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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2659 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2025
Mord im Chateau / Ein Brite in Frankreich Bd.3
Moore, Ian

Mord im Chateau / Ein Brite in Frankreich Bd.3


gut

Dieser Cosy-Crime konnte mich nicht fesseln!
Im Rowohlt Verlag erscheint der Kriminalroman Mord im Chateau von Ian Moore, es ist der dritte Band der Reihe Ein Brite in Frankreich.

Der Brite Richard Ainsworth führt eine kleine Pension im Loiretal, in der sich eine Filmcrew eingemietet hat. Sie drehen im benachbarten Château de Valençay einen historischen Film, was Richard als promovierten Filmhistoriker begeistert. Aber dann stirbt plötzlich ein Schauspieler unter merkwürdigen Umständen. Richard und Valérie haben inzwischen ein Detektivbüro und arbeiten als Sicherheitsteam am Drehort, diese Gelegenheit kommt ihnen gelegen, um undercover zu ermitteln. Dabei kommen sie einigen Intrigen und Streitigkeiten auf die Schliche. Der Täter muss unter den Filmleuten sein!

Richard und Valérie sind als Sicherheitsleute zum Schutz der Filmcrew engagiert. Valéries Nichte wird angeblich von einem Stalker verfolgt und bedroht und dann stirbt ein Statist im stolzen Alter von 102 Jahren, doch ihn traf kein natürlicher Tod. Kurz darauf gibt es ein weiteres Opfer, das stärkt den Verdacht, das hier doch ein Mord vorliegen könnte.

Dies ist mein erstes Buch der Reihe und ich habe viel Aufmerksamkeit darauf verwendet, um bei der Vielzahl an Figuren den Überblick zu behalten und die Beteiligten und ihre Beziehungen zueinander richtig einordnen zu können. Ein Personenregister wäre durchaus hilfreich gewesen. Die Charaktere sind bunt gemischt, teilweise recht skurril, kamen mir bis auf die liebenswerten Figuren Richard und Valérie leider nicht sehr nah. Dabei enthält die Handlung amüsante Szenen mit britischem Wortwitz und der undurchsichtige Fall scheint interessant und wird stimmig gelöst. Leider hat mich aber die doch recht langatmige Aneinanderreihung von endlosen Gesprächen und belanglosen Szenen der zahlreichen Figuren irgendwann nicht mehr gefesselt.

Einziges Highlight sind Richards Kämpfe, die er mit dem Pfau im Schlosshof abhält. Ansonsten hat sich mir der rote Faden im Krimi nicht so recht erschlossen, er scheint zwischen den abschweifenden Erzählungen auf der Strecke geblieben zu sein. Irgendwann verlor sich mein Interesse für den wahren Mörder und das Tatmotiv, trotzdem habe ich geduldig bis zum Ende gelesen.

Leider konnte mich der Fall nicht fesseln!

Bewertung vom 19.03.2025
Känguru Knickohr - Huhu, Känguru! Was hörst denn du?
Sabbag, Britta

Känguru Knickohr - Huhu, Känguru! Was hörst denn du?


sehr gut

Lustiges Vorleseabenteuer
Bei Penguin Junior erscheint Britta Sabbags Bilderbuch "Känguru Knickohr – Huhu, Känguru! Was hörst denn du?" mit lustigen Illustrationen von Igor Lange.

»Aufwachen, mein Schatz!«, ruft Mama Känguru am Morgen. Doch Knickohr, das kleine Känguru, hört anscheinend nicht und kuschelt weiter. So geht es den ganzen Tag über, alles was Mama Känguru sagt, versteht Knickohr völlig anders. Und das hat einen guten Grund, es hört nur, was es hören will, denn damit wird der Tag ganz nach Knickohrs Geschmack.

Britta Sabbags gut verstängliche und schön gereimte Texte rund um Alltagserlebnisse von Knickohr machen das Buch für Klein und Groß zu einem humorvollen Leseerlebnis. Kleinkinder können sich gut in das Kängurukind hineinversetzen und merken natürlich, dass es nicht hören will. Jeder Frage oder Aufforderung von Mama Känguru steht eine "unerwartete" Antwort von Knickohr gegenüber. Auch an die Kinder wird stets die Frage danach gestellt, was Knickohr wohl verstanden hat. So müssen die Kinder sich überlegen, was Mama wohl eigentlich gemeint hat.
Man muss einfach schmunzeln, wie Knickohr seine Mama auszutricksen versucht, um seine Wünsche durch zu setzen und es ist wohltuend zu sehen, wie liebevoll sich Mama diese kleinen Frechheiten gefallen lässt.


Die bunten Bilder zeigen erkennbare Mimik, was mir sehr gefällt und sie verbreiten gute Laune, indem sie die Aktivitäten von Knickohr und seinen Freunden sichtbar machen. Da wird gehopst, gesprungen, gegessen, gekuschelt und eine Kissenschlacht gemacht, dass es eine wahre Freude ist.

Ein lustiges Buch zum Vorlesen und gemeinsam Entdecken der vielen kleinen Hörfehler vom Känguru!

Bewertung vom 18.03.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Eine Zeitreise in die 90er Jahre!
Bei Kiepenheuer & Witsch erscheint Christoph Kramers Coming-of-age Roman Das Leben fing im Sommer an.

Im heißen Sommer 2006 erhitzt die Fußballweltmeisterschaft die Gemüter, damals war Chris Kramer gerade 15 Jahre alt und stand an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Die Zeit ist erfüllt von abendlichen Treffen mit Freunden auf den Dach einer alten Scheune, tagsüber schläft er im Freibad und träumt von einer Karriere als Fußballprofi. Den Teenager treibt die Suche nach sich selbst um, er hasst seine Pickel und möchte endlich eine Freundin haben. Dann tritt mit Debbie das schönste Mädchen in sein Leben und mit ihr erlebt er eine emotionale Achterbahnfahrt, die ihn hoch hinaus trägt, aber auch tief fallen lässt. Mit seinen Freunden erlebt er einen nächtlichen Roadtrip, der ihm zeigt, wie es sich anfühlt, ausgelassen zu leben.

Da ich mich nicht für Fußball interessiere, war mir Christoph Kramer nicht bekannt.

In dieser Geschichte erzählt Christoph Kramer von drei Tagen im Sommer 2006, die seine persönliche Wende ins zukünftige Leben markierten. Mit viel Einfühlungsvermögen und dem Gespür für das Erwachsenwerden beschreibt er seine Erlebnisse mit Freunden im Schwimmbad, den ersten Kuß und ein Abenteuer der besonderen Art.

Die Erzählweise ist gut zu lesen, manche Erlebnisse finde ich zu auserzählt, doch das ist ja Geschmacksache. Man kann die gezeigten Gefühle, Ängste und emotionalen Momente gut nachvollziehen und erlebt einen Teenager mit Träumen, der seinen Platz im Leben sucht und zwischen Unsicherheit und dem Wunsch nach Anerkennung gefangen ist. Besonders authentisch finde ich die Beschreibung der Freundschaft zu seinen Jungen in der Nachbarschaft. Sie unterstützen ihn und stärken ihm das Selbstbewusstsein während der pubertären Zweifel. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich nicht so recht weiß, was ich von dem nächtlichen Roadtrip glauben kann und soll.

Das Buch war nicht gerade das, was ich sonst lese und doch habe ich die Erzählweise und einige Phrasen der Selbstreflexion genossen.

Diesen Coming-of-age-Roman empfehle ich allen jüngeren Semestern aus den 90ern, weil viele Erlebnisse diese Zeit widerspiegeln und jüngere Leser mehr damit anfangen können als ältere.
Christoph Kramer reflektiert den Sommer 2006 mit dem Fußballmärchen, sein Leben und die Liebe.

Eine berührende Zeitreise in die 90er Jahre, die noch Potential nach oben hat!

Bewertung vom 17.03.2025
Fernwehland
Naumann, Kati

Fernwehland


ausgezeichnet

Das Schiff der Träume
Kati Naumanns historischer Roman Fernwehland erscheint bei Harper Collins.

1946 wurde die "Astoria"auf den Namen Stockholm getauft, acht Jahre später geriet sie in eine Schiffskatastrophe und wurde von der DDR günstig erworben. Unter dem Schiffsnamen "Völkerfreundschaft" war sie das Kreuzfahrtschiff der DDR und steuerte 25 Jahre durch die Weltmeere.

Henri träumte schon als Kind von einem Leben auf See und als er Matrose wird, steht diesem Ziel nichts mehr im Wege. Er lernt dort die Stewardess Simone kennen, beide werden ein Paar. Jahrzehnte später unternehmen Henri und Simone wieder eine Fahrt mit der Astoria, dieses Mal als Gäste. Mit an Bord ist auch die Schwedin Frida, die bei der Schiffstaufe dabei war und auf dem Schiff ihre Hochzeitsreise erleben durfte. Die junge Elli gesellt sich zu ihnen und hört von den abenteuerlichen Geschichten, die sich in der Vergangenheit rund um das Schiff abgespielt haben.

Kati Naumann erzählt eine Familiengeschichte, die mit den Schwierigkeiten ihrer Zeit in der DDR zu kämpfen hatte. Man merkt dem Roman die umfassende Recherchearbeit an, denn es gibt zahlreiche Einzelheiten bezüglich der Namen und zahlreichen Umbaumaßnahmen der "Astoria".

Mit diesem Roman erweckt sie die Vergangenheit zum Leben und lässt uns teilhaben an den aufregenden Abenteuern in der Ferne mit den Gästen und der Crew der "Völkerfreundschaft". Gleichzeitig lässt Kati Naumann aber auch die Auswirkungen des Kalten Krieges und die Lebensrealität im DDR-System mit all ihren Problemen einfließen, ohne eine Bewertung zu betreiben. Wer sich mit dieser Staatsform nicht auskennt, wird in diesem Buch die Gelegenheit bekommen, sich in das Leben in der DDR einzufühlen mit all dem Licht des Sozialismus und mit seinen Schattenseiten. Der Roman öffnet mir zum wiederholten Male die Augen über die Ungerechtigkeiten in der DDR, über die meine dort lebende Verwandtschaft einiges zu berichten wusste. Ausreiseanträge, die der ganzen Familie Schaden zufügten, Handelsgeschäfte gegen harte Devisen mit dem Westen, beschränkte Reise- und Studiumsmöglichkeiten ohne Parteibuch empören mich heute noch.

Sehr interessant fand ich die Besonderheiten um den Kauf der Stockholm durch die DDR, er wurde überwiegend von der Bevölkerung mit Spenden und unbezahlten Überstunden getragen und stand danach nur wenigen Auserwählten als Reisemöglichkeit zur Verfügung. Der Fernblick in fremde Länder wurde vielen Bürgern verwehrt.

Atmosphärischer Familienroman verknüpft gut eingebaute historische Fakten und lässt uns eine Erinnerungsreise in Deutsch-deutsche Geschichte erleben, die eng verknüpft ist mit dem Kreuzfahrtschiff "Völkerfreundschaft", dem "Traumschiff" der DDR. Meine volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.03.2025
DRECKSARBEIT
Straaß, Veronika;Lieckfeld, Claus-Peter

DRECKSARBEIT


ausgezeichnet

Ganz großes biologisches Kino!
DRECKSARBEIT ist der Titel des Sachbuchs über das Thema Mikrobiologie und trägt den Untertitel: Der Mikrokosmos unter unseren Füßen und erscheint im Dölling und Galitz Verlag. Die Texte stammen von Veronika Straaß und Claus-Peter Lieckfeld, die Fotos sind von Nicole Ottawa und Oliver Meckes.

"Boden ist unser aller Grundlage. Grund genug, genau hinzuschauen." Zitat S. 15

Im TV haben Berichte über Tiere, Vögel und Fische einen hohen Sendeanteil, diese Lebewesen sind beliebt, die Naturaufnahmen sind immer interessant und schön. Dagegen werden die Mikroorganismen, also die Lebewesen in der Erde, deutlich weniger beachtet. Dabei sind auch sie wunderschöne Organismen, wie man an den wunderbaren Fotografien in diesem Buch sehen kann.

Doch diese Aufnahmen sind erst dank der Technik mit Rasterelektronenmikroskop-Fotografien sichtbar. Die Fotografen Nicole Ottawa und Oliver Meckes haben unberührten Schwarzwaldboden unter die »Lupe« genommen und zeigen die unterschiedlichen tierischen Bewohner wie Bakterien, Springschwänze, Schleimpilze, Bärtierchen u.a., die in großen Mengen für einen gesunden Boden sorgen. Dieser muss Wasser speichern können und Nährstoffe bereithalten, die die Pflanzen benötigen. Wer lebt alles unter uns? Man kann sich die Anzahl der Lebewesen kaum vorstellen, pro Handvoll Boden existieren bis zu zehn Milliarden Lebewesen!!

Mich interessiert schon seit Schultagen die Biologie, aber genauso ist auch die Mikrobiologie hochinteressant. Denn die diffizile Lebensgemeinschaft aus Kleinstlebewesen ist wichtig für unser eigenes Leben. Man kann nur staunen über den wimmelnden Mikrokosmos Erde und muss wissen, dass diese "Unterwelt" unersetzlich ist für die Rettung und Bewahrung der Natur.

Habt ihr schon einmal die niedlichen Bärtierchen gesehen? Oder wusstet ihr, dass der europäische Regenwurm die Amerikaner das Fürchten lehrt? Warum das so ist, wird im Buch erklärt und es gibt noch viele andere erstaunliche Fakten zu entdecken.

"Etliche Bakterien vertilgen sogar Plastik." Zitat Mikrobiologe Prof. Dr Wolfgang Streit S. 31

Den verantworlichten Textschreibern muss ich ein großes Kompliment machen. Ihre Texte beschreiben die Vielfalt unter der Erde und die Wichtigkeit dieser Mikroorganismen mit viel Fachwissen. Dies geschieht auf so lockere, eingängige Weise, dass es Laien leicht und unterhaltsam verstehen, was für ein Sachbuch mit diesem fachlichen Bezug ein großes Plus bedeutet.

Im Buch gibt es viele hochinteressante Fakten über Bodenlebewesen wie Bakterien, Pilze, Milben, Bärtierchen etc. zu entdecken, ohne sie würde das Leben auf der Erde nicht existieren. Das perfekt aufbereitete Thema weckt durch die gelungenen Texte und fantastischen Fotos einfach Interesse für alles, was in der Erde lebt.

Die komplexe Lebensgemeinschaft im Boden wird hier auf wissenschaftlicher Basis hoch interessant, umfassend, verständlich und mit einer Prise Humor erklärt. Für wahre Faszination aber sorgen die zahlreichen außergewöhnlichen Ansichten der Lebewesen und Organismen! Schön wie Gemälde, gruselig wie Horror-Figuren und man wundert sich, dass so kleine Dinge fürs menschliche Auge sichtbar gemacht werden können.
Ganz großes biologisches Kino!

Bewertung vom 14.03.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


ausgezeichnet

Vielschichtiger Roman um das Geheimnis einer Violine
Im Aufbau Verlag erscheint Anne Sterns Roman "Wenn die Tage heller werden".

Die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa verbringt zum ersten Mal einige Wochen ohne ihren Sohn Paul. Diese Zeit bringt eigentlich die langersehnte Freiheit mit sich, doch Lisa hat Selbstzweifel über ihre Mutterrolle und ihr Leben danach. Sie sucht ihre alte Geige hervor und bringt sie zu Hans, der voller Inbrunst noch in hohem Alter seine Geigenbauwerkstatt betreibt. Mit seiner Tochter Ute besitzt er einen Obsthof, wo sich Lisa und Paul gleich wohl fühlen. Ute hat eigene Sorgen, sie kann aus Krankheitsgründen die Ernte nicht mehr schaffen. Als Hans etwas über die Herkunft ihrer Violine herausfindet, verändert das Lisas Blick auf ihre Familiengeschichte enorm und sie macht sich auf die Suche nach dem dunklen Geheimnis.

Anne Stern verbindet in ihrem Roman mehrere Themen zu einem runden Ganzen. Im Vordergrund steht die Rolle der alleinstehenden Mutter Lisa, die zum ersten Mal drei Wochen ohne ihren Sohn verbringt. In dieser Zeit der Muße kämpft sie innere und familiäre Konflikte aus. Ihre Gedanken drehen sich um Selbstzweifel, Anerkennung und Entfremdung von ihrer Mutter und sie merkt, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse stark vernachlässigt hat. Durch ihre reparaturbedürftige Violine kommt sie der SS-Vergangenheit ihres Großvaters auf die Spur und versucht, mehr darüber zu erfahren. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig, über den Großvater wurde wenig erzählt und es bedarf einiger Nachfragen, bis ihre Mutter ihren Fragen stellt. Kann man die Vergangenheit verschweigen oder vergessen?

Die dunklen Zeiten rühren in der Frage wie man mit Kriegstraumata und damit verbundenem Leid umgehen soll. Anne Stern beschreibt, wie solche dunklen Abgründe von Schuld und Vertuschungen Familien über Generationen hinweg begleitet haben. Wie lebt man mit der Vergangenheit, mit den Verbrechen an Juden und der Verschacherung ihrer Besitztümer.

Für Lisa ist die Auseinandersetzung mit ihrer familiären Geschichte ein Weg in ein neues und offeneres Leben. Sie lernt Menschen kennen, die sie wertschätzen und mögen, gewinnt neue Freunde hinzu und lässt damit ihre eigenen dunklen Zeiten hinter sich.

In diesem Roman habe ich die flüssige und eingängige Erzählweise genossen und wurde schnell mit den Figuren warm. Es ist erstaunlich, wie die Charaktere vom ersten Moment des Erzählens an ein Eigenleben entwickeln, dass ich gern verfolgt habe. Jede Figur in diesem Buch ist gut umrissen, bringt neue Impule und erweckt diese Geschichte zum Leben. Dabei wechseln sich dunkle und helle Tage ab, so wie das Leben eben spielt.

Anne Stern hat mich tief in die Gedankenwelt ihrer Protagonistinnen hineingezogen und damit gefesselt. Ich konnte einige Phasen der Mutterrolle gut nachfühlen und mit der sommerlichen Atmosphäre zaubert sie mir das Gefühl zurück von Sommerferien am See mit Eis und endlosen Tagen. Doch sie weckt auch die Erinnerungen an früheres Leid und setzt einen Funken von Hoffnung mit dem neuen Verbleib der Violine.

Durch die Vielschichtigkeit von Mutterrolle, Mutter-Tochter-Verhältnis, Krankheit und der historischen Verbindung bekommt dieser Roman reichlich Tiefgang. Vom Erzählerischen her lebt der Roman von der Atmosphäre zwischen den Menschen aber auch vom wunderbaren Sommer. Ich fühlte mich von Anfang bis Ende wunderbar unterhalten.

Bewertung vom 11.03.2025
Tot überm Weidezaun
Anders, Hedda

Tot überm Weidezaun


gut

Solider Landkrimi mit viel Lokalkolorit!
Im Rowohlt Verlag erscheint der Elbe-Krimi "Tot überm Weidezaun" von Hedda Anders.

Kommissarin Wencke Dierksen hat die Polizeiarbeit hinter sich gelassen und startet ihren neuen Lebensabschnitt auf einem Bauernhof im ländlichen Sorum bei Hamburg. Der Hof ist das Erbe ihres Onkels und mit dem Hof hat Wencke auch Alpaka Christopher übernommen, der sogar im Haus leben darf. Die Beschaulichkeit ist aber nicht von Dauer, Ex-Kollege Theo Kleist bittet Wencke in einem mysteriösen Verbrechen um Mithilfe. Dackel Bootsmann hat mit einem Handy zufällig Filmaufnahmen gemacht - die Aufnahmen zeigen eine leblose Hand und Theo befürchtet, das es möglicherweise einen Mord gegeben haben könnte. Aber wo ist die Leiche?

Die Handlung dieses Krimis spielt im ländlichen Dorf Sorum, da wundert es wenig, wenn hier auch tierische Charaktere mitmischen. Allen voran Dackel Bootsmann, der ein Faible für das Schnappen von Handys hat und dessen Aufnahmen für große Aufregung sorgen. Als Wencke nach Sorum zieht, spricht sich das schnell herum, jeder im Dorf kennt sie und der neueste Dorftratsch mit der leblosen Hand spricht sich schnell herum. Ihr Ex-Kollege Theo aus Hamburg bittet Wencke um Mithilfe, denn ihr vertrauen die Leute. Schnell ist Wencke in einen merkwürdigen Fall eingebunden und findet zwischen Weiden, Bio-Kisten und verirrten Kiezlegenden die Wahrheit heraus.

Diese Geschichte liest sich unterhaltsam, für das nötige Landflair sorgen Szenen in der Bio-Landwirtschaft und Weideviehhaltung und einige Dialoge in Dialekt entsprechen dem O-Ton der Dörfler.

Dieser unterhaltsame Krimi liest sich locker weg, die Spannung steigt erst zum Ende hin an und bei der Ermittlung schaut der Leser Wencke und Theo direkt über die Schulter. So ist man nah am Geschehen und kann gut mitraten, den Täter hatte ich schnell gefunden, nur das Motiv versteckte sich lange Zeit zwischen Misthaufen und Bio-Kisten.

Die Figuren werden gut charakterisiert, oft reicht schon allein der Name plus Zusatz, um sich ein Bild über die Person machen zu können. Warzenheiner oder Marmeladen-Toni, Fahrplan-Fiete und Schnee-Schorsch. Das liest sich anfangs noch recht amüsant, bezogen auf die gesamte Handlung fand ich es dann aber doch etwas übertrieben.

Wencke hat mit ihrem Alpaka Christopher einen ungewöhnlichen Mitbewohner, mit dem sich Freund Hosse abfindet. Die Ermittlungs-Teilerfolge werden regelmäßig mit reichlich Alkohol gefeiert, für Alkoholiker ist dieses Buch wohl eher keine geeignete Lektüre. Der Fall bindet Wencke schnell ein, sie hat das nötige Gespür für Lügen oder Vertuschungen, folgt aber auch mal einer falschen Fährte. Am Ende stellt sie dann aber doch den Täter und gerät in dessen Gewalt.

Dieser Krimi ist ein solider Fall für zwischendurch mit speziellem Landleben, etwas Dialekt und humorvollen Szenen mit den tierischen Darstellern.

Bewertung vom 10.03.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


gut

Recht lasche Krimikomödie mit ernstem Hintergrund!
Volker Klüpfels Krimi "Wenn Ende gut, dann alles" erscheint bei Penguin Bücher und trägt den Untertitel: Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind.

Tommi ist erfolgloser Schriftsteller, mittellos und lebt in einem alten Wohnmobil, das er von seinem Vater mitsamt der ukrainischen Putzfrau Svetlana übernommen hat. Bei einer Fahrt mit dem Wohnmobil entdecken sie ganz allein am Waldrand ein kleines Mädchen und bringen es zur Polizei. Es wird in einem Heim untergebracht und voller Sorge machen sich Tommi und Svetlana auf die Suche nach ihrer Mutter. Schon bald sind die Beiden einem Verbrechen auf der Spur und bringen sich selbst in große Gefahr!

Zu Beginn der Geschichte werden die beiden Protagonisten Tommi und Svetlana vorgestellt, während Svetlana ihrer Putz- und Aufräumtätigkeit in Tommis Wohnmobil nachgeht. Sie interessiert sich für russische Literatur und auch für Tommis Schreibversuche an einem Thriller, die nicht so recht klappen wollen. Wenig später lesen sie ein kleines Mädchen auf und werden in eine tiefer gehende Geschichte verstrickt, die viel Spannungspotential bietet. Theoretisch zumindest, denn obwohl hier Spannung und Humor versprochen wurden, bekam ich nur eine unterhaltsam, humoreske Geschichte, bei der trotz des brisanten Themas Korruption in der Ukraine leider das Potential nicht ganz ausgeschöpft wurde. Im Vordergrund steht die Beziehung zwischen Svetlana und Tommi, die auf humorvolle Weise sichtbar gemacht wird und ihre unkonventionelle Suche nach der Mutter des Mädchens. Es geht um menschliche Schicksale und um Kindeswohl und um zwei Figuren, die ungewöhnlich und leicht schräg in die Ermittlungen stolpern.

Volker Klüpfel schickt in diesem Buch zwei ungleiche, skurrile Charaktere ins Rennen, die allerdings auch viel Herz besitzen, Mut haben, sowie und die nötige Entschlossenheit, um die Wahrheit über ein ausgesetztes Kind heraus zu finden. Tommi ist ein verpeilter Möchtegern-Schriftsteller, der sich erfolglos mit dem Anfang seines Thrillers abmüht. Seine Putzfrau Svetlana ist eine eher schrille Figur, sie liebt Krimis und russische Literatur, sie nimmt kein Blatt vor den Mund, gibt Tommi gutgemeinte Ratschläge zu Ernährung und anderen Lebensdingen und rattert ständig ukrainische Sprichwörter herunter. Das liest sich alles recht unterhaltsam, doch bis die Ermittlungen endlich Fahrt aufnehmen, hat die Story auch einige Längen. Gefallen hat mir der hohe Wiedererkennungswert Svetlanas, der in ihrer konsequent angewandten gebrochenen Sprache mit russischem Akzent liegt. Tommi ist eher ein inaktiver Typ, er trauert seiner Freundin hinterher und lebt so in den Tag hinein, bis ihn Svetlana aktiv bei ihren Ermittlungen einbindet. Hier stolpern sie so von Spur zu Spur und kommen eher zufällig mit den Verbrechern in Kontakt. Die Polizei hält sich bedeckt, untersucht den Fall nicht weiter und das erscheint mir sehr unglaubwürdig. Außerdem hat mich gestört, dass das Kind ein Down Syndrom hat, was für die Handlung völlig unwichtig ist und vielleicht für ein bisschen mehr Drama sorgen sollte.

Die Idee, Sprachschwierigkeiten als Humor zu verkaufen, ist nur stellenweise erfolgreich und gefällt mir nicht sehr gut. Dieses Stilmittel wirkt schnell ausgereizt und hat mich auf Dauer nur noch mehr im Lesefluss gestört.

Volker Klüpfels Intention, humorvolle Unterhaltung mit Spannung zu verbinden, hat leider nicht ganz geklappt und die spannende Handlung lässt meiner Meinung nach leider zu lange auf sich warten.


Ich hatte mir mehr vom Buch erhofft, zumal das Thema Korruption in der Ukraine genügend Sprengstoff geboten hätte. Dafür gibt es ein ungleiches Ermittlerpaar, die im Unterhaltungsbereich durchaus punkten können.

Bewertung vom 08.03.2025
TÖRÖÖÖÖ! FIIIEEEP! Klein und Groß trompeten los!
Hierteis, Eva

TÖRÖÖÖÖ! FIIIEEEP! Klein und Groß trompeten los!


sehr gut

Gemeinsam sind wir stark!
Bei Penguin Junior erscheint das Bilderbuch Klein und groß trompeten los! von Eva Hierteis mit Illustrationen von Andrea Stegmaier für Kinder ab vier Jahren.

Der kleine Elefant und die Maus haben ein Problem, sie kommen gegen das laute Getröte der Elefantenherde einfach nicht an! Mit ihrer fiepsig-leisen Stimme kann sich die Maus einfach kein Gehör verschaffen und der kleine Elefant ist zwar viel größer als die Maus, aber er traut sich nicht, mal so richtig laut zu trompeten. Doch zum Glück unterstützen sich beide gegenseitig und können sich durchsetzen.

Die Maus hört jeden Tag, wenn die Elefantenherde durch die Savanne zum Wasserloch wandert, denn das wird nicht nur von lautem Töröööö begleitet, sondern auch mit reichlich Gestampfe, das den Erdboden und damit den Mäusebau darunter erschüttert. Die Maus fürchtet sich, dass irgendwann der Boden über ihr einbricht. Deshalb läuft sie hinter der Elefantenherde her, um sich zu beschweren. Doch mit ihrer kleinen, feinen Stimme kann sie sich einfach kein Gehör verschaffen. Da bemerkt sie den kleinen Elefanten, von dem niemand Notiz nimmt, während er versucht, an den großen Elefanten vorbei zum Wasserloch zu gelangen. Die Maus ist schlau und überzeugt den Elefanten schliesslich, mit dem Fuß aufzustampfen, ganz laut und immer wieder, bis die anderen Elefanten ihn bemerken.

Dieses Buch ist besonders für schüchterne Kinder eine gelungene Vorlesegeschichte, die zeigt, dass man sich mit etwas Mut und gemeinsamen Mitstreitern durchsetzen kann. Wenn Freunde zusammen halten, sich gegenseitig helfen und für ihre Interessen einstehen, kann man etwas bewegen und fühlt sich nicht mehr so hilflos. Daraus entwickelt sich mehr Selbstvertrauen und das Bewusstsein, für andere Verantwortung zu übernehmen.

Die Geschichte wird mit Empathie erzählt und durch entzückende Illustrationen begleitet, die anschaulich zeigen, was Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe mit uns machen. Es macht Freude, die Geschichte zu begleiten, die Bilder zu betrachten und das Getröte oder Gefiepe der Maus nachzuahmen.

Manchen Kindern fehlt der Mut, in einer Gruppe über ihre Gefühle, Wünsche oder Sorgen zu sprechen. Wenn dann die Erwachsenen diese Bedürfnisse nicht bemerken, sind die Kinder enttäuscht oder ziehen sich zurück. Die Geschichte macht Mut und zeigt, dass man mit Freunden mehr bewirkt und sich gegenseitig ermutigen und unterstützen kann.

Eine Mut machende Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und Selbstvertrauen!

Bewertung vom 05.03.2025
Verdammte Weiber / Kommissarin Irmi Mangold Bd.16
Förg, Nicola

Verdammte Weiber / Kommissarin Irmi Mangold Bd.16


sehr gut

Dieser Krimi war nicht so nach meinem Geschmack!
Im Piper Verlag erscheint mit Verdammte Weiber der 16. Band der aus der Feder von Nicola Förg.

Irmi Mangold wird in Folge einer Wettschuld von Fridtjof zu einem Skikurs angemeldet. Dort freundet sie sich mit Skilehrerin Cordula an, einer ehemaligen Journalistin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Kurze Zeit später wird Cordula eingebrochen im Eis des Grüntensees aufgefunden, man kann sie nur noch tot bergen. Für Irmi stellen sich einige Frage, sie glaubt auch nicht an einen Unfall und verbeißt sich in diesen Fall. Sie stösst auf Cordulas letzte Recherche über das tragische Schicksal der vergessenen Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel, die Mit-Begründerin der Gruppe 47 war. Hat Cordula dort etwas Wichtiges herausgefunden, was ein Motiv rechtfertigen sollte oder spielen die Erbstreitigkeiten mit ihrer Halbschwester eine Rolle? Es gab aber auch Auseinandersetzungen mit dem Verlegersohn, die Cordulas Kündigung zur Folge hatte. Irmi ermittelt in alle Richtungen dieser umtriebigen Frau.

In Nicola Förgs Krimis sorgt der Mix aus Krimihandlung und aktuellen gesellschafts- und umweltpolitischen Themen stets für Vielseitigkeit und damit auch Lesevergnügen. Dieses Mal geht es um die Diskriminierung von Frauen in der Kunst, die Tote Cordula recherchierte über die vergessenen Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel, deren Ende viele Rätsel aufgibt.

Irmi Mangold ist frisch pensioniert und muss sich erst in ihrem neuen Leben einfinden, an einen Skikurs hatte sie bei ihrer Freizeitgestaltung aber nicht gedacht. Als sie ihre Spielschulden einlöst, lernt sie die Leiterin Cordula, genannt Coci, kennen und ist fasziniert von dieser intelligenten und energischen Frau, die stets ihre Meinung sagt und in Kauf nimmt, damit anzuecken. Zwischen beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft und als Irmi erfährt, dass Coci tot aufgefunden wurde, ist sie traurig und schockiert. An einen Unfall mag Irmi nicht glauben, denn Coci hatte einige Feinde.

Während der Nachforschungen stösst Irmi auf eine Katzenhilfsstation, die vor räumlichen Problemen steht. Die Szenen mit streunenden und verletzten Katzen wird sicher das Herz vieler Katzenfreunde treffen.

Entgegen bisheriger Erfahrungen mit Nicola Förgs Büchern hatte ich so meine Probleme in das Buch hineinzufinden. Zwischen die aktuellen Vorgänge mischen sich eingebaute Textstellen über unterdrückte Frauen in der Literatur und Kunst, die sich zwar interessant lesen, mich aber nicht so fesseln konnten wie erhofft.

Die Krimihandlung kommt langsam in Gang, weil Themen wie Katzenhilfe und die Geschichte von IIlse Schneider-Lengyel einen Großteil der Handlung beanspruchen. Um das Leben und rätselhafte Ende dieser Frau ranken sich einige offene Fragen, die mich leider nicht so packen konnten, mir fehlte einfach der persönliche Zugang. Da war Coci schon greifbarer und bei Irmi habe ich es nicht anders erwartet, als dass sie in der Katzenaktion hilfreich mitmischt. Die Figur des Malcolm hat mir gut gefallen, ich hoffe, er wird bei Folgendebänden wieder aktiv mitmischen.

Was auf mich sehr konstruiert wirkt, ist das doch sehr zufällige Auffinden des ominösen Mannes mit dem braunen Mantel. Er sorgt mit seinem Wissen für wichtige Informationen bezüglich der Toten.

Dieses Buch konnte mich nicht so packen wie ich es bisher Nicola Förgs Krimis gewohnt bin. Etwas über die Diskriminierung von Frauen zu erfahren ist ein wichtiges Thema, in einem Krimi finde ich es sehr ungewöhnlich. Ein vielfältiger Mix aus einer Leiche im Eis, viel Katzenthema und unterdrückten Frauen in der Literatur und Kunst! Zu viel Extras für meinen Krimi-Geschmack!