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Gabi S

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


sehr gut

Katharina Fuchs hat ihre Großtante Clara, sowie ihre Großmutter Anna wieder ein bisschen Akteure in ihrem neusten Roman werden lassen.
Der Einstieg in die Geschichte ist die Auflösung von Elisabeths Wohnung - ihre Tochter Anja und die Enkeltochter Lena machen sich gemeinsam daran, all das Inventar, unnötiges, aber auch liebgewordene Dinge zu sichten.
Dabei finden sie in einem alten Koffer im Keller Fotos von Clara, Elisabeths Schwester und auch einige Hundeschermaschinen.

Berlin im Januar 1924 beginnt die Geschichte von Clara, die zunächst als Spülerin von Bierflaschen ihr Geld verdiente und später einen Hundesalon führte.
Die wirtschaftlichen, aber auch politischen Veränderungen, die in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland geschahen werden sehr anschaulich beschrieben.
Aufkommender Nationalsozialismus, der sich gegen Juden, aber auch anderen nicht "angepasster" Menschen richtete.
Die Autorin lässt immer wieder historische Fakten und Details in ihre Geschichte einfließen.
Ein einschneidendes Ereignis trennte damals Elisabeth und ihre Schwester Clara, darüber wurde innerhalb der Familie nie gesprochen und demzufolge auch nicht das Geschehen verarbeitet, somit auch der nächsten Generation als Erbe mitgegeben.
Im Laufe der Geschichte verändern sich auch Lena und ihre Mutter Anja, deren Leben ein wenig nebensächlich bleibt. Ob es darum, wie der Farbschnitt bei Büchern ein neues Publikum anzieht oder die Geheimnisse rund ums Hundegrooming, fand ich nicht so spannend. Die aktuellen Ereignisse, der Überfall der HAMAS, die antisemitischen Strömungen, die in der heutigen Gesellschaft Einzug halten werden auch thematisch mit eingebaut.

Aus verschiedenen Handlungsstränge wird die Geschichte erzählt, die Erlebnisse von Clara, Mathilde und Helene für mich eindringlicher und fesselnder.
Habe bereits mehrere Bücher von Katharina Fuchs gelesen, ihr Schreibstil ist flüssig, ihre Figuren immer sehr authentisch.
Ein sehr gelungener Familienroman, der zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 28.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


sehr gut

Das Cover verrät nur wenig darüber, welch wilder Genremix im Inneren verborgen ist. Stuart Turton hat bereits in seinen zwei letzten Bücher bewiesen, das Fantasie und schriftstellerisches Können auch neue Wege gehen können.
Ein Verbrechen zu Beginn der Geschichte und die Spurensuche und Aufklärung des Mordes wird in alle möglichen Richtungen und Vermutungen gelenkt. Der Autor hält die Fäden stets in der Hand und fesselt von der ersten Seite an.
Die Geschichte dystopisch, utopisch, kriminalistisch, postapokalyptisch, bestimmt gäbe es noch einige Bezeichnungen, die zutreffen.

Gleich zu Beginn geschieht auf einer Insel ein Mord an einer Wissenschaftlerin - da Leben nur noch hier möglich ist, nur wenige Menschen dort leben ist die Tätersuche ziemlich begrenzt.
Dennoch bleibt die Geschichte bis zur letzten Seite unterhaltsam und spannend.
Auf der Insel leben Wissenschaftler und 122 Bewohner friedlich miteinander, allerdings ist das Leben völlig reglementiert. Über all dem wacht eine KI, die sie steuert und ihr Bewusstsein lenkt.
Der Tod der Wissenschaftlerin bringt diese Gefüge nun völlig ins Ungleichgewicht - innerhalb von 107 Stunden muss der Mord aufgeklärt werden, ansonsten werden alle sterben.
Emory, die sehr vertraut mit Niema war, gemeinsam mit ihr arbeitete, setzt alles daran diese Tat aufzuklären. Sie ist unangepasst, hinterfragt oftmals vieles, klug und selbstbewusst
Der Countdown läuft unaufhaltsam und gleichsam getrieben habe ich das Buch gelesen.
Viele brisante Themen werden aufgeworfen und regen zum Nachdenken an
Fazit: Spannende Lektüre mit vielen überraschenden Momenten - lesenswert

Bewertung vom 16.02.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Katharina Hagenas Roman "Flusslinien" ist sehr berührend, ein wenig melancholisch und voller wunderschöner Momentaufnahmen.
Das sehr schön gestalte Cover ist sehr passend zu der Geschichte gewählt und weckt sofort die Leselust.
Margrit lebt in einer Seniorenresidenz, ist 102 Jahre alt - hadert mit ihren Altersgebrechen und verfügt über eine Menge Lebensweisheiten. Ihre Enkeltochter Luzie, innerlich voller Schmerz und ohne rechte Zukunftsperspektive. Nachdem sie ihr Abitur hingeschmissen hat, geht sie ihre Leidenschaft Zeichnen nach und möchte zukünftig Tattoos stechen. Arthur ein Pfleger im Seniorenheim hat eine besonderes Faible für Sprache, ist Sondengänger und chauffiert Margrit zumeist in den Römischen Garten. 12 Tage lang dürfen wir diese drei Menschen begleiten. Der Autorin gelingt es durch ihre besondere Wortwahl, ihrer feinen Sprache diese sehr unterschiedlichen Protagonisten mit Leben zu füllen.
Aus der Sicht dieser drei entsteht in Rückblenden eine zarte Geschichte. Während diese sich näherkommen, sich öffnen, gegenseitige Nähe zulassen, fließt der Fluss leise dahin.
Ein Generationenroman sehr stimmig und lesenswert

Bewertung vom 20.01.2025
Ginsterburg
Frank, Arno

Ginsterburg


sehr gut

Arno Frank beschreibt den Alltag in Ginsterburg, einer kleinen Stadt an einen Berg gelegen. Fast idyllisch wirkt sie, Fachwerkhäuser, Reste einer Stadtmauer, ein hoher Kirchturm und ein hübscher Marktplatz.
Dort leben Merle und ihr 15 jähriger Sohn Lothar, der den Kopf voller Pläne und fürs das Fliegen hat und ein Faible für Insekten. Eugen, Historiker und Redakteur beim Ginsterburger Anzeiger, ein wacher Geist und Otto, der Blumenhändler, der sich sehr wichtig nimmt und für seine persönliche Erfolge kämpft.
Noch viele weitere Figuren tauchen im Laufe der Geschichte auf, ebenso ein fahrender Zirkus, der Station, in dem kleinen Städtchen macht.
Jedoch ist die Zeit, die Hauptfigur der Geschichte, die alles verändert.
In drei Zeitebenen spielt der Roman 1935 - 1940 -1945 und wir erleben, wie sich Menschen verändern, wie einige leiden, andere versuchen unauffällig zu sein, wiederum andere profitieren.
Das Leben geht weiter, so wie in unzähligen anderen Städten zu dieser Zeit.
Die Geschichte nahm mich von Beginn an gefangen, die Fragen - Wie hätte ich mich entschieden? Was hätte ich gesagt? Hätte ich auch stumm zugehört ? Hätte ich profitieren wollen? kamen mir mehrmals in den Sinn
Der feine Schreibstil, die berührenden Schilderungen auch die eingefügten Briefe und Zeitungsartikel machen dieses Buch zu etwas Besonderen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch -

Bewertung vom 06.01.2025
Für immer
Lunde, Maja

Für immer


sehr gut

Für immer - eine Aussage mit großer Bedeutung und Hoffnung, wenn dies aber Stillstand bedeutet
Maja Lunde beschreibt in ihrem neusten Roman, wie eine Welt im Stillstand aussähe könnte.
Ein Gedanke oder eine Idee, den sicherlich schon viele hatten, was wäre, wenn man eine Veränderung hinauszögern oder vielleicht sogar stoppen könnte.
Jenny hat nur noch wenige Monate zu leben, sie möchte wie bei einer Fotografie, die Zeit anhalten um für ihre Söhne noch lange dazu sein. Lisa und Jakob erwarten ein Baby - Jakob geht in seiner neuen Rolle, als zukünftiger Vater sehr auf und kann kaum die verbleibenden Monate, bis zur Geburt seines Sohnes abwarten.
Und plötzlich gibt es keine Veränderung mehr, alles kommt zum Stillstand.
Es entstehen Gruppierungen die dagegen etwas unternehmen wollen, dies für eine Lüge halten Ellen, Markus und Philip gehören dazu. Sie sind auf der Suche nach der Wahrheit.
Habe den Roman sehr gerne gelesen und viele interessante Gedanken kennengelernt. Ein ruhige Geschichte, sehr feinfühlig geschrieben, angenehmer Schreibstil.
Das Cover eine rote Tulpe, deren Blütenblätter schnell wegfliegen - gefällt mir gut, passend, da die Natur in der Geschichte ständig im Wandel blieb

Bewertung vom 11.12.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


sehr gut

Alpen, ein kleines Dorf am Niederrhein, Anna von Betteray hat in der Gemeinde eine Anstellung als Pastorin. Sie arbeitet auch als Notfallseelsorgerin und diese Tätigkeit bringt sie diesmal an ihre Grenzen.
Raffaela ein junges Mädchen, dass seit einem tragischen Unfall in der Kindheit geistig behindert ist, wird bewusstlos in einem Straßengraben aufgefunden. Anna versucht der Mutter, einer Schulfreundin von früher, beizustehen.
Bei Anna lebt zurzeit ihr Neffe Sascha, da ihre Schwester Marie, versucht in einer Klinik ihre Alkoholsucht zu bekämpfen. Das alles bringt viel Unruhe in das Leben der Pastorin.
Da ist auch noch Volker Janssen, der nicht nur den Unfall von Raffaela aufklären möchte, sondern auch großes Interesse an Anna hat. Und natürlich die bunte Dorfgemeinschaft mit all ihrer Neugier und Mutmaßungen, die Gerüchteküche brodelt. Und wäre das noch nicht genug, versucht ihre Mutter sie endlich standesgemäß zu verheiraten. Viele weitere Themen, meiner Meinung nach zu viele Themen werden angesprochen.
Ein buntes Dorfleben, Anne Gesthuysen gelingt es gut, dies zu beschreiben, das tägliche Miteinander und die kleinen und großen Sorgen Einzelner.

Fazit: Ein Roman, der leider auch einige Schwächen aufweist.
Die Vielzahl der Protagonisten und Themen verhindert ein wenig den persönliche Bezug zu den Einzelnen. Der Schreibstil flüssig und unterhaltsam
Das Cover passt gut zum Vorgängerband - gefällt mir gut

Bewertung vom 20.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Der neue Roman von Marie Benedict aus der Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte" schildert das Leben der sechs Mitford Schwestern. Die, in den dreißiger und vierziger Jahre nicht nur in England, sondern in ganz Europa für Aufsehen und Furore sorgten. Exzentrisch und rebellisch und ohne Rücksicht auf Konventionen ihr Lebensstil, sie provozierten Skandale. Heutige It-Girls im Vergleich zu ihnen sehr blass und harmlos.
Abwechselnd aus der Sicht von Nancy, Diana und Unity bekommen wir Einsicht in deren Leben und ihrer Gesinnung.
Unity hegt eine nahezu fanatische Liebe zu Adolf Hitler und wird oft in seinen Umfeld gesehen, das führt dazu, dass sie eines Tages zum Äußersten greift. Ihre Schwester Diana hat eine enge Beziehung zu Sir Oswald Mosley - beide eng auf der Seite der Faschisten. Nancy steht diesen Verbindungen sehr kritisch gegenüber und
Marie Benedict hat viele Fakten und Details zusammengetragen und daraus einen sehr stimmigen Roman gemacht. Fesselnd geschildert und der Fokus mehr auf die geschichtlichen Details gelegt, nicht auf die, sicherlich auch vielen glamourösen und schillernden Auftritte der jungen Frauen.
Lesenswertes Buch über ein für mich relativ unbekannten Teil, der deutsch-englischen Geschichte

Bewertung vom 20.10.2024
Antichristie
Sanyal, Mithu

Antichristie


sehr gut

Ein Roman, der so vieles zusammenführt, in Frage stellt und dann auch wieder vermischt. Eine Geschichte, die schnell, schrill und bunt ist, viele historische Fakten einfließen lässt und Zeit und Raum verlässt.
Der flotte, witzige mitunter auch sehr skurrile Handlung drängt förmlich zu schnelleren Lesen, gleichzeitig sind so viele Details, Zitate und auch Zeitsprünge enthalten, die genaueres Lesen benötigen.
Die 50 jährige Drehbuchautorin Durga reist nach London um dort mit anderen an einen neuen Film zu arbeiten, eine antirassistische, feministische Neuverfilmung im Stile Agatha Christie. Der Titelheld Hercule Poirot soll neu interpretiert werden nicht mehr weiß, ansonsten alles viel mehr divers und politisch korrekter.
Währenddessen trauert ganz London um die Queen.
Und plötzlich befindet sich Durga / Sanjeer im Jahre 1906
Kolonialismus, gewaltloser Widerstand oder Kampf und Revolution, damit ist sie nun konfrontiert
Alles in allem viel Stoff, vielleicht wäre etwas weniger auch ausreichend gewesen.
Hat aber mein Interesse an der Thematik Kolonialismus, und Indien geweckt.
Der Abspann am Ende des Buches sehr hilfreich bei der Zuordnung der vielen
Akteure
Das Cover äußerst auffällig - Queen mit Bindi auf der Stirn und ein aufgerichteter Tiger

Bewertung vom 22.09.2024
Der Honigmann
Huth, Peter

Der Honigmann


sehr gut

"Du sollst kein leeres Gerücht verbreiten" diese Aussage findet sich bereits im Alten Testament. Nichts verbreitet sich so schnell wie Unwahrheiten und Spekulationen, auch in dem kleinen, sehr beschaulichen Fischbach. Eine intakte Dorfgemeinschaft, nette Menschen in einer idyllischen Gegend. Eine kleine Siedlung, in der man sich wohlfühlt und auch gerne die Zeit gemeinsam verbringt.
Eines Tages öffnet ein neuer Laden seine Türen in Fischbach. Herr Köhler, ein irrsinnig netter Mann, wie bald alle feststellen, der es auch versteht mit den Kindern gut umzugehen. Er verkauft in seinen kleinen Laden Honig und Tee und ein wenig Deko. "Der Honigmann" wie er bald schon von allen genannt wird, passt sehr gut in diese Siedlung und zu den Bewohnern. Doch plötzlich taucht ein Brief auf und in Windeseile verbreitet sich die Information, dass der Honigmann ein verurteilter Straftäter ist. Was dann geschieht, hat eine eigene Dynamik und verselbstständig sich.
Das zeichnet auch diesen Roman aus, Peter Huth beschreibt so greifbar wie sich diese heile Welt urplötzlich verändert. Misstrauen und Anfeindungen nehmen zu, besonders in den sozialen Medien, wo viele ohne Hemmungen ihre Meinungen kundtun.
Die Geschichte wird auch aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und ich habe mich schnell eingebunden gefühlt und mich selbst hinterfragt.
Das Thema sehr aktuell und auch brisant, oftmals geschehen Vorverurteilungen nur durch vage Vermutungen. Die Wahrheit bleibt heute oftmals auf der Strecke und und viele werden zu Mitläufern.
Ein Buch das noch lange nachhallt.

Das Cover zeigt eine Wespe, die in einen umgestülpten Glas gefangen ist - hat sich für mich nicht gänzlich erschlossen.
Meine Vermutung, oftmals wird über Wespen und deren Verhalten geschrieben z.B. "Sie rasten aus, weil sie wissen, dass sie bald sterben werden. Apokalypse Wespe." Seite 35

Fazit: Absolut lesenswert - aktuelles Thema, spannend umgesetzt

Bewertung vom 13.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


sehr gut

Habe bereits einige Romane von Matt Haig gelesen, er nimmt seine Leserschaft immer mit auf eine besondere Reise. Diesmal erzählt er vom Leben der pensionierten Grace, früher einmal Lehrerin für Mathematik. Auch im Alltag versucht die 72jährige durch mathematische Formel ihr Dasein im Gleichgewicht zu halten. Ihr Leben geriet aus den Fugen als vor dreißig Jahren ihr Sohn bei einem Unfall ums Leben kam. Vor vier Jahren verstarb ihr Mann und nun auch noch ihr Hund. Sie fühlt sich einsam und verlässt nur noch ungern das Haus.
Eines Tages erhält sie die Nachricht, dass sie ein Haus auf Ibiza geerbt habe.
Alle Bedenken über Bord werfend macht sie sich dorthin auf.

Nun beginnt eine wundervolle, magische Reise - die Geschichte, enthält viele Momente, die mich innehalten ließen. Aufforderungen, die Welt mit offenen Augen zu sehen, nicht immer alles durchgeplant zu haben. Sich auch mal auf Neues einzulassen und Überraschungen willkommen zu heißen.
Der flüssige Schreibstil und die fantastische Geschichte fesselte mich von der ersten Seite an.
Tolles Cover, leuchtende Farben, plakative Schrift - wie auch die anderen Bücher von Matt Haig - großer Wiedererkennungswert

Fazit: Empfehlenswerter Roman - nicht nur für Fans paranormaler Phänomenen