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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


sehr gut

Atmosphärisch-düsteres Hexenerlebnis

Diese Geschichte stand bereits auf meiner Wunschliste, bevor ich die wunderschöne äußere Gestaltung der deutschen Übersetzung zum ersten Mal gesehen habe, aber spätestens dann wäre es um mich geschehen gewesen.
Kosara, eine erfahrene Hexe, tauscht aus Angst vor dem Zmey, dem Zaren der Monster, ihren Hexenschatten gegen eine Fluchtmöglichkeit. Doch ohne die Quelle ihrer magischen Kräfte wird sie bald von der Schattenkrankheit heimgesucht. Um ihren Schatten wiederzuerlangen, muss sie nicht nur eine Allianz mit einem Polizisten eingehen, sondern sich auch den Geistern der Vergangenheit stellen.
Die dunkle Atmosphäre hat mich von Beginn an in den Bann gezogen. Die großartige Einarbeitung slawischer Mythologie hat zusätzlich dazu beigetragen, dass das Setting mich nicht mehr losgelassen hat. Da die Geschichte um Neujahr einsetzt, passt sie außerdem perfekt zur aktuellen Jahreszeit.
Die Handlung konnte mich jedoch nicht immer fesseln, sodass ich nicht ständig den Drang verspürt habe, zum Buch zu greifen. Beispielsweise waren einige Wendungen für mich vorhersehbar. Außerdem drohte die Geschichte zwar immer wieder Grausamkeit an, zog diese aber selten durch. Dadurch steht das Buch in meiner Wahrnehmung etwas unausgewogen zwischen Jugendliteratur und erwachsener Fantasy.
Mit Kosara als Protagonistin hatte ich gerade am Anfang so meine Probleme, da sie erst handelt, bevor sie nachdenkt und den Großteil ihrer Probleme somit selbst verschuldet. Im Lauf der Zeit macht sie jedoch eine in Ansätzen sichtbare, also glaubhafte Entwicklung durch. Vor allem der Einblick in ihre aufgewühlte Gefühlswelt hat zusätzlich dazu geführt, dass ich Verständnis für sie entwickeln konnte. Asen stellte sich als weniger perfekt heraus, als befürchtet. Auch ihn quält die Vergangenheit, dennoch hatte ich das Gefühl, er ging mit seiner Buße mitunter etwas zu weit und ließ sich etwas zu viel antun. Immerhin treffen wir hier so unperfekte Protagonisten, deren Schicksale mich durchaus berühren konnten.
Obwohl ich vor dem Lesen gehört habe, dass es sich hierbei um Romantasy handeln soll, habe ich davon nur einen angenehmen, sich langsam herauskristallisierenden Hauch gespürt. Alles andere hätte für mich auch gar nicht zur Handlung gepasst.
Besonders die Ausarbeitung der Monsterthematik nach innen - spürbare Negativfolgen einer toxischen Beziehung - und außen - die Geschichte bietet eine ganze Bandbreite echter albtraumhafter Gestalten - hat mich auf ganzer Linie überzeugen können.
Insgesamt hat mich Tage einer Hexe gut unterhalten. Wer eine ruhigere winterliche Fantasygeschichte voll slawischer Mythologie, Monstern und eher untypischen Heldenfiguren sucht, die vor allem durch eine einnehmende dunkle Grundstimmung besticht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2024
Eine kurze Geschichte der Tudors (eBook, ePUB)
Rebers, Fabrice

Eine kurze Geschichte der Tudors (eBook, ePUB)


sehr gut

Geschichtsfutter im Doku-Stil

Die Herrscherdynastie der Tudors fasziniert wahrhaft bis heute. Gerade angesichts der Fülle an medialen Aufbereitungen zum Thema möchte ich diese Rezension einmal ganz anders starten und zuerst klären, für wen dieses Werk hier geeignet ist und für wen eher nicht.
Wer zwar Geschichtsinteresse, aber kein bis wenig Vorwissen zu dieser Familie hat und auf der Suche nach leicht zugänglicher Lektüre ist, ist mit diesem Büchlein gut aufgehoben. Im Vorwort des Autors werden auch SchülerInnen als AdressatInnen erwähnt, wenn, dann doch allerdings Richtung Oberstufe, bedenkt man beispielsweise die Rolle der Erbenproduktion im Leben Heinrichs VIII. Wer jedoch zum Beispiel nach einem feministischen Zugang zum Haus der Tudors sucht, wird hier nicht fündig werden, da die Ausführungen sich an traditionellen Sichtweisen orientieren.
Ihr seid immer noch interessiert? Wunderbar! Dann freut euch auf einen informativen, aber verständlichen - so muss man diesen Stoff erst einmal verpacken können, Chapeau dafür - Abriss von knapp 120 Jahren englischer Dynastiegeschichte. Auf wenigen Seiten trifft man entsprechend viele historische Persönlichkeiten, die man erst einmal auseinanderhalten halten muss. Ich empfehle eine langsame Lektüre mit Pausen, um über das Gelesene nachzudenken. Manchmal wechseln die deutschen und englischen Bezeichnungen für die Personen, was unter Umständen zu etwas Verwirrung führen kann. Ein Stammbaum wäre hier in jedem Fall die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen.
Ein besonderes Highlight für mich waren die vielfältigen Zitate vor dem Beginn jedes neuen Kapitels, die eine zusätzliche Perspektive eröffnen. Ich für meinen Teil habe dieses Buch verschlungen und hätte auch nichts gegen die eine oder andere Seite mehr einzuwenden gehabt.
Man merkt dem Autor seine Geschichtsbegeisterung an, wodurch ein gut lesbares Sachbuch mit Einstiegscharakter entstanden ist, welches im besten Fall Interesse an der weiteren Beschäftigung mit den Tudors weckt.

Bewertung vom 17.11.2024
Dezember 41 (eBook, ePUB)
Martin, William

Dezember 41 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Spannungs-Auf und Ab

Das Cover hat mich sofort angesprochen, die bildliche Gestaltung und düstere Farbgebung passen perfekt zu Setting und Inhalt des Buchs.
Am Tag nach Pearl Harbour stehen die USA unter Schock, während der deutsche Spion Martin Browning plant, dem Land und dessen Vorsteher beim Erleuchten des Weihnachtsbaums vor dem Weißen Haus einen weiteren Treffer zuzufügen. Wer wird ihn aufspüren und stoppen können?
Der rasante Einstieg in die düstere Geschichte hat mir sehr gefallen, trotz einer Vielzahl handelnder Personen und teils ellenlanger Kapitel, die durch schnelle Perspektivwechsel dennoch kurzweilig erscheinen. Auf diesen Start folgte ein zäher Mittelteil, in dem ich mitunter die Lust verloren habe, zum Buch zu greifen. Im letzten atemberaubenden Drittel konnte ich es dafür wieder kaum aus der Hand legen. Durch den filmischen Erzählstil fühlt es sich an, als würde man die Geschehnisse hautnah miterleben.
Selten hat mir die Ausarbeitung eines historischen Kontexts in letzter Zeit so gut gefallen. Wer sich für Hollywoods Filmgeschichte interessiert, schon immer mal mit dem damals hochmodernen Super Chief quer durch die USA reisen oder tief ins politische - und schrecklich aktuell anmutende - Pulverfass der Zeit eintauchte wollte, wird voll auf seine Kosten kommen. Der Detailreichtum mag auf manche Lesende fast schon ermüdend wirken und klar, wer sich etwas mit Geschichte auskennt, weiß von Anfang an, wie der große Plan des Protagonisten ausgeht. Das hat dem Reiz der Handlung für mich aber keinen Abbruch getan.
Ich liebe es, wenn mir auch die Perspektive des Bösewichts geboten wird und ich seine Handlungen dadurch nachvollziehen, mich ihm mitunter fast schon gruselig nah fühlen kann. Allerdings sorgen die bereits erwähnten Perspektivwechsel dafür, dass die Charaktere etwas fremd bleiben. Angespannt mit ihnen mitgefiebert habe ich trotzdem. Sympathisch war mir am ehesten die taffe Privatdetektivin Stella, vor allem aber schätze ich, dass alle Figuren mit Stärken, Schwächen und reichlich realistisch wirkenden Grauzonen gestaltet wurden. Unbescholtene Helden sucht man hier also vergeblich.
Insgesamt hat mir die wendungsreiche Geschichte nicht zuletzt dank der grandiosen Atmosphäre gut gefallen. Eine klare Empfehlung für Fans alter Agentenfilme und historischer Spannungsromane mit Sogwirkung.

Bewertung vom 20.10.2024
Was war denn da los?! (eBook, ePUB)
Melching, Felix; Neuhäuser, David

Was war denn da los?! (eBook, ePUB)


gut

Kurzweiliger Geschichtsabriss für Interessierte ohne viel Vorwissen

Die Autoren verschriftlichen hier die beliebtesten, unzusammenhängenden Geschichten aus ihrem Podcast „DAMALS und heute“ aus fünf Epochen. QR-Codes am Ende der jeweiligen Ausführungen verweisen auf die dazugehörige Podcast-Folge. Für Antike- und Mittelalter-Fans sei direkt angemerkt, dass diese beiden Epochen weniger als die Hälfte ausmachen.
Obwohl pro episodenartiger Darstellung so viele Informationen auf wenigen Seiten auf die Lesenden einprasseln, sind die Abschnitte schnell beendet und durchaus mitreißend erzählt. Durch ihre Kürze bieten sie einen oberflächlichen Einblick, weshalb Menschen mit viel Vorwissen eher wenig Neues entdecken. Auch wenn die einzelnen Geschichten bebildert sind, hätten Karten und auch so mancher zusätzlich erklärende Satz den Geschichten trotzdem nicht geschadet.
Mit meinem Fachwissen gehöre ich eindeutig nicht zur Zielgruppe und habe mich auch an so mancher Formulierung gestört, allerdings wollte ich in erster Linie herausfinden, ob das Buch sich als Literaturtipp für meine Erstsemester-Studierenden eignet. Für mich war es dadurch eher ein unterhaltsamer Test meiner Grundlagenkenntnisse, wobei mich der Antike-Teil durch die Auswahl oft durchgekauter, aber eben scheinbar immer noch faszinierender Geschichten besonders enttäuscht hat.
Der Titel ist meiner Meinung nach unglücklich gewählt, da er Humor und eine besonders erheiternde Auswahl von historischen Ereignissen suggeriert, die sich eher nicht im Inhalt widerspiegelt.
Insgesamt eine alles andere als langweilige, lehrreiche Reise durch die Epochen für alle, denen das Podcast-Format eher weniger zusagt und sicherlich eine tolle Geschenkidee für historisch interessierte Laien, die auf der Suche nach häppchenweise servierter, zugänglicher Einstiegsliteratur sind.

Bewertung vom 06.10.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen (eBook, ePUB)
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen (eBook, ePUB)


gut

Für Fans moderner Märcheninterpretationen

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es wirkt so herbstlich, aber auch etwas mystisch und verweist gelungen auf den Inhalt.
Prinzessin Cerise kann sich vor heiratswilligen Prinzen kaum retten. Als schließlich einer ihr Herz erobern kann, bleibt nur ein Problem: die Drachenplage im Schloss. Ein Schädlingsbekämpfer muss also her. Doch was, wenn die eigentlich klar abgesteckten gesellschaftlichen Rollen plötzlich verschwimmen?
Ich fand nur schwer in das Buch. Das Schreibstil wirkt merkwürdig unausgewogen, mal hochtrabend künstlerisch, dann wieder fast einfallslos. Manche Sätze musste ich mehrfach lesen. Sprünge im Handlungsablauf haben mich zusätzlich verwirrt. Generell bleibt vieles zwischen den Zeilen ungesagt. Mitunter hätte ich mir mehr Erklärungen gewünscht, auch das Ende fühlte sich für mich zu abrupt und offen an.
Anfangs hat es mich zudem gestört, die Handlung nie wirklich greifen zu können, die vielen Wendungen haben mein Interesse aber letztlich aufrechterhalten können.
Erschwerend kam hinzu, dass ich in den ersten Kapiteln das Gefühl hatte, der Autor würde sich ein wenig zu sehr über seine Charaktere amüsieren. Hier wurde ich eines Besseren belehrt, da alle ProtagonistInnen aus ihren eigenen Schatten und vorgegebenen Wegen ausbrechen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen, was mir sehr gefallen hat. Die moderne Herangehensweise an die üblichen Märchenklischees konnte mich daher voll überzeugen. Der Kampf Gut gegen Böse jedoch eher wieder nicht. Die Lektüre glich also einem ständigen Auf und Ab.
Ich habe wegen des fantastischen Inhalts und der Aussicht auf viel Humor zum Buch gegriffen. Die Handlung hat sich jedoch als ziemlich düster entpuppt, was mich zwar überrascht, aber nicht gestört hat. Am meisten überzeugt haben mich schließlich die leisen romantischen Klänge. Wie die Charaktere sich öffnen und kennenlernen ist einfach großartig.
Insgesamt fällt es mir schwer dieses Buch zu bewerten. Während des Lesens hat es mir oft recht gut gefallen, in den Lektürepausen hatte ich aber nie den Drang, nach dem Buch zu greifen. Drachenfans und LiebhaberInnen von Märchenadaptionen auf der Suche nach einer dunkel-hoffnungsvollen, wendungsreichen Story mit toller Charakterentwicklung sollten dennoch einmal reinlesen.

Bewertung vom 22.09.2024
Reise in ein fernes Land (eBook, ePUB)
Christie, Agatha

Reise in ein fernes Land (eBook, ePUB)


gut

Anders als die Kriminalromane

Gleich vorab: Ich habe beruflich schon viele Reiseberichte gelesen und wusste daher genau, worauf ich mich womöglich einlasse. Und nun ja, dieser hier hat es nicht unter die besten geschafft.
Agatha Christie hat ihren Ehemann Max Mallowan in den 1930er Jahren mehrfach zu dessen archäologischen Ausgrabungen in Syrien und den Irak begleitet. Aus ihren Tagebuchnotizen und Aufzeichnungen bastelte sie später diesen Reisebericht zusammen.
Wer ihre Krimis kennt und auf ein ähnlich exquisites Leseerlebnis hofft, wird wohl zwangsweise enttäuscht werden. Der Reisebericht ist zwar gut lesbar und sogar bebildert, die Gliederung und der Erzählstil lassen aber zu wünschen übrig. Abrupte Themenwechsel und Wiederholungen stören das Gesamtbild.
Ich hatte mir zudem mehr Einblicke in die Ausgrabungen selbst gewünscht, da die jedoch das Metier ihres Ehemannes und nicht ihr eigenes waren, findet sich zwar interessantes, aber vergleichsweise wenig dazu. Stattdessen wird uns eher eine Charakterstudie der Mitreißenden, etwas Kultur sowie ein Bericht über Herausforderungen auf außereuropäischen Reisen geboten. All das vollzieht sich – nicht untypisch für diese Literaturgattung – unter westlichen Vorurteilen und Überlegenheitsgedanken, was, ebenso wie die Sprache der Zeit, durchaus in einem Vor- oder Nachwort problematisiert hätte werden sollen.
Wer Agatha Christie jedoch auf einer persönlichen Ebene kennenlernen und etwas über die Beziehung zu ihrem zweiten Ehemann erfahren möchte, wird hier fündig werden. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, mich der berühmten Krimiautorin einmal so nah zu fühlen. Wenn Christie mit Leichtigkeit und Selbstironie über Probleme beim Kleiderkauf, ihre Vorliebe für Schuhe oder Hemmungen bei sozialen Interaktionen schreibt, wirkt sie unglaublich sympathisch.
Allerdings bleiben ein paar offene Fragen: Wenn Christie die bereisten Gebiete so sehr liebte, wie sie durchweg behauptet, warum hat sie sich dann (trotz vor Ort geltender Geschlechterrollen) nie die Mühe gemacht, die Sprache zu lernen? Vor allem, da ihr Ehemann diese hervorragend beherrschte und die Kommunikation auch bei der Haushaltsführung vor Ort immer wieder zu Problemen führte.
Insgesamt kann ich die Lektüre des Reiseberichts nur bedingt empfehlen. Wer Christies Krimis kennt, sollte seine Erwartungen – vor allem sprachlich – reduzieren.

Bewertung vom 09.09.2024
Verbrannte Gnade - Ein Schwester Holiday-Krimi (MP3-Download)
Douaihy, Margot

Verbrannte Gnade - Ein Schwester Holiday-Krimi (MP3-Download)


gut

Das Spiel mit dem Feuer

Das knallige Cover hat mich gepaart mit dem Versprechen auf eine eigensinnige queere Punkrock-Nonne als Ermittlerin beim Brandanschlag auf die Klosterschule sofort angesprochen. Und die Erwartungen leider auch entsprechend hochgelegt.
Eventuell wäre es lohnender gewesen, diese Geschichte in Buchform zu konsumieren, statt sie zu hören. Die wirren, zerstückelten Rückblenden und der den Gedankengängen der Protagonistin folgende sprunghafte Schreibstil sind beim Hören mitunter hinderlich und anstrengend. Ebenso hat mir die Ausarbeitung des Settings in New Orleans zwar sehr gefallen, allerdings hätte ich in diesem Zusammenhang gerne das eine oder andere Wort nachgeschlagen, was bedingt durch das Format schlecht möglich war. Grundsätzlich ist das Hörbuch aber gut eingesprochen und vor allem passt die ausgewählte Sprecherin hervorragend zur Geschichte.
Wir treffen hier auf einen Mix aus Krimi, Familiendrama und Gesellschaftskritik, der alles andere als lebensbejahend ist. Dabei möchte das Buch zudem sehr viele brisante Themen abarbeiten, zu viele in meinen Augen. Die Aussagen hätten subtiler verpackt und den Lesenden mehr zugetraut werden können. Auch etwas weniger Ekelmomente und Wiederholungen hätten der Story nicht geschadet.
Was den Krimiteil angeht, war mir die Auflösung ziemlich schnell klar und obwohl sich die Lage zuspitzte, fehlte es mir an Spannung. Besonders enttäuscht hat mich dann aber das Ende, das viel zu konstruiert wirkte und in dem Charaktere binnen Sekunden eine recht unglaubwürdige Gradwendung hinlegten.
Die Erlebnisse der – wie fast alle Charaktere traumatisch überladenden – Schwester Holiday bilden den Mittelpunkt der Handlung. Sicher dient diese Erzählweise auch dem Kennenlernen der moralisch fragwürdigen Protagonistin. Ich habe nichts gegen eine impulsive und explosive Antiheldin (oder einen krimi noir im Allgemeinen), im Gegenteil. Allerdings habe ich an einem gewissen Punkt leider jedweden Respekt vor der Nonne verloren. Schwester Holidays persönliches Glaubensverständnis fand ich hingegen sehr interessant. Religion bildet logischerweise einen wichtigen Teil ihres Lebens.
Die kriminalistische Untersuchung der Nonne ist jedoch allenfalls als stümperhaft zu beschreiben. Die anderen Ermittlerfiguren wirken unglaublich blass, fast schon dümmlich und sind damit auch kein Material zum Gernhaben.
Für mich war das Hörvergnügen insgesamt eher durchwachsen. Ich hatte mir eindeutig mehr versprochen und verspüre gerade nicht das Verlangen, mehr von Schwester Holiday zu lesen. Wer eher ruhige, düstere Krimis liebt und auch mit unsympathischen Protagonisten mitzufiebern vermag, sollte trotzdem ruhig einmal reinlesen.

Bewertung vom 31.08.2024
Agency for Scandal (MP3-Download)
Wood, Laura

Agency for Scandal (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein Jahreshighlight

Das Cover gefällt mir sehr, weil es gut zu Handlung und Protagonistin passt, dabei aber auch den Titel gekonnt in Szene setzt.
Zum Inhalt: Izzy Stanhope hütet so manches Geheimnis, das ihre Familie ruinieren könnte. Unter anderem ist sie Mitglied einer rein weiblichen Detektivagentur. Als sie in einen Juwelendiebstahl verwickelt wird, gerät bald auch ihr Herz in die Bredouille.
Dieses Hörbuch hat mich wortwörtlich vom Hocker gerissen. Es hat mir als Stimmungsaufheller durch ein paar stressige Wochen geholfen.
Der Genre-Mix aus Krimielementen und historischer Liebesgeschichte ist hier vollends gelungen. Ist die Handlung stellenweise vorhersehbar? Ja, aber das hat meiner Begeisterung keinen Abbruch getan. Hin und wieder war mir eine Auflösung zu rosarot, aber hey, immerhin handelt es sich hier in erster Linie um ein Jugendbuch.
Die Zeit beim Hören ist regelrecht verflogen. Ich musste mich quasi zwingen, dass toll eingesprochene Hörbuch zu stoppen und in den Alltag zurückzukehren. Schlagfertige Dialoge, Humor, Spannung und ein herrlich vielfältiger Freundeskreis laden zum Dauergrinsen und Mitfiebern ein.
Izzy war mir von Beginn an sympathisch. Sie ist selbstlos, ohne sich dabei selbst aus den Augen zu verlieren, zeigt aber auch lebensechte Schwächen trotz all ihrer Stärke. Die Natürlichkeit, mit der casual queerness, wenn auch nur unter den – immerhin prominenten – Nebencharakteren, und starke Frauenfiguren in diese Geschichte mit historischem Setting eingeflochten wurden, gefällt mir unfassbar gut. Vor allem aber liebe ich die feministischen Einschläge: Die Damen brauchen keinen Mann, der sie rettet. Im Gegenteil: Sie retten lieber selbst einen.
Allerdings habe ich den liebenswerten Duke absolut ins Herz geschlossen. Er ist ein love interest zum Anschmachten. Die aufkeimenden Gefühle zwischen Izzy und ihm haben mein Herz erwärmt. Hier wird bewiesen, dass man knisternde Anziehung auch ohne explizite Szenen darstellen kann, was ganz nach meinem Geschmack war.
Ich gehe mit 5-Sterne-Bewertungen nicht gerade großzügig um, aber hier ist eine angebracht. Diese Geschichte ist definitiv nicht nur für die Zielgruppe aus jüngeren LeserInnen geeignet. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls schon sehr aufs Erscheinen der Fortsetzung.
Für Fans von zeitgemäßen historischen Krimis und Liebesgeschichten!

Bewertung vom 25.08.2024
sie zu lieben
Paraquin, Sibylle

sie zu lieben


sehr gut

Sapphic Romance mit Tiefgang

Das Cover ist ein echter Augenschmaus und greift die inhaltlichen Elemente gestalterisch auf. Kurzum: Ein Cover, das wirklich zur Geschichte passt.
Zum Inhalt: Als Lilly und Tara aufeinandertreffen, sprühen die Funken. Doch Lilly kostet ihr lesbisches Singleleben aus, Tara möchte eine Beziehung. Zudem passen die aufkeimenden Gefühle gar nicht ins Chaos ihrer Leben, oder können sie sich vielleicht gegenseitig stützen?
Die Geschichte lässt sich leicht lesen. Durch die wechselnden Erzählperspektiven kommt Abwechslung in die eher ruhige Handlung, die einen Fokus auf die Gefühlswelt der Protagonistinnen legt. Lilly war für mich direkt greifbar, bei Tara hat es etwas gedauert, bis ich sie als Individuum wahrnehmen konnte. Besonders die ersten zwei Drittel haben mir richtig gut gefallen, danach wurde es mir eine Prise zu dramatisch.
Die Handlung ist mir durch ihre Nähe zum echten Leben – vom kritischen Blick auf Lillys akademischen Arbeitsbereich über Familienprobleme und die Suche nach Beruf beziehungsweise Berufung – mehrfach so nah gegangen, dass ich Tränen wegblinzeln musste. Wir treffen hier außerdem mal nicht auf eine direkt perfekte Beziehung, sondern glaubwürdige Zweifel, Herausforderungen und wachsende Gefühle. Die Spiceszenen sind dabei wohldosiert und fügen sich nahtlos ins Geschehen ein.
Ich mochte beide Protagonistinnen, wobei mir besonders Lilly von Beginn an sympathisch erschien. Lillys Beschützerinstinkt und Taras Begeisterungsfähigkeit haben mir mehrfach ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Taras Leidenschaft fürs Fotografieren macht direkt Lust, selbst mit einer Kamera loszuziehen. Ich habe mit ihnen gelitten und ihre Entwicklungen gespannt verfolgt.
Jede gute Liebesgeschichte braucht stützende Nebenfiguren und auch diese treffen wir hier. Manchmal waren sie mir fast etwas zu präsent im Leben der Protagonistinnen. Gefühlt werden die wenigen Seiten von sehr vielen einzelnen Schicksalen eingenommen. Ich würde allerdings jederzeit eines davon in eigener Geschichte verpackt lesen wollen.
Insgesamt hat mich diese queere own-voices-Story gut unterhalten. Selten habe ich eine Liebesgeschichte gelesen, die ich als derart glaubwürdig empfunden habe. Wenn ihr auf der Suche nach einer gefühlvollen sapphic Lovestory mit unperfekten und dadurch lebensechten Protagonistinnen seid, dann solltet ihr hier einmal reinlesen.

Bewertung vom 24.07.2024
Ära der Dunkelheit
McMullen, Luna

Ära der Dunkelheit


sehr gut

Gelungene Fortsetzung

Nach wie vor möchte ich zuerst einmal etwas Cover-Liebe zum Ausdruck bringen. Das Äußere passt einfach sehr gut zur Geschichte dahinter.
Zweiter Band, deshalb verzichte ich an dieser Stelle auf den Klappentext, um niemanden zu spoilern.
Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Für mich war Band 2 etwas schwächer als der Vorgängerband. Der Schreibstil hat mir nach wie vor gefallen, allerdings hat die Handlung mich etwas weniger mitgerissen. Warum? Nun beim Auftaktband durchlitt ich fast schon dauerhafte Qualen aus Angst vor der nächsten Seite, weil ich nicht wusste, wie viel mehr den Charakteren zugemutet wird. Jetzt konnte ich das ziemlich gut einschätzen. Also hat einfach der Thrill etwas nachgelassen. Dafür habe ich das Ende definitiv nicht so kommen sehen.
Zudem wird das LeserInnenherz zwar im Verlauf der Handlung ein paar Mal gebrochen, aber schließlich wieder zusammengesetzt. Wer Romance-Subplots mag, wird hier bedient. Ich bin einfach eher Team Spannung, obwohl ich zugeben muss, dass die romantischen Szenen auch mein Herz erwärmen konnten.
Apropos Spannung: Ihr seid Fans von Schlachtenstrategien und Kampfszenen? Dann ist hier eure klare Leseempfehlung! Egal, wie sehr ich momentan meine Lesezeit einteilen muss, sobald es hier richtig brenzlig wurde, klebte ich förmlich an den Seiten und vergaß alles um mich herum.
Die Charakterentwicklung auf die ich nach Band 1 gehofft habe, hat mich nicht enttäuscht. Juna ist nicht plötzlich unbesiegbar, nein, ihre Entwicklung ist viel subtiler, aber dadurch glaubhafter. Sie ist für mich schon eine Fantasyheldin, dabei jedoch gleichzeitig immer noch menschlich, was mir sehr gefällt.
Wenn wir schon bei Charaktertiefe und Irrungen sind: Diese Reihe hat für mich einen der bestgeschriebenen Bösewichte aller Zeiten. Außerdem bin ich sehr dankbar für all die badass Frauenfiguren, egal ob Königin, Leibwächterin oder beste Freundin!
Insgesamt erneut eine Dark Fantasy Empfehlung! In mir haben diese fesselnden Bände meine Vorliebe für die düstere Seite der Literatur wieder zum Leben erweckt und ich bin sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin.