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Gabi S

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Eine Geschichte über 600 Seiten, eine 30 jährige Suche nach der Wahrheit, die zur Obsession wird.
Patch und Saint, zwei befreundete Teenager werden von einem Tag auf den anderen ihre Jugend, ihres Glückes und ihrer Hoffnungen beraubt.
Fortan suchen beide verzweifelt ein Mädchen, das für all die anderen bloße Einbildung ist.
Wie dies Chris Whitaker schildert und beschreibt, die qualvolle Suche oftmals beklemmend und verstörend. Sein Schreibstil und die feinfühlige Beschreibungen des Settings habe ich bereits bei "Was auf das Ende folgt" bewundert. Grandios erzählt und fesselnd.
In diesem Roman werden viele Puzzleteile aus zwei Jahrzehnten zusammengefügt, Vermutungen und Ergebnisse erweisen sich oftmals als falsch und werden schnell wieder verworfen und neue tauchen auf.
Während Patch das Mädchen Grace, dass ihn während seiner 307 tägigen Gefangenschaft beistand finden möchte um es zu befreien, möchte Saint es finden um Patch zu erlösen. Beide gehen inzwischen getrennte Wege, Saint ist verheiratet, ihre tiefe Zuneigung zueinander besteht immer noch und die Suche vereint sie.
Immer tiefer wird man in die Geschichte hineingezogen und verspürt den seelischen und körperlichen Schmerz der Protagonisten.
Ein Highlight, absolut lesenswert

Bewertung vom 17.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


sehr gut

Auf dem Cover zwei spielende Kinder am Strand, vermittelt vordergründig eine heitere Stimmung, doch dunkle Wolken ziehen am Horizont auf
Sehr passend gewählt, in dem Roman stehen über allen Akteuren dunkle Wolken und Geheimnisse.
Im Original "Little Monsters" (der Kosename, den Adam seinen beiden Kinder gab) und Cover Zwei junge Menschen am Strand
In der der feinsinnig Geschichte geht es um Familienbande, kompliziert und schwierig. Wie die Vergangenheit, die Gegenwart beeinflusst, wird an jeden der Protagonisten überdeutlich. Schuldgefühle und Eifersucht, Rivalität unter Geschwistern, und dennoch Zusammengehörigkeit.
Kurz vor dem 70. Geburtstag des Meeresbiologe Adam Grandner, brauen sich gewissermaßen dunkle Wolken am Horizont auf. Nach dem frühen Tod seiner Frau hat er seine beiden Kinder Ken und Abby aufgezogen. Er leidet an einer Bipolaren Störung und setzt seine Medikamente ab um weiterhin an seiner Forschung zu arbeiten
Ken, Immobilienunternehmer inzwischen verheiratet und Abby eine aufstrebende Künstlerin beide ehrgeizig und in ständiger Konkurrenz.
Eines Tages taucht Seth auf .. und drängt sich in dieses Familiengeflecht
Aus Sicht der unterschiedlichen Figuren wird abwechselnd die Geschichte erzählt und es fiel mir leicht, der jeweilige Schilderung und die Empfindungen nachzuvollziehen.
Sehr schöner Schreibstil, Spannung und Dramatik gepaart mit sensiblen Themen

Bewertung vom 19.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Sarah Winman ist wieder ein sprachlich wunderschöner Roman gelungen - die Geschichte, tritt fast ein wenig in den Hintergrund.
Florenz, 1944 während des Zweiten Weltkriegs - Die Kunsthistorikerin Evelyn Skinner und Private Temper begegnen sich auf einer Landstraße in der Nähe von Florenz. Die 64 jährige Evelyn möchte Kunstschätze in Sicherheit bringen, der 24 jährige Ulysses wird bald ihr Verbündeter in dieser Mission.
"Die schönen Künste öffnen uns die Augen für die Schönheit der Welt." Ihre besondere Sicht auf Kunstwerke wird in zeitlebens begleiten.
Nach dem Krieg, Ulysses ist zurück in London, seine Frau Peg hat inzwischen ein kleine Tochter namens Alys. Sie lassen sich scheiden, bleiben jedoch Freunde
Eine bunte, schräge Truppe bevölkert den Pub in dem Ulysses arbeitet. Sie alle bilden einen kleinen eigenen Kosmos.
Ulysses fühlt sich eng verbunden mit Alys, auch weil sie seinen Blick auf das Schöne teilt. Gemeinsam mit Ihr, Cress und dem sprechenden Papagei Claude machen sie sich auf die Reise nach Florenz
Jahre später begegnen sich Ulysses und Evelyn wieder
All dies liest sich, dank des wunderschönen Schreibstils, der atmosphärischen Schilderungen und nicht zuletzt auch wegen der besonderen Charaktere äußerst kurzweilig.
Und nach über 500 Seiten hat man selbst einen Blick durch das Fenster zur Welt gemacht auf all ihre Schönheit, auf Freundschaften, Liebe, Kunst, aber auch Verlust und Trauer. Alles, was das Leben ausmacht
Fazit: Ein ruhiger Roman, sprachlich sehr schön, hoffnungsvoll, zum Wohlfühlen und Genießen

Bewertung vom 19.04.2024
Astrids Vermächtnis
Mytting, Lars

Astrids Vermächtnis


ausgezeichnet

Grandioses Ende der Trilogie - bis zur letzten Seite des dritten Bandes fesselte mich die Geschichte über die "Schwestern-Glocken" und ihre Beschützer und besonders ihrer Beschützerinnen.
Astrid, die ebenso kämpferisch wie ihre Großmutter ist, versucht hinter das Geheimnis des berühmten "Hekne-Teppichs" zu gelangen. Zwei junge Frauen, siamesische Zwillinge knüpften diesen, vor über 400 Jahren. Ihnen zu Ehren wurden damals zwei Glocken gegossen, die ebenso für alle Zeit untrennbar verbunden sein sollten
Lars Mytting taucht ganz tief in diese Zeit ein, erzählt packend und mitreißend von Menschen in einem kleinen norwegischen Dorf. Der dritte Teil umfasst die Jahre 1936 - 1945 und bietet kleine Rückblenden in die Vergangenheit. Es werden kämpferische Menschen beschrieben, schwache Menschen, irregeleitete und böse und die Natur als stiller Beobachter und Begleiter.
Ein sehr intensiver Roman, sehr sprachgewaltig, der mich in eine andere Zeit entführte
Das Cover passend gewählt, gefällt mir gut
Klare Empfehlung für anspruchsvolle Leser/Leserinnen historischer Stoffe

Bewertung vom 08.04.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


sehr gut

Leo Ahorn, Besitzer eines Schreibwarengeschäftes ist seit Tagen verschwunden, seine Frau Viola wendet sich an eine Detektei. Nach einem Besuch seiner Stamm-Kneipe kehrte er nicht mehr nach Hause zurück.
Viola hält nicht viel von der Polizei und beauftragt, deshalb Tabor Süden mit der Suche, sie selbst ist ihn dabei keine Hilfe, da sie ihn von Anfang an belügt und nicht erkennbar ist, ob sie ihren Mann überhaupt wiederhaben will.
Nachdem die Leiche von Leo Ahorn in einem Kofferraum gefunden wird, ermittelt nun auch die Polizei, Fariza Nasri, eine ehemalige Kollegin Tabors, leitet den Fall.
Diese erwartet bei den Vernehmungen oftmals nur "Gedöns", immer tiefer taucht sie in das Leben der unterschiedlichen Figuren ein. Alle vom Leben gezeichnet, sehr speziell und desillusioniert.
Der Roman ist kein Krimi im üblichen Sinne, bei dem sich Ereignisse überschlagen und Verdachtsmomente sich häufen. Vielmehr bietet der Autor einen Blick in Abgründe, in die Psyche der Akteure, die zumeist sehr dunkel ist.
Mir hat das Buch gut gefallen, eine Charakterstudie und Milieubeschreibung, die sich ganz langsam entwickelt. Kein Krimi oder Thriller im üblichen Sinne.
Die bedächtigen Schilderungen sind gewöhnungsbedürftig, aber lohnend.
Das Cover vermittelt Alltag, ein Zebrastreifen, Menschen, diese nicht erkennbar - passend zur Geschichte gewählt

Bewertung vom 03.04.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


gut

Vincent van Gogh - kaum jemand kennt nicht seine Gemälde, seine Sonnenblumen beinahe allgegenwärtig. Das Buch erklärt wieso dies so ist.
Der Roman von Simone Meier hat mich deshalb sofort angesprochen. Seine Gemälde wurden erst nach seinen Tod bekannt.
Theo, ist zeitlebens sehr eng mit seinen Bruder Vincent verbunden, er fördert und unterstützt ihn.
Vincent nimmt sich mit nur 37 Jahren das Leben, kurze Zeit später stirbt auch Theo, an Syphilis. Zurück bleibt Jo, sie erkennt die besondere Kraft der Bilder und beginnt diese auf dem Kunstmarkt zu veräußern. "Außer den Menschen, denen Vincent nahestand, versteht niemand dessen Kunst. Sie will das ändern."
Gerne hätte ich noch mehr über sie und ihre "Mission" erfahren. Sie sorgt dafür, dass die Bilder in Ausstellungen und Museen zu betrachten sind, möglichst viele sollen die Gemälde sehen.
Und die zweite Frau in der Geschichte: Gina, die ein Buch über Jo fast zwanghaft schreiben muss, weil, wie sie es ausdrückte "Jo sich ihr in den Weg stellte und dort stehen blieb".
Die Handlung springt zwischen den beiden Frauen hin und her - bis beide zum Ende hin verschwimmen und sich miteinander unterhalten und beraten. Ohne den Part der Gina, hätte ich mir durchaus auch den Roman vorstellen können
Fazit: Ein lohnendes Buch - macht neugierig auf die Bilder van Goghs, aber noch vielmehr auf Jo van Gogh-Bonger
Der Schreibstil flüssig, mitreißend und kraftvoll

Bewertung vom 17.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


sehr gut

April 1948 - Anne Stern entführt uns gedanklich nach Dresden, sie lässt die damalige Zeit in dieser Stadt auferstehen. Sehr detailliert, historisch gut recherchiert beschreibt sie Dresden in dieser dramatischen Zeit, auch die eingefügte Briefe und das umfangreiches Nachwort helfen der Einordnung.

Bin gleich wieder tief in die Geschichte eingetaucht, die alte Bekannten und liebgewordene "Freunde" aus Band 1 waren mir gleich wieder vertraut.
Inzwischen sind 10 Jahre vergangen. Die unterschiedlichen Figuren der Geschichte haben sich auch eine Stück weit verändert, sind erwachsener geworden und reifer.
Elise und Adam Jacobi haben ein kleines Mädchen adoptiert, dass bringt ein wenig Sonnenschein und Liebe in die eher freudlose Ehe.
Die Stimmung im Land ist aufgeheizt, Menschen sind unzufrieden und fordern lautstark ihre Rechte ein.
Elises jüngere Schwester Barbara ist sehr aktiv in einer Frauenbewegung und auch Elise begehrt auf. Sie liebt die Musik über alles und möchte so gerne auf die große Bühne. Mit der ihr zugedachten Rolle will und kann sie sich nicht abfinden.
Anne Stern schildert dies alles sehr lebendig, der Schreibstil auch dieses Mal wieder flüssig und fesselnd. Die Schilderungen rund um das Opernhaus, die Dramen auf und hinter der Bühne, aber auch die sehr detaillierten Beschreibung der Dresdner Altstadt haben mir gut gefallen, man versinkt förmlich in diese Zeit.
Richard Wagner und Gottfried Semper unterstützen die revolutionären Pläne, die
immer größer werden und es kommt zum Aufstand.
Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte
Cover mit Wiedererkennungswert

Fazit: Gelungene Fortsetzung des ersten Teils, fesselnde Zeitreise eingebettet in eine Geschichte zum Mitfiebern und Mitbangen

Bewertung vom 17.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


sehr gut

Marie Benedict studierte Geschichte und Kunstgeschichte - seit einigen Jahren widmet sie ihre Aufmerksamkeit klugen, begabten Frauen, deren Leistungen und Engagement nur wenig gewürdigt wurden.
In ihrem neusten Roman steht die, 1920 in London geborene Rosalind Elsie Franklin im Fokus. Die britische Biochemikerin, war unter anderen maßgeblich an der Erforschung der Doppelhelixstruktur der DNA beteiligt. 1962 wurden allerdings Watson und Crick mit dem Nobelpreis für diese Entdeckung ausgezeichnet

Obwohl der Roman viel wissenschaftliche Fakten, sehr komplexe Untersuchungsergebnisse und Fachausdrücke enthält liest er sich Dank des angenehmen Schreibstils sehr flüssig. Rosalinds täglichen Kämpfe und ihre Frustrationen in einen von Männern dominierten Umfeld werden sehr spürbar geschildert.
Ihr großer wissenschaftlicher Eifer, der auch von der eigenen Familie nicht verstanden wurde, machte sie auch zur Außenseiterin.

Der Roman über das leider nur sehr kurze Leben der genialen Rosalind Franklin ist äußerst lesenswert und bietet einen kleinen Überblick über ein spannendes Forschungsfeld.
Das Cover gefällt mir - passend zur Thematik gewählt

Bewertung vom 02.03.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

Zu Beginn der Geschichte wird ein tragischer Autounfall geschildert - Sarah und Theo, zwei Geschwister und das Nachbarmädchen Misty sind gemeinsam im Auto unterwegs. Die Jugendlichen sind angetrunken und Theo steuert den Wagen. Wegen eines kurzen Moments der Unaufmerksamkeit kommt es zu einem tragischen Unfall, bei diesen Misty stirbt.

Wie kann das Leben danach weitergehen?

Familie Wilf beschließt für sich über den Unfall und den Tod des Nachbarmädchens Misty fortan zu schweigen, als Fahrerin wird Sarah genannt.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird deutlich, wie sehr darunter alle leiden und seelische Narben davon tragen.

Dani Shapiro schildert das Geheimnis und dessen Folgen sehr berührend, viele besondere, mitunter tröstliche Aussagen bereichern das Buch.

Der Unfall und die folgenden ca. 40 Jahre werden allerdings nicht chronologisch geschildert, sondern in vielen Zeitsprüngen, mal in die Zukunft, dann wieder zurück und aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten. Zum besseren Verständnis wird Name und Datum zum Kapitelbeginn genannt. Dennoch hätte es mir pers. besser gefallen, den Handlungsablauf in der richtigen Abfolge zu erfahren.

Waldo und Ben, ihre besondere Seelenverwandtschaft, ihre tiefgründigen Gespräche und Hingabe zur Astronomie waren für mich das Highlight des Buches.

Das Cover in warmen Farben gehalten - vermittelt Wärme
Der Schreibstil sehr angenehm und berührend

Fazit: Ein lesenswertes Buch - tröstliche Botschaft, man darf auf eine gute Zukunft hoffen, angesichts Fehler in der Vergangenheit

Bewertung vom 01.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Athena, 27 Jahre ist irrsinnig erfolgreich, hat bereits drei Romane veröffentlicht - diverse Preise erhalten, einen Deal mit Netflix gemacht. June Haward sieht sich neben ihr als Verliererin, ihr Roman floppte und sie beäugt Athena argwöhnisch und neidisch. Beide sind dennoch auf eine spez. Art befreundet.
Als Athena stirbt, handelt June spontan und impulsiv, nimmt heimlich Athenas unveröffentlichtes Manuskript mit.
Rebecca F. Kuang schildert nicht nur das Verlagswesen und deren Gesetze, sondern auch, wie öffentlicher Diskurs in Medien, Erfolge und Meinungen beeinflussen kann.
Als June, oder Juniper Song, wie sie sich inzwischen nennt, des geistigen Diebstahl angeklagt wird, bricht eine Empörungswelle aus. Sie, die letztendlich das Manuskript "verbessert" hat und wesentlichen Anteil an dem Erfolg hat sieht sich nun verunglimpft und verfolgt. Auch die Frage, wer darf welche Geschichte schreiben - kulturelle Aneignung, Cancel Culture wird öffentlich diskutiert.
Während des gesamten Buches blieb mir Juniper fremd und unsympathisch.
Der Roman bietet viel Raum für eigene Gedanken, wie schnell Hetze im Netz entsteht, rassistisches Gedankengut verbreitet wird und ob es überhaupt noch "Wahrheit" geben kann.
Eine gelungene Satire, die bestens unterhält - mein Fazit