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Benutzername: 
Bilito
Wohnort: 
Schwerin

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2015
Die Mitte liegt ostwärts
Schlögel, Karl

Die Mitte liegt ostwärts


schlecht

Ein Buch aus der Zeit, in der die Meisten noch annahmen, Karl Schlögel sei ein selbstverliebter Karrierehistoriker auf der Suche nach seinem Alleinstellungsmerkmal. Natürlich war seine Theorie von Raum und Zeit schon damals eine Mischung aus Banalitäten, wirren Verdrehungen von Ursache und Wirkung und der sehr eigenwilligen Benutzung von Werken anderer Autoren, immerhin mochte das eine oder andere Gedankenkonstrukt noch unterhaltsam scheinen. Tatsächlich bereitete diese Buch aber bereits das schlögelsche Lebensraumkonzept vor, welches ihn heute vom russenfreien "Deutschen Osten" bis an den Don träumen lässt.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2015
Im Raume lesen wir die Zeit
Schlögel, Karl

Im Raume lesen wir die Zeit


schlecht

Ein Buch aus der Zeit, in der die Meisten noch annahmen, Karl Schlögel sei ein selbstverliebter Karrierehistoriker auf der Suche nach seinem Alleinstellungsmerkmal. Natürlich war seine Theorie von Raum und Zeit schon damals eine Mischung aus Banalitäten, wirren Verdrehungen von Ursache und Wirkung und der sehr eigenwilligen Benutzung von Werken anderer Autoren, immerhin mochte das eine oder andere Gedankenkonstrukt noch unterhaltsam scheinen. Tatsächlich bereitete diese Buch aber bereits das schlögelsche Lebensraumkonzept vor, welches ihn heute vom russenfreien "Deutschen Osten" bis an den Don träumen lässt.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2015
Terror und Traum
Schlögel, Karl

Terror und Traum


schlecht

Geschichtsrevisionismus durch die Hintertür

Schlögels Buch mag auf den ersten Blick informativ daher kommen. Betrachtet man jedoch sein gesamtes Werk und nicht zuletzt seine öffentlichen Aussagen zum Thema, so ergibt sich meines Erachtens ein ganz anderes und erschreckendes Bild.
Bekannt war mir, dass Karl Schlögel schon seit einiger Zeit revisionistisches Gedankengut verbreitete (vgl. Manfred Weißbecker in "Retuschierte Geschichte" http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Deutschland/russlandbild.html).
Karl Schlögel zeigt sich hier jedoch als der Prototyp des neuen deutschen Faschisten, der natürlich kein Judenhasser und auch kein Auschwitzleugner mehr ist, vielmehr ein Relativierer und Nazi-Apologet. Denn was immer auch im Dritten Reich geschah, der Russe hat’s und treibt‘ s viel schlimmer.
Schlögels Spezialität ist das Umdeuten von zentralen Schlagworten der Nazi-Propaganda. Lebensraum, Volksgemeinschaft, Deutscher Osten das sind laut Schlögel nicht nur ganz harmlose, nicht-faschistische Begriffe, sondern vielmehr wichtige Konzepte, die es zu verinnerlichen gilt, selbstverständlich im Namen von Freiheit und Europäischer Vereinigung.
Schlögel, der Ex-Maoist, gibt sich gern als Russlandexperte und tatsächlich hat er auch einige Zeit dort studiert. Ob ihm Maos kleines rotes Buch dabei half, die russische Landschaft zu lieben, die russischen Menschen jedoch zu verachten, mag sein Geheimnis bleiben. In jedem Fall ist er nicht der erste kleinwüchsige Selbstdarsteller, der seinen Weg von der äußersten linken Seite des politischen Spektrums zur extremen Rechten zurücklegte, ohne den Umweg über die Mitte zu nehmen.
In „Terror und Traum - Moskau 1937“ lässt er das sowjetische Moskau vor Beginn des 2. Weltkriegs wiedererstehen, rechnet mit Stalin ab, bekennt seine Liebe zur Architektur und kommt scheinbar nebenläufig zu dem Schluss, wie viel besser es doch den Deutschen in Hitlers Volksgemeinschaft ergangen sei. Beinahe enthusiastisch beschreibt Schlögel die „guten Jahre“ des Nazi-Regimes, wie sehr die Menschen profitierten und sich wohlfühlten, gelangt, wie Norbert Frei es pointierte, schließlich zu der Aussage, dies habe, wenn auch eingeschränkt, selbst für die „Gemeinschaftsfremden“ gegolten, ohnehin nur „kleine Gruppen“ von „Minderwertigen“ und „Asozialen“. Schlögel meint also, um es auf den Punkt zu bringen, Ghetto und KZ seien doch eigentlich richtige Wohlfühlumgebungen gewesen. Jedenfalls kein Vergleich mit den Abgründen und dem Terror, den Russen unter Stalin verbreiteten.
Ein anderes seiner Werke trägt den plakativen Titel „Go East“ und fordert die Wiederentdeckung des „Deutschen Ostens“. Nein, es ist keine Gedankenlosigkeit von Herrn Schlögel, er nimmt ausdrücklich Bezug auf das nordamerikanische „Go West“, die Frontierbewegung und die weiße Landnahme im „Wilden Westen“. Kurz bevor er nun zum Genozid an Nordamerikas Indianern gelangt, deren physische Auslöschung dem Weißen Mann weites, reiches Land in Hülle und Fülle zu Füßen legte, biegt er selbstverständlich scharf rechts ab - die Sache mit den störrischen Wilden überlässt er der Phantasie des Lesers -, beginnt die weiten, reichen Landschaften des Ostens, die Zeugnisse deutscher Kultur und deutschen Fleißes zu preisen. Kaum überraschend spielen die Menschen, die „zufällig“ dort leben, eine eher untergeordnete Rolle. Wie hatte sich Adolf Hitler im November 1937 ausgedrückt? „Es handele sich nicht um die Gewinnung von Menschen, sondern von Rohstoffgebieten und landwirtschaftlich nutzbarem Raum.“ Wo genau der qualitative Unterschied zwischen Hitlers- und Schlögels Lebensraumidee liegt, bedarf wohl weiterer Studien.
Nein, in Schlögels Gedankenwelt gibt es für mich nichts zu deuten, die „Re-Europäisierung des Deutschen Ostens“ soll nicht von studentischen Reiseveranstaltern vorangetrieben werden, nicht mit den Russen sondern ohne die Russen vonstattengehen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2015
Terror und Traum. Moskau 1937
Schlögel, Karl

Terror und Traum. Moskau 1937


schlecht

Geschichtsrevisionismus durch die Hintertür

Schlögels Buch mag auf den ersten Blick informativ daher kommen. Betrachtet man jedoch sein gesamtes Werk und nicht zuletzt seine öffentlichen Aussagen zum Thema, so ergibt sich meines Erachtens ein ganz anderes und erschreckendes Bild.
Bekannt war mir, dass Karl Schlögel schon seit einiger Zeit revisionistisches Gedankengut verbreitete (vgl. Manfred Weißbecker in "Retuschierte Geschichte" http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Deutschland/russlandbild.html).
Karl Schlögel zeigt sich hier jedoch als der Prototyp des neuen deutschen Faschisten, der natürlich kein Judenhasser und auch kein Auschwitzleugner mehr ist, vielmehr ein Relativierer und Nazi-Apologet. Denn was immer auch im Dritten Reich geschah, der Russe hat’s und treibt‘ s viel schlimmer.
Schlögels Spezialität ist das Umdeuten von zentralen Schlagworten der Nazi-Propaganda. Lebensraum, Volksgemeinschaft, Deutscher Osten das sind laut Schlögel nicht nur ganz harmlose, nicht-faschistische Begriffe, sondern vielmehr wichtige Konzepte, die es zu verinnerlichen gilt, selbstverständlich im Namen von Freiheit und Europäischer Vereinigung.
Schlögel, der Ex-Maoist, gibt sich gern als Russlandexperte und tatsächlich hat er auch einige Zeit dort studiert. Ob ihm Maos kleines rotes Buch dabei half, die russische Landschaft zu lieben, die russischen Menschen jedoch zu verachten, mag sein Geheimnis bleiben. In jedem Fall ist er nicht der erste kleinwüchsige Selbstdarsteller, der seinen Weg von der äußersten linken Seite des politischen Spektrums zur extremen Rechten zurücklegte, ohne den Umweg über die Mitte zu nehmen.
In „Terror und Traum - Moskau 1937“ lässt er das sowjetische Moskau vor Beginn des 2. Weltkriegs wiedererstehen, rechnet mit Stalin ab, bekennt seine Liebe zur Architektur und kommt scheinbar nebenläufig zu dem Schluss, wie viel besser es doch den Deutschen in Hitlers Volksgemeinschaft ergangen sei. Beinahe enthusiastisch beschreibt Schlögel die „guten Jahre“ des Nazi-Regimes, wie sehr die Menschen profitierten und sich wohlfühlten, gelangt, wie Norbert Frei es pointierte, schließlich zu der Aussage, dies habe, wenn auch eingeschränkt, selbst für die „Gemeinschaftsfremden“ gegolten, ohnehin nur „kleine Gruppen“ von „Minderwertigen“ und „Asozialen“. Schlögel meint also, um es auf den Punkt zu bringen, Ghetto und KZ seien doch eigentlich richtige Wohlfühlumgebungen gewesen. Jedenfalls kein Vergleich mit den Abgründen und dem Terror, den Russen unter Stalin verbreiteten.
Ein anderes seiner Werke trägt den plakativen Titel „Go East“ und fordert die Wiederentdeckung des „Deutschen Ostens“. Nein, es ist keine Gedankenlosigkeit von Herrn Schlögel, er nimmt ausdrücklich Bezug auf das nordamerikanische „Go West“, die Frontierbewegung und die weiße Landnahme im „Wilden Westen“. Kurz bevor er nun zum Genozid an Nordamerikas Indianern gelangt, deren physische Auslöschung dem Weißen Mann weites, reiches Land in Hülle und Fülle zu Füßen legte, biegt er selbstverständlich scharf rechts ab - die Sache mit den störrischen Wilden überlässt er der Phantasie des Lesers -, beginnt die weiten, reichen Landschaften des Ostens, die Zeugnisse deutscher Kultur und deutschen Fleißes zu preisen. Kaum überraschend spielen die Menschen, die „zufällig“ dort leben, eine eher untergeordnete Rolle. Wie hatte sich Adolf Hitler im November 1937 ausgedrückt? „Es handele sich nicht um die Gewinnung von Menschen, sondern von Rohstoffgebieten und landwirtschaftlich nutzbarem Raum.“ Wo genau der qualitative Unterschied zwischen Hitlers- und Schlögels Lebensraumidee liegt, bedarf wohl weiterer Studien.
Nein, in Schlögels Gedankenwelt gibt es für mich nichts zu deuten, die „Re-Europäisierung des Deutschen Ostens“ soll nicht von studentischen Reiseveranstaltern vorangetrieben werden, nicht mit den Russen sondern ohne die Russen vonstattengehen.

7 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.