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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 307 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2024
Der Ruf des Glücks / Sturmjahre Bd.4
Scott, Lia

Der Ruf des Glücks / Sturmjahre Bd.4


ausgezeichnet

Whiskyprinzessin

„Wir haben immer die Gelegenheit, etwas zu ändern, auch wenn es uns vielleicht nicht so erscheint.“

„Der Ruf des Glücks“ ist ein historischer Roman und der vierte Band der Sturmjahre-Reihe von Lia Scott. Er erschien im August 2025 im Fischer Taschenbuch Verlag und kann im Grunde unabhängig gelesen werden.

Schottland, 1920er Jahre: Bereits während des Krieges war Blaire Dennon mit ihrem jüngsten Bruder Tommy eine Destillerie aufgebaut, die mittlerweile sehr gut läuft und besten Whisky hervorbringt. Sie ist eine ungewöhnliche Frau für ihre Zeit und lässt sich die Butter nicht so schnell vom Brot nehmen. Als jedoch der Bandenchef der Edingburgher Lads ein Ultimatum stellt, bleibt Blaire nichts anderes übrig, als dem Deal zuzustimmen. Zum Gin destillieren fährt sie also nach England auf das Landgut eines verarmten Viscounts.
Blaire möchte ihren Auftrag in England so schnell wie möglich hinter sich bringen, wittert jedoch im Herrenhaus ein Geheimnis, das sie nicht ignorieren kann - gibt es wirklich ein Gespenst? Nach und nach kommt sie so dem Viscount immer näher und findet ihn plötzlich auch gar nicht mehr so fürchterlich wie am Anfang…

Wie schon in den ersten Bänden der Buchreihe gelingt es Lia Scott einen kurzweiligen, tiefgreifenden und interessanten Roman zu schreiben. Schon nach den ersten Bänden habe ich mich sehr auf Blaires Geschichte gefreut und wurde definitiv nicht enttäuscht!
Blaire ist eine einzigartige Figur mit vielen Ecken und Kanten. Sie ist eine starke Frau und wie Bonnie eine typische Dennon-Frau! Sie setzt sich in einer Zeit, in der die Emanzipation noch nicht allzu weit war und die Gesellschaft durch den gerade beendeten Krieg neue Wege finden muss, in der männerdominierten Welt durch.
Insgesamt ist die Welt im Wandel und die Frauenrolle scheint neu definiert zu werden. Ein Gin muss her, den auch die Frauen mögen und wer könnte das besser als eine Frau? Dazu eine Whiskyprinzessin! Denn natürlich kann auch eine Frau Whisky und Gin brennen - vielleicht sogar einen raffinierteren als es die Männer können… Kurzum, sie ist jemand, der weiß was er will und einfach herrlich unkonventionell. Sie hat ihren Stolz und ihre Meinung, gleichzeitig ist sie aber auch empathisch und hat ein großes Herz.
Als sie bemerkt, dass es in Hilmore Manor ein Geheimnis zu geben scheint, steht für sie fest, dass sie mehr herausfinden muss. Tatsächlich gelingt es ihr schließlich und man erkennt einmal mehr, was für eine tolle Person Blaire einfach ist. Und obwohl sie eigentlich davon ausgeht, dass kein Mann je so richtig zu ihr passen wird, schlägt ihr Herz beim Anblick des Viscounts plötzlich schneller. Die Annäherung der beiden ist kurzweilig und oft humorvoll. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei zwischen Blaire und Henry, Handlungen und Gedanken werden so gut nachvollziehbar und wirkten auf mich absolut authentisch.
Auch die Verbindungen zu den anderen Teilen haben mir sehr gefallen. Die Bände sind dabei zwar alle einzeln lesbar, aber ich würde es nicht empfehlen, denn dabei würde einem der geballte Charme der Dennon-Familie entgehen!
Neben der fiktiven Handlung greift Lia Scott auch historische Aspekte auf und bindet so den damaligen Zeitgeist brillant in die Geschichte ein. Schon die Einführung in den Roman ist wieder unglaublich atmosphärisch und man bekommt direkt einen guten Eindruck über die Probleme, die es damals zu meistern gab. Der Adel verarmte mehr und mehr, es gab kaum noch Hausangestellte (viele Männer waren im Krieg gefallen und Frauen hatten Arbeitskräfte in andere Positionen ersetzt), die Einkommenssteuern stiegen. Gleichzeitig erlangten die Frauen langsam eine neue Rolle in der Gesellschaft und das typische Rollenbild scheint im Wandel.
Insgesamt ist der Schreibstil leicht, flüssig und mitreißend. Die historischen Aspekte fügen sich nahtlos in die Handlung ein, die Geschichte ist unvorhersehbar und mit unerwarteten Wendungen versehen. Die Seiten flogen wieder nur so an mir vorbei und ich war wirklich traurig, als der Roman vorbei war.

Mein Fazit: Ein weiterer großartiger Band der „Sturmjahre“-Reihe mit einer unkonventionellen und frechen Protagonistin! Selten habe ich eine Buchreihe so sehr geliebt. Ich freue mich riesig auf den letzen Band und bin gleichzeitig unendlich traurig, dass es dann vorbei sein wird mit den Dennons… Für „Der Ruf des Glücks“ gibt es entsprechend eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.11.2024
Herzklopfen im Handgepäck
Saxx, Sarah

Herzklopfen im Handgepäck


ausgezeichnet

Hüttengaudi

„Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen, doch ansonsten berührte er mich nirgendwo. Und das war schlecht, denn ich zittere nach wie vor am ganzen Körper.“

„Herzklopfen im Handgepäck“ ist ein buchiger Adventskalender von Sarah Saxx. Er erschien im August 2024 im Pattloch Verlag.

Merle möchte Weihnachten mit ihren Freunden in einer Berghütte in Österreich verbringen. Schon seit Langem freut sie sich auf die Festtage, doch plötzlich taucht auch Lucas in ihrem Ferienhaus auf. Ausgerechnet Lucas, mit dem Merle eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte, wurde von einem ihrer Freunde eingeladen am gemeinsamen Urlaub teilzunehmen.
Nun gibt es jedoch kein Zurück mehr, die Feiertage stehen an und das Haus ist bezogen. Wieso spürt Merle trotz ihrer ablehnenden Haltung eine gewisse Anziehungskraft bei Lucas? Kann sie es schaffen über die Festtage Abstand zu ihm zu halten?

Der weihnachtliche Liebesroman von Sarah Saxx ist in 24 kurze Kapitel aufgeteilt, welche erst durch Aufreißen der Seiten gelesen werden können. Als buchiger Adventskalender ist dies wunderbar - man kommt nicht so leicht in Versuchung, direkt mal in das nächste Kapitel hineinzulesen. Und das möchte man unbedingt! Die Handlung ist romantisch, gefühlvoll und voller Weihnachtsstimmung. Die Liebesgeschichte von Merle und Lucas wird charmant verpackt und, obwohl es sich letztlich um eine Kurzgeschichte handelt, authentisch beschrieben. Glücklicherweise habe ich den Roman schon vor der Adventszeit gelesen, denn immer nur ein Kapitel zu lesen, wäre mir doch sehr schwergefallen…
Der Schreibstil ist mitreißend und flüssig, alle Figuren sind gut charakterisiert und liebevoll dargestellt, wobei ich Merle zunächst gar nicht so gern mochte. Ihre ablehnende Haltung gegenüber Lucas konnte ich mir schlecht erklären und ihr Verhalten wirkte überzogen. Im Laufe der Handlung wird dies natürlich aufgelöst und obwohl ich sagen muss, dass ich Merles Verhalten auch final ein bisschen dramatisch finde, ist es schließlich gut nachvollziehbar. Gefallen hat mir hierbei sehr, wie es zur Auflösung des Konflikts kommt.
Lucas mochte ich hingegen von Anfang an sehr gerne. Er ist freundlich und offen, gleichzeitig witzig und auch ein wenig zurückhaltend. Seine bescheidene Art und die Freude darüber, dass er Weihnachten nicht alleine verbringen muss, haben mir sehr gefallen. Ebenfalls gelungen finde ich seinen Umgang mit Merle, er ist zunächst irritiert in Anbetracht ihres Verhaltens, lässt sich davon aber nicht abschrecken.
Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen der Ich-Perspektive von Merle und Lucas, wodurch Gedanken und Gefühle noch einmal mehr deutlich werden.
Natürlich ist die Handlung ein wenig vorhersehbar, einen riesigen Spannungsbogen gibt es nicht. Dies ist aber auch nicht nötig, denn genau das erwartet man ja: eine weihnachtliche und gemütliche Lektüre, die einem die Weihnachtszeit versüßt und zum abendlichen Einkuscheln auf der Couch einlädt! Dies bekommt man mit „Herzklopfen im Handgepäck“ in jedem Fall. Abgerundet wird der Adventsroman außerdem durch das wunderschöne winterliche Setting, die gelungenen und liebevollen Illustrationen sowie die ergänzenden Inhalte, wie Rezepte oder eine weihnachtliche Playlist.

Mein Fazit: Ein wunderschön weihnachtlicher und romantischer Adventskalender, der eine zu Herzen gehende Geschichte und liebevolle Details in der Buchgestaltung verspricht! Ich habe ihn sehr gerne gelesen und so gibt es von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 21.11.2024
Der Mörder ist immer der Esel. Stella Honeycut ermittelt
Schendel, Katharina

Der Mörder ist immer der Esel. Stella Honeycut ermittelt


sehr gut

Mörder gesucht

„Wenn jemand weiß, was hier im Dorf vor sich geht, dann sind es die Esel.“

„Der Mörder ist immer der Esel“ ist der zweite Band der „Stella Honeycut ermittelt“-Buchreihe von Katharina Schendel. Es handelt sich um einen Cozy Crime Roman, der grundsätzlich auch unabhängig von Band 1 lesbar ist. Er erschien im September 2024 im HarperCollins Verlag.

Obwohl Stella eigentlich schon längst zurück in Australien sein wollte, ist sie noch immer im charmanten Dorf der Esel hängengeblieben. War Agatha Christie tatsächlich mal in Hillbrush? Diese Frage lässt Stella einfach nicht los und Freunde hat sie im Dorf mittlerweile auch gefunden.
Kurz bevor der dorfeigene Eselbrunnen eingeweiht werden soll, wird ein Toter im Brunnen aufgefunden. Es handelt sich um den im Dorf unbeliebten Lennard Waxflatter. Ein Motiv hat nahezu jeder Dorfbewohner, denn Lennard hat meist Streit und Missgunst gesät. Als Chief Inspector Clapperton Stella um Hilfe bittet, ist sie natürlich erneut mit Feuereifer bei den Ermittlungen dabei. Da jedoch nahezu jeder im Dorf ein Motiv für den Mord an Lennard Waxflatter hat, gestaltet sich dies nicht gerade leicht...
Mit viel Charme und Humor beschreibt Katharina Schendel erneut, wie die Hobbydetektivin dem Mörder auf die Schliche kommt. Nicht selten gibt es humorvolle und lustige Szenen, aber auch die Spannung kommt nicht kurz.
Die Charakterisierung alles Figuren ist wieder einzigartig und lebendig. Jede Person und selbstverständlich jeder Esel ist individuell beschrieben und obwohl irgendwie alle Dorfbewohner ein wenig skurril sind, muss man sie einfach gernhaben!
Das gesamte Romansetting bewegt sich erneut nahe am Rand des Absurden. Es ist einfach ein einzigartiges Dorf und natürlich ist manches in der Darstellung überzogen. Insgesamt sind aber alle Beschreibung stimmig und nicht albern! Es passt einfach alles zusammen und das einzige, was für mich nicht so recht stimmig sein wollte, war die aufkeimende romantische Atmosphäre zwischen Stella und Clapperton. Dieser war in meiner Vorstellung bisher ein eher kauziger älterer Mann und niemand, der zu Stella passt. Mein Bild scheint in diesem Fall nicht passend gewesen zu sein, ich konnte mich mit dem neuen Bild aber nur schwer abfinden. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung aber gut beschrieben und der Leser bekommt weitere Informationen zu Clapperton, die im ersten Band keine Rolle spielten.
Natürlich spielen auch die Esel erneut eine zentrale Rolle.
Die Handlung wird wechselnd aus der personalen Erzählperspektive von Stella und Clapperton erzählt. Der Schreibstil ist dabei locker und leicht, sodass sich die Geschichte gut lesen lässt. Vorhersehbar war die Lösung des Falls für mich nicht, bis zum Ende gab es viele Möglichkeiten und Motive. Zusätzlich zur Lösung des Mordfalls gibt es am Romanende dann schon einen kleinen Ausblick darauf, wie es mit Stella weitergehen könnte. Geht sie zurück nach Australien oder bleibt sie im beschaulichen Hillbrush…?

Mein Fazit: Erneut schreibt Katharina Schendel einen charmanten und unterhaltsamen Cozy Crime Roman mit einzigartigen Figuren und einer gelungenen Dorfatmosphäre. Nicht selten musste ich schmunzeln, aber auch an Spannung mangelt es nicht.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für einen wunderbar leichten und humorvollen Roman ohne blutige Szenen.

Bewertung vom 11.11.2024
Love Me Like It's Yesterday
Käppler, Juliane

Love Me Like It's Yesterday


ausgezeichnet

Liebe besser analog

„Sympathie und Zuneigung sollten niemals das Ergebnis eines Wettbewerbs oder einer Herausforderung sein. Sie sollten auf natürliche Weise entstehen und authentisch sein.“

„Love me like it‘s yesterday“ ist ein Liebesroman von Juliane Käppler. Er erschien im Oktober 2024 im Bastei Lübbe Verlag und ist ein Einzelband.

Für mich war dies der erste Roman der Autorin und ganz bestimmt nicht der Letzte. Es hat einfach alles zusammengepasst: Die Handlung, die gewählten Themen, die Figuren und ihre Entwicklung, der Schreibstil sowie die Romanlänge. Kurzum, ich hatte wirklich eine grandiose Lesezeit!
Juno ist Restauratorin und liebt entsprechend alte Möbelstücke. Sie geht in ihrer Arbeit vollständig auf und hat dabei zudem der digitalen Welt vollkommen abgeschworen. Sie lebt analog - ohne Handy, ohne Social Media, ohne Alexa oder Siri und sogar ohne Radio. Sie liebt Kassetten und alte Platten, Musik und Filme aus den Achtzigern und leitet, gemeinsam mit ihrer besten Freundin eine Selbsthilfegruppe für Personen, die Mobbing erlebt haben.
Mit ihrer abwehrenden Haltung in Bezug auf die Digitalisierung ist sie praktisch das Gegenteil von Taro. Der nämlich ist Psychologe, mittlerweile aber als YouTuber unterwegs. Er berät Männer, wie sie bei Frauen einen guten Eindruck machen und geht vollkommen in der digitalen Welt auf. Als er sich mit einem konkurrierenden Follower auf eine Wette einlässt, begegnet er Juno. Er soll an ihr zeigen, dass seine Flirttechniken funktionieren und beweisen, dass er ihre Handynummer bekommt. Natürlich hat Juno kein Handy, die Wette scheint zum Scheitern verurteilt. Taro muss also einen anderen Weg finden, die Wette gewinnen zu können und so nimmt das Drama seinen Lauf…
Die Grundidee der Wette ist dabei natürlich nicht neu und auch den Hauptkonflikt kann man sich entsprechend schon denken. Trotzdem ist die Geschichte alles andere als langweilig oder vorhersehbar, ganz im Gegenteil.
Juliane Käppler beschreibt äußerst charmant und liebenswert, wie Taro und Juno sich kennen- und lieben lernen. Sie charakterisiert ihre Figuren unglaublich detailliert und authentisch, gibt ihnen sehr individuelle Charaktereigenschaften und lässt sie sich in einem realistischem Tempo entwickeln. Auch die Nebenfiguren werden nicht vergessen. Sie sind ebenso gut dargestellt und jeder hat seine gewissen Eigenheiten. Gerade die Auftritte von Frau von Großeimern mochte ich sehr!
In der Geschichte wird neben der Liebesgeschichte eindrücklich thematisiert, wie abhängig die Gesellschaft heutzutage von der digitalen Welt ist. Wie stark man „online“ gebunden ist und wie unhöflich man sich oft verhält, wenn man mitten im Gespräch plötzlich auf sein Handy guckt. Schließlich muss „nur mal eben“ der Instagramfeed geprüft oder eine Nachricht beantwortet werden. Sein Gegenüber ignoriert man dafür oft völlig. Dies wird im Kontrast von Juno und Taro noch einmal besonders deutlich und auch Taro selbst wird durch Junos Einstellung bewusst, wie sehr er eigentlich „online“ lebt. Gerade seine Entwicklung im Laufe der Handlung mochte ich sehr. Er beginnt sein Handeln und sein Leben zu reflektieren, erkennt, was im eigentlich wichtig ist und zweifelt immer mehr an seiner eingegangenen Wette…
Neben der allgemeinen Digitalisierung und der daraus entstehenden Probleme, beleuchtet die Autorin ebenfalls anschaulich, wie gefährlich das digitale Leben sein kann. Sie zeigt anhand der Fälle in der Selbsthilfegruppe von Juno, wie leicht Falschinformationen und Mobbing in der digitalen Welt entstehen und verbreitet werden.
Sie bindet diese Themen geschickt in die Handlung ein und durch den starken Kontrast zwischen Taro und Juno, werden sie einmal mehr deutlich.
Gleichzeitig ist die Handlung absolut romantisch und wunderschön, ohne unnötige Dramen oder künstliche Konflikte. Die Gefühle sind durch die wechselnde Ich-Perspektive sehr gut nachvollziehbar und es gibt so einige Romanstellen, in denen die romantische Atmosphäre nahezu greifbar ist. Auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke, nimmt aber gleichzeitig keine Überhand.

Mein Fazit: Ein klarer Wohlfühlroman mit einzigartigen Figuren! Ich habe den Roman „Love me like it‘s yesterday“ unglaublich gerne gelesen und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Von mir gibt es entsprechende 5 von 5 Sterne!

Bewertung vom 01.11.2024
Winterzauber im Château
Gilland, Vivien

Winterzauber im Château


ausgezeichnet

Herausforderungen

„Wenn du glücklich sein willst, musst du bereit sein, Risiken einzugehen.“

„Winterzauber im Château “ ist ein weihnachtlicher Liebesroman von Vivien Gilland. Er erschien im September 2024 im HarperCollins Verlag.
Livia ist entsetzt, sie soll bis Weihnachten einen Zwangsurlaub in der Kanzlei nehmen, da sie überarbeitet wirkt und dringend eine Pause braucht. Sie selbst sieht das natürlich anders, gegen ihre Chefin kommt sie aber nicht an. Als ihre Freundin Nane sie dann fragt, ob sie ihrem Bruder Marco bei der Neueröffnung eines Romantikhotels in der Schweiz helfen könnte, hat sie entsprechend keine wirkliche Ausrede parat. Dabei ist Marco doch so ein arroganter Idiot…

Kuscheliger Wohlfühlroman mit Herz - mehr brauche ich über den Weihnachtsroman von Vivien Gilland eigentlich nicht sagen. Ich habe ihn wahnsinnig gern gelesen!
Die Autorin schreibt einen Liebesroman, der mit viel Realismus und wenig Drama daherkommt. Typische Liebesromane sind gern gespickt voller Missverständnisse und Dramen, die sich über das gesamte Buch ziehen. Mir ist dies oft zu viel und so hat es mir umso mehr gefallen, dass Vivien einen perfekten Mittelweg findet. Langweilig wird es nämlich definitiv nicht, den schließlich gibt es einen überraschenden Plottwist, welcher einmal mehr deutlich in frage stellt, ob es ein Happy End für Livia und Marco geben kann.
Marco und Livia sind sich eigentlich spinnefeind. Für Rosie und Hannes, die Besitzer des Châteaus, müssen sie sich nun aber miteinander arrangieren und bemerken, dass sie überraschend gut miteinander harmonieren. Ihr Kennenlernen bzw. ihre Annäherung ist dabei nicht übereilt und einfach romantisch schön. Gemeinsam testen sie die verschiedenen Angebote des geplanten Romantikhotels und geraten dabei in die ein oder andere lustige oder romantische Situation. Gleichzeitig kommen sie sich währenddessen ungewollt näher und stellen fest, dass der bisherige Eindruck des jeweils anderen vielleicht getäuscht hat.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht und man erkennt, mit wie viel Liebe die Zeilen geschrieben wurden. Die Ich-Erzählperspektive wechselt zwischen Marco und Livia und bietet so Einblicke in die Gedankenwelt beider Protagonisten. Gerade die Entwicklung Livias hat mir dabei sehr gefallen. Zunächst wird sie als maximal karriereorientiert und nahezu berufsbesessen beschrieben, auch sie selbst sieht sich so. Sie hatte es in ihrer Kindheit und auch mit ihrem Exfreund nicht immer leicht und seitdem hält sie Romantik und Liebe für überbewertet. Im Laufe der Arbeit am Château erkennt sie aber mehr und mehr, dass der Beruf nicht alles sein kann. Sie entdeckt ihre eigenen Wünsche und mithilfe von Marco spricht sie sogar über die problematische Beziehung zu ihrer Familie. Auch der Grinch in ihr schwindet langsam… Dadurch gewinnt der eigentliche Liebesroman nochmal an Tiefgang.
Aber auch insgesamt hat mir die Charakterisierung aller Figuren sehr gefallen. Jeder ist für sich einzigartig und charmant.
Ebenso wunderschön ist natürlich das winterliche Setting mitten in der Schweiz. Schnee, Berge, ein See zum Schlittschuhlaufen - dazu ein prächtiges Hotel mit allem, was man sich wünschen kann. Ja, ich würde auch gerne mal ins Château reisen!

Mein Fazit: „Winterzauber im Château“ ist ein absolut herzerwärmender Wohlfühlroman. Er erzeugt eine wunderbar weihnachtliche und romantische Stimmung und bietet auch einen gewissen Tiefgang. Die Geschichte kommt ohne übermäßiges Drama daher und ist gleichzeitig authentisch und einfach schön! Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, vergebe 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.10.2024
Tee für die Geister
Vuklisevic, Chris

Tee für die Geister


gut

Das Seltsame

„Die Leute, die am wenigsten zweifeln, sind zwangsläufig die, die sich am meisten irren.“

„Tee für die Geister“ ist ein Roman des magischen Realismus von der Autorin Chris Vuklisevic. Er erschien im September 2024 und ist ein Einzelband.
Als die Mutter von Felicité und Egonia stirbt, kommen die Zwillingsschwestern erstmalig nach 30 Jahren wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und den Geheimnissen ihrer Mutter. Was hatte Carmine zu verbergen und wer war sie in Wirklichkeit?

Chris Vuklisevic schafft in ihrem Roman eine Welt, die der unseren ähnelt. Sie benutzt reale Orte als Setting und mischt fantastische Elemente in die Handlung. So bewegt sie sich nah an der Grenze zwischen Realität und Fantasie.
Felicité ist Geisterschleuserin. Sie hilft denjenigen, die im Sterben ihren Satz nicht zu Ende sprechen durften und nun als Geister durch die Welt ziehen. Sie hört ihnen mithilfe ihrer Kuriosi-Tees zu und schleust sie dann auf die andere Seite. Sie ist jemand, vor dem die Leute Angst oder mindestens Respekt haben und hütet so manches Geheimnis. Gleichzeitig war sie aber auch immer eine Sklavin ihrer Mutter, denn diese hat sie stets an sich gebunden und über Schuldgefühle manipuliert. Egonia hingegen ist eine Hexe. Wenn sie spricht, kommen Schmetterlinge aus ihrem Mund und bringen Verderben und Verwesung. Sie ist die unsichtbare der beiden Schwestern. Die ungeliebte, die geächtete. Sie war früh auf sich allein gestellt und hat nur selten Liebe erfahren dürfen.
Vor einigen Jahren haben die Schwestern sich entzweit und erst der Tod ihrer Mutter bringt sie wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Vergangenheit und kommen einander darüber wieder näher.
Der Roman handelt entsprechend von Geschwisterliebe, von Selbstfindung, von Aufarbeitung der eigenen Kindheit, vom seelischen Heilen. Es gibt einige spannende Wendungen und die scheinbar surreale und doch reale Welt ist als Setting gut gewählt. Auch die Figuren sind interessant gezeichnet und definitiv einzigartig.
Leider ist der Schreibstil ungewöhnlich und für mich war es unmöglich, mich daran zu gewöhnen. Die Geschichte wird von einem zunächst unbekannten Ich-Erzähler meistens im Präsens beschrieben. Er spricht den Leser immer wieder direkt an, erzählt Felicités und Egonias Geschichte, beschreibt Hintergrundinformationen. Gleichzeitig webt er weiter Informationen ein, die für die Geschichte meiner Meinung nach nicht relevant sind und nur ablenken. Darüber hinaus gibt es gedichtartige Passagen, die Unterhaltungen oder direkte Erzählungen der Figuren darstellen.
Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Erzähler und den Protagonistinnen. Der Handlungsverlauf ist nicht wirklich linear, vieles spielt für die eigentlich Handlung keine Rolle und ist eher Füllstoff für das Buch. Bis zum Ende war die Handlung für mich daher oft wirr und unverständlich, ich glaube, ich habe vieles überhaupt nicht verstanden. Der Schreibstil hat mich einfach durcheinander gebracht und mir das Lesen massiv erschwert.
Einige Male hätte ich das Buch fast beiseite gelegt und mich beim Lesen leider wirklich gequält. So habe ich mich mit dem Buch insgesamt wohl über 4 Wochen beschäftigt und muss wirklich sagen, dass es für mich absolut unpassend war.

Ich schreibe eine solche Bewertung nicht gerne, aber für mich passte hier leider fast nichts. Die Grundidee der Handlung fand ich gelungen und interessant, ich hatte mich auch tatsächlich aufs Lesen gefreut. Der Schreibstil hat es mir dann aber leider wirklich verdorben und ich empfehle euch, zunächst eine Leseprobe auszutesten, wenn euch der Roman interessiert!
Von mir gibt es schließlich nur 2,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.09.2024
Der Mut der Lady Leaf / Celtic Dreams Bd.3
MacIver, Kristin

Der Mut der Lady Leaf / Celtic Dreams Bd.3


ausgezeichnet

Wildfang

„Hör niemals auf zu kämpfen, bevor du nicht gewonnen hast, Wildfang.“

„Der Mut der Lady Leaf“ ist der dritte Band der historischen „Celtic-Dreams-Reihe“ von Kristin MacIver. Er erschien im August 2024 und ist unabhängig von den anderen Teilen lesbar.

Schottland, 1487: Leaf ist die drittälteste Tochter der MacKays. Obwohl sie als Tochter des Clanchefs eigentlich eine Art Vorbildfunktion hat, ist Leaf eher ein Wildfang, wie ihr Ziehbruder Artair immer sagt. Entgegen der gesellschaftlichen Konventionen sind ihr „weibliche“ Dinge wie sticken oder lesen zuwider. Viel lieber schlägt sie sich mit Artair durch die Natur, übt mit ihm das Kämpfen oder geht zur Jagd. Den Wunsch ihrer Schwestern nach einen Ehemann kann sie nicht nachvollziehen, denn alleine ist sie glücklich frei.
Plötzlich erreicht sie jedoch die Nachricht, dass ihr Vater sie mit Lennox, dem Sohn eines verfeindeten Clans, verheiraten möchte. Durch die Eheschließung soll der Konflikt zwischen den Clans geschlichtet werden. Leaf jedoch hält die Ehe für eine List und beginnt sich und die Dorfbewohner auf die Verteidigung des Clans vorzubereiten. Unerwartet in die Quere kommt ihr dabei der Schmied Grey. Er lässt ihr Herz auf seltsame Art höher schlagen und reizt sie bis zum Äußeren…

Leaf ist unkonventionell, wild und stark. Keinesfalls lässt sie sich die Butter vom Brot nehmen und anlegen sollte sich mit ihr niemand, sie ist eben ein echter Wildfang. Doch in der harten Schale steckt eine weiche Seele. Leaf ist sehr auf das Wohlergehen ihrer Familie und ihrer Mitmenschen bedacht und gerade ihren eigenen Clan möchte sie um jeden Preis schützen. Gleichzeitig kämpft sie gegen eine tiefsitzende Angst, die seit einem Unfall in ihrer Jugend besteht. Einen Mann braucht sie für ihr Glück nicht und schon gar nicht den eingebildeten Lennox Ross. Mit allen Mitteln versucht sie also, sich ihrem Vater zu widersetzen. Gleichzeitig bringen aber der Schmied Grey sowie Artair Leafs Gefühle durcheinander…
Mir hat Leaf als Protagonistin sehr gut gefallen. Sie ist eine liebenswerte und interessante Person und dabei sehr gut charakterisiert. Ihre Gefühle und Emotionen werden greifbar dargestellt. Mir gefällt, wie sie sich für die Dorfbewohner einsetzt und gerade die Trainingseinheiten mit den Frauen des Dorfes haben mich sehr zum Schmunzeln gebracht.
Auch die anderen Figuren sind authentisch beschrieben, sodass man recht Sympathien und Antipathien feststellen kann.
Die Handlung wird wechselnd aus der personalen Erzählperspektive von Leaf und Artair beschrieben, wobei ich sagen muss, dass Artair für mich ein wenig unnahbar bleibt. Gefallen hat er mir aber dennoch und auch seine persönliche Geschichte ist absolut spannend.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich ebenfalls sehr. Er ist flüssig und mitreißend, wodurch man das Buch nur schwer beiseite legen kann. Hierzu trägt natürlich auch die Handlung selbst bei, denn sie ist absolut spannend und bringt so manchen unerwarteten Plottwist mit. Entsprechend war auch das Romanende für mich unvorhersehbar und ich kann sagen, das Lesen lohnt sich!
Der historische Kontext ist im Roman eher klein, die Liebesgeschichte sowie der Konflikt darum dominieren die Handlung, welche eben im 15. Jahrhundert spielt. Wie schon in den vorherigen Bänden empfinde ich dich die Figuren sowie ihre Denkweisen als recht modern, mag aber das Setting dennoch gern.

Mein Fazit: Ich mochte Leaf und ihre Geschichte sehr. Ich war schnell in der Geschichte drin und konnte mich beim Lesen meist gut in die Figuren hineinversetzen. Emotionen werden gut transportiert und tatsächlich hoffe ich, dass es eine Fortsetzung der Buchreihe geben wird. Schließlich gibt es weitere Kinder in der Familie MacKay und auch deren Geschichten möchte ich zu gerne lesen… Für „Der Mut der Lady Leaf“ gibt es von mir 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.09.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


sehr gut

Schwarz und Weiß

„Eine Ex-Frau ist eine junge Frau, für die die Ewigkeit, die man sich bei der Trauung geschworen hat, auf drei, fünf oder acht Jahre zusammenschnurrt.“

„Ex Wife“ ist ein Roman von Ursula Parrott, übersetzt von Tilda Engel. Er erschien erstmals 1929 und wurde 2024 vom Fischerverlag neu aufgelegt.

Voran möchte ich eine Triggerwarnung stellen, denn Missbrauch wird im Roman mindestens angedeutet und auch Schwangerschaftsabbruch wird thematisiert.

Patricia ist 24 Jahre alt, als ihr Mann sie verlässt. Warum? Das wissen eigentlich beide nicht so genau. Daher ist Patricia auch überzeugt: Peter wird zu ihr zurückkommen. Sie muss nur durchhalten. Durchhalten als „Exfrau“ in der 20er Jahren? Gar nicht so unangenehm, wie es auf den ersten Blick scheint. New York ist bereit für ein neues Frauenbild und tatsächlich findet Patricia sich in ihrer neuen Rolle schnell zurecht. Sie arbeitet hart, verdient gut und kann sich plötzlich alles leisten, was zuvor nicht möglich war. Das New Yorker Nachtleben wird von ihr und ihrer Freundin Lucia entdeckt, Abenteuer werden erlebt und alles scheint prima.
Wenn nicht immer noch der Wunsch nach Peter da wäre, wenn nicht die misogynen Machtstrukturen weiter vorgeben würden, was Frauen dürfen und was nicht. Wenn ein „Nein“ akzeptiert würde und wenn nicht Patricia selbst davon überzeugt wäre, dass ihr recht freizügiges Leben für eine Frau nicht angemessen ist. Und trotzdem kämpft sie sich durch. Sie erkämpft sich einen Platz in der Gesellschaft, hat drei Freunde, einen Feind und einen Liebhaber…
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und wechselt am Anfang zwischen Präsenz und Vergangenheit. Später wird er nur noch rückblickend aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist dabei eher ungewohnt und sperrig. Patricias Gedanken sind oft wirr und mir fiel es zum Teil schwer, ihre Gedankensprünge nachzuvollziehen. Auch wechseln die Zeiten, von denen sie erzählt ab und zu, womit ich ebenfalls nicht so gut zurechtgekommen bin. Insgesamt ist auch der Sprachstil in der wörtlichen Rede ungewohnt und fremd. Ich hatte oft das Gefühl, den Inhalt des Gesagten zwar zu verstehen, ihn aber eigentlich doch nicht zu verstehen. Vielleicht ist mir dadurch auch einiges an Kontext verloren gegangen.
Nichtsdestotrotz ist Ex Wife auf seine Art ein spannender Roman. Wir begleiten Patricia auf ihrem Weg von der frisch verlassenen Frau zu einer ingesamt unabhängigen jungen Frau, die ihr Leben lebt. Dabei wirkt sie auf mich aber nur in wenigen Momenten wirklich glücklich. Die restliche Zeit hofft sie, dass Peter zurückkommt oder verurteilt sich selber für ihren Lebensstil. Sie tut Dinge, weil sie nicht „nein“ sagen kann oder zu höflich ist, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen.
Obwohl das Frauenbild in den 20er Jahren bereits im Wandel war und moderner wurde, beherrschten die klassischen Rollenbilder noch immer enorm die Gedanken und das Handeln der Menschen. Selbst Patricia und ihre Freundin Lucia, die in einer ähnlichen Situation wie Patricia ist, glauben nicht daran, dass sie als Frau ohne Ehemann zurechtkommen. Sie sehnen sich nach Beständigkeit und Sicherheit, die sie in ihren Augen nur mit einem Mann erreichen können. Erschreckend daran ist vor allem, dass manche Gedanken und Handlungen auch heutzutage, wo sich das Rollenbild drastisch geändert haben sollte, immer noch den Alltag beherrschen. Noch immer werden Frauen nicht als „vollständig“ angesehen, wenn sie alleine durchs Leben gehen und wie oft wird die Partnersuche und Familiengründung als DAS Ziel im Leben angesehen? Wie schwer haben es Frauen immer noch in einer männerdominierten Welt und wie oft wird ein „Nein“ nicht akzeptiert?

Mein Fazit: Obwohl der Roman nun also schon fast 100 Jahre alt ist, sind grundlegende Inhalte noch immer zeitgemäß. Ich habe mich mit dem Lesen leider sehr schwergetan, der Schreibstil lag mir nicht und ich konnte der Handlung nicht gut folgen. Trotzdem hat mich Ex Wife überrascht und gerade die Wendungen am Romanende hätte ich nicht erwartet. Das Ende bleibt offen, aber die Welt ist bekanntlich klein und so denke ich mir einfach, wie es wohl weitergeht…
Von mir gibt es daher insgesamt 3,5 von 5 Sternen. Ich empfehle den Roman durchaus, gerade wenn man gerne Literatur über Frauen und entsprechende Rollenbilder liest. Man sollte sich aber auf den ungewohnten Schreibstil einstellen und sich vielleicht einfach darauf einlassen!

Bewertung vom 12.09.2024
Morgan's Hall
Flynn, Emilia

Morgan's Hall


ausgezeichnet

Schatten und Licht

„Manchmal denke ich, dass egal wie sehr wir uns bemühen, unsere Fehler zu korrigieren und daraus zu lernen, die Vergangenheit immer ein Teil von uns bleibt. Sie ist wie ein Schatten, der uns folgt, selbst wenn das Licht hell strahlt.“

„Schattenland“ ist der sechste Band der „Morgan-Saga“ von Emilia Flynn. Er erscheint im September 2024 und sollte nicht unabhängig von den anderen Teilen der Reihe gelesen werden.

ACHTUNG, Spoiler enthalten, wenn die vorherigen Bände nicht bekannt sind. Dann bitte nur das Fazit lesen!

Dort wo einst alles begann, setzt sich die Geschichte nun fort. In Wien, wo Dickie und John Isabelle kennen lernten, sind Elizabeth und James nun im Exil. Auf der Flucht, aber endlich vereint. Was zunächst romantisch klingt, wird mit der Zeit eine immer schwerere Last, denn eigentlich sehnen sich beide zurück nach Morgans Hall und sind ständig auf der Hut. Ihre Verfolger könnten auftauchen und was dann passieren könnte, möchte sich niemand ausmalen. Als sich jedoch die Chance bietet, James ehemaligem Schwiegervater das Handwerk zu legen, greifen Liz und James zu. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft siegt über die Furcht vor dem Entdecken…
Doch auch in Morgan’s Hall geht es weiter und obwohl Tristan bemüht ist, die Morgan’s Company im Sinne von James und Liz weiterzuführen, ist das Geschäft schwerer denn je. Tristan ist kein Geschäftsmann und die Wahl des Bürgermeisters bringt die Familie zusätzlich in neue Gefahr.

Innerhalb kürzester Zeit hatte Emilia Flynn mich mit dem mittlerweile sechsten Band der Morgan-Saga gefesselt. Die Seiten flogen nur so dahin und stets wurde ich aufs Neue überrascht.
Ich habe mit der Familie Morgan gelitten und gehofft, denn obwohl ich kurz an ein nahezu überfälliges Happy End glaubte, kam natürlich alles anders als ich dachte. Emilia Flynn überrascht mit einem weiteren spannenden und emotionalen Band der Buchreihe. Ja, man könnte denken, dass doch nach sechs Bänden langsam genug sei, doch ich sage euch: Da kommt noch was!
Die Geschichte der Familie Morgan ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Es gibt so viele Geheimnisse, es gibt Mysterien, die im weltlichen Kontext nicht zu erfassen sind und vor allem gibt es noch immer kein Happy End. Ob es das jemals geben wird, weiß ich allerdings nicht. Wünschen würde ich es aber gerade Isabelle. Sie hatte es nie leicht im Leben und mit jedem Band entwickelt sie sich mehr. Sie ist keine Hassfigur mehr, sie eine ganz normale Person mit Stärken und Schwächen. Diese haben wir alle und jeder macht Fehler. Wer könnte Isabelle da verurteilen?
Gerade diese Realität ist auch eins der Dinge, die ich an Emilias Romanen so sehr mag. Es wird nichts beschönigt oder romantisiert. Es gibt die eiskalte Realität, wodurch die Handlung absolut authentisch ist. Natürlich endet auch dieser Band mit einem Cliffhanger, wobei dieser nicht ganz so fies ist, wie in vorherigen Teilen. Trotzdem bin ich unendlich gespannt, wie es weitergehen wird!
Auch die Figuren sind einzigartig und tiefgründig charakterisiert. Ebenso sind die persönlichen Entwicklungen gut beschrieben und absolut authentisch. Auch wenn eine Figur geht, folgt eine weitere, die ebenso interessant und wichtig für den Handlungsverlauf ist.
Auch die Spannung bleibt nicht auf der Strecke und so gab es immer wieder überraschende Wendungen! Der Schreibstil ist dabei leicht und flüssig. Szenen- und Settingbeschreibungen sind bildlich und anschaulich.
Auch historische Themen werden, wie schon in den vorherigen Bänden, geschickt in die Handlung eingearbeitet. Ebenso finde weitere Themen wie Rassismus und die Verfolgung von NS-Verbrechern einen passenden Platz in der Handlung.

Mein Fazit: Mir hat auch der sechste Band der Morgan-Saga unglaublich gut gefallen. Er ist vielschichtig, facettenreich und ehrlich. Dazu spannend und emotional! Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen, vergebe erneut 5 von 5 Sternen und kann nur sagen: Lest die Buchreihe!

Bewertung vom 10.09.2024
Dackel Max auf Spurensuche / Pfotenglück Bd.2
Beerwald, Sina

Dackel Max auf Spurensuche / Pfotenglück Bd.2


gut

Verschwunden

„Sie war hier, ist um den Tisch herumgelaufen, aber ich kann nicht erschnüffeln, wohin sie dann gegangen ist. Meine Nase ist komplett überfordert, mein Kopf erst recht - ich kann nicht mehr.“

„Pfotenglück - Dackel Max auf Spurensuche“ ist ein humorvoller Roman von Sina Beerwald und der zweite Band der Buchreihe „Dackel Max auf Sylt“. Er erschien im März 2024 im Piper Verlag und ist unabhängig vom ersten Teil lesbar.

Ein Jahr nachdem Max auf Sylt seine große Liebe Goldie wiedergefunden hat, reist er erneut auf die Nordseeinsel. Mit dabei sind neben Max und Goldie natürlich Max‘ Frauchen Ronja und Goldies Herrchen Christian, aber eben auch Lasse und Lisa, die Kinder von Christian. Lasse ist erst vier Jahre alt und quirliger als ein Sack Flöhe, Lisa hingegen ist schon vierzehn und hat entsprechend andere Interessen als Familienleben und Camping. Kurz nach der Anreise und einem gewaltigen Streit verschwindet Lisa dann spurlos und als plötzlich auch Lasse weg ist, ist Max und seinem Hunderudel natürlich klar, dass sie die beiden finden müssen…

Nachdem mich der erste Band der Buchreihe tatsächlich positiv überrascht hatte, habe ich mich auf die Fortsetzung sehr gefreut. Dabei lese ich normalerweise keine Romane aus Hundeperspektive oder überhaupt Romane, in denen Hunde eine große Rolle spielen. Oft kann ich mir beim Lesen dieser Geschichten nämlich in Bezug auf die Vermenschlichung des Hundes nur den Kopf schütteln und einfach keinen Spaß daran haben… Als Dackel Max jedoch seine Freundin Goldie gesucht hat, hat mir das Lesen echt Spaß bereitet und so habe ich eben auch Band 2 weitergelesen. Leider muss ich jetzt jedoch sagen, dass der zweite Teil um Max und seine Freunde mich eher nicht begeistern konnte.
Erneut ist die Handlung aus der Ich-Perspektive von Max geschrieben. Dadurch bekommt man einen eher eingeschränkten Blick auf die Ereignisse in der Menschenwelt und so manches Wort ist auch nicht ganz korrekt. Nichtsdestotrotz sind Max‘ Gedanken und seine Wortneuschöpfungen durchaus zum Schmunzeln und seine Liebe zu Goldie ist einfach unglaublich niedlich. Die Perspektive gefällt mir also tatsächlich sehr gut. Auch Max als Charakter sowie die weiteren Hundefiguren und auch die Menschen sind für mich gut gezeichnet und beschrieben. Rasseklischees werden geschickt aufgegriffen und witzig beschrieben. Natürlich ist die Darstellung dabei zum Teil ein bisschen überzogen, aber dies ist eben auch passend zum Genre.
Anders als im ersten Band hat die Handlung für mich jedoch keinen richtigen roten Faden. Durch die Mitreise von Lasse und Lisa scheint der gesamte Urlaub unter einem katastrophalen Stern zu stehen. Schon während der Anfahrt ist die Stimmung angespannt und beim Ankommen am Campingplatz dauert es nicht lange, bevor Lasse die erste Katastrophe auslöst. Kurz darauf passiert dann das nächste Chaos und so überschlagen sich die Ereignisse von einem Drama zum nächsten. Kein Handschlag kann erfolgen, ohne dass alles drunter und drüber geht.
Und als wären Marshmallows im Hundefell und ein Bänderriss innerhalb kürzester Zeit nicht schon genug, verschwindet dann auch noch Lisa und kurz darauf Lasse. Weitere Katastrophen folgen natürlich und mir war dies einfach alles viel zu chaotisch und dramatisch. Es kommt einfach keine richtige Erzählung auf, denn durch die sich überschlagenden Ereignisse unterbricht die Handlung irgendwie immer wieder. Zudem halte ich Lasses Verschwinden für absolut unrealistisch, kann dies aber nicht weiter ausführen ohne zu spoilern.
Was also witzig sein soll, ist für mich dieses Mal eher übertrieben und albern. Die Geschichte des Hunderudels kommt mir dabei außerdem etwas zu kurz.
Gefallen hat mir aber, dass Sina Beerwald neben dem ganzen Familienchaos noch eine weitere tierische Liebesgeschichte einbaut und so auch eine Perspektive für den nächsten Band schafft. Dies kam für mich tatsächlich unerwartet und hat mich durchaus berührt. Außerdem zeigt das Hunderudel erneut, dass es zueinander hält und Freundschaft spielt erneut eine wichtige Rolle in der Handlung, dies mochte ich sehr! Auch der Schreibstil ist insgesamt gut und der Roman leicht lesbar.

Mein Fazit: Der zweite Band der Buchreihe war für mich insgesamt zu übertrieben und albern. Natürlich gab es aber auch niedliche Passagen und Dackel Max und seine Freunde sind durchaus charmant. Trotzdem hat es für mich diesmal nicht richtig gepasst, weshalb ich nur 3 von 5 Sternen vergeben kann.