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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 312 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2025
3 Streuner wittern das Abenteuer
Fröhlich, Anja

3 Streuner wittern das Abenteuer


sehr gut

Abenteuer

„Dann weißt du sicherlich, dass FEHLER eigentlich HELFER sind. Nur mit vertauschten Buchstaben.“

„3 Streuner wittern das Abenteuer“ ist ein Kinderbuch ab 8 Jahren von Anja Fröhlich mit Illustrationen von Pe Grigo und Band 1 der Buchreihe um die 3 Streuner. Es erschien im März 2025 im Ravensburger Verlag.

Big Ben, King Kerl und Flirty sind wehrsame und mutige Streuner. Sie leben in Spanien und nur durch einen ganz unglücklichen Zufall passiert es, dass sie im Tierheim landen und sich plötzlich im Flugzeug mit einer deutschen Familie wiederfinden.
Die drei Hunde halten zusammen, wie Freunde dies eben tun. Dabei haben sie aber auch immer mal wieder kleinere Auseinandersetzungen - so auch in ihrer neuen Familie. Eigentlich ist es dort nämlich ganz nett, doch zugeben will das eigentlich keiner von ihnen so genau. Es würde ja für Verweichlichung und Schwäche stehen. Gemeinsam erkunden sie nun aber die neue Welt und entdecken dabei sogar Außerirdische…

Die Geschichte ist aus der Sicht von King Kerl geschrieben, wodurch die Erlebnisse in kindgerechter Sprache dargestellt werden. Die Geschichte liest sich leicht und locker, Themen wie Freundschaft und Familie werden dargestellt und durch den entstehenden Hauptkonflikt gut in die Geschichte eingearbeitet.
Natürlich gibt es ein Happy End und eine „Moral von der Geschicht“, welche aus meiner Sicht gut verpackt und verständlich ist.
Letztlich wird durch die Geschichte der drei Streuner klar, dass Freunde einander beistehen müssen, Gefühle und Schwächen erlaubt sind und auch, dass Fehler einem im Leben helfen können. FEHLER sind nämlich HELFER - schon gewusst? Gleichzeitig werden aber auch wichtige Aspekte zum Thema Straßenhunde und Tierheimen kindgerecht vermittelt und dargestellt.
Natürlich sind die Gedanken des Hundes dabei auf eine gewisse Art vermenschlicht, dies ist aber absolut passend zur Geschichte.
An vielen Stellen gibt es außerdem Grund zum lachen und die liebevoll gestalteten Illustrationen runden die Geschichte ab.
Gefallen hat mir auch sehr, dass das Elternteil, welches hauptsächlich für den Haushalt, das Kind Joy und die Tiere da ist, nicht typisch die Mutter, sondern der Vater Sebastian ist. Ich finde es super wichtig, dass auch Geschichten jenseits vom üblichen Rollenbild erzählt werden!

Ein Kritikpunkt von meiner Seite ist allerdings der angerissene Umgang von Hundehaltern mit ihren Hunden. So wird an mehreren Stellen beschrieben, dass der „Hundetherapeut“ Sebastian Zischlaute einsetzt, um die Hunde zu erziehen. Dies ist aus meiner Sicht kein freundlicher und fairer Umgang mit Hunden. Zischlaute sind von Natur aus etwas bedrohliches für Hunde und sollten daher nicht eingesetzt werden. Dass solches Wissen indirekt in einem Kinderbuch vermittelt wird, finde ich sehr schade.

Von mir wird aus diesem Grund auch ein Stern von der Bewertung abgezogen. Ingesamt fand ich die Geschichte aber dennoch absolut niedlich, unterhaltsam und schön. Für Kinder zum ersten Lesen und zum Vorlesen halte ich das Buch für weitestgehend gelungen und mit gut aufeggriffenen Themen versehen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 25.02.2025
My Secret Mistake
Olbert, Katharina

My Secret Mistake


ausgezeichnet

Fehler

„Seine Worte drangen in mein Herz, ließen sich dort nieder und erfüllten es mit so viel Glück, wie ich es noch nie zuvor empfunden hatte.“

„My secret Mistake“ ist der erste Roman der neuen New-Adult-Trilogie von Katharina Olbert. Er erschien im September 2024 bei Tolino Media und ist in sich abgeschlossen.

Der neuste Roman von Katharina Olbert hat mir unglaublich gut gefallen. Schon auf den ersten Seiten konnte ich mich sehr gut mit Liz, der Protagonistin, identifizieren und mich in sie hineinversetzen. Ihr Schmerz und die Last, die sie mit sich herumträgt, aber vor den anderen verbirgt, waren für mich nahezu greifbar. Ich verstehe ihren Zweispalt.
Eigentlich will sie keine Hilfe von anderen annehmen, möglichst niemandem zur Last fallen und dennoch ist sie momentan darauf angewiesen. Dabei möchte sie nun möglichst wenig negativ auffallen und versucht generell anderen zu gefallen bzw. diese nicht vor den Kopf zu stoßen. Gerade ihre Cousine Leah möchte sie natürlich nicht enttäuschen, denn diese lässt sie immerhin bei sich wohnen und schafft es daher auch nicht, ihr zu sagen, dass sie nicht an deren Partys teilnehmen möchte und auch selbst keine „geschmissen“ bekommen möchte. Aus demselben Grund versteckt sie auch ihre Gefühle vor anderen. Sie möchte niemanden belasten und daher niemandem zeigen, wie schlecht es ihr in Wirklichkeit geht.
In der Regel gelingt ihr das sehr gut, nur bei Clay scheitert sie von Anfang an. Dieser scheint sie auf eine Weise zu verstehen, die irgendwie schon fast gruselig ist. Zwischen den beiden herrscht eine unsichtbare Bindung, die dazu führt, dass sie sich nahezu blind verstehen und sich bei dem jeweils anderen sicher und geborgen fühlen. Zudem sind sie beim jeweils anderen in der Lage, sich selbst zu öffnen und über ihre intimsten Gedanken und Gefühle zu sprechen.
Ihre Annäherung und die gemeinsamen Erlebnisse, die meistens eher auf Zufällen beruhen, sind dabei unglaublich liebevoll und romantisch beschrieben. Natürlich bedient sich die Geschichte hier einem typischen Klischee. Die Beziehung zwischen Clay und Leah läuft „sowieso nicht rund“ und bei Liz scheint er seine Seelenverwandte gefunden zu haben. Dies ist für mich immer irgendwie ein etwas zweischneidiges Schwert, da es ethisch und moralisch eben immer schwierig ist, wenn jemand hintergangen wird. Gerade bei Leah finde ich es sehr schwer, sie als die „unbeliebte Freundin“ anzuerkennen. Obwohl sie sehr kalt und abweisend wirkt, ist sie dennoch unglaublich hilfsbereit und absolut nicht geizig oder knauserig. Aber auch Clay und Liz wissen, dass sie nicht richtig handeln und kämpfen gegen ihre Gefühle an…
Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Die Handlung spannend und unterhaltsam, wenn auch natürlich (dem Genre entsprechend) ein wenig vorhersehbar. Ich habe von Anfang an auf den großen Knall gewartet, wie es schließlich dazu kam, hatte ich mir dann aber so doch nicht gedacht, weshalb der Handlungsverlauf insgesamt eben doch nicht vorhersehbar war!
Am Ende gibt es schließlich eine positive Auflösung aller Konflikte, die mir insgesamt ein wenig zu rosarot ist. Trotzdem endet der Roman aber sehr schön und insgesamt stimmig.
Sehr gut gefallen hat mir das Aufgreifen des Romantitels und die Erkenntnis, dass man eben Fehler macht, dass man aber auch immer eine zweite Chance zulassen sollte. Sowohl bei sich selbst, als auch bei anderen. Clay und Liz sind für ihr Alter sehr reif, der entsprechende Umgang mit diesem Thema absolut nicht selbstverständlich, aber absolut toll beschrieben und gut rübergebracht!
Gefallen hat mir zudem, dass es absolut kein oberflächlicher New Age-Roman ist, sondern sich durchaus mit den aufgegriffenen Themen und Konflikten beschäftigt wird. Sowohl die persönliche Entwicklung und Zukunftswünsche, als auch moralische Zweifel, große Verluste, Eifersucht und der Wunsch danach „das Richtige zu tun“ werden angeschnitten und aus mehreren Blickwinkeln betrachtet.

Mein Fazit: Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen. Ich hatte tolle Lesestunden und habe mich mit Handlung und Protagonisten sehr wohl gefühlt. Außerdem freue ich mich auf die Fortsetzung der Buchreihe!

Bewertung vom 13.02.2025
Ever & After, Band 2: Die dunkle Hochzeit (Knisternde Märchen-Fantasy der SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack) (eBook, ePUB)
Tack, Stella

Ever & After, Band 2: Die dunkle Hochzeit (Knisternde Märchen-Fantasy der SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schicksal

„Wenn du aus deinem eigenen Schatten steigst, wird sich die Welt wandeln. Denn du bist der Anfang vom Ende. Er ist das Ende des Anfangs.“

„Ever & After - Die dunkle Hochzeit“ ist der zweite Band der Ever & After-Fantasy-Reihe von Stella Tack. Er erschien im November 2024 im Ravensburger Verlag und ist nicht unabhängig lesbar.

—— Achtung, Spoiler, wenn Band 1 noch unbekannt ist ——

Rain ist im Carneval beim Prinzen gefangen. Ihre Situation scheint aussichtslos, die Hochzeit unvermeidbar. Doch noch ist Rain nicht bereit aufzugeben und für den Kampf gegen den Prinzen riskiert sie alles.
Doch welcher Preis ist nötig und welcher Preis ist zu hoch? Kann es überhaupt einen Ausweg geben? Was ist Realität, was Illusion?

Stella Tack nimmt die Lesenden mit auf eine Reise, die nach diesem Band zum Glück noch nicht beendet ist, obwohl zunächst nur eine Dilogie angekündigt war.
Sie nimmt uns also mit auf eine Reise in eine Welt, die auseinander fällt. Die Magie ist zurück und mit ihr die Märchen. Doch Märchen sind in Wirklichkeit nicht schön, sondern grausam und genau das müssen auch Rain, Avery, Holly, Cole und die anderen weiterhin am eigenen Leib erfahren.
Die Grenze zwischen Realität und Illusion sowie Gut und Böse ist schmal und oft ist unklar, auf welcher Seite sich die Figuren nun bewegen.
Das Setting ist düster, atemberaubend und phänomenal. Wie schon in Band 1 sind die Figuren und ihre Erlebnisse nahezu greifbar. Man wird in die Geschichte eingesogen, Emotionen und Erlebnisse wirken täuschend echt und auch die Gänsehaut bleibt nicht aus.
Der Schreibstil ist atmosphärisch und realistisch, der Sprachstil jedoch an einigen Stellen etwas vulgär. Fiktion und Realität werden brillant miteinander vermischt und manchmal wirkt es, als ob mir die Fantasyelemente tatsächlich vor der Haustür begegnen könnten.
Die Handlung ist insgesamt sehr spannend und war für mich absolut unvorhersehbar. Lediglich den Anfang fand ich etwas zäh. Dann ging es aber rasant weiter und die Buchseiten flogen nur so dahin.
Auch die Figuren sind authentisch und individuell charakterisiert. Durch die Ich-Perspektive von Rain werden natürlich hauptsächlich ihre Gedanken, Gefühle und Konflikte dargestellt, doch auch die Handlungen der anderen Personen sprechen für sich. Gerade Melchior, der als Bewacher von Rain fungiert, hat mich mit seiner loyalen und selbstlosen Art ganz besonders beeindruckt und überrascht.
Für mich war Ever & After also wieder ein absolut gelungener Ausflug ins Fantasy-Genre. Ich freue mich wahnsinnig auf den letzten Band der Reihe, denn natürlich gibt es auch diesmal einen riesigen Cliffhanger zum Schluss.

Mein Fazit: Ein absolut gelungener zweiter Band der Buchreihe mit einem atemberaubenden und authentischen Setting sowie überzeugenden Figuren und spannender Handlung. Wer ein seichtes Liebesmärchen erwartet ist hier falsch - Märchen sind blutig und düster, so wie auch dieser Roman. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.02.2025
Die Nacht der Bärin
Mohn, Kira

Die Nacht der Bärin


sehr gut

Trauma

„Die Vergangenheit ist, wie sie ist, sie lässt sich nicht ungeschehen machen. Ich will mir nicht anhören, dass es nie wieder vorkommen wird“

„Die Nacht der Bärin“ ist ein Roman von Kira Mohn, welcher sich mit häuslicher Gewalt in mehreren Facetten beschäftigt. Meines Erachtens ist daher unbedingt eine Triggerwarnung erforderlich, welche jedoch im Buch fehlt.
Der Roman erschien im August 2024 im HarperCollins Verlag.

Bedrückend, atmosphärisch, erschütternd. Das sind die ersten Worte, die mir zu „Die Nacht der Bärin“ einfallen. Kira Mohn schafft mit ihrem Schreibstil eine bild- und emotionsgewaltige Geschichte, die einem Gänsehaut und ein schweres Gefühl im Magen bereitet.
Gleichzeitig rüttelt der Roman wach und zeigt, wie häusliche Gewalt in der Gesellschaft kleingeredet wird und oft bei den Opfern selbst Schamgefühle auslöst. Nur selten wird darüber gesprochen, die Täter schaffen es, die Opfer klein zuhalten, zu manipulieren und immer wieder zu sich zurückzuholen. Ausbrechen ist schwer und darüber sprechen ebenfalls.
Der Roman spielt in zwei Zeitebenen und thematisiert neben dem Hauptthema auch Familie und Freundschaft. In der Gegenwart ist die Ich-Perspektive von Jule gewählt, welche nach einem Streit mit ihrem Freund bei ihren Eltern Zuflucht sucht. Unerwartet stirbt ihre Großmutter und gemeinsam mit ihrer Mutter begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit, die viele Fragen aufwirft und unerwartete Tatsachen ans Licht bringt.
Die Handlung in der Vergangenheit wird dabei aus der personalen Erzählperspektive von Maja als Kind geschrieben. In die reale Handlung mischen sich so kindliche Ansichten und Phantasien, die schlimme Erlebnisse verschleiern bzw. eben mit Kindesaugen erklären. Deutlich wird durch diese Perspektive, wie sich häusliche Gewalt auf Kinder auswirkt und durch die besondere Beziehung der beiden Schwestern wird auch klar, wie hier der Halt aneinander gesucht wird. Die ältere Schwester, Anna, versucht ihre jüngere Schwester zu beschützen und gerät dadurch immer weiter in die Gewaltspirale. Gleichzeitig will sie sich ihrem Vater nicht mehr beugen und erträgt die Misshandlungen täglich aufs Neue, worunter alle leiden.
Durch die kindliche Sichtweise passiert es allerdings auch, dass manche Geschehnisse nicht eindeutig erklärt werden und ich die Lösung eines der Hauptkonflikte nicht vollständig verstanden habe. Die Bärin hier als Metapher zu nutzen ist zwar geschickt gewählt und verleiht dem Roman eine philosophische Art, für mich war es aber schwer, hinter diese Metapher zu blicken und so war ich ehrlich gesagt recht verwirrt. Ich mag es nicht, wenn ich mir solche Dinge selbst überlegen soll und sie insgesamt ein wenig offen bleiben!
Insgesamt hat der Roman mich aber gepackt und eingesogen. Ich konnte mich der Handlung kaum entziehen, auch wenn es insgesamt wirklich keine leichte Unterhaltungslektüre mehr ist!

Mein Fazit: Kira Mohn greift in ihrem Roman ein unglaublich wichtiges Thema auf und verarbeitet es zu einer emotionalen und ergreifenden Geschichte. Gänsehautmomente sind dabei garantiert und „Die Nacht der Bärin“ ist definitiv ein einzigartiger Roman, den man nicht so schnell vergisst! Für mich war der Roman an manchen Stellen aber leider etwas zu verworren, sodass ich nur 4 von 5 Sternen vergebe. Eine Leseempfehlung spreche ich aber trotzdem klar aus - wenn ihr euch mit diesem Thema auseinander setzen könnt und wollt!

Bewertung vom 08.01.2025
Die Templer. Rose und Kreuz
Wolf, Daniel

Die Templer. Rose und Kreuz


ausgezeichnet

Drachen töten

„Das Gewohnte loszulassen, um etwas Neues zu wagen, ist immer schwierig.“

“Die Templer - Rose und Kreuz“ ist ein historischer Roman von Daniel Wolf. Er erschien im Oktober 2024 im Goldmann Verlag.

Frankreich 1293: Constantin, der Schildknappe, soll einen Drachen töten. Gérard, der Templer, ein Höllentor finden. Doch gibt es Drachen, gibt es ein Höllentor? Zumindest ein Dämon wird zweifelsfrei immer wieder gesichtet und bald führt er die Wege von Constantin und Gérard zusammen.

Was wie ein Himmelfahrtskommando klingt, ist auch eins. Denn wie soll Constantin, der nichtmal in der Lage ist, einen einzigen Schwertkampf zu gewinnen, einen Drachen niederstrecken? Auch zaudert er oft und meist fehlt ihm das notwendige Durchsetzungsvermögen… Für ihn steht jedoch viel auf dem Spiel und er ist zäh. Ein treues und selbstloses Gemüt hat er ebenso, dazu ist er absolut loyal gegenüber seiner Familie und seinen Freunden, also beisst er sich durch. Mit Köpfchen, anstatt mit Kraft und natürlich mit der Hilfe von Mélisande. Diese hat sich ihm unerlaubterweise angeschlossen, da sie ihren Verlobten nicht heiraten möchte und einen Ausweg sucht. Sie beeinflusst Constantins Schicksal maßgeblich und verhält sich dabei meist absolut unangemessen für eine Frau aus einer höheren Kaufmannsfamilie. Was Constantin also an physischem Kampfgeist und Durchtriebenheit fehlt, macht Mélisande mit ihrer Schleuder und ihren mitunter listigen Gedanken wett.
Beide Figuren sind auf ihre Weise einzigartig und wahnsinnig gut charakterisiert. Daniel Wolf zeichnet authentische und sympathische Figuren und lässt sie eine brillante Entwicklung durchmachen. Gerade Constantins Entwicklung hat mir dabei sehr gut gefallen. Ob er wirklich einen Drachen findet, will ich mal offen lassen, doch was er sich während seiner Reise in jedem Fall erkämpft, ist das zuvor fehlende Durchsetzungsvermögen. Er gewinnt an Selbstbewusstsein und wächst daran stark.
Auch Gérard als weitere Hauptfigur hat mir gut gefallen. Leider wird seine Vergangenheit nicht vollumfänglich aufgeklärt, sodass ich hier noch ein wenig im Dunklen tappe.
Ebenso gut beschrieben und dargestellt sind aber auch die Nebenfiguren. Jede ist auf ihre Weise authentisch und charmant.
Die Handlung setzt sich aus mehreren Erzählsträngen zusammen, es gibt eine Haupthandlung, die durch weitere Nebenschauplätze ergänzt wird. Schließlich laufen die meisten Erzählstränge zu einem zusammen, nur eine Nebenhandlung bleibt bis zum Schluss bestehen. Sie ist im Grunde mehr oder weniger unabhängig von der eigentlich Geschichte, rundet das Gesamtbild aber auf gelungene Weise ab und besiegelt durchaus humorvoll das Schisal eines besonderen Fieslings …
Insgesamt ist der Schreibstil sehr bildlich und wortreich. An manchen Stellen wirkt die Handlung dadurch etwas schwerfällig, dies ist aber irgendwie auch typisch für historische Mittelalterromane. Umso rasanter und spannender wird es dann, wenn die Handlung auf den Höhepunkt zusteuert und der erste einstieg abgeschlossen. Die Seiten flogen nur so dahin und plötzlich wirkten 850 Seiten doch ziemlich kurz. Zudem gibt es immer wieder humorvolle Szenen, die die Geschichte auflockern und einen zum Schmunzeln bringen.
Gleichzeitig kann man sich durch die bildliche Beschreibung aber gut ins Setting hineinversetzen und die damalige Zeit vor dem inneren Auge aufleben lassen. Der Zeitgeist wurde vom Autor gut eingefangen, Themen werden gut aufgegriffen und eingebunden. Gerade die Rolle der Templer wird realistisch dargestellt und ihr beginnender Niedergang beschrieben.
Sehr gefallen hat mir zudem, dass es sowohl starke männliche Figuren, als auch entsprechend beeindruckende weibliche Figuren im Roman gibt. Dabei werden auch typische Rollenbilder aufgeweicht und im zeitlichen Kontext aufgegriffen bzw. eingeordnet.
Wunderschön sind natürlich auch der Buchumschlag sowie die Landkarten im Buchinneren.

Mein Fazit: Wieder einmal frage ich mich, warum ich nur noch so selten historische Romane dieser Art lese. Von Daniel Wolf wird es jedenfalls nicht mein letztes Buch gewesen sein. Es passt für mich einfach alles. Figuren, Setting, die Einbindung des historischen Kontexts, der Handlungsverlauf! Mitreißend und überraschend, unerwartet und brillant! Einfach prima und ein absolutes Lesehighlight, wenn man historische Geschichten mag! 5 von 5 Sternen gibt es von mir!

Bewertung vom 06.12.2024
Der Ruf des Glücks / Sturmjahre Bd.4
Scott, Lia

Der Ruf des Glücks / Sturmjahre Bd.4


ausgezeichnet

Whiskyprinzessin

„Wir haben immer die Gelegenheit, etwas zu ändern, auch wenn es uns vielleicht nicht so erscheint.“

„Der Ruf des Glücks“ ist ein historischer Roman und der vierte Band der Sturmjahre-Reihe von Lia Scott. Er erschien im August 2025 im Fischer Taschenbuch Verlag und kann im Grunde unabhängig gelesen werden.

Schottland, 1920er Jahre: Bereits während des Krieges war Blaire Dennon mit ihrem jüngsten Bruder Tommy eine Destillerie aufgebaut, die mittlerweile sehr gut läuft und besten Whisky hervorbringt. Sie ist eine ungewöhnliche Frau für ihre Zeit und lässt sich die Butter nicht so schnell vom Brot nehmen. Als jedoch der Bandenchef der Edingburgher Lads ein Ultimatum stellt, bleibt Blaire nichts anderes übrig, als dem Deal zuzustimmen. Zum Gin destillieren fährt sie also nach England auf das Landgut eines verarmten Viscounts.
Blaire möchte ihren Auftrag in England so schnell wie möglich hinter sich bringen, wittert jedoch im Herrenhaus ein Geheimnis, das sie nicht ignorieren kann - gibt es wirklich ein Gespenst? Nach und nach kommt sie so dem Viscount immer näher und findet ihn plötzlich auch gar nicht mehr so fürchterlich wie am Anfang…

Wie schon in den ersten Bänden der Buchreihe gelingt es Lia Scott einen kurzweiligen, tiefgreifenden und interessanten Roman zu schreiben. Schon nach den ersten Bänden habe ich mich sehr auf Blaires Geschichte gefreut und wurde definitiv nicht enttäuscht!
Blaire ist eine einzigartige Figur mit vielen Ecken und Kanten. Sie ist eine starke Frau und wie Bonnie eine typische Dennon-Frau! Sie setzt sich in einer Zeit, in der die Emanzipation noch nicht allzu weit war und die Gesellschaft durch den gerade beendeten Krieg neue Wege finden muss, in der männerdominierten Welt durch.
Insgesamt ist die Welt im Wandel und die Frauenrolle scheint neu definiert zu werden. Ein Gin muss her, den auch die Frauen mögen und wer könnte das besser als eine Frau? Dazu eine Whiskyprinzessin! Denn natürlich kann auch eine Frau Whisky und Gin brennen - vielleicht sogar einen raffinierteren als es die Männer können… Kurzum, sie ist jemand, der weiß was er will und einfach herrlich unkonventionell. Sie hat ihren Stolz und ihre Meinung, gleichzeitig ist sie aber auch empathisch und hat ein großes Herz.
Als sie bemerkt, dass es in Hilmore Manor ein Geheimnis zu geben scheint, steht für sie fest, dass sie mehr herausfinden muss. Tatsächlich gelingt es ihr schließlich und man erkennt einmal mehr, was für eine tolle Person Blaire einfach ist. Und obwohl sie eigentlich davon ausgeht, dass kein Mann je so richtig zu ihr passen wird, schlägt ihr Herz beim Anblick des Viscounts plötzlich schneller. Die Annäherung der beiden ist kurzweilig und oft humorvoll. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei zwischen Blaire und Henry, Handlungen und Gedanken werden so gut nachvollziehbar und wirkten auf mich absolut authentisch.
Auch die Verbindungen zu den anderen Teilen haben mir sehr gefallen. Die Bände sind dabei zwar alle einzeln lesbar, aber ich würde es nicht empfehlen, denn dabei würde einem der geballte Charme der Dennon-Familie entgehen!
Neben der fiktiven Handlung greift Lia Scott auch historische Aspekte auf und bindet so den damaligen Zeitgeist brillant in die Geschichte ein. Schon die Einführung in den Roman ist wieder unglaublich atmosphärisch und man bekommt direkt einen guten Eindruck über die Probleme, die es damals zu meistern gab. Der Adel verarmte mehr und mehr, es gab kaum noch Hausangestellte (viele Männer waren im Krieg gefallen und Frauen hatten Arbeitskräfte in andere Positionen ersetzt), die Einkommenssteuern stiegen. Gleichzeitig erlangten die Frauen langsam eine neue Rolle in der Gesellschaft und das typische Rollenbild scheint im Wandel.
Insgesamt ist der Schreibstil leicht, flüssig und mitreißend. Die historischen Aspekte fügen sich nahtlos in die Handlung ein, die Geschichte ist unvorhersehbar und mit unerwarteten Wendungen versehen. Die Seiten flogen wieder nur so an mir vorbei und ich war wirklich traurig, als der Roman vorbei war.

Mein Fazit: Ein weiterer großartiger Band der „Sturmjahre“-Reihe mit einer unkonventionellen und frechen Protagonistin! Selten habe ich eine Buchreihe so sehr geliebt. Ich freue mich riesig auf den letzen Band und bin gleichzeitig unendlich traurig, dass es dann vorbei sein wird mit den Dennons… Für „Der Ruf des Glücks“ gibt es entsprechend eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.11.2024
Herzklopfen im Handgepäck
Saxx, Sarah

Herzklopfen im Handgepäck


ausgezeichnet

Hüttengaudi

„Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen, doch ansonsten berührte er mich nirgendwo. Und das war schlecht, denn ich zittere nach wie vor am ganzen Körper.“

„Herzklopfen im Handgepäck“ ist ein buchiger Adventskalender von Sarah Saxx. Er erschien im August 2024 im Pattloch Verlag.

Merle möchte Weihnachten mit ihren Freunden in einer Berghütte in Österreich verbringen. Schon seit Langem freut sie sich auf die Festtage, doch plötzlich taucht auch Lucas in ihrem Ferienhaus auf. Ausgerechnet Lucas, mit dem Merle eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte, wurde von einem ihrer Freunde eingeladen am gemeinsamen Urlaub teilzunehmen.
Nun gibt es jedoch kein Zurück mehr, die Feiertage stehen an und das Haus ist bezogen. Wieso spürt Merle trotz ihrer ablehnenden Haltung eine gewisse Anziehungskraft bei Lucas? Kann sie es schaffen über die Festtage Abstand zu ihm zu halten?

Der weihnachtliche Liebesroman von Sarah Saxx ist in 24 kurze Kapitel aufgeteilt, welche erst durch Aufreißen der Seiten gelesen werden können. Als buchiger Adventskalender ist dies wunderbar - man kommt nicht so leicht in Versuchung, direkt mal in das nächste Kapitel hineinzulesen. Und das möchte man unbedingt! Die Handlung ist romantisch, gefühlvoll und voller Weihnachtsstimmung. Die Liebesgeschichte von Merle und Lucas wird charmant verpackt und, obwohl es sich letztlich um eine Kurzgeschichte handelt, authentisch beschrieben. Glücklicherweise habe ich den Roman schon vor der Adventszeit gelesen, denn immer nur ein Kapitel zu lesen, wäre mir doch sehr schwergefallen…
Der Schreibstil ist mitreißend und flüssig, alle Figuren sind gut charakterisiert und liebevoll dargestellt, wobei ich Merle zunächst gar nicht so gern mochte. Ihre ablehnende Haltung gegenüber Lucas konnte ich mir schlecht erklären und ihr Verhalten wirkte überzogen. Im Laufe der Handlung wird dies natürlich aufgelöst und obwohl ich sagen muss, dass ich Merles Verhalten auch final ein bisschen dramatisch finde, ist es schließlich gut nachvollziehbar. Gefallen hat mir hierbei sehr, wie es zur Auflösung des Konflikts kommt.
Lucas mochte ich hingegen von Anfang an sehr gerne. Er ist freundlich und offen, gleichzeitig witzig und auch ein wenig zurückhaltend. Seine bescheidene Art und die Freude darüber, dass er Weihnachten nicht alleine verbringen muss, haben mir sehr gefallen. Ebenfalls gelungen finde ich seinen Umgang mit Merle, er ist zunächst irritiert in Anbetracht ihres Verhaltens, lässt sich davon aber nicht abschrecken.
Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen der Ich-Perspektive von Merle und Lucas, wodurch Gedanken und Gefühle noch einmal mehr deutlich werden.
Natürlich ist die Handlung ein wenig vorhersehbar, einen riesigen Spannungsbogen gibt es nicht. Dies ist aber auch nicht nötig, denn genau das erwartet man ja: eine weihnachtliche und gemütliche Lektüre, die einem die Weihnachtszeit versüßt und zum abendlichen Einkuscheln auf der Couch einlädt! Dies bekommt man mit „Herzklopfen im Handgepäck“ in jedem Fall. Abgerundet wird der Adventsroman außerdem durch das wunderschöne winterliche Setting, die gelungenen und liebevollen Illustrationen sowie die ergänzenden Inhalte, wie Rezepte oder eine weihnachtliche Playlist.

Mein Fazit: Ein wunderschön weihnachtlicher und romantischer Adventskalender, der eine zu Herzen gehende Geschichte und liebevolle Details in der Buchgestaltung verspricht! Ich habe ihn sehr gerne gelesen und so gibt es von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 21.11.2024
Der Mörder ist immer der Esel. Stella Honeycut ermittelt
Schendel, Katharina

Der Mörder ist immer der Esel. Stella Honeycut ermittelt


sehr gut

Mörder gesucht

„Wenn jemand weiß, was hier im Dorf vor sich geht, dann sind es die Esel.“

„Der Mörder ist immer der Esel“ ist der zweite Band der „Stella Honeycut ermittelt“-Buchreihe von Katharina Schendel. Es handelt sich um einen Cozy Crime Roman, der grundsätzlich auch unabhängig von Band 1 lesbar ist. Er erschien im September 2024 im HarperCollins Verlag.

Obwohl Stella eigentlich schon längst zurück in Australien sein wollte, ist sie noch immer im charmanten Dorf der Esel hängengeblieben. War Agatha Christie tatsächlich mal in Hillbrush? Diese Frage lässt Stella einfach nicht los und Freunde hat sie im Dorf mittlerweile auch gefunden.
Kurz bevor der dorfeigene Eselbrunnen eingeweiht werden soll, wird ein Toter im Brunnen aufgefunden. Es handelt sich um den im Dorf unbeliebten Lennard Waxflatter. Ein Motiv hat nahezu jeder Dorfbewohner, denn Lennard hat meist Streit und Missgunst gesät. Als Chief Inspector Clapperton Stella um Hilfe bittet, ist sie natürlich erneut mit Feuereifer bei den Ermittlungen dabei. Da jedoch nahezu jeder im Dorf ein Motiv für den Mord an Lennard Waxflatter hat, gestaltet sich dies nicht gerade leicht...
Mit viel Charme und Humor beschreibt Katharina Schendel erneut, wie die Hobbydetektivin dem Mörder auf die Schliche kommt. Nicht selten gibt es humorvolle und lustige Szenen, aber auch die Spannung kommt nicht kurz.
Die Charakterisierung alles Figuren ist wieder einzigartig und lebendig. Jede Person und selbstverständlich jeder Esel ist individuell beschrieben und obwohl irgendwie alle Dorfbewohner ein wenig skurril sind, muss man sie einfach gernhaben!
Das gesamte Romansetting bewegt sich erneut nahe am Rand des Absurden. Es ist einfach ein einzigartiges Dorf und natürlich ist manches in der Darstellung überzogen. Insgesamt sind aber alle Beschreibung stimmig und nicht albern! Es passt einfach alles zusammen und das einzige, was für mich nicht so recht stimmig sein wollte, war die aufkeimende romantische Atmosphäre zwischen Stella und Clapperton. Dieser war in meiner Vorstellung bisher ein eher kauziger älterer Mann und niemand, der zu Stella passt. Mein Bild scheint in diesem Fall nicht passend gewesen zu sein, ich konnte mich mit dem neuen Bild aber nur schwer abfinden. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung aber gut beschrieben und der Leser bekommt weitere Informationen zu Clapperton, die im ersten Band keine Rolle spielten.
Natürlich spielen auch die Esel erneut eine zentrale Rolle.
Die Handlung wird wechselnd aus der personalen Erzählperspektive von Stella und Clapperton erzählt. Der Schreibstil ist dabei locker und leicht, sodass sich die Geschichte gut lesen lässt. Vorhersehbar war die Lösung des Falls für mich nicht, bis zum Ende gab es viele Möglichkeiten und Motive. Zusätzlich zur Lösung des Mordfalls gibt es am Romanende dann schon einen kleinen Ausblick darauf, wie es mit Stella weitergehen könnte. Geht sie zurück nach Australien oder bleibt sie im beschaulichen Hillbrush…?

Mein Fazit: Erneut schreibt Katharina Schendel einen charmanten und unterhaltsamen Cozy Crime Roman mit einzigartigen Figuren und einer gelungenen Dorfatmosphäre. Nicht selten musste ich schmunzeln, aber auch an Spannung mangelt es nicht.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für einen wunderbar leichten und humorvollen Roman ohne blutige Szenen.

Bewertung vom 11.11.2024
Love Me Like It's Yesterday
Käppler, Juliane

Love Me Like It's Yesterday


ausgezeichnet

Liebe besser analog

„Sympathie und Zuneigung sollten niemals das Ergebnis eines Wettbewerbs oder einer Herausforderung sein. Sie sollten auf natürliche Weise entstehen und authentisch sein.“

„Love me like it‘s yesterday“ ist ein Liebesroman von Juliane Käppler. Er erschien im Oktober 2024 im Bastei Lübbe Verlag und ist ein Einzelband.

Für mich war dies der erste Roman der Autorin und ganz bestimmt nicht der Letzte. Es hat einfach alles zusammengepasst: Die Handlung, die gewählten Themen, die Figuren und ihre Entwicklung, der Schreibstil sowie die Romanlänge. Kurzum, ich hatte wirklich eine grandiose Lesezeit!
Juno ist Restauratorin und liebt entsprechend alte Möbelstücke. Sie geht in ihrer Arbeit vollständig auf und hat dabei zudem der digitalen Welt vollkommen abgeschworen. Sie lebt analog - ohne Handy, ohne Social Media, ohne Alexa oder Siri und sogar ohne Radio. Sie liebt Kassetten und alte Platten, Musik und Filme aus den Achtzigern und leitet, gemeinsam mit ihrer besten Freundin eine Selbsthilfegruppe für Personen, die Mobbing erlebt haben.
Mit ihrer abwehrenden Haltung in Bezug auf die Digitalisierung ist sie praktisch das Gegenteil von Taro. Der nämlich ist Psychologe, mittlerweile aber als YouTuber unterwegs. Er berät Männer, wie sie bei Frauen einen guten Eindruck machen und geht vollkommen in der digitalen Welt auf. Als er sich mit einem konkurrierenden Follower auf eine Wette einlässt, begegnet er Juno. Er soll an ihr zeigen, dass seine Flirttechniken funktionieren und beweisen, dass er ihre Handynummer bekommt. Natürlich hat Juno kein Handy, die Wette scheint zum Scheitern verurteilt. Taro muss also einen anderen Weg finden, die Wette gewinnen zu können und so nimmt das Drama seinen Lauf…
Die Grundidee der Wette ist dabei natürlich nicht neu und auch den Hauptkonflikt kann man sich entsprechend schon denken. Trotzdem ist die Geschichte alles andere als langweilig oder vorhersehbar, ganz im Gegenteil.
Juliane Käppler beschreibt äußerst charmant und liebenswert, wie Taro und Juno sich kennen- und lieben lernen. Sie charakterisiert ihre Figuren unglaublich detailliert und authentisch, gibt ihnen sehr individuelle Charaktereigenschaften und lässt sie sich in einem realistischem Tempo entwickeln. Auch die Nebenfiguren werden nicht vergessen. Sie sind ebenso gut dargestellt und jeder hat seine gewissen Eigenheiten. Gerade die Auftritte von Frau von Großeimern mochte ich sehr!
In der Geschichte wird neben der Liebesgeschichte eindrücklich thematisiert, wie abhängig die Gesellschaft heutzutage von der digitalen Welt ist. Wie stark man „online“ gebunden ist und wie unhöflich man sich oft verhält, wenn man mitten im Gespräch plötzlich auf sein Handy guckt. Schließlich muss „nur mal eben“ der Instagramfeed geprüft oder eine Nachricht beantwortet werden. Sein Gegenüber ignoriert man dafür oft völlig. Dies wird im Kontrast von Juno und Taro noch einmal besonders deutlich und auch Taro selbst wird durch Junos Einstellung bewusst, wie sehr er eigentlich „online“ lebt. Gerade seine Entwicklung im Laufe der Handlung mochte ich sehr. Er beginnt sein Handeln und sein Leben zu reflektieren, erkennt, was im eigentlich wichtig ist und zweifelt immer mehr an seiner eingegangenen Wette…
Neben der allgemeinen Digitalisierung und der daraus entstehenden Probleme, beleuchtet die Autorin ebenfalls anschaulich, wie gefährlich das digitale Leben sein kann. Sie zeigt anhand der Fälle in der Selbsthilfegruppe von Juno, wie leicht Falschinformationen und Mobbing in der digitalen Welt entstehen und verbreitet werden.
Sie bindet diese Themen geschickt in die Handlung ein und durch den starken Kontrast zwischen Taro und Juno, werden sie einmal mehr deutlich.
Gleichzeitig ist die Handlung absolut romantisch und wunderschön, ohne unnötige Dramen oder künstliche Konflikte. Die Gefühle sind durch die wechselnde Ich-Perspektive sehr gut nachvollziehbar und es gibt so einige Romanstellen, in denen die romantische Atmosphäre nahezu greifbar ist. Auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke, nimmt aber gleichzeitig keine Überhand.

Mein Fazit: Ein klarer Wohlfühlroman mit einzigartigen Figuren! Ich habe den Roman „Love me like it‘s yesterday“ unglaublich gerne gelesen und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Von mir gibt es entsprechende 5 von 5 Sterne!

Bewertung vom 01.11.2024
Winterzauber im Château
Gilland, Vivien

Winterzauber im Château


ausgezeichnet

Herausforderungen

„Wenn du glücklich sein willst, musst du bereit sein, Risiken einzugehen.“

„Winterzauber im Château “ ist ein weihnachtlicher Liebesroman von Vivien Gilland. Er erschien im September 2024 im HarperCollins Verlag.
Livia ist entsetzt, sie soll bis Weihnachten einen Zwangsurlaub in der Kanzlei nehmen, da sie überarbeitet wirkt und dringend eine Pause braucht. Sie selbst sieht das natürlich anders, gegen ihre Chefin kommt sie aber nicht an. Als ihre Freundin Nane sie dann fragt, ob sie ihrem Bruder Marco bei der Neueröffnung eines Romantikhotels in der Schweiz helfen könnte, hat sie entsprechend keine wirkliche Ausrede parat. Dabei ist Marco doch so ein arroganter Idiot…

Kuscheliger Wohlfühlroman mit Herz - mehr brauche ich über den Weihnachtsroman von Vivien Gilland eigentlich nicht sagen. Ich habe ihn wahnsinnig gern gelesen!
Die Autorin schreibt einen Liebesroman, der mit viel Realismus und wenig Drama daherkommt. Typische Liebesromane sind gern gespickt voller Missverständnisse und Dramen, die sich über das gesamte Buch ziehen. Mir ist dies oft zu viel und so hat es mir umso mehr gefallen, dass Vivien einen perfekten Mittelweg findet. Langweilig wird es nämlich definitiv nicht, den schließlich gibt es einen überraschenden Plottwist, welcher einmal mehr deutlich in frage stellt, ob es ein Happy End für Livia und Marco geben kann.
Marco und Livia sind sich eigentlich spinnefeind. Für Rosie und Hannes, die Besitzer des Châteaus, müssen sie sich nun aber miteinander arrangieren und bemerken, dass sie überraschend gut miteinander harmonieren. Ihr Kennenlernen bzw. ihre Annäherung ist dabei nicht übereilt und einfach romantisch schön. Gemeinsam testen sie die verschiedenen Angebote des geplanten Romantikhotels und geraten dabei in die ein oder andere lustige oder romantische Situation. Gleichzeitig kommen sie sich währenddessen ungewollt näher und stellen fest, dass der bisherige Eindruck des jeweils anderen vielleicht getäuscht hat.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht und man erkennt, mit wie viel Liebe die Zeilen geschrieben wurden. Die Ich-Erzählperspektive wechselt zwischen Marco und Livia und bietet so Einblicke in die Gedankenwelt beider Protagonisten. Gerade die Entwicklung Livias hat mir dabei sehr gefallen. Zunächst wird sie als maximal karriereorientiert und nahezu berufsbesessen beschrieben, auch sie selbst sieht sich so. Sie hatte es in ihrer Kindheit und auch mit ihrem Exfreund nicht immer leicht und seitdem hält sie Romantik und Liebe für überbewertet. Im Laufe der Arbeit am Château erkennt sie aber mehr und mehr, dass der Beruf nicht alles sein kann. Sie entdeckt ihre eigenen Wünsche und mithilfe von Marco spricht sie sogar über die problematische Beziehung zu ihrer Familie. Auch der Grinch in ihr schwindet langsam… Dadurch gewinnt der eigentliche Liebesroman nochmal an Tiefgang.
Aber auch insgesamt hat mir die Charakterisierung aller Figuren sehr gefallen. Jeder ist für sich einzigartig und charmant.
Ebenso wunderschön ist natürlich das winterliche Setting mitten in der Schweiz. Schnee, Berge, ein See zum Schlittschuhlaufen - dazu ein prächtiges Hotel mit allem, was man sich wünschen kann. Ja, ich würde auch gerne mal ins Château reisen!

Mein Fazit: „Winterzauber im Château“ ist ein absolut herzerwärmender Wohlfühlroman. Er erzeugt eine wunderbar weihnachtliche und romantische Stimmung und bietet auch einen gewissen Tiefgang. Die Geschichte kommt ohne übermäßiges Drama daher und ist gleichzeitig authentisch und einfach schön! Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, vergebe 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.