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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2025
Spark of the Everflame (eBook, ePUB)
Cole, Penn

Spark of the Everflame (eBook, ePUB)


sehr gut

Auftaktband mit Luft nach oben

Das wunderschöne Cover dieses Buchs hat mich in seinen Bann gezogen. So sehr, dass ich zu dem für mich eher seltenen Romantasy-Genre gegriffen habe.
Die leichte Lesbarkeit und die düstere Welt haben mir sofort gefallen, aber leider verfolgen wir hier nur die Erzählperspektive von unserer Protagonistin Diem, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter die ihr unbekannte Welt der adligen Descended betritt und sich bald inmitten von Machtspielen wiederfindet. Diem, ein temperamentvoller Hitzkopf, erschien mir zu Beginn einfach nur unglaublich nervig. Sie trifft wiederholt waghalsige Entscheidungen, fliegt dabei auf und kommt dennoch irgendwie halbwegs heil aus der Sache heraus – nicht sehr realistisch.
Lücken im Plot gepaart mit Diems Naivität sowie aktuell gut laufenden Romantasy-Elementen ergaben Vorhersehbarkeit, unsympathische Hauptfiguren und damit viel Frustration auf meiner Seite. Einzig die Szenen in Diems Familienkreis oder ihre Heilerinbesuche bei kranken Kindern konnten mein Herz durchgehend erweichen.
60 Prozent lang war ich nicht wirklich begeistert, sogar kurz vor dem Abbruch, da ich das Gefühl hatte, die Handlung käme nicht vom Fleck, auch wenn es nie wirklich langweilig wurde. Zwei große Fragen haben mich jedoch weiterlesen lassen und es hat sich gelohnt, denn entgegen meinen Befürchtungen hat sich mancher Handlungsstrang schlussendlich glaubwürdig in andere Richtungen entwickelt. Auch wenn ich exakt diese Cliffhanger-Wendung erwartet habe, bin ich nun doch gespannt, wie Diems Geschichte weitergeht.
Die Hitze ist an einem Punkt der Handlung also doch noch buchstäblich übergesprungen. Apropos Romance, auch die sich anbahnende Liebesgeschichte hat schließlich weit weniger Raum eingenommen, als ich erwartet hatte.
Und mein Sinneswandel gegenüber Diem? Nun sie ist jung und verhält sich entsprechend. Im Chaos ihres unverarbeiteten Verlusts, dem verständlichen Wunsch nach Selbstbestimmung und aufrüttelnden Entdeckungen außerhalb ihres gewohnten Schutzumfelds erscheinen ihre lebensmüden Entscheidungen deutlich weniger verrückt.
In diesem ersten Band wurde viel Aufbauarbeit für die Folgebände geleistet, die mich nicht von Anfang an zum Schwärmen bringen konnte. Das Ende verspricht jedoch unglaubliches Spannungspotenzial für die nächsten Bände.

Bewertung vom 13.03.2025
Campion. Tödliches Erbe (eBook, ePUB)
Allingham, Margery

Campion. Tödliches Erbe (eBook, ePUB)


sehr gut

Klassischer Krimi mal anders

Das extravagante, detailreiche Cover passt erstaunlich gut zur Geschichte dahinter, denn der Start konnte mich direkt überraschen.
Der Detektiv Albert Campion versucht den Diebstahl eines sagenumrankten Erbstücks der Familie Gyrth zu verhindern und damit deren Ehre zu retten. Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht verraten, da der eigentliche Klappentext für meinen Geschmack schon zu viel preisgibt.
Für einen klassischen Krimi ist dieser hier erstaunlich flüssig lesbar trotz einiger langer Schachtelsätze. Allerdings musste ich manche davon doch wiederholt lesen, nur um im Anschluss immer noch Fragezeichen über dem Kopf zu haben. Hier passiert schon viel zwischen den Zeilen. Die Vielzahl an Figuren erfordert zusätzlich einiges an Konzentration beim Lesen.
Die mitunter diskriminierende Sprache ist selbstverständlich Zeugin der Entstehungszeit des Krimis, hat mir den Genuss mindestens einer Szene aber dennoch etwas erschwert. Für Wiedergutmachung sorgte jedoch die wendungsreiche Handlung. Jedes Umblättern enthüllte eine mehr oder weniger erwartete Überraschung. Passend zu einem englischen Krimiklassiker schreitet die Handlung trotzdem insgesamt eher gemächlichen Schrittes voran.
Besonders das Rätsel um den Protagonisten hat mich weiterlesen lassen, da Campion genauso mysteriös erscheint wie der Fall selbst. Ich frage mich immer noch, wer er wirklich ist und wie er sein abenteuerliches Netzwerk aufbauen konnte. In jedem Fall ist er ein cleverer Ermittler, der sich auch nicht davor scheut, manch waghalsige Entscheidung zu treffen.
Alle anderen Mysterien rund um den geplanten Raubzug werden schlussendlich zu einem runden Abschluss gebracht, wobei eine Kleinigkeit der eigenen Interpretation überlassen wird.
Mich hat der mit britischem Humor und viel lebendigem Zeitgefühl gespickte, zeitweise herrlich undurchsichtige Krimiklassiker alles in allem gut unterhalten und mit Lust auf weitere Fälle rund um den Detektiv Albert Campion zurückgelassen.

Bewertung vom 09.02.2025
Die Asche in ihm
Wörmann, Elina

Die Asche in ihm


ausgezeichnet

Emotionsgeladene, düstere Urban Fantasy

Da ziemlich viel Zeit seit meiner Lektüre des Auftaktbands vergangen war, fand ich etwas schwer zurück in die Geschichte. Als mein Vorwissen aufgefrischt war, kam ich aber dank so manch schockierender Entwicklung gut voran.
Nach Band 1 habe ich noch kritisiert, dass ich keine Verbindung zu den Figuren aufbauen konnte. Doch genau das wurde zur größten Stärke des Folgebands. Was habe ich mit den Charakteren gelitten. Mir liefen kalte Schauer über den Rücken, mein Herz wurde mir eng in der Brust und ich habe so manche Träne verdrückt. Man garniere diese Gefühlsachterbahn mit Wendungen, die mich völlig überraschen konnten und erhalte einen der besten Mittelbände, die ich je gelesen habe.
Nach wie vor konnte mich die düstere Atmosphäre völlig überzeugen. Ständig hat man das Gefühl, jederzeit auf das Schlimmste gefasst sein zu müssen. Dazu tragen auch die ProtagonistInnen selbst bei. Mehr als einmal hätte ich Personen gerne lauthals gefragt, was sie dort tun. Zwischendurch wusste ich ebenso wenig wie so mancher Charakter, wer überhaupt noch als vertrauenswürdig gelten kann.
So sehr ich auch leiden musste, habe ich es doch genossen, die Charaktere tiefer kennenzulernen. Der heimliche Star unter ihnen ist für mich mit Askas Bruder Lian eigentlich eher unter den Nebenfiguren zu suchen. Allerdings hat er mein Herz gehörig zum Schmelzen gebracht und seine Interaktionen ließen so manch dunkle Situation erträglicher wirken. Der alltägliche Überlebenskampf, die Bewältigung von vergangenen Taten, Traumata und neuen Erkenntnissen sowie (erneutes) Zueinanderfinden stehen nämlich im Fokus der Handlung und sorgen für harte Kost, aber furchtbar realistisch wirkende mentale Belastungen. Ich für meinen Teil musste das Gelesene erstmal eine Weile sacken lassen.
Dieser Band wirkt in sich abgeschlossen und kommt zu einem runden, ungemein befriedigenden Ende. Dennoch werde ich auch den dritten Band noch anschließen, da ich einfach noch nicht bereit bin, die liebgewonnenen Charaktere ziehen zu lassen.

Bewertung vom 05.01.2025
Entfesselte Macht (MP3-Download)
Winter, E.H.

Entfesselte Macht (MP3-Download)


ausgezeichnet

Temporeiche und düstere Fantasy-Unterhaltung

Mit düsteren Fantasybüchern habe ich im letzten Jahr wohl das perfekte Genre für mich entdeckt. Das bewies auch dieser Reihenauftaktband eindrucksvoll, indem er sich in meine Lesehighlights eingereiht hat.

Worum geht’s? Eine harte Welt, in der die Wohlhabenden hinter dicken Stadtmauern Schutz vor Monstern suchen. Inmitten dieser alltäglichen Gefahr bewegt sich der Metallmagier Samora auf der Flucht vor seiner Vergangenheit unter falscher Identität auf der Suche nach Erlösung rastlos durch die Welt, bis er sich in die Jägerin Lusseyra verliebt, die dank ihrer Kräfte seine Geheimnisse offenbaren könnte…

Zu Beginn war ich hellauf begeistert vom Temporeichtum der Geschichte. Wer eine Geschichte sucht, die man mit angehaltenem Atem verschlingt, ist hier goldrichtig. Es fiel mir wahnsinnig schwer, das Buch aus der Hand zu legen, denn kaum war eine Herausforderung überwunden, klopfte das nächste Problem an. Abwechselnde Einblicke in die Erlebnisse von Samora und Lusseyra sorgen neben Nähe zu den Hauptcharakteren für zusätzliche Sogwirkung. Ich habe das Buch deshalb förmlich verschlungen. Im Laufe der Handlung habe ich mir jedoch wiederholt etwas mehr Ruhe gewünscht, damit sowohl ich als Leserin als auch die gebeutelten Figuren das Geschehene verarbeiten können.

Mein einziger anderer Kritikpunkt liegt in Lusseyras Magie, die ich leider etwas stereotyp finde. Womöglich werde ich hier in den Folgebänden allerdings auch eines Besseren belehrt.

Der im Prolog eingeleitete gelungene Spannungsaufbau hat mich mehr als irgendwelche Sympathien für die Charaktere weiterlesen lassen. Vielen von ihnen stehe ich nämlich vorerst - passend zum Genre - mit einer gesunden Portion Skepsis gegenüber. Das hat mich jedoch keineswegs davon abgehalten, atemlos mit ihnen mitzufiebern.

Die hier erschaffene Welt ist komplex und Lesende werden direkt in die Handlung geworfen. Dennoch habe ich mich trotz weniger Erklärungen nie überfordert gefühlt. Ähnlich ist die Geschichte zwar actionreich und mitunter brutal, aber nie zu beklemmend, obwohl das drohende Unheil stets spürbar ist und bei mir für so manche Gänsehaut gesorgt hat. Dazu trägt auch die grandiose Sprechleistung bei. Wer höfische Intrigen liebt, wird hier zudem eine großartig umgesetzte Plotlinie finden.

Der Auftaktband hat seinen Job, mich neugierig auf die Folgebände zu machen, also mit Bravour erfüllt. Eine klare Leseempfehlung für Fans von düsterer Fantasy mit fesselnder, wendungsreicher sowie undurchsichtiger Handlung, vielschichtigen Charakteren und jeder Menge Geheimnissen.

Bewertung vom 25.11.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


sehr gut

Atmosphärisch-düsteres Hexenerlebnis

Diese Geschichte stand bereits auf meiner Wunschliste, bevor ich die wunderschöne äußere Gestaltung der deutschen Übersetzung zum ersten Mal gesehen habe, aber spätestens dann wäre es um mich geschehen gewesen.
Kosara, eine erfahrene Hexe, tauscht aus Angst vor dem Zmey, dem Zaren der Monster, ihren Hexenschatten gegen eine Fluchtmöglichkeit. Doch ohne die Quelle ihrer magischen Kräfte wird sie bald von der Schattenkrankheit heimgesucht. Um ihren Schatten wiederzuerlangen, muss sie nicht nur eine Allianz mit einem Polizisten eingehen, sondern sich auch den Geistern der Vergangenheit stellen.
Die dunkle Atmosphäre hat mich von Beginn an in den Bann gezogen. Die großartige Einarbeitung slawischer Mythologie hat zusätzlich dazu beigetragen, dass das Setting mich nicht mehr losgelassen hat. Da die Geschichte um Neujahr einsetzt, passt sie außerdem perfekt zur aktuellen Jahreszeit.
Die Handlung konnte mich jedoch nicht immer fesseln, sodass ich nicht ständig den Drang verspürt habe, zum Buch zu greifen. Beispielsweise waren einige Wendungen für mich vorhersehbar. Außerdem drohte die Geschichte zwar immer wieder Grausamkeit an, zog diese aber selten durch. Dadurch steht das Buch in meiner Wahrnehmung etwas unausgewogen zwischen Jugendliteratur und erwachsener Fantasy.
Mit Kosara als Protagonistin hatte ich gerade am Anfang so meine Probleme, da sie erst handelt, bevor sie nachdenkt und den Großteil ihrer Probleme somit selbst verschuldet. Im Lauf der Zeit macht sie jedoch eine in Ansätzen sichtbare, also glaubhafte Entwicklung durch. Vor allem der Einblick in ihre aufgewühlte Gefühlswelt hat zusätzlich dazu geführt, dass ich Verständnis für sie entwickeln konnte. Asen stellte sich als weniger perfekt heraus, als befürchtet. Auch ihn quält die Vergangenheit, dennoch hatte ich das Gefühl, er ging mit seiner Buße mitunter etwas zu weit und ließ sich etwas zu viel antun. Immerhin treffen wir hier so unperfekte Protagonisten, deren Schicksale mich durchaus berühren konnten.
Obwohl ich vor dem Lesen gehört habe, dass es sich hierbei um Romantasy handeln soll, habe ich davon nur einen angenehmen, sich langsam herauskristallisierenden Hauch gespürt. Alles andere hätte für mich auch gar nicht zur Handlung gepasst.
Besonders die Ausarbeitung der Monsterthematik nach innen - spürbare Negativfolgen einer toxischen Beziehung - und außen - die Geschichte bietet eine ganze Bandbreite echter albtraumhafter Gestalten - hat mich auf ganzer Linie überzeugen können.
Insgesamt hat mich Tage einer Hexe gut unterhalten. Wer eine ruhigere winterliche Fantasygeschichte voll slawischer Mythologie, Monstern und eher untypischen Heldenfiguren sucht, die vor allem durch eine einnehmende dunkle Grundstimmung besticht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2024
Eine kurze Geschichte der Tudors (eBook, ePUB)
Rebers, Fabrice

Eine kurze Geschichte der Tudors (eBook, ePUB)


sehr gut

Geschichtsfutter im Doku-Stil

Die Herrscherdynastie der Tudors fasziniert wahrhaft bis heute. Gerade angesichts der Fülle an medialen Aufbereitungen zum Thema möchte ich diese Rezension einmal ganz anders starten und zuerst klären, für wen dieses Werk hier geeignet ist und für wen eher nicht.
Wer zwar Geschichtsinteresse, aber kein bis wenig Vorwissen zu dieser Familie hat und auf der Suche nach leicht zugänglicher Lektüre ist, ist mit diesem Büchlein gut aufgehoben. Im Vorwort des Autors werden auch SchülerInnen als AdressatInnen erwähnt, wenn, dann doch allerdings Richtung Oberstufe, bedenkt man beispielsweise die Rolle der Erbenproduktion im Leben Heinrichs VIII. Wer jedoch zum Beispiel nach einem feministischen Zugang zum Haus der Tudors sucht, wird hier nicht fündig werden, da die Ausführungen sich an traditionellen Sichtweisen orientieren.
Ihr seid immer noch interessiert? Wunderbar! Dann freut euch auf einen informativen, aber verständlichen - so muss man diesen Stoff erst einmal verpacken können, Chapeau dafür - Abriss von knapp 120 Jahren englischer Dynastiegeschichte. Auf wenigen Seiten trifft man entsprechend viele historische Persönlichkeiten, die man erst einmal auseinanderhalten halten muss. Ich empfehle eine langsame Lektüre mit Pausen, um über das Gelesene nachzudenken. Manchmal wechseln die deutschen und englischen Bezeichnungen für die Personen, was unter Umständen zu etwas Verwirrung führen kann. Ein Stammbaum wäre hier in jedem Fall die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen.
Ein besonderes Highlight für mich waren die vielfältigen Zitate vor dem Beginn jedes neuen Kapitels, die eine zusätzliche Perspektive eröffnen. Ich für meinen Teil habe dieses Buch verschlungen und hätte auch nichts gegen die eine oder andere Seite mehr einzuwenden gehabt.
Man merkt dem Autor seine Geschichtsbegeisterung an, wodurch ein gut lesbares Sachbuch mit Einstiegscharakter entstanden ist, welches im besten Fall Interesse an der weiteren Beschäftigung mit den Tudors weckt.

Bewertung vom 17.11.2024
Dezember 41 (eBook, ePUB)
Martin, William

Dezember 41 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Spannungs-Auf und Ab

Das Cover hat mich sofort angesprochen, die bildliche Gestaltung und düstere Farbgebung passen perfekt zu Setting und Inhalt des Buchs.
Am Tag nach Pearl Harbour stehen die USA unter Schock, während der deutsche Spion Martin Browning plant, dem Land und dessen Vorsteher beim Erleuchten des Weihnachtsbaums vor dem Weißen Haus einen weiteren Treffer zuzufügen. Wer wird ihn aufspüren und stoppen können?
Der rasante Einstieg in die düstere Geschichte hat mir sehr gefallen, trotz einer Vielzahl handelnder Personen und teils ellenlanger Kapitel, die durch schnelle Perspektivwechsel dennoch kurzweilig erscheinen. Auf diesen Start folgte ein zäher Mittelteil, in dem ich mitunter die Lust verloren habe, zum Buch zu greifen. Im letzten atemberaubenden Drittel konnte ich es dafür wieder kaum aus der Hand legen. Durch den filmischen Erzählstil fühlt es sich an, als würde man die Geschehnisse hautnah miterleben.
Selten hat mir die Ausarbeitung eines historischen Kontexts in letzter Zeit so gut gefallen. Wer sich für Hollywoods Filmgeschichte interessiert, schon immer mal mit dem damals hochmodernen Super Chief quer durch die USA reisen oder tief ins politische - und schrecklich aktuell anmutende - Pulverfass der Zeit eintauchte wollte, wird voll auf seine Kosten kommen. Der Detailreichtum mag auf manche Lesende fast schon ermüdend wirken und klar, wer sich etwas mit Geschichte auskennt, weiß von Anfang an, wie der große Plan des Protagonisten ausgeht. Das hat dem Reiz der Handlung für mich aber keinen Abbruch getan.
Ich liebe es, wenn mir auch die Perspektive des Bösewichts geboten wird und ich seine Handlungen dadurch nachvollziehen, mich ihm mitunter fast schon gruselig nah fühlen kann. Allerdings sorgen die bereits erwähnten Perspektivwechsel dafür, dass die Charaktere etwas fremd bleiben. Angespannt mit ihnen mitgefiebert habe ich trotzdem. Sympathisch war mir am ehesten die taffe Privatdetektivin Stella, vor allem aber schätze ich, dass alle Figuren mit Stärken, Schwächen und reichlich realistisch wirkenden Grauzonen gestaltet wurden. Unbescholtene Helden sucht man hier also vergeblich.
Insgesamt hat mir die wendungsreiche Geschichte nicht zuletzt dank der grandiosen Atmosphäre gut gefallen. Eine klare Empfehlung für Fans alter Agentenfilme und historischer Spannungsromane mit Sogwirkung.

Bewertung vom 20.10.2024
Was war denn da los?! (eBook, ePUB)
Melching, Felix; Neuhäuser, David

Was war denn da los?! (eBook, ePUB)


gut

Kurzweiliger Geschichtsabriss für Interessierte ohne viel Vorwissen

Die Autoren verschriftlichen hier die beliebtesten, unzusammenhängenden Geschichten aus ihrem Podcast „DAMALS und heute“ aus fünf Epochen. QR-Codes am Ende der jeweiligen Ausführungen verweisen auf die dazugehörige Podcast-Folge. Für Antike- und Mittelalter-Fans sei direkt angemerkt, dass diese beiden Epochen weniger als die Hälfte ausmachen.
Obwohl pro episodenartiger Darstellung so viele Informationen auf wenigen Seiten auf die Lesenden einprasseln, sind die Abschnitte schnell beendet und durchaus mitreißend erzählt. Durch ihre Kürze bieten sie einen oberflächlichen Einblick, weshalb Menschen mit viel Vorwissen eher wenig Neues entdecken. Auch wenn die einzelnen Geschichten bebildert sind, hätten Karten und auch so mancher zusätzlich erklärende Satz den Geschichten trotzdem nicht geschadet.
Mit meinem Fachwissen gehöre ich eindeutig nicht zur Zielgruppe und habe mich auch an so mancher Formulierung gestört, allerdings wollte ich in erster Linie herausfinden, ob das Buch sich als Literaturtipp für meine Erstsemester-Studierenden eignet. Für mich war es dadurch eher ein unterhaltsamer Test meiner Grundlagenkenntnisse, wobei mich der Antike-Teil durch die Auswahl oft durchgekauter, aber eben scheinbar immer noch faszinierender Geschichten besonders enttäuscht hat.
Der Titel ist meiner Meinung nach unglücklich gewählt, da er Humor und eine besonders erheiternde Auswahl von historischen Ereignissen suggeriert, die sich eher nicht im Inhalt widerspiegelt.
Insgesamt eine alles andere als langweilige, lehrreiche Reise durch die Epochen für alle, denen das Podcast-Format eher weniger zusagt und sicherlich eine tolle Geschenkidee für historisch interessierte Laien, die auf der Suche nach häppchenweise servierter, zugänglicher Einstiegsliteratur sind.

Bewertung vom 06.10.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen (eBook, ePUB)
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen (eBook, ePUB)


gut

Für Fans moderner Märcheninterpretationen

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es wirkt so herbstlich, aber auch etwas mystisch und verweist gelungen auf den Inhalt.
Prinzessin Cerise kann sich vor heiratswilligen Prinzen kaum retten. Als schließlich einer ihr Herz erobern kann, bleibt nur ein Problem: die Drachenplage im Schloss. Ein Schädlingsbekämpfer muss also her. Doch was, wenn die eigentlich klar abgesteckten gesellschaftlichen Rollen plötzlich verschwimmen?
Ich fand nur schwer in das Buch. Das Schreibstil wirkt merkwürdig unausgewogen, mal hochtrabend künstlerisch, dann wieder fast einfallslos. Manche Sätze musste ich mehrfach lesen. Sprünge im Handlungsablauf haben mich zusätzlich verwirrt. Generell bleibt vieles zwischen den Zeilen ungesagt. Mitunter hätte ich mir mehr Erklärungen gewünscht, auch das Ende fühlte sich für mich zu abrupt und offen an.
Anfangs hat es mich zudem gestört, die Handlung nie wirklich greifen zu können, die vielen Wendungen haben mein Interesse aber letztlich aufrechterhalten können.
Erschwerend kam hinzu, dass ich in den ersten Kapiteln das Gefühl hatte, der Autor würde sich ein wenig zu sehr über seine Charaktere amüsieren. Hier wurde ich eines Besseren belehrt, da alle ProtagonistInnen aus ihren eigenen Schatten und vorgegebenen Wegen ausbrechen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen, was mir sehr gefallen hat. Die moderne Herangehensweise an die üblichen Märchenklischees konnte mich daher voll überzeugen. Der Kampf Gut gegen Böse jedoch eher wieder nicht. Die Lektüre glich also einem ständigen Auf und Ab.
Ich habe wegen des fantastischen Inhalts und der Aussicht auf viel Humor zum Buch gegriffen. Die Handlung hat sich jedoch als ziemlich düster entpuppt, was mich zwar überrascht, aber nicht gestört hat. Am meisten überzeugt haben mich schließlich die leisen romantischen Klänge. Wie die Charaktere sich öffnen und kennenlernen ist einfach großartig.
Insgesamt fällt es mir schwer dieses Buch zu bewerten. Während des Lesens hat es mir oft recht gut gefallen, in den Lektürepausen hatte ich aber nie den Drang, nach dem Buch zu greifen. Drachenfans und LiebhaberInnen von Märchenadaptionen auf der Suche nach einer dunkel-hoffnungsvollen, wendungsreichen Story mit toller Charakterentwicklung sollten dennoch einmal reinlesen.

Bewertung vom 22.09.2024
Reise in ein fernes Land (eBook, ePUB)
Christie, Agatha

Reise in ein fernes Land (eBook, ePUB)


gut

Anders als die Kriminalromane

Gleich vorab: Ich habe beruflich schon viele Reiseberichte gelesen und wusste daher genau, worauf ich mich womöglich einlasse. Und nun ja, dieser hier hat es nicht unter die besten geschafft.
Agatha Christie hat ihren Ehemann Max Mallowan in den 1930er Jahren mehrfach zu dessen archäologischen Ausgrabungen in Syrien und den Irak begleitet. Aus ihren Tagebuchnotizen und Aufzeichnungen bastelte sie später diesen Reisebericht zusammen.
Wer ihre Krimis kennt und auf ein ähnlich exquisites Leseerlebnis hofft, wird wohl zwangsweise enttäuscht werden. Der Reisebericht ist zwar gut lesbar und sogar bebildert, die Gliederung und der Erzählstil lassen aber zu wünschen übrig. Abrupte Themenwechsel und Wiederholungen stören das Gesamtbild.
Ich hatte mir zudem mehr Einblicke in die Ausgrabungen selbst gewünscht, da die jedoch das Metier ihres Ehemannes und nicht ihr eigenes waren, findet sich zwar interessantes, aber vergleichsweise wenig dazu. Stattdessen wird uns eher eine Charakterstudie der Mitreißenden, etwas Kultur sowie ein Bericht über Herausforderungen auf außereuropäischen Reisen geboten. All das vollzieht sich – nicht untypisch für diese Literaturgattung – unter westlichen Vorurteilen und Überlegenheitsgedanken, was, ebenso wie die Sprache der Zeit, durchaus in einem Vor- oder Nachwort problematisiert hätte werden sollen.
Wer Agatha Christie jedoch auf einer persönlichen Ebene kennenlernen und etwas über die Beziehung zu ihrem zweiten Ehemann erfahren möchte, wird hier fündig werden. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, mich der berühmten Krimiautorin einmal so nah zu fühlen. Wenn Christie mit Leichtigkeit und Selbstironie über Probleme beim Kleiderkauf, ihre Vorliebe für Schuhe oder Hemmungen bei sozialen Interaktionen schreibt, wirkt sie unglaublich sympathisch.
Allerdings bleiben ein paar offene Fragen: Wenn Christie die bereisten Gebiete so sehr liebte, wie sie durchweg behauptet, warum hat sie sich dann (trotz vor Ort geltender Geschlechterrollen) nie die Mühe gemacht, die Sprache zu lernen? Vor allem, da ihr Ehemann diese hervorragend beherrschte und die Kommunikation auch bei der Haushaltsführung vor Ort immer wieder zu Problemen führte.
Insgesamt kann ich die Lektüre des Reiseberichts nur bedingt empfehlen. Wer Christies Krimis kennt, sollte seine Erwartungen – vor allem sprachlich – reduzieren.