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Benutzername: 
Martinchen
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2025
Mord und Flut
Drüppel, Katharina

Mord und Flut


sehr gut

Kunstvoll arrangierte Tote

Ein kunstvoll in Szene gesetzter unbekleideter Toter wird am Strand gefunden. Kriminaloberkommissarin Levke Tönnens wird mit der Aufklärung betraut. Schon bald gibt es ein zweites Opfer, ebenfalls nach einem Gemälde der Romantik inszeniert. Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden Toten? Und wird es ein weiteres Opfer geben?

Katharina Drüppel hat einen spannenden Küstenkrimi mit viel Lokalkolorit geschrieben. Nicht nur die Landschaftsbeschreibungen, auch die urige, leider fiktive Kneipe Tidenhub stehen sofort vor Augen.

Levke Tönnens ist in diesem Küstenstrich zu Hause. Nach dem schrecklichen Autounfall ihrer Eltern, der ihr die Mutter nahm, kümmert sie sich um ihren grantigen Vater im Rollstuhl. Dieser ist teilweise wirklich schwer erträglich, denn er lässt seine verständliche Unzufriedenheit an seiner Tochter aus. Mit Levke bin ich allerdings auch nicht warm geworden. Dabei stört mich nicht, dass sie übergewichtig ist, denn durch die Geschehnisse hat sie keine Zeit mehr für regelmäßigen Sport gehabt. Das ist auf der einen Seite zwar nachvollziehbar, andererseits hätte sie damit auch ein wenig für sich getan. Was mich stört, ist, dass sie sich lange Zeit gehen lässt. Fastfood und Bier können trotz Erschöpfung nicht die einzigen Nahrungsmittel sein. Ein Satz, den die hinzugezogene Fallanalytikerin Anja mit Bezug auf den Täter sagt, trifft auch auf Levke zu: „Jeder Mensch hat die Möglichkeit, für sich zu entscheiden, welchen Weg er einschlagen will.“ Bei Levke besteht am Ende die Hoffnung, dass sie verstanden hat.

Die Suche nach dem Täter spielt auch im privaten Umfeld eine Rolle. So nutzt Levke das Wissen ihres guten Freundes und Kunstlehrers Veit, um die Szenerien einordnen zu können. Die Mischung zwischen Beruf und Privatleben ist in meinen Augen genau richtig.

Der Fall selbst wirft viele Fragen auf. Die Verbindung zwischen den beiden Toten kann zunächst nicht hergestellt werden. So wird in alle Richtungen ermitteln, wobei sich einige der Befragten merkwürdig verhalten. Es werden falsche und irreführende Spuren gelegt, was der Autorin sehr gut gelingt. Erst spät keimt in Levke ein Verdacht auf, den sie zwar absurd findet, dem sich jedoch nachgeht. Ihre Zweifel sind gut dargestellt. Sie ist sich durchaus bewusst, dass sie sich der Lächerlichkeit preisgibt, wenn sie falsch liegt.

Die Gespräche mit der Fallanalytikerin sind sehr aufschlussreich und informativ und somit eine Bereicherung für den Krimi.

Das Cover passt zum Titel, aber nicht unbedingt zum Inhalt.

Fazit: ein unterhaltsamer Küstenkrimi mit einem überraschenden Ende

Bewertung vom 16.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

Frauen in Irland - gelungenes Debüt

Alan Murrin erzählt in seinem Debütroman „Coast Road“ die Schicksale von drei Frauen im Jahr 1994/1995, als eine Scheidung im katholischen Irland nahezu unmöglich war.
Eine dieser Frauen ist Colette Crowley, die ihre Familie verlassen hat und nun ihre Kinder nicht mehr sehen darf. Nach einer gescheiterten Beziehung ist Colette in die kleine Küstenstadt zurückgekehrt und bewohnt das Cottage von Dolores und Donal Mullen. Donal Mullen betrügt seine junge Frau, wann immer sich eine Möglichkeit ergibt.
Izzy Keaveney ist mit einem Lokalpolitiker verheiratet, der sich für die Legalisierung der Scheidung einsetzt. Ihre Beziehung ist nicht ohne Probleme, denn Izzy möchte gern arbeiten, ihr Mann ist strikt dagegen.

Insbesondere die drei Frauen, aber auch ihre Männer und weitere Figuren sind lebendig und authentisch beschrieben, genauso wie die Schauplätze. Die Probleme der Frauen sind realistisch und nachvollziehbar. Alan Murrin schreibt über den Alltag, die Gedanken und Gefühle seiner Protagonistinnen, was ihm ausgezeichnet gelungen ist. Vordergründig passiert also nicht viel, der Blick hinter die Fassaden, der mit dem Riss im Schutzumschlag genial wiedergegeben wird, zeigt jedoch, dass es ganz anders ist.

Übersetzt wurde der mit dem „Newcomer of the Year“ Irish Book Awards 2024 ausgezeichnete Roman von Anna-Nina Kroll.

Fazit: ein wunderbarer Roman über Frauenleben in Irland in den 1990er Jahren

Bewertung vom 12.02.2025
Das Mädchen im See
Schreder, C. F.

Das Mädchen im See


gut

17 Jahre später

Um den Rubinsee ranken sich viele überlieferte Geschichten. Als ein menschlicher Knochen im See gefunden wird, will Hannah diese Spur verfolgen und endlich die Wahrheit ans Licht bringen. Denn 17 Jahre zuvor hat der damals elfjährige David beim Freitauchen die Leiche eines blonden jungen Mädchens gesehen. Doch nur seine Mutter hat ihm geglaubt. David ist seinem Lebenstraum gefolgt und Tauchlehrer geworden, während seine Jugendfreundin Hannah im Ort geblieben ist.

Die Idee für diesen Roman hat mir gut gefallen, weswegen ich mich um ein Exemplar beworben habe. C.F. Schreder nutzt die unterschiedlichen Zeitebenen, um ihrer Geschichte Spannung zu verleihen, was ihr nur mäßig gelingt. In den 17 Jahren zwischen Davids Erlebnis und dem Fund des Knochens ist viel passiert. Vieles ist gut und glaubhaft beschrieben, z.B. wie der örtliche Polizist den geschockten David unter Druck setzt, weil er offensichtlich keine Lust hat, dieser Sache nachzugehen. Sein eigener Sohn ist seit diesem Abend verschwunden, was sowohl der Polizist als auch seine Ehefrau hinnehmen. Es gibt eine gute Erklärung, allerdings ist sie in meinen Augen nicht zu Ende gedacht.

Die Geschichte plätschert etwas dahin, wirkliche Spannung kommt für mich nicht auf. Auch die Protagonisten bleiben eher oberflächlich. Auch die überraschende Wende am Schluss ändert meine Meinung nicht.

Fazit: Der Roman hat meine Erwartungen nicht erfüllt.

Bewertung vom 04.02.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


ausgezeichnet

Aktuell, brisant, spannend

Achim Zons stellt seinem neuen Thriller zwei Sätze voran, die es perfekt zusammenfassen:
„Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert.“

Vor allem den zweiten Satz musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, denn das, was der Autor sich da ausgedacht hat, erscheint erschreckend real.
Im Mittelpunkt steht der Sturm auf das Kapitol, der, wie wir alle wissen, am 6. Januar 2021 stattgefunden hat. Die für den Thriller wichtigen Personen sind allerdings rein fiktiv, ebenso wie ihre Aufgabe. Es gibt weitere Szenen bzw. Verbindungen, die sicher nicht ganz rein zufällig gewählt wurden.

Nach einem Prolog beginnen die Geschehnisse zehn Tage zuvor. Sehr langsam entwickelt Achim Zons ein Szenario mit vielen Akteuren und scheinbar unzusammenhängenden Ereignissen. Nach und nach werden die Informationen konkreter und die Beziehungen untereinander klarer. Einige der Protagonisten erscheinen naiv oder zumindest gutgläubig. Das trifft vor allem auf Emma Bricks und vermutlich auch auf Helen Christensen zu, die bis zuletzt die Überzeugung vertritt, dass sie trotz einer Anteilsübernahme ihrer „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ durch einen US-amerikanischen Medienkonzern volle Entscheidungsfreiheit über die Inhalte behält. Emma Bricks, eine junge ehrgeizige und taffe Journalistin, wittert eine Sensationsstory, die sie sich nicht entgehen lassen will. Sie ahnt nicht, worum es tatsächlich geht.
Andere Protagonisten hingegen verfolgen rücksichtslos ihre eigenen Ziele. Häufig gibt es jedoch jemanden, der auch ihnen das Handwerk legt. Und sei es die Tatsache, dass noch kaum etwas geschieht, was nicht von irgendeiner Kamera aufgezeichnet wird.

Der Schreibstil ist sachlich, nüchtern, journalistisch und passt perfekt zur Story. Mir hat es gefallen, aus den vielen einzelnen Teilen ein stimmiges Bild zu erstellen. Ein Personenverzeichnis ist für mich nicht notwendig, da einzelne Personen zwar wichtige Informationen vermitteln, insgesamt jedoch eine Nebenrolle einnehmen.

Es ist der dritte Band um den Journalisten David Jakubowicz. Die beiden Vorgängerbände kenne ich (noch) nicht, für mich ist es zum Verständnis nicht notwendig.

Das Titelbild weist auf eine Szene hin, die sich im Verlauf des Thrillers als bedeutsamer erweist als zunächst angenommen.

Fazit: ein brillant geschriebener Thriller, bei dem Fiktion und Realität miteinander verwoben sind

Bewertung vom 04.02.2025
Der Engelschlitzer (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Der Engelschlitzer (Thriller)


ausgezeichnet

Grausame Inszenierung

Nachdem ich Gunnar Schwarz erst neulich entdeckt habe („Der Narbenschneider“), wollte ich auch den neuen Fall von Bajetzky und Kuper lesen. Es ist mein erster Fall mit den beiden Ermittlern, ich hatte keine Verständnisprobleme, weil der Band in sich abgeschlossen ist.

Welch grausame Vorstellung? Zwei junge Frauen werden innerhalb weniger Tage auf verlassenen Konzertbühnen gefunden. Nicht genug damit, dass sie brutal ermordet wurden, ihnen wurden Engelsflügel auf ihre Rücken getackert und das Herz entfernt. Emma Bajetzky und Alex Kuper gehen schnell von einem Serientäter aus.

Ich wurde von diesem Thriller nicht enttäuscht. Schon nach wenigen Seiten wollte ich unbedingt wissen, wer der Täter ist und ob es den beiden Ermittlern gelingen wird, weitere Taten zu verhindern. Das Duo ist sympathisch und kompetent. Es gibt kaum Spuren und Hinweise, so dass es eine Weile dauert, bis die beiden auf die richtigen Ideen kommen. Obwohl der Täter, der immer wieder seine Gedanken teilt, schon früh einen kurzen Auftritt hat, rückt er zunächst nicht in den Fokus. Statt dessen wird nach möglichen Motiven gesucht, die in einer Welt des gnadenlosen Wettbewerbs natürlich vorhanden sind.
Der fulminante Showdown ist nachvollziehbar, es bleiben keine Fragen offen, außer vielleicht: wer denkt sich so etwas aus?

Das Cover passt perfekt zum Inhalt.

Fazit: ein spannender und abgründiger Thriller – nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 03.02.2025
Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo
Merati, Anna

Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo


ausgezeichnet

Ein Dorf im Piemont, kulinarische Genüsse und ein Mord

Sofia Dalmasso hat von ihrer Großmutter nicht nur das kleine Café geerbt, das sie betreibt, sondern auch das Kochen und Backen und vor allem hat sie die „Gabe“ - sie kann Kaffeesatzlesen. Als ein fremder junger Mann sie darum bittet, sieht sie den Tod. Sie warnt ihn, kann aber den Tod nicht verhindern.

Sofias schlechtes Gewissen veranlasst sie, sich im Dorf umzuhören. Dabei stößt sie auf eine große Verschwiegenheit, auch ihre Eltern und deren Freunde wollen nichts sagen. Dennoch findet Sofia heraus, dass es einen Zusammenhang mit einem Unfall mit Todesfolge und Fahrerflucht ungefähr 20 Jahre zuvor gibt.

In einem gut lesbaren, flüssigen Stil wechselt Anna Merati zwischen Gegenwart und Vergangenheit. In der Vergangenheit lässt sie diejenigen Dorfbewohner, die den getöteten jungen Mann in der Nacht gesehen haben, ihre Beobachtungen erzählen. In der Gegenwart unterstützt Sofia den ermittelnden Commissario Alessandro Ranieri mit dem, was sie herausgefunden hat. Bereits bei der ersten Begegnung der beiden knistert es. Zunächst jedoch gilt es, den Täter zu finden und sich ohne weitere Beweise nicht mit demjenigen zufrieden zu geben, der möglicherweise ein Motiv gehabt hätte.

Das Dorf, die Landschaft, der Lago Maggiore, die bereits im Titel genannten lokalen Produkte und natürlich das wunderbare italienische Essen spielen eine große Rolle in diesem ersten Band. Ich habe diesen Cosy-Crime an einem grauen Tag gelesen und so ein wenig Sonne tanken können.

Fazit: ein unterhaltsamer, kurzweiliger Cosy-Crime mit Italien-Flair

Bewertung vom 03.02.2025
Vergessene Seelen
Geßner, Eva

Vergessene Seelen


ausgezeichnet

Eiskalter und brutaler Serientäter

Der neue Fall für Franziska Frey, ihre Kollegin Tessa und deren Bruder Paul ist vom Beginn bis zum Ende so spannend, dass ich ihn nicht aus der Hand legen konnte.

Zunächst passiert nicht viel, Eva Geßner führt langsam in das Setting ein. Betty, eine attraktive junge Frau mit hochwertiger Kleidung und einem Hund stellt sich schnell als Wohnungslose heraus. Sie gerät am Abend in eine prekäre Situation und bekommt unerwartet Hilfe von einem anderen Wohnungslosen, der eine Art Camp gegründet hat, das er nach seinen strengen Regeln leitet.
Als jedoch auf einem Spielplatz wird eine Tote in einem hochwertigen roten Negligé und einem roten High Heel gefunden wird, wird es spannend.

Sehr schnell findet Franziskas kongeniale Mitarbeiterin Susanne heraus, dass es in der Vergangenheit zwei weitere ungeklärte Todesfälle gab. Auffällig auch hier rote Negligés und rote Schuhe – und es gibt eine weitere Gemeinsamkeit: die Opfer sahen sich ähnlich. Wie Susanne herausfindet, sind es noch nicht alle Frauen, die dem Täter in die Hände gefallen sein könnten.

Eva Geßner findet eine gute Balance zwischen Privatleben und Ermittlungen. Beziehungsfragen zwischen Franziska und ihrem Noch-Ehemann, in der WG von Tessa und Franziska, zwischen Franziska und Paul, hier sowohl privat als auch beruflich, werden thematisiert, teilweise gelöst, teilweise müssen sie noch offen bleiben.
Im Beruflichen hat Franziska ein gutes Gespür für ihr Team und fähige MitarbeiterInnen. So nimmt sie die junge Polizistin Ayse Kaja in das Team auf, die trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit eine gute Ergänzung ist.

Die unterschiedlich langen Kapitel wechseln von Betty und den Mitgliedern des Camps zum Täter und zu den Ermittlungen. Die Geschichten der Wohnungslosen ist ein wichtiges Thema, denn es wird sehr deutlich, dass es jedem und jeder jederzeit passieren kann. Auch Franziska ist aus der gemeinsamen Wohnung gezogen. Sie hatte Glück, als Tessa ihr ein WG-Zimmer angeboten hat. Bei Betty hingegen sieht es anders aus. Eva Geßner geht in ihrem Nachwort ausdrücklich darauf ein und gibt Literaturhinweise zu dem Thema. Eine sehr wertvolle Ergänzung.

Entsetzt hat mich die Abfälligkeit, mit der der zuständige Ermittler über die getötete Rumänin sprach. Sehr gut hingegen hat mir das Erstellen eines Täterprofils gefallen, in dem Franziska, Tessa und Fritz die bisherigen Ergebnisse und einige zutreffende Mutmaßungen zusammenfassen.
Auch der Perspektivwechsel, den ein Vergewaltigungsopfer dank Tessas etwas drastischer Worte, vollzieht, ist erwähnenswert.

In diesem spannenden Psychothriller gibt es viel Gewalt mit teils brutalen Szenen.

Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Fazit: ein absolut spannender Psychothriller, eine Leseempfehlung

Bewertung vom 30.01.2025
Die Schanze (eBook, ePUB)
Menz, Lars

Die Schanze (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Vergangenheit entkommt man nicht

Dr. Ellen Roth hat sich nach einer Trennung entschlossen, nach vielen Jahren in ihr Heimatdorf zurückzukehren und die Praxis des dortigen Allgemeinmediziners zu übernehmen. Doch kaum ist sie angekommen, geschieht ein Mord. Ellen hatte ein sehr guten Grund, das Dorf zu verlassen, aber die Vergangenheit holt sie wieder ein.

Der Prolog ist sehr spannend geschrieben und lässt auf eine rasante Fortsetzung hoffen. Dem ist nicht so, denn Lars Menz entwickelt seinen Thriller eher langsam. Es gelingt ihm, die furchtbare Atmosphäre am Abend von Ellens Ankunft so zu beschreiben, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn Ellen sofort umgekehrt wäre. In diesem Dorf kennt jeder jeden, die kleinen oder größeren Geheimnisse sind gar keine, wie es halt so ist auf dem Dorf. Und mit Idylle ist es auch nicht weit her.
Es ist zunächst für die Polizei (anders als für die Leser) nicht eindeutig, ob es Mord oder Suizid war. Von den Ermittlungen der Polizei wird überhaupt sehr wenig berichtet, denn Ellen und ihr neuer Freund Merab, der als Journalist arbeitet, ermitteln auf eigene Faust, vor allem, als ein zweiter Mord geschieht. Dabei gibt es einige Details, die doch etwas unglaubwürdig sind (Stichwort: Auto)

In Rückblenden wird Ellens Geschichte erzählt, die ein starkes Motiv enthält. Sie war jedoch nicht das große Geheimnis, denn es wussten neben ihrem Vater wichtige Persönlichkeiten des Dorfes davon. Wie in Dörfern üblich, wurde es auf die ganz eigene Weise behandelt und totgeschwiegen.

Die dramatische Geschichte wird zunächst langsam, dann aber immer spannender erzählt. Ellen ist eine sehr sympathische junge Frau, die mutig und couragiert ist. Sie lässt sich weder von dem wenig einladenden Praxis- und Wohngebäude noch von der etwas ablehnenden Arzthelferin abschrecken. Lediglich die erste Begegnung mit ihrem Vater nach ihrem Weggang verursacht ihr Unbehagen, sie erkennt jedoch sehr schnell, dass nicht sie diejenige ist, die es zu bemitleiden gilt.

Insgesamt ist das Setting sehr düster und extrem kalt. Dazu tragen die Lage des Dorfes in den Bergen, aber auch die Jahreszeit und die Reserviertheit der Dorfbewohner bei.

Das Cover mit der titelgebende Schanze zieht die Blicke auf sich. Es ist sehr gelungen.

Fazit: ein gelungenes Debüt

Bewertung vom 30.01.2025
Weiße Hunde
Müller-Ferchland, René

Weiße Hunde


ausgezeichnet

Einfühlsamer Roman

Annerose, zweite Hälfte 50, ist Einzelgängerin. Sie führt ein sehr zurückgezogenes Leben, das ich kaum „Leben“ nennen möchte. Es ist eher ein Funktionieren in der Drogerie, in der sie arbeitet und ein Klammern an die Gleichförmigkeit der Tage. Als sie eine neue Chefin bekommt, die knapp 30 Jahre jüngere Celine, ist sie von deren Herzlichkeit und Interesse völlig überfordert. Diese lässt nicht locker und so erzählt Annerose ihr irgendwann ihre Lebensgeschichte.

René Müller-Ferchland erzählt die Annäherungen der beiden so ungleichen Frauen, die mehr gemeinsam haben, als es zunächst den Anschein hat, mit viel Wärme und Gefühl. Die Zwangsadoption, die Annerose über sich ergehen lassen musste, hat in ihr tiefe Narben hinterlassen. Schlimmer noch finde ich, dass niemand da war, der sie unterstützt hat. Der Kindsvater hatte es vor, wurde jedoch sehr schnell von seinen linientreuen Eltern in die Schranken verwiesen. Anneroses Mutter spielt ebenfalls keine gute Rolle. Vermutlich war sie 1980 als Alleinerziehende mit der Situation ganz einfach völlig überfordert. Am Schluss wird vage ein Detail enthüllt, das ein etwas anderes Licht auf ihr Verhalten wirft.

Dem Autor gelingt es, trotz dieses düsteren Hintergrundes, einen Roman zu schreiben, der schmerzhaft ist, aber eben auch viel Respekt, Unterstützung, Freundschaft zeigt. Durch Celine und ihre Hartnäckigkeit, durch Jakob und nicht zuletzt der Hündin Sita bekommt Annerose neuen Lebensmut und etwas, dass sie lange nicht hatte: Hoffnung.

Der Titel wird im Roman erklärt und zwar von einer sehr einfühlsamen Nebenfigur, die nur kurz auftritt und der damit ihre Würde gegeben wird. Chapeau! Diese Szene hat mich mit am meisten berührt.

Fazit: ein sehr lesenswerter Roman zu einem wichtigen Thema

Bewertung vom 19.01.2025
Aller Anfang ist tödlich
Baker, Dani

Aller Anfang ist tödlich


sehr gut

Humor und Spannung

Ruby hat einen beruflichen Fehler gemacht und nimmt eine Auszeit, um ihre Zwillingsschwester Morgan in den Rocky Mountains zu besuchen. Sie springt für Morgan als Reinigungskraft ein und findet bei ihrem ersten Einsatz eine Leiche. Ist Grady Palmer wirklich beim Wechseln einer Glühbirne tödlich verungllückt?

In einem flüssigen Schreibstil mit viel Humor erzählt Dani Baker von Rubi, Morgan und weiteren Bewohnern der Kleinstadt Pardise. Dabei beschreibt sie die Menschen, den Ort und die Landschaft detailliert, so dass man sich als Teil der Geschichte wähnt. Die Beziehung der beiden unterschiedlichen Schwestern ist aufgrund eines ernsten Hintergrundes nicht unproblematisch.

Sowohl hier als auch bei der Aufklärung des Falls gelingt der Autorin eine ausgewogenen Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit.

Das Cover gibt die Hauptstraße von Paradise genau so wieder, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Ich freue mich auf die folgenden Bände.

Fazit: ein unterhaltsamer Cosy-Crime mit Humor und Lokalkolorit (jedenfalls empfinde ich es so, auch wenn ich noch nicht in den Rocky Mountains war)