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Benutzername: 
Martinchen
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2024
Das kleine Café der zweiten Chancen
Ota, Shiori

Das kleine Café der zweiten Chancen


sehr gut

Eine Tasse Kaffee, die alles verändert

Das sehr schön gestaltete Cover mit der Silhouette einer Japanerin, die hier wohl eher Kaffee als Tee serviert und dem übergroßen Fensterausschnitt gefiel mir sofort. Auch Klappentext und Leseprobe versprachen eine Wohlfühl-Geschichte über Fehlentscheidungen, die zutiefst bereut werden und dank der magischen Fähigkeiten der Barista Hayari diese korrigieren können. Das 240 Seiten lange Buch ist sehr hochwertig gemacht und mit einem Lesebändchen versehen.

Im Mittelpunkt steht Himari, eine Schülerin, die nach einem Unfall ihre Hand nur noch eingeschränkt benutzen kann. Ihre Mutter ist mit ihr und ihrer Schwester nach Sapporo gezogen, wo sie aufgrund ihrer Verletzung später in die neue Klasse kommt. Himari fürchtet sich, allein in einer Klasse zu sein, wo Freundschaften bereits geschlossen wurden und sie die Außenseiterin ist. Auf ihrem Weg trifft sie Frau Sugiura, der es gelingt, Himari Mut zu machen. Von ihr erfährt sie auch von Hayaris Café.

Shiori Ota bezieht sich auf das Stück 4:33 von John Cage, ein wunderbarer Einfall. Genau diese Zeit braucht Hayari, um ihren Gästen einen besonderen Kaffee mit der French Press zuzubereiten. In dieser Zeit verlieren diese sich in der Vergangenheit und können die Entscheidungen, die sie bereuen, rückgängig machen. Es sind meist emotionale Geschichten, denn natürlich bereuen wir zumeist Dinge, die wir unseren Liebsten angetan haben. Nicht nur, denn Erinnerungen können auch trügerisch sein oder aber die Folgen unserer Entscheidungen so ganz anders als gewünscht.

Dennoch ist es ein ruhiger Roman, der Schreibstil mit den kurzen Sätzen und viel wörtlicher Rede trägt dazu bei. Als Erzählperspektive wählte Shiori Ota die Sicht der jungen Himari, die auf der einen Seite eben noch Kind ist, auf der anderen Seite sehr erwachsen reflektiert.
Anemone Bauer hat den Roman aus dem Japanischen übersetzt und, wo nötig, Erklärungen eingefügt.

Fazit: ein unterhaltsamer, ruhiger, japanischer Roman mit vielen guten Ideen

Bewertung vom 09.11.2024
Verloren im Moor (eBook, ePUB)
Ellis, Joy

Verloren im Moor (eBook, ePUB)


sehr gut

Nikkis Team ist in Gefahr

Nikki Galena und ihr Team suchen den Mörder einer jungen Frau. Kurios ist, dass die Tote in ihrer mit einem Sicherheitssystem verschlossenen Wohnung gefunden wird. Das Team bekommt Unterstützung durch den jungen vielversprechenden PC Danny Wilshire. Doch bevor er seine Arbeit aufnehmen kann, wird er von einem Fahrzeug tödlich verletzt.

Das Team findet zunächst keinen Ansatzpunkt. Wer könnte es auf Danny abgesehen haben? Nach weiteren mysteriösen Vorfällen ist klar, dass das gesamte Team in Gefahr ist. Das Motiv bleibt unklar. Auf das aus verschiedenen Gründen naheliegende kommen weder Nikki noch ihre findigen Kollegen. Spannend, mit vielen Wendungen und nicht ohne Humor beschreibt Joy Ellis die Suche nach dem Täter.

In diesem Band spielt die Entwicklung der beiden Hauptprotagonisten eine wichtige Rolle. Nikki hat einen sehr schweren persönlichen Verlust erlitten und kämpft sich langsam zurück in ihre Aufgabe als Detective. Joseph wünscht sich engeren Kontakt zu seiner Tochter, was hier speziell durch die Arbeit mehr als erschwert wird. Genau deswegen jedoch wird es einen guten Weg für die beiden geben, auch mit Unterstützung von Nikki.
Wegen dieser privaten Entwicklungen empfehle ich, die Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen, auch wenn jeder Fall in sich abgeschlossen ist.

In dieser Reihe verdient die detaillierte Beschreibung der Landschaft eine Erwähnung. Sie ist wunderschön, aber auch sehr einsam und deshalb mitunter etwas unheimlich.

Fazit: lesenswert

Bewertung vom 30.10.2024
Anisbrot in Antiochia
Zürcher, Dorothe

Anisbrot in Antiochia


ausgezeichnet

Die kulinarische Reise geht weiter

Die Fortsetzung von „Bittermandel in Byzanz“ ist im Jahr 1190 angesiedelt. Kaiser Barbarossa ist tot, sein Kreuzritterheer löst sich auf. Ritter Diethelm ist schwer erkrankt, kann jedoch der hochschwangeren Delikatessköchin Alkmene und ihrem Mann, dem Eunuchen Pares eine Nachricht zukommen lassen. Sie machen sich auf den beschwerlichen und gefährlichen Weg zu Diethelm.

Das schön gestaltete Cover ist nahezu identisch mit dem des ersten Bandes, Granatäpfel und Anis zeigen den direkten Bezug auf.

Wie bereits im ersten Band ist jedem Kapitel ein Rezept vorangestellt, das Bezug auf den jeweiligen Inhalt nimmt.

Die Protagonisten sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur, während das so ungleiche Paar Alkmene und Pares fiktive Charaktere sind. Alkmene ist eine leidenschaftliche Köchin und weiß für jeden die passende Speise zuzubereiten. Auf ihrer Reise nutzt sie jede Gelegenheit, in Küchen zu arbeiten und von den dortigen Köchen zu lernen.

Diethelm ist ebenfalls ein interessanter Charakter. Er ist Kind seiner Zeit und fürchtet, dass sein Bruder ihn verflucht hat. Von der Mission des Dritten Kreuzzuges ist er überzeugt. Überrascht muss er in Jerusalem feststellen, dass die ihm zugetragenen Berichte jeglicher Grundlage entbehren. Und ihn erwartet eine zweite Überraschung, die ich hier jedoch nicht spoilern möchte.

Ein Ausblick auf den dritten Teil der Trilogie, ein Personenverzeichnis und Worterklärungen runden das Buch ab.

Fazit: ein flüssig erzählter spannender Roman des 12. Jahrhunderts

Bewertung vom 29.10.2024
Die Wahrheit liegt in Tötensen
Jensen, Robin D.

Die Wahrheit liegt in Tötensen


sehr gut

Als Steffen Baumann und Jens Jacobsen nach einem Feierabendbier auseinandergehen, wird Jens angeschossen. Bevor er das Bewusstsein verliert, flüstert er seinem Freund zwei Wörter zu.

„Die Wahrheit liegt in Tötensen“ ist der vierte Fall der beiden Freunde. Da ich die drei ersten mit großem Vergnügen gelesen habe, wollte ich mir den neuen Krimi nicht entgehen lassen. Zum Verständnis sind die Vorgängerbände nicht unbedingt notwendig, allerdings entwickeln sich die privaten Gegebenheiten, die einen Teil der Geschichten ausmachen.

Steffen berichtet Jens' Kollegen natürlich, was dieser noch sagen konnte. Da auch Bianca und Karsten können sich keinen Reim darauf machen und ermitteln in eine andere Richtung. Steffen findet bald eine vielversprechende Spur, die die beiden Ermittler zunächst nicht ernst nehmen. Hier handelt insbesondere Karsten sehr unprofessionell, was aus dramaturgischen Gründen verständlich ist, mir jedoch negativ aufgefallen ist.

In jedem Kapitel gibt es neue Wendungen und unvorhergesehene Überraschungen. Über allem steht die Frage, wer der mysteriöse Unbekannte ist, den Jens offensichtlich gesehen hat.

Neben dem schon geäußerten Kritikpunkt geht mir einiges im privaten Bereich zu schnell und glatt, was zu einem Punktabzug führt.

Die Spannung wird bereits im ersten Kapitel aufgebaut und bis zum Schluss gehalten, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Bewertung vom 29.10.2024
Der Zauber des Berges
Holsboer, Daniela

Der Zauber des Berges


ausgezeichnet

Liebe ist stärker als der Tod

Dr. Daniela Holsboer beschreibt in diesem historischen Roman die Geschichte von Davos, einem kleinen Schweizer Bergdorf, das zum luxuriösen Ziel der „Reichen und Schönen“ wurde.

1867 reist der holländische Kaufmann Willem Jan Holsboer mit seiner lungenkranken Frau Margaret auf ärztlichen Rat nach Davos. Die Anreise ist äußerst beschwerlich, so dass Holsboer erste Überlegungen zu einer Bahnstrecke anstellt. Nach dem Tod seiner Frau reist er nicht ab, sondern baut das Dorf nach und nach zu einem mondänen Kurort aus. Die Rhätische Bahn (heute UNESCO-Weltkulturerbe) und das Sanatorium auf der Schatzalp gehen ebenfalls auf ihn zurück.

Im Vordergrund jedoch steht die ganz besondere Seelenverwandtschaft zwischen Willem und Margaret, eine Liebe, die weit über den Tod hinaus Bestand hat. Margaret ist die Triebfeder, die Willem seine Vision eines seinen Ansprüchen genügenden Kurortes umsetzen lässt.

Der Schreibstil der Autorin ist klar, verständlich, aber auch poetisch und lässt einen den Zauber einer anderen, einer fast magischen Welt erahnen.

Der Titel erinnert nicht zufällig an den Roman von Thomas Mann. Immer wieder finden sich Anspielungen, direkt oder indirekt (und machen Lust darauf, diesen Roman erneut zu lesen). Aber auch andere bekannte Namen werden genannt, insbesondere die der Schriftsteller Robert Louis Stevenson und Arthur Conon Doyle, aber auch der des Malers Ernst Ludwig Kirchner.

In ihrem Nachwort gibt es zusätzliche Erläuterungen, die ich als sehr gute Ergänzung empfunden habe.

Fazit: Willem Jan Holsboer wurde mit diesem Roman ein Denkmal gesetzt, das seine Lebensleistung angemessen würdigt.

Bewertung vom 27.10.2024
Ostpreußen ist weit
Klitzka, Marianne

Ostpreußen ist weit


ausgezeichnet

Marianne Klitzka erzählt die Geschichte ihrer Familie. Sie beginnt mit dem Jahr 1937, wo Josef und Rosa Rückwardt und ihre sechs Kinder in dem kleinen Fischerdorf Neu-Passarge in Ostpreußen leben. Josef ist Schiffer und besitzt mit der „Maria Regina“ das größte Schiff des Dorfes. Rosa und die Kinder bestellen den Garten und kümmern sich um das Vieh. Die Familie scheint nicht unvermögend zu sein, dennoch führen sie ein einfaches Leben. Niemand denkt daran, dass sich das Leben ändern könnte, denn Ostpreußen ist weit weg von der Reichshauptstadt Berlin.
Die Träume der Familie, insbesondere der Kinder werden durch den Krieg, der schließlich auch Ostpreußen erreicht, jäh zerstört.
Als sich die Situation zuspitzt, schicken die Eltern Rückwardt ihre Töchter zu Verwandten nach Kiel. Es ist schon fast zu spät, so dass die Mädchen auf sich gestellt sind. In fast letzter Sekunde entschließen sich auch Josef und Rosa, ihr Heimatdorf zu verlassen.

Marianne Klitzkas biografischer Roman erzählt detailliert die Geschehnisse in Neu-Passarge und auf der Flucht. Vor allem Mariannes Mutter Gertrud hat ihre Erinnerungen mit ihr geteilt, aber auch ihre Großmutter Rosa.

In einem gut lesbaren Schreibstil werden die Ereignisse vor und während des Krieges, vor allem aber die Flucht der Töchter und der Eltern mit ihrem Sohn Karl eindrucksvoll geschildert. Marianne Klitzka erwähnt grauenvolle Einzelheiten eher am Rand, aber jeder, der sich mit den Fluchtgeschichten, insbesondere der Menschen aus Ostpreußen auseinandergesetzt hat, liest das Grauen mit. Diese Geschichte steht stellvertretend für so viele andere Familien, die viel verloren haben und mit nichts anfangen mussten.

Eine Karte mit den für diesen Roman wichtigsten Orten verdeutlicht das Erzählte.

In ihrem Nachwort spricht die Autorin von ihrer Affinität zur ostpreußischen Landschaft, die auch ich verspürt habe, als ich die Geburtsstadt meiner Großmutter und das Umland besucht habe.

Viel wichtiger aber ist ein anderer Satz aus den Bemerkungen zur Entstehung des Buches. Mariannes Mutter Gertrud ist skeptisch, als ihre Tochter einen Teil des Romans präsentiert: „Ach, Kind, diese alten Geschichten.... will die jemand lesen?“

Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: ja, die will man lesen, die muss man sogar lesen, vor allem, wenn sie so lebendig geschrieben sind wie in diesem Roman.

Bewertung vom 27.10.2024
Sag's wie Jesus
Preiss, Alexander

Sag's wie Jesus


ausgezeichnet

Anhand von 20 eindrücklichen Schlüsselsätzen zeigt Alexander Preiss, wie wir unsere Kommunikation dauerhaft verändern können.

Die 20 Kapitel beginnen mit einem Bibelzitat, eben einem der Schlüsselsätze. Es folgt eine Geschichte aus dem Alltag, die gut nachvollziehbar ist. Lösungsansätze werden aufgezeigt, z.B. in dem die Perspektive gewechselt wird. So stellt der Autor seinem Gegenüber in der ersten Geschichte eine unerwartete Frage, die ein Einstieg in ein fruchtbares Gespräch ist. Es gibt u.a. Hilfestellung zur Selbsthilfe oder vorsichtige und wertschätzende Hinweise zum Überdenken der eigenen Sichtweise.

Im Anschluss erläutert Alexander Preiss die Situation, in der Jesus die entsprechenden Worte gesagt hat, um sich diese konkret vorstellen zu können.

Unter der Überschrift „Welche Chancen bietet Ihnen dieser Satz?“ werden Stichpunkte für eine verbesserte Kommunikation aufgezeigt. Unvollständig wäre das Buch, wären nicht jedem Kapitel Tipps und Hinweise „Zum Weiterdenken“ beigefügt.

Mit diesem Schema gelingt es Alexander Preiss sehr gut, sein Anliegen deutlich und für jeden verständlich zu machen. Ein Zitat aus dem Klappentext unterstreicht es: „Sie (die Worte Jesu) bieten ungeahnte Perspektiven, Ansätze und Richtungen für Gespräche aller Art.“

Viele Anregungen und Ideen aus diesem Buch sind schnell und einfach in die Praxis umzusetzen.

Fazit: eine Empfehlung für alle, die ihre Kommunikation verbessern wollen.

Bewertung vom 27.10.2024
Jenseits des Nadirs
Marmulla, Rüdiger

Jenseits des Nadirs


ausgezeichnet

Vier Novellen mit unterschiedlichen Inhalten sind in diesem schmalen Band vereint. In „Raue Ufer“ wartet ein Vater auf seine Tochter, mit der er seit 5 Jahren keinen Kontakt hat. Waren es die Umstände, hat die Mutter ihre Finger im Spiel oder gibt es auch beim Vater Versäumnisse? Da die Geschichte nur aus der Sicht des Vaters erzählt wird, gibt es keine eindeutige Antwort.

In „Rückkehr zu den Yosemite Falls“ begleitet eine Enkelin ihren Großvater auf einer Reise, eine Reise, die er in seiner Jugend mit seiner inzwischen verstorbenen Frau unternommen hat. Er trifft eine nachvollziehbare Entscheidung, die er jedoch nicht zu Ende gedacht hat.

Im „Letzten Duett“ schließlich erfüllt eine Krankenschwester einem Sterbenden einen letzten Wunsch und erkennt dabei den Charakter des angehenden Arztes, in den sie sich verliebt hat.

Die letzte Novelle, die dem Band den Namen gibt, handelt von einem Jungen auf der Suche, der sich auf eine metaphysische Reise begibt. Am Ende seiner Reise schließt sich der Kreis, er erkennt, dass er angekommen ist und seine Suche beendet ist.

In den ersten drei Novellen geht es um Menschen, Verwandte und Fremde, und Entscheidungen, deren Folgen vielleicht nicht durchdacht sind oder den Charakter eines Menschen mit einem einzigen Satz eindrucksvoll beschreiben. Die letzte Geschichte ist ein wenig anders – und vielleicht auch nicht, denn auch hier steht ein Mensch im Mittelpunkt.

Der Autor schreibt kurze und prägnante Sätze, etwas, das speziell ist, mir aber sehr gut gefällt.

Fazit: Die Novellen sind gut lesbar, tiefgründig und regen zum Nachdenken an.

Bewertung vom 17.10.2024
Das große Spiel
Powers, Richard

Das große Spiel


ausgezeichnet

Richard Powers erzählt die Biografien von vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Auf Makatea im Pazifik lebt Ina Aroita, die ihre Skulpturen aus dem erschafft, was das Meer ihr schenkt. Ihr Mann Rafi Young ist ein Büchernarr, verträumt und ehrgeizig, der jedoch an seinen eigenen Ansprüchen scheitert. Sein Freund Todd Keane erfindet ein Spiel mit dem Ziel, die Welt für immer zu verändern. Älter als sie ist Evie Beaulieu, die als Kind ihre Leidenschaft fürs Tauchen und die Unterwasserwelt entdeckt hat und dafür lebt. Sie erleben mit, wie sich die Welt verändert. Evie hat sich mit den Bewohnern des Meeres angefreundet, sie versucht das Spiel der Mantarochen, die auf dem auffälligen Cover abgebildet sind, zu verstehen. Sie sieht, dass der Ozean und mit ihm seine Bewohner sich verändern. Inas jüngstes Werk besteht aus Plastik, denn das ist das Material, was hauptsächlich am Strand zu finden ist. Todd hat es verstanden, aus einer kostenlosen Basisversion ein Spiel zu kreieren, das sich nach den Wünschen seiner Spieler erweitert und damit eine Kundenbindung der besonderen Art geschaffen. Nicht zuletzt dank einer Idee von Rafi.

Die Protagonisten sind authentisch beschrieben, wenn auch nicht immer sympathisch. Ihre Beweggründe werden nachvollziehbar erklärt, was nicht heißt, dass der Leser sie unbedingt teilen muss. Sehr geschickt nutzt Richard Powers unterschiedliche Erzählperspektiven. Die Erzählung wird immer wieder durch einen Ich-Erzähler unterbrochen, erkennbar an den kursiv gedruckten Texten.

Richard Powers ist in meinen Augen ein begnadeter Erzähler, aber er fordert seine Leser. Nicht immer erschließt sich alles auf den ersten Blick, einiges wird zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen, es gibt Vorgriffe und manches erschließt sich erst im Rückblick. So ergeht es mir jedenfalls. Am Ende gibt es ein Ereignis, bei dem ich nicht sicher bin, ob sich das genauso abgespielt haben kann, es erscheint mir nicht realistisch. Vielleicht bin ich hier zu kritisch, vielleicht hat es schlicht dramaturgische Gründe.

Mich lässt der Roman sehr nachdenklich zurück. Todds Traum ist, ein Spiel zu erschaffen, dass die Welt verändert, „auch wenn es das Ende unserer jetzigen bedeutet.“ Wird es am Ende nur Verlierer geben oder gibt es eine Chance, das Gleichgewicht wieder herzustellen?

Fazit: ein großartiger Roman, absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 14.10.2024
Weihnachtszauber in der kleinen Bücherei der Herzen
Schikorra, Jana

Weihnachtszauber in der kleinen Bücherei der Herzen


sehr gut

Der vorliegende Band ist der dritte in der Reihe um die liebenswerte Bücherei der Herzen. Er kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, kleine Rückgriffe auf die ersten beiden Bände machen Lust, diese zu lesen.

Hier geht es um Sophie, die durch ein Paket ihrer Mutter an ihren großen Traum erinnert wird. Warum sie ihm nicht gefolgt ist, bleibt in diesem Band unklar. Auf ihrem Weg in die Rainbow-Hearts-Library trifft sie Hayden, den Enkel von Mr. Donnelly, eine Begegnung, die nicht ohne Folgen bleibt.

Alle Protagonisten sind sympathisch, lebendig und herzlich beschrieben. Die Anziehung zwischen Sophie und Hayden ist vom ersten Moment an spürbar. Dennoch lassen sich beide Zeit, das hat mir sehr gefallen. Jana Schikora schafft es, eine romantische und warmherzige Geschichte in einem tollen Setting zu schreiben. Natürlich gibt es vor dem Happy End noch ein Problem, mit dem Sophie und Hayden nicht unbedingt erwachsen umgehen. Die Autorin findet eine gute Lösung, so dass es meinen Lesespaß nicht beeinträchtigt hat.

Das liebevoll gestaltete Cover lädt zum Lesen ein.

Fazit: ein schöner Roman für trübe Herbst- und Adventstage