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Pflanzenfreund
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Rehfelde

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.07.2024
Neuwald
Rada, Uwe

Neuwald


ausgezeichnet

Noch ein Buch über Wald? In den letzten Jahren erschien eine ganze Reihe von Büchern, die die Probleme des deutschen Waldes – oder besser gesagt – der immer noch flächenmäßig überwiegenden „Baumplantagen“ beleuchtet und teils Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt haben. Aber da Waldlebensräume mich in den letzten Jahren auch zunehmend fachlich in meiner beruflichen Tätigkeit beschäftigen – manchmal mehr als mir lieb ist – war meine Entscheidung leicht. Und sie war keine schlechte.
Waren es bislang ausschließlich Forstwissenschaftler oder auch Naturschutzexperten, die sich dem Thema von verschiedenen Standpunkten und Voraussetzungen her annäherten, ist es diesmal ein Journalist, seit über 30 Jahren ist Uwe Rada Redakteur bei der taz. Lange Zeit in Westberlin quasi „eingemauert“, erschloss er sich nach der Wende v.a. die Wälder im äußersten Osten Deutschlands und lebt selbst mit seiner Partnerin im schönen Naturpark Schlaubetal, dessen Leiterin sie ist.
Neben wenigen Stippvisiten ins Thüringische und anderswohin in Deutschland hat sich der Autor vor allem in Brandenburg umgesehen und dessen „Neuwald“-Projekte beschreibt er. Dabei ist er vielen auch mir bekannten Personen begegnet, die sich mit Forschung, Waldumbau und vielen anderen waldnahmen Themen in Brandenburg beschäftigen. Themen sind somit u.a. die Folgen der preußischen Aufforstungspolitik mit der Kiefer als „Brotbaum der Mark“, was seinerzeit ein großer Fortschritt war, die DDR-Holzproduktion, die keine andere war wie die mit der Fichte in großen Teilen der westlichen Bundesländer und der Waldumbau hin zu naturnäheren Wäldern. Dazu werden verschiedene Beispiele erläutert, nicht im wissenschaftlichen, belehrenden Stil, sondern erzählend im Stil eines Journalisten.
Vorgestellt werden Projekte nach Waldbränden auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, wo der Wald in Wildnisgebieten sich selbst regenerieren soll, aber auch neuartige Aufforstungsprojekte in der Bergbaufolgelandschaft der Niederlausitz oder auch die Ersatzpflanzungen für das TESLA-Werk oder das DDR-Aufforstungsprojekt in den Rieselfeldern bei Hobrechtsfelde.
Kritisiert wird vom Autor der hohe Anteil von Privatwald in Brandenburg, wobei v.a. Großwaldbesitzer wenig vom naturnahen Waldumbau halten. Aber schließlich wurden hierzulande ja riesige Flächen an solche Leute „verhökert“ und verkommen teilweise zu „Privatjagdgebieten“. Aber das Thema Jagd und Wild spart der Autor völlig aus, als einziger in der Reihe der zahlreichen Bücher zum Thema Wald der letzten Jahre. Durchaus mal wohltuend, denn bei manchen Meinungen von Buchautoren zum Thema Jagd wird einem als Leser durchaus manchmal „unwohl“.
Fazit ein lesenswertes, mal völliges anderes Büchlein zum Thema Wald, mit wenigen aber ansprechenden Illustrationen und einigen Fotos, die allerdings auf dem gewählten Papier im Druck nicht besonders gut kommen. Der Preis von 22,- € wird vielleicht manchen abschrecken, aber man kann auch nicht sagen, dass es sich nicht lohnen würde das Buch zu kaufen.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 15.02.2024
West Coastin'
Rohrbach, Dirk

West Coastin'


ausgezeichnet

Westcoastin´, der Titel ist im Buch Programm. Wenn man selbst schon mehrfach Ziele an der Westküste besucht hat oder diese vielleicht wie der Autor auf voller Länge bereist hat, mit welchem Verkehrsmittel auch immer, wird sofort Interesse an diesem Buch finden. Auch wir haben viele Abschnitte dort absolviert, aber deutlich bequemer mit dem Wohnmobil. Dabei sind wir auch mehrfach Fahrradfahrern begegnet und sind mit diesen ins Gespräch gekommen, über deren Erfahrungen und Erlebnisse und über deren Motivation. Es gehört schon etwas Mut dazu, mit dem Fahrrad diese Strecke zu absolvieren, wie uns auch der Autor an vielen Stellen des Buches nahebringt. Nicht umsonst heißt ein großer Abschnitt im nördlichen Kalifornien "Lost Coast", die "verlorene Küste". Dieser Abschnitt ist wohl für Radfahrer einer der "gemütlichsten", denn außer dem stetigen Wind und Nebel vom Pazifik gibt es hier kaum Autoverkehr. Radwege gibt es nicht, Fahrradfahrer wie Fußgänger sind im Straßenverkehr der USA nicht wirklich "vorgesehen" und die Rücksichtslosigkeit v.a. der Truck-Fahrer kennt keine Grenzen im Land der "begrenzten Unmöglichkeiten"! Fest steht aber, dass man vom Fahrrad aus sehr viel mehr hautnahen Kontakt zu der faszinierenden Pazifikküste durch die Bundesstaaten Washington, Oregon und Californien und deren (meist wenig zahlreichen) Bewohnern bekommt. Daran lässt uns der Autor unterhaltsam und informativ teilhaben. Er macht aber auch deutlich, welche Herausforderungen eine solche Abenteuerreise stellt. Die Pazifikküste der USA ist nichts zum "lockeren Genussradeln", allein schon weil Wind und Wetter fast allgegenwärtig neben schönen Seiten allerlei, oft unberechenbare, Widrigkeiten bereithalten. Dabei trifft man aber auch zweifelsfrei auf die Herzlichkeit und Kommunikationsfreudigkeit der Anwohner, auch wenn diesen Eigenschaften der USA-Bürger oft anderes nachgesagt wird. Und man kann eine unglaublich schöne, wilde und abwechslungsreiche Natur erleben. Steile Felsküsten, wilde Strände mit Unmengen von Treibholz gewaltiger Dimensionen, die Küsten-Redwoods mit den zum Himmel strebenden Küsten-Mammutbäumen, riesige Sanddünen, aber auch verträumte Orte. Von letzteren nicht nur diese wie der heutige Künstlerort Mendocino (welches der Autor leider nicht besucht hat), sondern auch beängstigende Junkie-Lokalitäten wie Eureka.
Der Autor lernte auf seiner Fahrt die Leiden des Radfahrens auch körperlich kennen, quälte sich in den späteren Abschnitten mit Schmerzen die Strecke entlang, ist aber dennoch um seine Erlebnisse nur zu beneiden.
Das Buch ist kein Reiseführer, enthält auch nicht wirklich viele wirkliche Reisetipps, aber berichtet unterhaltsam und kurzweilig von der Abenteuerreise. es ist lesenswert nicht nur für Radabenteurer, auch jeder Liebhaber der Natur der Westküste kommt auf seine Kosten.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 16.01.2024
NATIONAL GEOGRAPHIC
Hüsler, Eugen E.;Ruhland, Michael

NATIONAL GEOGRAPHIC


ausgezeichnet

Der Titel des Buches impliziert einen sehr hohen Anspruch. Bücher über Berge, seien es Reise- oder Kletterführer, Bildbände oder Sachbücher gibt es jede Menge, vor allem über die Alpen, weltweite Überblicke deutlich weniger. Vor etwa 40 Jahren hat mich ein Buch überaus fasziniert, welches heute noch mein Bücherregal ziert: „Hochgebirge der Erde“ von einem Autorenkollektiv unter Prof. Dr. G. im URANIA-Verlag. Nie wieder habe ich vergleichbares gefunden. Seither „verschlinge“ ich Bergbücher und habe viele gelesen, auch Bildbände, wobei ich bei deren Erwerb eher zurückhaltend bin. Zu selten nimmt man sie zumeist nach der ersten Lektüre in die Hand. Vermutlich wird auch das hier besprochene Buch dieses Schicksal erleiden, es ist wohl das Schicksal von Bildbänden.
Trotzdem: Dieses Buch ist anders. Wenn man die ersten Seiten aufschlägt, das Vorwort liest und dann die doppelseitigen, überaus beeindruckenden Seite mit kurzen Bildunterschriften genossen hat, merkt zumindest als langjähriger Leser des „Bergsteiger“-Magazins, wer hinter diesem Buch steckt. Denn fast identisch kommt jede Ausgabe dieses Magazins von der Aufmachung auf den Eingangsseiten daher, mit wahrhaft faszinierenden Fotos von Profis der Bergfotografie. Und über Autor Eugen E. Hüsler muss man wohl nicht so viel sagen. Nicht wenige nennen ihn den „Klettersteigpapst“ und er ist seit vielen Jahrzehnten in den Bergen zu Hause und einer der besten Schreiber von Wander- und Kletterführern. Michael Ruhland ist seit 10 Jahren Chefredakteur dieses für Bergsteiger wie Wanderer unverzichtbaren Magazins. Und im Vorwort des Buches machen sie deutlich, dass man sie ein wenig überreden musste, dieses Buch anzugehen ob der erschlagenden Vielfalt einschlägiger Bücher.
Es muss sich nicht verstecken hinter anderen Büchern des Genres, dies sei hier deutlich gesagt. Meine Vorrezensentin vermisst das „Alleinstellungsmerkmal“ bei dem Buch. Das aber kann es meiner Meinung nach nicht geben bei der Angebotsfülle und jedes Buch über Berge hat seine Berechtigung.
Im Kapitel „Monumente“ werden zunächst einige wirkliche Highlights der Berge weltweit in opulenten Fotos in Spitzenqualität gezeigt. Gleich am Anfang heben die Autoren hervor, dass sie nicht den Anspruch erheben wollen und können, dies durchgängig im Buch zu gewährleisten. Nicht nur die „hohen“ Berge werden gezeigt, sondern auch besonders schöne. Im Kapitel „Wasserkraft“ geht es einerseits um die gestaltende Wirkung des Wassers in den Bergen, aber auch um die Nutzung der Wasserkraft.
Im Kapitel „Bergleben“ sind die beiden Autoren in ihrem Element und es geht um bergsteigerische Höhepunkte, größte Höhen und andere Superlativen aus dem Bergsteigerleben. In „Werkstatt“ geht es um Bauwerke, ältere wie moderne in den Bergen. Und im Kapitel „Zukunft“ werden eindrucksvoll die aktuellen Gefahren für unsere Bergwelt aufgezeigt, in kurzen, eindrucksvollen Texten und wiederum sehr guten Fotos.
Als Bildband wäre auf manchen Seiten vielleicht eine bessere Platzausnutzung möglich gewesen, manchmal gibt es da etwas viel weißes Papier. Aber dafür ist die Seitengestaltung sehr abwechslungsreich und insgesamt sehr ansprechend. Angenehm wie unterhaltsam sind diverse eingestreute Zitate von bedeutenden Persönlichkeiten, Goethe und John Muir sind dabei und manch andere mehr oder weniger Bekannte, deren Zitate zu den Bergen passen.
Bei einer Bewertung habe ich gelesen, dass jemand das Buch zurückgeschickt hat, weil es zu viele Fotos und zu wenig Informationen hat. Das ist natürlich in Ordnung. Wenn man vorher gelesen hat, dass es ein Bildband ist, sollte eine solche Fehlbestellung aber nicht nötig sein.
Schön, unbedingt empfehlenswert mit manchen „Wow“-Effekten und auf jeden Fall sein Geld wert.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 15.01.2024
Das ultimative Weltreisebuch

Das ultimative Weltreisebuch


ausgezeichnet

Mit einem weiteren deutschsprachigen Werk begeistert NATIONAL GEOGRAPHIC Reise- und Abenteuerliebhaber seit Dezember 2023. Es ist zweifelsfrei wieder ein lesens- und vor allem auch sehenswertes Buch geworden, letzteres im Doppelsinn. Es bietet unglaublich viel Text mit zahllosen wertvollen Informationen, befüllt mit sehr vielen hervorragenden Fotos, wie man es von NATIONAL GEOGRAPHIC erwartet und gewohnt ist und darüber hinaus fällt es vom Format und Umfang her im Bücherregal ins Auge.
Man muss vorwegnehmen, dass das Buch kein Reiseführer zum Mitnehmen ist und es ist auch im Detail kaum als Reiseführer geeignet. Aber es bietet eine solche Fülle an „Initialtipps“ für Reiseziele in den verschiedensten Regionen dieser Erde und deren Erleben auf unterschiedlichster Art und Weise. Einen besseren und umfassenderen Überblick über lohnenswerte Reiseziele kann man sich kaum vorstellen, der Leser ist dann selbst an der Reihe, sich für detailliertere Reiseplanungen und -vorbereitungen weiter zu belesen, sei es in Reiseführern der jeweiligen Regionen oder auch im Internet.
Für wirklich konkrete Touren ist das zuvor besprochene Buch „Die Tour deines Lebens“ besser geeignet, aber dort geht es hauptsächlich um Wanderungen unterschiedlicher Schwierigkeiten und Längen. Dieses Buch hier beleuchtet alle Facetten des Erlebens der Reiseziele und Wandern ist nur eine davon. Anders ist dieses Buch auch im Schreibstil. Man merkt es ihm sofort an, dass es aus dem Amerikanischen übersetzt wurde. Das soll nicht heißen, dass es nicht gut geschrieben und gut übersetzt worden wäre (nur an einer Stelle ist mir aufgefallen, dass „Baltic Sea“ mit „Ostmeer“ und nicht richtig als „Ostsee“ übersetzt wurde, also Nebensache). Aber wenn man häufiger schon amerikanische Ausgaben von Büchern von NATIONAL GEOGRAPHIC im Original gelesen und bei Reisen verwendet hat, fällt der dortige typische Schreibstil für Reiseführer auf. Und in amerikanischen Reiseführern ist es eben üblich, Tipps auch für völlig unerfahrene Reisende zu geben, bei denen man nicht nur einmal schon ins Schmunzeln gerät! Die häufigen Tipps für erforderliches festes Schuhwerk und geeignete Kleidung oder zum Mitnehmen eines Fernglases zum Beobachten von Tieren ist sicher für viele Durchschnittsamerikaner und auch so manchen Reisenden aus anderen Nationen mehr als angebracht. Was einem da auf so manchen Touren in kurzen schicken Höschen und Badelatschen etc. und ohne geeignete Ausrüstung v.a in den Bergen begegnet, ist schon ziemlich haarsträubend. Und dank der zahllosen Tipps via „Insta & Co.“ wird das auch jedes Jahr schlimmer. Zum Glück gehören aber die Deutschen zweifelsfrei im Durchschnitt zu den Reisenden, die meist angepasst und recht gut ausgerüstet unterwegs sind, sodass so mancher Tipp im Buch dahingehend eigentlich überflüssig ist. Aber auch das sehe ich nicht als Kritik am Buch und führt zu keinem Sterneabzug.
Völlig anders als viele andere Reisebücher ist die Gliederung. Es wird zunächst nicht nach Regionen in den Kapiteln vorgegangen, sondern nach „Reise- und Erlebnisart“. Also zunächst gegliedert nach „Zu Wasser“, „Auf der Straße“, „Auf der Schiene“ und zu Fuß. Nach Meinung einer anderen Rezensentin vielleicht der Grund dafür, die „Nachhaltigkeit“ des Buches an manchen Stellen hinsichtlich ihrer „Stimmigkeit“ zu kritisieren. Ok., wir leben in einem freien Land, also von mir kein weiterer Kommentar. Bis auf diesen: Wahrscheinlich müssten wir alle in Waschbärenfellen (die Viecher sind eine invasive Art, in der Tat, dann müsste man sie aber auch dezimieren!) auf der Wiese sitzen natürlich (!) nicht am klimaschädlichen Feuer sitzen und nichts als Gras und Algen fressen. Und bestenfalls Wandern wäre dann nachhaltig. Und natürlich v. a. nicht fliegen. Wenn man das Buch „nachleben“ möchte, bleibt einem das Fliegen aber überwiegend nicht erspart. Und ehrlich: Fliegen macht Spaß! Und man dürfte natürlich keine Bücher wie dieses auf Papier gedruckt lesen, hinsichtlich Nachhaltigkeit ganz schlecht! Aber nicht nur ich liebe genau das alles!
Das Buch hält auch Kapitel zu Gourmetreisen bereit, führt uns weltweit zu Highlights von Kunst und Kultur, bringt ein Kapitel für „Abenteurer“ oder die es gerne wären und führt uns auch „Hoch hinaus“ in die Berge dieser Welt, für mich das interessanteste Kapitel als Wanderer und Kletterer. Und es gibt auch ein Kapitel zur „Spurensuche“ auf Pilgerwegen und „Kulturpfaden“ aber auch in der Wildnis dieser Erde. Die Hauptkapitel sind dann nach verschiedenen Regionen weiter gegliedert, können aber die Reiseziele dieser Welt selbstverständlich jeweils meist nur in kurzen Schlaglichtern abdecken.
Ein tolles, unbedingt empfehlenswertes Buch. Grafisch modern, interessant geschrieben, zahllose wertvolle Informationen, tolle Fotos, ausgezeichnete Druckqualität. Was will man mehr, um sich auf die Entdeckung dieser Erde auf verschiedenen Wegen vorzubereiten! Von mir volle Punktzahl, und der Preis geht bei dieser Qualität und dem umfangreichen Inhalt allemal in Ordnung.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 27.12.2023
Die Tour deines Lebens
Ritschel, Bernd;Kürschner, Iris;Flechtner, Christiane

Die Tour deines Lebens


ausgezeichnet

NATIONAL GEOGRAPHIC ist bekannt für hervorragende Fotografen und ihre oft atemberaubenden Fotos.
Um 313 Wanderungen weltweit vorstellen zu können bedarf es natürlich einiger Voraussetzungen, zum einen den nicht unerheblichen Seitenumfang. Obwohl das in diesem Buch „nur“ 290 Seiten sind, ist es umso bemerkenswerter, dass so viele Wanderungen und Unternehmungen in allen Kontinenten vorgestellt werden können. Man kann es bereits an dieser Stelle vorwegnehmen: Den insgesamt 11 Text- und Fotoautoren, u.a. ist auch „Klettersteigpapst“ Eugen E. Hüsler dabei, ist das äußerst eindrucksvoll gelungen. Und auch gleich vorweg sei angemerkt, dass das auch im Wortsinn gewichtige Werk kein Reiseführer für unterwegs ist. Aber es ist dennoch ein Reiseführer und mit vielen teils vollformatigen Fotos gleichzeitig auch ein wenig Bildband. Aber die sehr informativen wie unterhaltsam geschriebenen Texte überwiegen im Umfang.
Etwa ein Drittel des Buches, also gut 130 Seiten, sind Zielen in verschiedenen europäischen Ländern gewidmet. Das beginnt mit Touren in Norwegen und reicht gleich am Anfang bis Spitzbergen, Island und Ost-Grönland, auch wenn diese allesamt höchstens politisch zu Europa gehören. Schweden fällt mit 2 Seiten sehr knapp aus, Deutschland und die Schweiz mit 15 bzw. 20 Seiten schon deutlich umfangreicher, ähnlich im Umfang finden sich Italien, Spanien und Frankreich. Die Alpen stellen verständlicherweise einen Schwerpunkt dar. Stets finden sich neben kurzen Darstellungen von Einzeltouren auch Beschreibungen von Mehrtagestouren mit den jeweiligen Etappen, immer wieder auflockert durch fantastische Fotos in verschiedenen Formaten. Nicht alle europäischen Länder konnten Berücksichtigung finden, aber mit der Slowakei, Slowenien und Polen findet sich auch eine kleine Auswahl von Touren in osteuropäischen Ländern, auch die Türkei findet Platz.
Im Kapitel zu Afrika finden sich atemberaubende Beschreibungen von Touren in Namibia und Südafrika sowie anspruchsvolle Touren zum Kilimandscharo und zum Mt. Kenya. Das Asien-Kapitel beginnt verständlicherweise mit zwei Touren in Nepal, dem Everest Base Camp Treck und dem Anapurna Circuit, die zu den wenigen auch für konditionell „normal“ ausgestatteten Touristen machbar sind. Bei der Größe des asiatischen Kontinents liegt es auf der Hand, dass Touren in Japan, Indonesien oder Thailand nur einen kleinen Querschnitt bieten können. Zu Kanada gibt es nur eine Doppelseite, zu den USA einige mehr zu recht bekannten Touren im Südwesten des Landes von Kalifornien bis nach Nevada und Utah. Der mehrere Tausend Kilometer lange Gebirgszug der Rocky Mountains bleibt (leider) außen vor. Zu Südamerika finden sich v.a. Beschreibungen überwiegend zu Mehrtagestouren in fast allen Ländern, natürlich bis hinunter ins eindrucksvolle Patagonien. Das letzte Kapitel ist einer Reihe eindrucksvoller Unternehmungen in Ozanien (inkl. Australien) gewidmet.
Das Buch ist wie von NATIONAL GEOGRAPHIC gewohnt grafisch sehr gut „durchgestylt“ mit den verlagstypischen Erkennungsfarben Schwarz und Gelb als Gestaltungselemente. Bei allen Hauptkapiteln gibt es in einem grafisch abgesetzten Kästchen kurze Tipps zu geeigneten Reisezeiten und Ausrüstung, zur Planung der Reise und Hinweise auf weiterführende Internetquellen. Sehr komprimiert aber dennoch Informativ ist die jeweilige Seite zu den TOP 10-Touren auf den Kontinenten.
Die Fotos sind nahezu durchgehend von hervorragender Foto- und Druckqualität, auch das war zu erwarten bei dem traditionellen Anspruch des Verlages. Die Wanderer sind fotografisch fast immer sehr schön in die Natur eingebunden. Zwei Ausnahmen gibt es: Die typische „Social media-Pose“ auf Seite 82 mit zudem schiefem und angeschnittenem Berghorizont ist etwas „daneben“ für National Geograpic-Niveau. Und ein liegender Besucher oberhalb des berühmten Horseshoe Bend direkt am Abgrund über dem Colorada-Fluss abseits der seit einigen Jahren vorgegebenen Absperrungen gehört sicher zu den weltweit beliebtesten Fotomotiven, aber in Anbetracht dessen, wie viele unerfahrene Leute dort und an manch anderen spektakulären Zielen auf dieser Erde bei solchen Fotos in den Tod stürzen, muss sowas in einem sonst so hervorragenden Buch wirklich nicht sein. Und ob es klug ist, sich auf Berggipfeln mit V-förmig aufgestreckten Armen ablichten zu lassen, sollte man auch überdenken, ist das doch das (weltweit gültige!) Zeichen der Bergsteiger: „Ich brauche Hilfe“! Das sollte nie missverständlich verwendet werden.
Grund für einen Punkteabzug sind diese kleinen kritische Anmerkungen definitiv nicht. Das Buch kann uneingeschränkt Wander- und Naturfreunden empfohlen werden, um einerseits Erinnerungen an die bereits selbst absolvierten Touren zu wecken und andererseits Anregungen für neue Touren zu finden, über die man sich dann allerdings zumeist noch in anderen Reiseführern „für unterwegs“ mit detaillierteren Tourenbeschreibungen und Karten vertraut machen sollte. Der Preis geht für dieses Buch mit seiner hohen Text- und Bildqualität allemal in Ordnung.

Bewertung vom 27.12.2023
Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln
Neumann, Hinrich

Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln


ausgezeichnet

Hat man das Büchlein vor sich liegen, denkt man beim Schrifttyp des Titelcovers und den etwas „niedlichen“ Zeichnungen zunächst an ein Kinderbuch. Aber nein, das ist es nicht, aber es ist ein Buch über Tiere im Garten und der näheren Umgebungen, welches man sich gut mit nicht zu kleinen Kindern ansehen und darin blättern kann. Und man kann auch gern die sehr gut verständlichen, nicht zu wissenschaftlichen Texte vorlesen oder gemeinsam lesen. Und das kann man nicht nur, nein, man sollte es tun! Denn wenn Mona und Hinrich Neumann bereits ganz am Anfang schreiben, dass man heutzutage viel zu viel im Internet herumstöbert und Stunden dabei verbringt, während sich da draußen „ein Paralleluniversum auftut“, müsste man es eigentlich genau andersrum formulieren. Das da draußen ist die „normale“ Welt und der Mensch hat sich dieses immer weiter von der Natur entfremdete und diese schädigende oder sogar zerstörende „Paralleluniversum“ vor seinem PC, Laptop oder Smartphone aufgebaut, oft ohne dies zu merken.
Ich selbst sitze dienstlich wie privat auch oft vor dem PC, schreibe Fachartikel und Bücher, rezensiere solche oder kümmere redaktionell um Fachbeiträge zu Natur und Umwelt. Aber wie wohltuend ist das, sich abends an den Kamin zu setzen und schöne Geschichten und Dokumentationen über das Leben in unserer direkten oder auch ferneren Umwelt zu lesen.
Im Buch werden sehr anschaulich Ausschnitte aus dem Leben der Tiere um uns vorgestellt, ohne dass man gedanklich weit reisen muss. Neben den bereits auf dem Titel benannten Tieren sind es u.a. Ameisen, Spechte, Fledermäuse, Kröten und Frösche oder auch eher unbeliebte Tiere wie Wespen, Spinnen oder Kellerasseln – insgesamt 20 sind es - die im Buch jeweils kurze, unterhaltsame Kapitel bekommen. Das Buch ist im gesamten sehr aufgelockert, wozu ganz wesentlich auch die schönen Illustrationen von Mona Neumann beitragen.
Immer wieder finden sich im Buch kurze Tipps, was man selbst zum Schutz der verschiedenen Tierarten in der direkten Umgebung beitragen kann, sei es mit Komposthaufen, Nisthilfen und vielem anderen.
Lesenswert, unterhaltsam und schön anzusehen, und das bei einem kleinen handlichen Format. Auch der Preis geht in Ordnung.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 22.06.2023
Gärtnern mit Sonne, Wind und Wetter
Wymann, Richard

Gärtnern mit Sonne, Wind und Wetter


ausgezeichnet

Gärtnern in Zeiten des Klimawandels, das ist sicher ein sehr wichtiges Thema und Tipps, wie man mit den klimatischen Veränderungen und Extremen im eigenen Garten umgehen kann und bestimmte Auswirkungen auf die geliebten Gartenpflanzen vielleicht zumindest etwas minimieren kann, werden zweifelsfrei gebraucht. Auf Anhieb habe ich nicht so sehr viel an anderen Titeln gefunden, die dieses Thema aufgreifen. Was im Buch zunächst dargestellt wird, sind die verschiedenen klimatischen Faktoren, die Gartenpflanzen wie auch alle anderen Gewächse beeinflussen, Temperaturgeschehen, Wind und Luftwechselströmungen sowie der in heutigen Zeiten besonders entscheidende Wasserhaushalt, vor allem in trockenen Gegenden. Und aus einer solchen in der Schweiz kommt der Autor Richard Wymann und teilt in dem Buch vor allem seine dortigen Erfahrungen mit dem Leser.
Ich finde, dass dem Autor die Darstellung dieser Themen sehr gut gelungen ist und ich kann die harrsche Kritik eines Rezensenten in einem namhaften online-Büchervertrieb, der dem Buch nach eigenen Ausführungen eigentlich gar keinen Stern geben würde, es aber mit einem Stern machen musste, um überhaupt eine Bewertung abgeben zu können, nicht verstehen. Vielleicht braucht jener Kritiker aber auch eine bessere Brille, damit er mit der seiner Meinung nach zu kleinen Schrift und den „schlecht erkennbaren“ Handzeichnungen besser zurechtkommt. Ich finde es – auch im Vergleich mit vielen anderen Büchern des Haupt-Verlages, der sich auch im Bereich Garten und Natur sehr breit aufstellt – sehr angenehm, wenn kein Buch wirklich dem anderen gleicht, im Layout, in Schriftart und -größe oder auch in anderen graphischen Besonderheiten bis hin zum Papier und dem Format. Und auch die Handzeichnungen finde ich sehr wohltuend und sehr wohl lesbar, auch als Brillenträger!
Klar, das Buch ist kein Fachbuch für „Gartenwissenschaftler“ und will es ganz sicher auch nicht sein. Ein solcher wird hier wahrscheinlich wirklich nichts neues finden, wie oben erwähnter Rezensent feststellt. Aber es ist ganz sicher nicht nur ein Buch für „blutige“ Anfänger. Wenn man den regionalen Bezug und die Ausführungen, die sich eben in erster Linie aus Erfahrungen im Bergland der Schweiz ableiten, vielleicht nicht auf große Teile Deutschlands beziehen kann, ist das so, aber kein eigentlicher Kritikpunkt am Buch. Aber das sollte man als Leser wissen, wenn man sich das Buch kaufen möchte.
Die Tipps zu Gartenplanung, Bodenbewirtschaftung sowie Anbau von Pflanzen und deren Pflege sind hingegen weitestgehend regionsunabhängig ausgeführt. Sicher gibt es dazu auch diverse andere Bücher, die einzelne Themen besser oder ausführlicher darstellen. Aber insgesamt ist das alles dem Autor gut gelungen. Das Buch orientiert im heutigen „mainstream“ selbstverständlich an biologisch-ökologischen Methoden des Gärtnerns mit der Natur und wendet sich, allerdings nur randlich, wie fast alle heutigen Gartenbücher gegen „Sterilgärten“, die es leider immer häufiger gibt.
Das Buch kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen mit der kleinen Einschränkung, dass es eben eine Reihe von Bezügen und Ausführungen gibt, die einem Gärtner im deutschen Tiefland vielleicht nicht immer etwas nützen. Aber das wäre kein Grund für mich für einen „Sterneabzug“.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 22.06.2023
Gartenschätze
Klee, Falk-Ingo

Gartenschätze


ausgezeichnet

Mit Gartenbüchern ist der Büchermarkt förmlich überschwemmt, von guten und weniger guten, von hilfreichen und weniger hilfreichen, von dicken bis dünnen. Die „Dicken“ sind vor allem die die ins Deutsche übersetzte Enzyklopädien in hervorragender fachlicher und fotografischer Qualität aus „Great Britain“, gefolgt von zahllosen „Billigausgaben“ in Nachdrucken anderer Verlage, teils mit viele Jahre alten Inhalten unverändert im Billigausland in teils schlichter, mit dem Original nicht vergleichbaren Druckqualität neu gedruckt und auf den Billigmarkt geworfen.
Dann folgen viele Ratgeber in kleineren Formaten, dem Trend der letzten Jahre folgend viele zum Thema „ökologisch“ oder „biologisch“ gärtnern, manche auch zu Möglichkeiten, mit der Natur zu gärtnern und v. a. auch für die Förderungsmöglichkeiten der Natur und Artenvielfalt im eigenen Garten. Letzteren Themenkreisen hat sich beim Thema Garten auch der Haupt Verlag verschrieben. In diesem völlig neuen Buch stellt der Autor – wie er selbst schreibt erklärter Biogärtner – gut 100 wirkliche „Gartenschätze“ vor. Es sind allesamt vollkommen winterharte Zwiebelpflanzen, Stauden und Sträucher, die auch hinsichtlich Pflanzung und Pflege kaum besondere Ansprüche haben. Aber: Es sind auch zumeist Pflanzen, die zwar nicht selten sind, aber im Pflanzenhandel zumeist heute kaum eine Rolle spielen und eher selten im Handel und demzufolge auch in unseren Gärten zu finden sind.
Wenn man selbst Botaniker und naturgemäßer Gärtner ist und dazu noch in botanischen Gärten regelmäßig unterwegs ist, wird man so manche Art in dem Büchlein entdecken, die man selbst schon einmal in Parks oder botanischen Gärten gesehen hat, aber die im Gartenhandel vor Ort oder online kaum zu bekommen sind. Darunter so manche mittlerweile weitgehend vergessene Art. Sieht man sich in den zunehmend schlechteren Sortimenten (und Qualitäten) der Bau- und Gartenmarktketten in Deutschland um, verliert man immer mehr die Lust dort zu kaufen. Jedes Jahr zur gleichen Zeit finden sich die weitgehend unveränderten Pflanzenangebote, die oft über Stauden- und Polster-Phlox aus dem Billig-Massenhandel kaum hinausgehen. Sicher gibt es den einen oder anderen gut ausgestatten lokalen Staudenhandel, aber auch die werden immer rarer.
Mit Freude findet man im Buch von F.-I. Klee viele Arten, die man selbst im eigenen Garten hat, wenn man sich über Jahre bemüht hat, solche weniger bekannten Arten zu bekommen und zu kultivieren. Das beginnt mit den Zwiebel- und Knollenpflanzen, die uns v.a. im Frühjahr erfreuen. Da findet sich das Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) ebenso wie das Kaukasus-Alpenveilchen (Galanthus elwesii). Letzteres fehlte in kaum einen Garten in der ehemaligen DDR und ist eine äußerst attraktive Erscheinung im Vergleich zum eher „mickrigen“, in Teilen Deutschlands heimischen und oft aus Gartenabfällen verwilderten „Normal“-Schneeglöckchen (G. nivalis). Aber versuchen Sie mal, diese Arten im Handel zu bekommen, das ist fast ausschließlich bei guten online-Zwiebelpflanzen-Anbietern möglich. Der zierliche, sehr früh blühende Elfen-Krokus, Hasenglöckchen, Weinbergtulpe und Weinberg-Traubenhyazinthe sind weitere, eher selten in Gärten zu findende Arten, die der Autor uns vorstellt.
Dem folgen zahlreiche Stauden, die man heute vergeblich im Gartenmarkt sucht, die aber in Gärten früher weiterverbreitet waren. Immenblatt, orange blühende Nelkenwurz-Arten, Brandkraut, Waldgeißbart, das alles sind Arten, die ich in meinem Garten von unserem Vorgänger „übernommen“ habe, die dort seit Jahrzehnten wachsen, aber die fast ausnahmslos kaum im Gartenhandel erhältlich sind.
Unter den Sträuchern sind es dann deutlich mehr vorgestellte Arten, die man auch heute im Gartenhandel findet. Darunter viele Winter- und Frühblüher, wie z.B. die Zaubernuss-Arten, von denen man bei uns leider nahezu ausschließlich verschiedene Hamamelis intermedia-Sorten zu kaufen bekommt. Und von „Flieder & Co.“ werden im Buch nicht die allgegenwärtigen Arten vorgestellt, wie der nicht so leicht „ausbüchsende“ Zwergflieder und selten zu sehende kleinblütige Rhododendron-Arten statt der zahllosen „catawbiense & Co.“-Hybriden, mit denen alljährlich der Gartenhandel überschwemmt wird.
Abgeschlossen wird das schöne wie lesenswerte Büchlein von kurzen Kapiteln mit Tipps zur Planung, Anlage und Pflege von Gärten und einige wenigen Pflanzplänen. Außerdem listet der Autor am Ende auf einer Seite noch Händler und Bezugsquellen von Pflanzenarten für den Garten abseits des „Mainstreams“ der Gartenmarktketten an.
Fazit: Sehr empfehlenswert!
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 16.06.2023
Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten
Häusler, Martin

Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten


ausgezeichnet

Ein Buch über Nachhaltigkeit, na klar, warum nicht. Nachhaltigkeit ist schließlich heutzutage in (fast) aller Munde, doch kaum jemand weiß wirklich, was sich dahinter alles verbirgt. Und auch die „Rettung der Erde“ ist ebenso in (fast) aller Munde, da gibt es Verharmlosungen der aktuellen Situation des Klimas auf der Erde ebenso wie so mache Übertreibung oder die Verbreitung von Halbwahrheiten und man muss selbst unter Anwendung eigenen Wissens (wenn man dann auch das ausreichende Wissen dazu hat!), beurteilen, was man glaubt und was nicht.
Fest steht, dass es unserer Erde seit langem nicht gut geht und dass es in vielerlei Hinsicht längst dramatisch ist. Und auch wenn man weiß, dass die Erde schon viele gravierende Veränderungen über sich „ergehen“ lassen musste, zuletzt während des Eiszeitalters, kann man seine Augen längst nicht mehr vor dem verschließen, was da auf unserer Erde passiert, vor allem in so erdgeschichtlich kurzer Zeit, wie es das wohl noch nicht gab.
Wenn dann nun Eckart von Hirschhausen – selbst Arzt und bekannter Moderator und Autor von guten wie unterhaltsamen Sachbüchern – ein solches Buch herausgibt, macht das neugierig und mag schon vorab für Qualität bürgen. Dem Journalisten Martin Häusler und einem Team von Wissenschaftlern unterschiedlichster Ausrichtung und anderen engagierten „Erdrettern“ gelingt es mit dem Buch anschaulich wie fachlich fundiert, die verschiedensten Probleme auf unserem Planeten, nicht nur die aktuellen klimatischen Veränderungen (ich mag den Begriff „Klimawandel“ überhaupt nicht und er wird im Buch auch nicht strapaziert!) für den Normalbürger von Jung bis Alt zu vermitteln.
Wie der Herausgeber am Anfang darlegt, ist es angelegt als „Reisetagebuch“ in die Welt der Nachhaltigkeit und so in verschiedene Kapitel und Themenbereiche gegliedert. Ziemlich am Anfang kommen die Kinder des Initiators dieses Buches, Sebastian Schels, dazu zu Wort, was sie unter Nachhaltigkeitsthemen verstehen. Und gleich darauffolgend stellt der Autor im Reisetagebuch, Kapitel 2 fest, dass der Begriff Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit den Problemen unserer Erde heute ganz anders verwendet wird als noch vor einigen Jahren, wo es v.a. um wirtschaftliche Nachhaltigkeit ging. Hier stellt er auch fest, dass das Thema aus seiner eigenen Erfahrung selbst den engsten Freundeskreis „zerreißt“. Er schreibt den schönen Satz: „Liebe Apokalyptiker, liebe Gutmenschen, lasst mich einfach den Rest meines Lebens den restlichen Spaß und den restlichen Genuss haben, den ich mir hart erarbeitet habe.“ Eine Feststellung, dass man nicht ab sofort auf alles verzichten muss, um die neue „Nachhaltigkeit“ zu unterstützen, aber in der Folge im Buch damit verbunden, so manches aufzuzeigen, was man auch selbst tun kann, um die Welt wenigstens ein wenig mitretten zu helfen.
Das Buch ist kaum an einer Stelle belehrend, aber durch die Texte der zahlreichenden Mitwirkenden aus unterschiedlichsten Ländern, Kulturen und Kreisen informativ, aufrüttelnd und häufig nachdenklich machend. Man wird in keine radikale Richtung gelenkt, nichts wird als das „Non plus Ultra“ dargestellt und nichts verteufelt. „Schlauigkeiten“ wie „Dummheiten“ der aktuellen Politik bleiben außen vor, das ist sehr wohltuend, wird doch da in der Umweltpolitik meistens der 2. oder 3. Schritt vor dem ersten gemacht und werden Gesetze erlassen, bevor man das wenige noch bei manchen Politikern vorhandene Gehirn einschaltet.
Auch die Themen Windkraft und Solar werden nur in geringem Umfang thematisiert und schon gar nicht als die Rettung der Menschheit dargestellt. Auch das ist sehr wohltuend, geht es doch gerade bei diesen Themen heute schon wieder einmal in erster Linie ums dicke Geldverdienen und der Umweltaspekt verkommt oft nur zum Deckmantel, die Konkurrenz mit anderen Problemen der Erde und er Umwelt – z.B. zur Biodiversität - wird doch fast nie wirklich ehrlich dargestellt.
Das Buch ist sehr anschaulich und wohltuend illustriert sowie unterhaltsam wie auch oft aufrüttelnd geschrieben. „Tipps für Klimaschützer“ und kurz vor dem Schluss ein „Quiz für Weltretter“ (erkennen wir da den bekannten Hirschhausen?) runden das Buch ab. Gut, oder eigentlich nicht gut, mit den zahlreichen Lügen um die Nachhaltigkeit von so manchen Produkten, bei denen es unter dem Deckmantel „Bio“ oder „nachhaltig“ auch nur ums dicke Geldverdienen geht, wird hier nicht aufgeräumt, da hätte ein kleines Kapitel durchaus geholfen, so manche Scharlatanerie zu benennen. Aber vielleicht hatte man da auch Sorge, den „Shitstorm“ der leider auch mitwirkenden „Nachhaltigkeitslügner“ auf sich zu ziehen.
Fazit: Auch für „Nicht-Erdretter“ sehr lesens- und empfehlenswert, das Buch macht keinesfalls dümmer, den Preis von 38 € ist es auf jeden Fall wert und es erhebt den Anspruch, nachhaltig produziert zu sein. OK, glauben wir es mal. Und man muss nach der Lektüre nicht zum Erdretter werden, aber man kann oder sollte über manches in der eigenen Lebensweise mal nachdenken.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 16.06.2023
Klick dein Wanderglück
Niederwanger, Judith;Pichler, Alexander

Klick dein Wanderglück


ausgezeichnet

Wanderführer und Bildbände über Südtirol gibt es jede Menge, von den einschlägigen Wanderbuchverlagen über Editionen kleinerer, unbekannter Verlage bis hin zu Ausgaben im Selbstverlag. Aber Natur- und Wanderführer mit Fototipps koordiniert, das ist zwar nicht neu, aber leider immer noch sehr selten. Kult sind die englischsprachigen Bücher „Photographing the Southwest“ von Laurent Martres, die seit 1992 in diversen Auflagen erschienen und danach zu verschiedenen Regionen der USA und ein Band auch für weltweite Photo-Hotspots von anderen Autoren ergänzt wurden. Im deutschsprachigen Raum ist mir so etwas bislang noch nicht untergekommen, erst bei einer durch dieses Buch hier angeregte Recherche ergab, dass in den letzten Jahren auch von einem weitereren Autor zwei Bücher als Wanderführer mit Fototipps und einem gewissen Eigenanspruch an einen Bildband zu den Dolomiten und den Alpen insgesamt erschienen sind.
Klick dein Wanderglück ist die Forstsetzung des erfolgreichen Wanderbuches „Die schönsten Touren und Photospots in Südtirol“ von Judith Niederwanger und Alexander Pichler, die sich selbst „Team Roter Rucksack“ nennen und die als Paar seit vielen Jahren gemeinsam die geliebte Südtiroler Heimat erkunden und für andere mit diesen Büchern erschließen. Und das ist den Autoren und dem RAETIA-Verlag in Bozen nun zum zweiten Mal ausgezeichnet gelungen.
Insgesamt 45 Touren aus verschiedenen Regionen Südtirols, beginnend im Vinschgau und dem Meraner Land über die „Traumwanderregionen“ der Dolomiten bis hin zum Trentino und dem Gardasee führen uns in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden in die Berge und durch die Täler Norditaliens. Es sind fast ausschließlich nicht allzu lange und schwere Wanderungen, mit der Cima Capi bei Riva del Garda ist auch ein (relativ leichter) Klettersteig dabei, allerdings zweifelsfrei einer der landschaftlich schönsten, den man sich vorstellen kann. Auch sechs Wintertouren sind dabei, die zu Touren in der ruhigen Jahreszeit (zumindest außerhalb der Skigebiete!) einladen.
Zu jeder Tour gibt es eine kurze Beschreibung, Tipps zur Erreichbarkeit, Tourenlänge, Höhenunterschieden und Einkehrmöglichkeiten. Landschaft, Abwechslung, Kondition und Technik werden jeweils über eine 5-Punkte-Skala einzeln bewertet. Natürlich gehört jeweils eine sehr gute Wanderkarte aus dem Hause TABACCO dazu (das Verlags-Logo in jeder Karte hätte ruhig etwas dezenter ausfallen können!) und wunderschöne Fotos in verschiedenen Größen und Formaten, ab und an auch doppelseitig im Bildbandformat, illustrieren die Touren. Also ist das Buch doch auch ein wenig Bildband, aber mit deutlich mehr Informationen gefüllt als die oben erwähnten anderen Bücher zu den Alpen.
Die meisten, durchweg sehr guten Fotos – ausschließlich von den Autoren – sind mit GPS-Koordinaten und Exif-Informationen versehen. Insgesamt 20 Fotospots aus den verschiedenen Regionen Südtirols werden jeweils gesondert dargestellt und mit einem großformatigen Foto präsentiert. Zu den Koordinaten und technischen Angaben kommen dort noch Fotodatum und -zeit als Informationen dazu. Wie bei Wanderführern zumeist üblich ist das Buch auf mattem Papier gedruckt, was die gleichzeitige Eignung als (partieller) Bildband ein wenig einschränkt. Aber gute Fotos müssen nicht unbedingt immer auf Hochglanz abgedruckt werden.
Ein Register fehlt, ist aber bei Wanderbüchern auch nicht unbedingt erforderlich, den Abschluss bildet eine gute Übersichtskarte mit allen beschriebenen Wanderungen.
Ich selbst habe so einige mir bekannte Wanderungen im Buch wiedergefunden, allen voran die bereits hervorgehobene Klettersteigtour über die Cima Capi in den Gardaseebergen, die ich traditionell mindestens einmal im Jahr begehe. Aber da sind auch viele Touren, die ich bisher nicht auf dem Plan hatte und die zu neuen Erlebnissen anregen.
Fazit: Unbedingt empfehlenswert, sowohl für Kenner als auch Einsteiger in die Wanderregion Südtirol. In einem Urlaub kann man die verschiedenen Touren natürlich nicht erwandern, das Buch ist daher eher eine Ergänzung zu anderen regionalen Wanderführern oder auch nur Anregung für Touren, die man noch einmal in Angriff nehmen könnte oder sollte.
Dr. Fran Zimmermann

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