Alice waren unzertrennlich, auch wenn es mal Streit gab. Doch dann kommt Alice mit 13 Jahren kurz nach einem Streit bei einem Zugunglück ums Leben und Lizzie hat im selben Moment einen epileptischen Anfall und kann sich an nichts erinnern. Was ist passiert und trifft sie eine Schuld? Als Erwachsene wird sie erneut mit dem Thema konfrontiert und erhält merkwürdige Anrufe, die das Ereignis wieder aufleben lassen.

Diesen Roman habe ich doch tatsächlich an einem Tag durchgelesen, da es sich sehr flüssig liest und mich auch einfach nicht mehr losgelassen hat.

Das Buch beginnt mit einem geheimen Pakt und ich habe eine ganze Weile gebraucht, um herauszufinden, wer und was dahinter steckt. Man springt immer mal wieder in die Vergangenheit und erfährt etwas über die Beteiligten. Allerdings wusste ich nicht immer, um wen es geht. Stückchen für Stückchen kommt man hinter die Zusammenhänge und spätestens ab diesem Zeitpunkt an dem man weiß, wer hinter dem Geheimpakt steckt, wollte ich unbedingt herausfinden, was vorgefallen war. Die Handlung entwickelt sich sehr temporeich und immer dramatischer je näher man dem Ende kommt und findet ihren Höhepunkt in einem Twist. Im Film hätte ich mir wohl öfters vor Spannung die Hände vors Gesicht geschlagen.

Ich konnte mich besonders gut in die Figur Lizzie hineinversetzen. Der Umgang mit ihrer Epilepsie, die Ungewissheit, der Schock und die Enttäuschung. Um nicht zu spoilern, kann ich nicht näher darauf eingehen. Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es mir keine schlaflosen Nächte bereitet hat.

Ein spannendes Buch, welches einige Überraschungsmomente bereithält.