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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1015 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2025
Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


sehr gut

Mit dem Auftakt ihrer Dilogie ist Alina Metz eine spannende Hommage an Bücher über Büchern gelungen. Gleich zu Beginn fühlte ich mich an Bücher wie Endes „Die unendliche Geschichte“ oder die Tinten-Reihe aus der Feder von Funke erinnert.
Im Inneren des Buches setzt sich die Liebe zu Büchern und der Literatur fort. Das Buch enthält Vignetten an den Kapitelanfängen, Charakter-Illustrationen und Zitaten aus realen und für die Dilogie erfundenen Büchern. Das Ganze übt einen Zauber aus, dem man sich kaum entziehen kann.

Protagonistin ist die sechzehnjährige Minna, die in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter treten und sich zur Büchersucherin ausbilden lassen möchte.
Zu Beginn des Buches lernt man Minna noch als Kind in Begleitung ihrer Mutter kennen. Sie betreten gemeinsam das Bücherlabyrinth, einen geheimnisvollen Ort, der keine Grenzen zu kennen scheint. In diesem existieren zahlreiche in unserer Welt unbekannte und oftmals gefährliche Wesen.
Nachdem es Minna gelungen ist, dass der Antiquar Raban Krull sie als weiteren Lehrling aufnimmt, macht sie die Entdeckung, dass ihre Mutter noch lebt, gefangen in den Spiegelgängen des Labyrinths.
Nur mit Hilfe eines legendären Buches hat Minna die Chance, ihre Mutter zu befreien. Es folgt eine teils lebensgefährliche Suche, bei dem nicht nur einmal infrage gestellt wird, wem zu trauen ist und wem nicht. Das Ganze gipfelt in einen Showdown, bei dem die Beweggründe der Figuren und die Vertrauensfrage ein weiteres Mal neu ausgeleuchtet werden.
Klar ist, nach diesem Ende muss man nach dem zweiten und letzten Band greifen, der zum Glück zeitnah erscheint.

Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Altersgruppe, für die dieses Buch empfohlen wird, und dem Alter der Protagonistin. Das reale und gefühlte Alter der Hauptfigur durchlebt diese Diskrepanz auch. Die Charaktere sind sechzehnjährig und älter, daher hätte ich mir von ihrem Verhalten einen gewissen Lernprozess innerhalb der Geschichte gewünscht.
Des Weiteren lernt man in diesem ersten Teil der Dilogie zahlreiche Charaktere, Wesen und Besonderheiten kennen. Das Kennenlernen blieb für mein Empfinden aber oftmals an der Oberfläche. So fand ich das Personal der Geschichte zwar durchweg interessant, konnte aber zu keiner Figur eine nähere Bindung aufbauen.

„Das Buch der Verlorenen“ lässt auf einen spannenden zweiten Teil der Dilogie hoffen.
Trotz kleiner Abstriche habe ich das Buch sehr gerne gelesen und finde den eingebrachten Ideenreichtum von Alina Metz grandios.

Bewertung vom 13.02.2025
Gialu & Gazelle - NEVER NOT CHANGING. 25 erste Male
Gialu;Gazelle

Gialu & Gazelle - NEVER NOT CHANGING. 25 erste Male


ausgezeichnet

Gialu und Gazelle sind Content Creator*innen auf Instagram und Tik Tok, so bin ich auf ihr Buch „Never not changing“ aufmerksam geworden.

In ihrem Buch erzählen sie nicht nur von ihrer Reise der ersten Male, zu denen auch das Schreiben eines Buches gehört. Sie berichten von ihrem Lebensweg bis heute und beantworten Zwischenfragen. Diese sind wie ein Interview zwischen den Kapiteln eingefügt worden. Die beiden sind dadurch sehr nahbar und es fühlt sich nicht wie reines Lesen an, sondern als würde man in direktem Austausch mit den beiden stehen.

Die Illustrationen von Patu ergänzen die einzelnen Episoden sehr schön und intim.

Gialu und Gazelle erzählen davon, wie schwierig es sein kann, Sachen zum ersten Mal zu tun, und wie wichtig es ist, wenn jemand hinter einem steht, der einem Zuspruch gibt und an einen glaubt.

Hobbys und Skills sollten nicht einem Geschlecht zugewiesen werden, genauso wenig wie Kleidung. Gerade Kindern sollten vermeintlich „geschlechtskonträre“ Interessen nicht abgesprochen werden. Es ist immer sinnvoll, wenn man grundlegende Dinge im Alltag selbst und notfalls ohne Hilfe bewerkstelligen kann. Eine Hand, die einen Kochlöffel verwenden kann, kann auch eine Bohrmaschine bedienen und umgekehrt ;)

Jede*r sollte aufgeschlossen und empathisch erziehen und auch selbst offen bleiben, sich auf andere einlassen und zuhören können.

Ein wunderbares und wichtiges Buch, welches ich aus ganzem Herzen weiterempfehle.

Bewertung vom 13.02.2025
Der kleine Prinz
de Saint-Exupéry, Antoine

Der kleine Prinz


ausgezeichnet

Vielleicht hat nicht jeder den kleinen Prinzen gelesen, sicherlich hat aber bereits jeder von ihm gehört. Eines der bekanntesten Zitate der Literaturwelt entstammt diesem Buch.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Wir besitzen die klassische Ausgabe des kleinen Prinzen. Aber auch Bilderbücher, die Antoine de Saint-Exupérys Erzählung adaptiert haben.
Mit dem von Anna Silivonchik illustrierten Band liegt nun ein Bilderbuch vor, welches den kompletten Text des kleinen Prinzen in der Übersetzung von Grete und Josef Leitgeb (Copyright Karl Rauch Verlag KG) enthält. Es ist die Übersetzung der klassischen Ausgabe.
So vereint dieses Buch den liebgewonnen und vertrauten Text und eine komplette Bebilderung. Dies lädt dazu ein, den Klassiker neu zu entdecken, entweder alleine oder gemeinsam mit Kindern.

Einige Illustrationen Anna Silivonchicks wecken Erinnerungen an die Zeichnungen Antoine de Saint-Exupérys, in anderen Bildern hat sie ganz eigene Interpretationen einfließen lassen. So bildet sie den Text nicht einfach in ihren Illustrationen ab, sondern gibt ihnen eine eigene Sprache und lässt Raum zum Interpretieren und Träumen.
Das Buch ist durchgehend koloriert. Selbst Seiten ohne formatfüllende Bilder besitzen Hintergrundillustrationen. Dies sind zarte Sternen- oder Blütenmuster oder schattenhafte Schemen von Bildern, die sie aus anderen Illustrationen im Buch erneut aufgreift.
Anna Silivonchicks Bilder beeindrucken sowohl von der Komposition als auch der Farbgebung.

Für mich ist diese Ausgabe des kleinen Prinzen ein ganz besonderer Buchschatz, dem jeder einen Blick schenken sollte, der den kleinen Prinzen kennt und liebt, oder mit der Anschaffung dieses Klassikers liebäugelt.
Am Ende des Buches befindet sich ein Nachwort der Illustratorin, sowie Vitae von Antoine de Saint-Exupéry und Anna Silivonchik.

Bewertung vom 13.02.2025
Süßes backen
Bauer, Christina

Süßes backen


ausgezeichnet

Von Christina Bauer besitze ich mehrere Vorgängertitel von „Süßes Backen“ und schätze bei allen ihren Büchern die ansprechende, aber alltagstaugliche Gestaltung und Präsentation, die nicht verschreckt, weil alles viel zu kompliziert erscheint, sowie die Gelinggarantie, dank leicht verständlicher Rezeptbeschreibungen. Auch ihr neuer Titel bringt diese Stärken mit.

Das Buch enthält über 70 Rezepte unterteilt in folgende Rubriken:
Klein und fein: Gebäck, Törtchen, Muffins und Cupcakes
Gerührt, verziert, fruchtig und alles dazwischen: Kuchen und Schnitten
Von Sahnehäubchen bis No-Bake-Traum: Torten
Desserts, oder: ein süßer Abschluss

Wie man am Rezeptregister gut sehen kann, gibt der Titel „Süßes Backen“ tatsächlich nur einen Bruchteil der enthaltenen Rezepte wieder, denn es sind neben Backrezepten auch No-Bake-Torten sowie Desserts enthalten.

Christina Bauers Bücher sind immer anfängergeeignet, denn sehr ausführlich widmet sie sich auch hier in einem Kapitel den Grundlagen des Backens:
„Ein Teig, so viele Möglichkeiten: Ausstattung, Grundrezepte und Variationen“.
Das Kapitel ist jedoch nicht uninteressant für versierte Bäcker*innen. So findet man hier die Gegenüberstellung der unterschiedlich bezeichneten Mehltypen in Deutschland und Österreich. Sehr ausführliche Angaben zu verwendeten Zutaten, wie verschiedene Fette, Süßungsmittel oder Schokoladen. Ebenfalls hilfreich ist der enthaltene Saisonkalender für Obst.

Alle Rezepte werden mit Foto präsentiert, auch die einfachsten. Aufwendigere und komplizierte Gebäcke werden mit einer Fotostrecke in Form einer Schritt-für-Schritt-Zubereitung erklärt. Dank Christiane Bauer werde ich mich in Zukunft sogar an selbstgemachten Blätterteig trauen, den ich bislang nur fertig gekauft verwendet habe.

„Süßes Backen“ ist wiederum ein sehr gelungenes Buch aus der Feder von Christina Bauer, in dem sowohl Anfänger*innen als auch Könner*innen ansprechende Rezepte finden.
Der Inhalt ist eine bunte Mischung aus Alltagskuchen und festlichen Gebäcken und sowohl für Obstfans als auch Schokoladenliebhaber*innen geeignet.

Bewertung vom 04.02.2025
Tunesisch vegan
M'hiri, Malek

Tunesisch vegan


sehr gut

Das Kochbuch „Tunesisch vegan“ ist absolut anfängergeeignet, wobei es empfehlenswert ist den allgemeinen Teil über Gewürze und die tunesische Küche zu lesen, bevor man mit dem Nachkochen der Rezepte beginnt.
Sich mit einer neuen Küche bekannt zu machen und Gespür und Gefühl für eine andere als die heimische Küche zu entwickeln, ist meines Erachtens immer hilfreich. Zumal die Chance höher ist auf Zutaten zu stoßen, mit denen man noch nie gekocht hat.

Die Rezepte sind unterteilt in folgende Rubriken:
Morgenkaffee: Frühstücken auf Tunesisch
Perfekt zu allem: Brot geht immer
Los geht’s: Vorspeisen, Salate und Suppen
Jetzt aber ran an die Hauptspeisen: Nahrhaft und unglaublich gut
So bunt, so gut: Schakschuka in allen Farben
Lecker unterwegs: Quer durch die tunesischen Straßen
Darf’s noch ein Gläschen sein? Getränke
Darf auf keinen Fall fehlen: Tunesisch versüßt!

Es ist nicht jedes Rezept mit Foto vertreten, was ich schade finde, da der Platz dafür vorhanden ist. Stattdessen hat man sich dafür entschieden einige Seiten nur zu kolorieren und illustrieren. Die Rezepte sind wirklich fast immer sehr einfach nachzuvollziehen und ein Foto daher nicht zwingend notwendig, ich hätte es aber deutlich ansprechender und sinnvoller gefunden als bunte Blätter.

Das Buch beginnt mit einem Einstieg über veganes Essen und die tunesische Kultur, aber auch mit Ausführungen über Klimaschutz und kulturelle Aneignung. Ob man (neue) Anhänger für vegane und tunesische Küche gewinnt, indem man derart in ein Kochbuch startet, sei dahingestellt.

Letzten Endes enthält das Buch jedoch eine Sammlung an wunderbar leicht nachzukochenden Rezepten, die das Herzstück eines Kochbuchs sind. Diese bestehen zudem fast immer aus geläufigen Zutaten wie Gemüse, verschiedenen Mehlen, Grieß oder Couscous.
Für eine Küche einer anderen Kultur also keine derart ausgefallenen Zutaten, die Hobbyköch*innen vom Nachmachen abhalten könnten. Darüber hinaus vielleicht auch ein Anreiz für (Noch)-Nichtveganer sich näher mit Rezepten auseinander zu setzen, die frei von tierischen Produkten sind.

Bewertung vom 02.02.2025
Zwei rote Glühwürmchen
Weiß, Oliver

Zwei rote Glühwürmchen


sehr gut

„Zwei rote Glühwürmchen“ ist eine Geschichte zum Träumen, die sich sehr gut zur Einschlafbegleitung vorlesen lässt. Hierzu passt es zudem sehr gut, dass die atmosphärischen Bilder von nur wenig Text begleitet werden, sodass Vorleser*in und Zuhörer*in dazu animiert werden auch selbst etwas zu den Bildern zu erzählen.
In der Geschichte werden zwei Glühwürmchen begleitet, die sich auf ihrem nächtlichen Ausflug kennenlernen und von da ab ihre Abenteuer gemeinsam erleben, da zu weit alles viel schöner und intensiver ist. Sehr einfach gehalten, dennoch außerordentlich bezaubernd und einnehmend.

Das Buch kommt als quadratisches und stabiles Hardcover daher und lässt sich in diesem Format sehr gut gemeinsam betrachten.
Die kurzen Texte sind in einer Schreibmaschinen-Typo weiß auf schwarz gedruckt.
Die Illustrationen, die allesamt in der Nacht angesiedelt sind, sind formatfüllend. Sie enthalten einige Collagen-Elemente, die für meinen Geschmack manches Mal etwas deplatziert wirken und unpassend für die angesprochene Altersgruppe. Hingegen haben mir die Papierblumen ausgesprochen gut gefallen, sowie die unzähligen Punkte, die wie tausend Lichter wirken.

Eine schlicht erzählte Geschichte, die zum gemeinsamen Erkunden und Fabulieren einlädt.

Bewertung vom 02.02.2025
Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo
Merati, Anna

Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo


sehr gut

Sofia ist Inhaberin eines kleinen Cafés in der Ortschaft Corazzo im Piemont. Von ihrer Großmutter hat sie neben Backen auch das Kaffeesatzlesen erlernt. Eines Tages kommt ein Fremder in ihr Café und bittet Sofia darum, ihm sein Schicksal zu weissagen. Zum ersten Mal sieht Sofia im Kaffeesatz den Tod und kurze Zeit später wird der Fremde in der Tat leblos aufgefunden. Sofia plagt ein schlechtes Gewissen und kommt von Schuldgefühlen geplagt einer Verbindung zwischen dem Fremden und einem tödlichen Unfall vor über zwanzig Jahren auf die Spur …

Die Geschichte spielt zwar hauptsächlich in der Gegenwart, es gibt aber immer wieder kurze Rückblenden in den Oktober 2001, als der Unfall mit tödlichem Ausgang geschah, der mit dem Schicksal des Toten in der Gegenwart verknüpft ist und zudem Details offenbart, wie die Bande zwischen den Einwohnern Corazzos gewoben sind.
Neben dem Kriminalfall beinhaltet die Geschichte auch eine aufkeimende Liebesgeschichte, für alle, die neben Spannung etwas Romantik nicht verachten. Liebhaber der italienischen Küche kommen aber auch auf ihre Kosten:
Das Buch wurde von Dorothea Böhme unter dem Pseudonym Anna Merati geschrieben, dennoch habe ich mich die ganze Zeit gefühlt, als würde ich das Buch einer gebürtigen Einwohnerin des Piemonts lesen, da Umgebung, Küche und das Miteinander so herrlich lebensnah und authentisch beschrieben sind. Überhaupt hat es mir gut gefallen, wie die Autorin italienische Musik, die Landschaft, vor allem aber die italienische Küche in die Geschichte integriert hat. Ich für meinen Teil habe nach der Lektüre große Lust auf die Spezialitäten der Küche Piemonts bekommen!

Nachdem ich das Buch in der ersten Hälfte kaum aus den Händen legen konnte, flachte die Spannung im zweiten Teil meines Erachtens etwas ab, auch wenn ich den Täter bis zum Ende nicht hätte benennen können.

Ich hoffe sehr, dass die Autorin weitere Fälle in Norditalien ansiedeln wird, denn neben der wundervollen norditalienischen Landschaft und der köstlichen Küche, würde ich sehr gerne mehr von Sofia lesen.
Die Mischung aus Ermittlung und Wahrsage war sehr erfrischend und passt perfekt in das italienische Ambiente!

Bewertung vom 29.01.2025
Sonnenhang
Weßling, Kathrin

Sonnenhang


ausgezeichnet

Mit Ende dreißig scheint für Katharina noch alles möglich zu sein, bis sie erfährt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Aus der Traum, ihr Singleleben irgendwann gegen eine Familie eintauschen zu können. War es ihr zuvor noch Lebensinhalt genug, die Zeit hauptsächlich mit Arbeit und Trash-TV zu verbringen, erscheint ihr nun alles sinnlos und das Leben vergeudet.
Katharina entscheidet sich für eine ehrenamtliche Stelle in der Seniorenresidenz Sonnenhang und findet dort Freundschaften, die sie nie erwartet hätte.

Das Buch „Sonnenhang“ erzählt ein Kapitel aus dem Leben einer Enddreißigerin, die an dem Punkt steht, dass ihr Lebensweg einen anderen Abzweig genommen hat als der von vielen ihrer Freunde und Bekannten.
Wenige Freundschaften halten ein ganzes Leben. Sie zerbrechen aufgrund von Umzug und Wegzug oder weil sich die Lebensinhalte voneinander entfernt oder zuvor geteilte Interessen geändert haben.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, mitgefühlt und mitgelitten, weil ich mich oft wiedererkannt habe.

Kathrin Weßling bespielt mit ihrem Buch „Sonnenhang“ die ganze Bandbreite an Gefühlen.
Das Buch ist humorvoll, aber auch melancholisch und schafft es beim Lesen sogar gelegentlich eine Traurigkeit hervorzurufen. Trauer darüber, selbst etwas verpasst oder versäumt zu haben, solange man es noch hätte tun können.
Die Sprache Weßlings trifft genau den richtigen Ton zwischen literarisch und alltäglich, was den Roman zu einem großen Genuss und gleichzeitig sehr nahbar macht.
Die Figuren sind echt und real, vielleicht auch deshalb, weil Kathrin und Katharina so viel gemein haben.

Bewertung vom 26.01.2025
FC Stinkesocke - Glücksbringer wäscht man nicht
Schlick, Oliver

FC Stinkesocke - Glücksbringer wäscht man nicht


ausgezeichnet

Stokkesinke ist ein kleines Dorf mit einem großen Herz für Fußball und einer langen Tradition des heimischen Fußballvereins FC Stokkesinke. Unzählige Anekdoten ranken sich um diesen Verein, die Emils Opa seinem Enkel nur zu gerne wieder und wieder erzählt.
Wie Opa Henri früher, spielt heutzutage Emil für den FC Stokkesinke und will im nächsten Jahr in die D-Jugend wechseln. Der Schreck ist groß, als er erfährt, dass es zu wenig Kinder für eine D-Jugend-Mannschaft gibt.
Steht der Nachwuchs des geliebten, wenn auch nicht übermäßig erfolgreichen, Clubs damit vor dem Aus, oder gibt es eine Lösung?

Oliver Schlick war mir bereits ein Begriff als Autor von Jugendbüchern, sodass ich gerne zu seinem Kinderbuch „FC Stinkesocke – Glücksbringer wäscht man nicht“ gegriffen habe.
In diesem Buch erzählt er von Emil und seinen Freund*innen, die es entgegen aller Unkenrufe und Vorurteile schaffen ihr Ziel weiterzuverfolgen. Wo Glaube und Arbeit allein nicht reicht, vermag vielleicht Glück und eine Prise Aberglaube weiterzuhelfen …

Das Buch ist, sowohl was die Geschichte an sich als auch deren Illustrationen angeht, ein Treffer. Bereits auf den Vorsatzseiten lernen Leser*innen der Geschichte dank Julia Christians‘ zeichnerischer Umsetzung die komplette Mannschaft der D-Jugend kennen. Im Inneren warten weitere Charaktere und thematisch passende Illustrationen.
Oliver Schlicks Text ist witzig und mit Wortspielen gespickt. Allem voran der eingängige Ohrwurm gegnerischer Fanclubs, die aus dem FC Stokkesinke den FC Stinkesocke gemacht haben.

Was riecht nach Schweiß und wird nie trocken?
Stokkesinker Stinkesocken!
Wer wirds heute wieder mal verbocken?
Die Stokkesinker Stinkesocken!
Wer kriegt heute mächtig einen auf die Glocke?
Der FC Stinkesocke! (S.15)

Ja … Das Buch scheint vorrangig als Fußballabenteuer daherzukommen. Und ja … Fußball spielt in der Tat durchweg eine tragende Rolle in der Geschichte.
Die Geschichte fängt sich durch Titel und Cover hoffentlich keinen Stempel als reines „Jungsbuch“ ein. Denn der FC Stinkesocke bietet auch eine tolle Geschichte um Freundschaft und Zusammenhalt, die überraschend leichtfüßig Integrität und Diversität in das Geschehen einbettet.

Besonders beeindruckend ist wieder einmal Oliver Schlicks einzigartige Erzählstimme, sowie sein Sprachwitz, der selbst für Erwachsene beim gemeinsamen (Vor)lesen funktioniert und von Julia Christians‘ Zeichnungen kongenial aufgegriffen wird.

Bewertung vom 21.01.2025
Wie spricht man eigentlich über den Tod?
Fiske, Anna

Wie spricht man eigentlich über den Tod?


ausgezeichnet

Von Autorin und Illustratorin Anna Fiske sind bereits mehrere Titel zu Themen erschienen, zu denen Kinder viele Fragen haben, die Erwachsene nicht immer beantworten können oder wollen.
Gerade das Thema Tod ist immer noch ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft.

'Wie spricht man eigentlich über den Tod?

Manche Menschen haben viele Fragen zum Tod.
Auf manche Fragen gibt es Antworten.
Auf andere Fragen gibt es keine Antworten, nur Gedanken und Überlegungen.'

Einleitend geht Anna Fiske allgemein darauf ein, dass es viele Menschen gibt, die an den Tod denken, es ihnen aber schwerfällt darüber zu sprechen, was vielleicht daran liegt, dass man so wenig darüber weiß.
Sie erklärt den Lauf des Lebens und die Vergänglichkeit anhand der Natur, von der Raupe zum Schmetterling, vom Samenkorn zur Blume, bevor sie behutsam das Thema auf die Menschen lenkt.
Auch hier geht sie langsam und rücksichtsvoll vor und geht zunächst auf die Vorfahren und die Generationen einer Familie anhand eines Stammbaums ein.
Überhaupt leuchtet Anna Fiske das Thema sehr umfassend und von verschiedenen Blickwinkeln aus, sodass nach der Lektüre des Buches keine Fragen offen bleiben sollten.
Viele ihrer Gedanken zum Thema Tod finde ich selbst für Erwachsene hilfreich und tröstlich, Ausführungen über den menschlichen Organismus interessant und lehrreich. So bleibt das Buch über Jahre interessant und mitnichten nur für Kinder im Vorschulalter.
Das Buch spart auch bei Todesursachen kein Tabuthema aus. Oftmals sind die Illustrationen im Buch trotz des Themas lustig und schräg, aber den Verlust eines Sternenkinds behandelt Anna Fiske im Gegensatz dazu zart und zurückhaltend in Wort und Bild.
Selbst Themen wie eine Bestattung, die Aufbahrung einer Leiche und den Ablauf einer Beerdigung lässt das Buch nicht außer Acht.
Überaus interessant geschildert sind zudem abweichende Traditionen bei Bestattungen von verschiedenen Religionen oder wie unterschiedlich mit dem Tod in anderen Ländern umgegangen wird. Ein gutes Beispiel dafür, wie der Tod frei von Tabus in die Gesellschaft integriert ist, ist die mexikanische Tradition des „Tag der Toten“, an dem man sich an die Verstorbenen erinnert und ihr Leben feiert.
Die Gedanken dazu, wo wir nach dem Tod sein werden habe ich ebenfalls gerne gelesen und kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Trost spenden können.

„Wie spricht man über den Tod?“ ist wunderschön gestaltet und liegt in einem großen Format vor, sodass man das Buch sehr gut gemeinsam mit Kindern anschauen und lesen kann.
Durch die vielseitige und umfassende Betrachtungsweise ist das Buch nicht nur ein wahrer Schatz für das heimische Bücherregal, sondern auch besonders gut geeignet für Einrichtungen mit Kindern.