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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 999 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


ausgezeichnet

Fesselnder Politthriller mit bestechend aktuellem Bezug
Einen möglichen politischen Skandal aufdecken und damit die Existenz des Zeitungsverlages und dessen Beschäftigten riskieren oder den Mund halten und eine lohnende Fusion mit dem Unternehmen eines Medienmoguls ermöglichen ? Vor dieser Frage steht die Verlagsinhaberin und Herausgeberin Helen der angesehenen "Deutschen Allgemeinen Zeitung " Wie es zu dieser Situation kam, erzählt der Autor in Rückblenden, die einzelne Begebenheiten schildern, die erst nach und nach ein Ganzes bilden. Nach vielen Jahren des Schweigens nimmt eine Freundin von Chefreporter David Jakubowicz Kontakt zu ihm auf und bittet um Unterstützung. Er zögert und kurz darauf kommt sie bei einer Explosion zusammen mit einem weiteren alten Freund ums Leben. Von Schuldgefühlen und Neugierde beflügelt , versucht David Licht ins Geschehen zu bringen. Zusätzlichen Antrieb erhält er, als der BND mit ins Spiel kommt. Der Ursprung der Ereignisse scheint beim Ex-Präsidenten Adam Rycart zu liegen, der an einem tödlichen Gendefekt leiden soll. Würde diese Information an die Öffentlichkeit gelangen, wäre seine politische Karriere beendet. Währenddessen ist die Journalistin Emma Bricks hinter einer Story her. Sie hat einen Obdachlosen kontaktiert, der aktiv am Sturm auf das Capitol beteiligt war und dabei möglicherweise eine Frau getötet hat.
Mein Einstieg ins Buch war etwas holprig, weil die mich kurzen Sequenzen zu Beginn etwas verwirrt haben. Das ändert sich schlagartig , als die Handlung sich überwiegend in der Vergangenheit abspielt. Ich war von der Skrupellosigkeit ,mit der Politiker ihre Pfründe schützen, entsetzt. Korrupt, auf den eigenen Vorteil bedacht sind Menschenleben nichts wert. Hinzukommt, dass sie die Macht und die Mittel haben, ihre Interessen durchzusetzen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Spannend war besonders, dass ich mir nie sicher sein konnte, welche Ziele der Einzelne verfolgt und ob er zu den Guten oder Bösen gehört. Zu meinem Bedauern und auch gelegentlicher Freude lag ich mit meiner Einschätzung mehrmals daneben.
Ganz nebenbei thematisiert der Autor auch die Frage, wem oder was ist eine Zeitung verpflichtet, als er die Verantwortlichen des Verlages über die mögliche Veröffentlichung der brisanten Informationen diskutieren lässt. Für mich war das ernüchternd. Der Extrapunkt, der meine Lesefreude zusätzlich befeuert hat, war die Person Adam Rycart , der große Ähnlichkeit zu Trump aufweist. Die Darstellung durch den Autor war so überzeugend, dass ist sie als mögliche Erklärung für einige Absonderheiten für nachvollziehbar halte, obwohl es natürlich reine Fiktion ist.
Das Buch liest sich packend bis zur letzten Seite und war sprachlich ein echtes Vergnügen. Das Ende ist für mich realistisch, hinterlässt aber bei mir ein Gefühl der Enttäuschung.

Bewertung vom 17.01.2025
Der Unendlichkeit so nah
Kern, Theresa

Der Unendlichkeit so nah


ausgezeichnet

Schöne , unterhaltsame Lesestunden voller Emotionen und historischen Fakten
Emma ist hochbegabt und hatte in der Vergangenheit schon immer Probleme mit sozialen Kontakten. Vielleicht mit ein Grund , warum sie sich so lange ihrem Freund Michael untergeordnet hat. Als sie ihm, der sich aus beruflichen Gründen in den USA aufhält, freudestrahlend berichtet, dass sie kurz davor stehet ins ESA-Astronautenprogramm aufgenommen zu werden, stellt er sie vor die Entscheidung er oder ESA. Als sie aufgewühlt durch Washington läuft, trifft sie durch einen glücklichen Zufall die Amerikanerin Becky und nimmt spontan deren Einladung nach Hawaii an. Dort angekommen fühlt sich Emma sofort heimisch und Beckys Sohn Elias lässt sie auf eine neue Liebe hoffen. Die beiden ahnen nicht, dass sie über die Vergangenheit hinweg miteinander verbunden sind.

Die Autorin nimmt mich auch mit in das Jahr 1904 ins ungarische Temeswar. Dort lerne ich Marie und Susanna kennen. Beide sind überzeugt, nichts kann ihre Freundschaft zerstören. Doch wie so oft hat das Leben was dagegen. Marie und Susanna verlieben sich beide in den jungen Musiker Johannes, der wiederum Marie liebt. Die Eifersucht lässt Susanna Dinge tun, die das Leben der beiden Mädchen nachhaltig verändern wird. Susanna bleibt in Temeswar. Der 1. Weltkrieg bricht aus. Kurze Zeit davor stirbt Maries Mutter und ihr Vater versinkt in Schwermut. Um ihn wieder ins Leben zurückzuholen, finanzieren Freunde die Überfahrt nach New York . Die Wege der Mädchen haben sich getrennt, aber es ist nicht das Ende ihrer gemeinsamen Geschichte.

Die Autorin hat mir wunderschöne Lesestunden beschert . Abwechselnd begleite ich Emma und Elias , dann wieder Marie und Susanna auf ihrem Lebensweg. Dadurch ergeben sich zwangsläufig Cliffhänger, die die Spannung steigern und durch die Gegenüberstellung der Lebensläufe treten Unterschiede klarer zutage. Ich wage nicht zu beurteilen, welches Leben leichter ist. Zumindest hat Emma beruflich mehr Möglichkeiten, aber dadurch auch die Last der Entscheidung. Alle drei Frauen haben gemeinsam, dass Familie und Gesellschaft Erwartungen an sie stellt, die nicht immer mit den eigenen Wünschen harmonieren . Was sie vereint, ist der Wunsch nach Liebe und Glück und ebenso zuverlässig schlägt das Schicksal erbarmungslos zu.

Due Autorin spricht viele gesellschaftliche Probleme und historische Ereignisse ,sowohl damals wie heute , an und bringt sie mir persönlich nahe. Manches wird nur angerissen, was mich aber nicht gestört hat, sonst wäre die Handlung ausgeufert. Und es ist ein Unterhaltungsroman und kein Sachbuch. Aber die Autorin macht Dinge sichtbar und gibt Denkanstöße und ich konnte aus der Fülle der Informationen das auswählen und vertiefen, was meinen Neigungen entspricht Die Geschichte wird mitreißend und lebendig erzählt , so dass ich mich gut in die Figuren hinein versetzen konnte. Manches Verhalten erklärt sich erst durch die historischen Gegebenheiten. Mein Fazit ?Ich bin begeistert und voller Vorfreude auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 16.01.2025
The True Story, Kriminalroman
Harper, Jo

The True Story, Kriminalroman


ausgezeichnet

Fesselnd, verwirrend und voller Emotionen
Tom, Leiter einer SEK-Einheit, wird bei einem Einsatz schwer verletzt. Sein bester Freund und Kollege kommt dabei ums Leben. Gesundheitlich angeschlagen und voller Schuldgefühle gilt es nun einen neuen Platz im Polizeigefüge zu finden. Um seinen Erfahrungsschatz zu erweitern, wird er ausgerechnet dem Morddezernat zugewiesen, das was er absolut nicht wollte. Und es kommt noch schlimmer. Es gibt gleich am ersten Tag einen spektakulären Mord an einer Bestsellerautorin. Zur Hauptverdächtigen avanciert in kürzester Zeit Claudia Kramer. die eher erfolglos Bücher schreibt. Tom hält sie für unschuldig und lässt bald die professionelle Distanz vermissen und setzt damit seine berufliche Zukunft aufs Spiel.

Ehrlich gesagt, konnte ich Tom von Beginn an nicht ausstehen. Schweres Schicksal hin oder her, fand ich seine negative Sichtweise auf wirklich alles bei seiner neuen Dienststelle nur kindisch. Mit der Zeit wurde ich richtig wütend. Hinzu kam, dass er sich für was besseres hält und mitleidig auf die neuen Kollegen herabsieht, die sich Mühe geben, ihn zu integrieren. Dabei hat er fachlich einige Defizite, weil es bisher einfach nicht zu seinen Aufgaben gehört hat. Ganz schlimm wird es , als er sich für Claudia verantwortlich fühlt und berufliche Regeln für sie bricht. Seine Vorgesetzte erkennt die Gefahr, versucht gegen zu steuern und hat in meinen Augen eine Engelsgeduld. Mein persönliches Problem war. dass ich Claudia von Herzen nicht leiden konnte. Wie sie versucht Tom an sich zu binden, indem sie sich manchmal lasziv gibt , dann wieder auf kleines Mädchen macht, trieb meinen Blutdruck in die Höhe.

Der Fall selbst ist knifflig und gibt Einblicke in das Haifischbecken des Literaturbetriebes. Es geht um viel Geld, Plagiate und nicht zuletzt Ruhm. Das Opfer macht dabei keine gute Figur. Auch in dessen unmittelbaren Umfeld gibt es Konkurrenz und Neid und somit eine weitere Anzahl an möglichen Tätern. Die Auflösung war dann eine echte und ausgesprochen gelungene Überraschung. Man sollte nicht alles glauben, was man sieht und hört und vor allem nicht den eigene Erwartungen gemäß interpretieren. Zur Spannung beigetragen hat für mich der Erzählstil. Die Autorin lässt Tom und Claudia abwechselnd die Ereignisse aus ihrer Sicht erzählen. Das war für mich häufig der Auslöser für meine Emotionen. Meine Sicht auf Tom wurde gegen Ende bedeutend milder. Insgesamt hat mich der Krimi sehr gut unterhalten und mehr als einmal überrascht.

Bewertung vom 14.01.2025
Inselmanege auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Menzel, Marlene

Inselmanege auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zirkusbesuch mit tödlichen Ende
Die Inselpolizistin Anke war schon immer vom Zirkus begeistert. Spontan beschließt sie ihren Kollegen zu einem Zirkusbesuch einzuladen, als der kleine Zirkus Mentjes auf Spiekeroog gastiert .Reik ist mäßig begeistert, aber gutmütig wie er ist, begleitet er Anke. Mit wachsender Begeisterung verfolgen die beiden die Vorstellung bis zum Höhepunkt der Show, die Trapeznummer. Vor ihren Augen stürzt die junge Seiltänzerin in den Tod. Anke und Reik kümmern sich sofort um alles, da nicht eindeutig geklärt ist, ob es ein Unfall war. Die Zirkusleute müssen befragt werden und so mach einer hat ein dunkles Geheimnis. Von wegen große Familie, hier ist viel Neid und Ablehnung im Spiel. Die Obduktion ergibt, es war tatsächlich Mord und macht die Aufklärung um so dringlicher. Und in den Nachforschungen findet immer wieder ein Unglücksfall aus dem Jahr 2000 Erwähnung. Ein Mordmotiv ?

Ich fand die Atmosphäre des Zirkusbesuches wurde sehr gut eingefangen und dargestellt. Der Sturz vom Seil war ein echter Schockmoment für mich. Interessant waren die Ausführungen zu den Problemen, mit denen ein Zirkus heutzutage kämpfen muss. Von wegen Zirkusromantik ! Ein Zirkus ist letzten Endes ein Unternehmen, das Profit erwirtschaften muss. Auf der Suche nach dem Täter konnte ich wieder sehr gut mit rätseln , was mir an der Krimireihe sehr gut gefällt. Die Lösung des Falles war gelungen und dieses Mal gilt mein Mitgefühl dem Täter, dessen Motivation so gut zu verstehen ist, wenn auch der Mord an sich keine Zustimmung finden kann und darf. Ich , hoffe, er findet einen milden Richter. Zudem hat mein Herz erwärmt, dass Anke möglicherweise Klaas eine Chance gibt. Klaas hat wohl mit seinem Verhalten nicht nur bei mir gepunktet.

Bewertung vom 13.01.2025
Ein Schimmer am Horizont
Oppenlander, Annette

Ein Schimmer am Horizont


ausgezeichnet

Flucht in ein besseres Leben ?
Amerika, das Einwanderungsland für so viele Europäer, die dort auf ein besseres Leben gehofft haben. Was waren das für Menschen ? Was hat sie dazu bewegt und was haben sie erduldet ? Die Autorin gibt den Auswandern am Beispiel zweier Ehepaare ein Gesicht.

Davin lebt 1848 in Irland, ein Land im Würgegriff einer verheerenden Hungerkatastrophe und durch die Engländer schmählich im Stich gelassen. Es gibt keine Zukunft für die Iren und Davin beschließt bei den verhassten Engländern zu arbeiten, um seinen Eltern Geld schicken zu können. Als er in Dublin ankommt, wo er nach Liverpool übersetzen will, erfährt er vom Tod der Eltern. Ohne Plan streift er durch den Hafen und trifft die junge Witwe Kate mit ihrem Sohn Peter. Er fühlt sich aus einem nichtigen Anlass für sie verantwortlich und heiratet sie, um gemeinsam nach Amerika auszuwandern. Eine Ehe ohne Liebe mit einer Frau, die mehr an sich denkt als an andere. Auf dem Schiff trifft er die deutsche Auswanderin Mina , die mit ihrem Mann Roland aus einem kleinen Dorf bei Freudenstadt geflohen ist. Mina ist auf Rolands charmantes Lächeln hereingefallen und landet in der Hölle. Roland vertrinkt und verspielt das wenige Geld, das er als Tagelöhner verdient und neigt zudem zu Gewaltausbrüchen gegen Mina. Aufgrund der geltenden Gesetze hat Mina mit der Heirat alle Rechte verloren und ihr Schicksal ist auf Gedeih und Verderb mit Rolands verbunden. Davin und Mina verlieben sich in einander ohne Hoffnung auf Erfüllung.

Beide Schicksale haben mich sehr berührt. Mina ist Roland recht-und hilflos ausgeliefert. Selbst , wenn sie etwas verdient, gehört es ihm. Die Hungerkatastrophe in Irland ist ein tiefdunkler Fleck in Englands Geschichte. Erschreckend wie man sehenden Auges ein ganzes Land dem Hungertod preis gibt. Man kann die Menschen, die sich gegen ihr Schicksal stemmen und den beschwerlichen und gefährlichen Weg ins "Gelobte Land " auf sich genommen haben, nur bewundern. Die Strapazen scheinen nie zu enden. Alle scheinen nur darauf bedacht, aus dem Elend das meiste Kapital zu schlagen. Die Zustände während der Überfahrt lassen sich mich an die unsäglichen Sklaventransporte denken. Es wird wohl kein großer Unterschied gewesen sein. Glücklich, wer diese Höllenfahrt überlebt hat. Doch Amerika ist nicht für alle das erwartete Land, in dem Milch und Honig fließen.. Viele haben sich zum Preis der Seepassage , den sie sich sonst nicht hätten leisten können, blind an einen Arbeitgeber für Jahre verkauft, um nun erneut ausgebeutet zu werden. Ich habe Davin und Mina von Herzen eine glückliche gemeinsame Zukunft gewünscht. An dem Punkt, an dem ich sie am Ende des ersten Teils ihrer Geschichte verlasse, scheint es ein Traum zu bleiben.

Bewertung vom 12.01.2025
Das Geheimnis des Toten
James, Evelyn

Das Geheimnis des Toten


ausgezeichnet

Ein Cold Case für die Privatermittlerin Clara Fitzgerald
Nach ihrem ersten Mordfall fühlt sich Clara nun wieder in der Lage, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Als sie per Zufall den charmanten Flieger Captain O`Harris kennenlernt, hat sie auch gleich einen neuen Fall. Sein Onkel Goddard starb vor vielen Jahren. Nachdem seine Frau, Captain O`Harris Tante seinen Tod festgestellt hatte und einen Arzt rief, verschwand die Leiche. O`Harris möchte wissen, ob es Mord war und wohin die Leiche verschwunden ist. Mit leichtem Unbehagen macht sich Clara an die Aufgabe. Nicht , dass sie sich die Lösung des Rätsels nicht zutraut, sie befürchtet eher, dass sie Geheimnisse aufdeckt, die O?Harris nicht gefallen könnten. Befeuert werden ihre Bedenken noch, weil sie den Captain sehr sympathisch findet. Die Nachforschungen gestalten sich schwierig, schließlich ist schon eine lange Zeitspanne vergangen. Doch bereits nach kurzer Zeit steht für Clara fest, dass es Mord war und vermutet den Täter im Kreise der Familie. Gleichzeitig macht sie sich Sorgen um ihren Bruder Tommy, der von der Fliegerei begeistert ist und deshalb O`Harris Angebot, ihn bei seiner geplanten Atlantiküberquerung als Copilot zu begleiten, annimmt.

Schritt für Schritt nähert sich Clara der Wahrheit und stößt auf eine Tragödie, die zu einer späten Rache führt. Die Mordmethode, deren der Täter sich bedient hat, ist genial und zeigt Claras vielfältiges Wissen und ihre Kombinationsgabe. Auch das Rätsel um die verschwundene Leiche wird geklärt. Hierbei kann Clara zeigen, was für ein großes Herz sie besitzt. Ich fand die Lösung sehr berührend. Das war nun mein zweiter Fall mit Clara, den sie mit Hilfe ihres Bruders Tommys lösen kann und ich bin mittlerweile Fan. Mit ihren Fähigkeiten muss sie sich nicht hinter Sherlock Holmes verstecken, übertrifft ihn aber mit ihrer Empathie und zugewandten Art um Längen.

Bewertung vom 08.01.2025
Der Narbenschneider (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Der Narbenschneider (Thriller)


ausgezeichnet

Tödliches Blond
Nach ihrem ersten gemeinsamen Fall ist Frank wieder Hamburg und Tabea macht die Ausbildung zur Ermittlerin in Lüneburg. Als eine schrecklich zugerichtete Frauenleiche in Hamburg gefunden wird, fordert Franks Vorgesetzter Tabea zur Unterstützung an. Das Opfer ist während einer Kneipentour mit ihrer Freundin verschwunden und wurde dann tot aufgefunden. Mehr ist nicht bekannt und die schwierige Suche nach dem Täter beginnt. Selbst das Geschlecht des Mörders ist offen. Die Tote hatte eine Strähne blonden Frauenhaars in der Hand und ihre eigene Haarfarbe war ebenfalls blond. Kurz darauf gibt es ein zweites Opfer mit ähnlichem Aussehen und identischer Tatausführung. Je mehr Fakten bekannt werden, um so unschärfer wird das Bild. Die Teile wollen einfach nicht zusammen passen. Durch eine Zeugin kommen die Ermittler auf die entscheidende Spur und damit beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn ein weiteres Opfer wurde entführt.

Erneut nimmt mich der Autor mit auf eine Reise in die dunklen Abgründe der menschlichen Seele. Die Mordmethode ist unglaublich brutal, was allein schon eine Gänsehaut beschert. In Einschüben kommt, wie immer beim Autor, der Täter zu Wort. Zu Beginn ergaben seine Äußerungen keinen greifbaren Sinn für mich, um am Ende Entsetzen auszulösen. Weitere Spannung erhält der Thriller durch das ungeklärte private Verhältnis zwischen Tabea und Frank.

Die Suche nach dem Täter ist packend. Dabei fand ich die verschiedenen Erklärungsversuche der Täterpersönlichkeit besonders interessant. Der Fall endet mit einen echten Showdown. Das heißt nicht ganz. Das letzte Wort hat der Mörder und sollte ich bisher doch so etwas wie Mitleid empfunden haben, beherrscht min nun nur der Wunsch, er möge für immer eingesperrt bleiben. Der Autor beherrscht das Spiel mit dem Schrecken, Andeutungen und unerwarteten Wendungen perfekt und ich genieße meine Gänsehaut beim Lesen.

Bewertung vom 07.01.2025
Sonne, Schnee und Märchenprinzen
Pichler, Daniel

Sonne, Schnee und Märchenprinzen


ausgezeichnet

Ein Skilehrer hat es auch nicht leicht
Der Autor erzählt die Geschichte des jungen Martin , der ende der 90ziger Jahre in einem kleinen Dorf bei Kitzbühel lebt. Martin hat die Schule abgeschlossen, aber was nun ? Die besorgten Eltern drängen auf eine Ausbildung. Martin möchte Journalist werden, was bei seiner Mutter auf wenig Gegenliebe stößt. Da erscheint es ein Geschenk des Himmels, dass Martin das Angebot erhält, in der kommenden Skisaison als Lehrer zu arbeiten. Das bringt Geld und verschafft Zeit für die weitere Zukunftsplanung. Martin bekommt es mit den unterschiedlichsten Kursteilnehmer zu tun . Das ist nicht immer einfach und hat bei mir für einige Heiterkeitsausbrüche gesorgt. Und natürlich spielt die Liebe eine große Rolle. Martin ist gutaussehend, aber sehr schüchtern im Umgang mit dem anderen Geschlecht und hatte deshalb noch keine feste Freundin. Zu seiner Überraschung wird er von den Kursteilnehmerinnen jedlichen Alters angeflirtet, was ihn erstmal überfordert. Allmählich gewinnt er an Selbstvertrauen und d so kommt es, dass er gegen Ende zwischen zwei Frauen steht. Tanja, eine Touristin aus Düsseldorf und die sympathische Niki aus Innsbruck. Martin ist im Gefühlschaos.

Der Roman hat in meinen Augen großen Unterhaltungswert. Martin ist sehr sympathisch und herrlich normal. Ich konnte mich in einigem wiedererkennen. Die erwähnten Songs, Filme und VIPs waren mir bekannt und haben zusätzliche Erinnerungen geweckt. Die einzelnen Schülergruppen werden sehr lebendig und mit Witz geschildert, angefangen von der quirligen Kindergartengruppe bis hin zur der ein Sexabenteuer suchenden Kegelschwester. Ich hatte jede Menge Bilder im Kopf und konnte mehrfach herzlich lachen. Auch Martins Probleme mit der Weiblichkeit waren oft amüsant. Gegen Ende wird es dann sehr romantisch, als Martin seine wahre Liebe für sich gewinnen will und sie ihn schließlich erhört. Auch beruflich geht der Weg in die erwünschte Richtung und so sind am Schluss alle zufrieden, einschließlich mir , weil ich ein paar unterhaltsame Lesestunden hatte.

Bewertung vom 06.01.2025
Der Eispalast - Die Kür ihres Lebens
Rosenthal, Rena

Der Eispalast - Die Kür ihres Lebens


ausgezeichnet

Meilenstein der Frauenemanzipation im Sport unterhaltsam verpackt
Madge lebt für den Eiskunstlauf und ist selbst eine begnadete Schlittschuhläuferin . Leider hat ihr Vater ihr verboten, bei Wettbewerben anzutreten, da er befürchtet, dass sie durch ihr Verhalten dem Ruf der Familien und damit ihrem sozialem Status schaden könnte. Madge beschränkt sich deshalb darauf, ihre Geschwister im Paarlauf zu trainieren, damit sie erfolgreich an der Weltmeisterschaft teilnehmen können . Frauen können zu diesem Zeitpunkt nicht als Einzelläuferinnen starten. Um ihren Vater nicht zu enttäuschen, hat sich Madge ganz dem traditionellen Frauenbild verschrieben und lehnt deshalb den Kampf für das Frauenwahlrecht ab. Madges bisher langweiliges Leben wird durch 2 Dinge auf den Kopf gestellt . Sie lernt Julianna kennen, die ihr die Wiener Schule des Eislaufens zeigt, von dem sie sofort begeistert ist. Außerdem ist Madge unsterblich in den Eisläufer Benedict verliebt, was sie als Frau nicht zeigen darf, sondern darauf warten muss, dass Benedict, sie wahrnimmt. Gemeinsam mit Julianna entwickelt Madge einen kühnen Plan , der ihr die Teilnahem an der Weltmeisterschaft ermöglichen soll, damit ihr Vater ihren Wert erkennt und gleichzeitig Benedict für sich zu gewinnen. Kurz vor dem Wettbewerb verletzt sich ihr Partner Edgar und damit scheint Madges Plan zu scheitern. Kurz entschlossen setzt sie alles auf eine Karte, um den Start als Einzelläuferin zu erkämpfen.

Mir ist gleich zu Beginn die Erzählweise angenehm aufgefallen. Madge und Julianna kommen abwechselnd zu Wort und so erfahre ich viel über beide Frauen, auch über ihre Wünsche und Ängste . Julianna ist eine kämpferische Verfechterin der Frauenrechte, was zu hitzigen Diskussionen mit Madge führt. Ich fand es überzeugend dargestellt ,wie Madge sich allmählich für den Kampf der Suffragetten erwärmt und ihr dann ein böser Schicksalsschlag die Augen öffnet. Mir waren die Beschränkungen für Frauen im Sport nicht bewusst, was mich selbst überrascht hat, denn auch heute ist in manchen Sportbereichen noch keine Rede von Gleichberechtigung . Verpackt in die spannende und bewegende Geschichte sind viele Informationen über die damalige Stellung der Frau und den Kampf für die Gleichberechtigung. Mit Madge und Julianna habe ich von Herzen mitgefühlt und gelitten. Der Roman hat ein versöhnliches Ende, macht dabei neugierig auf den 3. Teil, den ich unbedingt lesen will.

Bewertung vom 05.01.2025
Harz aber herzlich
Godazgar, Peter;Kui, Alexandra

Harz aber herzlich


sehr gut

Unterhaltsam mit Witz und Ironie, aber wenig Krimihandlung
Vorneweg, ich mochte das Buch sehr und würde auf jeden Fall einen weiteren Besuch in Düsterode wagen. Manche mögen nun überrascht sein, weil die Krimihandlung erst auf den letzten Seiten wirklich eine Rolle spielt. Ich fand die Geschichte so witzig und vieles . was heute soo wichtig ist, so treffend überzeichnet, dass ich sehr gut unterhalten wurde. Mein Spannungsbogen ergab sich aus meiner Vorfreude, in welches Fettnäpfchen als nächstes getreten wird.
Die Hamburgerin Ariane tritt ihre Stelle beim Tourismusverband als Sensitivity-Managerin in Düsterode an . Sie soll Diversity und Political Correctness in die kleine Gemeinde bringen. Wie nicht anders zu erwarten, treffen zwei Welten aufeinander. Dabei hat Ariane auch einen Rucksack voller Vorurteile und Klischees dabei und nimmt ihre neue Umwelt durch diese Brille wahr. Dieser Widerspruch war für sich genommen schon humorvoll. Andreas, Vegetarier und Yoga affin, ist Dorfpolizist aus Überzeugung. Er ist empathisch und den Bewohner zugewandt. Auch er hat seine Schwierigkeiten mit der neuen Sprachregelung, ist in meinen Augen aber viel aufgeschlossener als Ariane. Diese macht sich mit viel Energie und Enthusiasmus an die Arbeit und bringt innerhalb kürzester Zeit fas alle gegen sich auf , besonders als sie die Harzpachen ihr Vereinsgelände streitig macht. Kulturelle Aneignung geht gar nicht.

Die Krimihandlung blitzt gelegentlich auf, so als Ariane gleich zu Beginn einen toten Wanderer findet, was als Unfall abgetan wird. Als sich die Unfälle häufen, wird auch Andreas misstrauisch. Seine Kollegen in Magdeburg sind mit einem Mädchenmörder beschäftigt und deshalb ist Andreas auf sich allein gestellt. Obwohl nicht ganz, er erhält unerwünschte Unterstützung von Ariane. Dabei sind die beiden ein tolles Team, die beide Mordserien aufklären.
Ich mochte sowohl Andreas als auch Ariane, die ich gelegentlich als anstrengend empfunden habe mit ihrem Gendern und korrekten Ausdrucksweise. Mein Herz erobert haben zudem Frau Krause, Andreas Schafpudel und Woody, Arianes Goldendoodle . Für mich war das Buch ein gelungener Wohlfühl (-Krimi) Roman.