Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Pflanzenfreund
Wohnort: 
Rehfelde

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2024
Flora von Bayern

Flora von Bayern


ausgezeichnet

Ein Vorrezensent hat es vorweggenommen: Es ist ein phänomenales Werk! Aber es ist natürlich viel mehr dazu zu sagen. Das Werk ist auch gewichtig, und zwar in mehrerlei Hinsicht. Die Eckpunkte: 4 Bände, insgesamt 2.848 S., Gewicht im Schuber: 13,2 kg. Was will man mehr? Als Botaniker will man mehr, und das kann man auch vorwegnehmen: Das bietet das Buch (oder besser die Büchersammlung).
Zunächst aber darf man den bayerischen Botanikern und Freunden der heimischen Pflanzenwelt nur zu dem Werk gratulieren. Das Team um Lenz Meierott hat hier ganze Arbeit geleistet und konnte auf Fundortdaten und umfangreiche Kenntnisse von mehreren hundert Kartierern zurückgreifen. So konnte es gelingen, 110 Jahre nach der ersten Bayernflora dieses Werk zu schaffen.
Aber woraus besteht nun die aktuelle Bayern-Flora? Den eigentlichen Artkapiteln wird zunächst ein 100-seitiger Einleitungsteil vorangestellt, der die Lebensräume für Pflanzen und naturräumliche wie klimatische Grundlagen in Bayern kurz vorstellt und Schutzmaßnahmen aufzeigt. Danach geht es sofort mit den Artkapiteln los, in üblicher Reihenfolge beginnend mit den Bärlappgewächsen über Farnpflanzen zu den Einkeimblättrigen und dann zu den Zweikeimblättrigen. Zu jeder Pflanzengattung gibt es einen kurzen Übersichtstext. Danach wird jede einzelne Art aller in Bayern vorkommenden Pflanzen kurz in ihren wichtigsten Merkmalen beschrieben. Es folgen ein Absätze zu Lebensräumen und Lebensraumansprüchen, Verbreitung und Gefährdung. Zu nahezu jeder Art folgt eine Karte mit den MTB-Rasterfeldern und historischen wie aktuellen Verbreitungspunkten. Dort ist die Verbreitung der Arten in 4 Zeitschnitten dargestellt (vor 1945, 1945-83, 1984-2000, aktuell seit 2001). Zu den meisten Arten findet sich ein Foto überwiegend mit Darstellung der ganzen Pflanze. Dieser Hauptteil erstreckt sich in 3 Bänden über insgesamt 2.500 Seiten. Im dünneren 4. Band finden sich weitere ergänzende Verbreitungskarten, die in den vorherigen Bänden aus Layoutgründen nicht untergebracht werden konnten, sowie ein Kapitel mit abgebildeten Herbarbelegen vieler Arten. Umfangreiche Abkürzungs- und Literaturverzeichnisse und ein Register der deutschen und wissenschaftlicher Artnamen fehlen am Schluss natürlich nicht. Das Werk hat seinen Preis, aber den rechtfertigt es auf jeden Fall inhaltlich!
Den bayerischen Botanikern, den Autoren und dem Schweizer HAUPT Verlag kann zu diesem Werk nur gratuliert werden. Wir Botaniker aus anderen Bundesländern schauen mit Hochachtung auf dieses Werk, in dem Wissen, dass etwas Vergleichbares wohl in den meisten Ländern kaum denkbar ist in absehbarer Zeit.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 11.12.2024
Die verborgene Geschichte der Erde
Zalasiewicz, Jan

Die verborgene Geschichte der Erde


ausgezeichnet

Es gibt eine ganze Reihe von deutschsprachigen Lehrbüchern zur Geologie. Meist sind dies aber tatsächlich Lehrbücher und für den interessierten Laien teils schwer zu lesen und zumeist mit Abbildungen von und für Wissenschaftler/Studierende gespickt, aber kaum mit ansehnlichen und zugleich informativen Fotos. Ein solches Buch fehlte bisher, und das ist dem Auto und dem Haupt-Verlag sehr gut gelungen.
Die englische Originalausgabe ist bereits 2022 erschienen, die Übersetzung ins Deutsche ist sehr gut gelungen.
In insgesamt 7 Kapiteln vermittelt der Autor anschaulich Grundkenntnisse und teils vertieftes Wissen, es macht Spaß zu lesen und man wird definitiv schlauer, aber man wird als Nicht-Geologe keinesfalls überfordert. Es beginnt mit der Entstehung der Gesteine im Laufe der Erdgeschichte, gefolgt von zwei Kapiteln mit Ausführungen zu magmatischen Gesteinen und zu Sedimentgesteinen. Bei letzterem spielen selbstverständlich die eingeschlossenen Fossilien eine große Rolle. Ein weiteres Kapitel widmet sich ausführlich der Metamorphose im Zusammenhang mit der Plattentektonik der Erde und den gebirgsbildenden Prozessen.
Das Kapitel "Gesteine, die Geschichten erzählen" klingt schon interessant, und das ist es auch und sicher mit am vergnüglichsten zu lesen. Aber auch ein Kapitel zur bergbaulichen Nutzung, zu menschlichen Bauwerken aus Stein bis hin zu Stadtlandschaften gehört dazu. Am Schluss folgt ein Exkurs zum "Weltraumgestein" und sogar ein kurzer Blick in die interstellare Geologie.
Man könnte denken, das wäre an Themen zu viel für ein Buch mit 224 Seiten und einem nicht allzu großen Format, aber nein, das ist es nicht. Dem Autor ist die Gratwanderung zwischen fachlicher Tiefe und Umfang sehr gut gelungen. Absolut empfehlenswert und im Preis in Ordnung! Es kommt im Softcover daher und die Umschlagklappen vorn und hinten können gleich als Lesezeichen dienen.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 11.12.2024
Federn

Federn


ausgezeichnet

Bücher über Federn gab und gibt es schon so einige, die meisten sind Bestimmungsbücher. Aber meines Wissens gab es noch keines, welches so eindrücklich die Federn der Vogelarten als wirkliche „Kunstwerke“ der Natur zeigt. Der Untertitel „Meisterwerke der Evolution“ drückt dies bereits aus. Es ist überwiegend ein Bildband, in dem die faszinierenden Details der Formen und Farben von Vogelfedern in durchweg hervorragenden Fotos präsentiert werden, fast wie in einer Kunstausstellung. Es ist erstaunlich, was das renommierte und mehrfach ausgezeichnete Fotoautoren-Paar in diesem Band an wunderschönen Fotos von Vogelfedern zusammengetragen hat.
Die meisten Federn, ob im Ganzen oder im Detail, werden vor einem schwarzen Hintergrund gezeigt. Auch wenn das nicht jeder mag und das z.B. in so manchem Fotoforum mittlerweile abgeschafft wurde, gefällt mir das ausgezeichnet. Für meine privaten Reise-Fotobücher verwende ich auch grundsätzlich einen schwarzen Hintergrund. Intensive Farben werden nach meiner Empfindung dadurch deutlich hervorgehoben, was insbesondere bei Naturfotos besonders gut wirkt. Aber zur Auflockerung gibt es im Buch auch immer wieder Seiten mit weißem Hintergrund und nicht formatfüllenden Bildern, es scheint von Autoren und Verlag gut durchdacht, welcher Hintergrund sich für welche Fotos am besten eignet. Die allermeisten Fotos im Buch sind im ganzseitigen Format gedruckt, manchmal auch mit weißem Rand.
Es ist auf jeden Fall ein vielfältig gestaltetes Buch und es ist bei weitem nicht nur Bildband. Einige mehrseitige Textteile befassen sich z.B. mit einem kurzen fachlichen Abriss zur Evolution der Vögel, beginnend mit den ersten teils befiederten Sauriern und dem ersten flugfähigen Vogel Archaeopteryx, noch teils Echse und teils Vogel. Der Aufbau der unterschiedlichen Federn mit unterschiedlichen Funktionen wird beschrieben, die Rolle der Farben wird eindrucksvoll dargestellt. Auch die Vergänglichkeit der Federn wird thematisiert, denn nach vollendetem Wachstum stellt der Vogelkörper die Versorgung der Federn ein und sie müssen im Rahmen der Mauser gewechselt werden. Dabei werden auch eingelagerte überflüssige oder giftige Stoffwechselprodukte „entsorgt“.
Um die Fotos ungestört wirken zu lassen, werden kurze Informationen zu den Fotos und den Arten am Schluss des Buches auf 12 Seiten komprimiert untergebracht. Dort findet sich auch eine Beschreibung des „Making-of“ der Fotos, in dem die Autoren ihren eigenen Lernprozess bei Fotografieren der Federn darstellen.
Insgesamt ist es nicht nur ein sehr schönes Buch geworden, sondern auch ein sehr informatives. Der Preis geht für einen solchen hochqualitativen Bildband völlig in Ordnung, obwohl sich sicher nicht jeder Vogelkundler das Buch ins Regal stellen wird. Aber das Buch hat auch einen hohen künstlerischen Wert und ist daher keineswegs nur etwas für Naturliebhaber oder Hobby- oder Berufs-Ornithologen.

Bewertung vom 13.09.2024
Unsere Meere - Naturwunder Nord- und Ostsee
Behrend, Thomas

Unsere Meere - Naturwunder Nord- und Ostsee


ausgezeichnet

Zu Beginn des Jahres 2023 konnte man in der ARD die Folgen „Unsere Meere – Nord- und Ostsee“ als faszinierende Dokumentationen des Filmemachers Thomas Behrend verfolgen. Nun liegt das Buch des Autors dazu vor. „500 Stunden unter Wasser: 320 Drehtage, 11 Länder, 30 Tierarten“ wird zusammenfassend zur Serie geschrieben.
Es ist sowohl Bildband als auch Sachbuch mit sehr gut geschriebenen Texten. Diese berichten zum einen vom Entstehen der Fotos und zum anderen über zahlreiche Erlebnisse mit dem Lebensraum Meer und ihren faszinierenden Bewohnern. Die Texte hat der Autor selbst verfasst, die meisten Fotos stammen von Martina Andrés, die ihn auch bei den Filmarbeiten zur Seite stand.
Nicht nur wenn man bereits die Dokumentation gesehen hat, die übrigens immer noch online verfügbar ist, kann man sich von dem Buch nochmals faszinieren lassen. Bereits in den 1970er Jahren haben mich die wenigen in der DDR verfügbaren Bücher zur Unterwasserwelt und zum Tauchen fasziniert, eines davon widmete sich auch der Ostsee. Einige davon finden sich noch heute in meiner Bibliothek, andere waren seinerzeit nur in öffentlichen Bibliotheken verfügbar. Bücher und Filme des unvergessenen Jacques-Yves Cousteau sowie von Hans Hass faszinierten mich damals. Aber da ich nie richtiger Taucher geworden bin, war lange Zeit zumindest mein Interesse an Tauchbüchern erloschen.
Doch nun dieses wunderschöne und informative Buch! Der Autor hat es in zwei Hauptteile gegliedert, die sich zunächst mit der Ostsee und danach mit der Nordsee befassen. Neben einem grundsätzlichen Kapitel zur außergewöhnlichen Charakteristik der Ostsee als überwiegend sehr flaches Binnenmeer widmet er ausgewählten Tierarten einzelne Kapitel. Dazu gehören neben Seehunden, Miesmuscheln und Eiderenten u.a. auch die im Meer jagenden Gotland-Ringelnattern und Kegelrobben. Alles wird mit wunderbaren Fotos illustriert. Im Teil zur Nordsee finden sich u.a. Kapitel Zu Delfinen, Basstölpeln, Orcas oder Strandkrabben, ebenso schön illustriert.
Im abschließenden Kapitel „Meer und Mensch in Gefahr“ stellt der Autor eindrucksvoll dar, wie stark nicht nur die beiden im Buch behandelten Meere, sondern die Weltmeere insgesamt und ihre Tier- und Pflanzenarten mittlerweile gefährdet sind. Und wie abhängig der Mensch und die gesamte Erde von den Meeren abhängig ist. Ein rührender Appell, dass jeder viel Meer für den Schutz der Meere beitragen sollte, sei es direkt oder indirekt. Ein unbedingt empfehlenswertes Buch, nicht nur für Naturliebhaber.

Bewertung vom 13.09.2024
Berge
Hüsler, Eugen E.

Berge


ausgezeichnet

Es ist ein Bildband der Superlative, nicht nur für Liebhaber der Berge und traumhafter Naturlandschaften! Opulent ausgestattet, groß und gewichtig im doppelten Sinn. Schöner kann man die Welt der Berge wohl kaum präsentieren. In dem riesigen Format wirken natürlich die ohnehin durchweg hervorragenden Fotos noch besser. Überwiegend finden sich doppelseitig oder einseitig vollformatig gedruckte Bilder, seltener auch mit einem weißen Rand. Die Gestaltung ist dabei sehr abwechslungsreich. Zur Fotoqualität muss man nicht viel sagen. Es ist wirklich atemberaubend, welche wunderschönen Motive die renommierten Bildautoren Stefan Häfele und Daniel Kordan zusammengetragen haben. Das ist durchweg Fotokunst! Da wird mit Licht und Schatten, Wolken und unterschiedlichsten Perspektiven „gespielt“, zwischen den Jahreszeiten gewechselt und man sieht den Fotos an, dass sie keine „Knipser“bilder sind. Fotostandpunkte, Formate, Perspektiven, bei jedem Bild merkt man, dass da wohl alles bei „Zaubern“ des Fotos durchdacht und geplant wurde. Oder vielleicht war es manchmal doch Zufall, „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, wie man so schön sagt.
Die aus der Feder des „Kletterpapstes“ Eugen E. Hüßler stammenden Texte sind sehr informativ wie unterhaltsam geschrieben und machen das Buch zu mehr als nur einem Bildband über die Berge Europas.
Selbstverständlich kann man selbst bei dem recht beträchtlichen Seitenumfang des Buches nicht alle Berglandschaften Europas vorstellen und musste eine Auswahl treffen. Aus Mitteleuropa werden einige besonders schöne Regionen der Alpen vorgestellt, wobei den Dolomiten mit insgesamt 34 Seiten der größte Umfang „gegönnt“ wurde. Aber auch das Matterhorn und der Mt. Aiguille finden im Buch Platz. Auch Elbsandsteingebirge, Pfälzer Wald und Brocken werden in einigen wenigen, aber ebenso atemberaubenden Motiven gezeigt.
Nahezu 70 Seiten werden dem Norden Europas gewidmet. Einige der wohl schönsten Berge Norwegens werden gezeigt, neben dem bereits erwähnten Segla mit seiner überhängenden Felswand u.a. der Stetind - einer der „Matterhörner“ Norwegens – und der weltberühmte Klettergipfel des Trollryggen über dem Romsdal. Den „Nordinseln“ Norwegens – Lofoten, Vesteralen und Senja wird viel Raum im Buch gegeben. Dort finden sich aber auch in der Tat einige der schönsten Berglandschaften Europas, sind es doch jeweils kleine „Hochgebirge im Meer“. Die Färöer, Grönland und Island fehlen natürlich auch nicht, ebenso wie Irland, Schottland und die Hebriden.
Weiter geht der opulente Bilderstreifzug über das Massiv Central in Frankreich, die Pyrenäen, Mallorca bis hin zu den Azoren, die zwar zu Portugal gehören, aber geografisch nun wirklich nichts mit Europa zu tun haben, was ja allerdings auf Grönland auch nicht zutrifft. Natürlich fehlen auch Kreta, Sardinien und Sizilien im Buch nicht. Nach Osten hin geht es dann schließlich über Slowenien und Albanien mit einzelnen Fotos weiter nach Griechenland, wo die Sandsteinfelsen von Meteora und der Olymp Platz finden. An der Ostgrenze Europas schließt das Buch mit faszinierenden Bildern aus dem Kaukasus und dem Ural.
Fast 300 Seiten Fotogenuss aus den Bergen pur, so könnte man das Fazit zusammenfassen. Und wenngleich Bildbände nicht selten das Schicksal erleiden, nicht so oft wiederholt aus dem Bücherregal geholt zu werden, bin ich mir sicher, dass ich dieses Buch noch einige Male ansehen werde. Spätestens dann, wenn ich in hoffentlich noch ferner Zeit selbst nicht mehr in der Lage bin, die Berge selbst zu erklimmen oder in die Ferne zu reisen. Spätestens dann ist das Buch immer für schöne Erinnerungen gut und definitiv ein gutes Geschenk für Bergliebhaber.
Noch ein Wort zum Preis: Ja, das Buch ist seinen Preis wert, im Vergleich zu so manchem Fachbuch ja durchaus noch ein „Schnäppchen“. Aber möglicherweise würde das Buch noch etwas häufiger gekauft, wenn der Preis wenigstens knapp unter der „Schmerzgrenze“ zweistellig geblieben wäre!

Bewertung vom 16.07.2024
Neuwald
Rada, Uwe

Neuwald


ausgezeichnet

Noch ein Buch über Wald? In den letzten Jahren erschien eine ganze Reihe von Büchern, die die Probleme des deutschen Waldes – oder besser gesagt – der immer noch flächenmäßig überwiegenden „Baumplantagen“ beleuchtet und teils Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt haben. Aber da Waldlebensräume mich in den letzten Jahren auch zunehmend fachlich in meiner beruflichen Tätigkeit beschäftigen – manchmal mehr als mir lieb ist – war meine Entscheidung leicht. Und sie war keine schlechte.
Waren es bislang ausschließlich Forstwissenschaftler oder auch Naturschutzexperten, die sich dem Thema von verschiedenen Standpunkten und Voraussetzungen her annäherten, ist es diesmal ein Journalist, seit über 30 Jahren ist Uwe Rada Redakteur bei der taz. Lange Zeit in Westberlin quasi „eingemauert“, erschloss er sich nach der Wende v.a. die Wälder im äußersten Osten Deutschlands und lebt selbst mit seiner Partnerin im schönen Naturpark Schlaubetal, dessen Leiterin sie ist.
Neben wenigen Stippvisiten ins Thüringische und anderswohin in Deutschland hat sich der Autor vor allem in Brandenburg umgesehen und dessen „Neuwald“-Projekte beschreibt er. Dabei ist er vielen auch mir bekannten Personen begegnet, die sich mit Forschung, Waldumbau und vielen anderen waldnahmen Themen in Brandenburg beschäftigen. Themen sind somit u.a. die Folgen der preußischen Aufforstungspolitik mit der Kiefer als „Brotbaum der Mark“, was seinerzeit ein großer Fortschritt war, die DDR-Holzproduktion, die keine andere war wie die mit der Fichte in großen Teilen der westlichen Bundesländer und der Waldumbau hin zu naturnäheren Wäldern. Dazu werden verschiedene Beispiele erläutert, nicht im wissenschaftlichen, belehrenden Stil, sondern erzählend im Stil eines Journalisten.
Vorgestellt werden Projekte nach Waldbränden auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, wo der Wald in Wildnisgebieten sich selbst regenerieren soll, aber auch neuartige Aufforstungsprojekte in der Bergbaufolgelandschaft der Niederlausitz oder auch die Ersatzpflanzungen für das TESLA-Werk oder das DDR-Aufforstungsprojekt in den Rieselfeldern bei Hobrechtsfelde.
Kritisiert wird vom Autor der hohe Anteil von Privatwald in Brandenburg, wobei v.a. Großwaldbesitzer wenig vom naturnahen Waldumbau halten. Aber schließlich wurden hierzulande ja riesige Flächen an solche Leute „verhökert“ und verkommen teilweise zu „Privatjagdgebieten“. Aber das Thema Jagd und Wild spart der Autor völlig aus, als einziger in der Reihe der zahlreichen Bücher zum Thema Wald der letzten Jahre. Durchaus mal wohltuend, denn bei manchen Meinungen von Buchautoren zum Thema Jagd wird einem als Leser durchaus manchmal „unwohl“.
Fazit ein lesenswertes, mal völliges anderes Büchlein zum Thema Wald, mit wenigen aber ansprechenden Illustrationen und einigen Fotos, die allerdings auf dem gewählten Papier im Druck nicht besonders gut kommen. Der Preis von 22,- € wird vielleicht manchen abschrecken, aber man kann auch nicht sagen, dass es sich nicht lohnen würde das Buch zu kaufen.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 15.02.2024
West Coastin'
Rohrbach, Dirk

West Coastin'


ausgezeichnet

Westcoastin´, der Titel ist im Buch Programm. Wenn man selbst schon mehrfach Ziele an der Westküste besucht hat oder diese vielleicht wie der Autor auf voller Länge bereist hat, mit welchem Verkehrsmittel auch immer, wird sofort Interesse an diesem Buch finden. Auch wir haben viele Abschnitte dort absolviert, aber deutlich bequemer mit dem Wohnmobil. Dabei sind wir auch mehrfach Fahrradfahrern begegnet und sind mit diesen ins Gespräch gekommen, über deren Erfahrungen und Erlebnisse und über deren Motivation. Es gehört schon etwas Mut dazu, mit dem Fahrrad diese Strecke zu absolvieren, wie uns auch der Autor an vielen Stellen des Buches nahebringt. Nicht umsonst heißt ein großer Abschnitt im nördlichen Kalifornien "Lost Coast", die "verlorene Küste". Dieser Abschnitt ist wohl für Radfahrer einer der "gemütlichsten", denn außer dem stetigen Wind und Nebel vom Pazifik gibt es hier kaum Autoverkehr. Radwege gibt es nicht, Fahrradfahrer wie Fußgänger sind im Straßenverkehr der USA nicht wirklich "vorgesehen" und die Rücksichtslosigkeit v.a. der Truck-Fahrer kennt keine Grenzen im Land der "begrenzten Unmöglichkeiten"! Fest steht aber, dass man vom Fahrrad aus sehr viel mehr hautnahen Kontakt zu der faszinierenden Pazifikküste durch die Bundesstaaten Washington, Oregon und Californien und deren (meist wenig zahlreichen) Bewohnern bekommt. Daran lässt uns der Autor unterhaltsam und informativ teilhaben. Er macht aber auch deutlich, welche Herausforderungen eine solche Abenteuerreise stellt. Die Pazifikküste der USA ist nichts zum "lockeren Genussradeln", allein schon weil Wind und Wetter fast allgegenwärtig neben schönen Seiten allerlei, oft unberechenbare, Widrigkeiten bereithalten. Dabei trifft man aber auch zweifelsfrei auf die Herzlichkeit und Kommunikationsfreudigkeit der Anwohner, auch wenn diesen Eigenschaften der USA-Bürger oft anderes nachgesagt wird. Und man kann eine unglaublich schöne, wilde und abwechslungsreiche Natur erleben. Steile Felsküsten, wilde Strände mit Unmengen von Treibholz gewaltiger Dimensionen, die Küsten-Redwoods mit den zum Himmel strebenden Küsten-Mammutbäumen, riesige Sanddünen, aber auch verträumte Orte. Von letzteren nicht nur diese wie der heutige Künstlerort Mendocino (welches der Autor leider nicht besucht hat), sondern auch beängstigende Junkie-Lokalitäten wie Eureka.
Der Autor lernte auf seiner Fahrt die Leiden des Radfahrens auch körperlich kennen, quälte sich in den späteren Abschnitten mit Schmerzen die Strecke entlang, ist aber dennoch um seine Erlebnisse nur zu beneiden.
Das Buch ist kein Reiseführer, enthält auch nicht wirklich viele wirkliche Reisetipps, aber berichtet unterhaltsam und kurzweilig von der Abenteuerreise. es ist lesenswert nicht nur für Radabenteurer, auch jeder Liebhaber der Natur der Westküste kommt auf seine Kosten.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 16.01.2024
NATIONAL GEOGRAPHIC
Hüsler, Eugen E.;Ruhland, Michael

NATIONAL GEOGRAPHIC


ausgezeichnet

Der Titel des Buches impliziert einen sehr hohen Anspruch. Bücher über Berge, seien es Reise- oder Kletterführer, Bildbände oder Sachbücher gibt es jede Menge, vor allem über die Alpen, weltweite Überblicke deutlich weniger. Vor etwa 40 Jahren hat mich ein Buch überaus fasziniert, welches heute noch mein Bücherregal ziert: „Hochgebirge der Erde“ von einem Autorenkollektiv unter Prof. Dr. G. im URANIA-Verlag. Nie wieder habe ich vergleichbares gefunden. Seither „verschlinge“ ich Bergbücher und habe viele gelesen, auch Bildbände, wobei ich bei deren Erwerb eher zurückhaltend bin. Zu selten nimmt man sie zumeist nach der ersten Lektüre in die Hand. Vermutlich wird auch das hier besprochene Buch dieses Schicksal erleiden, es ist wohl das Schicksal von Bildbänden.
Trotzdem: Dieses Buch ist anders. Wenn man die ersten Seiten aufschlägt, das Vorwort liest und dann die doppelseitigen, überaus beeindruckenden Seite mit kurzen Bildunterschriften genossen hat, merkt zumindest als langjähriger Leser des „Bergsteiger“-Magazins, wer hinter diesem Buch steckt. Denn fast identisch kommt jede Ausgabe dieses Magazins von der Aufmachung auf den Eingangsseiten daher, mit wahrhaft faszinierenden Fotos von Profis der Bergfotografie. Und über Autor Eugen E. Hüsler muss man wohl nicht so viel sagen. Nicht wenige nennen ihn den „Klettersteigpapst“ und er ist seit vielen Jahrzehnten in den Bergen zu Hause und einer der besten Schreiber von Wander- und Kletterführern. Michael Ruhland ist seit 10 Jahren Chefredakteur dieses für Bergsteiger wie Wanderer unverzichtbaren Magazins. Und im Vorwort des Buches machen sie deutlich, dass man sie ein wenig überreden musste, dieses Buch anzugehen ob der erschlagenden Vielfalt einschlägiger Bücher.
Es muss sich nicht verstecken hinter anderen Büchern des Genres, dies sei hier deutlich gesagt. Meine Vorrezensentin vermisst das „Alleinstellungsmerkmal“ bei dem Buch. Das aber kann es meiner Meinung nach nicht geben bei der Angebotsfülle und jedes Buch über Berge hat seine Berechtigung.
Im Kapitel „Monumente“ werden zunächst einige wirkliche Highlights der Berge weltweit in opulenten Fotos in Spitzenqualität gezeigt. Gleich am Anfang heben die Autoren hervor, dass sie nicht den Anspruch erheben wollen und können, dies durchgängig im Buch zu gewährleisten. Nicht nur die „hohen“ Berge werden gezeigt, sondern auch besonders schöne. Im Kapitel „Wasserkraft“ geht es einerseits um die gestaltende Wirkung des Wassers in den Bergen, aber auch um die Nutzung der Wasserkraft.
Im Kapitel „Bergleben“ sind die beiden Autoren in ihrem Element und es geht um bergsteigerische Höhepunkte, größte Höhen und andere Superlativen aus dem Bergsteigerleben. In „Werkstatt“ geht es um Bauwerke, ältere wie moderne in den Bergen. Und im Kapitel „Zukunft“ werden eindrucksvoll die aktuellen Gefahren für unsere Bergwelt aufgezeigt, in kurzen, eindrucksvollen Texten und wiederum sehr guten Fotos.
Als Bildband wäre auf manchen Seiten vielleicht eine bessere Platzausnutzung möglich gewesen, manchmal gibt es da etwas viel weißes Papier. Aber dafür ist die Seitengestaltung sehr abwechslungsreich und insgesamt sehr ansprechend. Angenehm wie unterhaltsam sind diverse eingestreute Zitate von bedeutenden Persönlichkeiten, Goethe und John Muir sind dabei und manch andere mehr oder weniger Bekannte, deren Zitate zu den Bergen passen.
Bei einer Bewertung habe ich gelesen, dass jemand das Buch zurückgeschickt hat, weil es zu viele Fotos und zu wenig Informationen hat. Das ist natürlich in Ordnung. Wenn man vorher gelesen hat, dass es ein Bildband ist, sollte eine solche Fehlbestellung aber nicht nötig sein.
Schön, unbedingt empfehlenswert mit manchen „Wow“-Effekten und auf jeden Fall sein Geld wert.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 15.01.2024
Das ultimative Weltreisebuch

Das ultimative Weltreisebuch


ausgezeichnet

Mit einem weiteren deutschsprachigen Werk begeistert NATIONAL GEOGRAPHIC Reise- und Abenteuerliebhaber seit Dezember 2023. Es ist zweifelsfrei wieder ein lesens- und vor allem auch sehenswertes Buch geworden, letzteres im Doppelsinn. Es bietet unglaublich viel Text mit zahllosen wertvollen Informationen, befüllt mit sehr vielen hervorragenden Fotos, wie man es von NATIONAL GEOGRAPHIC erwartet und gewohnt ist und darüber hinaus fällt es vom Format und Umfang her im Bücherregal ins Auge.
Man muss vorwegnehmen, dass das Buch kein Reiseführer zum Mitnehmen ist und es ist auch im Detail kaum als Reiseführer geeignet. Aber es bietet eine solche Fülle an „Initialtipps“ für Reiseziele in den verschiedensten Regionen dieser Erde und deren Erleben auf unterschiedlichster Art und Weise. Einen besseren und umfassenderen Überblick über lohnenswerte Reiseziele kann man sich kaum vorstellen, der Leser ist dann selbst an der Reihe, sich für detailliertere Reiseplanungen und -vorbereitungen weiter zu belesen, sei es in Reiseführern der jeweiligen Regionen oder auch im Internet.
Für wirklich konkrete Touren ist das zuvor besprochene Buch „Die Tour deines Lebens“ besser geeignet, aber dort geht es hauptsächlich um Wanderungen unterschiedlicher Schwierigkeiten und Längen. Dieses Buch hier beleuchtet alle Facetten des Erlebens der Reiseziele und Wandern ist nur eine davon. Anders ist dieses Buch auch im Schreibstil. Man merkt es ihm sofort an, dass es aus dem Amerikanischen übersetzt wurde. Das soll nicht heißen, dass es nicht gut geschrieben und gut übersetzt worden wäre (nur an einer Stelle ist mir aufgefallen, dass „Baltic Sea“ mit „Ostmeer“ und nicht richtig als „Ostsee“ übersetzt wurde, also Nebensache). Aber wenn man häufiger schon amerikanische Ausgaben von Büchern von NATIONAL GEOGRAPHIC im Original gelesen und bei Reisen verwendet hat, fällt der dortige typische Schreibstil für Reiseführer auf. Und in amerikanischen Reiseführern ist es eben üblich, Tipps auch für völlig unerfahrene Reisende zu geben, bei denen man nicht nur einmal schon ins Schmunzeln gerät! Die häufigen Tipps für erforderliches festes Schuhwerk und geeignete Kleidung oder zum Mitnehmen eines Fernglases zum Beobachten von Tieren ist sicher für viele Durchschnittsamerikaner und auch so manchen Reisenden aus anderen Nationen mehr als angebracht. Was einem da auf so manchen Touren in kurzen schicken Höschen und Badelatschen etc. und ohne geeignete Ausrüstung v.a in den Bergen begegnet, ist schon ziemlich haarsträubend. Und dank der zahllosen Tipps via „Insta & Co.“ wird das auch jedes Jahr schlimmer. Zum Glück gehören aber die Deutschen zweifelsfrei im Durchschnitt zu den Reisenden, die meist angepasst und recht gut ausgerüstet unterwegs sind, sodass so mancher Tipp im Buch dahingehend eigentlich überflüssig ist. Aber auch das sehe ich nicht als Kritik am Buch und führt zu keinem Sterneabzug.
Völlig anders als viele andere Reisebücher ist die Gliederung. Es wird zunächst nicht nach Regionen in den Kapiteln vorgegangen, sondern nach „Reise- und Erlebnisart“. Also zunächst gegliedert nach „Zu Wasser“, „Auf der Straße“, „Auf der Schiene“ und zu Fuß. Nach Meinung einer anderen Rezensentin vielleicht der Grund dafür, die „Nachhaltigkeit“ des Buches an manchen Stellen hinsichtlich ihrer „Stimmigkeit“ zu kritisieren. Ok., wir leben in einem freien Land, also von mir kein weiterer Kommentar. Bis auf diesen: Wahrscheinlich müssten wir alle in Waschbärenfellen (die Viecher sind eine invasive Art, in der Tat, dann müsste man sie aber auch dezimieren!) auf der Wiese sitzen natürlich (!) nicht am klimaschädlichen Feuer sitzen und nichts als Gras und Algen fressen. Und bestenfalls Wandern wäre dann nachhaltig. Und natürlich v. a. nicht fliegen. Wenn man das Buch „nachleben“ möchte, bleibt einem das Fliegen aber überwiegend nicht erspart. Und ehrlich: Fliegen macht Spaß! Und man dürfte natürlich keine Bücher wie dieses auf Papier gedruckt lesen, hinsichtlich Nachhaltigkeit ganz schlecht! Aber nicht nur ich liebe genau das alles!
Das Buch hält auch Kapitel zu Gourmetreisen bereit, führt uns weltweit zu Highlights von Kunst und Kultur, bringt ein Kapitel für „Abenteurer“ oder die es gerne wären und führt uns auch „Hoch hinaus“ in die Berge dieser Welt, für mich das interessanteste Kapitel als Wanderer und Kletterer. Und es gibt auch ein Kapitel zur „Spurensuche“ auf Pilgerwegen und „Kulturpfaden“ aber auch in der Wildnis dieser Erde. Die Hauptkapitel sind dann nach verschiedenen Regionen weiter gegliedert, können aber die Reiseziele dieser Welt selbstverständlich jeweils meist nur in kurzen Schlaglichtern abdecken.
Ein tolles, unbedingt empfehlenswertes Buch. Grafisch modern, interessant geschrieben, zahllose wertvolle Informationen, tolle Fotos, ausgezeichnete Druckqualität. Was will man mehr, um sich auf die Entdeckung dieser Erde auf verschiedenen Wegen vorzubereiten! Von mir volle Punktzahl, und der Preis geht bei dieser Qualität und dem umfangreichen Inhalt allemal in Ordnung.
Frank Zimmermann

Bewertung vom 27.12.2023
Die Tour deines Lebens
Ritschel, Bernd;Kürschner, Iris;Flechtner, Christiane

Die Tour deines Lebens


ausgezeichnet

NATIONAL GEOGRAPHIC ist bekannt für hervorragende Fotografen und ihre oft atemberaubenden Fotos.
Um 313 Wanderungen weltweit vorstellen zu können bedarf es natürlich einiger Voraussetzungen, zum einen den nicht unerheblichen Seitenumfang. Obwohl das in diesem Buch „nur“ 290 Seiten sind, ist es umso bemerkenswerter, dass so viele Wanderungen und Unternehmungen in allen Kontinenten vorgestellt werden können. Man kann es bereits an dieser Stelle vorwegnehmen: Den insgesamt 11 Text- und Fotoautoren, u.a. ist auch „Klettersteigpapst“ Eugen E. Hüsler dabei, ist das äußerst eindrucksvoll gelungen. Und auch gleich vorweg sei angemerkt, dass das auch im Wortsinn gewichtige Werk kein Reiseführer für unterwegs ist. Aber es ist dennoch ein Reiseführer und mit vielen teils vollformatigen Fotos gleichzeitig auch ein wenig Bildband. Aber die sehr informativen wie unterhaltsam geschriebenen Texte überwiegen im Umfang.
Etwa ein Drittel des Buches, also gut 130 Seiten, sind Zielen in verschiedenen europäischen Ländern gewidmet. Das beginnt mit Touren in Norwegen und reicht gleich am Anfang bis Spitzbergen, Island und Ost-Grönland, auch wenn diese allesamt höchstens politisch zu Europa gehören. Schweden fällt mit 2 Seiten sehr knapp aus, Deutschland und die Schweiz mit 15 bzw. 20 Seiten schon deutlich umfangreicher, ähnlich im Umfang finden sich Italien, Spanien und Frankreich. Die Alpen stellen verständlicherweise einen Schwerpunkt dar. Stets finden sich neben kurzen Darstellungen von Einzeltouren auch Beschreibungen von Mehrtagestouren mit den jeweiligen Etappen, immer wieder auflockert durch fantastische Fotos in verschiedenen Formaten. Nicht alle europäischen Länder konnten Berücksichtigung finden, aber mit der Slowakei, Slowenien und Polen findet sich auch eine kleine Auswahl von Touren in osteuropäischen Ländern, auch die Türkei findet Platz.
Im Kapitel zu Afrika finden sich atemberaubende Beschreibungen von Touren in Namibia und Südafrika sowie anspruchsvolle Touren zum Kilimandscharo und zum Mt. Kenya. Das Asien-Kapitel beginnt verständlicherweise mit zwei Touren in Nepal, dem Everest Base Camp Treck und dem Anapurna Circuit, die zu den wenigen auch für konditionell „normal“ ausgestatteten Touristen machbar sind. Bei der Größe des asiatischen Kontinents liegt es auf der Hand, dass Touren in Japan, Indonesien oder Thailand nur einen kleinen Querschnitt bieten können. Zu Kanada gibt es nur eine Doppelseite, zu den USA einige mehr zu recht bekannten Touren im Südwesten des Landes von Kalifornien bis nach Nevada und Utah. Der mehrere Tausend Kilometer lange Gebirgszug der Rocky Mountains bleibt (leider) außen vor. Zu Südamerika finden sich v.a. Beschreibungen überwiegend zu Mehrtagestouren in fast allen Ländern, natürlich bis hinunter ins eindrucksvolle Patagonien. Das letzte Kapitel ist einer Reihe eindrucksvoller Unternehmungen in Ozanien (inkl. Australien) gewidmet.
Das Buch ist wie von NATIONAL GEOGRAPHIC gewohnt grafisch sehr gut „durchgestylt“ mit den verlagstypischen Erkennungsfarben Schwarz und Gelb als Gestaltungselemente. Bei allen Hauptkapiteln gibt es in einem grafisch abgesetzten Kästchen kurze Tipps zu geeigneten Reisezeiten und Ausrüstung, zur Planung der Reise und Hinweise auf weiterführende Internetquellen. Sehr komprimiert aber dennoch Informativ ist die jeweilige Seite zu den TOP 10-Touren auf den Kontinenten.
Die Fotos sind nahezu durchgehend von hervorragender Foto- und Druckqualität, auch das war zu erwarten bei dem traditionellen Anspruch des Verlages. Die Wanderer sind fotografisch fast immer sehr schön in die Natur eingebunden. Zwei Ausnahmen gibt es: Die typische „Social media-Pose“ auf Seite 82 mit zudem schiefem und angeschnittenem Berghorizont ist etwas „daneben“ für National Geograpic-Niveau. Und ein liegender Besucher oberhalb des berühmten Horseshoe Bend direkt am Abgrund über dem Colorada-Fluss abseits der seit einigen Jahren vorgegebenen Absperrungen gehört sicher zu den weltweit beliebtesten Fotomotiven, aber in Anbetracht dessen, wie viele unerfahrene Leute dort und an manch anderen spektakulären Zielen auf dieser Erde bei solchen Fotos in den Tod stürzen, muss sowas in einem sonst so hervorragenden Buch wirklich nicht sein. Und ob es klug ist, sich auf Berggipfeln mit V-förmig aufgestreckten Armen ablichten zu lassen, sollte man auch überdenken, ist das doch das (weltweit gültige!) Zeichen der Bergsteiger: „Ich brauche Hilfe“! Das sollte nie missverständlich verwendet werden.
Grund für einen Punkteabzug sind diese kleinen kritische Anmerkungen definitiv nicht. Das Buch kann uneingeschränkt Wander- und Naturfreunden empfohlen werden, um einerseits Erinnerungen an die bereits selbst absolvierten Touren zu wecken und andererseits Anregungen für neue Touren zu finden, über die man sich dann allerdings zumeist noch in anderen Reiseführern „für unterwegs“ mit detaillierteren Tourenbeschreibungen und Karten vertraut machen sollte. Der Preis geht für dieses Buch mit seiner hohen Text- und Bildqualität allemal in Ordnung.