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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 897 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2025
Das Leben ist ungerecht
Höller, Miriam

Das Leben ist ungerecht


ausgezeichnet

Miriam Höller (37) kennen sicherlich einige als abenteuerlustige sowie taffe Stuntfrau, Model und TV-Moderatorin. Sie führte ein Leben auf der Überholspur, bis zwei Schicksalsschläge sie aus dem Gleichgewicht rissen. Erst brach sich Höller bei einem Helikopterstunt beide Beine und kurz darauf verunglückte ihr Partner Hannes bei einem Helikopterflug. Obschon sie eine taffe Kämpferin ist, waren Trauer und Verlust auf einmal übermächtig. Schwermut hatte der Leichtigkeit des Seins von einem Tag auf den anderen Platz gemacht.

Wie es Höller dennoch geschafft hat, diese Lebenskrise zu überwinden, davon berichtet sie offen und ehrlich im vorliegenden Buch. Es ist während eines längeren Aufenthalts auf Bali entstanden und eine Mischung aus Biografie und Motivationsbuch. Es liest sich ausgesprochen leicht, obgleich einige dunkle Themen (wie z. B. Tod, Suizid, Depression) darin Platz finden. Aber so ist das Leben (vgl. Buchtitel). Es hält nicht nur Glücksmomente für einen bereit. Dass man als Mensch gerade durch solche Krisen wächst, ist ein Prozess, den ich durch mehrere schwere Verletzungen gut nachvollziehen kann. Höller lässt uns ungeschönt in ihre Seele blicken und zeigt sich damit zutiefst menschlich. Auch wenn sie nun nicht mehr als Stuntfrau arbeiten kann, hat sie nicht aufgegeben und mit dem Beruf der Keynote-Speakerin eine neue Facette an sich entdeckt. Indem sie von ihrer Geschichte erzählt, macht sie anderen Menschen Mut. Und heute scheint sie stärker denn je zu sein. Sie hat ihren Frieden gefunden und akzeptiert, dass ihr Leben von der Norm abweicht und will gar nicht anders sein. Mich hat Miriam Höllers Buch von Anfang bis Ende bewegt und zugleich in meiner Individualität bestärkt. Das Leben ist es wert, gelebt zu werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2025
Degrees of Engagement
Hennessy, Jennifer

Degrees of Engagement


ausgezeichnet

Der Klappentext zu "Degrees of Engagement" hat mich auf Anhieb neugierig gemacht. Es geht um eine Fake-Verlobung zwischen zwei Kommilitonen in L.A., die sich seit 5 Jahren kennen und heimlich wegen ihrer Klugheit verehren. Als Bianca Dimitriou endlich ihren Doktortitel in der Tasche hat, scheint sich keiner, weder Freunde noch Familie, dafür zu interessieren. Doch das unter Alkoholeinfluss entstandene Foto mit Ring und ihrem besten Freund Xavier Byrne ändert alles. Endlich bekommt Bianca die Aufmerksamkeit, die sie sich immer gewünscht hat. Wie lange werden Xavier und sie es schaffen, die Fassade aufrecht zu erhalten?

Meinung
Schon beim Lesen der ersten Seite wusste ich, diese Geschichte ist genau mein Fall. Das lag vor allem an den sympathischen Charakteren, die beide einen Doktortitel haben und noch dazu Archäologie mögen. Hauptfigur Bianca hat zudem wie ich eine Schwäche für den Film "Die Mumie" und Romane von Amelia Peabody. Noch Fragen? Xavier ist noch dazu ein wahrer Gentleman. Das emotionale Hin und Herr zwischen beiden fand ich sehr unterhaltsam, auch weil man merkt, das beide sapiosexuell sind und den jeweils anderen für seine Schlauheit bewundern. Allerdings erkennt vor allem Bianca trotz ihrer drei Uniabschlüsse nicht, wofür ihr Herz eigentlich schlägt. Auch verfügt ihre Fake-Beziehung über ein Ablaufdatum, da Xavier plant in Athen zu arbeiten und Bianca eine Stelle als Bibliothekarin in den USA zugesprochen bekommt. Insgesamt las sich Jennifer Hennessys Roman sehr flüssig. Ich konnte mit beiden Hauptfiguren gut mitfühlen und mitschmachten.

Fazit
Eine unterhaltsame Lovestory für Fans von MINT-Romance, die zeigt, dass Bildung und Liebe keine leichte Kombi sind :-)

Bewertung vom 31.12.2024
Good Energy
Means, Casey

Good Energy


sehr gut

Dr. Casey Means ist eine renommierte HNO-Medizinerin aus den USA, die ihre Oberarztstelle an der Klinik in Oregon zugunsten ihrer Gesundheit aufgegeben hat. Der Krebstod ihrer Mutter und die eigene Depression während der Facharztausbildung haben zum Nachdenken geführt. Sie wollte nicht länger Spielball im viel zu spezialisierten wie profitgesteuerten Gesundheitssystem sein. Im Sinne der Menschlichkeit und mit Blick auf eine ganzheitliche Medizin hat sie eine eigene Praxis in Portland eröffnet. Hier will Means nicht die Krankheitssymptome ihrer Patienten durch unnötige Medikamentengabe und OPs behandeln, sondern den Ursachen auf den Grund gehen. Dabei hat sich die amerikanische Ärztin auf die Stoffwechselgesundheit spezialisiert. Means möchte Wohlstandskrankheiten wie Adipositas, Krebs, Schlaganfall & Co. mithilfe von "Good Energy" bekämpfen. Dass dies möglich ist, zeigen ihre beschriebenen Fallbeispiele aus der Praxis sowie ihre eigene Gesundheitsgeschichte. Und ihr Konzept ist gar nicht so revolutionär, wie man anhand des Covers glauben mag. Im Allgemeinen fußt es auf gesunder Ernährung, viel Bewegung und Achtsamkeit (= weniger Stress). Alles Dinge, die man so bereits gehört oder gelesen hat. Nun denn, Means unterfüttert die gewonnenen gesundheitsfördernden Strategien mit aktuellen Forschungserkenntnissen und praktischen Tipps zur Umsetzung im Alltag. Letztendlich kann jeder Leser vom "Good-Energy-Plan" der Autorin profitieren, wobei mich die Rezepte am Buchende nicht immer ansprechen. Wenn man, wie Means rät, auf raffinierten Zucker und hochverarbeitete Lebensmittel verzichtet, wird der Stoffwechsel davon profitieren und man weniger Schmerzen haben. Auch ausgewogener Schlaf und weniger künstliches Licht täte uns gut. Ich bin gespannt und werde es im Neuen Jahr gleich einmal ausprobieren. Neben dem bunten Cover fand ich vor allem Dr. Casey Means Mut und ihre positive Art sehr beachtlich. Sie zeigt alternative Heilungswege auf und besinnt sich damit ein Stück weit auf unsere Vorfahren - was ich als richtigen Weg erachte. Manches Mal schweift sie sehr in ihren wissenschaftlichen Erklärungen ab, weil sie wirklich jedem Leser die biologischen Vorgänge im Körper verständlich machen möchte. Hier wäre weniger Information m. E. mehr gewesen. Wer möchte, bekommt mit diesem 512 Seiten starken Buch einen gut lesbaren Ratgeber für Körper und Seele an die Hand.

Bewertung vom 25.12.2024
Der Hygge Lebensstil (eBook, ePUB)
Wicknet, Marell

Der Hygge Lebensstil (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Warum sind die Skandinavier, vor allem die Dänen, so glücklich und zufrieden? Dafür sei allein der sog. Hygge-Lebensstil verantwortlich, so die dänische Autorin Marell Wicknet. Hygge bedeutet so viel wie Gemütlichkeit und Sich-Zuhause-Fühlen. Hauptcredo ist "Keep it simple". Demnach richten sich die Dänen sehr funktionell und einfach ein, lieben selbstgestrickte Kleidung und pflegen Off-Zeiten in den eigenen vier Wänden. Hygge bedeute auch achtsam gegenüber sich selbst und seiner Umwelt zu sein. Die Nordländer leben damit entspannter und sind weniger materialistisch eingestellt. Sie wertschätzen die kleinen Dinge und genießen den Augenblick mit Freunden und Familie, während unsereins oft am Handy weiterklickt und mehr dabei als mittendrin ist. In der aktuellen Lage der Welt finde ich diese Form der Entschleunigung sehr wertvoll und richtig. Das Cover wirkt ansteckend auf mich. Auch der Bonusrezeptteil mit typischen Soulfood aus Skandinavien wie Köttbular oder Zimtschnecken spricht mich. Sicherlich kann man sich "hygge" ein Stück weit nach Hause holen, aber ein Trip nach Dänemark wäre bestimmt inspirierender oder? Ich weiß dank der Autorin nun was den Hygge-Lebensstil ausmacht

Bewertung vom 22.12.2024
Die unglaubliche Welt genialer Menschen mit Autismus
Merkl, Ulrich

Die unglaubliche Welt genialer Menschen mit Autismus


ausgezeichnet

Ich beschäftige mich aus eigenem Interesse bereits eine geraume Zeit mit den Themen Hochbegabung und Neurodiversität. Das vorliegende Buch von Dr. Ulrich Merkl las sich trotz seiner Seitenstärke vergnüglich leicht. Es handelt von 46 Ausnahmegenies mit bestätigten bzw. vermuteten Asperger-Autismus. Noch dazu wurde beim Autor selbst 2017 das Asperger-Syndrom diagnostiziert.
In Form von Spotlights, die nie länger als 3 bis 6 Seiten sind, taucht Merkl in die Lebenswelt "genialer Sonderlinge" wie Amadeus Mozart, Marie Curie, Karl Lagerfeld oder Elon Musk ein. Dabei wird schnell klar, dass jeder Autist für sich genommen ein Unikat ist. Was allerdings viele eint, sind z.B. Intraversion, Kreativität, Vernachlässigung von Äußerlichkeiten, die Liebe zu Büchern, feste Routinen und das Gefühl des Andersseins. Die Recherchearbeit, die diesem Buch vorausgegangen ist, ist mehr als beachtlich. Allein 60 Seiten umfasst das Fußnoten-, Quellen- und Literaturverzeichnis. Mich haben vor allem die launigen wie unverstellten Anekdoten aus den Biografien der "autistischen Genies" angesprochen, weil sie die Menschen hinter ihren Werken/Erfindungen abbilden, die ich so aus Schule und Medien bisher nicht oder nur partiell kannte. Ich finde es zudem sehr löblich, dass Merkl die Leser nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen überfrachtet, sondern diese leicht lesbar in den Text einfließen lässt.
Mithilfe des Buchs kann man sich auf jeden Fall besser in die autistische Lebenswelt hineindenken und diese verstehen lernen. Ich musste mich manches Mal gar kneifen, weil ich mich selbst in der ein oder andere Erzählung wiederentdeckt habe. Über den Tellerrand schauen zu können und anders zu sein, finde ich immens spannend und macht das Leben um einige Nuancen bunter.
Daher kann ich die Lektüre dieses Buchs nur jedem empfehlen, der sich für ca. 300 Jahre Wissenschafts- und Künstlergeschichte interessiert oder selbst in irgendeiner Form mit dem Asperger-Syndrom verbandelt ist. Einmal angefangen, hat mich Merkls Buch einfach nicht mehr losgelassen, so dass ich es in nicht einmal 2 Tagen durchgelesen habe.

Bewertung vom 15.12.2024
P. S. I Hate You - Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe (eBook, ePUB)
Marchetti, Donna

P. S. I Hate You - Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

INHALT
Naomi Light und Luca Pichler schreiben sich seit der 5. Klasse Briefe. Alles begann in der Schule als ein Projekt und entwickelte sich für beide zu einem Wettbewerb der Beleidigungen. Gemäß dem Buchtitel wünschen sich beide in ihren Briefen jeweils die Pest an den Hals. Naomi und Luca werden älter und die Briefe weniger. Dann zieht Naomi nach Miami und ihr verschollen geglaubter Brieffreund meldet sich wieder bei ihr. Dieses mal will die TV bekannte Meteorologin Luca Pichler ausfindig machen, um ihn wenigstens einmal in natura zu treffen.

MEINUNG
Donna Marchetti hat mit "P.S. I hate you" eine wirklich kurzweilige Romcom verfasst, die ganz unzeitgemäß auf Briefen basiert. Eigentlich müssten sich beide Protagonisten aufgrund ihres unfreundlichen Briefverkehrs hassen, aber das Gegenteil ist der Fall. Beide sind daran interessiert, sich endlich einmal zu treffen. Doch bis dahin hat Marchetti einige Hürden in den Plot eingebaut, die zu spaßigen wie Fremdschäm-Momenten führen. Ich habe mich während der Lektüre jedenfalls sehr gut unterhalten gefühlt und noch vor Naomi die wahre Identität von Luca gelüftet. So viel sei auf jeden Fall verraten, beide sind sich nicht nur wegen der Briefe näher als erwartet. Manches Mal dachte ich mir, hier spielt Kollege Zufall eine zu dominante Rolle, aber dies ist bei diesem Genre normal. Sowohl Ich-Erzählerin Naomi als auch Luca fand ich trotz der Hassbriefe sympathisch und echt. Der unverstellte Sprachstil war ein weiteres Plus dieses Romans. Zum Thema Briefeschreiben kann ich nur gestehen, dass ich es schade finde, dass diese Art der Kommunikation aus der Mode gekommen ist.

FAZIT
Eine leichte Lektüre, die sehr gut unterhält und dabei nicht einmal ins Kitschige abdriftet.

Bewertung vom 30.11.2024
Introvertiert, na und?
Fröhlich, Saskia

Introvertiert, na und?


ausgezeichnet

Ich kannte Saskia Fröhlich (*1996) vor der Lektüre des Buchs nicht. Der markige Buchtitel hat mich angelockt. Die deutsche Comedienne hat ihr Buch gemeinsam mit ihrem Partner geschrieben, der von außen auf sie schaut. Saskia ist bekannt für ihren "Schlechte-Laune-Humor" und ihren offenen Umgang mit ihrer Introversion. Lange Zeit konnte sie sich ihr Anderssein nicht erklären und wurden als schüchtern abgestempelt. Doch Schüchternheit und Introversion sind zwei verschiedene Dinge. In ihrem Buch geht sie ausführlich darauf ein, so dass man spätestens am Buchende den Unterschied kennt. Partys, Auftritte und vor allem Smalltalk rauben Intros eine Menge Energie, die sie in einem ruhigen Umfeld erst wieder aufbauen müssen. Mit ihrem unverstellten Blick hat mich Fröhlich an die britische Comedienne Fern Brady erinnert, deren Buch ich erst kürzlich gelesen habe.
Ich befürworte es sehr, dass es mittlerweile solche Bücher für junge Frauen gibt, die zum Empowerment führen und damit der gesellschaftlichen Scham entgegensteuern.
Ich habe Saskias Buch mit Gewinn gelesen und mich teilweise wiedererkannt. Zudem haben mir die Zusammenfassungen in jedem Kapitel sehr gefallen; vom humorigen Intro-Guide am Buchende ganz zu schweigen.

Bewertung vom 17.11.2024
Rio Reiser. 100 Seiten
Eyber, Hannes;Johler, Jens

Rio Reiser. 100 Seiten


ausgezeichnet

Als ausgesprochener Fan der 100-Seiten-Buchreihe von Reclam konnte ich mir den Band über den genialen Deutschrocker Rio Reiser (1950-1996) einfach nicht entgehen lassen.
Das Besondere an diesem Büchlein ist die Tatsache, dass es von zwei Zeitgenossen des Künstlers geschrieben wurde, die ihn persönlich kannten. Hannes Eyber und Jens Johler binden daher erinnerungswürdige Begegnungen mit ein.

Obschon ich schon einige Bücher über Rio Reiser, u.a. von Gert Möbius und Hollow Skai, konsumiert habe, fand ich das vorliegende Werk ausgesprochen leicht zu lesen und zu verstehen. Künstler und Mensch werden darin gleichermaßen authentisch sichtbar. Die eingestreuten Fotos, Liedtexte etc. lassen den "König von Deutschland", auch für all jene, die weit nach Rio geboren sind, wieder auferstehen.

Der empfindsame wie musikalisch talentierte Sänger lebte für die Kunst und verlor sich zugleich in dieser. Rio Reiser, der 1950 als Ralph Christian Möbius in Berlin geboren wurde, liebte das Spiel mit Worten und Konventionen. Er war zwar ein Teil der 68er und doch auch ein Eigenbrötler. Ob als Hausbesetzer in Berlin oder Hausbesitzer in Fresenhagen, so richtig frei schien er nur beim Musizieren zu sein. Und seine Lieder wie z. B. "Junimond" oder "Macht kaputt, was euch kaputt macht" sind bis heute aktuell.

Hannes Eyber und Jens Johler versuchen dem scheuen Menschen und dem anarchischen Sänger gleichermaßen gerecht zu werden. Und dies gelingt ihnen m. E. ausgesprochen gut. Den Aufstieg und Niedergang der Musikikone beschreiben sie in konzisen Kapiteln - durchaus chronologisch sowie künstlerisch verworren. Ich habe bei der Lektüre neben allseits bekannten Fakten noch mir unbekannte Sachverhalte (wie z.B. die Schauspielkonkurrenz zwischen Grönemeyer und Reiser) entdecken können. Rio Reiser in all seinen Facetten abzubilden, ist einfach unmöglich. Am besten man lässt ihn durch seine Kompositionen sprechen. Die angeführte Playlist (inklusive QR-Code) liefert eine Menge Material.

Ein stimmiges, weil aufschlussreiches 100-Seiten-Werk für Fans und interessierte Leser.

Bewertung vom 10.11.2024
Strong Female Character
Brady, Fern

Strong Female Character


ausgezeichnet

Fern Bradys Geschichte hat mich tief bewegt. Erst mit 34 erhält die Britin ihre Autismusdiagnose und damit eine Erklärung für ihr Anderssein. Jahrelang überkommen sie sog. Meltdowns, sie versucht sich anzupassen und nimmt unzählige Jobs an. Heute arbeitet sie als Stand-up-Comedienne und geht offen mit ihrer Neurodiversität um. Vieles hat sie durchlitten, das mit einer früheren Diagnose hätte verhindert werden können. Ihre Unangepasstsein und ihr Wagemut imponieren mir. Noch mehr schätze ich Bradys Sinn für Gerechtigkeit und ihre schonungslose Ehrlichkeit. Tabuthemen gibt es bei ihr nicht. Mit ihrem Buch gewährt sie interessierten Lesern einen unverstellten Einblick in den Lebensalltag einer Autistin. Besonders junge Frauen, die selbst betroffen sind oder diese Entwicklungsstörung besser kennenlernen wollen, sollten Fern Bradys Biografie lesen. Ich habe selbst einige autistische Anteile bei mir entdecken können.

Bewertung vom 10.11.2024
Aua!
Hacke, Axel

Aua!


ausgezeichnet

Ich mag den Autor und Journalisten Axel Hacke seit seiner herrlich komischen Veröffentlichung "Der weiße Neger Wumbaba". Nachdem er sich in den letzten Jahren eher gesellschaftlichen Themen wie Anstand und Heiterkeit gewidmet hat, geht es dieses Mal um seinen Körper. Und Hacke hat mit seinen 68 Lenzen eine Menge zu erzählen. Was auf den ersten Blick wie ein Lamento eines alten weißen Mannes auf den körperlichen Zerfall erscheinen mag, ist das komplette Gegenteil. Axel Hacke feiert auf 137 Seiten (E-Book) das Wunderwerk seines Körpers. Trotz Tinnitus, unzähliger Brüche und Bruxismus betrachtet er seine fleischliche Hülle milde und mit Respekt. Dabei arbeitet er sich kapitelweise an den wichtigsten Organen ab und gibt Makel wie Alterserscheinungen offen und humorig zu.

Der Spiegelbestseller "Aua!" ist ein kurzweiliges wie nachdenkliches Buch, in dem sich jeder Leser unweigerlich wiedererkennt. Denn jeder von uns besitzt einen Körper. und altert Aber nicht jeder geht derart heiter und unverblümt mit damit um. Hier menschelt es auf jeder Seite und an selbstironischen Zeichnungen mangelt es auch nicht. Respekt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.