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Bücherbummler

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Insgesamt 110 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2024
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir?


sehr gut

Juno ist 50 und Performancekünstlerin. Ihre Tage verbringt sie bei Proben und Vorstellungen, dazwischen pflegt sie seit über 15 Jahren ihren Mann Jupiter (es wird nicht explizit erwähnt, aber von der Medikation ausgehend würde ich vermuten, dass er MS hat). Nachts kann sie nicht schlafen und chattet daher im Internet mit Love-Scammern. Es macht ihr Spaß, diese zu verwirren und auflaufen zu lassen. Doch dann lernt sie eines Nachts Beno kennen und dieses Mal entwickelt sich das Gespräch anders.

Ich hatte eigentlich nicht vor, „Hey guten Morgen, wie geht es dir“ von Martina Hefter zu lesen. Eine Frau mittleren Alters, die nachts mit Love-Scammern chattet, während ihr pflegebedürftiger Mann nebenan schläft, kam mir wenig reizvoll vor. Aber dann landete der Roman auf der Long- und schließlich auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024, die positiven Stimmen wurden mehr und schließlich wurde ich doch neugierig.

Eigentlich habe ich das Buch auch wirklich gerne gelesen, ich fand es unterhaltsam, an einigen Stellen hat es mich zum Nachdenken gebracht, an anderen habe ich mich an pointierte Beobachtungen Junos erfreut. Genug, um spontan die vollen fünf Sterne zu vergeben.

Aber dann habe ich mich nicht sofort an die Rezension gesetzt, ein paar Tage verstreichen lassen, und es ist das passiert, was einem wirklich guten Buch nicht passieren sollte: Es hat sich in nur wenigen Tagen fast komplett aus meinem Gedächtnis gelöscht.

Woran das gelegen hat? Ich mochte Juno als Protagonistin, ihre trockene Art, mit der sie, fast schon selbstgerecht, Scammer (oder sagen wir: potenzielle, Juno macht sich nicht wirklich die Mühe, erstmal herauszukriegen, ob ihr Verdacht berechtigt ist) auflaufen lässt. Ich fand ihre Lebensbetrachtungen nicht uninteressant. Ich fand, dass sie einige gute Themen angestoßen hat.

Aber da ist vielleicht schon einer der Knackpunkte: „angestoßen“. Denn im Rückblick weiß ich nicht so wirklich, worum es in dieser Geschichte gehen sollte. Love-Scamming? Vorurteile/Rassismus? Frauen mittleren Alters (oder auch hohen Alters, wenn man sich in der Tanzwelt bewegt)? Pflegende Angehörige? Problematik einer Beziehung mit einem schwerkranken Partner? Es ist natürlich völlig legal, mehrere Themen in einem Roman unterzubringen, aber es hilft, wenn man sie dann auch greifbar macht. Hier blieb mir alles etwas zu wabernd in der Schwebe, hatte etwas zu wenig Substanz.

(Kann mir mal bitte jemand diesen ausufernden Gebrauch an Götter-/Planetennamen erklären Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den nicht ein wenig zu platt fand).

Das mag eine etwas dürftige Analyse sein, aber mehr präsentiert sich mir leider nicht mehr. Und trotzdem bleibt „Hey guten Morgen, wie geht es dir“ ein Buch, das ich gerne und schnell gelesen habe. Hätte ich nicht den Fehler gemacht, meine Meinung nicht sofort zu Papier zu bringen, wäre mir das Körnchen innerer Unzufriedenheit vielleicht nie aufgefallen. Es ist auf jeden Fall ein Roman, der bedeutend besser ist, als sein Cover-Text vermuten lässt und ich würde Interessierte durchaus ermutigen, ihm eine Chance zu geben.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2024
Hasenprosa
Kames, Maren

Hasenprosa


sehr gut

Es tut mir furchtbar leid, aber ich kann diesen Roman nicht rezensieren. Ich habe keine Ahnung, was mich da gerade überrollt hat. Es sah von weitem aus wie Kunst … Poetisch, chaotisch, fantastisch-fantasierend, amüsant, schwer zugänglich, tief berührend, pointiert, ausschweifend, wirr, klar, wunderschön und nervtötend. Genauer konnte ich es nicht erkennen.

Der ungeduldige Leser kann jetzt einwerfen, dass ich mir halt mehr Zeit hätte nehmen müssen, genauer hinschauen. Und das ist richtig, das hätte ich. Habe ich aber nicht, denn – und auch dafür möchte ich mich entschuldigen – dazu fehlt es mir an Geduld. Ich bin kein Leser für Tiefe und Reflexion, auch wenn es nett wäre, zu dieser Sorte zu gehören. Ich stürme durch Bücher und möchte, dass sie sich sofort deutlich vor mir entfalten, möglichst ohne mir das Gefühl zu geben, genau das zu tun. Ich möchte festen Boden unter den Füßen und den hat man bei „Hasenprosa“ von Maren Kames nicht. „Kippbild“, wie es im Untertitel heißt, trifft es ganz gut.

Aber eines möchte ich allen mir ähnlichen Lesern mit auf den Weg geben: Als ich mit dem Buch angefangen habe, habe ich es in kürzester Zeit gehasst. Ab spätestens Paragraf zwei hätte ich es am liebsten in die Ecke geworfen, nach drei Seiten wollte ich es abbrechen und einen erbosten Verriss schreiben. Folgt diesem Impuls nicht! Es dauert, aber mit der Zeit werdet ihr merken, wie sich erst ein kleines Lächeln auf euer Gesicht stiehlt, sich langsam ein warmes Gefühl in euch ausbreitet und eure Augen sich immer weiter in Erstaunen weiten. Denn ja, das Buch ist eine wirkliche Zumutung. Aber es ist gleichzeitig auch wunderbar und diese Mischung ist großartig.

Und so sitze ich hier, bin tief berührt, weiß nicht, warum und verweigere daher eine Rezension. Dem Buch aber, das es heute auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024 geschafft hat, wünsche ich Leser, die sich mehr Zeit nehmen, als ich es getan habe. Die analysieren und nachspüren, die sich die ausgiebigen Soundtracks anhören, die Bilder betrachten und reflektieren. Aber auch solche, wie mich, die sich einfach überrollen lassen. Warum auch nicht.
Leseempfehlung mit Warnung, dafür ohne Haftung.

Bewertung vom 16.09.2024
Heilung
Kaleyta, Timon Karl

Heilung


gut

Gut geht es ihm nicht, unserem Ich-Erzähler. Seit drei Jahren leidet er unter einer bleiernen Müdigkeit, die sich mit keiner Menge an Schlaf abschütteln lässt. Er verliert an Gewicht, alles droht ihm zu entgleiten, seine Ehe, der Alltag, das Leben. Schließlich schickt ihn seine Frau in das Luxus-Gesundheitsresort San Vita in den Dolomiten. Es fällt ihm nicht einfach, sich auf die zugegebener Maßen etwas unorthodoxen Methoden des Professor Trinkels einzulassen. Doch eine Diagnose des Professors dringt zu ihm durch: Er hätte ein „Unbehagen“, das aus seinen Kindertagen herrühren würde und das es auszumerzen gelte.

Kurzerhand macht sich der Erzähler auf den Weg zu seinem besten Freund jener frühen Jahre und für kurze Zeit scheint es, als würde er dort in der Abgeschiedenheit und mithilfe der körperlichen Arbeit seinen Frieden finden. Aber dieser Zustand hält nicht lange an …

„Heilung“ von Timon Karl Kaleyta war eines der Bücher, die mich am meisten angesprochen haben, als ich die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 las. Umso mehr bedauere ich es, jetzt keine allzu begeisterte Rezension schreiben zu können. Ja, im Prinzip generell nicht viel schreiben zu können, weil mir einfach nichts dazu einfällt, außer ein ziemlich großes Fragezeichen.

Mein erstes Gefühl ist, dass der Autor hier vielversprechendes gewollt, sich dann aber zu sehr verkopft und verzettelt hat. Mir fällt dazu eine Theaterprobe ein, der ich vor vielen Jahren beigewohnt habe, in der die Schauspieler so viel improvisiert und weitergesponnen haben, dass am Ende keiner, der nicht dieser Probe beigewohnt hatte, hätte verstehen können, worum es eigentlich ging.

In einem zweiten Erklärungsansatz fühle ich mich versucht, das Wort „kafkaesk“ einzustreuen, allerdings nur mit dem Hinweis, dass ich grundsätzlich alles als „kafkaesk“ bezeichne, bei dem mir nicht ganz klar ist, ob es Realität, Wahn oder Traum ist.

Parallelen zu Thomas Manns Zauberberg zu ziehen, läge jetzt natürlich auf der Hand, aber diesen von mir nur stümperhaft ausführbaren Vergleich erspare ich uns.

Insgesamt bleibt mir aber in erster Linie Bedauern. Bedauern, weil ich so wenig mit einem Roman anfangen konnte, bei dem mir sowohl der grundlegende Plot als auch der Protagonist eigentlich gut gefallen haben. Ich wünsche mir, dass dieser Roman seine Connaisseure findet. Denis Scheck gehört übrigens dazu. Ich leider nicht.

Bewertung vom 15.09.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


ausgezeichnet

Zora del Buono ist erst acht Monate alt, als ihr Vater bei einem unverschuldeten Autounfall ums Leben kommt. Jetzt, über 60 Jahre später, muss sie sich auch von ihrer Mutter verabschieden, zumindest von der, die sie gekannt hat, denn ihre Mutter leidet an Demenz. Es mag dieser neue Abschied sein oder vielleicht auch die Freiheit, der Mutter nicht mehr Rechenschaft über ihr Tun geben zu müssen, die del Buono nun dazu veranlasst, sich auf die Spuren des „Töters“ zu machen, des Mannes, der den Autounfall ihres Vaters verursacht und selbst überlebt hat und von dem sie nur die Initialen „E.T.“ kennt. Wer ist dieser Mann und wie ist er all die Jahre mit seiner Schuld umgegangen?

Ich bin eigentlich nicht der größte Fan von Autofiktionen. Zum einen geben sie mir das Gefühl, meine Nase in Dinge zu stecken, die mich nichts angehen, frage ich mich, ob alle Beteiligten damit einverstanden sind, auf diese Weise an die Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Zum anderen finde ich die unklare Abgrenzung von Fiktion und Realität unbefriedigend. Bei „Seinetwegen“ von Zora del Buono war das anders. Dieses Buch hat sich von vorne bis hinten durch seine ruhige, unaufgeregte Sprache und den respektvollen Umgang mit Thema und Personen rund und richtig angefühlt.

Was mich sehr beeindruckt hat, ist, wie del Buono ihr Anliegen von allen Seiten angeht, unterstützt von Fotos, Zeitungsartikeln, Einträgen aus den Duden, Aktenunterlagen, geschichtlichen Exkursion … und nie wird es zu viel, zu spröde, zu ausschweifend. Dieses sich nicht auf ihren Verlust oder die Schuld des Täters Beschränken, das Betrachten aller Facetten eines solchen Ereignisses, fand ich ungemein bereichernd. Am spannendsten war für mich dabei zu beobachten, wie die Vorstellungen, die del Buono 60 Jahre mit sich herumgetragen und entwickelt hat, durch die Konfrontation mit den Ergebnissen ihrer Nachforschungen neue Formen annehmen. Annehmen müssen. Ungreifbar bleibt die Thematik dennoch, und das ist am Ende nur konsequent.

Wer allerdings erwartet, ein hautnahes Bild davon zu bekommen, wie Täter mit ihrer Schuld tatsächlich umgehen, könnte enttäuscht werden. Del Buono ist in dieser Konstellation Opfer bzw. Opfer-Tochter, und bei allen Spekulationen weiß sie das und bleibt in dieser Position. Eine Psychoanalyse des Täters hätte ich weder als angemessen noch als autorisiert empfunden.

Ein intelligenter Schachzug waren für mich auch die neun „Kaffeehausgespräche“, in denen del Buono die unterschiedlichen Aspekte ihres Themas mit erst zwei, später drei Freunden diskutiert. Was erst etwas konstruiert anmuten mag, geht wunderbar auf, gibt der Autorin nicht nur die Möglichkeit, tiefer in die Materie einzutauchen, ohne in endlose Monologe zu verfallen, sondern auch andere Sichtweisen und Facetten mit einfließen zu lassen.

Zusammengefasst: Ich habe „Seinetwegen“ geliebt. Und wenn man den Enthusiasmus nicht direkt aus meinen etwas sperrigen Zeilen herauslesen kann, dann liegt das daran, dass ich immer noch von den Eindrücken geflasht bin und eigentlich mit ihnen allein gelassen werden möchte. Ein Lesehighlight dieses Jahres, eine große Leseempfehlung und mein derzeitiger absoluter Favorit für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis 2024.

Bewertung vom 14.09.2024
Toni & Toni
Oravin, Max

Toni & Toni


gut

Als Toni und Toni sich kennenlernen, ist sie Tänzerin, er arbeitet an der Pforte der Einrichtung, in der sie probt. Es dauert nicht lange, bis sie ihn überredet hat, mit ihr ein Tanzprojekt umzusetzen, ein wenig länger, bis sie sich durch diese Proben näherkommen und ein Paar werden. Doch als Toni (weiblich) kurz nach der Generalprobe zu ihrem Stück einen „Unfall“ hat, bricht das gemeinsam aufgebaute Luftschloss in sich zusammen. Toni (weiblich) verfällt in Depressionen, greift zu alten Mustern der Selbstverletzung, verlässt kaum noch das Bett. Toni (männlich) hingegen fällt es schwer, sich den Aufgaben des Alltags zu stellen. Er flüchtet sich in den Zen-Buddhismus und das Erlernen der japanischen Sprache. Die Beziehung steht vor der Zerreißprobe.

Als ich mir die Longlist des Deutschen Buchpreises angesehen habe, ist mir das schmale Bändchen „Toni & Toni“ von Max Oravin nicht sofort ins Auge gefallen. Erst als ich „Tanz“, „Japanisch“ und „Buddhismus“ las, drei Dinge, die auch in meinem Leben eine Rolle gespielt haben, war mein Interesse geweckt. Und auf den ersten Seiten war ich auch durchaus angetan davon, wie schnell Oravin eine Stimmung aufgebaut hat, die körperlich fast greifbar war. Ich habe mich wirklich auf die weitere Lektüre gefreut.

Die Begeisterung begann aber recht zügig im Sande zu verlaufen. In erster Linie lag das daran, dass der Roman jenseits der fühlbaren Atmosphäre mir nicht viel zu bieten hatte. Die Geschichte/Entwicklung kam nicht so wirklich in Gang, die Charaktere blieben hölzern und farblos, obwohl Toni (männlich) als Erzähler durchaus in die analytische Tiefe geht. Aber vielleicht lag es genau daran, vielleicht blieb alles zu verkopft, zu choreografiert, um im metaphorischen Bild zu bleiben. Die Gefühlsebene blieb für mich künstlich und hat im Gegenzug bei mir auch keine Emotionen ausgelöst. Mein Interesse schwand dann auch von Seite zu Seite mehr, weitergelesen habe ich in erster Linie, weil ich erwartet und erhofft habe, dass noch irgendetwas Weltbewegendes passieren würde.

Darüber hinaus hatte ich noch mehrere kleinere Probleme mit diesem Buch. Inwieweit es realistisch ist, dass eine professionelle Tänzerin mit einem absoluten Laien eine brauchbare Vorstellung aufziehen kann, sei mal dahingestellt. Auch, ob es möglich ist, in so kurzer Zeit ein so tiefes Verständnis für die japanischen Kanjis und die Lehren des Zen-Buddhismus zu entwickeln (vielleicht spricht da aus mir auch nur der Neid). Befremdlich fand ich eher, dass selbstverletzendes Verhalten überhaupt kein Anlass zur Beunruhigung zu sein schien, sondern eher eine Art künstlerisch-kreativen Hobbys, wenn nicht sogar normale Alltagshandlung. Und es fiel mir zunehmend schwerer, den Zeitsprüngen zu folgen – was aber durchaus auch am stetigen Sinken meines Aufmerksamkeitslevels gelegen haben kann.

Ich bin mir bewusst, dass meine Kritikpunkte vielleicht ein wenig forciert und haltlos erscheinen mögen, aber eigentlich spiegelt das genau das, was ich beim Lesen empfunden habe. Viel Konstrukt, dazwischen viel Luft und wenig Substanz.

„Toni & Toni“ ist ein dünnes Buch, und einer der wenigen Fälle, in denen das auch gut so ist. Oravin kann schreiben, das möchte ich ihm überhaupt nicht absprechen, und ich kann auch nicht behaupten, mich während der Lektüre ernsthaft gelangweilt zu haben. Es gibt bestimmt viele, die dieser Roman ansprechen wird, die viel daraus mitnehmen können, aber für mich hat es nicht gepasst und ich sehe ihn auch nicht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024. Darum von mir leider keine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.09.2024
Das Wohlbefinden
Lenze, Ulla

Das Wohlbefinden


sehr gut

1907. In der Heilanstalt Beelitz begegnen sich Anna und Johanna. Erstere – Patientin aus einfachen Verhältnissen – gilt als Medium, erfährt als solches gleichzeitig Anbiederung und tiefe Ablehnung. Letztere – wohlsituierte Gattin eines Arztes und ambitionierte Schriftstellerin – ist nur zu Besuch. Die Differenz dieser Frauen auf allen Ebenen ist offensichtlich, aber etwas scheint beide zu verbinden. Nach ihrer Entlassung wird Anna einige Zeit bei Johanna leben und der Einfluss sein, der es Johanna erlaubt, den wichtigsten Roman ihres Lebens zu schreiben. Und doch scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die aus dem Ungleichgewicht entstehenden Spannungen sich zu entladen drohen.

2020. Johannas Urenkelin Vanessa verschlägt es auf ihrer Wohnungssuche ausgerechnet in die Heilanstalt Beelitz, wo ihr unerwartet durch den Makler unbekannte Aufzeichnungen ihrer Großmutter in die Hände fallen …

Ich sage es gleich vorneweg: Ich habe „Das Wohlbefinden“ von Ulla Lenze sehr gerne gelesen. Der Stil, der Aufbau, die Charaktere … alles hat eine wunderbar homogene Einheit ergeben, die einfach Freude gemacht hat.
Ganz besonders hat mir die Schilderung der Beziehung zwischen Anna und Johanna gefallen. Erstaunlich, wie Lenze es schafft, hier ohne viele explizite Worte eine Atmosphäre zu schaffen, die das aus den Diskrepanzen entstandene Ungleichgewicht zwischen den beiden so unglaublich fühlbar macht.
Ebenfalls besonders gut gelungen fand ich die Ebene, auf der wir 1967 der nun gealterten Johanna begegnen. Großartig, wie Lenze hier eine Frau schildert, deren Gedächtnis und Körper sie langsam im Stich lassen, die an ihrer Identität festzuhalten sucht und der doch alles zu entgleiten droht. Eine ergreifende Schilderung, die dabei ganz ohne Dramatik auskommt.

Wenn ich dann aber doch zögere, in komplett uneingeschränkte Begeisterungsstürme zu verfallen, dann hat das vor allem zwei Gründe:
Der wesentlichere ist, dass mich der Roman irgendwie leicht unbefriedigt zurückgelassen hat. Das liegt zum einen daran, dass sich mir nicht komplett erschlossen hat, worum es Lenze bei der Erzählung dieser Geschichte ging, für mein Gefühl haben am Ende ein oder zwei Puzzle-Steine gefehlt. Es ist ein wenig, als wäre das große Potenzial dieser Geschichte nicht vollständig ausgeschöpft worden.
Mein zweiter Grund liegt in dem Erzählstrang um Vanessa. In letzter Zeit lese ich häufiger Romane, die zu diesem erzählerischen Stilmittel greifen, zwischen den Zeiten und Generationen zu springen. Für mich funktioniert das nur sehr selten. Fast immer finde ich den Teil, der in der Gegenwart spielt, überflüssig. So ging es mir auch hier, für mein Empfinden hätte es Vanessa nicht gebraucht, die Geschichte wäre ohne sie genauso gut, wenn nicht noch besser gewesen.

Aber diese Kritikpunkte fallen nicht allzu sehr ins Gewicht. Vermutlich bin ich gerade, weil „Das Wohlbefinden“ so gut ist, besonders pikiert über jeden kleinen Flusen. Flusen des persönlichen Geschmacks noch dazu. Darum geht für diesen Roman auch eine ganz klare Leseempfehlung raus.

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024 und meine Daumen sind auf jeden Fall schon einmal für das Erreichen der Shortlist gedrückt.

Bewertung vom 16.07.2024
Atlas unserer spektakulären Körper
Mortimer, Maddie

Atlas unserer spektakulären Körper


sehr gut

Da ist Lia. Künstlerin, Mutter, Ehefrau, Tochter, Suchende, Lebende…

Und da ist der Krebs, der sich, nicht zum ersten Mal, kreativ in Lias Körper austobt.

Mehr muss man eigentlich nicht wissen.

“Atlas unserer spektakulären Körper” von Maddie Mortimer hat es mir nicht leicht gemacht. Und das hatte mehrere Gründe. Zum einen hatte ich etwas ganz anderes erwartet. Der Klappentext hatte mich dazu verleitet, davon auszugehen, dass ich in diesem Buch wirklich etwas über die physischen Beschaffenheiten des Körpers erfahren würde. Anatomie in einen Roman verpackt sozusagen. Und darauf hatte ich mich gefreut.

Was mich aber vor allem kalt erwischt hat, war der Stil. Ich kann mit… ich nenne es mal experimentelles Schreiben… nichts anfangen. Absolut gar nichts. Man muss mir nicht unbedingt jeden Hintergedanken vorbuchstabieren, aber analysieren, interpretieren, Vermutungen anstellen… das interessiert mich einfach nicht.

Und dann wäre da noch die Stimmung. Besonders über den ersten zwei Dritteln der Geschichte hing eine Atmosphäre (und Atmosphäre schaffen kann Mortimer, das steht außer Frage), die ziemlich unerträglich war. Nun mag man sagen, dass das der Geschichte ja durchaus angemessen ist, aber genau diese Stimmigkeit hat sich für mich nicht ergeben. Im Gegenteil, für mein Empfinden hat beides so schlecht zusammen gepasst, dass das eigentliche Thema unangemessen aus dem Rampenlicht gedrängt wurde.

Dass mir auch die Darstellung des Krebses als sadistischer Halb-Psychopath nicht gepasst hat, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Mir ist durchaus bewusst, dass Mortimers Lebensaufgabe nicht darin besteht, ihre Bücher nach meinen Vorstellungen zu schreiben.

Jedenfalls haben all diese Gründe den Roman für mich auf langen, seeeehr langen Strecken zu einer Qual gemacht, die ich mehr als einmal abbrechen wollte. Dass ich das nicht getan habe, hat sich am Ende aber doch noch gelohnt. Am Ende des Tages hatte ich ein Erlebnis, das aus dem üblichen Leseeinerlei weit heraus stach. Ein Roman-Projekt, das mich, bei aller Gegenwehr, doch nicht kalt lassen konnte und mich nach und nach immer mehr gefesselt hat. Und so - und ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte - habe ich mich am Ende mit der Vergabe von vier von fünf Sternen komplett selbst überrascht. Eines jener Bücher, die so persönlich funktionieren, dass man keine Empfehlung aussprechen kann. Da muss jeder selbst durch.

Bewertung vom 14.04.2023
Die Bäume
Everett, Percival

Die Bäume


sehr gut

In Money, MIssissippi, geht merkwürdiges vor sich. Weiße Männer werden ermordet, neben ihren mutilierten Leichen liegt eine weitere. Die eines schlimm zugerichteten Schwarzen, der Emmett Till gleicht, einem jungen Mann, der 1955 Opfer von Lynchjustiz wurde. . Aber das ist erst der Anfang. Wie eine Seuche (ja, ich vermeide absichtlich das Wort Pandemie) breiten sich ähnliche Vorfälle aus, machen nicht einmal vor dem Weißen Haus halt und stellen Ermittler aller ermittelnden Einheiten vor ein scheinbar unlösbares Rätsel.

Ich lese Percival Everett gerne, soweit ich das nach zwei Büchern von ihm behaupten kann. Das liegt aber ziemlich einseitig an seinem Stil, dessen lakonischer und ironischer bis sarkastischer Ton genau meinen Geschmack trifft. Verstehen tue ich seine Romane nicht.

So ging es mir auch mit “Die Bäume”. Genau genommen brauchte ich schon Hilfestellung, um mir den Titel so halbwegs zu erklären. Was genau Everett mitteilen will, und warum er diesen Weg dafür wählt, ist mir nicht ganz klar. So wie ich auch nie weiß, ob er hochgradig symbolisch arbeitet, oder einfach frei nach Schnauze seine Texte genau so zu Papier bringt, weil es ihn amüsiert, Verwirrung zu stiften. Mit dieser Ambivalenz hatte ich dieses Mal mehr Probleme, als bei “Dr No”, weil das Thema greifbarer, grauenhaft und wichtig ist. Everett ist witzig. Lynchjustiz an Schwarzen oder sonst irgendwem ist es nicht. Aber es kam bei mir auch nicht zu einer dieser bekannten und oft genialen Situationen, in denen einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Es gab im Buch nur eine Stelle, an der ich mich wirklich innerlich getroffen gefühlt habe, und das war die Liste mit ermordeten Schwarzen. Seite um Seite, Name um Name. Aber die fast slaptstickähnliche Handlung drumherum hat für mein Empfinden das Thema völlig ausgebremst.

Ein anderes Manko sind vielleicht noch die Charaktere. Ja, sie sind schlagfertig und amüsant, aber auch irgendwie alle auf dieselbe Art und Weise. Das macht Spaß, nutzt sich aber auch etwas ab und versperrt jeder Art von Tiefgang den Weg.

Ich erwähne sie viel zu selten, weil ich in der Regel finde, dass ich eine Übersetzung schlecht bewerten kann, wenn ich das Original nicht mal kenne, aber Nikolaus Stingls Leistung möchte ich unbedingt hervorheben. In der Regel vertrete ich die Meinung, dass man den Humor der englischen Sprache nicht ins Deutsche übersetzen kann. Aber Stingl kann (mein persönliches Highlight: Trumps Rede zur aktuellen Lage). Kein Wunder, dass seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet wurden. Ein Name, auf den ich ab sofort achten werde.

Zusammengefasst kann ich sagen: Ich lese Everett gerne, ich schätze ihn auch sehr und ich werde bestimmt mehr von ihm lesen. Aber wenn ich, wie in diesem Fall, gezwungen bin, mir im Nachhinein Gedanken über die Lektüre zu machen, breitet sich Unzufriedenheit aus. Die Unzufriedenheit eines Lesers, der das Gefühl hat, etwas verpasst und nicht verstanden zu haben. Anderen wird das sicher nicht so gehen. Und diejenigen, denen es so geht, wie mir, werden zumindest ein wunderbares Leseerlebnis gehabt haben.

Shortlist Booker Prize 2022
Shortlist Dublin Literary Award 2023 (der Gewinner wird am 25. Mai 2023 bekannt gegeben)

Bewertung vom 12.04.2023
Der Hoffnungsvogel
Boie, Kirsten

Der Hoffnungsvogel


sehr gut

Seit einiger Zeit scheint das Glückliche Land seinen Namen nicht mehr verdient zu haben. Unzufrieden und streitsüchtig sind seine Bewohner geworden. Die gute Königin ist sich sicher, das kann nur daran liegen, dass der Hoffnungsvogel verschwunden ist. Sein Gesang hatte immer für Fröhlichkeit und Freundlichkeit gesorgt und den Trauernden Trost gebracht. Um ihr Land vor Zorn und Zwietracht zu schützen, schickt die gute Königin ihren Sohn, den freundlichen Prinzen Jabu, los, den Hoffnungsvogel zu finden. Jabu ist zuerst nicht so überzeugt von dieser Aufgabe. Schließlich ist er noch ein Kind und ein Schwert will ihm seine Mutter auch nicht mitgeben. Aber zum Glück erklärt sich Alva, die Tochter der Leuchtturmwärterin, bereit, ihn zu begleiten. Die hat zwar auch kein Schwert, aber Mut und viele Ideen. Und außerdem sind schwere Aufgaben ja eh leichter, wenn man sie nicht alleine bewältigen muss. Wie schwer die Aufgaben dann tatsächlich werden, hätten sich die beiden allerdings auch nicht träumen lassen…

Auch wenn meine Kindheit seit ein oder zwei Jahren vorbei ist, lese ich Kirsten Boie immer wieder gerne. Mich beeindruckt, wie viele Genres und Altersklassen sie umspannt, und dabei immer ganz unverwechselbar bleibt. Und wie sie wichtige Themen aufgreift, die viele Kinder betreffen, in der Kinderliteratur aber eher stiefmütterlich behandelt werden. Aber vor allem liebe ich, dass sie das Talent hat, diese Atmosphäre zu schaffen, die ich hier mal aus Mangel eines besseren Begriffs den Bullerbü-Faktor nennen will. Eine Welt zu kreieren, die, ohne Probleme zu ignorieren, die schönste Zeit der Kindheit heraufbeschwören kann. Dieses Gefühl von Freiheit, Sommerferien, Abenteuer und Sorglosigkeit.

Als Vielschreiberin hat Boie aber auch den kleinen Nachteil, dass ihre Bücher in Konkurrenz zueinander stehen. Und in diesem Kontext habe ich “Der Hoffnungsvogel” - ungefähr mein 57. Buch von ihr - eher im Mittelfeld gesehen. Das liegt vor allem an meinem ganz persönlichen Geschmack. Ich konnte noch nie allzu viel mit Märchen und Abenteuergeschichten anfangen, und “Der Hoffungsvogel” ist beides zu großen Anteilen. Es mag an dieser Grundeinstellung gelegen haben, dass ich die Geschichte öfter unausgegoren bis unlogisch fand und mich nicht richtig hineinfühlen konnte.

Was mir davon abgesehen ins Auge gesprungen ist, ist die “politische Korrektheit” des Buches, die sich vor allem in einer Vielzahl an Hautfarben und Frauen in typischen Männerberufen niedergeschlagen, sich für mich aber nicht immer komplett natürlich angefühlt hat. Was durchaus daran liegen kann, dass in meiner Kindheit kulturelle Vielfalt und Emanzipation eher seltener Eingang in Kinderbücher fanden. Sehr gut gefallen hat mir, dass diese Themen gar nicht thematisiert werden, sondern einfach sind. Die Vorstellung, dass heutige und zukünftige Generationen mit Büchern aufwachsen, in denen die Dinge einfach so sind, wie sie sein sollten, ohne dass man sie diskutieren müsste, finde ich eigentlich sehr schön. Mein besonderes Highlight war diesbezüglich die Stelle (unwesentlicher Minispoiler), an der Alva Jabu ihre schweren Sachen tragen lässt, eben WEIL sie niemandem etwas beweisen muss. Da ist Boie der Realität schon ein Stück voraus. In die richtige Richtung.

Auf keinen Fall sollten die wunderbaren Bilder von Katrin Engelking unterschlagen werden. Sie hat zwar nicht alle, aber so viele Bücher von Boie großartig illustriert, dass für mich die Werke beider Frauen untrennbar zusammengehören.. Und ihre Bilder für den “Hoffnungsvogel sind so schön, dass ich einige Zeit damit verbracht habe, in sie hineinzuzoomen und mich an den Details zu erfreuen. Ehrlich gesagt würde ich sie mir auch gerahmt an die Wand hängen.

Zusammengefasst war “Der Hoffnungsvogel” also nicht das Boie-Buch, das mir als erstes einfallen würde, wenn ich eins empfehlen sollte, aber es ist ein echter Boie und somit schon lesenswert genug. Es macht Spaß, wie sie sich immer wieder direkt an ihren Leser wendet (auch wenn ich mich ein oder zweimal gefragt habe, ob sich das angesprochene Kind nicht eventuell ausgeschlossen fühlen könnte, wenn ihm Kenntnisse oder Erlebnisse unterstellt werden, die es eventuell gar nicht hat), und ich kann es mir gut zum Vorlesen, aber auch für Erstleser vorstellen. Was soll ich sagen, Boie ist es eigentlich immer wert.

Bewertung vom 22.03.2023
Young Mungo (MP3-Download)
Stuart, Douglas

Young Mungo (MP3-Download)


ausgezeichnet

Glasgow in den 1990ern. Mungos Leben unterscheidet sich nicht sehr von dem der anderen Kinder und Jugendlichen seines Viertels. Seine alleinerziehende Mutter trinkt zu viel und verschwindet von Zeit zu Zeit, wenn sie einen Mann kennengelernt hat, von dem sie sich ein besseres Leben verspricht. Mungos älterer Bruder Hamish ist ein gefürchteter Bandenanführer, der sich seinen Ruf mit Einbrüchen und Kämpfen gegen die verhassten Katholiken aufgebaut hat. Nur Mungos Schwester Jodie versucht, die Familie zusammenzuhalten, und Mungo ein halbwegs normales und stabiles Leben zu bieten. Aber wirklich schützen kann auch sie ihren kleinen Bruder vor der Realität ihrer Umgebung nicht.

Neue Perspektiven eröffnen sich Mungo erst, als er James kennenlernt. James, der einen Taubenschlag hat, und seine Zeit lieber mit den Tieren verbringt, als sich mit den Gleichaltrigen des Viertels abzugeben. James ist Katholik, doch trotzdem entsteht eine Bindung zwischen Mungo und ihm, die über Freundschaft hinausgeht. Eine Verbindung, die an jenem Ort in jener Zeit nicht nur ungern gesehen ist, sondern auch tödlich enden könnte.

Ich mochte Douglas Stuarts Debüt-Roman “Shuggie Bain”, der 2021 den Booker Prize erhielt (Fun-Fakt am Rande: nachdem das Manuskript vorher von 30 Verlagen abgelehnt worden war). Als ich aber dann in “Young Mungo” zum ersten Mal reingehört habe, war mein erster Gedanke “Oh nein, da ist der gute Mann (=Douglas Stuart) doch tatsächlich auf seinen eigenen Erfolgszug aufgesprungen und hat den gleichen Roman noch einmal geschrieben. Nur dieses Mal mit einem etwas älteren Shuggie, der jetzt eben Mungo heißt.” Dieses Gefühl hat sich aber ganz schnell wieder gelegt. Ja, wir sind wieder im selben Milieu, und ja, Mungo ist, wie Shuggie, ein Junge, der nicht in das Umfeld, in das er hineingeboren wurde, passt. Aber Mungo ist nicht Shuggie. Parallelen hin oder her, Stuart entwickelt trotzdem nicht nur eine neue Geschichte, sondern auch eine andere Atmosphäre. Für mich haben sich beide Romane sehr schnell komplett voneinander gelöst, und ich war ganz in dieser neuen Mungo-Welt gefangen. Ob sich das noch weitere Male wiederholen lässt, weiß ich allerdings nicht. Ich habe meine Zweifel, aber für diese Runde ziehe ich meinen imaginären Hut.

Was nun speziell die Hörbuchversion betrifft, so tun sich hier andere Schwierigkeiten auf. Ich muss aber gleich sagen, dass das nicht am Sprecher liegt. Julian Horeyseck ist großartig, von dieser Seite aus hätte man es nicht besser machen können (an dieser Stelle auch meinen Respekt an die Übersetzerin Sophie Zeitz und meinen Dank für die Entscheidung, das Glaswegian nicht durch irgendeinen deutschen Dialekt wiedergeben zu wollen). Das Problemchen liegt viel eher darin, dass Stuart auf zwei Zeitebenen erzählt, zwischen denen er hin und her springt. Beim Hören habe ich das nicht sofort verstanden, und als es mir dann klar war, waren die Übergänge von der einen in die andere Zeitebene nicht immer sofort offensichtlich. Aber das ist eindeutig Jammern auf hohem Niveau und kostet in meiner Gesamteinschätzung höchstens eine Zackenspitze am fünften Stern.

Was man vielleicht noch erwähnen sollte ist, dass “Young Mungo” keine leichte Kost ist. Zum einen ist die gesamte Atmosphäre durch die Unsinnigkeit des Hasses und der Gewalt nicht einfach zu ertragen, aber vor allem spielt auch sexueller Missbrauch eine zentrale Rolle. Stuart hat eine ganz eigene Weise, an dieses Thema heranzugehen, die es durch ihre fast schon ein wenig lapidare (aber keinesfalls herunterspielende) Art fast noch schwerer erträglich macht.

Zusammengefasst: ein sehr gelungener zweiter Roman, der es mit seinem Vorgänger allemal aufnehmen kann, wenn er ihm nicht sogar ein wenig an Ausgereiftheit überlegen ist. Ich bin auf Stuarts nächstes Buch gespannt. Und spreche bis dahin eine eindeutige Hörempfehlung aus.