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Benutzername: 
5teffi
Wohnort: 
Schweiz

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


sehr gut

Im Roman „Nur Nachts ist es hell“ erzählt die Hauptprotagonistin Elisabeth ihre Lebensgeschichte. Am Anfang hat mich der Erzählstil in Form von Dialog irritiert, da ich nicht wusste, ob sie mit „du“ mich als Leserin meint. Meine Vermutung war, dass es sich um einen Bericht an einen anderen Protagonisten handelt (quasi sowas wie ein langer Brief). Das klärt sich aber gegen Ende auf.
Im Buch werden viele Themen angesprochen. Es geht um die beiden Weltkriege, daraus resultierende Entbehrungen, Familienverwürfnisse, den schweren Weg als Frau an der Universität, Medizin im 20. Jahrhundert, Benachteiligungen von Frauen – im Bereich Bildung, Medizin und Gesellschaft und einiges mehr. Elisabeth erzählt alles aus ihrer Sicht. Dabei kommt sie manchmal kalt rüber. Ich persönlich finde diese Darstellung sehr gelungen. Man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit nicht leicht war, sowohl die traumatischen Resultate der Kriege als auch die kaum vorhandene gesellschaftliche Anerkennung von Frauen. Dass sich die Frauen dieser Generation eine gewisse Gleichgültigkeit angeeignet haben, ist nur verständlich.
Grundsätzlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Verwirrt haben mich die einzelnen Familienmitglieder, die dann auch noch ihre Rollen tauschen. Der Stammbaum am Ende des Buches war nur teilweise hilfreich, da nicht hervorgeht, ob dieser vor oder nach dem Rollentausch erstellt wurde. Alles in allem eine angenehm ruhig erzählte Geschichte über eine stürmische Epoche.

Bewertung vom 22.09.2024
Glück
Thomae, Jackie

Glück


weniger gut

In dem Roman geht es um die Leben (-sentscheidungen) der beiden Hauptprotagonistinnen Marie-Claire und Anahita. Beide sind in den Vierzigern, haben einiges erreicht im Leben und im Nachhinein betrachtet vielleicht auch Wesentliches verpasst. Im Grunde stellt der Roman eine grosse Frage: Wie lange darf sich eine Frau ihrer Karriere widmen und ab wann sollte sie auf ihre biologische Uhr hören?
Die Idee dieses Buches hat mich sehr angesprochen. Leider hat sich herrausgestellt, dass die Handlung zu wenig Fahrt aufnimmt und künstlich in die Länge gezogen ist.
Der Schreibstil hat mir auch nicht zugesagt. Das Fehlen der Signalisierung der wörtlichen Rede hat den Lesefluss massiv beeinträchtigt, noch zumal es mir eh an Spannung gefehlt hat.
Somit fällt mein Fazit durchmischt aus: eine gute Idee, die in der Umsetzung gescheitert ist.

Bewertung vom 18.08.2024
Die Unvollkommenheit des Glücks
Bagus, Clara Maria

Die Unvollkommenheit des Glücks


sehr gut

In dem Roman geht es um die beiden Hauptprotagonisten Lew und Ana. Beide trennen nicht nur tausende Kilometer, sondern auch ihre Lebensumstände. Gemeinsam haben sie, dass sie beide mit ihrem aktuellen Leben unglücklich sind, ihnen aber ein Ausweg fehlt. Im Leben begegnen sie sich gleich zweimal.
Am Schreibstil gefallen mir die sanfte Sprache, die drastischen Beschreibungen (vor allem im Kriegsgeschehen), die kurzen Kapitel, die Erzählweise mit zwei Perspektiven der Hauptprotagonisten sowie die kurz eingeworfenen Kapitel mit philosophischen Metaphern.
Auch die Idee der Geschichte finde ich sehr brisant und aktueller denn je.
Mir hat dennoch etwas gefehlt, was ich nicht genau benennen kann. Zum einen war der Spannungsbogen immer flach gehalten, es gab auch keine grossen Wendungen oder auch aus philosophischer oder psychologischer Sicht keine grossen "Aha-Momente". Auch war es mir persönlich etwas zu lang und zu schleppend.
Ein nettes Buch, was ich gern gelesen habe, was aber nicht meine erste Wahl für eine Weiterempfehlung geworden ist.

Bewertung vom 28.06.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


gut

Aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe war ich sofort von der Thematik angesprochen und habe mich auf die komplette Geschichte gefreut. Der Schreibstil ist sehr leicht, die Kapitel recht kurz, leider aber auch sehr oberflächlich. Sowohl die beschriebene Kulisse als auch die Dialoge waren sehr beruhigend und passend zum Inhalt. Leider hat mir aber bei einigen Gesprächen und Gedanken der Tiefgang gefehlt, weshalb doch sehr wichtige Themen letztendlich nur an der Oberfläche angekratzt worden sind und einige Botschaften an die Leser nicht vollkommen ankamen.
Wer wie ich bereits ähnliche Bücher (wie zum Beispiel "Das Café am Rande der Welt") gelesen hat, wird diesem Roman wenig Neues oder Spannendes entnehmen können. Leider hatte ich daher auch wenig Lust, das Buch zu beenden. Mich hat es leider nicht catcht. Wer sich aber erst neu mit dieser Art von Lektüre beschäftigt, dem wird das Buch Freude bereiten.

Bewertung vom 18.03.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


gut

Der Roman handelt – wie der Titel schon sagt – von Auguste Zinsser, Gussie genannt. Man erfährt einiges aus ihrer Kindheit und Jugend, dem Verhältnis zu ihrer Familie, vor allem der engen Bindung zu ihrem Vater. Später wird sie dann die zweite Frau von Konrad Adenauer, der bereits 3 Kinder aus erster Ehe mitbringt und mit dem sie nach einem tragischen Schicksalsschlag 4 weitere Kinder bekommt. Die Handlung spielt einerseits chronologisch in den 1920er Jahren bis ins Ende der NSDAP-Zeit, zum anderen in den letzten Tagen im Krankenhaus, kurz vor Gussies Ableben.

Der Wechsel der Zeiten beim Erzählen hat mir gut gefallen – mal spürt man den Tatendrang und die Machtlosigkeit jener dunkleren Zeit während in den anderen Passagen die Gelassenheit und die zunehmende Bereitschaft zu Sterben deutlich werden.
Inhaltlich geht es um das Familienleben, oberflächlich die politische Karriere Adenauers (eher aus Sicht der Familie) sowie seinen Charakter und typische Sorgen und Nöte jener Zeit.
Am Schreibstil hat mich öfter irritiert, dass auch bei Dialogen von grösseren Gruppen nur «sagte er» oder «sagte sie» stand. Nach meinem Verständnis waren immer Konrad oder Gussie gemeint – dennoch musste ich kurz nachlesen um sicherzugehen. Das hat den Lesefluss leider etwas gestört.

Ansonsten war das Buch eine angenehme und interessante Lektüre. Ein zweites Mal werde ich das Buch aber wahrscheinlich nicht lesen.

Bewertung vom 29.02.2024
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

Den Titel des Buches habe ich wörtlich genommen und mir «Eine halbe Ewigkeit» genommen. Nicht, dass man es nicht auch im Ganzen durchlesen könnte. Aber ich wollte den Inhalt bewusst und achtsam wahrnehmen. Ich habe schon andere Romane der Autorin gelesen und wurde auch diesmal nicht enttäuscht.

Im Buch geht es um Cora Hübsch. Sie ist Mutter erwachsener Kinder und Ehefrau. Die Kinder sind aus dem Haus und die Ehe hält wenig Spannung bereit. Diese und andere Ereignisse lassen die Protagonistin nachdenklich werden, wie sie ihr Leben findet und ob sie es in neue Bahnen lenken soll.

Der Schreibstil ist verständlich und angenehm, die Handlung ist sanft und liebevoll beschrieben. Das Buch in einer Art Livebericht mit Uhrzeiten in Kapitel geteilt. Die Handlung ist greifbar und authentisch und nicht künstlich überspitzt, was ich sehr schätze. Die Protagonisten werden sorgsam beschrieben, wodurch das Gesamtpaket zu einem emotionalen und grossen Lesegenuss wurde. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 27.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


gut

Die Geschichte handelt von Shay, dem Vogelmädchen. Sie ist Botenmädchen, Falknerin und kann zu alledem noch die Zukunft vorhersagen.
Die Handlung spielt im Jahr 1601 in London. Bei einer Verfolgungsjagd über den Dächern lern Shay Nonesuch kennen. Er arbeitet beim Theater und verschafft Shay somit den Einblick in diese Welt und hinter die Kulissen. Die beiden beschliessen, ein eigenes Strassentheater zu gründen. Doch als plötzlich die Königin Elisabeth eine Vorhersage von Shay verlangt, überschlagen sich die Ereignisse.

Das Genre des Buches ist nicht eindeutig definierbar - ich würde es als Mix aus historischem Fantasyroman und verwogener Liebesgeschichte beschreiben.
Was mir gut gefallen hat, sind der verwendete Sprachstil und die dargestellte düstere Stimmung. Ich finde das sehr passend zur jeweiligen Handlung gewählt. Auch die bekannten politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten werden berücksichtigt und fliessen mit ein.
Was mich etwas gestört hat ist, dass trotz der relativ langen Geschichte, in die viele Schicksale gepackt wurden, doch eine gewisse Tiefgründigkeit gefehlt hat. Es war manchmal spannend und dann doch wieder weniger packend. Das Ende fand ich wiederum sehr gelungen.

Bewertung vom 25.09.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Die Geschichte beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts. Wilhelm, Sohn eines armen Bauern aus Wollseifen bekommt die Gelegenheit, die Winter in der Familie eines wohlhabenden Stoff-Fabrikanten in Monschau zu verbringen und dessen Sohn Jacob Gesellschaft zu leisten. So lernt er auch die Arzttochter Luise kennen, die mit ihnen gemeinsam von einem Hauslehrer unterrichtet wird. Alle drei verstehen sich sehr gut. Wilhelm muss aber regelmässig zurück in die ärmlichen Verhältnisse auf dem kleinen Hof seiner Familie und zu seinem aggressiven Vater. Aber auch Jacob hadert mit seinem “Schicksal” als Nachfolger seines Vaters in der Fabrikleitung und Luise kämpft dafür, Medizin studieren zu dürfen, obwohl dies Frauen damals nicht erlaubt war.

Perlenbach ist der zweite Band der Eifel-Trilogie und ist zeitlich vorgelagert vor dem ersten Band Ginsterhöhe. Das macht aber nichts, denn man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen. Durch die bildhafte Sprache und der anschaulichen Beschreibung der Handlung, kann man sich in die Charaktere gut hinein versetzen. Fesselnd beschreibt die Autorin den Werdegang von Wilhelm und stellt den Gegensatz zwischen Arm und Reich in den Mittelpunkt. Dazwischen sind noch Tagebucheinträge eingefügt, die den Verlauf des Weltgeschehens während dieser Zeit verdeutlichen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 06.09.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


ausgezeichnet

Im Buch geht es um Lea, die in Deutschland lebt, aber ihre Wurzeln in Südfrankreich hat. Nach vielen Jahren und aufgrund eines persönlichen Tiefs und ihrer Perspektivlosigkeit kehrt sie nun in das Haus ihres Grossvaters zurück, wo sie einst die Sommer ihrer Kindheit und Jugend verbrachte, um sich dort eine Auszeit zu gönnen. Eines Nachts taucht ein junges Mädchen auf. Am nächste Morgen ist das Mädchen tot und sein Bruder steht vor der Tür…

Der Schreibstil ist bildreich und flüssig. Manchmal sind die landschaftlichen Beschreibungen Südfrankreichs fast schon kitschig, aber nie so, dass es eine gewisse Grenze überschreitet. Auch die Protagonisten haben mich in ihrem Aufbau überzeugt.

Ich bin sonst kein Fan von Sommerromanen - der hier war aber mal was anderes und daher kann ich ihn weiterempfehlen.

Ich habe bereits “So wie du mich kennst” von Anika Landsteiner gelesen und es zwar für eine angenehme Lektüre, aber dennoch für ausbaufähig befunden. Ich bin froh, nun einen weiteren Roman der Autorin gelesen zu haben, denn “Nachts erzähle ich dir alles” hat mich vollständig überzeugt.

Bewertung vom 06.09.2023
Marschlande
Kubsova, Jarka

Marschlande


sehr gut

Die Geschichte handelt einerseits von Abelke, einer Bäuerin, die im 16. Jahrhundert alleine einen grossen Hof im Hamburger Marschland führt. Aufgrund der Widrigkeiten dieser Zeit wird sie enteignet, verunglimpft und letztendlich als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

500 Jahre später zieht Britta Stoever, die zweite Hauptprotagonistin, mit ihrer Familie in den Ort und stösst bei einem ihrer Spaziergänge auf den Namen Abelke Bleken. Britta wird neugierig, beginnt zu recherchieren und erfährt nach und nach mehr über deren dramatische Leben.

Abwechselnd berichtet die Autorin jeweils aus der Sicht von Abelke und Britta, wobei mir Abelkes Geschichte deutlich besser gefallen hat. Abelke ist taff, selbst bestimmt und ihrer Zeit voraus. Dagegen wirkt Britta naiv, unzufrieden und rundum langweilig.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Verknüpfung der historischen Geschichte, die tatsächlich passiert ist, mit einer fiktiven Geschichte aus der heutigen Zeit hat bei mir für Abwechslung und Lesefreude geführt.