Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1

sehr gut

Im beschaulichen Wendland wird der 18-jährige Justus tot aufgefunden. In seinen Augen befinden sich Spiegelscherben. Ein Fall für die ehemalige Kripobeamte Carla Seidel und ihr Team.

Carla hat mir als Ermittlerin sehr gut gefallen, energisch, ambitioniert und mit den entsprechenden Altlasten, was zusätzlich für Spannung gesorgt hat. Auch ihre Tochter hat mir gut gefallen. Sehr authentisch und mit der nötigen Gelassenheit.
Für mich las sich das Buch jedoch nicht an einem Stück, ich war nicht gleich mega gebannt aber trotzdem hat der Krimi Atmosphäre und man will auf jeden Fall wissen, wie es zu dem Mord an dem Schüler gekommen ist. Ganz klassische Ermittlungsarbeit, wie man sie sich in Kleinstädten eben so vorstellt. Inklusive Rechtsmedizinern, eingefahrenen Ermittlern und Staatsanwaltschaft.

Die Kapitel sind übersichtlich und der Schreibstil ist klar verständlich. Ein wenig mehr Nervenkitzel hätte dem Ganzen aber keinen Abbruch getan.

Partikel

ausgezeichnet

Eine junge Journalistin, die sich beweisen will, ein zweijähriges Mädchen, das seine Mutter verloren hat und plötzlich an Krebs erkrankt, zwei Ermittler vom BND, die vermeintlichen Umweltsündern auf den Fersen sind und dazwischen nur ein Thema: Plastik.

Plastikpartikel nicht nur in der Umwelt, sondern auch im Menschen. Jeden Tag atmen wir Plastikteilchen ein oder nehmen sie über unsere Ernährung auf.

Dieser hochspannende Thriller ist nicht einfach nur die nächste Warnung vor der Apokalypse sondern vielmehr Fingerzeig und Aufklärung zugleich.

Was man erfährt ist schockierend und erschreckend aber auch sehr gründlich und realistisch recherchiert. Wendungsreich und rasant.

Handlungen und Personen sind nachvollziehbar und echt.

Ein echter Pageturner mit Suchtpotential, der hoffentlich die Richtigen Leser erreicht.

Zeit zu verzeihen

ausgezeichnet

Die ersten Kapitel handeln von Rosa, die im heutigen Polen aufwächst und Ende des 2. Weltkrieges mit ihren 3 Söhnen aus Schlesion vertrieben wird. Sie ist eine absolute Kämpferin und kehr noch zum Ende des Krieges mit ihren Söhnen in ihr altes Haus zurück. Durch die Umsiedelungen der Polen gilt sie dort jahrelang als Außenseiterin. Nach mehreren schlimmen Schicksalsschlägen entschließt sie sich in den 60er Jahren dann nach Deutschland umzusiedeln. Den Hintergrund und den 2. umfangreichen Teil des Buches bildet dann die Familienzusammenführung einer jungen Frau, die im Krieg als Baby ausgesetzt wurde.

Eine absolut herzzereißende und authentische Geschichte. Mit jeder Seite, die man überblättert fiebert man mehr und mehr mit und denkt eigentlich nur, was hat das Schicksal mit diesen armen Menschen nur vor.

Die Autorin beschreibt einfache Alltagsdinge und Überlebensstrategien im Krieg und nach dem Krieg so detailliert und voller Herzblut, dass man einfach nur erstarrt und oft auch traurig ist beim Lesen.

Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4

sehr gut

Ein Cold Case an der winterlichen Ostseeküste. Durch einen Sturm werden Leichenteile angespült und ziemlich schnell ist klar, dass es sich wohl um Gebeine von 1989 handeln muss. Da zeitgleich ein ominöser Brief bei der Kryptologin Mascha Krieger eingeht und sie eine am Fundort gesichtete CD entschlüsseln soll, ist das Dreamteam Tom und Mascha wieder zurück.
Einige Ermittlungsrückschlüsse und Aufklärungsversuche haben mich irritiert und mir nicht richtig gefallen. Ansonsten liest sich das Buch sehr flüssig und atmosphärisch und wer schon mal auf dem Darß war, kann die Natur und die Stimmung gut nachempfinden.

Die Protagonisten wirken sehr authentisch. Vor allem Tom als Figur des alleinerziehenden Vaters und Kommissars hat mir sehr gut gefallen. Auch ohne die Vorgänger kann man sich gut in die Protagonisten hineinversetzen und Ermittlungsansätze nachvollziehen.

Unterm Strich fehlt mir im Buch trotzdem das gewisse Etwas, irgendetwas worüber man noch nicht gehört hat, etwas Spannendes oder Neues. Die Ausführungen über die Kryptologie hätte man meiner Meinung nach gern erweitern können.

Der Mentor

sehr gut

In Heidelberg sind junge Studentinnen verschwunden. Als 3 Leichen in einem Waldstück auftauchen mit eingeritzten Zahlen im Nacken, ist schon absehbar, dass ein perfider Serienmörder sein Unwesen treibt.

Generell liebe ich deutsche Thriller und Krimis und bei diesem wird viel Wert auf Ermittlungsarbeit gelegt, einmal als Amtshilfe vom Bundeskriminalamt aus München und von der Kripo Heidelberg. Ein spannender Plot und auch eine solide Auflösung. Was mich allerdings ein bisschen gestört hat waren die zahlreichen Ermittler und die verschiedenen Erzählperspektiven. Da kam man leicht durcheinander. Das hätte man meines Erachtens kompakter fassen können.

Die Story als solches durchaus spannend und auch schon eher im blutigeren und brutaleren Bereich angesiedelt. Teilweise erinnerte mich die Story an den ersten Teil des Films Anatomie mit Franka Potente aus den 90ern. Der ja durchals Kultcharakter hatte.
Eben etwas für echte Thrillerfreunde mit unerwarteten Wendungen.

Da bin ick nicht zuständig, Mausi

ausgezeichnet

Mahlzeit!

Wer kennt es nicht, die kurze aber selbstverständliche Mittagsbegrüßung. Mehr Unterhaltung bedarf es nicht, denn es muss ja erst mal gegessen werden. Ob Jägerschnitzel oder die super hippe vegane Bowl mit gerösteten Pinienkernen und nem undefinierbaren Dressing, jeder Beamte kennt es bestens.


Ich selbst arbeite seit 16 Jahren im Öffentlichen Dienst und gebe Conny in sehr vielen Bereichen recht. Auch wir haben den sogenannten SCHLAMI, der scheißlangeMittwoch, auch Besuchertag genannt.

Das Buch ist einfach großartig. Am besten gefiel mir neben der Löschung des Internets die Story mit der Umlaufmappe. Ich hab mich köstlich amüsiert, da ich des Öfteren schon Handy, Schokolade und Co darin transportieren durft.

Neben ihren detailreichen Studien, die auf jahrelanger Beamtenerfahrung beruhen, ist das Buch gespickt mit kleinen Rezepten, der Kurzvostellung der Büroarchetypen, die uns schon seit einiger Zeit bei Instagram verfolgen und einem lebensnotwendigen Glossar mit wichtigen Begriffen wie Umlaufmappe, Dienstweg oder Lebensberechtigungsbescheinigung.

Definitiv nicht nur für Sesselfurzer und Bürostuhlakrobaten. Dieses Buch ist Seelensex. Conny spricht beamtisch und das at it´s best. Einfach nur der Brüller und auch super als Geschenk für den nächsten Rentenantritt geeignet ;)

Hashtag #DDR

gut

Die GrundIdee hinter dem Buch hashtag DDR ist nahezu genial. Im Jahre 2023 gibt es den Sozialstaat immer noch, ein bisschen aufgehübscht, ein bisschen moderner und vor allem konnte sich der Ostblockstaat der allgemeinen Digitalisierung nicht entziehen.

Die Idee dahinter und vor allem das GedankenExperiment dazu haben mir gefallen, allerdings scheiterte es komplett an der Umsetzung. Der Schreibstil Hat mir überhaupt nicht zugesagt, war an vielen Stellen einfach viel zu hölzern und plakativ.

Aus dem interessanten Protagonisten hätte man viel mehr herausholen können und insgesamt wirkte die Geschichte eher wie der Versuch aus einer guten Idee etwas richtig Großes zu machen. Sicher insgesamt kurzweilige gute Unterhaltung und auch ein guter satirischer Polit-Thriller aber meinen Geschmack hat es einfach nicht getroffen

Die Lügnerin

sehr gut

Das Cover ein einziges Blau, eine verletzliche zarte Frau, mit geschlossenen Augen und roten Lippen. Mich erinnert die Frau auf dem Cover eher an eine prima Ballerina, die Protagonistin, nennen wir sie Clara Konrad würde ich mir etwas anders vorstellen. Wie beschreibt man dieses Buch? Auf jeden Fall ist es etwas ganz besonderes, eine Hommage an die heutige Zeit, ein kleines Kunstwerk oder einfach nur ein Spiegel unserer Selbst?

Die Hauptfigur in diesem Buch kommt aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitet für eine Agentur, die am Telefon anhand Horoskope die Zukunft voraussagt . Tagein Tagaus an einer Hotline zu arbeiten kann die Sicht auf die Welt schon sehr beeinflussen. Behutsam, sensibel und mit äußerst erfinderischen Worten erzählt Friedemann Karig von seiner zerbrechliche Figur.

Als Leser fällt es sehr schwer herauszufinden um was es eigentlich geht und trotzdem überschlagen sich die Zeilen, man möchte Antworten, man möchte Hilfe. Ob das Ende dann eine Erlösung ist oder einfach nur ein noch größeres Fragezeichen muss jeder für sich selbst herausfinden. Die Geschichte als solches und vor allem der Schreibstil haben mir richtig gut gefallen, es bleibt sehr viel Interpretationsspielraum und der Leser muss für sich entscheiden was Wahrheit und Fiktion ist.

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1

sehr gut

Mit der Rechtsmedizinerin Sabine Yao beginnt eine neue Ermittlerreihe der Abteilung Extremdelikte vom BKA Berlin unter Prof. Paul Herzfeld. Wie auch schon in seinen Vorgängerbüchern liegt der Schwerpunkt definitiv auf medizinischen Fachtermini und rechtsmedizinischen Erkenntnissen und Begebenheiten.

Doktor Yao spielte auch schon in den anderen Bändern eine untergeordnete Rolle, als Protagonistin macht sie eine souveräne und tiefsinnige Figur und hängt hier so manchen Kollegen ab.

Sprachlich, wie schon gesagt, sehr medizinisch vorbelastet, lassen sich aber auch Tsokos Liebe zu Alliterationen wie immer nicht verleugnen. Außerdem wechseln ab und zu die Perspektiven, so dass man auch Nebencharaktere, wie Sabines Schwester unter die Lupe nimmt.

So muss man über manche Namen im Nachgang sehr schmunzeln. Inhaltlich eine echt sehr spannende und fesselnde Story, was mich allerdings total stört, ist der Klappentext beziehungsweise der Text auf der Buchrückseite, den man keinesfalls vorher lesen sollte, insestiert er doch für mich fast den kompletten Inhalt und ehe die Handlung ins Laufen kommt, weiß man schon vorher worum es eigentlich geht.

Ich hatte mir die Inhaltsangabe glücklicherweise nicht im Vorfeld durchgelesen und war ihr umso geschockter, dass es sich doch um eine perfekte Zusammenfassung, dessen handelt.

Insgesamt ein Thriller für Liebhaber der Rechtsmedizin detailgetreuen Aufarbeitung von Mordfällen aus wissenschaftlicher Sicht. Ein wenig gestört haben mich die lang gezogenen Passagen am Anfang, wo jedes kleine Detail, jede Denkweise gefühlt minutiös erörtert wurde. Insgesamt aber definitiv eine runde Sache und ein lesenswerter Medizinschocker.

Kleine Storys über große Themen

ausgezeichnet

Ich muss dazu sagen, dass ich den Spiegel Bestseller von Frau Kuschik „50 Sätze, die das Leben leichter machen“ noch nicht kannte.
Das Cover verspricht eine durchaus entspannte und lebensbejahende Frau, die weiß wovon sie spricht und schreibt. Umso neugieriger war ich auf den Inhalt.

Mein absoluter Lieblingsspruch aus diesem kleinen Lebensratgeber: „willst du recht haben oder glücklich sein?“. Da steckt einfach so viel verdammte Wahrheit drin und man sollte viel mehr seiner Handlungen öfters hinterfragen.

Absolut passen und schön fand ich, dass die Sprüche wirklich alle sehr gut zu den kurzen Kapiteln passen und ,an jederzeit noch mal schnell nachschlagen Lamm, wenn man sich nur an Schlagworte erinnert.

Und meine liebste Geschichte ist die einfach mal ziellos zu sein und sich als Ziel zu setzen kein Ziel zu haben. Wer kann das schon? ;)