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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2025
Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2
Anour, René

Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2


ausgezeichnet

Das Böse geht um im Kloster Notre-Dame de Senanque
Der Krimi beginnt eher ungewöhnlich mit einem Rückblick in die Vergangenheit. Nicht etwa ein altes Verbrechen, sondern ein wichtiges Puzzleteil aus Campanards Vergangenheit . Damals lernt er den Mönch Bernard kennen, der ihm durch eine Lebenskrise hilft und der heute seinerseits Campanards Hilfe benötigt. Seltsame Dinge gehen im Kloster vor und ein Mönch ist spurlos verschwunden, der zudem ein guter Freund von Bernard war. Nun fürchtet Camanard um das Leben seines Freundes. Zusammen mit seinen Kollegen Linda und Pierre, dem Team obscure fährt er nach Gordes und trifft auf eine Mauer des Schweigens. Auch die Beamtin vor Ort, Dubac, ist keine Hilfe. Sie sieht ihre berufliche Kompetenz in Frage gestellt. Während Campanard im Kloster ermittelt, fährt Linda zum Mutterkloster und Pierre soll die Stellung vor Ort halten. Alle drei ahnen nicht, dass sie so ihrem Gegner in die Hände spielen. Linda sowie Pierre geraten in dessen Fänge. Nichts ahnend geht Campanard weiter seinen Ermittlungen im Kloster nach und sieht sich mit einer niederschmetternden Wahrheit konfrontiert.

Dies ist mein 2. Fall mit dem Ermittlertrio obscure und erneut hatte ich einen Riesenspaß gepaart mit viel Spannung und überraschenden Wendungen. Jeder der Drei hat seine schmerzvolle Vergangenheit und daraus resultierende Macken. Im Zentrum steht Campanard mit all seinen Eigenheiten und einem dunklen Fleck in der Vergangenheit, der auch zum Leidwesen meiner Neugierde in diesem Band dunkel bleibt. Der Mönch Bernard war mir sehr sympathisch . Er ruht in sich und ist sehr empathisch. Ich konnte gut nachvollziehen, warum er Campanard am Herzen lag. Spannend waren die Einblicke in das Klosterleben. Hinzu kam noch das Gefühl ständiger Bedrohung. Wenn ich eine Hassfigur benennen sollte, dann wäre es Kommissarin Dubac. Diese Meinung teile ich mit Linda.

Ein weiterer Pluspunkt des Krimis neben der fesselnden Handlung ist der Erzählstil. Der Autor malt mit Worten. So konnte ich mir die Landschaft immer gut vorstellen, konnte die Blumen riechen und den Gesang der Vögel hören. Gut gefallen hat mir auch, dass ich liebeswerte Bekannte aus dem 1. Band wieder getroffen habe. Für mich war der Krimi rundum gelungen und ich hoffe deshalb auf eine baldige Fortsetzung.

Bewertung vom 22.03.2025
Gefährliche Lüge (eBook, ePUB)
Zeh, Stefan

Gefährliche Lüge (eBook, ePUB)


sehr gut

Schreckliche Tat oder Phantasterei einer Wahnsinnigen ?
Kommissar Keller erhält von seinem Vorgesetzten den Auftrag, sich um einen mysteriösen Notruf zu kümmern. Eine Frau behauptet, man habe ihr Neugeborenes entführt. Sie beschuldigt die Klinik. Keller hält das für Hirngespinste. Zumal er unbedingt den Mörder seines Kollegen dingfest machen will und sieht dies als seine Priorität. Auf Nachfrage erhält Keller vom ärztlichen Direktor die Information, dass die Patientin unter erheblichen psychischen Problemen leidet. Kellers Kollegin Julia Beck nimmt die Sache ernster und stößt auf einige Ungereimtheiten und Übereinstimmungen mit anderen ähnlichen Fällen. Nun ist auch Keller alarmiert und Beck erhält die Erlaubnis, under cover in der Klinik zu ermitteln , um für ein Verfahren handfeste Beweise zu finden. Julia gerät bei dem Versuch, eine weitere Entführung zu verhindern in Todesgefahr. Keller setzt alles daran, sie zu retten, denn er will nicht erneut einen Kollegen verlieren.

Ich fand die Geschichte bereits nach einigen Seiten packend und verstörend. Ist es möglich, dass Babys in einer Klinik entführt werden. ? Die verzweifelte Mutter trug nicht dazu bei, dass ich ihre Version der Abläufe glauben konnte. Ihr Verhalten schien den Hinweis auf ihre psychischen Probleme zu bestätigen. Irritierend fand ich zudem einen zweiten Handlungsstrang, der in der Vergangenheit spielt und sich mir der Bezug zum aktuellen Geschehen nicht erschloss . Aber ich gebe zu, meine Neugierde war geweckt und dadurch ergab sich ein weiterer Spannungsmoment . Die Lösung des Falles offenbart mal wieder, dass Menschen nichts heilig ist, wenn es ums Geld geht. Gleichzeitig zeigt sich eine Tragödie, die ihren Ursprung in der Vergangenheit hat.

Keller war mir zu Beginn unsympathisch, da er die Sache nicht ernst genommen hat, sie einfach nur lästig fand. Seine Entwicklung war dann so positiv, dass ich gerne wieder mit ihm ermitteln würde. Seine Kollegin Julia habe ich als engagierte und gute Ermittlerin erlebt, die sich aber zu oft von ihren Gefühlen leiten lässt. Insgesamt hat mich der Krimi gut unterhalten und besonders der zweite Handlungsstrang war interessant und ungewöhnlich.

Bewertung vom 21.03.2025
Das Erbe der Karolinger
Crönert, Claudius

Das Erbe der Karolinger


ausgezeichnet

Geschichte spannend und unterhaltsam vermittelt
Ich finde Geschichte, egal welche Epoche, ausgesprochen spannend. Natürlich habe ich von Karl, dem Großen gelesen, aber dann war es das auch. Der Roman bringt mir seinen Sohn, Ludwig, den Frommen, näher und seine Auseinandersetzungen mit seinen Söhnen. Seinen ältesten Sohn Lothar macht er früh zu seinem Nachfolger und Mitkaiser. Im nachhinein muss ich feststellen, dass es in meinen Augen ein Fehler war. Es ist der Beginn eines Konflikts , der ein unrühmliches Ende nimmt.

Vater und Sohn könnten nicht unterschiedlicher sein. Ludwig will Frieden für sein Reich und bemüht sich um Ausgleich. Verhandeln und Kompromisse sind die Mittel seiner Wahl. Lothar sieht sich als wahren Nachfolger seines Großvaters Karls, des Großen. Er hält Krieg und hartes Durchgreifen für den besseren Weg. Seinen Vater hält er für schwach und unfähig. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen . Der endgültige Bruch erfolgt, als Ludwig zum zweiten Mal heiratet. Seine Wahl fällt auf die bedeutend jüngere Judith, die Lothar gerne für dich gehabt hätte. Als Judith Ludwig einen eigenen Sohn schenkt, entsteht daraus auch ein Konflikt mit den beiden jüngeren Söhnen Ludwigs, die ihr Erbe bedroht sehen. Zweimal versucht Lothar seinen Vater abzusetzen und jedes Mal versuchen die beiden Kontrahenten die anderen Söhne auf ihre Seite zu ziehen. Über den Tod seines Vaters hinaus bleibt Lothar unversöhnlich und rachsüchtig. Ich bin froh, dass ich ihn nicht kennengelernt habe. Er ist für mich das personifizierte Böse , machtgierig, egoistisch, brutal und wortbrüchig. Ludwigs Herrschaftsweise entspricht eher unserer Sicht auf die Dinge. Dennoch werfe ich Ludwig vor, dass er die Augen vor der Realität verschlossen hat. Die Welt war nicht reif für seine Sichtweise der Dinge.

Wenn ich ehrlich bin , waren meine Lichtgestalten die Frauen , allen voran Judith. . In der offiziellen Geschichtsschreibung kommt sie nicht gut weg , doch der Autor zeichnet ein völlig andres Bild. Judith ist schön und vor allem klug. Obwohl es eine arrangierte Ehe ist, liebt sie Ludwig , ist ihm eine Stütze und gute Ratgeberin. Besonders imponiert hat mich ihre Weitsicht, Stolz und Würde. Auch ihre jüngere Schwester Emma, die zeitlebens in ihrem Schatten stand, konnte mich für sich einnehmen. Sie war mit Ludwigs jüngsten Sohn , dem kleinen Ludwig, König von Bayern, verheiratet. Auch sie stand ihrem Mann treu zur Seite . Beide waren mit ihrem Anteil an der Macht zufrieden, so scheint es zumindest.

Der Roman liest sich stellenweise wie ein Krimi mit all den Ränkespielen und Machtkämpfen. Zeitweise musste ich mir bewusst machen, dass vieles davon tatsächlich passiert ist und noch heute die Aufteilung Europas mitbestimmt. Mein Eindruck von der Kaiserfamilie war, dass sie sich - wenn man von den damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten absieht, nicht von heutigen Familienclans unterscheidet. Immer geht es letzendlich um Macht, Ansehen und Einfluss. Beim Lesen wurde ich auf jeden Fall auf das beste unterhalten und konnte ganz nebenbei einige Leerstellen in meinen Geschichtskenntnissen füllen.

Bewertung vom 17.03.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Packender Fall mit unvorhersehbaren Wendungen
Ich mag die Justizkrimis der Reihe ausgesprochen gern. Die Fälle sind kompliziert und werfen oft Fragen auf, die fast schon philosophischen Charakter haben, ohne zu belehren oder die Spannung zu stören.
Hier hat der Strafverteidiger Eberhardt es mit einem besonders heiklen Fall zu tun. Dafür gibt es zwei Gründe. Jan Staiger wird vorgeworfen, einen Bekannten mit Liquid Ecstasy getötet zu haben. Die Beweislage ist dünn, bis ein weiteres Opfer zu beklagen ist. Hier zeigen die Beweise eindeutig auf Staiger. Erschwerend kommt hinzu, dass Staiger homosexuell ist, genauso wie seine möglichen Opfer, was Vorurteile den Weg ebnet. Der andere Grund liegt bei Eberhardt selbst. Er weiß nicht, ob er seinem Mandanten trauen kann und zweifelt an seiner Menschenkenntnis. Das lässt ihn in seiner Beweisführung unsicher werden.
Es kommt zum finalen Schlagabtausch vor Gericht mit offenem Ende. Ich liebe diese Wortgefechte, die sprachlich ein Hochgenuss sind. Hier kommt es auf jedes Wort an und zu welchem Zeitpunkt man sein Ass aus dem Ärmel zieht.
Ich gebe zu, zu Beginn war ich mir nicht sicher , ob Staiger nicht doch der Täter war. Zwar fand ich das Verhalten des ermittelnden Kriminalbeamten überzogen, aber korrekt. Trotz meiner Zweifel war mir Staiger nicht sympathisch und so war ich dann doch voreingenommen. Zu meiner Freude und Rettung aus dem Chaos lässt der Autor den Täter immer wieder selbst zu Wort kommen, so dass ich einen Wissensvorsprung bekam. Raffinierter Weise waren die Kapitel so gestaltet, dass ich keine Rückschlüsse auf die Person selbst bekam. Dementsprechend war die Auflösung eine echte Überraschung. Zumal der Autor einige überzeugende Nebelkerzen gezündet hatte , die eine andere Person in den Focus rückte. Mitleid konnte für den Täter nicht empfinden, da mir das Motiv zu selbst bezogen war.
Gerade als ich mich entspannen und gemeinsam mit Eberhardt, seinem Freund Toby, der für ihn als Detektiv tätig ist und dem Rechtsmediziner Jarmer, der bei medizinischen Fragen weiterhilft, den abgeschlossenen Fall feiern wollte, lässt der Autor eine Bombe platzen, die mich fassungslos gemacht hat.
Auf jeden Fall war das Lesen ein einziger Genuss und Freude für mich. Die Handlung war facettenreich und spannend und hat mehrfach meinen Blutdruck in die Höhe getrieben.

Bewertung vom 10.03.2025
Die Reise
Hobbs, Gillian

Die Reise


ausgezeichnet

Mein Höllenritt mit Scarlett geht zu Ende
Ich habe Scarlett über bisher zwei Bände hinweg begleitet. Jedes Mal hat mir die Autorin einen anderen Aspekt dieser interessanten und oft verstörenden Persönlichkeit näher gebracht. Im 1. Band war sie die gnadenlose, raffinierte Rächerin, im 2. Band war sie selbst in Fokus einer perfiden Rache. Ich war gespannt, was mich dieses Mal erwarten würde. Mittlerweile hatte ich Scarlett ins Herz geschlossen, trotz ihrer Verbrechen, Skrupellosigkeit und verletzenden Art. Es gab jedoch immer wieder Momente, in denen sie so was wie Empathie gezeigt hat, besonders wenn es um ihren Ehemann Jacob ging.

Hier nun erhält sie , kurz bevor sie aus dem Gefängnis flieht, einen in einem Brot verpackten Finger, der ohne Zweifel Jacob gehört. Sie ist sich sicher, der Grund für seine Entführung ist sie und das kann sie nicht hinnehmen. Gleich nach ihrer Flucht beginnt eine Art Schnitzeljagd mit verstörenden Ereignissen. Begleitet wird Scarlett vom Kriminalbeamtem Michael Masters, der Scarlett für das personifizierte Böse hält. Er will sie wieder ins Gefängnis bringen, aber auch Jacob retten. Mehrmals wechselt die Autorin den Schauplatz und berichtet, was Jacob erlebt. So lerne ich Scarletts Gegenspielerin kennen, die Scarlett als harmlos erscheinen lässt. Scarlett ahnt, wer mit ihr spielt und weiß, wie bösartig und unberechenbar sie ist. Trotzdem muss Scarlett in die Höhle der Löwin, wenn sie ihre Mission erfüllen will. Es kommt zu einem Showdown, der mich in Atem hält und einige Überraschungen bietet. Trotz aller Grausamkeit macht es mich wehmütig, dass ich Scarlett nicht wiedersehen werde, auch wenn ich weiß, dass es besser so ist.

Ich bin von der Trilogie absolut begeistert, auch wenn sie voller Schrecken und Ungerechtigkeit ist. Eigentlich müsste ich Scarlett verdammen und mich mit Abscheu abwenden. Das konnte ich nicht. Dafür war sie zu faszinierend und ja in vielen Punkten habe ich sie verstanden. Dennoch ist die Reihe nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 09.03.2025
Tatort Ostsee: Falsche Fährten
Esser, Frank

Tatort Ostsee: Falsche Fährten


ausgezeichnet

Täter oder Opfer ?
Ein neues Ermittlerduo betritt die Bühne. Enno Schulz und Karo Lürssen dürfen in Wismar auf Verbrecherjagd gehen. Ich finde die Aachen- Krimireihe des Autors sehr gelungen und war dementsprechend sehr neugierig, wie sich die neuen schlagen. Vorneweg, ich behaupte mal, die Aachner Kollegen haben eine ernstzunehmende Konkurrenz bekommen.

Bereits der Prolog ist nichts für schwache Nerven, denn der Autor schildert den Tod des ersten Opfers Nicole sehr anschaulich. Sofort fällt der Verdacht auf den Verlobten Hartmut Krüger, einen Krimiautor, der schon länger auf einen neuen Bestseller wartet. Er hat kein Alibi und einige Indizien weisen eindeutig auf ihn. Krüger beteuert vehement seine Unschuld. Da er seine Verlobte nach Aussagen verschiedener Bekannten aufrichtig geliebt hat, fehlt das Motiv. Die Ermittler vermuten nun den Grund für die Tat in der Vergangenheit . Tatsächlich gibt es einen dunklen Punkt und somit einen neuen Verdächtigen. Als sich herausstellt, dass Krügers neuer Krimi als Blaupause für den Mord gedient hat, wird es eng für ihn. Erneut kann er den Verdacht entkräften, aber es bleiben erhebliche Zweifel. Zum Glück für ihn ergibt sich eine neue unerwartete Spur mit tragischem Hintergrund, die alles auf den Kopf stellt.

Ich bin von dem Thriller begeistert. gekonnt spielt der Autor mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten der Fakten, die jeweils einen anderen Verdächtigen in den Mittelpunkt stellen. ich war hin und her gerissen, wer der Mörder sein könnte. Die Indizien wiesen in die eine Richtung, Motiv und Bauchgefühl in die andere. Ein wenig hat es mich geärgert, dass die Ermittler sich so auf Krüger fixiert hatten. Erst als sie auch seine Unschuld in Betracht ziehen, kommt Bewegung in den Fall. Der Mörder hat eiskalt agiert - ohne Mitleid oder Bedauern. Ich hatte den Eindruck, die Beamten waren genauso schockiert wie ich. Die ganzen Umstände des Falles waren für mich der Hammer. Andres kann ich es nicht ausdrücken. Mit den folgenden Entwicklungen hatte ich nicht gerechnet und um so mehr war ich begeistert. Nur mein Gerechtigkeitsgefühl hat einen Dämpfer bekommen, den ich wegen der fesselnde Handlung verschmerzen konnte.

Bewertung vom 07.03.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


ausgezeichnet

Geschichtenteppich rund um den Bau des Panamakanals

Ich finde es immer spannend, mehr über die Geschichte eines bekannten Bauwerks zu erfahren. Der Panamakanal war für mich bisher ein geografischer Name , mehr nicht. Und so war meine Neugierde geweckt.
Der Roman begleitet verschiedene Personen ein Stück ihres Weges . Das Bindeglied ist der Bau des Panamakanals, der Arbeit verspricht und große Umwälzungen mit sich bringt.
Meine beiden Lieblingsfiguren waren die 15jährige Ada aus Barbados und Marian aus Tennessee. Adas Schwester ist schwer krank und muss operiert werden. Aber es fehlt das Geld. Adas Mutter , Tochter ehemaliger Sklaven, verdient ihr Geld mit Näharbeiten und das reicht gerade so für den Lebensunterhalt. Arbeit sei in Panama leicht zu bekommen und so macht sich Ada auf den Weg. Ich habe das unglaublich mutig gefunden. Ada ist intelligent und selbstbewusst, aber sie hat die falsche Hautfarbe, auch in Panama, wo die US-Amerikaner das Sagen haben. Durch Zufall lernt sie Marians Ehemann John kennen, der ihr eine Stelle als Betreuerin seiner Frau gibt. Marian hat John eher aus Zufall geheiratet und die beiden leben neben einander her. Marian hat studiert, hat einen wachen Geist, doch die gesellschaftlichen Verhältnisse zwingen sie zu einem abgeschiedenen Leben im Haus. Ada und Marian sind für mich Schwestern im Geiste. Auch Adas Familiengeschichte wird erzählt und die berichtet von sozialer Ungerechtigkeit und Mut.
Unmittelbar einen Einblick in die Kanalarbeiten bekomme ich durch den einheimischen Omar. Omar lebt in einer Welt der Trauer und des Schweigens mit seinem Vater, der nie über den Verlust seiner Ehefrau hinweg gekommen ist. Omar fühlt sich trotz der schweren Arbeit unter den anderen Arbeiter wohl. Hier redet man mit ihm und es wird gelacht. Omar Blick auf den Kanal verändert sich durch einen tragischen Zwischenfall. Ich selbst habe die Arbeitsbedingen als unmenschlich empfunden.
Omars neue Sichtweise führt mich zu Valentina, die mit dem Fischhändler Joaquin verheiratet ist. Ihr Heimatdorf soll wegen dem Kanal umgesiedelt werden. Valentina und andere wollen das nicht hinnehmen und organisieren Widerstand.
Was mir bereits nach wenigen Seiten aufgefallen ist, die Autorin ist eine begnadete Erzählerin. Sie lässt die Figuren lebendig werden und die Umgebung Realität. Jedes Schicksal war spannend und auf eigene Weise berührend und stellt einen anderen Aspekt des Bauprojekts in den Vordergrund. So wie das Schicksal die Einzelnen zusammengeführt hat, trennen sich ihre Wege auch wieder. Manche Hoffungen haben sich erfüllt, manche nicht. Obwohl ich mir einiges anders gewünscht hätte, war es gut so. Das Schicksal frägt nicht nach Wünschen. Mich hat der Roman gefangen und auf die Reise in die Vergangenheit genommen und mir dadurch ein Stück Geschichte und die Menschen dahinter unterhaltsam näher gebracht.

Bewertung vom 03.03.2025
Schweige für immer (eBook, ePUB)
Amphlett, Rachel

Schweige für immer (eBook, ePUB)


sehr gut

Mord in besseren Kreisen
Es hätte der schönste Tag im Leben der 16jährigen Sophie sein sollen. Sie legt ihr Keuschheitsgelübde vor der Gemeinde ab und gleichzeitig wird ihre Verlobung mit dem reichen Erben Josh Hamilton bekannt gegeben. Kurz darauf liegt sie brutal erschlagen im Garten. Detective Kay Hunter und ihre Kollegen beginnen mit ihren Ermittlungen. Die sind frustrierend und kompliziert. Die Mutter der Toten ist eine Lady aus altem Adelsgeschlecht. Der Verlobte ist Sohn eines reichen Amerikaners. Beide Familien haben Beziehungen in die höchsten Kreise und empfinden die Befragungen als persönliche Beleidigungen. Das bedeutet Ärger für Kay, die bereits auf der Abschussliste ihres Vorgesetzten steht. Jede Unkorrektheit wird sofort ihr zugeschrieben und sie muss sich deshalb zusätzlich mit der drängenden Frage beschäftigen, wer ihr schaden will. Wem kann sie noch trauen ? Kay und ihre Kollegen bleiben bei der Mordermittlung dennoch hartnäckig. Beim Blick hinter die ehrbare Fassade entdecken sie einen Sumpf an Schäbigkeit. Am Ende war die Person des Täters nachvollziehbar, aber nicht unbedingt vorhersehbar.

Mir gefallen die Krimis der Autorin sehr. Ich finde sie fesselnd und man kann sehr gut mit rätseln. Die privaten Probleme von Kay ergeben einen zusätzlichen Spannungsbogen, dominieren aber nicht die Handlung. Sie bilden den roten Faden, der die einzelnen Fälle miteinander verbindet. Bei der Ermittlungsarbeit habe ich Kay bewundert, wie sie nach außen Haltung bewahrt trotz Beleidigungen und Anfeindungen. Die betroffenen Familien waren mir von Anfang an unsympathisch mit ihrer Arroganz und vornehmen Getue. Wie beim Häuten einer Zwiebel fallen nach und nach die Schleier der vermeintlichen Ehrbarkeit und zurück bleibt eine korrupte und verkommene Gesellschaft. Und mir bleibt die Erkenntnis , dass man nicht auf den äußeren Schein vertrauen sollte.

Bewertung vom 27.02.2025
Blutrote Grazien
Pamer, Benno

Blutrote Grazien


sehr gut

Grausame Morde und ein Täter jenseits aller Vorstellungskraft
Ich habe vor einiger Zeit meine Liebe zu Thrillern entdeckt, die in Italien angesiedelt sind. Ich schätze die düstere Atmosphäre, die unglaubliche Spannung und eine gute Portion Grausamkeit. Dies trifft in ganzem Umfang auf diesen Krimi zu. Meran, Touristenhochburg, und seine Umgebung werden zur Spielwiese eines äußerst brutalen Mörders, der seine Taten ins Netzt stellt und eine wachsende Anzahl von Bewundern um sich scharrt. Beide Seiten haben mich mit Abscheu erfüllt.

Aron Fischer und seine Kollegin Marie von der Meraner Polizei werden mit dem Fall beauftragt. Beide waren mir von Anfang an unsympathisch. Aron lebt in einer kaputten Ehe. Ich fand sein Verhalten gegenüber seiner Frau als auch gegenüber Marie als unangemessen. Er sieht Marie mehr als Sexobjekt und diese befeuert mit ihrem Verhalten sein Verlangen. Es geschehen weitere Morde, die immer grausamer werden. Verwirrend waren auch die literarischen Neigungen des Täters, der jedem Opfer ein Gedicht widmet. Zur Unterstützung schickt Rom Colonnello Tommaso nach Meran, sehr zum Missfallen von Aron. Mir dagegen war er sehr sympathisch. Was ich gelungen fand, der Autor gewährt Einblicke in die Welt des Täters und seine Chatverläufe. Das war beängstigend, denn , wenn ich mir in einem sicher war, der Mörder war hochgradig psychisch krank und würde nicht von selbst aufhören, zu morden. Besonders abstoßend war für mich sein Chat mit einer gewissen M . Meine Vermutungen über die Person dahinter schossen geradezu ins Kraut. Plötzlich konnte es jeder und jede gewesen sein.

Die Auflösung war in Bezug auf den Täter keine Überraschung mehr, was die Identität von M anbetrifft dagegen schon. Der Auslöser für die Ereignisse war fast so abstoßend wie die daraus resultierenden Taten. Mitleid, Verständnis für die Täter, das kann ich mit einem klaren nein beantworten. Der Thriller ist nichts für zartbesaitete Gemüter , denn der Autor spart nicht mit blutigen Details, so dass auch ich gelegentlich schlucken musste. Das Verwirrspiel um die Person des Täters war in meinen Augen sehr gelungen. Nach ein paar Seiten Startschwierigkeiten hatte der Thriller meine volle Aufmerksamkeit und ich einige Stunden voller Spannung und guter Unterhaltung.

Bewertung vom 23.02.2025
Mord und Flut
Drüppel, Katharina

Mord und Flut


sehr gut

Ein Mörder mit Sinn für Kunst
Kriminaloberkommissarin Levke Tönnens ist aus privaten Gründen von Hamburg zurück an die Nordsee gezogen. Nach dem Tod ihrer Mutter kümmert sie sich um ihren kranken Vater, der ihr das Leben schwer macht. Statt aufzubegehren , frisst Levke im wahrsten Sinne des Wortes alles in sich hinein. Da reißt sie ein Mordfall aus ihrer Lethargie. Ein junger Mann wird nach seiner Ermordung wie ein Kunstwerk zur Schaugestellt. Kurz darauf gibt es wieder einen Mord, der ähnlich gestaltet ist. Zum Glück kann Veit, Levkes Freund aus Jugendtagen, weiter helfen, denn er ist Kunstlehrer. Zwischen den Mordfällen scheint es keine Verbindung zu geben, dennoch liegen Ermittlungen an der Kunsthochschule und deren Umfeld nahe. Und tatsächlich stoßen Levke und ihr Kollege auf dunkle Flecken. Alle Hinweise deuten auf einen Professor, der die Taten vehement bestreitet. Levke gerät gewaltig unter Druck , da weitere Morde befürchtet werden. Erneut geht sie die Fakten durch und findet tatsächlich ein Puzzleteil , das sie an ihrer Menschenkenntnis zweifeln lässt.

Die Idee , den Mörder Kunstwerke mit seinen Opfern nachzustellen zu lassen, fand ich gruselig. Zudem es auch viel Raum lässt, über die Botschaft dahinter zu spekulieren. Die Ermittlungen im Kunstbetrieb fand ich spannend , aber in meinen Augen werfen sie kein gutes Licht darauf. Ich habe zusammen mit Levke im Nebel gestochert. Jede Spur verlief sich im Sande. Das Finale wird dann zum Wettlauf gegen die Zeit, da der Mörder möglicherweise bereits auf dem Weg zu seinem nächsten Opfer ist. Ich fand die Klärung des Falles gelungen und sogar noch bei der Ankunft am Tatort kamen mir neue Zweifel. Mein persönliches Highlight war das Gespräch am Ende zwischen Levke und dem Mörder. Sollte ich bis dahin Mitgefühl gehabt haben, schmilzt es dahin wie Eis im Hochsommer. Die Selbstgerechtigkeit war nicht zum Aushalten. Was mich etwas gestört hat, war, dass Levkes Gewicht ständiges Thema war. Levke selbst war mir sympathisch und ich habe sie als kompetente Ermittlerin erlebt. Insgesamt hat mich der Krimi gut und spannend unterhalten.