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Bri
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Kröslin

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


weniger gut

*belanglos*

"Die Sache mit Rachel" von Caroline O’Donoghue hätte mich mit seinem Cover nicht abgeholt, knalliges Pink als Rahmen und Titel, der Autorenname in Blau.
Als Motiv eine junge Frau, vom Betrachter weggedreht, die ihr Haar hochhält.

Nach der LP erwartete ich ein Wohlfühlbuch mit Ecken und Kanten.
Stattdessen erhält man einen zähen, sehr gemühten Coming-of-Age-Roman, dessen Handlung zwischen Drama und (unfreiwilliger) Komik schwankt, die Spannung tendiert gegen Null. Und als sich dann doch etwas ereignet, aus dem etwas hätte werden können, verpufft es relativ belanglos.

Die Charaktere sind so übertrieben klischeehaft, daß sie nicht überzeugen. Sympathisch war mir keiner. Die Handlungen und Gedanken (trotz Erwachsenwerden-Bonus) selten nachvollziehbar.

Rachel, Anfang 20, weiß nichts mit sich anzufangen, hält sich aber für ganz besonders. James, erst versteckt homosexuell, dann promiskuitiv, will ihr Freund sein und verrät sie aber auf die schlimmste Art in diesen jungen Erwachsenenjahren. Dennoch bleibt ein platonisches Verhältnis, ein Zusammenleben, ein "Aneinanderkuscheln". Sie haben nie Geld, trinken zuviel billigen Wein und wissen nicht, wie es weitergeht. Charakterentwicklung nicht vorhanden.
Selbst die nun 31jährige Rachel scheint in ihrer Rückschau wenig reflektiert.
Dazu gesellt sich ein mittelalter Englischprofessor, der große Ambitionen hegt, seine Frau, die zuvor seine Studentin war und ein verwirrter 2. James, der eigentlich Rachel's Liebhaber ist, aber irgendwie auch nicht.

Die Schreibweise von Caroline O’Donoghue schwankt zwischen plump, belanglos, locker und vulgär.

Die Vielschichtigkeit und Vielzahl der Themen wie das Erkennen der eigenen Sexualität, das Lösen vom Elternhaus und ihren Erwartungen, die Abtreibungsgesetze und die Finanzkrise in Irland- so wichtige Punkte, aber gerecht wird die Autorin keinem.

Mir gefiel weder die Entwicklung der Geschichte, noch die Erzählweise oder die Charaktere. Kurios, daß die Vielzahl der Mitleser so davon schwärmen. Für mich war es schwierig, bis zum Ende durchzuhalten.

Bewertung vom 15.07.2024
Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2
Baldree, Travis

Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2


ausgezeichnet

Das Cover ist überzeugend, so schräg und nicht-klassisch wie die Geschichte. Hauptprotagonistin Viv wird mit einem Buch, neben ihr die Rättin Fern und Potroast, inmitten des Buchladens, dargestellt. Ich hätte mir noch die Bäckerin Maylee dazu gewünscht.

Orkkriegerin und Söldnerin Viv muß nach einer Verletzung im verschlafenen Städtchen Murk ausharren, einem Küstenkaff. Das paßt weder ihr noch einigen Bewohner, und doch freundet sie sich mit der Rättin Fern an, die den örtlichen Buchladen besitzt.

Nach und nach wird Murk Vivs Zuhause- sie bringt sich ein, schließt Freundschaften und schützt ihre Freunde, z.B. vor dem "Mann in Grau".
Selbst eine kleine Romanze wurde neben der Liebe zu Büchern und Worten und der Wichtigkeit der Gemeinschaft untergebracht.
Und was gutes Gebäck ausmacht! ;)
Liebevolle Betrachtungen, an denen ich allzu gern teilhatte.

Travis Baldree's Prequel zu "Magie und Milchschaum" ist im lockeren Schreibstil mit einer guten Prise Humor verfaßt und bietet neben der Spannung (Gefahr des Bösen in Form von Varine der Fahlen) auch eine ruhige, warme Atmosphäre. Der Lesefluß war ungetrübt, die Beschreibungen sind sehr detailverliebt.

Nun wünsche ich mir eine Fortsetzung, denn Viv und ihre Freunde zu begleiten, war ein überraschendes und außerordentliches Vergnügen.

"Bücher und Barbaren" ist ein Fantasyroman der anderer Art, den ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 08.07.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


ausgezeichnet

*Herzenswärmer*

Das Cover des Romans "Das Fenster zur Welt" ist wunderschön gestaltet und erinnert an einen mediterranen Rahmen aus Fliesen. Mit dem Gelbbrustara im Fokus greift das Cover eine Figur der Geschichte, Claude, auf.

Evelyn, 64, und Ulysses, 24, lernen sich während des Krieges in Italien kennen. Während sie als Kunsthistorikerin vor Ort ist, dient Ulysses als Soldat. Trotz ihrer Unterschiede in Alter und Stand gibt es sofort eine ganz besondere Verbindung zwischen ihnen.

Autorin Sarah Winman hat einen Roman geschrieben, der warmherzig bis herzzerreißend ist und dabei eine besondere Atmosphäre schafft, sodaß man alle Figuren in sein Herz schließt.
Er handelt von Kunst, Freundschaft, Vergeben, Vergehen, Schönheit, Liebe, Trauer und auch die Güte, die heutzutage so selten geworden ist.

Ein Neuanfang, der so viele Leben verändert, daß er wie eine neue Welt erscheint. Denn Evelyn und Ulysses sehen sich wieder. In Florenz. Unter ganz besonderen Umständen.
Und so detailliert wie ihre Figuren beschreibt S. Winman auch die Landschaft, die Szenerien, sodaß man sich immer mitten im Geschehen wähnt.

Der Lesefluß ungebremst, der Schreibstil ruhig und glücklicherweise sparte die Autorin nicht mit Worten oder Abkürzungen in ihrer Geschichte. So blieb mir mehr Zeit mit ihren überaus sympathischen, teils tragischen Figuren, die alle einen Platz in meinem Herzen gefunden haben.

"»Das Fenster zur Welt« ist ein lebensbejahender Roman über Schicksal, Liebe und Familie", wie der Verlag zusammenfaßt.

Für mich eines der schönsten Bücher, die ich je las.
Er hat einfach alles: Licht, Liebe, er weckt die Sehnsucht und verscheucht mit seinem leisen Humor und der Harmonie auch die letzte graue Wolke. Ein Roman, den ich wieder und wieder lesen werde und jedem empfehle.

Bewertung vom 08.07.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


gut

*kleine Monster*

Das Cover des Buches "Treibgut" von Adrienne Brodeur zeigt eine Strandszene- hier wurde ein Haupthandlungsort der Geschichte auf Cape Cod aufgegriffen. Die Farbwahl in türkis, blau, hellblau und beige- braun gefällt mir sehr. Es könnten die Geschwister Ken und Abby dargestellt sein.

Diese stehen in einem sonderbaren Verhältnis zueinander- der frühe Verlust der Mutter oder der berühmte Vater haben für ein engeres Band gesorgt- zu eng? Nun, Mitte 40, ist Abby von Ken's Wohlwollen abhängig und er steckt in einer Ehekrise.

Der Vater, Adam, kurz vor seinem 70., möchte noch einmal etwas Großes entdecken (er ist Meeresbiologie-Professor) und setzt daher eigenmächtig seine Psychopharmaka ab.

Da erkennt die junge Mutter Steph, daß sie einen anderen Vater, als der ihr bekannte, hat- eben dieser Meeresbiologe Adam- und er ihr zudem noch eine sehr seltene Krankheit vererbt hat, die auch eine Bedrohung für ihren Sohn Jonah ist. Sie möchte ihre neue Familie kennenlernen.

Es kommt zu einem Aufeinandertreffen, das das Leben aller Beteiligten für immer verändern wird.

Der Schreibstil war leicht lesbar, besonders die detaillierten Naturbeschreibungen konnten die Stimmungen gut einfangen und reflektieren.

Da wechselnd jedem Protagonisten jeweils ein Kapitel zur Verfügung gestellt und damit für stetige Perspektivänderung gesorgt wurde, war die Geschichte vielschichtig und blieb spannend.
Es gab nicht nur aktuelle Konflikte innerhalb der Familie und der Generationen, sondern auch einige alte Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden.

„Treibgut“ ist ein gelungener Familienroman über die Beziehungen von Familienmitglieder aus mehreren Generationen, in der jeder sich fragt: "Wer bin ich, wer will ich sein?". Auch das Thema starke Frauen wurde hier beleuchtet, an einigen Stellen vielleicht etwas zu sehr.

3.5*

Bewertung vom 28.02.2024
Im Glanz der Ewigkeit / Starling Nights Bd.2
Niemeitz, Merit

Im Glanz der Ewigkeit / Starling Nights Bd.2


gut

Das Cover ist der Gegenpart zu Band 1- genretypisch und anziehend mit den aufflatternden Staren und Spiegelungen gestaltet. Auch die Farbwahl, die sich allein auf Schwarz und Kupfer beschränkt, wirkt wie die weiche Haptik sehr hochwertig.


Band 1 dieser Dilogie hat mich sehr begeistert, dieser 2. Band konnte dies' jedoch- bedauerlicherweise- nicht wiederholen.

Das Buch knüpft nahtlos an die Geschehnisse des ersten Teiles an und entführt erneut in die faszinierende Welt des Bundes der Stare.

Hauptprotagonist ist nun jedoch Ashton, der sich nicht damit abfinden möchte, sein machtvolles Sein als Star so einfach (wie Cliff) aufzugeben. Könnte Zoe die Lösung für sein Problem sein? Doch wie soll er sie überzeugen, wenn sie nichts mehr mit ihm zu tun haben will?

Der Schreibstil der Autorin ist nach wie vor wundervoll- detailliert, schön bebildert und immer flüssig.
Die Geschichte wird erneut abwechselnd aus den Sichten der beiden Protagonisten erzählt.

Allerdings lag hier auch mein Problem an dieser Fortsetzung: sollten die Protagonisten nicht alles dafür tun, um eine Lösung für das in Band 1 beschriebene Problem zu finden? Stattdessen gab es reichlich Selbstzweifel der Protagonisten.
Trotz der zum Teil fehlenden Spannung schafft es die Autorin jedoch, daß der Leser Ashtons emotionale Weiterentwicklung zur Kenntnis nimmt und durchaus Sympathien für ihn entwickelt, Zoe war für mich als Protagonistin hier die Gewinnerin- sie hatte die Tiefe, die mir beim Rest der Handlung fehlte.

Die Spannung stieg zum Ende hin zwar noch, aber zu kurz und wurde m.E. nach auch zu leicht aufgelöst.
Schade, da hatte ich mir mehr erhofft. 3.5☆

Bewertung vom 28.02.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


sehr gut

"Kein Unsinn und keine Geheimnisse" ist das Mantra, das zu Williams (mentalen) Gesundung beiträgt und damit den Gegenpol zum Titel "Hallo, du Schöne" bildet.

Das Cover ist ein recht buntes Porträt einer schönen jungen Frau, der entweder Schatten auf ihr Gesicht fällt oder es ist aus Teilen zusammengesetzt worden, Titel und Autorenname wurden stark konträr in Weiss und Großbuchstaben gewählt.
Die Schönheit des Gefüges auch hier passend zur Handlung dargestellt.

William wächst ungeliebt, aber immer gut versorgt in einer typischen amerikanischen Kleinstadt auf. Als er Basketball für sich entdeckt, findet er den ersten Halt im Leben.

Julia hingegen wächst mit 3 Schwestern auf, der Familienbund scheint zum Teil einzuengen (Cecilia), zugleich bedeutet er allen aber auch Sicher- und Geborgenheit.

Zwischen den beiden so gegensätzlichen jungen Menschen entsteht Liebe und sie heiraten, William wird mit offenen Armen in Julias Familie willkommen geheißen.

Während William sich im Verlauf aber zunehmend zurückzieht, erkennt Julia zu spät, daß sie nicht alles planen kann.
Cecilia rebelliert, Emmy steht endlich für sich ein, Sylvie hadert und Charlie (der Vater) stirbt unerwartet. Das Familiengefüge zerbricht und jeder für sich muß herausfinden, wer ist ist (oder sein will).
Und während der "Versager" Charlie doch von allen geliebt wurde, seine Liebe mit "Hallo, du Schöne" weitergeben konnte, muß William nach schmerzhaften Verlusten (und nur knapp dem Tode entgehend) lernen, daß nur wahrhaftige Ehrlichkeit Verbundenheit bringt. Und er nur dann heilen kann.

Wir begleiten die Padavanos und William über 40 Jahre hinweg, was zugleich die Stärke und Schwäche des Romans ausmacht.
Einiges wird vertieft, anderes übersprungen. Jedes Kapitel wird aus Sicht eines Protagonisten- meist jedoch von William oder Julia- erzählt, so ergeben sich die unterschiedlichsten Einblicke in ihre Gedankenwelt und die Dynamik ihrer Beziehungen.

Der Schreibstil und die Handlung gefielen mir, waren aber nicht so herausragend wie man es nach den extrem positiven Kritiken hätte erwarten können.

Liebhaber von "Little Women" von Louisa May Alcott werden sicherlich einige Parallelen entdecken können, für alle Anderen bleibt es ein ergreifender Roman über Familienbande und ihre Risse, die das Leben so (überraschend?) bereithält.

Bewertung vom 17.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Das Cover des Buches „Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver ist in seiner Gestaltung einerseits zurückhaltend und schlicht- es gibt nur den Titel und Autorin preis- andererseits mit einer unglaublichen Farbgewalt. Der Autorenname in kräftigem Rot, der Titel in Knallorange und das auf einem dunkelvioletten Grund, ebenso stark wie die Erzählung und der Protagonist selbst.

Der kindliche Ich-Erzähler und Namensgebende des Titels Demon Copperhead (eigentlich Damon Fields- die Anlehnung an Dickens' "David Copperfield" ist beabsichtigt) wird auf seinem äußerst schwierigen Lebensweg begleitet.
Er wird unter den denkbar schlechtesten sozialen Bedingungen in einem Trailerpark in Lee County geboren. Die Mutter, ein Teenie auf Entzug, der Vater (verstorben) - es fehlt das wohlige Nest. Zugleich hat Demon jedoch das große Glück, daß die Nachbarsfamilie Peggot und deren Enkel eine gewisse Zeit seine (Ersatz-)Familie werden.
Seine Odyssee durch das Pflegefamiliensystem, Armut, Hunger, Opiodsucht, das hinterwäldlerische "Land" und immer wieder Gewalt beginnt mit dem Tod seiner Mutter. Aber Demon nimmt den (oft grausamen) Kampf an, auch wenn es manchmal aussichtslos scheint, woher er auch seine (kindliche) Hoffnung beziehen mag.

Autorin Barbara Kingsolver, selbst aus den Appalachen, gelingt es hier, die Scham über das "dumme Hinterland" abzulegen und den Zusammenhalt der ärmsten Bewohner in den Vordergrund zu rücken. Sie schreibt zwar über soziale Ungerechtigkeiten, die Armut, Opiodsucht und Gewalt, aber sie verurteilt die Protagonisten nicht- eher klingt in jeder Zeile auch Verständnis für ihre Charaktere mit. Und die Hoffnungsschimmer der Geschichte erschafft sie mit ihren Nebenfiguren (Tommy, Tante June, Miss Betsy, der Coach, Miss Annie) selbst.

Ihre Widmung: „Für die Überlebenden“ sagt alles aus, was das Buch so bemerkenswert macht.

Die Lebensgeschichte eines Außenseiters- geschrieben in einem jungenhaften Schreibstil, der direkt und eindringlich und dennoch flüssig ist, hat mich sehr berührt und gefesselt.
Seine Entwicklung auf diesen Irrwegen, die man Leben nennt, zu einem starken Charakter, der entschlossen seinen Weg geht, war schmerzhaft und zugleich beglückend.

Bewertung vom 15.01.2024
Pilgrim / Oxen Bd.6
Jensen, Jens Henrik

Pilgrim / Oxen Bd.6


gut

Das Cover paßt zum Genre Thriller, es wirkt geheimnisvoll, bedrohlich.

Oxen ist also wieder zurück. Schwer traumatisiert nach seiner Gefangenschaft und den Erlebnissen dort. Dennoch konnte er sich seine Menschlichkeit erhalten (ist das machbar?) und der Besuch bei den Eltern (eines Toten) überzeugte mich, das auch dieser Band alles enthält, was neben der Gewalt, den Geheimnissen und Bündnissen spannend sein könnte.

Diese Erlebnisse und Schuld lasten schwer auf ihm und deshalb tat er sein Bestes, um so schnell es geht, das Krankenhaus zu verlassen. Und seither wandert er. Gegen seine Schuld, gegen die Träume und die Traumata. Er ist jetzt ein Pilger, der um Vergebung bittet.

Margarethe Franck und Axel Mossmann, beide ehemalige Mitarbeiter beim dänischen Geheimdienst PET, bitten Oxen um Mithilfe bei (inoffiziellen) Ermittlungen.
Am Mord von Sally Finnsens Bruder, die ebenfalls zum Team gehört, einigen rätselhaften Morden und Finanzbetrug auf höchster Ebene, der auch die Steuerfahndung involviert sein läßt.

Für mich war dieser Oxen der schwerste. Zu viele Handlungsstränge, die hier verknüpft wurden und die Brutalität machten das Lesen schwer und zäh. Zudem blieben die Figuren merkwürdig blaß- vielleicht, weil der Autor davon ausgeht, daß die Leser die Protagonisten kennen.
Sinnvoll wäre auch, Teil 5 dieser Reihe zuvor gelesen zu haben.
3.5 ☆

Bewertung vom 31.12.2023
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Das Cover wäre mir zu grell in seiner Gestaltung, aber vielleicht ist das die gewünschte Wirkung?
Daß es schmerzt?

Anfang der 90er, Jack und Elisabeth
entfliehen ihren grundverschiedenen, dennoch beidseits lieblosen Familien und wollen sich in "der großen Stadt" neu erfinden und alles hinter sich lassen. Während sie sich zuerst im Dunkeln gegenseitig beobachten und am Leben des Anderen teilhaben, ist die Annäherung im realen Leben schwieriger. Aber es klappt. Und sie werden ein Paar. Ein Liebespaar. Das aneinander klebt, alles teilt, sich in den Träumen wiederfindet, ineinander fließt... bis zur Gegenwart. Mit getrennten Schlafzimmern, Optimierungswahn, Selbstzweifeln.

Wie konnte das geschehen?

Zwischen Selbsttäuschung und -betrug, zu hohen Erwartungen gefangen, wird das Erzählen und (unser) Beobachten der Geschichte einer Ehe fast zu einer Sezierung. Einer sehr guten allerdings, denn Autor Nathan Hill versteht seine Figuren. Und so werden sie, ihre Ängste, aber auch ihre Hoffnungen hier lebendig.
Der extrem flüssige Schreibstil nimmt den Lesenden mühelos mit in die fesselnde Handlung, die das (Ehe-)Leben von Elisabeth und Jack auf so vielschichtige Weise beleuchtet.

Dabei läßt Nathan Hill nicht nur die Vergangenheit auferstehen, sondern taxiert ebenso gut die Momfluencerin, den Immobilienhai und Fitness-Guru gleichermaßen, die alle absurd von den modernen Technologien abhängig sind. Zugleich führt er klar den Beweis an, wie Menschen (hier Jacks Vater) durch den Algorithmus (von FB) beeinflußt werden.

Welche Meinung haben wir (von wem)? Woher kommen unsere Fakten? Auf wen können wir uns verlassen?

Fazit: extrem detailliert geschrieben- bis zur emotionalen Schmerzgrenze, ein unfassbar guter Schreibstil. Ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte und wohl immer wieder lesen werde.

Bewertung vom 31.12.2023
Die gute Schwester
Bonner, Sarah

Die gute Schwester


gut

Die Zwillingsschwestern Leah und Meghan haben seit Jahren keinen Kontakt mehr- denn aufgrund zahlreicher Zwischenfälle in ihrer Kindheit und Jugend können sie einander nicht ausstehen. Als Meghan dann herausfindet, daß ihr Mann Chris scheinbar eine Affäre mit Leah hat, beschließt sie, sich endlich zu rächen und ihre Zwillingsschwester zu töten.
Dazu übernimmt Meghan von nun an ihrer beider Leben und ihr soziopathischer Mann darf auf gar keinen Fall davon erfahren.

Wie kommt Meghan also mit dem Mord davon?

Das Besondere an diesem Thriller ist u.a. die Gliederung in 5 Teilen, erzählt aus der Ich-Perspektive.
Durch viele Wendungen kommt der Leser zu verschiedenen Schlüssen, die dann doch wieder verworfen werden müssen. Das macht es extrem spannend.
Obwohl die Plot-Twists oft sehr überraschend sind, wirken sie glaubhaft. Das wurde von der Autorin Sarah Bonner sehr gut ausgearbeitet, ebenso wie die Charaktere.

Nicht gebraucht hätte dieser Thriller allerdings die z.T. sehr vulgäre Sprache und die Tiefe, die einige schwierige Themen aufwiesen (bzw. wären hier die Triggerwarnungen hilfreich).

Fazit: ein spannender Thriller mit kleinen Schwächen.
3.5☆