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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2610 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2025
Mord im Himmelreich
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich


gut

Ein bunter Mix aus schrägen Figuren, Humor und Klischees
Im Knaur Verlag erscheint der Cosy Crime Mord im Himmelreich von Andreas Winkelmann.

Der ehemalige Schauspieler Björn Kupernikus beginnt seinen Ruhestand im Himmelreich, besser gesagt auf dem gleichnamigen Campingplatz. Kurz nach seiner Ankunft wird er zu einer Rettungsaktion eines Hundes gerufen, der mitten im See hilflos auf einem Paddleboard treibt. Als Kupernikus das Tier an Land gezogen hat, entdeckt er unter dem Board eine festgeschnallte Leiche. Wie hängt das wohl zusammen?

Weil die Polizei an einen Unfall glaubt und Kupernikus schon immer von einer Rolle als Tatort-Kommissar träumte, stellt er eigene Nachforschungen an. Die Künstlerin Annabelle versorgt ihn mit dem nötigen Hintergrundwissen über die Bewohner und hat mit ihrer lebenslustigen Art einen guten Einfluss auf den etwas brummigen Björn.

Seinen Ruhestand hat sich Björn Kupernikus nicht als Lebensretter eines Hundes vorgestellt. Doch nun ist seine Neugier geweckt und er möchte herausfinden, wer den Toten an das Board gebunden hat und welche Rolle dabei Hündin Pinguin spielt.

Das Leben auf einem Campingplatz ist ein echter Mikrokosmos, jeder kennt jeden. Als Neuling hat es Björn da schwer und wird von Annabelle, die im benachbarten Örtchen wohnt, über die Bewohner aufgeklärt. Björn baut zu Annabelle schnell eine Bekanntschaft auf, ihre quirlige Lebensart tut ihm gut. Beide treffen sich zum Essen, trinken gemeinsam etwas und tauschen sich über den Fall aus, dabei wachsen sie immer mehr als Ermittlerteam zusammen.

Die Figuren sind etwas überzogen, klischeehaft und nicht unbedingt sympathisch, ein großer Teil der Handlung dreht sich um das Leben auf dem Campingplatz am Schwielowsee. In dieser idyllischen Lage steigen gerade die Grundstückspreise in horrende Höhen, die Kosten seines Stellplatzes sind für Björn aber noch erschwinglich.

Die Ermittlungen ziehen sich durch die vielen eingeführten Figuren in die Länge und so richtig spannend wird es leider nicht. Insgesamt bleibt das Krimiflair ziemlich auf der Strecke, es geht mehr um die ausgelassene Stimmung auf dem Campingplatz und um die persönlichen Beziehungen und Interessen der Bewohner. Ich mag humorvolle Bücher und ein paar Mal war der eingebaute Humor echt witzig, aber dann driftet der schale Wortwitz im Bereich von Namen dann doch in Klamauk über.

Dieses Buch ist weder echter Krimi, dafür fehlen einfach entscheidende Spannungselemente, noch ein angenehmer Cosy Crime, da braucht es mehr als Essen und Trinken und ein niedliches Hundemädchen.

Die Handlung zeigt die Interessen der Bewohner, die Krimispannung ist leider kaum vorhanden, aber der lockere Erzählstil und die schrägen Figuren mit ihrem klamaukigen Humor haben mich gut unterhalten.

Bewertung vom 08.01.2025
Die unglaublichen Meereswunder
Guhr, Constanze

Die unglaublichen Meereswunder


ausgezeichnet

Kindgerechtes Wissen über die wunderbare Welt unter Wasser
Im Tulipan Verlag erscheint das Sachbilderbuch Die unglaublichen Meereswunder von Constanze Guhr für Kinder ab fünf Jahren.

Die Erde besteht zu zwei Dritteln aus Wasser. Wenn wir am Strand Muscheln, Quallen und Krebse finden, freuen wir uns zwar darüber, aber ihr eigentlicher Lebensraum liegt im Meer.

Constanze Guhr stellt uns Muscheln, Seepferdchen, Karettschildkröte, Einsiedlerkrebs, Quallen, Seeanemonen, Seeigel, Krebstiere, Oktopus, Seekühe, Korallen und viele andere Tiere und Pflanzen vor.

Die kurz gehaltenen Texte vermitteln auf einfache und verständliche Weise Wissen über die Unterwasserwelt. Dabei werden die unterschiedlichen Wassertiefen und ihre Bewohner mit interessanten Fakten näher vorgestellt und es wird erklärt, wie außergewöhnlich das Leben unter Wasser bis in 6000 Meter Tiefe ist. In dieser Tiefe würde kein Mensch überleben, aber Tiere und Pflanzen haben es geschafft, sich diesen unwirtlichen Bedingungen anzupassen.

Das farbenprächtige Kinderbuch nimmt seine Betrachter mit auf eine faszinierende Reise durch die Ozeane und zeigt mit den schönen Illustrationen spielerisch die faszinierende Vielfalt des Lebensraums Meer.

Das vorgestellte Wissen der Tiere und Pflanzen ist interessant und die Kinder erfahren auch, warum die Ozeane so wichtig für uns Menschen sind im Kampf gegen den Klimawandel.

Bewertung vom 05.01.2025
Not your Darling
Blake, Katherine

Not your Darling


gut

Feministin oder Racheengel?
Katherine Blakes Roman Not your Darling erscheint im Droemer Knaur Verlag.

Die 20-jährige Engländerin Margaret/Loretta arbeitet in der Kosmetikabteilung von Woolworth, bricht mit ihrem bisherigen Leben und möchte ihr Glück als Maskenbildnerin in Amerika machen. Auf illegale Weise reist sie mit einem falschen Pass unter dem Namen Loretta nach Los Angeles. Als ihr ein gut aussehender Schauspieler über den Weg läuft, verliebt sie sich in ihn, heiratet ihn wegen der Aufenthaltsgenehmigung. Aber schon in der Hochzeitsnacht erkennt sie sein wahres Ich. Er fährt mit ihr zu einer Party, wo zwei Männern übergriffig werden. Daraufhin schwört sie Rache. Sie erreicht ihr berufliches Ziel und wird Assistentin des berühmten Visagisten Pétras, zu dessen Kunden die Filmstars Hollywoods zählen.

Loretta ist raffiniert und hartnäckig, aber auch skrupellos. Für ihre Rache ist ihr jedes Mittel recht. Sie freundet sich mit berühmten Schauspielerinnen an, ergattert einen Job bei Hollywoods angesagtem Visagisten Pétras und hat ihr Ziel erreicht. Als sie eine Filmcrew zu Dreharbeiten begleitet trifft sie auf ihren alten Peiniger.

Katherine Blakes Roman beginnt mit Lorettas irrtümlicher Ehe, die in einem Desaster endet. Danach plätschert die Handlung vor sich hin, die Liebesbeziehung zu einem Drehbuchautor ist auch nicht besonders aufregend und ihr Charakter war mir nie wirklich sympathisch. Wir erleben das Glamourleben der Filmstars von Hollywood, die Clubs mit Alkohol und Drogen, wo übergriffige Männer zeigen wie es hinter den Kulissen der Filmwelt zugeht und Frauen nur dann Rollen bekommen, wenn sie den Regisseuren zu Willen sind. Aber dann wendet sich das Blatt, die Geschichte wird plötzlich spannend, denn Loretta wahres Gesicht ist eben nicht everybodys Darling und sie setzt ihre Rachepläne mit den geeigneten Mitteln um. Merkwürdigerweise scheint sie mit ihren Aktionen unbeschadet davon zukommen. Das grenzt schon an Unglaubwürdigkeit und solche Geschichten treffen leider nicht meinen Lesegeschmack. Es hat mich auch gestört, dass ich nur von einigen der zahlreichen Nebenfiguren ein wirkliches Bild vor Augen hatte. Primrose und Biff konnte ich mir recht gut vorstellen.

Loretta hält ständig Briefkontakt zu ihrer Schwester, über ihre Beziehung zur Familie erfährt man erst am Ende des Buches etwas. Diese Aufarbeitung der Vergangenheit prägte Lorettas derart, dass sie für ihr persönliches Glück bereit ist, alles aus dem Weg zu räumen.

Das Leben im Hollywood der Fünfziger Jahre ist voller Licht und Schatten, in dieser von Männern beherrschten Welt waren sexuelle Belästigungen üblich und wurden geduldet, bis Frauen aus dem Filmgeschäft im Sinne von "metoo" die Öffentlichkeit über diese Behandlungen aufklärten.

Der recht nüchterne Schreibstil passt zu Loretta, leider wurde ich mit ihr nicht warm und die spannenden Szenen in der Handlung kamen für meinen Geschmack viel zu spät.

Bewertung vom 03.01.2025
Winterzauberküsse
Moorcroft, Sue

Winterzauberküsse


gut

Leichte unterhaltsame Liebesgeschichte
Winterzauberküsse von Sue Moorcroft ist der erste Band der Reihe "WinterWeihnachtsZauber" aus dem Fischer Verlag.

Hutmacherin Ava geht mit einer Freundin auf eine Londoner Vorweihnachtsparty und trifft Sam. Nun soll Ava für Sams schwerkranke Mutter Wendy einen Hut kreieren, er möchte ihr damit eine Freude bereiten. Als Wendy in Avas Studio kommt, um sich beraten zu lassen, glaubt sie voller Freude, dass Sam und Ava ein Paar sind. Deshalb bittet Sam Ava, einfach so zu tun, als würde das der Wahrheit entsprechen, wenigstens in der Vorweihnachtszeit…

In Winterzauberküsse hat mir der locker, leichte Erzählstil gut gefallen und ich habe die Geschichte trotz einiger Längen gern verfolgt, weil bestimmte dramatische Szenen für Spannung gesorgt haben.

Heutzutage ist leider ist die Hutmacherei etwas in Vergessenheit geraten, aber wer sich dafür interessiert, bekommt in diesem Buch eine bunte Vielzahl an Modellen und Materialien aufgezeigt, die meiner Meinung nach auch gut auf das Cover gepasst hätten.

Die Protagonisten Ava und Sam sind sympathisch, es ist schnell absehbar, dass sie ein Paar werden, aber der Weg dahin ist auch mit Stolpersteinen gespickt. Sue Moorcroft schafft es, die Atmosphäre trotz Problemen mit dem Ex mit Romantik zu füllen und sie macht auch die Nebenfiguren gut sichtbar. Dazu gehört ein Unsympath, der grässliche Harvey, der mit seiner perfiden Idee, pikante Fotos von Ava ins Netz stellen zu wollen, für Dramatik sorgt. Damit werden die Schattenseiten von sozialen Medien aufgezeigt, die man nicht unterschätzen sollte.

Bei dieser Geschichte geht es um Liebe und Freundschaft und die Angst um liebe Verwandte und man wird auf leichte Weise unterhalten. Das Buch zeigt, dass romantische Verliebtheit allein nicht ausreicht, sondern auch Vertrauen nötig ist, um eine Liebe auf eine feste Basis zu stellen.

Wer eine winterliche, romantische Liebesgeschichte sucht, bei der man mit einer Kuscheldecke wohlig abschalten kann, ist hier gut bedient.

Bewertung vom 01.01.2025
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


gut

Ein unaufgeregter Roman der leisen Töne
"Leonard und Paul" von Rónán Hession erscheint im Diogenes Verlag.

Die Mittdreißiger Leonard und Paul sind beste Freunde und besondere, etwas introvertierte Menschen. Leonard lebt noch bei seiner Mutter, als sie stirbt leidet er unter dem Verlust. Er arbeitet als Ghostwriter für Kinder-Enzyklopädien und lebt ziemlich zurückgezogen. Sein einziger Kontakt ist sein Freund Paul, der auch noch bei seinen Eltern lebt und als Aushilfsbriefträger finanzielle Unterstützung von seinen Eltern bekommt.
Am Wochenende treffen sich Paul und Leonard und spielen miteinander Gesellschaftsspiele. Viel zu erzählen haben sie sich nicht. Feiern oder Reisen interessiert sie nicht, sie leben so vor sich hin und sind damit zufrieden. Doch dann geschieht etwas, dass sie aus ihrer gewohnten Bahn heraus holt.

In dieser leise erzählten Geschichte geht es um die Freundschaft zweier Männer, die ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen. Sie sind liebenswürdig, bescheiden und etwas eigen. Ronan Hession lässt uns seine Charaktere mit all ihren Facetten kennenlernen. Wir erfahren ihre Gedanken, ihre Art anderen Menschen eine Stütze zu sein und wie sehr sie den Familienzusammenhalt und Freundschaft schätzen.

Pauls Schwester Grace will bald heiraten und die Planung zieht sich durch das ganze Buch. Ihre Eltern sind auch noch nach langen Ehejahren glücklich miteinander und freuen sich auf die Hochzeit. Währende man so liest geschehen keine aufregenden Dinge, aber der menschliche und warme Umgang der Personen miteinander liest sich sehr schön und wohltuend. Mich haben die beiden Freunde mit ihrem eigenen Blick auf das Leben immer wieder überrascht und berührt. Sie sind bescheiden, streben nicht nach Erfolg oder Ansehen, sie sind mit sich und der Stille ihres Lebens zufrieden. Als beide Männer eine Frau kennen lernen, wird ihr Leben auf die Probe gestellt.

In der Geschichte passiert nicht viel, einige Szenen verführen zum Schmunzeln, so wie der hintergründige Humor beim Wettbewerb über Grußformeln in Briefen. Es gibt aber auch Szenen, die mir langatmig erschienen und die Geschichte nicht vorantrieben. Auch Graces Hochzeitsvorbereitungen werden sehr ausführlich thematisiert, in gekürzter Variante hätte es mir auch gereicht.

Den Roman habe ich über eine ganze Woche hinweg gelesen, was aber in diesem Fall kein schlechtes Zeichen ist. Ich wollte vielmehr der Entwicklung der Personen Zeit und Raum geben und sehen, wie es mit der Eigenverantwortung von Paul und Leonard voran geht.

Ein unaufgeregter Roman der leisen Töne, der zeigt, das auch eigenwillige Typen ein großes Herz haben können.

Bewertung vom 29.12.2024
Gans vergessen
Schneider, Stephanie

Gans vergessen


ausgezeichnet

Originelle und humorvolle Weihnachtsgeschichte!
Das Bilderbuch "Gans vergessen" von Stephanie Schneider erscheint bei DTV, die Illustrationen stammen von Stefanie Scharnberg. Das Buch richtet sich an die Altersklasse ab fünf Jahren.

Kuh Tilda und Kamel Klaus sind Brieffreunde und wollen zu Weihnachten endlich einmal zusammen feiern. Klaus reist aus der Ferne an, sie schmücken gemeinsam ihren Tannenbaum und dann stellen sie fest, dass die Gans fehlt. Sie besuchen den Gänsebauern, doch der ist mit seinen Gänsen in den Süden gereist. Die Gans Marietta hat jedoch verschlafen und nun kann die Feier mit Gans endlich starten.

Muss Weihnachten eigentlich immer so ablaufen, wie man es seit Kindheitstagen gewohnt ist? Kuh Tilda und Kamel Klaus zeigen auf lustige Weise, dass auch ihre Festplanung völlig anders verläuft und doch schöner wird als gedacht.

Traditionell bedeutet Weihnachten mit Gans ja in der Regel einen Gänsebraten, doch hier geht es um eine lebendige Gans, die mitfeiern darf und am Ende auch noch eine Reise geschenkt bekommt.

Die kurzen Texte sind voll von kleinen und witzigen Wortspielereien, die für Belustigung sorgen. Da tanzen Tilda und Klaus nach Muhmusik und Tilda bekommt einen Kuhkuli. Auf diese Idee muss man erst man kommen. Am Ende des Buches finden sich die Lieder „Tilda hat die Gans vergessen“ und ihr „Rinderlein kommet“, deren neue Liedtexte auf bekannten Melodien für Lacher bei groß und klein sorgen.

Begeistert haben mich auch die zauberhaften Illustrationen, denn sie zeigen die Tiere in menschlichen Posen und mit menschlichem Verhalten.

Dieses liebevoll illustrierte Bilderbuch lässt sich durch die vielen kleinen Details wunderbar ansehen und die Geschichte überrascht mit witzigen Ideen, die Weihnachten für Kühe und Kamele so einzigartig und schön macht und zeigt, auch Traditionen sind nicht in Stein gemeißelt.

Originelle und dennoch ganz harmonische Weihnachten, sogar mit Gans! Lustige Weihnachtsgeschichte über Freundschaft und Traditionen, die auch mal anders gelebt werden können.

Bewertung vom 28.12.2024
Große Meister der Kunst: Dürer
Heine, Florian

Große Meister der Kunst: Dürer


ausgezeichnet

Großartiges Buch über Dürer, den Popstar seiner Zeit!
Als 19. Band der Prestel-Reihe "Große Meister der Kunst" erscheint das Sachbuch Dürer von Florian Heine.

Albrecht Dürer (1471–1521) war Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker und gilt als der wichtigste deutsche Maler der Renaissancezeit. Er wurde schon zu Lebzeiten in ganz Europa bekannt für seine zahlreichen Selbstporträts, seine imposanten Altarbilder und seine detaillierten Kupferstiche. Die Qualität und Innovationskraft seiner Werke ist bis heute wegweisend für alle Kunstschaffenden.

In einer interessanten Einleitung erläutert uns Florian Heine die besonderen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen und den zeitlichen Hintergrund zu Dürers Lebzeiten. Dann folgt die Biographie Dürers mit anschaulichen Illustrationen und im nachfolgenden Abschnitt "Werke" werden viele berühmte Bilder vorgestellt und anschaulich erklärt.

Dürer war ein Visionär, dem es bereits zu Lebzeiten gelang, sich in Selbstbildnissen erfolgreich zu vermarkten. Seine Werke signierte er konsequent und schuf mit seinem Monogramm als Erster in der Geschichte ein eigenes Logo.

Die Bandbreite seiner Werke ist groß, neben Zeichnungen mit Tusche oder Kohlestift, Kupferstichen und Gemälden, sowie Porträts in Öl, malte er auch Altarbilder, sowie Aquarelle mit Landschaften und erschuf Holzschnitte. Es ist erstaunlich, dass er sich in seinen Werken mit Themen von Religion über Kunsttheorie bis hin zu Philosophie beschäftigte.

Ich kann die Bände der Reihe "Große Meister der Kunst" jedem Kunstliebhaber empfehlen. Das Format ist klein und kompakt, trotzdem liefert das Buch umfassend und mit viel Hintergrundwissen gespickt, einen guten Überblick über das Leben Albrecht Dürers und über seine vielseitigen Werke.

Eine umfassende Einführung in das Leben und Wirken Dürers, dem berühmtesten Künstler der Renaissance. Ein tolles Geschenk für Kunstbegeisterte!

Bewertung vom 23.12.2024
Am Fluss der Zeiten
Renk, Ulrike

Am Fluss der Zeiten


sehr gut

Historischer Roman über das Leben der einfachen Leute
Der historische Roman Am Fluss der Zeiten ist der Auftaktband von Ulrike Renk aus dem Lübbe Verlag.

1551 im Münsterland: Auf dem Kalmule-Hof lebt eine Familie unfreier Bauern, die geradeso ihr Auskommen haben. Jedes Unwetter, das über das Münsterland zieht, stellt die Menschen vor große Probleme. Die Abgaben und die Abhängigkeit von dem jeweiligen Gutsherrn sind weitere Schwierigkeiten, die die Menschen zu bewältigen haben. Und sie sind in ihrer Unfreiheit gefangen. Elze, die Tochter eines Bauern, soll den Hof verlassen und allein ein Wirtschaftsjahr im entfernten Münster absolvieren. Ein Leben in der Fremde, dass sie vor einige Schwierigkeiten stellt.

Dieser historische Roman ist der Auftakt der Trilogie um den Kalmule Hof und lässt uns über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren in das Leben einer Familie eintauchen.

Protagonistin ist Elze, die Tochter der Bauern. Gerade ist die Täuferbewegung niedergerungen und der 30jährige Krieg steht kurz bevor. Doch in dem Roman geht es nicht um Kampfhandlungen oder um Ritter und den Adel, es geht um die einfachen Leute aus dem Volk. Diese Menschen sind abhängig von ihrem Lehnsmann und dadurch Unfreie. Ulrike Renk lässt sehr lebendig das alltägliche Leben mit den Gerichten, den Krankheiten und Heilmethoden in ihre Handlung einfließen und zeigt, welche Chancen die Menschen auf einen Aufstieg bzw. auf ein freies Leben hatten.

Dadurch entsteht eine interessante und lehrreiche Geschichte, die mit Widrigkeiten, etwas Liebe, Verlust und Mut zu unterhalten weiß.

Elze ist an schwere Arbeit gewohnt, sie lebt gern bei ihren Eltern auf dem Hof und packt überall mit an. Doch dann sorgt ein Schicksalsschlag für eine Veränderung, die ihr einiges abverlangt. Sie soll für ein Wirtschaftsjahr ins ferne Münster. Sie findet sich mit etwas Heimweh schnell in die fremde Umgebung ein und lernt sich einzubringen. Doch erneut sorgt eine fremde Entscheidung für eine Veränderung in ihrem Leben.
Ulrike Renk bringt uns den Alltag auf einem Bauernhof im Mittelalter in ihrem Buch näher. Es gibt einige Abenteuer, die mich an die Geschichte gefesselt haben und das eingebaute Wissen über die anfallenden Arbeiten, Überschwemmungen, eine Kirche im Umbruch dank Martin Luther und kriegerische Auseinandersetzungen sorgen für ein authentisches Bild dieser Zeit. Der bildhafte und gut beschreibende Erzählstil sorgt dafür, dass ich Elzes Lebensweg gespannt verfolgt habe.

In Am Fluss der Zeiten wird der Zusammenhalt der Menschen untereinander deutlich, hier musste jeder jedem helfen, sonst wäre man nicht in der Lage gewesen, zu überleben.

Ulrike Renk beschreibt das Leben und den Arbeitsalltag der einfachen Bevölkerung und macht deutlich, wie ein Leben in Unfreiheit als Eigenbehörige ablief. Etwas mehr Spannung hätte der Handlung den letzten Schliff gegeben.

Bewertung vom 22.12.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


gut

Nerviger Protagonist in Midlife-Krise
Im Diogenes Verlag erscheint der Roman "Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim ist fast fünfzig, hat Geldsorgen und Rücken und in einer Midlife-Krise gefangen. Nach seinem Debüt als Autor versucht er vergeblich an den Erfolg anzuknüpfen, doch das klappt einfach nicht. Er schiebt es auf seine aktuelle Lebenssituation, seine Ehe mit Marina ist zerbrochen, mit ihr hat er zwei Kinder und lebt in einer Beziehung mit einer Künstlerin. Die Kriegsvorgänge in Osteuropa machen ihm so sehr Angst, dass er mit Frau und Kindern vor seinen privaten und den weltlichen Sorgen nach Brasilien flieht. Aus der Schweiz nach Brasilien, so wie Stefan Zweig. Was Zweig konnte, kann einem Ben Oppenheim auch nur gelingen. Doch so einfach er sich das vorstellt, ist es nicht.


"Das Leitmotiv des Judentums aber, die Angst, verfolgt und vertrieben zu werden, musste man schon mit der Muttermilch aufsaugen." Zitat Seite 144

Ben Oppenheim ist Jude, nicht sehr gläubig und ein absolut egoistischer Typ mit wirren Gedanken, erfolglos, unentschlossen, unsensibel und bekommt seine Ehe nicht gerettet, aber auch die Beziehung zu seiner neuen Freundin klappt nicht so recht. Außerdem glaubt er daran, zu einem Volk zu gehören, dem die Flucht seit Urzeiten in die Wiege gelegt wurde. Und so lassen ihn düstere Nachrichten sofort an einen drohenden Atomkrieg denken und er flieht Hals über Kopf nach Brasilien.

In dieser Handlung wird tragisch deutlich, welches Schicksal viele jüdische Menschen durch Flucht und den Verlust von Heimat durchmachen. Doch was Ben einfach unausstehlich macht, ist seine Ansicht, einfach der tollste Mann zu sein und ständig seine Meinung zu ändern. Das fand ich recht nervig, nur seine ironischen Ansichten und die Erlebnisse von Bens Frauen (mit oder ohne ihn) ließen mich weiter lesen.

Micha Lewinsky zeigt auf ironische Weise Bens zwiegespaltene Sichtweise auf sein Leben, seine Frauen und die Angst vor dem Weltgeschehen. Es mischen sich ernste Themen mit seichten, dazu kommen Bens sexuelle Gedanken, die zeigen, wie egoistisch er tickt. Kein Sympath, kein Mann, den man gerne kennenlernen möchte und ein echter Anti-Held!

Bei dieser Lektüre hat mir der angenehm zu lesende Schreibstil und der eingebaute Humor gefallen. Und obwohl ich Ben überhaupt nicht mochte, hat mich Lewinsky mit seiner Geschichte gefesselt.

Eine Geschichte über einen Anti-Helden, die von Flucht, Furcht und innerer Zerrissenheit erzählt!

Bewertung vom 20.12.2024
Das geheime Buch der Wichtel
Riphagen, Loes

Das geheime Buch der Wichtel


weniger gut

Trifft nicht meinen Geschmack!
Im Fischer Sauerländer Verlag erscheint Das geheime Buch der Wichtel von Loes Riphagen.

Wichtel sind für uns Menschen geheimnisvolle Wesen. Was machen eigentlich Wichtel, die bei vielen Kindern in der Vorweihnachtszeit hinter verborgenen Türen leben? Wovon ernähren sie sich, womit spielen sie?

Wichtel sind ein lustiges Völkchen, sie verkleiden und feiern gerne und sind nette Wesen. Kämmen ist nicht nach ihrem Geschmack und gegen schlechten Geruch hilft kein Wasser, sie sprühen sich mit Zitronenlimo ein. Ihren Kinderarzt nennen sie witzigerweise ihren »Aufpepper« und wusstet Ihr, dass sie eine Geheimsprache sprechen?

Dieses liebevoll illustrierte Buch führt uns in die Welt der Wichtel hinein und erklärt, was sie so umtreibt und wie sie leben. Es gibt nur wenig Text, der Inhalt wird hauptsächlich über die Bilder erklärt. Für mich lebt dieses Buch von den vielen Details, die man im Alltag, in den Behausungen und bei den Unternehmungen der Wichtel entdecken kann.

Wichtel leben mit kleinen Haustieren, die wie kleine Kellerasseln oder Insekten aussehen. Wenn sie zur Schule gehen, fliegen sie auf einem Vogel dorthin und ihre Kleidung dient dem Zweck, dass die Menschen sie nicht entdecken. Für die Wichtelmützen gibt es im Buch eine kleine Bastelanleitung.

An diesem Buch gefallen mir die Illustrationen, aber es hat mich gestört, dass hier keine zusammenhängende Geschichte erzählt wird, sondern dass uns die Wichtelwelt kapitelweise durch Bilder erklärt wird. Ich fand auch die Breiklümpchen in den Haaren ziemlich eklig. Darüber werden Kinder aber sicher lachen können.

Es hat mich gewundert, dass das Buch als Vorweihnachtslektüre angepriesen wird, Weihnachten aber gar nicht erwähnt wird. Mir fehlte der Sinn hinter diesem Buch und es entspricht einfach nicht meinem Geschmack.

Mit einem Augenzwinkern und reichlich Fantasie erhaschen wir hier einen Einblick in die Welt der Wichtel. Für kleine Wichtelfreunde eine unterhaltsame Einführung in ihre verrückte kleine Welt! Meinen Geschmack trifft es aber nicht!